Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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drang, m.

drang, m.
pressura, mhd. dranc Ben. 1, 395. niederd. drang Brem. wörterb. 5, 354 und in afdrang, indrang 1, 246. niederländ. drang, ags. þrang, engl. throng, altnord. þraung, dän. trang, schwed. traͦng, isl. þraungvi. trang Maaler 406ᵇ. Schönsleder Gg 5. drang gedrang Henisch 741. Stieler 337. es stammt von dringen. treng n. Frisch 1, 207ᵇ. s. gedrang. gedränge.
1.
wie andrang, zudrang, er konnte im drang der geschäfte darauf nicht achten. es ist das treng um sie, die freier drengen sich nach ihr Frisch 1, 207ᵇ. daar is even nig veel drang na man gibt sich nicht sonderlich mühe darum Brem. wörterb. 5, 354.
wir schlafen gerne beide lang,
der arbeit thun wir keinen drang (wir drängen uns nicht dazu).
Rollenhagen Vom reichen manne F iijᵃ.
um mädchen ohne heirathsgut ist kein drang Musäus Volksmärchen 3, 82.
wie auch das dach zu sichern vor des regens drang.
Göthe 41, 201.
2.
gedränge, groszer ungeordneter haufe, turba.
der meister rief die bruoder an,
sie solden kêren ûf den plân.
er was in doch ein teil ze smal
daz sie vor drange ûf dem wal
mochten sich niht wol gescharn
Livl. reimchronik 10622.
wie auch die fröschlein allesamen
mit grossen drang heranher kamen
Rollenhagen Froschm. D ij.
in dem ganzen weiten drang um Golgatha her.
Klopstock Mess. 9, 429.
er muste folgen, und bald stand
er in der seelen dichtestem drang, und wurde gerichtet.
14, 136. 16, 136.
schaaren trinken, im dichten drang
Werke 2, 55.
du selbst, mein könig, hast sie unbekannt
im wilden drang der jagd um dich gesehen
Göthe 9, 254.
so viel
konnt ich bemerken, eh der menge drang
sie mir verdeckte
9, 257.
unglaublich und wirklich die sinne verwirrend war der drang der menge die dem wagen nachstürzte 24, 33.
bei festes drang im saal,
geräumiger vaterburg, zu rüsten dir das mahl
41, 289.
in des tanzes drange
küszt er mir die wange
Voss 4, 260.
der grosze lärm und drang
macht einen krieger kund vom ersten rang
Schiller 580ᵇ.
wenn die schlacht mislingt,
sind wir verloren! éine brücke nur
zum rückzug, die vom drang zusammen kracht.
Uhland Ludwig d. Baier 66.
'wie will sie in den himmel kommen', sagte ein landprediger in Holstein zu einer bauersfrau, 'da sie so unwissend ist.' 'ach eerwürden' sagte die matrone 'ik haap dörn drang' ich hoffe im gedränge mit durchzuschleichen Schütze Holstein. idiot. 1, 246.
3.
anreizung, innerer trieb, impetus, impulsus. er empfindet einen unwiderstehlichen drang zu reisen. der innere drang trieb ihn zu reden.
ach, mache dich doch auf und hilf mir ärmsten armen,
wenn deines Sionsdrangs du dich noch kanst erbarmen.
elegien aber mehren
unzufriedner herzen drang
Gökingk Lieder zweier liebenden 80.
bescheidenheit verbeut oft der innern stimme zu folgen, die uns mit drang der seele zu den füszen der schönheit führen will Iffland Dramat. werke 11, 80.
auch lehrte sie mein herz die menschen lieben
und edlen drang erbarmen auszuüben
Gotter 1, 2.
des aufblühns drang
2, 11.
im drang der dankbarkeit
Wieland Oberon 8, 35.
im schönen kreis der blätter drang
und wohlgeruch das leben lang
