Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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drehen

drehen
im kreis bewegen, ahd. drâjan trâhan in kitrâhit Graff 5, 238. mhd. dræjen, zusammengezogen dræn Ben. 1, 387, niederd. draien dreien Brem. wörterb. 1, 238. 244. niederl. draien, ags. þrâwan, engl. throw, dän. dreie. im mhd. lautet das prät. drâte dræte, das part. prät. gedrât gedræt, selten ist die starke form gedrân: in der Wetterau sagt man, nach einer bemerkung Weicands, noch heute drôt und gedrôt. in dem 15ten und 16ten jahrhundert trawen Vocab. predic. Dd iiij, dräjen Dasypod. 247ᶜ. 316ᶜ, träjen Maaler 405ᶜ, dregen Voc. incip. teut. d 4, tregen Keisersberg Bilger 54ᵈ, im 17ten jahrh. draen gedräet Schönsleder L 3. drähen dreen dreien, gedräet Henisch 740. wegen des übergangs von j in g und w ist Gramm. 1, 435. 436 nachzusehen. im 18ten jahrh. ist h und das unorganische e für ä entschieden. das lat. tornare, torquere, mit versetzung des r, gehört hierher, ital. torcere, franz. tordre.
1.
transitiv.
a.
umdrehen, im kreis um einen mittelpunct, eine achse bewegen. man dreht den bratenwender, das rad. der elefant kann die (walze der) orgel mit dem rüssel drehen. traien wenn man spinnt torquere stamina digitis Maaler 405ᶜ, die spillen traien fusos torquere das.
wenn der sturm
heulend staub in finstre wirbel drehet
eine vom bischof in partibus gedrehte zwirnmühle J. Paul Holzschnitte x, 119.
was sich liesz im stillen
drehn zu pillen
frisch, o mädchen, dreht das rad (spinnrad)
Voss 4, 238.
silberne spindeln drehen
Mörike Ged. 61.
laszt sie (die lüfte) wehen von morgen und abend,
meine leere mühle zu drehen
23.
den bohrer drehend ein loch machen, ein loch drehen.
gebenedeiet sei die hand
die solch ein loch durch dich (wand) thät drehen.
Gryph. 1, 738.
düten drehen das papier zu düten drehen.
b.
bewegen, wenden, mit näherer bestimmung. die windmühle nach dem wind drehen. drähen umbwenden umbkeren Henisch 740. den hals rechts oder links drehen. er drehte den kopf mehrmals zurück blickte rückwärts. die augen hin und wider, hin und her drehen Henisch 740. Stieler 329.
den wer nicht schiert, der wird geschoren,
sobald er nur den rücken dreht (sich umwendet).
den wagen drehen Steinbach 1, 187. er drehte seine augäpfel gewaltsam auf die blätter nieder J. Paul Hesperus 1, 106.
wenn Otto es gesteht,
dasz seines vaters wink sein schwert nach dir gedreht.
c.
winden. zwei fäden zusammendrehen contorquere. etwas krumm drehen, entzwei drehen. ein fest gedrehtes seil. eine gedrehte granne (arista tortilis) ist schneckenförmig seitwärts gedreht. einem das schwert aus der hand drehen. die kälber laufen nicht, man trähe ihnen dann den wadel (schwanz) Fischart Garg. 101ᵃ. man zeigte mir dabei den unterschied zwischen links und rechts gedrehtem garn Göthe 23, 52.
in dir kann Flora nach begehren
sich tausendfache kränze drehn
kannst du von veilchen dir im lenze,
im herbst von astern späte kränze
auf einem stillen dörfchen drehn?
Göckingk 1, 180. 2, 86.
strohkränze drehen J. Paul Siebenkäs 3, 228. bildlich.
einen liebeshandel
gut einzufädeln, fein zu drehen
Gotter 1, 77.
d.
tanzen. ein weibsbild auf dem tanze, in dem tanze drehen Stieler 328. Steinbach 1, 287.
und wird auch kein schleifer, kein walzer getobt,
so drehn wir ein sittiges tänzchen
Göthe 1, 138.
gewöhnlicher ist sich drehen; s. 2, h.
e.
bildlich, einer sache eine andere richtung, gestalt, wendung, deutung, auslegung geben, aber gewaltsam und nicht in gutem sinn. eine sache drehen und wenden, zu seinem vortheil. das recht drehen es auf ungerechte weise deuten, misbrauchen, wie verdrehen. die gewaltigen raten nach irem mutwillen schaden zu thun und drehens wie sie wollen Micha 7, 3. es ist maniger scharfsinniger und doch ein schalk und kan die sachen drehen wie ers haben wil Sirach 19, 22.
