Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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durchstänken

durchstänken,
mit gestank durchdringen.
der ganze tempel was
durchstenkt wie lauter schwefel
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1689, Z. 36.

stänken, verb.

stänken, verb.

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gestank erregen.
1)
das wort ist eine gemeingerman. causativbildung zu stinken, hat aber, wie dieses. in den verschiedenen german. sprachen stark abweichende bedeutungen entwickelt und ist nirgends sehr üblich geworden: got. gastagqjan anstoszen (Luc. 4, 11); altn. støkkva vertreiben; sprengen. Cleasby-Vigfusson 603ᵃ, vgl. auch Delbrück synkretismus 96, ebenso altschwed. stænkia (be)sprengen, schwed. stänka, dän. stænke; so auch ags. stencan spargere, daneben im sinne von keuchen Bosworth-Toller 916ᵃ.
2)
im deutschen in deutlicher beziehung zu stank und stinken, doch nur ganz vereinzelt bezeugt. ahd. stenchan, -in suffire, flagrare. Graff 6, 696 (vgl. stank 2). die vorstellung des üblen geruchs seit dem mhd., doch begegnet das wort hier nur in éinem glossar und in éinem litteraturbeleg, vgl. Lexer handwb. 2, 1176; fedare ... stencken. Dief. gloss. 228ᶜ;
wes sitzest dû sô nâhen
bî hôhes küneges sîten?
pfû, pfey! du stenkest in (machst ihn verachtet? vgl. stank 5, c).
Frauenlob 415, 10.
eine andre transitive bedeutung ('durch gestank vertreiben') scheint in einem nd. belege des 16. jahrh. vorzuliegen: drey burger ... haben do ins kloster mit gewalt gewolt und zu der Vorgengirschen gesagt: wirstu uns und andere nicht mehr hereinlassen, so wollen wir einmal kommen und wollen die nunnen herauszer stengen und schmöken (räuchern), sie sollen gott dancken, das sie herausz kommen mögen. d. städtechron. 27, 160, 11 (Seb. Langhaus hist. v. Magdeb. 1524 —5). daneben intransitiv, kaum von stinken verschieden:
Veturia rufft jhrer jugend mit seuffzen, wann sie an sie denckt,
sie aber fleucht je mehr zu rücke, weil jen im seuffzen etwas stänckt.
Logau 3, 148, 63,
vgl.: stänken, für gestank erregen, stänkern. Lessing 5, 344. Weinhold 93ᵇ. stäncken als nebenform zu stänckern (s. dieses) verzeichnet Kramer dict. 2, 978ᶜ. so ferner in zusammensetzungen, s.
bestänken
s. th. 1, 1655;
durchstänken
theil 2, 1689;
erstänken
mit gestank erfüllen, s. theil 3, 994; weitere belege: die andern waren ... bauchdiener ... und wüste grewel, die land und leut, und den tempel gottes beschmeisten, und mit jrer schelmerey erstencketen. Mathesius Sar. 85ᵇ;
derhalben sagt man recht vom neid,
er ... sei wie ain stinckendes fasz,
welchs alls erstänck, was man drein fasz.
Fischart 2, 228 Kurz (kehrab 524);
du must in sorgen stehn,
das es zu letzte dir möcht' in die büxen gehn,
und würdest vom geruch' jhr gantzes hausz erstäncken.
Scherffer Grob. 29,
vgl. theil 3, 994 (hier fälschlich unter erstänkern gebucht) und Drechsler W. Scherffer s. 249, sowie Schöpf unter 3. —
wenn Luther einmal umlautloses (stinken und) stanken bietet, so liegt hier wol eine momentane neubildung (doppelung mit ablaut) vor:
dawider hilfft kein rotzen noch husten, kein köcken noch speien, kein stincken noch stancken.
6, 24ᵇ.
3)
mundartlich besonders im süddeutschen, doch lassen sich die gebrauchsweisen nur theilweise zu den vorstehenden in beziehung setzen, so tirol. stinken machen; die ganze stub'm derstenk'n. Schöpf 707; kärnt. stènkn, stènkern, stinkend machen; eine alte sache wieder aufrühren; unstènkn, reizen. Lexer 241; steir. stänken für schriftdeutsches stänkern (vgl. das.), besonders 'durch stichellieder am tanzboden zu gegenliedern herausfordern'. Unger-Khull 570ᵃ; tirol. unfrieden stiften. Hintner 231. (diese verwendung scheint also auf das österr. alpengebiet beschränkt.)
4)
sonst finden sich ganz abweichende bedeutungen, die jedenfalls andern ursprungs sind.
a)
tirol. stenken bedeutet auch 'vieh in ein fremdes gut zur weide treiben'. Schöpf 707, oder 'mit einer herde einen weideplatz oder ein feld allzusehr abgrasen'. Hintner 231. die ersterwähnte gebrauchsweise auch in schriftlichen quellen: hingegen aber solle von seite der gemeinde Obermarkt das viech stenken am Koggeln und so weiter, was der Untermarkter gemeinde zugetheilt ist, genzlich verbothen sein. tirol. weisth. 2, 150, anm. 20 (handschr. v. 1819).
b)
im Schwarzwald stänken für stecken. Schmid 507.
c)
westerw. stänken, 'genau durchsuchen, vielleicht nach einer von den hunden entlehnten figur'. Schmidt 231, vgl. stankern.
d)
nd. in der Altmark sick stänck'n 'beim raschen essen den mund gemissermaszen verstopfen, wobei dann sehr leicht ein theilchen der speise in die luftröhre gelangt und ein krampfhaftes husten entsteht. 2. zu viel von einem gericht essen und dadurch einen widerwillen gegen dasselbe bekommen'. Danneil 209ᵃ. die grundbedeutung ist offenbar 'stopfen' (vgl. jedoch stank 6). so schon im 16. jahrh.:
mitt beer kann men dy nümmer stencken (sättigen)
dartho den pott nicht fullgenoch schenckn.
Omichius Damon u. Pythias 5, 1,
s. Wiechmann Meklenburgs altniedersächs. lit. 2, 93, vgl. Schiller-Lübben 4, 388. dafür in Hamburg und Bremen stengen den schlund verstopfen, von speisen; sick stengen, würgen, s. Richey 291. brem. wb. 4, 1027. s. auch (zweites) stänkern 4, c.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1907), Bd. X,II,I (1919), Sp. 831, Z. 40.

