Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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drus, druse, drüse, f.

drus druse, drüse, f.
ahd. drôs druos drôsi f.? Graff 5, 263, mhd. druos druose Ben. 1, 401ᵇ, altbair. drues drües f. sing. und pl. heutzutag druesen drüesen f. sing. und pl. Schmeller 1, 415. niederd. dröse Brem. wörterb. 1, 257 und dros Henisch 759, drull Strodtmann Osnabr. wb. niederländ. droes. ursprünglich scheint das wort eine schmutzige schmierige feuchtigkeit wie eiter und dergleichen zu bedeuten; dazu stimmt das angels. drŷsnian schmutzig, kotig sein, was mit dem gothischen driusan, draus, drusun fallen πίπτειν zusammen hängen kann. es hat sich in verschiedenen bedeutungen entwickelt,
1.
ein schwammiger weicher theil am körper der menschen und thiere, meist eichelförmig. ein druse glans Diefenbach Voc. 1470. sp. 141. daher brustdrüse, die brüse, briese vom kalb oder lamm, kalbsmilch, halsdrüse, die mandeln am hals, tonsillae. in der Schweiz nennt man eine gesunde drüse cherna, cherneli und nur die kranke (verhärtete) truesza Tobler 175. schweinin fleisch voll mandelen und drüsen, so am hals beim stich stehet Henisch 759. trusz oder hegdrusz Voc. theut. 1482 f 3ᵃ.
der hals mager unde klein
und was unz ûf daz kragebein
mit druosen bevangen
und grôzen âdern langen,
beidiu hinden unde vorn
Heinrichs Krone 19700—704.
2.
beule, geschwulst, geschwür, aussatz, pestbeule, glandula. drues apostema Voc. 1419. ein druze apostema Diefenbach Voc. 1470 sp. 33. trusz scrofula Voc. 1482 f 3ᵃ, jugulum das., trusz oder geschwere das. drusz am hals glans, est tumor in collo Voc. incip. teut. d 4. drusz unrein geschwer das. drusz bei den oren vulgariter buel das. drusz bei dem gemecht das. drüsz sonderer art panus panicula Frischlin Nomencl. 144. ein drüsz oder schwendten panus Maaler 93ᵃ. die trüsen, brüszen (brüsen) an schweinen oder seuwen 410ᶜ. trüsen oder kropf am hals das. pestilenz, drüsz und beul Aventin Bair. chron. drues und beul panus et tuber Schönsleder L 4. drüsz tuberculum Henisch 759. drüse glandula das. drüs, schlier, bei den ohren oder gemächten das. vergl. Diefenbach Gloss. lat. germ. unter apostema und glandula. drüsen kommen an dreien orten herfür, hinder den ohren vom gehirn, unter den armen von den membris spiritualibus, und an beinen von dem milz und nieren 560. drus druse trüse Stieler 346. 2345. drüse an der scham, schlier exulceratio spermatis, morbus penis das.
dô sich der werde sloufte
in der megede buosen
âne meines druosen (bildlich)
Martina 7ᵈ, 93.
man mestet swîn mit klîen und eicheln
und swendet druose mit nüechter speichel
Renner 5883.
swie lützel ein mensch verwundet wirt,
swie kleine an ime ein eizel swirt,
doch blasen die druose dem smerzen zuo
14294.
mit geschweren der trüsz, das ist pestilenz Westenrieder Beiträge 5, 55. pestilenz so die menschen genamtlich an der trusen oder platern sterben Regim. der gesundheit (1472) s. 30. da sol sie fünf drüszen (beulen von stockschlägen) für uberkumen Eulenspiegel c. 38. wenn gleich so viel drüse und pestilenz an inen waren als hare am ganzen leibe Luther 3, 395ᵇ. und läszt dich eine kleine drüs und ungewisse fahr mehr schrecken denn solche göttliche gewisse trewe verheiszunge sterken das. und frisset dich ein onmechtige drus oder