Konrad sprach 'ein kaiserwort
soll man nicht drehn noch deuteln'
Bürger 26ᵃ.
gott, wie fein werden sie alles drehen, sagte er sich, und vor tournüre kaum reden J. Paul Flegeljahre 2, 39.
drehen freilich
läszt sich alles
2.
sich drehen.
a.
im kreis sich bewegen, sich umdrehen. Wolfram sagt
dô sich ir brüstel dræten unde ir reit val hâr begunde brûnen
die jungfrau heranwuchs
Titurel 36, 2.
die erde dreht sich mit groszer geschwindigkeit um ihre axe Steinbach 1, 287. er drehet sich wie ein mülstein Stieler 328. der himmel dreht sich um die erde herum 329.
wo sonst kein bratenwender schwirrt,
da dreht sich heut ein has am feuer
Göckingk 1, 201.
wie wenn die erde kreiszt, zerberstet, dampf und flammen
in wirbeln sich gen himmel drehn
augen welche sich wie feuerräder drehten
Gotter 1, 259.
so wie im sumpf sich drehet ein bläulicher schwarm der libellen
Voss 2, 196.
wie hehr sich millionen himmel
um millionen sonnen drehn
ders.
sorglos wie sich die stern am himmel drehen.
Lenau Neu. ged. 244.
uneigentlich. drehe dich nicht lange und geh fort quid moraris? festina Stieler 328. Steinbach 1, 287.
heil der schönsten aller stunden,
die sich um dein leben drehn
Bürger 12ᵃ.
mit wenig witz und viel behagen
dreht jeder sich im engen zirkeltanz,
wie junge katzen mit dem schwanz
Göthe 12, 107.
die artigen gesänge (in Erwin und Elmire) worauf sich alles dreht (die hauptpuncte, cardines), bleiben alle (in der neuen bearbeitung) wie natürlich 29, 83.
b.
sich winden.
entzückt der schöne sternenkranz,
der sich um ihren scheitel dreht,
nur sie
c.
sich fort machen, sich entfernen, aus vorsicht, klugheit, unbemerkt, sich drücken. sich ausdrehen (oben 1, 845), sich aus dem staub machen. in Baiern sich dräen Schmeller 1, 408, in Östreich sich drahn Castelli 112. hat sich mit aller schalkheit durch die lande gedrehet Luther Briefe 5, 640.
bevor mein aug und fusz sich aus dem lande drehn.
Günther 1121.
darnach lauf ich den schelmengank
und kan mich dregen ausz dem stank.
Murner Schelmenzunft 20ᵃ.
und werd mich drehn zum thor hinaus
Rebhuhn Klag 12.
die fledermaus
von andern vögeln drähet sich ausz
Waldis 27.
er hat sich hinausz gedräet eripuit, subripuit se, erepsit Schönsleder L 3.
und wer den pfaff wil sein gefreit,
der drehe sich aus zu rechter zeit
Eyering 3, 237.
d.
sich umwenden, einer andern richtung folgen. wir giengen erst gerad aus, dann drehten wir uns rechts. er verliesz uns und drehte sich links. du must dich mit der last dreen, sonst kanstu nicht zur thür hinaus Henisch 740.
nachdem sich der wind einmal drehte
Mörike Idylle 100.
uneigentlich, sein glück dreht sich wunderlich in der welt illius fortuna mirum in modum rotatur Stieler 328.
e.
im drehen sich fortbewegen.
spielst du mit schussern, das kügelchen rollt,
dreht sich zur grube so wie du gewollt
Göthe 4, 140.
f.
sich drehen und wenden allerlei versuche machen, etwas zu erreichen, sich aus einer verlegenheit, mislichen lage zu ziehen. wie sie sich auch drehen und wenden, sie erlangen nichts.
er dreht sich links, er dreht sich rechts,
der zopf der hängt ihm hinten
Chamisso Ged. 100.
g.
um etwas als hauptsache sich handeln; s. drehpunct. es dreht sich immer um den éinen punct, ich soll leben wie ich nicht leben mag Göthe 8, 213. und was die unterhaltung betraf, so drehte sie sich fast gänzlich um die verhöhnung des gegenwärtigen, freilich nicht sehr aufgeweckten menschen 24, 265. ein trauerspiel das sich um verbrechen drehte Klinger 10, 151.
h.
tanzen.
lasz sie sich drehen und lasz du uns wandeln
Göthe 1, 30.
zween haupttummler tanzten im kreise
wie der gesang begann und drehten sich in der mitte.
Voss Odyssee 4, 20.
siehe wie schwebenden schritts im wellenschwung sich die paare
drehen! den boden berührt kaum der geflügelte fusz.
Schiller 85ᵇ.
zum tanz berauschend sangen helle geigen,
die schöne jugend drehte sich im reigen
Lenau Neu. ged. 244.
dann beim spiel von zauberglocken
drehn die schwestern sich im tanz
Mörike Ged. 204.
3.
intransitiv wie sich drehen in seinen verschiedenen bedeutungen.
a.
sich im kreis drehen.
die sterne
die unter deinen füszen drehn
Haller 165.
je mehr man kennt, je mehr man weisz,
erkennt man 'alles dreht im kreis'
Göthe 4, 385
ein kalter kalter verzehrender schweisz lähmt mir jedes glied. es dreht mir alles vorm gesicht 8, 155. 42, 215. 442.
aber sag mir ob wir stehen
oder ob wir weiter gehen?
alles alles scheint zu drehen,
fels und bäume die gesichter
schneiden, und die irren lichter
die sich mehren, die sich blähen
12, 205.
der sein ganzes leben den sternhimmel über seinem haupte drehen sieht 50, 49.
stäubchen in der sonne drehen
Gotter 1, 55.
soll Zeus dem starrsinn eines weibes wohl
planeten drehn und sonnen stillstehn heiszen?
es dreht, es stürmt der wind und schneeflocken wirbeln in der luft.
frau Venus, wie man weisz,
pflegt nicht fernab zu sein. es friere noch solch eis,
es drehe, wie es wil, sie läszt sich nichts erhalten (abhalten),
reist ihrem buhlen nach, versperrt den lahmen alten.