durchstänkern

durchstänkern
durchstankern, eigentlich mit geruch, gestank erfüllen (vergl. Gramm. 2, 36) Steinbach 2, 759. Frisch 2, 336ᶜ. meist uneigentlich, mit einer gewissen geringschätzung alles durchsuchen, perficere, dispicere Stieler 2170, perscrutari Frisch 2, 336ᶜ, durchgrübeln Rädlein 208ᵇ; vergl. durchschnüffelen, durchschnuppern, durchstöbern.
1.
gewöhnlich untrennbar. der könig hatte die gewohnheit des morgens vermummet auszugehen und alle winkel zu durchstenkern, um zu hören was man von ihm schwätzte Olearius Baumgarten 4, 13.
indem man särg erbricht und mit erhitztem muth
durchstankert asch und bein um das verfluchte gut
A. Gryphius 1, 235.
wie die ganze welt nunmehr durchstankert und durchwandert sei J. Prätorius Winterquartier 321. lasz andere die historicos durchstänkern, man findet doch wenig richtiges bei ihnen H. Reinhold Reime dich (Nordh. 1673) 11. so durchstürmten sie (die soldaten) doch meine hütte, durchstänkerten alles auf das genaueste und suchten was da nicht zu finden war Simpliciss. 1, 51. nachdem ich den ganzen Plinius gelesen und alle schmeichelgedichte der alten und heutigen poeten durchstankert, so habe ich allererst durchsehen u. s. w. Neukirch Galante briefe. mein ganzes verdienst um diese wiederauffindung aber ist die neugierde, die ich hatte einen längst bei seite gesetzten kasten zu durchstankern Lessing 9, 72. da habe ich ja wohl meine alten papiere durchstänkern müssen um das gar zu elende durch etwas besseres zu ersetzen ders. (der leutnant faszt Bärbchen auf dem jahrmarkt) halt! so kömmst du nicht vorbei. ich will nicht umsonst alles durchstänkert und umgerannt haben Gotter Jahrmarkt (Leipz. 1778) 32. ich entlehnte und durchstänkerte jedes buch das ich kriegen konnte Mann von Toggenburg 202.
2.
trennbar. weiter hat man alle winkel in Afrika gar genau durchgestankert J. Prätorius Winterquartier 271.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1689, Z. 39.

stänkern, verb.

stänkern, verb.

