Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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drol, droll, trolle, m.

drol droll trolle, m.
was gedreht, gedrillt ist; vergl. drollen. das wort kommt zuerst gegen ende des 14ten jahrhunderts vor. aus seiner ursprünglichen bedeutung leiten sich folgende ab.
1.
drol grober faden, grober draht Henisch 754. Schottel 1305. bei den webern heiszen trollen die fäden von dem am ende abgeschnittenen gewirk, woran der aufzug des künftigen gewebes geknüpft wird. die spinnerin, wenn sie den faden ungleich spinnt, bringt trollen (dickere theile) in denselben, ja sie vertrollt oder vertrolcht oft einen ganzen strang oder eine spule Schmeller 1, 489.
2.
knäuel, der rund gerollt, an starken fäden zusammengedreht ist, res convoluta, teres et rotunda Henisch 754. Schottel 1305. Stieler 333. der trolle unter dem kinn; s. droller 2. troll quaste Reinwald Henneberg. idiot. 2, 128. trollen troddel, quaste, dann auch hopfenkätzchen Schmeller 1, 489. es tregt oft ein gute reb einen wintertrollen Agricola Sprichw. 58ᵇ. derhalben auf den rebentroll, es gilt dir voll ein boll, so wirst zeitlich doll Fischart Groszm. 116. troll kamm, stiel an den reben, woran die weinbeeren hängen, racemus Frisch 2, 389ᵇ. trola f. ein mit früchten dicht besetztes baumzweiglein Tobler 154ᵇ. in Osnabrück ist drull eine drüse Strodtmann 43. auch gehört wol hierher trüll im hanöverschen tropfwein, neige Brem. wörterb. 5, 117. troll nachbrühe des kaffes, aufgekochter nachsatz Schmidt Westerwäld. idiot. 267.
3.
draͦl kreis, wirbel Castelli Östreich. wörterb. 113. hierher auch dorl kreisel, im Westerwald torle Schmidt 268; s. oben 1286.
4.
droll kötel stercus duriusculum, teres, pila stercoraria Henisch, auch im niederländischen drol mit dieser bedeutung Weiland 1, 248.
5.
tölpel, ein plumper, grober, bäurischer, starker kerl. troll Schmeller 1, 489. droll alberner, ungeschickter mensch der hin und her läuft und nichts zu stande bringt, ein blödsinniger Stieler 333. drol droll ein schelm Schmid Schwäb. wörterb. 142. niederd. troll klotz truncus, ein scheltwort Brem. wörterb. 5, 117. niederl. drol ein kurzer dickleibiger mensch Weiland 1, 248ᵇ, possenreiszer Kilian. engl. droll hanswurst, nichtswürdiger mensch, altnord. drioli ein groszer starker knecht, gälisch droll ein träger tölpischer träumer Macleod Gaelic dictionary 1, 255.
si sluogen sô vil mangen veizten trollen
durch sîn borst
MSHag. 3, 288ᵇ.
ee das ain grober trolle
lit ellendt, armut, als vil manger weiser tuͦt,
er liesz ee all sein freunt hie sterben um das guͦt.
Wolkensteiner 117, 6, 11.
dann wie solt ein voller throl thun, als der vernunft, sinn beraubt ist S. Frank Laster K j. da gilt ein alter oder beurischer troll weniger dann ein gerad jung stolz man ders. Weltbuch 101ᵇ. derselb veracht den waren got und ist ein grober trolle Ringwald Evang. Hh viᵃ.
wo ist mein grober droll?
Jac. Ayrer Singsp. 151ᵇ.
darzu schlug er den trollen
wol nieder nach der schwär
Ambras. liederb. 129, 38.
wie kompts das jetzt ir brüder all
allein allzeit welt trinken?
so bin ich auch ein voller troll,
thu oft zun benken sinken
164, 48.
die sach mag in ersprieszen
den trollen zu verdrieszen
Uhland Volksl. 660.
dem unhöflichen troll einer von ihnen eine tapfere ohrfeige gab Salinde 324. vergl.ackerdrol, ackertrolle, bauerntroll, schmutztrolle.
6.
ein elbisches wesen, das den menschen bald freundlich ist und ihnen hilfe leistet, bald sie plagt, neckt, drillt, verwirrt und bethört, wie man auch von einem blödsinnigen sagt dasz er elbisch sei.
auch sagt man wie daz trollen
in Norwegen sein sollen.
nu hon ich verr durchvarn die lant,
das mir kein troll nie wart bekant.
Michael Beham in Wackern. lesebuch 1. 1008, 21.
drol, bergmännle daemonum genus Henisch 754. Schottel 1305. droll hausgeist qui frequenter itat Stieler 333. das wort kommt in diesem sinn selten vor, Rädlein, Frisch, Steinbach, Adelung führen es nicht an: im Norden ist es gebräuchlicher, altn. tröll (neutr.), schwed. und norweg. troll, altschwed. trull, dän. trold, wo man auch gewöhnlich die bergmännlein, elfen darunter versteht; vergl. Molbech Danske dialectlexicon 35. 606. im altnordischen ist die bedeutung ausgedehnter, es wird auch ein ungeheuer, riese, waldgeist, der teufel selbst damit bezeichnet (Deutsche mythol. 493. 956. 993), wie noch im friesischen troal der teufel oder ein hexenmeister ist Outzen 366. Oberlin führt an trull bierzeichen, kellertroll schenkzeichen 1670. damit müszte der drudenfusz gemeint sein oder ein laubbüschel, eine quaste.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1427, Z. 31.