Fleming 165.
wenn der eurische nordost
in die hohlen dächer pfeifet,
und es umm die thüren reifet:
wenn es dreht und flocken schloszt,
dasz wir fast nicht ohne grauen
für das kalte fenster schauen
221.
b.
wirbelnd sich fort bewegen.
wirbelchen drehn mit ihm (dem strome) fort
Klopstock 2, 90.
c.
sich umwenden. die pferde können hier nicht drehen.
und lang (erzählt Silen) indesz nach ihrem (der Hebe) strausz am busen.
sie schreit, als hätt ich ihr wer weisz was angethan,
dreht sich zurück und schlüpft (das estrich schwamm im weine,
war glatt wie eis), kurz eure arme kleine
schlüpft im drehn, glitscht rückwärts aus und fällt.
Wieland Juno und Ganymed v. 266 folg.
Thoulouse liesz unverrichteter dinge seine schiffe drehen und segelte wieder rückwärts Schiller 843. wo er sich nach einer kurzen erholung mit neuen truppen verstärkte und dann plötzlich nach Schlesien drehte 913.
d.
tanzen, besonders den dreher.
ich liebe den tanz mit schwärmerei.
versprechen sie mir, wenn etwa eine der feen
den spasz mir macht, ein stündchen oder zwei
mit ihrer dienerin zu drehn, u. s. w.
Wieland 4, 45.
da drehten die pärchen allzumal,
ein jedes mädchen mit seinem wicht
3, 190.
da hört ich geigen, pfeifen,
die fenster glänzten weit,
dazwischen drehn und schleifen
viel fremde fröhliche leut
am fenster drehn und schleifen
viel schöne geputzte leut
52.
4.
wie drechseln. diese bedeutung ist häufig im ahd. und mhd. sie wird angegeben im Vocab. incip. teut. d 4. Vocab. predic. Dd iiij. bei Dasypod. 217ᶜ. 316ᶜ. Maaler 405ᶜ. Schönsleder L 3. Henisch 740. Stieler 318. Frisch 1, 208ᵃ. auch das niederd. dreien, niederl. draaien, engl. throw und dän. dreie haben beide bedeutungen. vergl. drechseln 3.
ein degen säuberlich und stolz,
sam er gedrait wär aus holz
Wittenweiler Ring 2ᵃ, 10.
wir solten es ein drechsel lassen seen,
ob er ein kopf (becher) darausz mocht dreen.
Fastnachtsp. 213, 4.
darausz (aus holz) drehen sie ringe die man zur schiffart und segellatten gebraucht Henisch 740. es musz gerad holz sein, was zu drehen dienen sol: was windschaffen, widerspenstig, knorrig oder steingallig ist, das dient nicht zu drehen, man verderbt nur die eisen drin 741. ein gedrähter tischfusz 740. gedreet arbeit opus tornis factum 741. allerlei gedrehete werke, gedrechselte sachen Stieler 329. gedrehet silber argentum pusulatum das. eine gedrehte kugel globus tornatilis Frisch 1, 205ᵃ. im mhd. oft bildlich,
got dich (die jungfrau Maria) selbe nâch wunsche drâte.
MS. 1, 28ᵇ.
al weinde diu frouwe reit,
daz si begôz ir brüstelîn,
als si gedræt solden sîn
Parz. 258, 26.
dann etwas künstlich und fein ausdenken, ausarbeiten, abrunden, da das runde nur durch drechseln kann hervorgebracht werden ein runde und wol getraite oder geschliffene red, die nit vil krumbs oder überflüssigs hat, daran nichts mangelt oratio teres Maaler 405ᶜ. fahre fort, lasz doch her gehen, lasz sehen was du darausz drähen wollest Henisch 740. die lug ist allzeit gedrehet 741. sie verstand ihr amt besser als einer der syllogismen dreht Fr. Müller 2, 177. ein artig gedrehtes kompliment Wieland 2, 49. aus euerm gutenmorgen drehte er ein bonmot J. Paul Hesp. 2, 146
5.
redensarten. einem eine nase drehen einem etwas weisz machen, einen hinterlistig teuschen, betrügen, dolis deludere, ludificari aliquem, fallaciam fingere. da drehen sie (die prediger) im (dem wort gottes) eine nasen Luther 4, 54ᵇ. Calasiris beredet Chariclem, Theagenem und Charicliam was er wil, drähet ihnen eine nasen Buch der liebe 193, 3. 197, 1. es müst ein guter kerzenmacher sein, der gott ein wächsin (wächserne) nasen andrehet Henisch 740. ein jeder seinem handel eine nase drehet 741.
der einfalt nasen drehn,
den schwachen hintergehn
setzte mir demnach vor ich wolte ihm eine nase drehen Simpliciss. 1, 416.
ir wollt mir, hör ich wohl, ein kleines näschen drehn.
wo käme mir noch eine Venus her?