und alle tausend farben
Göthe 1, 191.
eine welt von liebestrieben,
die in ihrer fülle drang
ahndeten schon Bülbüls lieben,
seeleregenden gesang
5, 137.
ein guter mensch in seinem dunkeln drange
ist sich des rechten weges wol bewust
12, 25.
bin ich denn abermals betrogen?
verschwindet so der geisterreiche drang?
12, 78.
aufwärts durch die tausendfachen stufen
zahlloser geister die nicht schufen,
waltet göttlich dieser drang
Schiller 8ᵃ.
der leidenschaften wilder drang
24ᵃ.
deiner heiligen zeichen, o wahrheit, hat der betrug sich
angemaszt, der natur köstlichste stimmen entweiht,
die das bedürftige herz in der freude drang sich erfindet
76ᵇ.
denn mich triebs mit mächtgem drang
aus der seele tiefsten tiefen,
als sie zu der hora riefen,
hinzuknien an heilger stätte
498ᵇ.
die brust von leisem drang gehoben,
der noch zum wunsche nicht gedeiht
Uhland Ged. 17.
singst du nicht dein ganzes leben,
sing doch in der jugend drang
54.
dennoch in verliebtem drange
wandl ich durch das grause dunkel
191.
es wallt ein pilger hohen dranges,
er wallt zur selgen gottesstadt
249.
es ist vergebliche arbeit, menschen etwas verständlich zu machen, was zu verstehen sie gar keinen drang haben Schelling Weltseele 293.
ich mit meinem düstern drange,
du in deiner jugend schöne
da hüpft der gieszbach froh in schnellerm drange.
A. Grün Ged. 330.
erkrankt (wie mag sie je genesen?)
ist selbst der dichter sangesbrust,
verzehrt vom drang verhaltner lust,
taubstummem schreiben drucken, lesen.
W. Wackernagel Neuere Ged. 158.
Die sogenannte sturm- und drangzeit, die in den siebziger jahren des 18ten jahrhunderts begann und in Göthes Götz und Werther ihren glanzpunct zeigte, liesz auch in der poesie nur die unmittelbare eingebung, den innern, heftigen trieb des freien, von keiner regel beschränkten genius gelten. in dieser beziehung wird dann sturm und drang gebraucht. ich schrieb damals im drange nach thätigkeit ein neues schauspiel, dem der von Lavater zur bekehrung der welt abgesandte apostel mit gewalt den titel Sturm und drang aufdrang, an dem später mancher halbkopf sich ergötzte Klinger an Göthe.
wann in diesem sturm und drange
keuchend meine seele wallt
er war blosz in Baireut dem freundschaftlichen sturm und drang seines Leibgebers mit seinem sonst wahren herzen gegen einen freund erlegen J. Paul Siebenkäs 4, 56. unter dem essen sprach der lektor mit wahrem geschmack über die liebliche gegend, aber mit wenig sturm und drang ders. Titan 1, 19.
4.
die aus einstürmenden ereignissen erwachsene not, res trepidae, afflictae, angustiae, wie bedrang, bedrängnis, drangsal.
als der held merken kund und sach
das im drang vom klein geschütz geschach,
kert er widerumb ins leger
Theuerdank 79, 58.
also das diser künig dem künig von Pego vil drang und not macht Frank Weltb. 206ᵇ. warumb verbirgestu dein andlitz, vergissest unsers elends und drangs? Psalm 44, 25.
hilf mir in diesem drang
Soltau 2. 367, 12.
sie werden in der welt gleichwol trang und zwange haben Wernstreit 27. drang tribulatio Frisch 1, 207ᵃ.
und wenn die wittwe brodlos sich
mit ihren waisen sieht,
bin ich (der reiche) dann auch der edle, ich,
der sie dem drang entzieht?