troll, interj.

troll, interj.,
zur bezeichnung einer reitbewegung:
schwarz, wie der schwärzste mohr im heisen Afrika
besteig ich meinen gaul, troll, troll, troll, hopsasa
gehts dann in vollem sausz blitzschnell durch hohe lüfte
spukereien des teufels (1788) 6;
im hessisch-thüringischen in kinderreimen, die beim schaukeln der kinder auf dem knie gesungen werden s. Crecelius oberhess. 301, Vilmar kurhess. 417, Hertel Salzunger wb. 48; auch trüll:
trosz, trosz, trüll,
der bauer hat n füll,
der bauer wills verkaufen,
das füll war ihm entlaufen
bei Schmidt westerwäld. 270.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1936), Bd. XI,I,II (1952), Sp. 798, Z. 16.

troll1, m.

¹troll, m.,
grober, plumper, bäurischer mensch. seit dem 15. jh. bis in heutige mundarten hinein belegt, hauptsächlich obdt. und ostfrk., so im nürnbergischen als bezeichnung für einen 'groben starken kerl' (um 1800) bei Schmeller-Fr. 1, 661; im schwäb. als schelte für einen 'plumpen kerl' Fischer 2, 396; im tirol. als bauerntrolla Schöpf 758. weiterhin troll als 'dicker, auch unbehilflicher mensch' ebenda; Martin-Lienhart elsäss. 2, 754; vgl. auch das allgemeiner verbreitete ²trolle, trulle, f., 'dicke, plumpe weibsperson' (s. d.). der begriff des dicken auch in zusammensetzungen wie trollbirne, -blume, -fusz, -maul und in ableitungen wie ¹trolle, ¹trolle(n), m., f., ²trolle(n), m., f., trollicht, trollinger (s. d.). es liegt nahe, mit Falk-Torp 2, 1286 an zusammenhang dieser sippe mit ²trollen, trüllen 'wälzen, rollen' zu denken. die teil 2, 1427 unter droll 5 angeführten auszerdeutschen parallelen mit anl. dr- würden somit abrücken. der bei ¹tralle 'plumper, dummer mensch' teil 11, 1, 1, 1173 gegebene verweis auf troll, trulle als etymologisch verwandte worte mag zu recht bestehn; der zusammenhang mit spezifisch norddt. drall, adj., wie teil 2, 1331 ihn für möglich hält, erscheint für dieses bes. im obd. lebendige wort dagegen unwahrscheinlich.neben dem üblichen nom. sg. troll begegnet vereinzelt trolle bei Ringwaldt (s. u.); neben gewöhnlicher schwacher flexion gelegentlich in später zeit der dat. sg. troll Melissus Salinde (1718) 380. formen mit anlautendem d finden sich in lenisierenden gebieten, so im ndalem. bei Wickram (s. u.); bei Schmid schwäb. 142; im nürnbergischen bei J. Ayrer und H. Sachs, s. teil 2, 1428 bzw. 1, 175 s. v. ackertroll(e); ferner in fastnachtsp. 336, 2 K. häufig in anwendung auf bauern selbst:
... zehant huop sich ein strit ...
si sluogen so
vil mangen veizten trollen
durch sin borst ...
ein törper schre:
nu we mir we!
aus einem im druck erschienenen Pseudoneidhart bei v. d. Hagen minnes. 3, 288ᵇ;