pestilenz dahin 4, 478ᵇ. da sie sind glieder der kirchen, gleichwie speichel, rotz, blattern, drüse des leibs glieder sind 5, 64ᵇ. wenn in jemands fleisch an der haut ein drüs wird und wider heilet, darnach an demselben ort etwas weisz aufferet oder rötlich eiterweisz wird, sol er vom priester besehen werden. wenn denn der priester sihet das das ansehen tiefer ist denn die ander haut und das har in weisz verwandelt, so soll er in unrein urteilen, denn es ist gewis ein aussatzmal aus der drüs worden 3 Mos. 13, 18—20. der herr wird dich schlahen mit drüsen Egypti, mit feigwarzen, mit grind und kretz, das du nicht kannst heil werden 5 Mos. 28, 27. und Jesaia sprach 'bringet her ein stück feige', und da sie die brachten, legten sie sie auf die drüse und er ward gesund 2 Könige 20, 7. Jesaia 38, 21. und der erste (engel) gieng hin und gosz seine schale aus auf die erde und es ward ein böse und arg drüse an den menschen die das malzeichen des thiers hatten Offenb. Joh. 16, 2. und lesterten gott im himel fur irem schmerzen und fur iren drüsen 16, 11.
obschon ein welsch dem andern küszt die füsz,
so habens zuͦsamen die bül und drüsz
Klagrede Hutteni C ij.
sterbedrüse ist die gift- oder pestbeule, sterfdros B. Waldis Verlorner sohn 899. aller trost war verschwunden, dieweil ein jegliche drüsz oder geschwer allenthalben am leibe der gewisse tod war in dreien tagen, und je eins vom andern die pestilenz erbet Bocc. 1, 2ᵇ. weinrauten gesotten und wie ein pflaster übergelegt vertreibet die drusen Tabernämont. 401. in einem alten lied,
oft hat eine kleine drüsen
geschlagen einen starken riesen.
im jahr 1349 kam ein groszes sterben in Teutschland, sie starben an der druisen, und wen das angieng, der starb an dem dritten tag Faust Limburg. chron. c. 5. es möcht haben die pest oder drüs das ist, es möcht so schlimm stehen als es wollte Frisch 1, 209ᵇ. der notleidende spricht
ob mich die grause drüse quälet,
quält, herr, doch mehr was mir jetzt fehlet,
dein trost, der seelen heil
A. Gryph. 2, 264.
3.
im 15 ten, 16 ten und 17 ten jahrhundert häufig bei verwünschungen und ausrufungen, wo dann gewöhnlich die pestbeule darunter verstanden wird. da ward diser herlich man geschmecht, der narr ward uszgejaget von den dienern, und fluͦchten im, 'wol usz, narr, das dich die truͦss müsz angon!' Keisersberg Sünden des munds 34ᵃ.
und (dasz) dich nit drus und peulen anget
Fastnachtsp. 173, 1.
das euch die drus, peulen und der rit
erwurg und euch verschlint die ert!
178, 14.
habt euch die drues!
203, 4.
schweigt, das euch drus und peulen ange!
539, 10.ᵃ
die knecht schlugen den narren zum saal hinaus und sprachen 'narr, dasz du die drüsz müssest haben!' Pauli Schimpf u. ernst c. 194. so will ich dich auf den kopf hauen dasz dich die drüsz musz ankommen Götz v. Berlichingen 30. item, sie sagen 'gott gebe den faulen henden die drüse' Luther Tischreden 436ᵇ.
o gefatter (gevatterin) furcht ir euch so stark
for ewrem man, last in haben die drüse.
Meisterlieder Berliner handschr. nr. 213 bl. 23.
das (l. des) gehe in drüsz ins maul an,
er leuget mich an, der unflat
H. Sachs 2. 4, 13ᶜ.
geh von mir, hab dir drüsz und peulen!
3. 3, 13.
desz geh dich die trüsz ins maul an!
4. 3, 4ᵇ.
dasz dich die drüs rür
5, 364ᶜ.
ich wil itzt selber zu in gehen,
sie sol die drüsse und peule bestehen:
ich wil in die leviten lesen,
sollen sagen ich sei dagewesen
Römolt C 3ᵃ.
'lieber herr, ich hab es trawen nicht gethan, sondern das kindlein.' 'ei, so geb gott dem balg die drüsz und beulen' Kirchhof Wendunmut 443ᵃ. der edelmann (spricht zum bauer) 'du bist ein narr: gott geb dir drüsz und beule!' der bawer verstund glück und heil Buch der liebe 201, 1. der pfaff ward zornig und sprach 'gott geb ihm die drüsz!' Frey Garteng. 58ᵇ. desz geb dir gott die drüsz, beul und pestilenz 83. aber die truͦsz! ich führt lieber wie unser abt Paxvobis ein hund am strick zum gejägt Fischart Garg. 243ᵇ. 'die truͦsz auf deinen kopf!', sprach der mönch, 'und das gesperr in den kropf' 252ᵇ.
dasz dich die drusz bestah Schauspiele des herzog
dasz dich drusz und beul besteh!
Katzip. h 3.
Hans. wer do? wer do? lasz mich doch schlafn!
Actœon. wil dir die trüsz, groszer maulaffn!
es beisz ein maus des ochsen fusz,
der ochs flucht ir ein böse drusz.
Alberus Esopus 115ᵇ. Wolgemut 1, 266.
der löwe zeigt dem wolf seinen palast,
hie lagen lange esels ohrn,
da lagen bein, dort lagen füsz:
der wolf gedacht 'hab dir die drüsz!'
118.
der junker wünscht im drusz darzu
Eyering 2, 118.
der satan sagt zu dem klagenden Hiob
gott will an dir so gnaw alles suchen,
mein kerl, thu im die drüse fluchen.
Joh. Bertesius Hiob Trag. comöd. (1603) F 2ᵃ.
ei halt das maul, hab dir die driesz.
J. Ayrer Trauersp. 23ᵇ.
und flucht der andern part die drüsz
Ringwald l. w. 263.
darumb kauf dir an deine füsz
ein paar schuch und hab dir die drüsz!
so bald
der liebe Phöbus hat erblickt
dasz man sich so ungestümb schickt
zum krieg, und sah das grewlich heer,
erschrack der gut mann treflich sehr
und sprach 'botz trüsz! was wil daz wern.'
Fuchs Mückenkrieg 1, 23.
bawr, ich glaub du hörst nicht wol,
dasz dich ankomm die drüsz!
Sieben lächerliche geschnältz, fliegendes blatt um 1620.
dasz dich die drusz ankomme! dat dik de swarte drosz hale! Eccard bei Oberlin 257. die drusz (pestilenz) gehe dich an! ein fluch Henisch 750.
4.
in dieser bedeutung hat man das wort auch persönlich genommen und einen bösen geist, den teufel darunter verstanden; es wird dann auch als masc. gebraucht, dasz dich der drus bestehe, verderbe! Eccard bei Oberlin 257. dat di de droos slaa! bim droos! Brem. wörterb. 1, 257. de droos in de helle. auch im niederl. hat droes diese bedeutung Weiland 2, 248ᵇ. vergl. Deutsche myth. 488. 955.
5.
kropf, kehlsucht, krankheit junger pferde, wobei eine weiszliche oder gelbliche materie aus nase und mund flieszt, während die drüsen aufschwellen. in dieser bedeutung wird der umlaut nicht gebraucht. niederd. dröse Strodtmann Osnabr. idiot. 43, dat drösen Brem. wörterb. 1, 257. niederländ. droes, het paard heeft den droes Weiland 2, 248ᵇ. franz. gourme. das pferd wirft die druse ab, wenn die flieszende materie dicker wird, ein zeichen der bevorstehenden heilung. man unterscheidet die gutartige und die bösartige oder falsche druse; diese ist vorhanden, wenn von der drusenmaterie etwas ins geblüt zurücktritt und schlimme folgen hat, oft auch in die rotzkrankheit ausartet Nemnich Wörterb. 115.
6.
s. gekrösdrüse. gemächtdrüse. halsd. hauptd. hegd. hirsend. ohrend. pestd. schleimd. speicheld. talgd. zirbeld.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1458, Z. 16.

