Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

Es wurden mehrere Einträge zu Ihrer Abfrage gefunden:

dunken

dunken,
s. tunken.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1546, Z. 34.

dünken

dünken,
glauben, meinen, scheinen videri, goth. þugkjan, ahd. dunchan Graff 5, 172, mhd. dunken Ben. 1, 359, alts. thunkjan, altfries. thinka thinzia tinsa Richthofen 1074ᵇ, niederd. und niederl. dunken, ags. þincan þincean, engl. think, dän. tykke tykkes. das unorganische präter. und partic. dünkte, gedünkt drängte sich zwischen das organ. däuchte, gedäucht: zu diesen aber gesellte sich das unorganische präs. däucht und der unorgan. infin. däuchten; s. oben 831. der umlaut dünken zeigt sich schon bei Keisersberg, der aber, wie Luther, schwankt, und feste regel ist er nicht wie gegenwärtig. der Voc. incip. teut. schreibt noch tunken, gedunken y 4, Albert Ölinger (Grammatica Argent. 1574 s. 145) unter den 'verbis anomalis und irregularibus' dunken mit dem präs. daucht und partic. gedaucht. auch bei Dasypod., Maaler, Schönsleder, Henisch dunken, das in den bairischen und schwäbischen mundarten geblieben ist (Schmeller 1, 385, Schmid 148), doch bei Stieler, Frisch und Steinbach dünken. im gothischen, angels. und altfries. ist der dat. der person erforderlich, im ahd. der acc. vorherschend, noch entschiedener im mhd., wo der dat. nur als ausnahme erscheint; vergl. Gramm. 4, 240. 951. bis zum 17 ten jahrh. blieb der acc. allein in geltung, dann kam der dativ wieder zum vorschein: Kleist, Lessing, Wieland, Bürger, Göthe und andere lassen beide casus zu, doch bemerkt Heynatz (1, 311) am ende des vorigen jahrhunderts, dasz der acc. üblicher sei. als wurzel ist ein verlornes goth. verbum þinkan þank þunkun (Gramm. 2, 60) aufgestellt, und dünken berührt sich mit denken; vergl. bedünken, gedünken.
1.
wähnen, meinen, vermeinen, entgegengesetzt dem wissen.
wer urteln sol und raten schlecht,
der dunk und folg allein zuͦ recht
uf das er nit ein zunsteck (zaunstock) blib
do mit man die suw in kessel trib.
S. Brant Narrensch. 2, 8.
derhalben so kan man derselben gedünkten pein keinen namen geben Luther 1, 46ᵇ. darumb das sie nicht ehe wöllen gleuben sie seien erhöret, sie wissen oder dünken denn sie haben wirdiglich und wol gebet 1, 88ᵃ.
der den leib gab selbst zur speise, der das blut gab selbst zu trinken,
der wird leisten was versprochen: ich wil glauben, du magst dünken
Logau 3, 4, 8.
ich dünke mich so gut zu sein als du parem me tibi judico Steinbach 1, 306. schreibe mir dazu und excerpiere mir sonst was du mir nützlich dünkst, dasz ich das ultimatum wisse wie weit man in dieser speculation gekommen ist Göthe 29, 117.
verdienst dus besser? dünk es nicht
41, 146.
2.
wahrscheinlich sein, scheinen, vorkommen. in dieser bedeutung öfter unpersönlich.
a.
mit dem acc. die nacht dünkt mich lang. mich dünkt der tag bricht an. dies urtheil, dünkt mich, ist richtig. es dünkt mich gut dasz ich ruhe habe. das bett dünkt mich gut behagt mir wol. er mag handeln wie es ihn dünkt ihm gefällt. wie dünkt euch das? wie gefällt euch das? dunkt dich nicht das einer ein narr sei, der da u. s. w.? Keisersberg Sünden des munds 13ᵇ. du sagest es allein dem, da dich dunket das es nutz bringen mag 28ᵃ. und es dünkt in selber es sei auch also 67ᵃ. mich dunket das die erst tugent sei zuͦstillen oder zuͦgeschweigen die zung 83ᵃ. als ein weis mensch erkent, und in dünkt das uns not sei zuͦ unser bloszen narung 86ᵇ.
warlich, frau, mich tunket guot
ir hebt selber auf den huot
Fastnachtsp. 413, 23.
das laster (die schande) das ich von dir han,
das tunket mich von dir zu vil
414, 2.
mich tunkt der tanz hebe sich
417, 1.
das schol uns dünken gar ain clains
787, 35.
so dunket mein husfrauw und mich
wie du (die unerkannte königstochter) dem nit siest glich,
die des unrats gewonet hab (magddienste zu thun gewohnt ist)
Hans Büheler Königstochter von Frankreich (Straszb. 1508) 7ᵈ.
manchen dunkt er wär witzig gern
und ist ein gans doch hür als vern
S. Brant Narrensch. 34, α.
ir solt der keins thun das wir heute alhie thun, ein iglicher was in recht dünket
5 Mos. 12, 8.
und lasz dichs nicht schwer dünken das du in frei los gibst
15, 48.
