Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

durchgängig, adj. und adv.

durchgängig, adj. und adv.
ahd. durhgengig Graff 4, 104.
1.
wie durchgangbar, pervius, penetrabilis, meabilis Vocab. incip. teut. d 4. Voc. pred. T iiij. durchgengiger Voc. theut. 1482 f 4ᵃ. Schönsleder L 5. Henisch 772. angiportus ein kleins engs geszlin daz nit durchgengig ist Serranus 62ᵇ. ist doch ein compact wesen, doch nicht irdisch compact: ist dünne und durchgängig wie das wasser, und doch kein wasser Paracelsus 2, 70ᶜ. was (von dem in den thierischen körper aufgenommenen) überflüssig oder der natur unanständig, solches hauchet oder schwitzet von einem wider hinweg, indem, nach des Hippocratis lehre, der ganze leib durchgängig und transpirabel ist Butschky Patmos 428. ein wald der nicht durchgängig ist Frisch 1, 317. ein durchgängiges haus das einen durchgang hat Steinbach 1, 547. der weg ist kaum für einen wagen durchgängig ders.
jetzo längs dem gestade des weitdurchgängigen meeres
wandelt ich, viel anflehend die ewigen
Voss Odyssee 4, 333. 12, 3. Ilias 15, 381.
vergl. undurchgängig.
2.
im 15. jh. so viel als durchbrüchig 2. dorchgengig laxus Voc. ex quo 1469. durchgengiger, durchpruchiger, durchscheisziger oder loser oder gerumpffer, laxus, solutus Voc. theut. 1482 f 3ᵇ.
3.
durchdringend, wie penetrabilis sowol durchdringbar als durchdringend heiszt. das musz einen subtilen scharfen durchgängigen geist in ihm haben Paracelsus 1, 1052ᵃ.
4.
uneigentlich, allgemein, in jeder hinsicht, durchaus, durchweg, ohne unterschied, von anfang bis zu ende, überall, wie durchgehends. eine durchgängige ansicht, sitte, die allgemein herscht. die durchgängige zufälligkeit der naturdinge Kant 11, 436. die durchgängige falschheit seiner ideen Wieland. der absolute durchgängige phantast Jacobi an Göthe 243. beide seelen waren mit einander in so geheime durchgängige befassung gerathen dasz sie nie in etwas sich miszverstanden ders. Woldemar 1, 58. häufiger als adv. er hegte die durchgängig angenommene meinung. es ist doch gewis dasz ihre ankunft nicht so durchgängig für einen besuch gehalten wird J. El. Schlegel 2, 286.
durchgängig herrscht der wunsch nach glücke,
und keiner denkt daran wie leicht er uns berücke
wir groszen thiere haben durchgängig eine gewisse kleine schwachheit an uns Lessing. s. durchgehend. durchgehends.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1614, Z. 59.

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Zitationshilfe
„durchgangig“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/durchg%C3%A4ngig>.

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