G. W. Burmann Auswahl vermischter gedichte 53.
dasz nicht des lebens bedingender drang mich, den menschen,
verändert
Göthe 1, 330.
von äuszerm drang unangefochten
bleibt freunde so in eins verflochten
47, 119.
der muth wächst mit der gefahr, die kraft erhebt sich im drang Schiller 108ᵃ. damit ich nicht die schändliche thorheit begehe und im drange der noth den götzen des pöbels anrufe 138ᵇ.
götter, wozu bringt
ihr mich in diesem fürchterlichen drange?
220ᵇ.
sie (die kunst) sieht den menschen in des lebens drang
und wälzt die gröszre hälfte seiner schuld
den unglückseligen gestirnen zu
319ᵃ.
zeigt einen weg mir an aus diesem drang,
hülfreiche mächte
365ᵇ.
lange genug hat in thränen sich baden
kümmernis müssen in furchtbarem drang (wegen misratener ernte)
doch die befreiten lande tragen
noch manches vor'gen dranges spur
Uhland Ged. 111.
bald scheint sie (die stadt Reutlingen) zu erliegen vom heiszen drange matt
449.
5.
drang thun, einem drang thun, fügen schaden thun, leid zufügen, not und gewalt anthun. er thet mir so trang daz ich mich sein nit erwehren kund Pauli 131ᵃ. wenn die juden sehen das man einen sollichen trang und gewalt an ir hailigkeit thete Reuchlin Verstentnus 12ᵃ.
vil wünschen das sie leben lang
und duͦnt der sel doch also trang
mit schlemmen prassen im winhusz,
das sie vor zit muͦsz faren usz.
Brant Narrensch. 26, 14.
das schlosz Newenhaus hat e. majest. underthanen groszen drang und schaden zuͦgefuegt Lanz Staatspapiere 236. doch welcher sein erkaufts guͦt nit wider geben wolt, dem thet er darumb kein trang Frank Chron. 139ᵇ.
falsch wahren thuͦnd auch groszen drang
Wickram Pilger 69
nun ker, held, wider zu der stand
durch aller risen ehre,
du thust mir mit den baumen drang:
ich fürcht die este sere,
sie stechen mich zum helm ein
Sigenot 74 Schade.
die schildkröte klagt über ihre schale, oben thät der last ihr trang Fischart Ehezuchtbüchlein 57. Flöhhatz 50ᵇ. thet ir groszen drang, bisz er sie gewan Henisch 741.
der drang den krieg uns thät, der war also gethan
dasz die vergessenheit ihn nicht vergessen kan.
Logau 3. 9, 35 (161).
einem allen drang anthun cruciatum alicui inferre Stieler 337. quocunque modo aliquem premere Steinbach 1, 299. drang und zwang anthun Rädlein 200.
6.
gewaltthätigkeit, besonders im krieg. s. überdrang. wo der feindt drang oder uberfall thun wolte Fronsperger 3, 125ᵃ. dessen sind die hauptleute nicht benügig gewesen, sondern sich für mein schlosz Flügelsberg gelagert, dasselbe mit drang erobert Krenner Bair. landtagshandlungen 11, 104.
als sie den drang achäischer gewalt
auf unser heer vernahm
Bürger 173ᵇ.
als Ihr euch ungehorsam, undankbar,
erhobet gegen euern herrn und vater,
damals habt ihr, vom bösen geist gespornt,
selbst nicht geweihtes eigenthum verschont.
der heilge Gallus und das fromme stift
von Reichenau erseufzten euerm drang.
Uhland Ernst v. Schwaben 39.
7.
wie stuhldrang stuhlzwang, durchfall, man sagt mich drängts zum stuhl; vergl. Stalder 1, 297. s. dringen n.
8.
kleine blasen die bei dem schmelzen des mit silber vermischten bleies auf dem treibherde sich an den rand drängen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1333, Z. 9.