es geht mir wol, weil ich wandel wie es mein herz dünkt (mir recht scheint)
29, 18.
dunket euch das land ewrs erbe unreine
Josua 22, 19.
und dünkt in imer die zeit seines unglücks sei fürhanden
Hiob 15, 23.
aber es wird sie solch warsagen falsch dünken
Hesekiel 21, 23.
was dunkt dich, Simeon?
Matth. 17, 25.
was dunket euch?
18, 12. 21, 28. 26, 66.
mein Grisold, eins bescheide mich,
von meiner braut was dünket dich?
wie gfellt dir dieses gmahel mein?
G. Mauritius Comoed. vom grafen Walter (1606) G ijᵃ.
Luci, geh hin und sihe zum thor,
mich dunkt wie da leut seind darvor
Ayrer 114ᵃ.
mich dunkt ich hab ein stimm gehört Schönsleder L 5. es hat mich gut gedunkt placitum mihi visum est das.
die heiden deren groszer muth
nichts dann was sie gut dunket thut.
mich dunkt der sohn gottes habe noch heutiges tages solche gedanken Schuppius 65. werden wir befinden dasz unser vorfahren unglück viel gröszer als das unsere, welches uns doch nicht dünket, dieweil wir solches nicht gesehen 780. es ist also wie mich dünket sic est ut ego auguror Stieler 296. das dünket dich nur so haec est tua opinio Frisch 1, 211. es dünket mich unmöglich das. es dünket mich dasz wir videmur nos Steinbach 1, 306.
horch, mich dünkt Melamp schlägt an:
es ist mir immer so als hört ich etwas bellen
Rost Schäfererzähl. 69.
der eine solche grille hat, die mich
doch eines sultans eben nicht so ganz
unwürdig dünkt
Lessing 2, 274.
und mich dünkt
dasz zwischen jeder welle mir
ein feuchtes grab sich öffnete.
Ew. v. Kleist Ged. 1, 84.
ihr schlosz, sonst seine lust,
dünkt ihn anitzo schwarz
1, 96.
die blumen dünken mich schöner, sie riechen lieblicher, die ich in meinem körbchen trage Geszner. mich dünkte dasz ich mich am eingange der unterwelt befände 2, 137. die zeit dünkt mich schon so lange Herder in Mercks briefs. 1, 12.
rapp, rapp, mich dünkt der hahn schon ruft
Bürger 15ᵃ.
ihn dünkt, sie zu erschnappen,
seis noth sich zu verkappen
22ᵃ.
mich dünkt ich hatt ihr tausendviel,
weisz gott all was, zu sagen
30ᵇ.
dein zimmer (wird) dich ein schwarzer kerker dünken
Gökingk 1, 90.
vermuthlich wird es einige leser dünken Hippias habe u. s. w. Wieland 1, 174. oft dünkt mich mein ganzes leben nur ein langer augenblick 32, 131.
welch ein mädchen ich wünsche zu haben? ihr fragt mich. ich hab sie
wie ich sie wünsche, das heiszt, dünkt mich, mit wenigem viel
Göthe 1, 355.
das höchste gut? mich dünken alle güter gleich
40, 402.
b.
mit dem dativ. wie mir dünkte ut mihi videbatur Steinbach 1, 306. was dünkt ihnen, meine herren? Liscov 177. sagt uns was ihm nach seiner vernunft von dem stande der unschuld dünkt 634.
er sah mich und ich dünkt ihm schön
oder er hat eine freiere absicht und will sich blosz über diejenigen einzeln warheiten auslassen, die ihm besonders wichtig dünken Lessing 6, 133.
sein langes leben dünkt
ihm auch ein frühlingstag zu sein
Ew. v. Kleist Ged. 1, 86.
du, wahrheitsfeszler, dünkst ihnen
das was dir plaudernde dolen
2, 131.
dünket ihnen aber dasz sie deswegen, weil sie ausrufer sind, mehr als eine stimme haben, so u. s. w. Klopstock 12, 66. es würde mir dünken als wäre die landgemeine nicht bei einander gewesen 407.
dünkte sie doch stets so lieblich allen
Bürger 5ᵃ.
komm, schmücke selbst dein mädchen itzt,
wie deiner laun am besten dünket
18ᵇ.
ihr rieselt ein schauer durch mark und gebein;
es dünkt ihr wie brüllen im stalle
65ᵇ.
nichts! mir dünkt nun wandern wir zusammen
99ᵃ.
und immer dünkt es mir ich hörte
noch ihren ton, ihr schmelzend ach
Gotter 1, 122.
was dünkt ihnen nun von meiner erziehung, madam? Wie land 6, 192.
du (Ahasver) der sie (die juden) duldsam schützt
dünkst ihnen ein tyrann
Gotter Schausp. 89.
dem feurigen gemahl dünkt kein projekt zu schwer
90.
das dörfchen dünkt ihr (Röschen) freudenleer,
die flur ein otternest
Hölty Adelstan und Röschen.
wohin es dir gut dünkt
dasz ihr niemals die arbeit zu klein und die nadel zu fein dünkt
Göthe 40, 311.
eine sprache in die ich mich um desto leichter finden konnte als ich durch die höhere vorstellung von kunst und wissenschaft welche sie begünstigte, mir selbst vornehmer und reicher dünken mochte 50, 55.
ja, wenn was einem schön und lieblich dünkt,
auch jedem andern schön und lieblich dünkte
