Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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drätsch, m.

drätsch, m.
ein weinstock mit groszen schönen trauben, die aber einen gemeinen wein geben Nemnich Wörterb. 113.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1341, Z. 51.

tratschen, vb.

tratschen, vb.,
klatschen, spritzen, schwatzen; schwerfällig gehen, schallmalendes, affecthaltiges wort mit ähnlichem sinnumfang wie die in den meisten bedeutungen synonymen klatschen, patschen, trantschen. in der bedeutung 3 mag intensivierungsbedürfnis von treten her mitgewirkt haben. das wort ist in den maa. auszerordentlich verbreitet. der stammsilbenvocal a, vor allem md. u. nd., wechselt mit ä, vor allem obd., öfter in derselben ma., z. b. Schmeller-Fr. bair. 1, 681; Müller-Fraureuth obers.-erzgeb. 1, 240ᵇ. die qualität ist in der regel lang Paul dtsch. gr. 1, 169; kürze verzeichnen Wegeler Coblenz. 77 (trättsche); Gangler Lux. 454 (trattschen), rundung des a, ä zu tro(t)schen, tröätschen u. ähnl. Liesenberg Stieger ma. 12; Schröer ungr. bergl. 239; Berndt Posen 320; Knothe Nordböhmen 190; Köppen Dortmund 60. daneben stehen andere stammvocale dreuschen, treuschen, treischen, trēschen, trētschen (Kramer Bistr. 133; Knothe Nordböhm. 187) s. unter treuschen, seltener trieschen, tritschen u. ähnl. die nicht affricierten formen stehen in allen bedd. ohne scharfe dialektgrenzen neben denen mit inlautendem -tsch-. im anlaut neben überwiegendem tr- auch dr- z. b. Autenrieth pfälz. 35; Reinwald 21; Müller-Fraureuth 1, 239; Hertel Thür. 84; Hofmann niederhess. 240; Schambach Göttingen 47. — nicht selten entspricht formvarianten innerhalb derselben mundart bedeutungsdifferencierung, was auf wortmischung deutet.
1)
'spritzen' von wasser und anderer flüssigkeit, meist mit hervorhebung der akustischen wirkung: und fiel ei dan mit wosser geföllten stroszengroben, dosz klatschte und dos wesser hoch ei de höh träschte J. Lowag ges. schr. (1902) 5, 200; se haben mit a flinten geschossen. ... eener der that so zappeln wie a sperling, dem man a kopp wegreiszt. ach, ach und a so viel blut kam getreetscht ... Hauptmann weber (1892) 115; auch transitiv: tretschen mit wasser nasz machen Estor d. Teutschen rechtsgelahrtheit 3, 1421; trētschen 'mit wasser spritzen' Knothe Nordböhmen 187; 'mit geräusch zur erde fallen von flüssigkeiten' Müller-Fraureuth 1, 239ᵇ; 'schallend aufschlagen' Jecht Mansfeld. 113ᵇ; Knothe Nordböhmen 184; trätsch doch nicht so 'giesz nicht so viel wasser aus' Vilmar Kurhess. 415; träschen das geräusch des von einer anhöhe herabstürzenden wassers Keller thür. 45; vor allem vom regen, stark, heftig, plätschernd regnen: es regnet, dasz es trascht und patscht Spiesz henneb. id. 257; trätschen Vilmar Kurhess. 415; Hofmann niederhess. 241ᵃ; Wegeler Coblenz. 77; im wallon. gedrungen draše in strömen regnen Meyer-Lübke nr. 2766; drâschen Schambach Göttingen 47ᵇ; tratschen rauschend niedergehen Hertel Thür. 246; trāschen Gerbet Vogtland 339; träscha Stauf v. d. March nordmähr. ma. 92; traschen Bayerns maa. 2, 267.
2)
'schwätzen', 'leichtsinnig, unbedacht reden', auch 'verwirrt, zusammenhanglos sprechen'; wohl über das ganze deutsche sprachgebiet verbreitet: du weiszt, ich kann das vorm teufel nicht leiden, wenn man immer hin und her träscht. heraus mit der sprache! G. Reinbeck s. dram. w. 1, 85; was doch die bürgerkanaille für einfältiges zeug trätscht! J. G. Müller kom. romane 2 (1786) 257; über, von etwas tratschen: der überhaupt schon von jeher den verteufelten fehler an sich gehabt hat, über alles daher zu trätschen Schöpfel Thomas Imgarten (1777) 98;