dräng

dräng,
s. dreng.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1335, Z. 57.

drang, drange, adj.adv.

drang, drange, adj.adv.
eng, fest, klamm, aneinander gedrängt, mhd. drange Ben. 1, 395ᵇ, niederd. drange Brem. wörterb. 1, 246. Schütze Holstein. idiot. 1, 246. Groth 286. drang Schmeller 1, 414. Stalder 1, 296. trang Tobler 150. altnord. þrangr, þraungr, schwed. traͦng, dän. trang. der schuh sitzt zu drang. das kleid ist zu drang. eine drange thür die schwer in den angeln sich bewegt. der verband der wunde ist zu drang. das rad geht drang ist nicht geschmiert. der zapfen geht drang läszt sich kaum bewegen. das schlosz geht drang ist schwer aufzuschlieszen. er ist gar drang in seinen sachen beängstigt, in groszer verlegenheit. man brachte es drange (mit mühe) heraus. wie gerne hette ich da (zu Rom durch lesen einer messe) meine mutter selig gemacht: aber es war zu drange, und kundte nicht hinzu komen Luther 5, 125ᵃ. aber bei leib, scheusz nicht, du habest dann zuvor zum wenigsten einen gewis, sonst würden sie dir zu trang thun Fronsperger 176ᵇ.
besser übel gessen
denn alzu drang gesessen
Henisch 741.
es siehet Agrican wie schon die flucht genommen
sein volk hat, und kan ihm doch nicht zu hülfe kommen,
weil ihm Orlando es so eng und drange macht
dasz er nur ganz allein auf ihn mus haben acht.
Dietr. v. d. Werder Ariost 23, 138.
gar zu drang bei tische sitzen Wieland.
wir sitzen drange
fast wang an wange
Voss 4, 234.
s. gedrange.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1335, Z. 58.