druse, f.

druse, f.
ein durchlöchertes, verwittertes erz, hölungen in deren gemülme sich noch silber, erzsteine und krystalle befinden Nemnich Wörterb. 115. aus groszen drusen quillt oft wasser, oder böse tödtliche wetter kommen aus denselben Scheuchenstuel 59. luft finde sich in klüften, drusen und des steins absetzen neben dem wasser Mathes. 32ᵇ. das grosze hölen, klüft und drusen da (im berge) worden sein 36ᵃ. drusen, hölchen der adern und klüfte Georg Agricola. erz in drusen angewittert Frisch 1, 209ᵇ. oft bricht es (das silbererz) auch in einer eisenschüszigen art, in eim gemülbe, zumal in drusen Mathes. 63ᵇ. trafen sie auf eine grosze druse, in welcher sich schöne bergkrystalle fanden Göthe 51, 120. diese bedeutung führt auf das vorhergehende drus 2; ob es dasselbe wort ist?
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1461, Z. 14.

druse, f.

druse, f.
gestein das sich in den hölungen findet, schön poliert und abgeeckt ist Frisch 2, 209ᵇ, böhm. druza. daher steindruse, gypsdruse, krystalldruse, quarzdruse, spathdruse.
die wände schimmerten von mancherlei
glänzenden drusen und erzten
Zachar. 1, 342.
allein das ist schade, dasz die schönen drusen die in der nische befindlich sind, nicht (zur mineraliensammlung) mitgegeben worden Lichtenberg 8, 239.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1461, Z. 27.

drusen, f.

drusen, f.
hefe, bärme faex, bodensatz, sedimentum, was beim auspressen der früchte zurück bleibt, wie treber trester. ahd. drôsana truosana Graff 5, 546, drûsine fex Herrad v. Landsberg 191, mhd. druosene Wackernagel Lesebuch 1. 769, 5, truosen Ben. 3, 123ᵃ, ags. drôsen drôsn. darnoch so seih dz öle von fecibus und seubere die kachel widerumb von den truͦsen der gumi und unsauberkeit die sich an den boden setzet Gersdorf 32. und die truͦsen von weiszen gilgen (lilien) 57. die truͦsen faex Maaler 411ᵃ. auch der umlaut, öltrüsen amurca Frischlin Nomencl. 273, ahd. oiltrôsana. trüsen das auszgepreszte von wein und andern Frisch 2, 393, ahd. wîntruosana. trüsen pl. in genere est omne turbidum, feculentum, spissamentum et sedimentum atque fex Stieler 2345. niederd. droske die von der hervorsprudelnden soole im heiszen sommer und im kalten winter abgesetzte salzblume Schambach 49ᵇ. niederl. droessem Weiland 1, 248. vergl. engl. dregs, altnord. dregg, böhm. drozcli n. mittellat. drascus hordeum sive brasserium coctum, postquam cerevisia inde expressa est Ducange 2, 939ᵇ, altfranz. drague ausgebranntes malz, treber Diez Roman. wb. 610, griech. τρύξ. ob es mit drus glandula verwandt ist, steht dahin. wann du wilt den win der welt geben, und erst din alter, das sint die truͦsen, got geben, das ist im nit so angenem Keisersberg Bilger 151ᵃ. denn sitzen wir auf den stuben (weinstuben), so wir vol truͦsen sind (stark getrunken haben) und reden davon (wie man den armen helfen soll) ders. Postille 182. wir sein die truosen, der wein ist oben hin genumen: er ist abgelaufen und sint nüt mer den noch truosen unden in dem fasz 202. ein vasz das voller drussen ist kann kein wein empfahen S. Frank Lob der thorheit 97.
und wär das fäszlin noch so rein,
so find man truͦsen drinnen
Fischart Garg. 92ᵇ.
aus biertrusen brantwein brennen, ist verboten Straszburg. alte polizeiordnung.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1461, Z. 38.

drusen, drüsen

drusen drüsen,
1.
hefe absondern. wein so gieret (gäret) frü, druset auch frü Fischart Garg. 236ᵇ.
2.
drüsen bekommen, an drüsen leiden. die pferde drüsen equi tument scrofulis, tumoribus inflammantur Stieler 346. Steinbach 1, 302. so auch ausdrüsen von den drüsen frei werden. wenn die gäule ausgedrüset sein, so stehen sie wol darnach equi sanati a glandibus vegetantur et alacriores evadunt Stieler das. Henisch 759.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1461, Z. 71.

drusen

drusen
druseln drüsseln drünsen, engl. drowse schlummern Frommann Mundarlen 3, 283. niederd. drusseln aus dem wachen in den schlaf übergehen Schambach 50ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1462, Z. 1.

trus, truse, trüs, trüse, f.