willst du mir hier von einem andern trätschen,
und dritten etwa, dumme namen nennen ...
H. v. Kleist 1, 383 E. Schmidt.
im sinne von 'murren', 'zanken':
komm ich aus dem krätschem,
frau, dann lasz dein trätschen;
aber bin betrunken ich,
frau, dann unterstütze mich!
I. v. Düringsfeld böhm. rosen (1851) 149,
vgl. tratschen kriegen 'scheltworte bekommen' Kleemann nordthür. 23; Hertel Thür. 246. indifferenter 'schwätzen' im sinne von 'sich unterhalten'. absolut: und do wörd a stündla und manchmal a mehr wie zwa getratscht J. Lowag ges. schr. 8, 120; so tratschten sie; auch männer können es, wenn sie langweile haben Rosegger schr. (1895) I 1, 61; es ist immer gut, wenn wir die mädel nach hause schaffen ... mir ists heut gar nicht ums trätschen maler Müller w. (1811) 2, 115; ein märchen, wodurch ihn einst seine mutter in den schlaf trätschte V. Weber sagen, s. wb. d. dtsch. sprache (Prag 1821) 232ᵃ; vom geräuschvollen schwatzen von kindern:
wie die kinder um weyhnachten
auf den heilgen Christ sich freuen
und deswegen zum voraus
lachen, träschen, jauchzen, schreyen
Stoppe t. ged. 1 (1728) 79;
ihr kinder tråscht nich su Berndt schles. ma. in Posen 320. vereinzelt auch von vogelstimmen: ein halbes dutzend häher. das schwatzt, das klatscht ... quarrt, schnarrt, ratscht und tratscht, miaut und flötet Löns aus forst und flur⁶ (1916) 248. meist haftet dem wort der beisinn des moralisch minderwertigen an, indiscret ausplaudern, so auch häufig in den maa: Follmann lothr. 100; Autenrieth pfälz. id. 35; Schmidt westerw. id. 264; Kramer Bistr. 134: das alles wird beobachtet, belauret, erzählt ... herum geträtscht von solchen leuten Lavater physiogn. fragm. 1, 166; und das (was ich dir anvertraute) hast du so bei dir behalten, dasz die zeitungen davon trätschen J. G. Müller kom. romane 1 (1784) 136; auch transitiv: der Bremer wirds ihm ja nicht gleich trätschen! Val. Trandt winkelbürger (1917) 244. böswillige nachrede hin- und hertragen: der hund von einem alten bedienten, der sonst bei Guilberts war und der mir nun trätscht, weisz es schon seit gestern, dasz man ihn erwartet Göthe I 11, 79 W.; die ... ihre winterstrümpfe strickten und dabei nicht schlecht tratschten Rosegger sünderglöckel (1904) 37; gern mit parallelen synonymis: wer von andern waschen, andere tadeln, affterreden ... will, der nehme vor allen sich ... bey der nasen, ... da wird er zu waschen, zu drätschen, zu tadlen und zu verleumbden mehr denn gnug finden C. Dieterich ecclesiastes 2 (1642) 681, s. Fischer schwäb. 6, 1766; man tuschelte und tratschte viel in Neanders gemeinde über diese dinge F. Sommer die Schwenckfelder (1911) 77; da sasz ein haufen alter weiber bei einander und klätschte, trätschte und lästerte J. F. Schink theater zu Abdera (1787) 1, 27; auf tritschen und tratschen verlegst du dich seit einiger zeit Nestroy ges. w. 1, 118; das zischeln und munkeln und tratschen Rosegger Jakob d. letzte (1888) 202. nicht selten mit objectsatz: sie (anr.) haben getratscht, ich wäre zu jung und zu schön für eine wirtschafterin Holtei erz. schr. 17, 156; passivisch in unpersönlicher wendung es wird getratscht: und nun fügte sie noch dazu, was weiter würde geträtscht werden, was eine art von menschen darüber triumphiren würde Göthe 19, 105 W.;
du weiszt nicht alles und geschwätzig
wie eine elster läufst du ins serail ...,
... was ist nicht alles dort geträtscht,
