Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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durchdringen

durchdringen,
perrumpere, pervadere, niederd. dôrdringen Schambach 45ᵃ. niederl. doordringen.
1.
untrennbar, durchbrechen, mhd. Ben. 1, 394ᵇ.
si heten durchdrungen der heiden schar
Enenkel s. 298.
brûdir Gunther si (die feinde) durchdranc,
dâ von si ouch den widdirswanc
nâmin hin zu rucke
Jeroschin 96, 235.
ich durchtring, ich gehe ganz hinein Dasypod. 177ᵃ. die ordnung durchdringen aciem perrumpere Maaler 95ᵇ.
das wirs mit gewalt hie durchtringen
Murner Luth. narr 1908.
da lobten sie den reinen flusz (Rhein)
das er so gdultig on verdrusz
durchtring durch sein standhaftigkeit
der felsen ungestümmigkeit
Fischart Glückhaftes schiff 441.
das öl durchdringt das holz Frisch 1, 207. das wasser durchdringt die erde Steinbach 1, 301. das gift durchdringt die adern im ganzen leibe das. wenn zwei materien und zwar jede derselben ganz einen und denselben raum erfüllen, so durchdringen sie einander Kant 8, 524.
wie er Achillem entgegen durchdrang die haufen der streiter
Bürger 231ᵇ.
sechs der schichten durchdrang das spaltende erz unbezwingbar
Voss Ilias 7, 247.
auch nicht Helios selber durchdrang sie (die büsche) mit leuchtenden stralen
ders. Odyssee 5, 479.
auch dem stiere die haut durchdringt er (boreas) und sie beschützt
nicht
ders. Hesiod hauslehren 515.
er trägt ein koller von elenshaut,
das keine kugel kann durchdringen
Schiller 323ᵃ.
und alle schwerter, alle die ich hier
entblöszt musz sehn, durchdrängen meinen busen!
387ᵃ.
er wirft sein schwert das blitzend des jünglings brust durchdringt
Uhland Ged.
jetzt da der pfeil sein herz durchdrungen
A. Grün Ged. 40.
in beziehung auf eine kraft, ein gefühl, auf etwas geistiges. der schrecken durchdrang ihm alle glieder. schauer durchdrang ihm die seele. er war von schmerz durchdrungen. das licht durchdringt alle räume. die wärme, die kälte durchdringt das ganze haus. Wa nu diu bitterlich scham diu iuweriu herzen so gar durtrang? Heinr. Suso in Wackern. Leseb. 1, 886. 23. das sehe er und wüszte er fürwahr, wenn man sich nun eines solchen rechtscheits hätte mögen vereinigen, so hätte er es dafür gehalten, dasz man damit eine reformation durchdringen sollte Pontanus bei Melanchthon 3, 627 Bretschn. denn das wort gottes ist lebendig und kreftig und scherfer denn kein schwert und durchdringet, bis das scheidet, seele und geist, auch mark und bein Ebräer 4, 12. die oren durchtringen, zuͦ oren kommen, einen erwecken das er gern zuhöret und loset Maaler 95ᵇ.
die lieb durchdringt herz bein und mark
H. Sachs 3. 2, 5ᵇ.
wo lieb und trew bleibt vest und stark,
die durchdringt herz leber und mark
4. 3, 102ᵃ.
wie eine seuch von sternen felt
und durchdringet die ganze welt
Rollenhagen Froschm. Ev 4.
mein herze sol nicht allzeit auf meiner zunge sitzen, jedoch sol mein zunge, als welche das herze durchdringet, nichts sagen das nicht von herzen kommt Butschky Patmos 62.
und nun dring ich aller orten
leichter durch die ewigen kreise,
die durchdrungen sind vom worte
gottes rein lebendiger weise
Göthe 5, 271.
an die stelle der sehnsucht nach dem land der künste setzte sich die sehnsucht nach der kunst selbst; ich war sie gewahr geworden, nun wünscht ich sie zu durchdringen 30, 192. mit eigener scharfsinniger zartheit wurde dieser schätzenswerthe mann (Hemsterhuis) dem geistigsittlichen so wie dem sinnlichästhetischen unermüdet nachzustreben geleitet. musz man von jenem sich durchdringen, so soll man von diesem immer umgeben sein 30, 238.
von frischem geiste fühl ich mich durchdrungen
41, 121.
als ich die kantische lehre wo nicht zu durchdringen doch möglichst zu nutzen suchte 50, 55. das blumenbachische werk das ich zwar früher gelesen aber nicht durchdrungen hatte 50, 59. ich suchte mich von dieser lehre zu durchdringen 51, 238. wenn uns die geschichte so manchen wackern mann vorführen wird, dem es nicht gelang seine zeitgenossen zu durchdringen 52, 503.
und manche geister die mit ihm (Schiller) gerungen,
sein grosz verdienst unwillig anerkannt,
sie fühlen sich von seiner kraft durchdrungen,
in seinem kreise willig fest gebannt
ders.
laut durchdringend erscholl sein ruf in die schaaren der Troer
Voss Ilias 13, 149.
denn heftiger kummer durchdringt mich
19, 307.
alle durchdrang unermeszliche trauer
24, 207.
aber die freier umher durchdrang schmerz
Odyssee 20, 412.
Idalia durchdrang der rede listgen sinn
Schiller 38ᵇ.
ich kenn ihn, ich durchdringe seine seele
265ᵇ.
von zarter schamröthe durchdrungen J. Paul Flegeljahre 1, 80. betrachten wir den rechtszustand so wie er uns im wirklichen leben von allen seiten durchdringt Savigny System 1, 7.
was einst als ahnung, sehnsucht nur,
durchdrungen deines vaters lieder,
das sinkt von selger himmelsflur
als reiches leben dir hernieder
Uhland Ged. 96.
der jüngling spricht, ihn kraft durchdringt
385.
himmlische freude durchdrang, unfaszbare, welche dem schmerz gleicht,
ihr, wie betäubendes glockengeläut, den erschütterten busen
Mörike Idylle 92.
in eines urwalds nie durchdrungner nacht
Lenau Faust 20.
Luther mit der innerlichsten heilslehre durchdrungen Ranke Reformation 1, 308.
2.
reflexiv. wer vorgesagtes in gedanken festhält und sich davon durchdringt, wird nachstehendes abenteuer weder unwahrscheinlich noch ungereimt finden Göthe 30, 216. lese ich mir die abhandlung laut vor, durchdringe mich von ihrem sinn 45, 148. er hatte sich vollkommen von den überzeugungen seines vorgängers durchdrungen 54, 172.
3.
trennbar.
a.
hindurch dringen. es stand da ein haufe menschen, man konnte nicht durchdringen. man machte einen damm, aber das wasser drang durch. sein blick drang durch. bei dem lärm konnte seine stimme nicht durchdringen. denn es wird die rute ganz durchdringen und wol treffen Jesaia 30, 32. und ist also der tod zu allen menschen durchgedrungen Römer 5, 12. die liebliche stimme kan bei solchem thier durchdringen und lust erwecken, kann sie denn dich nicht bewegen? Olearius Pers. rosenthal 2, 24. diser (wein) tringt durch wie quecksilber Fischart Garg. 87ᵃ. gewalt dringt durch Stieler 337. wo die überzeugung schon durchgedrungen ist Kant 6, 379.
und wärst du auch zum fernsten ort,
zur kleinsten hütte durchgedrungen
Göthe 2, 240.
wie ist mir (der jungfrau Maria)? wonne blitzt von gottes throne
und hat mit süszen banden mich umschlungen.
mein sehnen ist die himmel durchgedrungen:
ich seh den vater bei dem theuren sohne.
hinan! hinan! auf dasz ich bei euch wohne
A. W. Schlegel Gedichte (1800) 166.
b.
seinen willen durchsetzen, erlangen was man beabsichtigt, hindernisse überwinden, eluctari Henisch 753. er drang mit seinem vorschlag nicht durch. er dachte mit geld durchzudringen. mit seiner authorität, mit seinem ansehen trung er damals durch Schuppius 19.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1598, Z. 60.