trus, truse, trüs, trüse, f.,
s. drüse teil 2, 1458, wo belege in der form trüsz, truͦsz, truse, und triese (oben sp. 488); dazu noch: apostema truͦse (md. voc.) Diefenbach gl. 637ᶜ, glans ein geschwer oder trusz gemma gemm. (1508) l 5ᵃ, trüse, mandel im halse Hulsius-Ravellus dict. (1616) 331ᵃ; wer ich nun ain weyl bey inen beliben, sy heten mich tries anglett (mit drüsen angesteckt) H. Lutz (1525) bei Fischer schwäb. 2, 428; im fluch:
des geh euch trüsz und beulen an!
Hans Sachs 16, 162 K.-G.;
nar, das du die trüsz müsest haben! Pauli schimpf und ernst in: Kürschners dt. nat.-lit. 24, 28; das dank im triesz und blag (v. j. 1610) bei Fischer a. a. o.; vgl. truese lymphdrüsenentzündung Friedli Bärndütsch 1, 447, kehlsucht d. pferdes ebda 250, triəšən (pl.) drüsen Hotzenköcherle Mutten 159.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1940), Bd. XI,I,II (1952), Sp. 1425, Z. 67.

truse, trüse

truse, trüse,
s. trus.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1940), Bd. XI,I,II (1952), Sp. 1426, Z. 55.

trusen, f.

