Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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dreschen

dreschen,
die körner der feldfrüchte aus den ähren schlagen, treiben, goth. þriskan, ahd. dreskan Graff 5, 264, mhd. dreschen Ben. 1, 396ᵃ, niederd. drosken Brem. wb. 1, 258, mit ausgefallenem oder umgestellten r, döschen Schütze Holst. idiot. 1, 241, im hildesheim. deschen Frommann Mundarten 2, 43. 3, 384. im hanöv. und westfäl. dasken, in der Mark déärsken das. 3, 365. altniederl. dreschen derschen, neuniederl. dorschen, ags. þerscan þearscan þrescjan, engl. thrash thresh, nord. þriskja, schwed. tröska, dän. tärske. im mhd. steht die starke form drische drasch druschen gedroschen fest, aber in der folgenden zeit dringt die schwache, schon im angelsächsischen und nordischen vorhandene ein, ferner die versetzung des r, das schwanken des wurzelvocals und der übergang der anlautenden media in die tenuis, der jetzt zurückgewiesen ist. man findet also neben dem infin. dreschen auch treschen dräschen dröschen, neben drischet auch dreschet tröschet, neben drasch auch drosch drusch, dreschte dröschte, neben gedroschen gedräschen gedreschen (Muscatblüt 28, 23), auch gedrescht, neben dem imper. drisch auch dresche. bei Schottel dreschen, ich dresche drösche, du drischest, ich drasch drosch, gedroschen 582. Stieler 338. bei Steinbach ich dresche dräsche, ich drosch drasch, gedroschen gedräschet 1, 291. Voss gebraucht dröschen drosch gedroschen. in der Wetterau gilt gedroschen und gedrescht nach Weigand, ebenso in Baiern, wo das prät. neben drasch auch drusch lautet Schmeller 1, 416. der pl. prät. jetzt immer draschen. die ursprüngliche bedeutung ist schlagen, stoszen, treten, und es entspricht dem lat. terere das ebenfalls vom austreten des getreides, dreschen gebraucht wird, griech. τείρειν, wozu das spätere triturare, mlat. tritulare kommt; das wort ist weit verbreitet, illyr. tresti, wie böhm. trasti schütteln, quatere, movere, böhm. tresky züchtigen (schlagen), trisk krach, klapps. es konnte leicht in den begriff von tanzen, mit den füszen aufstoszen, übergehen, der sich in dem altfranz. trescher, provenz. trescar, ital. trescare, span. und portug. triscar zeigt: mailänd. tresca heiszt wiederum dreschen; vergl. Diez Roman. wörterb. 354. 355.
1.
gewöhnlich ist das ausschlagen des getreides mit dem dreschflegel gemeint, in biblischen stellen das austreten des getreides durch ochsen oder das absondern mit dem dreschwagen, auch das ausklopfen mit hölzernen stäben ohne flegel; vergl. Jesaia 28, 21. man drischt korn, weizen, gerste, hafer, bohnen, erbsen, wicken. dreschen tritulare Diefenbach Voc. von 1470. 277. treschen Voc. incip. teut. y 2. Eychmann Vocab. predicant. Dd iiij. dräschen Dasyp. 316ᵈ.
als man die arweiz drischet ûz halmen unde sloufet,
die niht mit strô gemischet sint, und sie daz fiur tuot bestroufet,
als dreschent sie den pfeffer danne
Jüng. Titurel 6050.
trösch ich aim sîn korn,
ez wær allez samt verlorn
Liedersaal 2, 314, 121.
ich (wolt) als wol sam ander vier
eren, tröschen und auch säin,
hacken, sneiden und auch mäin
Wittenweiler Ring 24ᵇ, 26.
hast du müssen sweren
eim ze tröschen und ze eren
28ᶜ, 31.
er lief zuo einem pawren der weizen tröschet auf dem tenn S. Brant in Wackernagels lesebuch 1060, 30.
dri draschen in einer schür
Gengenbach 29, 66.