kremer dicit (zum bauern) ...
was wilt du deines knechts des trollen?
fastnachtsp. 480, 12 Keller;
s. auch ebda 51, 8;
darzu schlug er den trollen
wol nider nach der schwer
Hesselloher ein lied von den uppigen bawren im Ambraser liederb. 129, 38 lit. ver.;
ihr vater vermeinte, dasz dieser bauer zu hoch hinaus wolte ..., verbote auch seiner tochter, sie solte diesen trollen abschaffen und nicht mehr mit ihme reden Harsdörffer Heraclitus u. Democritus (1661) 269; als nun dieses (einen streit) die pursche (studenten) nicht leiden wolten, sondern dem unhöfflichen troll einer von ihnen eine tapffere ohrfeige versetzete, so solte man hernach gesehen haben, wie die bauernkerls mit gesamter macht auf diese sieben loszgedrungen seyen Melissus Salinde (1718) 380. daher spöttisch als eigenname eines bauern, so junkher Troll Wittenweiler ring 123 Wieszner u. ö.; liedersaal 3, 401. häufiger in der composition ackertroll(e), s. teil 1, 175, und bauerntroll(e) fastnachtsp. 336, 2 K.; Aventin 1, 209, 26 L.; E. Francisci lufftkreis (1680) 1238; Schöpf tirol. 758. vgl. das offenbar verwandte ältere trülle Konrad von Ammenhausen schachzabelbuch 2629 Vetter als bezeichnung des bauern im schachspiel; dazu Maszmann gesch. d. dt. schachspiels 157 f. allgemeiner auch in andern verhältnissen: obtusus ingenio grober troll J. Schöpper synonyma (1550) a 8ᵇ; was aber zu heyl gehoͤrt vnd zu geystlichen sachen, seind sie (die Türken) so vngehobelt trollen, das sie wie das vihe kein vernunfft haben Seb. Franck chronica u. beschreib. d. Turckey (1530) h 3ᵇ;
wer mich (Jesus) vnd meine lehr verspot, ...
derselb veracht den waren gott
vnd ist ein grober trolle
Ringwaldt evangelia h 6ᵃ;
in der Ambraser hs. des Ortnit (1517) heiszt es von dem oheim Ortnits, der in der erregung die verwundeten auf dem schlachtfelde tötet:
wir haben vor disem trolle tâlanck dehein gemach
gegenüber sonstigem tievel
Ortnit 338, 2 Amelung.
die verbindung grober troll, wie sie Schöpper und Ringwaldt haben, begegnet auch sonst öfter, so etwa bei Aventin 4, 522, 4 L. und J. Ayrer, s. teil 2, 1428. wiederholt auch trunckner troll schweizer. schausp. d. 16. jh. 1, 150 Bächtold; lied von s. Grobian in Paul-Braunes beitr. 18, 572; ebenso gleichbedeutendes voller troll, s. teil 2, 1428 f., ferner Wickram 5, 137 lit. ver. gern auch als schelte verwandt:
phue dich, du alter trol
vnd du verfluechter pawrn zol
fastnachtsp. nachlese 249, 24 Keller;
ebda 539, 6; H. Sachs fabeln u. schwänke 1, 109 Götze.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1936), Bd. XI,I,II (1952), Sp. 798, Z. 30.

troll2, m.