Wieland Urtheil des Paris 559.
seitdem der derwisch (der todte wieder lebendig machen konnte) dem tod eine nase drehte Klinger Theater 3, 177. ebenso einem einen affen drehen.
da ich fürwar das meist wol seh
das man den leutn nur affen dräh
und unter einem guten schein
sie listig hinderkomme fein.
Mauricius Die weisen aus morgenl. A ⅤⅠⅠᵇ.
etwas zu bolzen drehen allzu hart und scharf auslegen, beurtheilen.
wer kan alle ding zu polzen drähen?
Henisch 740.
ist der regent nicht selbst exemplarisch, so wird man wenig auf seine gebot und gesetz geben, weil man ohne disz ihnen alles gerne zweimal zu pölzen drehet und bald etwas zu tadeln findet
Simpliciss. 1, 151.
weitere beispiele oben 1, 235. einem den hut drehen als zeichen der geringschätzung. hätten sie ihm zwar zu trinken, darneben aber auch nasenstüber gegeben, ihm den hut gedrähet und ihn vor ihren narren gehalten Simpliciss. 2, 324.
denn eh sie sichs versähen
würd er mit seinen fäusten ihnen
die nase auf den rücken drehen
Göckingk 2, 147.
also musz, wer bei hofe leben und sein will, sich in die hofbräuche schicken und richten lernen. er musz steif fuchsschwänzen und alles recht und gut heiszen können, er musz lachen, wann sein herr lachet, mit weinen, wann er weinet, und wann er wild und trotzig ist, so musz er auch sauer mit darein sehen und also sich in allem nach seines herren pfeife drehen nach seiner pfeife tanzen Simpliciss. 1, 121.
den mantel nach dem winde drehen
Göckingk 2, 115.
nach dem winde hängen, ohne eigene gesinnung den herschenden ansichten sich fügen, um dadurch gunst oder vortheile zu erlangen. ursprünglich eine unverfängliche regel der lebensklugheit.
man sol den mantel kêren als daz weter gât.
Spervogel Minnes. frühl. 22, 25.
man sol den mantel kêren
als ie die winde sint gewant
Gottfried Tristan 262, 32.
ein man den nüschel kêret
als in daz weter lêret
Freidank 115, 2.
der nüschel ist die spange, schnalle, womit sich der mantel gegen wind und wetter wenden läszt.
besich in welhem zeit du pist,
darzuo, wie daz weter ist,
daz du deinen mantel gschwind
mugest keren gen dem wind
Wittenweiler Ring 28ᶜ, 16.
wann ich lasz mich an dem benügen
was mir gott täglich ist zufügen
und henk den mantel nach dem wind
spat sitzen, darzu auch früe aufstehn
und anhalten den ganzen tag
mit arbeit, wo man kan und mag:
den mantel nach sauerm wind zu keren,
wo anderst sie wöllen mit eren
auszkumen auch als biderleut
ders.
ähnlich,
und wenden dick den huͦt
nach dem wind her und dar
Hätzlerin 209.
vergl. Zarncke zu Brants Narrenschiff s. 302. einem eins drüber drehen einen schlag versetzen, etwa mit einer finte in kreisbewegung?
sol wir sie nicht mit krieges that
ein stück unsers gwalts laszen sehn
und in eins darüber drehn,
wiewol sie sind in unserm bund?
H. Sachs 3. 1, 162ᵇ.
da wil ich ihn nit einzing zupfen,
sunder die schwingfedern auszrupfen.
ich wil im eins drüber drehen,
das du solt dein wunder sehen
3. 3, 22ᵇ.
der kopf dreht mir, περιφέρεται, ich bin betäubt, verwirrt, komme nicht zur besinnung. ich habe so abscheulich viel leute gehabt dasz mir der kopf ganz drehet Elisabeth v. Orleans 221. die zerstreuung der messe, von der uns der kopf gewissermaszen noch drehet Reiske bei Lessing 13, 292. genug, es mag den jüngern dabei der kopf gedreht haben Göthe 56, 221. sich den verstand schief drehen Lichtenberg 5, 89.
6.
s. abdrehen. andrehen. aufdrehen. ausdrehen. beidrehen. eindrehen. herumdrehen. umdrehen. verdrehen. zerdrehen. zudrehen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1361, Z. 67.

