Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

dumpfheit, f.

dumpfheit, f.
der zustand in welchem man geistig ab gespannt, abgestumpft ist, geistige empfindungslosigkeit, erstarrung, blindheit. Grönländer und Lappen die ihr leben im starren nebel der dumpfheit dahin träumen Wieland. die aus der betäubenden dumpfheit zum gefühl der würde ihrer natur erwacht ist Wieland.
seltner wäre verrückt das ziel,
wär weniger dumpfheit, vergebnes sehnen.
Göthe 2, 275.
ich erinnerte mich der unruhe, der thränen, der dumpfheit des sinnes, die ich in dem loche (der schulstube) ausgestanden habe 16, 111. ein solcher ungewisser zweideutiger zustand mag den menschen wohl angemessen sein, in unserer dumpfheit, da wir nicht wissen woher wir kommen noch wohin wir gehen 16, 205. betrachtung über die klarheit der pfaffen in ihren eigenen angelegenheiten und über die dumpfheit die sie verbreiten. von philosophen könnte man beinahe das umgekehrte sagen Göthe 43, 141. sie (die natur) hüllt den menschen in dumpfheit ein und spornt ihn ewig zum lichte 50, 5. auch mache (dichte) ich manches in der dumpfheit, das wohl oft das beste ist Göthe in Mercks briefen (1838) 125. ich habe gar nichts was mich in linde stimmung setzt. Wieland thut mir noch am wohlsten. der herzog und ich theilen unsere dumpfheit wenigstens; alles andere hetzt mich Göthe an frau v. Stein 1, 47. ich bin in liebevoller dumpfheit der ihrige 1, 55.
du hast für uns das rechte masz getroffen,
in reine dumpfheit uns gehüllt,
dasz wir, von lebenskraft erfüllt,
in holder gegenwart der lieben zukunft hoffen.
Göthe in den br. an Lavater 159.
so ein leben in dumpfheit fortleben Thümmel. ein heroisches palliativ, wodurch er sich einem augenblicklichen gefühle von dumpfheit und verzagung, dem schrecklichsten zustande für einen solchen geist, zu entreiszen sucht Schiller 773ᵃ. aber in kurzer zeit erwarben die päbste, mehr noch durch die dumpfheit der andern als durch die überlegenheit ihres eigenen geistes, eine macht, bei welcher ihnen das persönliche verdienst sehr entbehrlich wurde Geschichte der merkwürdigsten rebellionen herausgegeben von Schiller (1788) 9. diese finstere dumpfheit der menschlichen wünsche ist nicht gröszer als dieselbe dumpfheit ihrer meinungen J. Paul Palingenesien 2, 82. so hatte sich die deutsche literatur im laufe des jahrhunderts aus der dumpfheit, geistlosigkeit und beschränktheit, worin sie im anfange desselben da stand, erhoben Beckers Weltgesch. 11, 466. die kalte taube dumpfheit, in die endlich unser wesen versinkt Tieck.
man sagt 'es klingt dein ohr, wenn fern dein ruhm ertönt,
doch schwache dumpfheit ists, wenn es von selber dröhnt.'
Rückert Weish. des Brahmanen 71.
der französische schauspieler fühlt nicht und läszt den zuschauer nicht empfinden dasz die leidenschaft oft ausbruch einer seele ist, die, aus unvermögen unentwickelter kräfte, also aus dumpfheit, oder aus fülle und grösze der kraft, wo alsdann der moment der leidenschaft zugleich der moment der höchsten klarheit ist, sich sonst nicht verständlich zu machen weisz Propyläen 3, 76.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1526, Z. 59.

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Zitationshilfe
„dumpfheit“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/dumpfheit>.

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