das dünkt mir jetzt schrecklich
ders.
3.
gewöhnlich folgt ein abhängiger satz, doch kann auch eine praepos. oder ein adv. damit verbunden werden.
ir herren, was dünkt euch umb den narren?
H. Sachs 3. 2, 48ᵇ.
was dunket euch aber umb Turnildo? Ettner Unwürd. doctor 571. was dünket euch hievon? quid tibi videtur de hac re? Frisch 1, 211ᵇ. was dünkt ihnen davon, mein freund? Lessing 8, 36.
4.
folgt ein infinitiv, so erscheint erst im 18 ten jahrhundert ein vorgesetztes zu; schon bei däuchten (oben sp. 838) sind beispiele gegeben, hier weitere. als da man einen fragt 'was rötst du dar zuͦ das man thuͦn soll', so spricht er 'das und das dünkt mich guͦt sein' Keisersb. Sünden des munds 58ᵃ.
so rat ich das bei glauben mein,
das mich dunkt euch fast nutzlich sein,
das ir euch geben an sein gnad,
dann frid nimmer kein ungmach hat
Betulejus Ezechias (1538).
mich dunkt auch das nit göttlich sein
das.
ir leben dünkt sie recht eben gnugsam sein Luther 3, 25. so viel ich ebreisch kan, dünkt michs also lauten 3, 305. die meinunge dünkt mich nicht eben sein 4, 284ᵇ. solchs dünkt mich der einfeltigst und sicherst verstand sein das. dünkt euch das ein geringes sein 1 Sam. 18, 23. dünke dich nicht weise sein Sprüche Sal. 3, 7. ein iglichen dünken seine wege rein sein 16, 2. ein iglichen dünkt sein weg recht sein 21, 2. es dünket euch nichts sein Haggai 2, 4. dünket sie solchs unmüglich sein Sachar. 8, 6. alle züchtigung aber, wenn sie da ist, dünkt sie uns nicht freude sondern traurigkeit sein Hebr. 12, 11. denn es dünkt mich ungeschickt sein Apostelg. 26, 27.
dis dünkt manchen subtilig sein
J. Greff Schöne newe action (1546) E iijᵃ.
sonderlich dünkt mich seltzam sein
das sie die meien und zweiglein,
auch ihr kleider legen auf derd
E vijᵇ.
und sprach 'das dunkt mich nicht gut sein'
H. Sachs 4. 1, 113ᵈ.
doch dünkts mich sein ein strenge that
5, 236ᵃ.
es dunkt mich warlich der warheit nit gleich sein Maaler 93ᵈ.
das dünkt mich sein ein beszrer fund
Grobianus G 3.
das ist ein schöne frauw, aber sie dunkt mich ein stumm sein Bocc. 2, 182. dunkete mich ratsam sein dasz ich die jungfraw könte in ir vatterland und zu ihren eltern fürdern Buch der liebe 194, 3. dunket es dich gut sein, so wöllen wir u. s. w. 195, 1. und dunket mich gut sein hinfürter solchem unglück zuvorkommen 198, 2.
ein groszes glas
von einer masz
voll külen wein
dunkt mich schön sein
Fischart Garg. 86ᵇ.
und wann dann aufschlegt korn und wein,
da dunkt es sie gerathen sein
Ganskönig H vᵃ.
(das völklein) das strenge lebt und stirbt und den nur arm sein dünkt,
der reichthum reichthum heiszt und köstlich iszt und trinkt.
Fleming 103.
dagegen, dünket dich dieses etwas geringes zu sein Frisch 1, 211ᵇ. es dünkt ihm nützlich zu sein Steinbach 1, 306. da es mich zeit zu sein dünkte Felsenburg 1, 39. der kleinste sturm würde mich ein blutgericht über mein haupt zu sein dünken Lessing 2, 12.
da dünkt ihr
sie wund und blutig zu sehn
es wird ihm beleidigend zu sein dünken Kant 5, 311. der fall dünkt mich dieser zu sein Wieland 6, 258. mich dünkte einiges nachdenken auf ihrer stirne zu sehen Göthe 16, 33.
5.
mit dem gen. der sache. vergl. sich dünken.
Barrabas, was dunkt dich des geselln? wie urtheilst du über ihn?
H. Sachs 3. 1, 262ᵇ.
mich dünkt einer sache ich kann mich ihrer erinnern Heynatz 1, 311.
es dünkt mich ja noch gut der ersten kinderspiele
6.
sich dünken sich einbilden, gemeinlich eine allzu grosze meinung von sich hegen, eitel, dünkelhaft sein.
des dunkt er sich wol gemeit
Fastnachtsp. 418, 15.
sie wirt sich auch des tünken gemeit
673, 35.
dasz si mit pomp und herrlichkeit des begrebnisz niemandt weichen und sich des gut dunken Frank Weltb. 191ᵇ.
noch halten etlich schlösser,
dunken sich wacker sein
Soltau Volksl. 2, 157.
