Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

dreifusz, m.

dreifusz, m.
tripus, mhd. drîfuoz Helbling 1, 662. Fragm. 38, 33, drebs Diefenbach Gloss. lat. germ 597ᵃ, im braunschweigischen drebs treft Stieler 590. 2305, drêbs im nördlichen Thüringen, niederd. drefk, dreft (Brem. wörterb. 1, 243), niederd. drievoet, ags. þrîfôt, engl. tripod tripos trevet, schwed. trefot, dän. trefod. ein gestell, ein geschirr mit drei beinen, gewöhnlich ein eisernes küchengerät, bestehend aus einem breiten ring oder dreieck mit drei beinen, worauf man pfannen und kessel stellt. drifusz tripes, siccopes idem, est instrumentum coquine Voc. incip. teut. d 4. dreifuͦsz chytropus Maaler 92ᵇ. trifuesz ollae sustentaculum Schönsleder Hhᵃ. in Tirol nennt man ihn feuerhund Zingerle Tiroler sitten 19, 147. im hanöverschen und osnabrückischen stridde striddik. ist ein sitz mit drei beinen gemeint, so wird er im niederd. drebeen genannt (Brem. wörterb. 1, 243), im niederl. driestoel, in Holstein unterscheidet man dreeft, den eisernen dreifusz in der küche, von dreefoot, dem hölzernen stuhl, auf welchem die melkerin beim melken der kühe sitzt Schütze Holstein. idiotikon 1, 248. 249. im griechischen alterthum war der goldne dreifüszige stuhl ein symbol der weissagung, der göttlichen weisheit und herschaft in den heiligthümern zu Delphi, Theben, Athen und Dodona. er war der preis in den dionysischen festchören. der aberglaube unserer zeit bringt den dreifusz, wie den drudenfusz, in verbindung mit den hexen. wenn eine krankheit unter den gänsen ausbricht, brät man eine kranke gans lebendig auf einem dreifusz, weil die hexe welche die krankheit veranlaszt hat, solche schmerzen erleidet, als ob sie selbst im feuer läge Panzer Bair. sagen 2, 306.
1.
wann ihr disem raht folgt, so werdt ihr sehen dasz ir schöne aufgeschissene grosze buben solt werden die auf eim dreifusz inn hafen gucken können Fischart Garg. 43ᵃ. dreifusz ein jedes ding oder geschirr das drei füsz hat, ein hafen mit dreien füszen, stolhafen Henisch 747.
kluppen, dreifüsz, kannen
Hoffmann Gesellschaftsl. 187.
ein glühnder dreifusz thut dir endlich kund
du seist im tiefsten, allertiefsten grund
Göthe 41, 76.
und gehe grad auf jenen dreifusz los,
berühr ihn mit dem schlüssel
das.
im priesterkleid, bekränzt, ein wundermann,
der nun vollbringt was er getrost begann.
ein dreifusz steigt mit ihm aus hohler gruft
41, 84.
wenn du nun alles nach der ordnung durchgesehn,
dann nimm so manchen dreifusz als du nöthig glaubst
und mancherlei gefäsze die der opfrer sich
zur hand verlangt, vollziehend heiligen festgebrauch
41, 182.
frisch, ihr mädchen, und schöpft in den etrurischen krug!
steht nicht der dreifusz hier auf schön geflügelten sphinxen?
Schiller 83ᵇ.
jetzt, wo der wind in die glut einsausete, stellt er den dreifusz
samt dem verschlossenen kessel, gefüllt mit der quelle des gartens
Voss Luise 1, 266.
nicht lang, so stockte (beim aufgraben der erde) der spaten
kreischend an hartem metall, und es kam ein ehrener dreifusz
bald an das licht
Mörike Idylle 7.
einige hatten das feuer geschürt, um die speisen zu wärmen;
denn es gebrach nicht tiegel noch topf, noch fehlte der dreifusz.
112.
so, wo die weisheit sich und die schönheit werden begegnen,
stellet den dreifusz keck, bauet den tempel nur auf.
ders. Ged. 105.
2.
die Ditmarsen haben hübsche redensarten, worin sie dreifusz bildlich gebrauchen. he is up sinen rechten dreeft er ist bei guter laune. he hett keenen goden dreeft ist nicht aufgeräumt. sinen dreeft fast setten sein glück sichern. man sagt auch er ist bestanden wie ein halber dreifusz (der nicht steht) Lehmann 103.
3.
orakel im sinne des alterthums.
was sie die götter sehen liesz,
läszt ohne dreifusz sich errathen.
Wieland Juno und Ganymed v. 272.
4.
ein getränk das aus drei theilen besteht, aus rothem wein, zucker und zimmt, mit eierdottern abgequerlt.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1380, Z. 72.

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Zitationshilfe
„dreifusz“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/dreifusz>.

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