geplaudert worden! nur heraus!
Schiller 13, 424 G.
3)
hart, schwerfällig mit lautem geräusch auftreten und gehen: tratschen, tratscheln strepitum ciere pedibus, ambulando crepare Stieler stammbaum 2339; Kramer 2 (1702) 1115ᵃ; tratschen, trappen Schrader dtsch.-frz. 2, 1375ᵇ; häufig in den maa.: Sartorius Würzb. 126; Schön Saarbr. 211ᵃ; treten mit groszen, breiten füszen Damköhler Nordharz. 196ᵃ; Kleemann nordthür. 23; plump einhergehen Knothe Nordböhmen 189; auftreten Schröer ungr. bergl. 239; stampfen Stalder schweiz. id. 1, 298; so spricht der grafschafter, wenn jemand ungeschickt geht 'a trottscht' Adam Lange erinn. a. d. leb. e. dorfschullehrers (1900) 11. speciell auch beim tanz; imprimis autem saltando Stieler a. a. o.; schon mnd.: traetsen vnd dansen is grote sonde. vp hilghe daghe were beter vele heryen (pflügen) vnd sayen dan gaen ten spele, daermen dansen off traetsen leet speghel d. sonden bei Schiller-Lübben 6, 283ᵇ. — der bedeutung 1 nahe, schallmalend vom gehen durch schmutz oder schnee; tratschen durch dick und dünn traben Ludwig teutsch-engl. (1716) 2003: sie laden mich ein, durch dick und dünn mit ihnen zu gehen, das ist eine charmante excursion, und ich hab eine so närrische ansicht davon, dasz ich mich immer im geist ... hinter ihnen tretschen sah im koth Bettine bei fürst Pückler briefw. u. tageb. 1, 187. laut in etwas weiches, schmutziges treten: dradsch doch nich in ale pfydschen! Hertel Thür. 246; Müller-Fraureuth obers.-erzgeb. 1, 241ᵃ; Rovenhagen Aach. 147; Follmann lothr. 100; Schmeller-Fr. bair. 1, 681; Lexer kärnt. 67; Schöpf tirol. 88; Kramer Bistr. 133, vgl. volltratschen 'durch plumpes betreten schmutzig machen' Andreä volksspr. ... Erfurts 378, tratschern im wasser hin und her treten Jungandreas schles. 61. auch mit dem tastsinn empfunden: (ein anderer) zeiget etwan einen stich oder schusz ... an den füszen, welche er in einem sturm bekommen, habe aber denselbigen nicht gefühlet, bisz im der eine schuch voller bluts worden und es darinn geträtscht habe. da habe er gedacht, ey wo kompt mir das wasser in den schuh? grillenvertreiber (1605) 3, a 2ᵇ, vgl. tratschen einen ton von sich geben, als wenn man wasser in den schuhen hat Schmidt westerw. id. 263. weniger intensiv als 'schlendern', 'langsam, träge gehn' Stalder schweiz. id. 1, 298: als der meister ruhig zu morgen gegessen hatte, trätschte er so wie von ungefähr gegen Reslis hofstatt, wo dieser äpfel auflas Gotthelf Uli der knecht (1841) 62. vom treten auf der stelle in specieller bedeutung von den unruhigen bewegungen der kuh vorm kalben: die kuh träscht sich Anton Oberlausitz. 5, 7; Stalder schweiz. id. 1, 299; ich weisz nicht, was es mit dem Kleb (einer kuh) geben kann, er fängt an einzufallen und hat vorhin so träschet, ein kalb ist manchmal ungesinnet da J. Gotthelf Uli der knecht (1841) 13. — abgewandelte bedeutungen: 'schwer arbeiten' Gerbet Vogtland 339; 'in groszer aufregung sich abarbeiten, mit geräusch etwas tun' Jecht Mansfeld 113ᵇ; 'sich abmühen' Hertel Thür. 84; jemandem tratschen 'die niedere arbeit verrichten' Schön Saarbr. 211ᵃ; 'seine zeit verlieren' lux. ma. 441ᵃ; langsam gehen Rovenhagen Aach. 147; 'zögern, trödeln' Gangler Lux. umgangsspr. 454.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1933), Bd. XI,I,I (1935), Sp. 1276, Z. 59.

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Zitationshilfe
„drätsch“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/dr%C3%A4tsch>.

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