drängen

drängen,
dringen mit verstärkter bedeutung, mit gewalt, mit heftigkeit forttreiben, drücken, urgere, premere, angere, violenter cogere, ahd. drangôn Graff 5, 262, mhd. drangen Ben. 1, 396ᵃ, niederl. bedrangen Teutonista 79ᵃ, engl. throng, altnord. þrengja, dän. tränge, schwed. tränga. eine andere wurzel hat das gothische gleichbedeutende þreihan. nicht drängen nur dringen zeigt sich im altsächsischen, niederd., ags. und niederl. im mhd. ist es selten, auch findet es sich nicht bei Dasypod., Schönsleder, bei dem Wolkensteiner und Suchenwirt; der Vocab. predicantium übersetzt urgere durch tringen f iiij. doch Maaler führt 406ᶜ trengen an und Fries 1054, auch Luther gebraucht es nicht selten, dringen drengen als gleichbedeutend bei Henisch 752, drängen bei Stieler 337. Frisch 1, 207ᵃ. Steinbach 1, 299. der umlaut erscheint zuerst im 14ten jahrhundert.
so man den wolf nennet,
so er zu drenget
Wackernagel Leseb. 835, 17.
es steht allein oder in verbindung mit einer präposition, einem adverbium, oder es folgt ein nachsatz.
1.
intransitiv.
a.
eigentlich.
ein jeder fragt und drängt und eilt,
die fidel stockt, der tänzer weilt
Göthe 12, 57.
er mit streben, drängen, drücken,
arme straff, gekrümmt den rücken
41, 13.
da freut uns jeder, wie er schiebt und drängt,
und mann für mann der säle raum verengt
41, 269.
und mit ungewissem fechten
drängen sie nach ihrer rechten
41, 278.
wie drängend voll mags jetzt in Pyrmont sein!
b.
uneigentlich, die zeit drängt, ich musz forteilen. die not, die gefahr drängt zu einer entscheidung. Demetrius drängt in ihn sich deutlicher zu erklären Schiller 678ᵇ.
2.
transitiv.
a.
in eigentlichem sinn. man drängte ihn zur seite, an die wand. die brandung drängte das schiff an den felsen. das pferd drängte ihn an die mauer. eine welle drängt die andere. die schuhe drängen mich sind zu eng Stalder 1, 297. und haben die flüchtigen bei dem thor dermaszen einander getrenget dasz sie in die graben hinein gefallen sein Götz v. Berlichingens lebensbeschreib. 57.
wie du den schwarm der freier hinwegdrängst aus dem palaste.
Voss Odyss. 1, 271.
gern überschreit ich die gränze mit breiter kreide gezogen,
macht sie Bottegha das kind, drängt sie mich artig zurück.
Göthe 1, 360.
den sohn zur schwarzen pforte des Aïs
drängend
4, 350.
ach kann ich nie
ein stündchen ruhig dir am busen hängen
und brust an brust und seel in seele drängen?
12, 183.
drängt ungesäumt von diesen mauern
jetzt Menelas dem meer zurück
41, 222.
schneebälle die er alle in seiner hand gedrückt und gedrängt hatte Hippel Lebensl. 4, 412. sie machte sich die orangerie zu nutze und drängte ihr beseeltes angesicht in die pomeranzenblüten J. Paul Hesperus 1, 606.
der Grieche
befreit ihn von der jungfrau (Amazone) die ihn drängte.
b.
uneigentlich. heftig antreiben, die kinder drängten den vater ihren wunsch zu erfüllen. leidenschaft drängt ihn zu dem äuszersten. einen von seiner meinung trengen oder stoszen Maaler 406ᶜ. einen trengen, zwingen facere necessitatem alicui 406ᶜ. wie bedrängen, bedrücken, belästigen, unterdrücken, zwängen, in not versetzen. werdet ir aber die einwoner des landes nicht vertreiben fur ewrem angesicht, so werden euch die so ir uberbleiben laszt, zu dornen werden in ewren augen und zu stachel in ewrn seiten und werden euch drengen auf dem lande, da ir innen wonet 4 Mos. 33, 55. in der angst und not damit dich dein feind drengen wird 5 Mos. 28, 53. 55. 57. das es (mein volk) die kinder der bosheit nicht mehr drengen wie vorhin 2 Samuel 7, 10. darumb verwarf der herr allen samen Israel und drenget sie und gab sie in die hände der räuber 2 Könige 17, 20. und laszt über sie regirn einen heuchler das volk zu drengen Hiob 34, 30. warumb mus ich so traurig gehen, wenn mein feind mich drenget Psalm 42, 10. dein grim drücket mich und drengest mich mit allen deinen fluten 88, 8. der schlaf trengt mich und thuͦt mir vil zu leid Maaler 407ᵃ.
wie hart wir jetzt getrenget sein
von dem Jabin
H. Sachs 3. 1, 32ᵈ.
dieweil der herr das guͦt, das ist die freiheit, den burgern genommen hat, sie also trengt und pfrengt nach seinem willen Petr. 75ᵇ. was drängst du mich viel? quid arctas me? Steinbach 1, 299. die feinde sehr drängen hostes acrius premere das. eine gedrängte erklärung abgenötigte Opitz. die seele spricht,
