Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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durchstechen

durchstechen,
ahd. duruhstechan Graff 6, 635, mhd. durchstechen, niederd. dörsteken Brem. wörterb. 4, 1019, niederl. doorstecken.
1.
untrennbar.
a.
durchbohren transfigere. das nit die grusamen pfil und lantzen dich durchstechen Cyrill 28ᵇ. si werden sehen wen si durchstochen haben Kaisersberg Schiff der penitenz 87ᵃ. und durchstach sie beide den israelischen man und das weib durch iren bauch 4 Mos. 25, 8. da durchstach in sein knabe und er starb Richter 9, 54. auf solche wort zuckt Zuckdendilen von leder und durchstach den Schnaderentinger gleich ob der linken brust dasz er auf der stätt todt niedersank Fischart Garg. 264ᵃ. einen durchstechen, das schwert durch einen stoszen Maaler 95ᵃ. mit einer nadlen durchstechen transsuere das. durchstochen, verwundt das. da er den fürsten hinderwerts wundet und durchstach Bocc. 1, 91.
kein schild noch harnisch tawern kan,
musz allesampt durchstochen sein
Fuchs Mückenkrieg 3, 311.
von dem Joab mit dreien spieszen durchs herze durchrennet und durchstochen worden Schuppius 159. mit dem degen durchstechen Stieler 2155. papier mit der nadel durchstechen Frisch 2, 324ᶜ. einem die kehle durchstechen Steinbach 2, 212.
zum zeichen ewger treu (bei einem studentengelag) ward jeder hut durchstochen
und mit geschrei und lärm jedwedes glas zerbrochen
Zachariä Renommist 1, 302.
er sah ihn an wie wenn er ihn durchstechen wollte Pestalozzi 2, 48.
dein schlund hat den knochen hinabgewürgt:
er wird dein eingeweide durchstechen
Rückert Ged. 319.
b.
einen einschnitt, eine öffnung in etwas machen. einen damm, wall durchstechen, eine landenge, um dem wasser zutritt nach der andern seite zu gestatten. uneigentlich. ich bin gesinnt in ihren banden zu sterben. lasz ihre flammen mein herz durchstechen und mich zu aschen verbrennen Olear. Pers. baumgarten 3, 23.
ich drückte die rose der liebe
an die verschmachtende brust und sie durchstach mir das herz
das männliche herz das die freundschaft durchstochen hat, blutet tödtlich fort, und aller wundbalsam der liebe stillet es nicht J. Paul Hesp. 3, 149. das ausschlagen jeder viertelstunde hatte bisher mein herz durchstochen ders. durch diese löblichen bemühungen ward jedoch der vaterländischen breiten plattheit thür und thor geöffnet, ja der damm durchstochen durch welchen das grosze gewässer zunächst eindringen sollte Göthe 25, 73. bildlich, der himmel durchsticht seine dämme J. Paul Liter. nachlasz 4, 245.
c.
in der hüttensprache, silber und kupfer zusammenschmelzen und dadurch die in gröszern massen vertheilten metalle in eine kleinere vereinigen, woraus ein halbprodukt entsteht Scheuchenstuel 64.
d.
in der botanik heiszt ein blatt durchstochen, wenn der hintere theil desselben den stengel rund umgibt Campe.
2.
trennbar.
a.
eigentlich.
α.
zuweilen wie das untrennbare in der ursprünglichen bedeutung. durchgestochen, dur und dur gestochen Maaler 95. er hat ihn heimlich durchgestochen Henisch 775.
β.
ein abzuzeichnendes blatt auf weiszes papier legen und mit der nadel so durchstechen dasz man die zeichnung ohne gebrauch des zirkels herstellen kann Helfft 87ᵃ.
γ.
getreide auf dem boden mit schaufeln umwenden, umstechen, durcheinander werfen, um es zu lüften. der weizen ist durchgestochen worden.
b.
uneigentlich.
α.
uns ist lieb zu vernehmen dasz du die studia nicht durchstechen (aufgeben) sondern der kunst und geschicklichkeit emsig nachsetzen willst Butschky Kanzellei 302.
β.
intransitiv, scharf durchscheinen, sichtbar werden; vergl. abstechen, hervorstechen. wenn éine farbe vorzüglich durchsticht. nur durfte man sich nicht weit umsehen ohne das faunenohr zu erblicken, das durch die häusliche zucht eines wohlhabenden landmanns durchstach Göthe 31, 237. auf die ganze landschaft war schnee gefallen und der himmel weisz bewölkt, und doch stachen sonderbar die sterne durch J. Paul Titan 4, 16.
γ.
durchdringen. bei den orgelbauern sagt man der wind sticht durch, wenn er zischend durch die windlade dringt Campe.
δ.
intransitiv, selten transitiv, mit einem oder mehreren heimliche betrügereien ausüben, meist zum schaden des gemeinen besten, heimliche anschläge schmieden, unter einer decke stecken Heynatz Antib. 1, 316. sie haben die sache mit einander durchgestochen abgekartet. sie stechen mit einander durch, stecken bei dem betrug unter einer decke. obwol die leute sich dessen (dasz der metzger ein unrichtiges gewicht angab) etzlich mal beschwerten, so hatte er doch daselbst mit dem markmeister und andern so darauf sehen sollten so durchgestochen dasz ihm nichts widerfuhr Herzog Julius v. Braunschw. 738. Ludovicus germanicus liesze den normannischen fürsten Herioldum, welcher mit seinen landesleuten, zu nicht geringem nachtheil der Teutschen, durchgestochen haben sollte, hinrichten Hahns Historie 1, 237. Pabst Alexander II. setzte bischof Carln ab (in welcher sache erzbischof Sigfried von Mainz heimlich mit ihm durchstache) 3, 61. nicht der reichspostreiter sondern des reichspostreiters pferd hatte das epigramm gemacht. doch das pferd dieses reiters kümmert mich ebensowenig als der reiter dieses pferdes. mag doch noch ferner eines mit dem andern immer durchstechen, und das pferd was es sich schämt gemacht zu haben auf den reiter, sowie der reiter in gleichem falle auf das pferd schieben Lessing 10, 209. s. durchstecherei.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1690, Z. 16.

durchstechen, n.

durchstechen, n.
das durchstechen der ballenhaare bei den buchdruckern, wenn das ballenleder abgenutzt ist Täubel Wörterb. 2, 39.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1691, Z. 37.

durchstochen, adj. und adv.

durchstochen, adj. und adv.
perforatus.
wizzet daz man niht vüllen mac
einen durchstochen sac,
die wîle er niht verschoben (verstopft) ist
Welsch. gast 14726.
bei den wundärzten die durchstochene binde zur hasenscharte Frisch 2, 324ᶜ. das durchstochene johanniskraut hypericum perforatum Nemnich 2, 199. ein durchstochenes muster zum durchstäuben. ein durchstochenes blatt. s. durchstechen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1693, Z. 16.

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Zitationshilfe
„durchstechen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/durchstechen>.

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