durchdringen, n.

durchdringen, n.
wie durchdringung.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1600, Z. 36.

durchdringend, adj. und adv.

durchdringend, adj. und adv.
was heftig wirkt. der ton kann auf durch und auf dringend liegen. durchdringende wärme. die durchdringende natur des feuers. nichts ist so durchdringend als das quecksilber. durchdringende stimme. durchdringender schmerz. durchdringender schrei, durchdringender blick. durchtringende kelte die eim durch den leib gat Maaler 95ᵇ. ein geistlicher, frommen wandels und durchdringender rede Olear. Pers. baumgarten 4, 6. durchdringende flammen Comenius Orbis pictus 2, 153. durch das durchdringende gesetz gesträlet 2, 199. ein durchdringender wein ein starker Steinbach 1, 301.
o herre got, das sein durchdringende worte
die natur hatte ihn (Opitz) mit einem hohen und durchdringenden verstande begabt Breitinger Natur der gleichnisse 460.
so reiszt die mächtige zeit
und ein durchdringendes fieber
den reiz vom menschen dahin
Karschin Ged. (1792) 75.
ihr blaues auge glänzte von der durchdringendsten sanftheit Tieck 4, 227. er zieht die glocke die einen gellenden durchdringenden ton erschallen läszt Göthe 41, 94. sein auge hatte etwas durchdringendes Gutzkow Ritter v. geiste 7, 115.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1600, Z. 37.

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Zitationshilfe
„durchdringend“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/durchdringend>.

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