trusen, f.,
'hefe, bodensatz; rückstand'; ahd. truosana, druosana, mhd. truosene, truosen, druosene, mnd. drôsem, mnl. droese, droesene, droeseme u. ähnl. Verwijs-Verdam 2, 422, ags. drōsne, f., drōsna, m., Bosworth-Toller 215ᵃ u. suppl. 158ᵇ. grundform germ. *drōhsnō, mit -sn -formans zur wurzel idg. dhrēgh-, erweiterung der (nur aus den konsonantischen erweiterungen dhrēgh- und drābh- erschlossenen) grundwurzel dher-, dherā- 'trüber bodensatz' (vgl. Walde-Pokorny 1, 854 f.), die auch in trester sp. 178, tros ebda sp. 896, trub sp. 1162, trübe sp. 1165 sowie treber teil 11, 1, 1, sp. 1568 vorliegt. weitere verwandte wie anord. dregg, f., 'hefe' s. bei Walde-Pok. a. a. o. im anlaut erscheint bereits im ahd. auch d; neben ahd. trusenon (gen. plur.) Notker 2, 302 P., trosana (10./11. jh.) ahd. gll. 1, 516, 29 St.-S., trusana (11. jh.) ebda, truosana (10. u. 11. jh.) 614, 1 steht druosana (11. jh.), drusina (11./12. jh.) 614, 2; für spätere zeit vgl. drusêna (12. jh.) 3, 222, 4, drusna (13. jh.) ebda, drusina (13. jh.) 293, 15, drussene Meinauer naturlehre bei Wackernagel leseb. (1861) 475, aber truozin Hugo v. Langenstein Martina 7, 94, truosen ebda 65, 92 u. ö.; truosen Nicolaus v. Basel bekehrung Taulers 9 Schmidt. älternhd. überwiegt t, doch ist d mehrfach bezeugt, vgl. druͦsen (voc. d. 15. jhs.) Diefenbach gl. 232ᵇ, drusen S. Fischer chron. 64ᵇ Veesenmeyer, druͦsen bei Fischer schwäb. 2, 427, drussen Seb. Franck lob. d. thorheit (o. j.) 97, druͦsen Montanus schwankb. 439 Bolte, vgl. den artikel drusen teil 2, 1461. vermutlich liegt einflusz von druos, drüse 'drüse' vor (s. Schatz ahd. gramm. § 186), der wohl auch den gelegentlich auftretenden umlaut hervorgerufen hat, vgl. trüsen Seb. Franck bei Fischer schwäb. 2, 427, öltruͤsen Frischlin nomencl. (1586) 32, truͤesen Megiser thes. (1603) 1, 518ᶜ, truͤsen sive druͤsen Stieler stammb. (1691) 2305, und dazu beitrug, dasz trusen z. t. als plural aufgefaszt und ein neuer singular truse, trus, trüse, trüs gebildet wurde, vgl. trüsz Roth dict. (1572) g 2ᵃ, trüse Hulsius-Ravellus dict. (1616) 331ᵃ, trusz Heupoldus dict. (1620) 166, truse Steinbach dt. wb. (1734) 2, 877, Campe 4, 903; schon ahd. olidroͮsa amurca, windrosa vinacia ahd. gll. 2, 627, 61 bzw. 4, 108, 47 St.-S. wird (nicht nur im anlaut) durch druos 'drüse' beeinfluszt sein. mundartlich noch im alem. und im westl. md. lebendig, z. t. nur im plural, vgl. z. b. schweizer. truəsə Karl Schmid Entlebuch 74, Weber Zürcher Oberland 63, in truesenbranntawiin Friedli Bärndütsch 2, 261, truəsnə Streiff Glarner ma. 81, truese Seiler Basler ma. 86; elsäss. drueseⁿ, pl., Martin-Lienhart 2, 765, schwäb. truse ausgestorben (dafür tros, m.) Fischer 2, 427; bad. drusen (druəsə), plur., und trus, sing., bad. wb. 578; lothr. druseⁿ, pl., Follmann 109; rhein. drūsən, pl., rhein. wb. 1, 1527 neben drus, drusem, m.; nass. drusen, druse, pl., Kehrein 118; durchgängig als bezeichnung für 'hefe', 'trester' von wein und ausgepresztem obst, als 'bodensatz' von flüssigkeiten, besonders öl, ausgelassene butter u. s. w.; als m. für 'branntwein aus weinhefe', vgl. Stucki Jaun 93, Martin-Lienhart a. a. o., bad. wb. a. a. o. offenbar elliptisch für trusenbranntwein (s. dort), doch vgl. auch ein m. bei Montanus (s. unten 3). seit dem 17. jh. literatursprachlich kaum noch bezeugt und fast nur lexikographisch weitergeschleppt.
1)
'trüber bodensatz des weines, weinhefe', vgl. ahd. windruosana vinacia ahd. gll. 2, 364, 34 u. öfter: chelih lutteres wines plenus mixto doh foller miscelatun foller truosenon also in moste diu bediu zesamine gemiscelot sint Notker 2, 302 P.; ich meine, das uwer vasz noch nút reine ist, und klebent noch truosen dinne Nicolaus v. Basel bekehrung Taulers 9 Schmidt; das (fasz) soll er zuͦ stunt noch einander schencken untz der win uskumpt und soll do zwüschent nützit darin tuͦn, weder win, truͦsen noch wasser noch deheinerleye ding (15. jh.) Straszburger zunft- u. polizeiverordn. 579 Brucker;
de spade te bekeerne plien (pflegen),
slachten (gleichen), secht scrifture, dien,
die metter droeseme van dem wyne
eeren weent den heren sine
spieghel d. zonden 75ᵃ bei Schiller-Lübben 6, 108;
so man wein ablaszt, so blaszt man als lang untz das der lauter wein herausz gelaufft, und laszt die muͦter und die truͦsen im vasz beleyben Geiler v. Keisersberg sieben scheiden (1510) c c 5ᵈ; wer ein fasz mit hefen oder trüsen füllt, der kan den wein nimmer hinneinthun Seb. Franck bei Fischer schwäb. 2, 427;
disem unfal kompstu am rechtsten,