vor zeiten tröschet man das korn in den dennen nit mit pfleglen, sunder druckets ausz mit wägen harüber (darüber) geschleifet Dasypod. 249ᵇ. ich tresche, treibe das korn ausz 250ᵈ. und sein son Gideon drasch weizen an der kelter Richter 6, 11. 1 Chron. 22, 20. meine liebe tenne, da ich auf dresche Jesaias 21, 20. denn man dreschet die wicken nicht mit egen 28, 27. Ephraim ist ein kalb, gewenet das es gern drischet Hosea 10, 11. da stunde ein bawr in der schewren und drasch Pauli 154ᵃ.
und ich hab doch kein mönch nit
mein lebtag sehen gen acker fahrn,
schneiden und dreschen bei mein jarn
H. Sachs 4. 3, 78ᵇ.
als ob man korn darauf geträschen het Aimon v ij. man tröschet das korn im tenn Maaler 409ᵃ. Fries 1304. (kleine leute) die man an eim rost erhieng, und hopfen im bachofen treschen könnten, deren neun in einer spinnwep behangen möchten Fischart Garg. 41ᵃ. getroschen traid detrita frumenta Schönsleder Hh. gedroschen stroh stramen sine granis Frisch 1, 205ᵇ. welcher in seiner scheuren stund und drusche Schuppius 397.
klip und klap!
dröschet auf und ab!
Voss Werke 4, 146.
bei deren (der leuchte) schein er des abends
drosch und häckerling schnitt
ders. Luise 3, 54.
ich wollte da sie draschen, und gar so wenig blieb,
mir auch kein körnlein haschen, um nicht zu sein ein dieb.
das getreide ist schlecht gedroschen es stecken noch viele körner in den ähren.
ungedroschene garben
Voss Luise 3, 476.
flachs dreschen, gedörrte flachsstengel durch schlagen mit dem dreschflegel blauen (bleuen s. oben 2, 111) und so zum brechen vorbereiten Weigand. s. abdreschen. andreschen. aufdreschen. ausdreschen. erdreschen. durchdreschen. überdreschen. vordreschen. zerdreschen.
2.
im kampf zuschlagen, draufschlagen. schon im mhd., obgleich Benecke diese bedeutung nicht anführt.
sîn kneht der sluoc ûf sîne lide
mit einem starken bengel.
wand er als ein engel
gezieret was mit golde,
sô wolde er hân ze solde
daz ros und ouch den harnasch.
nû daz er in alsô drasch,
dô wart sîn Engelhart gewar
Konrad v. Würzb. Engelhart 2774.
ûf sîne küneclîche lide
wirt alze vil gedroschen
ders. Turnier 162.
des wurden fiures blicke
ûz helmen dâ gedroschen
ders. Troj. krieg. 32685 Keller.
mit tûsent hundert handen
die Kriechen ûf iuch dreschent
35801.
ein thurm der heiszt Zur täschen,
darbei ein erdloch vest,
den feind alda zu treschen
und wehren auf das allerbest
Soltau 1, 410.
und fielen bald zu uns heraus
und wolten uf uns treschen.
Landsknechtlied bei Adrian Mittheilungen 132.
zeuch, fahler, zeuch!
balde wolln wir Tylli dreschen
Wunderhorn 2, 93.
die andern solten halten wacht,
das sichs (das riesenkind im schwangern berg) nicht anders wo rausz macht,
und wenns denn käm mit einem lauf,
solten sie tapfer dreschen drauf.
Rollenhagen Froschmeus. Dd ij.
obgleich noch etlich widderstunden
den krebshelden, so gut sie kunten,
ihnen frisch auf die augen dreschten
und ihr vielen das gsicht auszleschten
Bbb v.
Sanguileo sie weidlich drischt
um ire köpf mit seinem schwert
Fuchs Mückenkrieg 3, 286.
3.
prügeln, durchprügeln, niederschlagen, zermalmen, wie abdreschen, ausdreschen (Schmeller 1, 416), durchdreschen, zudreschen, zerdreschen. westerwäld. dresche (Schmitd 49), niederd. drosken, döschen, engl. thrash wird eben so gebraucht. das, ob sie etliche für ketzerisch anzeigten, nicht aufs maul gedroschen und anders erfunden würden aufs maul geschlagen, zum schweigen gebracht Luther 1, 346ᵃ. darumb das sie Gilead mit eisenen zacken (dreschwagen) gedroschen haben Amos 1, 3. darumb mache dich auf und dresche, du tochter Zion. denn ich wil dir eisern hörner und eherne klauen (dreschwagen) machen, und solt viel völker zurschmeiszen Micha 4, 13.
