Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

drossel, f.

drossel f.
turdus musicus, viscivorus minor, ahd. drosca drossela droscila Graff 5, 265. drosla gl. wiesbad. 271. droskl turdela Sumerl. 47, 3. mhd. droschel Ben. 1, 399ᵇ. droschel turdela Voc. incip. teut. d 4. droschel trostel merula Voc. theut. 1482 f 3ᵃ. trostel troschel turdella das. hh iᵇ. turdela ein trostel Dasypod. 252ᵈ. 278ᶜ. 444ᶜ. die rot troschel H. Sachs. druschel turdela Alberus Nov. dict. z iij. trostel Frischlin Nomencl. 97. trostl Schönsleder Hh 4. die amsel, trostel Paracelsus 106ᵃ. droschel, gemeine droschel Henisch 755, drüschel 760. drossel und droschel Stieler 329. drostel Frisch 1, 208ᵃ. in Baiern droschel Schmeller 1, 416, in der Schweiz drostla und der drostel Tobler 156ᵃ, in Östreich draschel Höfer 1, 164, in der Wetterau druschin druschen druschel Weigand. ags. þrisc þrosle, engl. thrush throstle, isl. þröstr m. dän. drossel, drosler, schwed. saͦngdrast, russ. drost, krain. drossig, drosch. Weigand sieht darin mit versetzung des r das lat. turdus Wörterb. 1, 260.
1.
aus süeszen voglin schal
erklingen: singen hohen hal
galander, lerchen, droschl, die nachtigal.
ich sing hel, ein droschelein
41, 41.
ein vogler stelt den vogeln die garn, das sahe ein trostel S. Brant bei Steinhöwel 169. ein trostel die het ich im kefich Dialogus von den vier gröszten beschwernusz eines jeglichen pfarrers (o. j. u. o. in 4. aus der reformationszeit) bl. 24. manchen süszen und lieblichen thon von der wunsamen trosteln vernamen Galmy 87.
ein vogler hett sein netz gestalt
auf einen platz in grünem walt,
das sahe ein droschel hoch dort oben.
Wolgemut Esopus 2, 338.
die troschel hat die heirat gemacht (auf der vogelhochzeit)
vor einem grünen walde
Uhland Volksl. 35.
die amsel war der breutigem,
die trostel war die braute
38.
es erschiene auch Caym in gestalt einer troschel, der verstund allerlei vogelgesang Ayrer Proc. 3ᵇ. den troscheln, amseln und kranwethsvögeln Hohberg 2, 588ᵃ.
wenn mancher das seine vergurgelte, weil ja so lecker
nichts wie die drostel in mast, nichts fein wie die tasche der sau schmeckt
Voss Horaz epist. 1. 15, 14.
dagegen drossel Sat. 2. 5, 10.
drosseln, singt in leisen chören,
amsel, flöt im trauerhain
Salis 123.
im dickicht schallt der drossel waldgesang
149.
doch am hohen balken drinnen, der des daches giebel trägt,
wie im vogelfang die drosseln zappelt ihr der reihe nach.
Göthe 41, 198.
wo drossel singt und habicht schreit
Uhland Ged. 44.
hört ich die lustge drossel nur,
die in dem busche sang
282.
drossel und mönch singt dort ungestört und die amsel dazwischen
orgelt von früh bis zum abend ihr lied, die zufriedene weise.
Mörike Idylle 71.
2.
bildlich. a. einer der sein eigen verderben veranlaszt, weil man glaubt der vogelleim womit die drossel gefangen wird, sei ihr eigener koth. drossel im selbs schadend, turdus qui cacat sibi proprium malum, videlicet visci gluten quo capitur postea Henisch 755. b. scheltwort für eine alte frau. solche alte trosseln die sich aufschminken und kokettieren Hohberg 3. 1, 134ᵃ. noch heute in Schlesien gebräuchlich Weinhold 16ᵃ.
3.
s. bergdrossel. bruchdrossel. buntd. dornd. heided. meerd. mistd. misteld. pfeifd. ringd. rohrd. rothd. schnarrd. schwarzd. singd. sommerd. steind. weind. weiszd. winterd. zippd. zwergd.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1435, Z. 3.

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Zitationshilfe
„drostel“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/drostel>.

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