ein weiser dünkt sich weise sein Sprüche Sal. 28, 11. antworte aber dem narren nach seiner narrheit das er sich nicht weise lasse dünken 26, 5. ein fauler dunkt sich weiser denn siben die da sitten lehren 26, 16. sihe er (der behemoth) schluckt in sich den strom und achts nicht grosz, leszt sich dünken er wölle den Jordan mit seinem munde ausschepfen Hiob 40, 18. lasz dich nicht zu klug dünken Sirach 6, 2. Baruch 3, 23. lasz dichs nicht dünken fur got du seiest tüchtig gnug dazu, und lasz dich nicht dünken beim könige du seiest weise gnug dazu Sirach 7, 5. lasz dich nicht klüger dünken denn die alten 8, 11. der so zuvor sich fur groszer hoffart dünken liesz er wolle dem meer gebieten und die berge auf einander setzen 2 Macc. 9, 8. und der sich vor dunken liesz er rürete an den himel 9, 10. und als ein sterblicher mensch nicht so vermessen sei das er sich dünken lasse er sei gott gleich 9, 12. da aber Maccabeus merket das er sich unfreundlicher gegen im stellet weder (als) zuvor, und liesz sich wol dünken (vermutete) es bedeutet nichts guts, nam er etliche zu sich, und verbargen sich fur im 14, 30. welcher sich unter euch dünket weise sein, der werde ein narr in dieser welt das er möge weise werden 1 Cor. 3, 18. darumb, wer sich lasset dünken er stehe, mag wol zusehen das er nicht falle 10, 12. sagte von hoffertigen naseweisen leuten dasz sie sich dünken lieszen als theten sie u. s. w. Luther Tischreden 194ᵃ. sich lassen dunken conjecturam facere (sich etwas ungefähr vorstellen) Maaler 93ᵈ. wenn man einem narren antwortet nach seiner thorheit, so läszt er sich klug dunken Henisch 768. wer sich klug dunkt, dem hengt wenig weisheit an ders. sich vil dunken, vil von im selbst halten Schönsleder L 5.
da wurd uns auf der gassen drausz
Crescentii wittib zeigt und gwisn,
die liesz ihr euglein auf uns schieszn
dasz wir uns lassen dunken frei
dasz sie uns nachgegangen sei.
J. Ayrer 100ᵃ.
der federn auf dem hute trägt, der dünket sich was sein:
der federn hinterm ohre trägt, der dünket sich kein schwein:
mit dem, der hut und ohr besteckt, kümmt niemand überein.
Logau 3. 4, 45.
er läszt sich etwas dünken falsam sibi persuasionem induit, surgunt illi cristae Steinbach 1, 306. sich nicht was geringes dünken lassen neutiquam humiliter de se sentire das. sich nichts ohne ursache dünken lassen nihil sine certa causa opinari das.
der topf
von eisen will mit einer silbern zange
gern aus der glut gehoben sein, um selbst
ein topf von silber sich zu dünken.
Lessing 2, 202.
ich dünke mich hierüber verständlichere dinge gesagt zu haben als irgend ein schriftsteller ders.
bald dünkt er sich selber zu schwach
das sind keine schlüsse wodurch wir uns auf unsere einsicht etwas dünken könnten Kant 4, 263. sich mit einer beobachtung viel dünken lassen 8, 70. der ton des sich dünkenden besitzers dieses geheimnisses 1, 191. ich bin nur ein sich dünkender eigenthümer (dominus putativus) 5, 112. alle thorheiten eines sich dünkenden genies Joh. Gottw. Müller Siegfried v. Lindenberg 1, 162.
die (streitbaren ziegenböcke) dünken sich kein schlechtes vieh,
das zeigt ihr stolz geblöcke
Hagedorn 3, 50.
ich hab dein herz, feinsliebchen, ich,
und dünke mich der gröszte könig
Klamer Schmidt Komische dicht. 185.
spasz machts, männer zu schaun in begeisterung. brauet den ehherrn
bischof oder auch punsch, und sie dünken sich stracks zu verbessern
alle gebrechen der welt: ja sie künken sich ordner des hauses.
Voss Luise, ausg. letzter hand (1840) s. 170.
der beichtvater dünkte sich nicht wenig über das kunststück, wodurch er das herz eines unglücklichen geschöpfs zerrisz Göthe 20, 272.
dünke der mann sich frei! du (Amanda) bist es, denn ewig nothwendig
weiszt du von keiner wahl, keiner nothwendigkeit mehr.
Schiller 93ᵇ.
und wehe dem nachfolger eines Clodion, der auf der herscherbühne des Trajanus sich Trajanus dünkt! 1031ᵇ. mit dem gen. der sache, sich eines dinges dünken ein ding zu besitzen glauben Heynatz 1, 311. sie dünken sich eines groszen verdienstes das.
7.
sprichwörter. einen jeden dunkt sein eul ein falk sein Agricola Sprichw. 636. den allzeit zu fruͤ dunkt, der kompt gewislich zu spat Henisch 768, wo auch die folgenden vorkommen. einem jeden dunkt sein thun rieche wie bisem. er dunkt sich weis und ist noch kaum dreimal umb sein mutter gelaufen. es dunkt den affen er hab die schönsten kleider. es glaubts niemand wie wol den dunkt. lasz dunken macht den tanz gut. so sich jemand läszt dunken er sei etwas, so er doch nichts ist, der betreugt sich selbst.
was gott fürgibt, redt, lehrt und thut,
das dunkt dem menschen nimmer gut.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1546, Z. 35.