drehen

drehen
im kreis bewegen, ahd. drâjan trâhan in kitrâhit Graff 5, 238. mhd. dræjen, zusammengezogen dræn Ben. 1, 387, niederd. draien dreien Brem. wörterb. 1, 238. 244. niederl. draien, ags. þrâwan, engl. throw, dän. dreie. im mhd. lautet das prät. drâte dræte, das part. prät. gedrât gedræt, selten ist die starke form gedrân: in der Wetterau sagt man, nach einer bemerkung Weicands, noch heute drôt und gedrôt. in dem 15ten und 16ten jahrhundert trawen Vocab. predic. Dd iiij, dräjen Dasypod. 247ᶜ. 316ᶜ, träjen Maaler 405ᶜ, dregen Voc. incip. teut. d 4, tregen Keisersberg Bilger 54ᵈ, im 17ten jahrh. draen gedräet Schönsleder L 3. drähen dreen dreien, gedräet Henisch 740. wegen des übergangs von j in g und w ist Gramm. 1, 435. 436 nachzusehen. im 18ten jahrh. ist h und das unorganische e für ä entschieden. das lat. tornare, torquere, mit versetzung des r, gehört hierher, ital. torcere, franz. tordre.
1.
transitiv.
a.
umdrehen, im kreis um einen mittelpunct, eine achse bewegen. man dreht den bratenwender, das rad. der elefant kann die (walze der) orgel mit dem rüssel drehen. traien wenn man spinnt torquere stamina digitis Maaler 405ᶜ, die spillen traien fusos torquere das.
wenn der sturm
heulend staub in finstre wirbel drehet
eine vom bischof in partibus gedrehte zwirnmühle J. Paul Holzschnitte x, 119.
was sich liesz im stillen
drehn zu pillen
frisch, o mädchen, dreht das rad (spinnrad)
Voss 4, 238.
silberne spindeln drehen
Mörike Ged. 61.
laszt sie (die lüfte) wehen von morgen und abend,
meine leere mühle zu drehen
23.
den bohrer drehend ein loch machen, ein loch drehen.
gebenedeiet sei die hand
die solch ein loch durch dich (wand) thät drehen.
Gryph. 1, 738.
düten drehen das papier zu düten drehen.
b.
bewegen, wenden, mit näherer bestimmung. die windmühle nach dem wind drehen. drähen umbwenden umbkeren Henisch 740. den hals rechts oder links drehen. er drehte den kopf mehrmals zurück blickte rückwärts. die augen hin und wider, hin und her drehen Henisch 740. Stieler 329.
den wer nicht schiert, der wird geschoren,
sobald er nur den rücken dreht (sich umwendet).
den wagen drehen Steinbach 1, 187. er drehte seine augäpfel gewaltsam auf die blätter nieder J. Paul Hesperus 1, 106.
wenn Otto es gesteht,
dasz seines vaters wink sein schwert nach dir gedreht.
c.
winden. zwei fäden zusammendrehen contorquere. etwas krumm drehen, entzwei drehen. ein fest gedrehtes seil. eine gedrehte granne (arista tortilis) ist schneckenförmig seitwärts gedreht. einem das schwert aus der hand drehen. die kälber laufen nicht, man trähe ihnen dann den wadel (schwanz) Fischart Garg. 101ᵃ. man zeigte mir dabei den unterschied zwischen links und rechts gedrehtem garn Göthe 23, 52.
in dir kann Flora nach begehren
sich tausendfache kränze drehn
kannst du von veilchen dir im lenze,
im herbst von astern späte kränze
auf einem stillen dörfchen drehn?
Göckingk 1, 180. 2, 86.
strohkränze drehen J. Paul Siebenkäs 3, 228. bildlich.
einen liebeshandel
gut einzufädeln, fein zu drehen
Gotter 1, 77.
d.
tanzen. ein weibsbild auf dem tanze, in dem tanze drehen Stieler 328. Steinbach 1, 287.
und wird auch kein schleifer, kein walzer getobt,
so drehn wir ein sittiges tänzchen
Göthe 1, 138.
gewöhnlicher ist sich drehen; s. 2, h.
e.
bildlich, einer sache eine andere richtung, gestalt, wendung, deutung, auslegung geben, aber gewaltsam und nicht in gutem sinn. eine sache drehen und wenden, zu seinem vortheil. das recht drehen es auf ungerechte weise deuten, misbrauchen, wie verdrehen. die gewaltigen raten nach irem mutwillen schaden zu thun und drehens wie sie wollen Micha 7, 3. es ist maniger scharfsinniger und doch ein schalk und kan die sachen drehen wie ers haben wil Sirach 19, 22.
Konrad sprach 'ein kaiserwort
soll man nicht drehn noch deuteln'
Bürger 26ᵃ.
gott, wie fein werden sie alles drehen, sagte er sich, und vor tournüre kaum reden J. Paul Flegeljahre 2, 39.
drehen freilich
läszt sich alles
2.
sich drehen.
a.
im kreis sich bewegen, sich umdrehen. Wolfram sagt
dô sich ir brüstel dræten unde ir reit val hâr begunde brûnen
die jungfrau heranwuchs
Titurel 36, 2.
die erde dreht sich mit groszer geschwindigkeit um ihre axe Steinbach 1, 287. er drehet sich wie ein mülstein Stieler 328. der himmel dreht sich um die erde herum 329.
wo sonst kein bratenwender schwirrt,
da dreht sich heut ein has am feuer
Göckingk 1, 201.
wie wenn die erde kreiszt, zerberstet, dampf und flammen
in wirbeln sich gen himmel drehn
augen welche sich wie feuerräder drehten
Gotter 1, 259.
so wie im sumpf sich drehet ein bläulicher schwarm der libellen
Voss 2, 196.
wie hehr sich millionen himmel
um millionen sonnen drehn
ders.
sorglos wie sich die stern am himmel drehen.