²troll, m.,
dämon, kobold. das wort ist allgemein verbreitet im skandinavischen als an. troll, n., nisl. tröll, norw. und schwed. troll, altschwed. auch trull, dän. trold. das engl. kennt das wort nur als lehnwort, einmal in älterer zeit aus unmittelbarer berührung mit dem skandinavischen als troll(e), trold, dann neu entlehnt seit der mitte des 19. jh. als troll, s. Murray 10, 1, 393ᵇ. für das nur im spätmnl. vorkommende drol 'kobold' wird contamination eines gleichlautenden einheimischen wortes in der bedeutung 'kleines dickes männchen' mit dem skandinavischen wort angenommen, s. J. Franck-v. Wijk 136ᵇ; wb. d. nl. taal 3, 3412. innerhalb des deutschen begegnet das wort in einer älteren bis ins 17. jh. hineinreichenden sprachperiode und dann wieder mit dem 18. jh. das jüngere troll, im gegensatz zum älteren stark flectiert, lehnt sich offenbar an das skandinavische an und bezieht sich gewöhnlich auch auf skandinavische verhältnisse: zu diesen alfen nun kömmt noch eine ganze schaar von trollen, alftrollen, duergen (zwergen), riesen neuer büchersaal (1745) 8, 90; (in Südschweden) ist auch die sage verbreitet, dasz die trolle frühlings, wenn sie ihr geld sonnen, es auf dornbüsche hängen J. Grimm kl. schr. 2, 277; E. M. Arndt w. 6, 139 R.-M.; von den schwedischen trollen, die bald riesen, bald zwerge sind Laistner nebelsagen (1879) 157. fraglich aber ist, ob das ältere deutsche troll, das wie ¹troll schwach flectiert und gelegentlich anlautendes d zeigt, auf das nordische zurückgeht oder einheimisch ist, also zu ¹troll zu stellen ist. klärung könnten erst genauere dialektgeographische untersuchungen schaffen, denn ¹troll scheint durchweg auf das obd.-ostfrk. gebiet beschränkt (s. oben), während ²troll weitere verbreitung zeigt (s. u.). zu beachten bleibt, dasz schon die frühesten belege auf die nordischen trolle bezug nehmen:
auch sagt man, wie daz trollen
in Norwegen sein sollen.
nu hon ich verr durchvarn die lant,
das mir kein troll nie wart bekant
Michael Beheim in Wackernagel leseb. (1839) 1, 1008, 21;
es wonen bei disem volk (den Dänen) trollen, sollen geist sein Aventin 4, 56, 22 Lexer. von einheimischen dämonen seit beginn des 16. jh.: (den alten Preuszen schadeten) uber dasz alles dij trollen, das sein böse geiste, liffen umb yn gestalt der menschen; so wurffen sy einen ins feuer und den dritten ins wasser S. Grunau preusz. chronik 1, 208 Perlbach; die troln oder teufel (haben) sich offt inn bergmendels oder kindleins gestalt inn stoln vnd strecken sehen und hören lassen Mathesius Sarepta (1571) 137ᵇ; drol, bergmännle daemonum genus Henisch 754, lexikalisch sonst nur noch bei Schottel 1305 und Stieler 333, die abhängigkeit von Henisch zeigen; hieher gehören die, welche jnen die teufel dienen lassen in hausz und drauszen in gestalt kleiner mänlein, die man in Sachsen und an der Ostsee drollen nennet, da sie wol bekant und nicht seltzam sind, sonderhin in Schweden und Norwegen A. Lercheimer christl. bedencken (1627) 44; heute ist das wort mundartlich in der bedeutung 'unhold, kobold, teufel, zauberer, hexe' nur fürs nordfries. und schlesw.-holst. verzeichnet, d. h. für unmittelbar unter nordischer einwirkung stehende dialekte, s. Outzen 366, P. Jensen Wiedingharde 644, Mungard Sölring spraak 230, Mensing 5, 164.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1936), Bd. XI,I,II (1952), Sp. 799, Z. 44.

troll2, m.

²troll, m.,
in der jüngeren waidmannssprache vereinzelt bezeugtes postverbale zu ¹trollen 1 a: gleich darauf kamen zwei stück kahlwild in scharfem troll ... an mir vorbei E. v. Dombrowski grüne brüche (1908) 1, 18; (der elch verschwand) in dem ihm eigenen hohen troll tägl. rundsch. 1903 nr. 57, 2. beil. 3ᶜ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1936), Bd. XI,I,II (1952), Sp. 800, Z. 30.

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Zitationshilfe
„droll“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/droll>.

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