so du in (den gästen) gibst den aller schlechtsten (wein),
der khanecht ist und auff den truͦsen,
so schütten sie in halb in buͦsen
K. Scheit Grobianus v. 1990 ndr.;
einen weyn lauter lassen werden und warten bisz sich die truͤsen an boden gesetzt Frisius dict. (1556) 373ᵇ; rockenmäl mit essighefen oder truͦsen vermischt H. Bock kräuterbuch (1587) 425ᵇ; wann die rosz vom sporenstich am bauch geschwöllen, nimm honig, schillroten wein, trusen, die zimlich dick sein, und kochs mit eynander Sebiz feldbau (1580) 159; doch haben auch bei uns die dicken wein viel trusen oder heffen, und ist die trusen gewisz gesaltzen Hulderich Frölich offenbar. d. natur (1591) 744; wie der wein in dem keller bey allgemächlicher auskochung seine rauchen irdischen theile ... ablege, welche dann unden und an den wänden in die trusen gehen und den weinstein gestalten Scheuchzer naturgesch. d. Schweitzerlandes (1706) 1, 25.
2)
dicker bodensatz; von öl und anderen flüssigkeiten, vgl. oletruosin (amurca) Notker 2, 333 P.; amurca, fex olei drusina ahd. gll. 3, 293, 15 St.-S.; öltrüsen amurca Frischlin nomencl. (1586) und öldrusen teil 7, 1276: und sell das el daraus (aus dem ölhafen) thon, das nun die drusen und der wust vom el drinn bleyb Seb. Fischer chron. 64ᵇ Veesenmeyer; darumb so sprich ich zu recht, das alles lauter öl der fünf follen fasr sol abgelaszen werden von den hefen oder trusen Steinhöwel Esopus (1555) 96ᵃ; vgl.'bodensatz vom öl' Martin-Lienhart elsäss. 2, 765, 'ölsatz' rhein. wb. 1, 1527, 'brauner rückstand von gesottener butter' Streiff Glarner ma. 81. — allgemein, vgl. faex ein bodengleger, trüsz, heffen, das unterst, schlechtest und heylosest eins jeden dings Roth dict. (1572) g 2ᵃ: diu erde ist der andern elemente reinate unde ein drussene Meinauer naturlehre bei Wackernagel leseb. (1861) 475; (quinta essentia ist) gereiniget und gezogen von den fecibus, als von den truͦsen und unreiner materien, die da ist ein ursach der zerstörung der ding H. Braunschweig distillierbuch (1532) 3ᵃ; dann wie der welt trusen seind die element, also seind der elementen das wasser und die erden. derhalben gleich wie die flieszenden ding gröszer seind denn die trusen, und die trusen das minder theil, dessen die trusen ist: also seind auch das wasser und die erden der minder theil der elementen Hulderich Frölich offenbar. d. natur (1591) 16; als 'trübung, schmutz, verunreinigung, dreck', vgl. bad. wb. 578ᵇ, rhein. wb. 1, 1527.
3)
in bildlicher verwendung; für 'verunreinigung, trübung':
umb unsir sunde truosen
Hugo v. Langenstein Martina 27, 36;
gar ane leidez truosen
ebda 65, 92;
'unsauberer rest': do sollent luͦgen und gewarnet sein, die zuͦ iren alten tagen kummen seind, und gott dem herren nüt anders zuͦ geben hond, weder die truͦsen, iren bluͦmen in der jugent in aller üppikeit und buͦbery verzert haben Geiler v. Keisersberg postill (1522) 1, 31ᵇ; 'das unwerteste, verächtlichste': falscheit und untreüw hat uberhant genumen in unseren landen, also das wir seint truͦsen aller welt worden Joh. Pauli Keiserspergs narrensch. (1520) 36ᵇ. redensartlich auf die trusen gehen 'auf die neige gehen, zu ende gehen':
wann dann der würt thuͦt merken schon,
das es will auf den druͦsen gohn,
und kein gelt mehr vorhanden ist,
so braucht er dann erst würtes list
Montanus schwankb. 439 Bolte;
ähnlich dialektisch auf der (dem) trusen sein 'am ende sein', vgl. uf də truəsnə sī 'auf dem hund sein' (studentisch) Stucki Jaun 93, uff de druͦse sin 'auf dem letzten rest des vermögens, ganz herabgekommen' Ch. Schmidt Straszburger ma. 29ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1940), Bd. XI,I,II (1952), Sp. 1427, Z. 1.

trusen, vb.

trusen, vb.,
'hefe, bodensatz absondern' u. dgl.; denominativum von trusen, f., vgl. den artikel drusen, vb., teil 2, sp. 1461; schon ahd. als compositum bezeugt, vgl. erdruasnita defecaverat, purgaverat (10. jh.) ahd. gll. 2, 494, 37 St.-S.; unschlitt trüsen durch auslassen unschlitt gewinnen: das er ainem yetlichen unschlit trüse und sin schmaltz schaide und beraite (vor 1530) d. ältere recht d. reichsstadt Rottweil 146 Greiner; vom wein 'sich trüben durch hefeabsonderung': wein so giret fruͤ, druset auch fruͤ Fischart Garg. 375 ndr.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1940), Bd. XI,I,II (1952), Sp. 1429, Z. 3.

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drinkbirne durchdrang
Zitationshilfe
„drüse“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/dr%C3%BCse>.

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