Lenau Neu. ged. 244.
uneigentlich. drehe dich nicht lange und geh fort quid moraris? festina Stieler 328. Steinbach 1, 287.
heil der schönsten aller stunden,
die sich um dein leben drehn
Bürger 12ᵃ.
mit wenig witz und viel behagen
dreht jeder sich im engen zirkeltanz,
wie junge katzen mit dem schwanz
Göthe 12, 107.
die artigen gesänge (in Erwin und Elmire) worauf sich alles dreht (die hauptpuncte, cardines), bleiben alle (in der neuen bearbeitung) wie natürlich 29, 83.
b.
sich winden.
entzückt der schöne sternenkranz,
der sich um ihren scheitel dreht,
nur sie
c.
sich fort machen, sich entfernen, aus vorsicht, klugheit, unbemerkt, sich drücken. sich ausdrehen (oben 1, 845), sich aus dem staub machen. in Baiern sich dräen Schmeller 1, 408, in Östreich sich drahn Castelli 112. hat sich mit aller schalkheit durch die lande gedrehet Luther Briefe 5, 640.
bevor mein aug und fusz sich aus dem lande drehn.
Günther 1121.
darnach lauf ich den schelmengank
und kan mich dregen ausz dem stank.
Murner Schelmenzunft 20ᵃ.
und werd mich drehn zum thor hinaus
Rebhuhn Klag 12.
die fledermaus
von andern vögeln drähet sich ausz
Waldis 27.
er hat sich hinausz gedräet eripuit, subripuit se, erepsit Schönsleder L 3.
und wer den pfaff wil sein gefreit,
der drehe sich aus zu rechter zeit
Eyering 3, 237.
d.
sich umwenden, einer andern richtung folgen. wir giengen erst gerad aus, dann drehten wir uns rechts. er verliesz uns und drehte sich links. du must dich mit der last dreen, sonst kanstu nicht zur thür hinaus Henisch 740.
nachdem sich der wind einmal drehte
Mörike Idylle 100.
uneigentlich, sein glück dreht sich wunderlich in der welt illius fortuna mirum in modum rotatur Stieler 328.
e.
im drehen sich fortbewegen.
spielst du mit schussern, das kügelchen rollt,
dreht sich zur grube so wie du gewollt
Göthe 4, 140.
f.
sich drehen und wenden allerlei versuche machen, etwas zu erreichen, sich aus einer verlegenheit, mislichen lage zu ziehen. wie sie sich auch drehen und wenden, sie erlangen nichts.
er dreht sich links, er dreht sich rechts,
der zopf der hängt ihm hinten
Chamisso Ged. 100.
g.
um etwas als hauptsache sich handeln; s. drehpunct. es dreht sich immer um den éinen punct, ich soll leben wie ich nicht leben mag Göthe 8, 213. und was die unterhaltung betraf, so drehte sie sich fast gänzlich um die verhöhnung des gegenwärtigen, freilich nicht sehr aufgeweckten menschen 24, 265. ein trauerspiel das sich um verbrechen drehte Klinger 10, 151.
h.
tanzen.
lasz sie sich drehen und lasz du uns wandeln
Göthe 1, 30.
zween haupttummler tanzten im kreise
wie der gesang begann und drehten sich in der mitte.
Voss Odyssee 4, 20.
siehe wie schwebenden schritts im wellenschwung sich die paare
drehen! den boden berührt kaum der geflügelte fusz.
Schiller 85ᵇ.
zum tanz berauschend sangen helle geigen,
die schöne jugend drehte sich im reigen
Lenau Neu. ged. 244.
dann beim spiel von zauberglocken
drehn die schwestern sich im tanz
Mörike Ged. 204.
3.
intransitiv wie sich drehen in seinen verschiedenen bedeutungen.
a.
sich im kreis drehen.
die sterne
die unter deinen füszen drehn
Haller 165.
je mehr man kennt, je mehr man weisz,
erkennt man 'alles dreht im kreis'
Göthe 4, 385
ein kalter kalter verzehrender schweisz lähmt mir jedes glied. es dreht mir alles vorm gesicht 8, 155. 42, 215. 442.
aber sag mir ob wir stehen
oder ob wir weiter gehen?
alles alles scheint zu drehen,
fels und bäume die gesichter
schneiden, und die irren lichter
die sich mehren, die sich blähen
12, 205.
der sein ganzes leben den sternhimmel über seinem haupte drehen sieht 50, 49.
stäubchen in der sonne drehen
Gotter 1, 55.
soll Zeus dem starrsinn eines weibes wohl
planeten drehn und sonnen stillstehn heiszen?
es dreht, es stürmt der wind und schneeflocken wirbeln in der luft.
frau Venus, wie man weisz,
pflegt nicht fernab zu sein. es friere noch solch eis,
es drehe, wie es wil, sie läszt sich nichts erhalten (abhalten),
reist ihrem buhlen nach, versperrt den lahmen alten.