und wie soll ich anders thun in der langen marterhöhle,
in dem kerker meiner freiheit, in dem leibe der mich drängt,
und mich bei vergebnem weinen fast bis zur verzweiflung kränkt?
unser volles gedrängtes herz will indesz zerspringen Dusch. jede klage scheint mein gedrängtes herz zu entlasten ders.
dränget regen den wandrer, wie ist uns des ländlichen daches
schirm willkommen! wie sanft ruht sichs in finsterer nacht!
Göthe 1, 370.
ist es nicht staub was diese hohe wand
aus hundert fächern mir verenget:
der trödel der mit tausendfachem tand
in dieser mottenwelt mich dränget?
Göthe 12, 41.
mir wird so eng!
die mauernpfeiler
befangen mich!
das gewölbe
drängt mich!
12, 201.
wir gebrauchen gedrängt auch für bündig, kurzgefaszt, gedrängte rede, schreibart, übersicht.
3.
reflexiv. a. eigentlich. er drängt sich durch das volk. die menschen drängen sich haufenweis aus dem thor. die blüte drängt sich aus der knospe. die kinder drängten sich um den vater. und da die eselin den engel des herrn sahe, drenget sie sich an die wand 4 Mos. 22, 25. sich zur arbeit drängen certatim ad opus currere Steinbach 1, 299.
im lindenthal drängt sich in kreisen,
vom dach der zweige bedeckt, die wollenherde um stämme.
jeder kleine knabe, der schiffer, der höker, der bettler
drängt sich (herbei) und freut sich bei dir dasz er ein kind ist wie du
Göthe 1, 361.
in dickichtsschauer
drängt sich das rauhe wild
2, 65.
lieblicher als alles dieses habe
stäts vor augen wie sich kleiner gabe
dürftge hand so hübsch entgegen dränget,
zierlich dankbar was du reichst empfänget
5, 68.
sie drängen sich, so gut sie können, zwischen die übrigen wagen hinein 29, 250.
als man bei hofe vernahm es komme Reineke wirklich,
drängte sich jeder heraus, ihn zu sehn, die groszen und kleinen.
40, 59.
also durch wagen sich drängend, durch menschen und thiere.
40, 285.
ja delphine drängen gleitend
zu der schaar sich, der bewegten
40, 421.
wie in engen winterklausen
bienen um den honigseim
drängen wir uns dicht und schmausen
so behaglich und geheim
Voss 4, 151.
aber die welle entführet der strom, durch die glänzende strasze
drängt eine andre sich schon, schnell wie die erste zu fliehn.
Schiller 89ᵇ.
strasze die, wie der Rhein, sich durch grünende felsen voll epheu drängte J. Paul Titan 2, 49. b. uneigentlich. die gedanken drängten sich in seinem kopf. das glück drängte sich ihm entgegen.
ha! Ihr wiszt nicht wie viel fester
ich nun mich an euch drengen werde
Lessing 2, 249.
wenn der innere kummer sich bis zu den verschlossenen lippen drängt Dusch.
mein busen drängt
sich nach ihm hin
Göthe 12, 178.
anmaszung zu tadeln, sagt man er drängt sich überall ein, er drängt sich in das vertrauen seiner bekannten. die freier drängten sich nach dem mädchen. gnädiger herr, ich halte es in allen fällen für unanständig sich zu seinem fürsten zu drengen Lessing 2, 180. schnell auf einander folgen, die ereignisse drängen sich.
denn wer gestern und heut in diesen tagen gelebt hat,
hat schon jahre gelebt, so drängen sich alle geschichten.
Göthe 40, 287.
es drängt sich aber so viel zusammen dasz ich kaum einen augenblick finde dir dies zu schreiben ders. an frau v. Stein.
4.
unpersönlich. es drängt mich dir das geheimnis mitzutheilen.
mich drängts den grundtext aufzuschlagen
Göthe 12, 65.
tauchen dann hervor die sterne,
drängt es mächtig mich hinan
Uhland Ged. 77.
es drängt mich ich spüre stuhlzwang Stalder 1, 297. s. dringen n.
5.
s. abdrängen. andrängen. aufdrängen. ausdrängen. bedrängen. durchdrängen. eindrängen. hindrängen. nachdrängen. verdrängen. vordrängen. wegdrängen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1336, Z. 12.

drängen, n.

drängen, n.
mhd. drangen Ben. 1, 396ᵃ. im eigentlichen und uneigentlichen sinn. das drängen und treiben der menschen. alle zustände der gesellschaft von der gröszten einsamkeit bis zum gröszten lärm und drängen, und jetzt wieder zur einsamkeit habe ich erlebt Göthe an fr. v. Stein 3, 399.
äuszerm sturm und innerm drängen
widersteht Rudell nicht länger
Uhland Ged. 316.
den friedlichen bürger verschlingt
des marktes drängen und tosen
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1338, Z. 18.

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„dräng“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/dr%C3%A4ng>.

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