bisz doch zuletzt einem gelang
dasz er sein brügel hoch aufschwang
und traf die saw vorn an die stirn
dasz sie fiel, zabelt mit alln viern,
dieweil der blind immer zu drasch
bisz doch der saw das liecht erlasch
H. Sachs 4. 3. 81ᵈ.
treschten auf ihn wie auf einen esel Fischart Garg. 255ᵃ.
noch mehr fluchten sie allen fröschen,
wolten sie beiszen, kratzen, dreschen.
Rollenhagen Froschm. Nn ij.
denn ihn (ihnen) lauft der kopf immer noch in einen ring um, so jämmerlich sind sie um den schedel gedroschen worden Chr. Weise Isaacs opfer 1, 16. er hat ihn stark gedroschen fortiter eum concussit Steinbach 1, 291.
4.
intrans. klopfen.
mîn herze klopft und drischet
in mînem lîp, als ob ez sî
von fröiden aller bande frî
Liedersaal 3. 103, 152.
5.
eine verbotene art zu fischen Würzb. fischerordnung von 1766 bei Schmeller 1, 416.
6.
gehen, herumgehen, treten, man sagt es mit geringschätzung.
ûf herten wegen kobern und hin dreschen
Laber 164.
dâ hôrt ich balde abe dreschen Stæte (name eines hundes).
117. 118.
aber sie sieht mir auch irgend so muthwillig aus, sie drescht manchmal im busche herum, als wenn sie nicht klug wäre Chr. Weise Comöd. 120. er drescht überall durch Schmeller 1, 416. durch den koth dreschen das.
7.
bildlich, quälen, plagen, dann auch intransitiv mit mühe, anstrengung arbeiten. daz du iht gebes mih in die sêle der dreskenden (tribulantium), nôtigenten mih Windberger Psalmen 101.
die brunst verlasch
di vor ûf in sô swinde drasch
in schundinde zu abekust
Jeroschin 128ᶜ.
drechszen (l. dreschen) tribulare, betruben, peinigen, umbtreiben Voc. theut. 1482 f 2ᵃ. tribulare anfechten, umbtriben, treschen Vocab. predic. D iiij.
ach, fraw, laszt es ausz ewrem herzen,
habt ir doch auch nit darum troschen (euch abgearbeitet).
H. Sachs 3. 3, 24ᶜ.
dräschen affligere Henisch 750. nicht vil drumb dreschen non multum laborare ob eam rem das. schön führt Göthe das gleichnis aus, es kann wohl sein dasz der mensch durch öffentliches und häusliches geschick zu zeiten gräszlich gedroschen wird, allein das rücksichtlose schicksal, wenn es die reichen garben trift, zerknittert nur das stroh, die körner aber spüren nichts davon und springen lustig auf der tenne hin und wider, unbekümmert ob sie zur mühle, ob sie zum saatfeld wandern 49, 82.
niemand kommt zum höchsten flor
von kranz und orden,
wenn einer nicht zuvor
derb gedroschen worden
56, 109.
ich werde von den nächsten und irdischen dingen so gedroschen dasz ich das ferne und himmlische ganz aus den augen verliere Göthe an Knebel 313. es bracht ihn wieder auf die beine dasz er so den Wiener an einen schandpfahl anband und ihn daran wacker drasch, es ermutigte den magister wieder dasz er seinem nebenbuhler. etwas unehrenhaftes beilegen und ihn damit tüchtig treffen konnte J. Paul Titan 1, 106. sich dreschen sich abquälen.
ich dröschte mich umsonst mit den und den gedanken.
Lohenstein Armin. 2, 1485.
das seind grobe unverschämbte kerl. ich habe mich lange mit ihnen herumb getröscht und sagte Ihr wäret nicht zu hause; es halfe alles nichts Schoch E.
8.
bildlich, eifrig reden, zischeln. die weiber drischen mit einander sagt man im hennebergischen Frommann Mundarten 2, 467. in Salzburg driascheln hin- und herreden das. 3, 343.
9.