dünken, n.

dünken, n.
meinung, einbildung, urtheil, wie dunk, bedunk, gedunk; vergl. gutdünken. mit dem umlaut verhält es sich wie bei dem verbum. das thorecht dunken der menschen macht das wir das böser erwölen Keisersb. Sünden des munds 26ᵃ. die in alle vor für guͦt haben geschetzt, in deren dunken er jetzundan ein schalk ist und kummen ist umb seinen guͦten luͤmden (leumund) 28ᵇ aber so ein mensch darzuͦ fichtet, das er blosz narung und die ie minder je besser es ist, daz ist vernünftiglich gehandelt, und nit allein nach dem als sein vernunft angibt, sunder auch als ein weiser man in seinem dünken mag erachten und schetzen das er so vil haben sol und müg haben 86ᵃ.
es ist mit dunken nit genuͦg,
do mit verkürzet würt das recht,
es durft das man sich basz bedecht
und witer fragt was man nit wust.
S. Brant Narrensch. 2, 12.
dann meins dunkens ist nit ein kleins
Theuerdank 88, 9.
man macht jetz nun nach dunken hin
und wird die wisheit ganz veracht
Gengenbach 4, 33.
das sind die die sich selbs regieren, gottes regieren nicht leiden wollen, nicht anders wandelen denn nach irem dünken Luther 1, 25ᵃ. gedenket aller gebot des herrn und thut sie das ir nicht ewrs herzen dunken nachrichtet noch ewren augen nachhuret 4 Mos. 15, 39.
ich hab nichts args thun nach meim dunken.
H. Sachs 4. 3, 60ᶜ.
wan dunken und vernunft in gottes und religionssachen gelten solte, ohne gottes wort, so hätte es der Türk ebenso gut seine religion zu verthädigen als wir Moscherosch Christliches vermächtnis 373. dunken sententia, opinio Stieler 296, dünken Frisch 1, 211ᵇ. Steinbach 1, 306. meines dünkens meiner meinung nach Heynatz Antibar. 1, 311. in Schwaben heiszt ums dunken so viel als kaum bemerkbar, er ist ums dunken kleiner, gröszer Schmid 148. sprichwörter. an rechnung machen, an worten, an dunken und gesponnen tuch geht vil ab Henisch 768. es ist mit dunken nit gnug. mit dunken verkürzt man das recht ebenfalls bei Henisch, womit die vorhin angeführte stelle aus Brants Narrenschiff zusammen zu halten ist. wer ein ding anfahet mit dünken, dem geht es aus mit reuen Simrock 1736.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1550, Z. 73.