Fleming 165.
wenn der eurische nordost
in die hohlen dächer pfeifet,
und es umm die thüren reifet:
wenn es dreht und flocken schloszt,
dasz wir fast nicht ohne grauen
für das kalte fenster schauen
221.
b.
wirbelnd sich fort bewegen.
wirbelchen drehn mit ihm (dem strome) fort
Klopstock 2, 90.
c.
sich umwenden. die pferde können hier nicht drehen.
und lang (erzählt Silen) indesz nach ihrem (der Hebe) strausz am busen.
sie schreit, als hätt ich ihr wer weisz was angethan,
dreht sich zurück und schlüpft (das estrich schwamm im weine,
war glatt wie eis), kurz eure arme kleine
schlüpft im drehn, glitscht rückwärts aus und fällt.
Wieland Juno und Ganymed v. 266 folg.
Thoulouse liesz unverrichteter dinge seine schiffe drehen und segelte wieder rückwärts Schiller 843. wo er sich nach einer kurzen erholung mit neuen truppen verstärkte und dann plötzlich nach Schlesien drehte 913.
d.
tanzen, besonders den dreher.
ich liebe den tanz mit schwärmerei.
versprechen sie mir, wenn etwa eine der feen
den spasz mir macht, ein stündchen oder zwei
mit ihrer dienerin zu drehn, u. s. w.
Wieland 4, 45.
da drehten die pärchen allzumal,
ein jedes mädchen mit seinem wicht
3, 190.
da hört ich geigen, pfeifen,
die fenster glänzten weit,
dazwischen drehn und schleifen
viel fremde fröhliche leut
am fenster drehn und schleifen
viel schöne geputzte leut
52.
4.
wie drechseln. diese bedeutung ist häufig im ahd. und mhd. sie wird angegeben im Vocab. incip. teut. d 4. Vocab. predic. Dd iiij. bei Dasypod. 217ᶜ. 316ᶜ. Maaler 405ᶜ. Schönsleder L 3. Henisch 740. Stieler 318. Frisch 1, 208ᵃ. auch das niederd. dreien, niederl. draaien, engl. throw und dän. dreie haben beide bedeutungen. vergl. drechseln 3.
ein degen säuberlich und stolz,
sam er gedrait wär aus holz
Wittenweiler Ring 2ᵃ, 10.
wir solten es ein drechsel lassen seen,
ob er ein kopf (becher) darausz mocht dreen.
Fastnachtsp. 213, 4.
darausz (aus holz) drehen sie ringe die man zur schiffart und segellatten gebraucht Henisch 740. es musz gerad holz sein, was zu drehen dienen sol: was windschaffen, widerspenstig, knorrig oder steingallig ist, das dient nicht zu drehen, man verderbt nur die eisen drin 741. ein gedrähter tischfusz 740. gedreet arbeit opus tornis factum 741. allerlei gedrehete werke, gedrechselte sachen Stieler 329. gedrehet silber argentum pusulatum das. eine gedrehte kugel globus tornatilis Frisch 1, 205ᵃ. im mhd. oft bildlich,
got dich (die jungfrau Maria) selbe nâch wunsche drâte.
MS. 1, 28ᵇ.
al weinde diu frouwe reit,
daz si begôz ir brüstelîn,
als si gedræt solden sîn
Parz. 258, 26.
dann etwas künstlich und fein ausdenken, ausarbeiten, abrunden, da das runde nur durch drechseln kann hervorgebracht werden ein runde und wol getraite oder geschliffene red, die nit vil krumbs oder überflüssigs hat, daran nichts mangelt oratio teres Maaler 405ᶜ. fahre fort, lasz doch her gehen, lasz sehen was du darausz drähen wollest Henisch 740. die lug ist allzeit gedrehet 741. sie verstand ihr amt besser als einer der syllogismen dreht Fr. Müller 2, 177. ein artig gedrehtes kompliment Wieland 2, 49. aus euerm gutenmorgen drehte er ein bonmot J. Paul Hesp. 2, 146
5.
redensarten. einem eine nase drehen einem etwas weisz machen, einen hinterlistig teuschen, betrügen, dolis deludere, ludificari aliquem, fallaciam fingere. da drehen sie (die prediger) im (dem wort gottes) eine nasen Luther 4, 54ᵇ. Calasiris beredet Chariclem, Theagenem und Charicliam was er wil, drähet ihnen eine nasen Buch der liebe 193, 3. 197, 1. es müst ein guter kerzenmacher sein, der gott ein wächsin (wächserne) nasen andrehet Henisch 740. ein jeder seinem handel eine nase drehet 741.
der einfalt nasen drehn,
den schwachen hintergehn
setzte mir demnach vor ich wolte ihm eine nase drehen Simpliciss. 1, 416.
ir wollt mir, hör ich wohl, ein kleines näschen drehn.
wo käme mir noch eine Venus her?