bildlich, cum aliqua concumbere.
sein lieb sei ganz gen ir erloschen
und er hab in fremden scheuren gedroschen.
Fastnachtsp. 160, 11.
ich urteil einer der sein weib läszt darben
und hat ein unauszgetroschne garben
und trischet ie ausz in fremden scheuren u. s. w.
307, 21.
solt ich dan treschen in ainer leren scheuren
324, 1.
und kan ich nit treschen mit dem flegel,
so sol man mich beschenden vor allen frauen
327, 20.
nachpaur (der eine junge frau hat) wenn du so vil zu treschen
hast
346, 21. 732, 15.
auch trisch ich (der ein altes weib genommen hat) an lerer schütt nit gern
346, 28. 732, 22.
mein flegel sol nit in deiner scheurn treschen
701, 30.
10.
redensarten.
was soll uns das — gedroschner (abgedroschner) spasz —
calenderei — chymisterei
Göthe 41, 18.
stroh, leeres stroh dreschen unnütze vergebliche arbeit thun Keisersberg Has im pfeffer Bb 4ᵃ.
und drischt ein leres haberstro
Murner Luther. narr 2056.
ledig stro dreschen actum agere, nihil agere Henisch 750. in vanum laborare, operam perdere Frisch 1, 205ᵇ. es ist nur mühe das ledig stro dreschen Henisch. ihr werdet nur lediges stroh dreschen Ettner Medicin. maulaffe 271. ebenso gedroschen stroh dreschen Stieler 338. das glück spricht
will ich mich nicht mit dir verbinden,
so drischt dein wissen leeres stroh
mit dem weinerlich-lächerlichen schauspiel von so viel ehrlichen leuten die aus allen kräften und mit der feierlichsten ernsthaftigkeit leeres stroh dreschen, und wenn sie ihr leben lang gedroschen haben, sich sehr verwundern dasz nichts als stroh auf der tenne liegt Wieland 2, 262. dieses längst ausgedroschene moralische stroh 12, 10. auf leerem stroh dreschen Klinger 3, 82. die liebe gibt mir alles, und wo die nicht ist, dresch ich stroh Göthe an frau v. Stein 1, 49. ein bloszes dreschen leeren strohs J. Paul Siebenkäs 1, 19.
11.
sprichwörter. du solt dem ochsen der da drischet, nicht das maul verbinden nicht hindern dasz wer arbeitet sich auch sättige von dem ertrag der arbeit 5 Mos. 25, 4.
der nicht gern drischt, friszt doch gern brot
Eyering 1, 434.
der geiz dreschet allzeit ledig stro Henisch 750. wiltu nicht dreschen und malen, so soll man dir nicht zu essen geben 751.
wir wöllen gern mit essen,
aber nicht gern mit dreschen
Henisch 751.
wär holzhawen und dreschen ein orden,
so wären nicht so vil münch worden, oder
so wären weder münch noch nunnen worden
750.
auf leerer denne drischt sichs nicht wol, ex nihilo nihil fit Stieler 338. Steinbach 1, 291.
wenn man ihm rufet 'drisch!'
versteht er gern 'zu tisch'
Simrock 1718.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1401, Z. 22.

dreschen, n.

dreschen, n.
tritura Stieler 339. Frisch 1, 205ᵇ. treschen Schönsleder Hh. das dreschen verrichten die bauern Steinbach 1, 291.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1404, Z. 39.

dresch, m.

dresch m.
wie drescher. der ander drösch ward zornig Gengenbach 30, 69. 96. dise zwen dröschen wörtleten (zankten) so lang mit einander unz bisz daz der so den buren gezeigt hat, den andern todt schlug 30, 72. gieng der wirt zu dem dröschen 30, 90.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1401, Z. 2.

drosch

drosch,
wie drasch.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1434, Z. 52.

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„drösch“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/dr%C3%B6sch>.

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