verdunken, verdünken, verb.

verdunken, verdünken, verb.
scheinen, mhd. verdunken, mnd. vordunken (Schiller-Lübben 4, 347), für nhd. präter. ist wol im einklang mit mhd. verdûhte : verdäuchte, part. verdäucht anzusetzen, aber nicht nachgewiesen (vgl. dünken theil 2, 1546). die bedeutung ist mnd. und mhd. falsch dünken, misfallen:
nu Môrolt der hôrt alleʒ an
und verdûhte in sêre, daʒ Tristan
sô vaste nâch dem kampfe sprach.
Gottfrid Tristan 6226;
im nhd. reflexiv nur aus dem 16. jh. belegt in der bedeutung dünken: ist etwa ein ketzermeister, der sich eisen zu fressen, und felsen zureiszen verdunckt, den lasse ich wissen, das er hab sicher geleit. Luther 1, 51ᵇ; sich verdünken lassen: wie wir uns bis anher allweg haben verdunken lassen, dasz man die religion und den äuszerlichen frieden vermeint zusammen zu knüpfen. Melanchthon 4, 386 Bretschneider; so lassen wir uns verdünken, er hätte lust und willen selbst bei den handlungen zu sein. 3, 1052; in letzter bedeutung mundartlich erhalten, z. b. westfälisch mi verduchte dat wol, ich vermutete das wol. Woeste westf. wb. 290.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1888), Bd. XII,I (1956), Sp. 260, Z. 75.

Im ¹DWB stöbern

a b c d e f g h i
j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
drinkbirne durchdrang
Zitationshilfe
„dunken“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/dunken>.

Weitere Informationen …


Weitere Informationen zum Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)