Wieland Urtheil des Paris 559.
seitdem der derwisch (der todte wieder lebendig machen konnte) dem tod eine nase drehte Klinger Theater 3, 177. ebenso einem einen affen drehen.
da ich fürwar das meist wol seh
das man den leutn nur affen dräh
und unter einem guten schein
sie listig hinderkomme fein.
Mauricius Die weisen aus morgenl. A ⅤⅠⅠᵇ.
etwas zu bolzen drehen allzu hart und scharf auslegen, beurtheilen.
wer kan alle ding zu polzen drähen?
Henisch 740.
ist der regent nicht selbst exemplarisch, so wird man wenig auf seine gebot und gesetz geben, weil man ohne disz ihnen alles gerne zweimal zu pölzen drehet und bald etwas zu tadeln findet
Simpliciss. 1, 151.
weitere beispiele oben 1, 235. einem den hut drehen als zeichen der geringschätzung. hätten sie ihm zwar zu trinken, darneben aber auch nasenstüber gegeben, ihm den hut gedrähet und ihn vor ihren narren gehalten Simpliciss. 2, 324.
denn eh sie sichs versähen
würd er mit seinen fäusten ihnen
die nase auf den rücken drehen
Göckingk 2, 147.
also musz, wer bei hofe leben und sein will, sich in die hofbräuche schicken und richten lernen. er musz steif fuchsschwänzen und alles recht und gut heiszen können, er musz lachen, wann sein herr lachet, mit weinen, wann er weinet, und wann er wild und trotzig ist, so musz er auch sauer mit darein sehen und also sich in allem nach seines herren pfeife drehen nach seiner pfeife tanzen Simpliciss. 1, 121.
den mantel nach dem winde drehen
Göckingk 2, 115.
nach dem winde hängen, ohne eigene gesinnung den herschenden ansichten sich fügen, um dadurch gunst oder vortheile zu erlangen. ursprünglich eine unverfängliche regel der lebensklugheit.
man sol den mantel kêren als daz weter gât.
Spervogel Minnes. frühl. 22, 25.
man sol den mantel kêren
als ie die winde sint gewant
Gottfried Tristan 262, 32.
ein man den nüschel kêret
als in daz weter lêret
Freidank 115, 2.
der nüschel ist die spange, schnalle, womit sich der mantel gegen wind und wetter wenden läszt.
besich in welhem zeit du pist,
darzuo, wie daz weter ist,
daz du deinen mantel gschwind
mugest keren gen dem wind
Wittenweiler Ring 28ᶜ, 16.
wann ich lasz mich an dem benügen
was mir gott täglich ist zufügen
und henk den mantel nach dem wind
spat sitzen, darzu auch früe aufstehn
und anhalten den ganzen tag
mit arbeit, wo man kan und mag:
den mantel nach sauerm wind zu keren,
wo anderst sie wöllen mit eren
auszkumen auch als biderleut
ders.
ähnlich,
und wenden dick den huͦt
nach dem wind her und dar
Hätzlerin 209.
vergl. Zarncke zu Brants Narrenschiff s. 302. einem eins drüber drehen einen schlag versetzen, etwa mit einer finte in kreisbewegung?
sol wir sie nicht mit krieges that
ein stück unsers gwalts laszen sehn
und in eins darüber drehn,
wiewol sie sind in unserm bund?
H. Sachs 3. 1, 162ᵇ.
da wil ich ihn nit einzing zupfen,
sunder die schwingfedern auszrupfen.
ich wil im eins drüber drehen,
das du solt dein wunder sehen
3. 3, 22ᵇ.
der kopf dreht mir, περιφέρεται, ich bin betäubt, verwirrt, komme nicht zur besinnung. ich habe so abscheulich viel leute gehabt dasz mir der kopf ganz drehet Elisabeth v. Orleans 221. die zerstreuung der messe, von der uns der kopf gewissermaszen noch drehet Reiske bei Lessing 13, 292. genug, es mag den jüngern dabei der kopf gedreht haben Göthe 56, 221. sich den verstand schief drehen Lichtenberg 5, 89.
6.
s. abdrehen. andrehen. aufdrehen. ausdrehen. beidrehen. eindrehen. herumdrehen. umdrehen. verdrehen. zerdrehen. zudrehen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1361, Z. 67.

drehen, n.

drehen, n.
1.
bewegung im kreis.
und wie einen kreisel, mit schwindelndem drehen
trieb michs um; ich konnte nicht widerstehen.
Schiller 64ᵃ.
der stern hat mir verheiszen
dasz bei des himmels drehn
und bei der jahre kreiszen
er nie will untergehn
2.
das drehen oder drechseln tornatio Frisch 1, 205ᵃ. 3. wenn jemand sophistisch einen andern schlusz herausbringt, sagt man in Hessen 'am drehen liegts' spricht der leiermann. 4. ist jemand betrunken, so sagt man er ist im drehen im dusel. 5. der tanz, der dreher.
zum drehen und walzen und lustigen hopp
erkieset sich jeder ein schätzchen
Göthe 1, 197.
mir nach und nach das walzen und drehen einzulernen 25, 277. 6. die drehkrankheit der schafe.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1366, Z. 11.

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Zitationshilfe
„drähen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/dr%C3%A4hen>.

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