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gestank erregen; zank anstiften. stänkern ist wol eine weiterbildung des ältern stänken, das es verdrängt hat. es findet sich zunächst in gewissen zusammensetzungen und ist in diesen schon bei Luther nachzuweisen. das einfache wort hat zuerst Stieler (1691) verzeichnet, vgl. Weigand 2, 797. die litteraturbelege gehören durchaus der neuern zeit an (mit Göthe beginnend) und enthalten ausschlieszlich die übertragene bedeutung, s. 2. in mundarten wol allgemein verbreitet. vgl. auch das folgende wort.
1)
im eigentlichen sinne: stänkern, et stenkern, ... propr. idem quod stinken, mali odoris esse. Stieler 2170; stänckern, appuzzare. Kramer dict. (1702) 2, 978ᶜ; ich stänckere, foetorem edo. Steinbach 2, 759; stänkern, vulgo foetorem excitare; foetore implere. Frisch 2, 319ᶜ; 'als das factitivum von stinken, einen gestank verursachen.' Adelung (2). — älter und häufiger in zusammensetzungen, für die auch allein litteraturbelege zur verfügung stehen:
anstänkern
an-stäncken, anstänckern, ò einstäncken ò einstänckern, appuzzare, appuzzolare; infettare, ammorbare, appestare di puzza ò di cose fetide e puzzolenti. das zimmer mit tabackrauch etc. anstänckern. Kramer dict. 2, 979ᵃ; anstänkern, vulgo foetore inficere, als zimmer, kleider, u. a. m. Frisch 2, 319ᶜ.
bestänkern
voll gestanks machen (vgl. bestänken, theil 1, 1655):
alsz der das hüttlein sah' erfüllt mit (ausgebrochenen) unflatsbrocken
so fasst er einen mutt, und setzt es gleich im stocken
dem nechsten nachbar auff, das er vom kopff' abflosz'
und jhm das gantze kleyd bestänckert' und begosz'.
W. Scherffer Grobianer (1640) 259;
wir werden ... aufhängen dich am klumpsack,
und dir bestänkern, wie dem bock,
die nas'.
Voss Aristoph. 3, 319 (Plutos 312).
in freier übertragung: hiemit habt jr ... mein ursache, warumb ich das lestermaul Schwenckefeld, nicht hab woͤllen hoͤren noch jm antworten, das muͤgt jr ... denen anzeigen, die vieleicht der Stenckefeld (wortspielende namensentstellung) wider mich bestenckert und beschmeisst (durch verleumdung wider mich aufbringt, vgl. stank 5, c). Luther 8, 179ᵃ (vom j. 1544); er weis, das er bey aller welt viel schendlicher namen hat, und stincket wie ein teufels dreck .., wolt er vieleicht gern, das er nicht alleine fur andern so scheusslich stüncke, sondern auch andere löbliche fürsten bestenckern, ob man seines stancks damit ein wenig vergessen möcht. wider Hans Worst N 2ᵃ (s. 60 neudr.).
durchstänkern
vgl. theil 2, 1689: durchstäncken, durch-stänckern, penetrare affatto colla puzza di cose fetide. Kramer dict. 2, 979ᵃ; ich durchstänckere, foetore repleo. Steinbach 2, 759 (gewöhnlich in anderm sinne, vgl. a. a. o. und unten stankern).
einstänkern
vgl. theil 3, 308 und Kramer oben (unter anstänkern): ich stänckere ein, foetore inficio. Steinbach 2, 759; einstänkern, foetore implere. Frisch 2, 319ᶜ; da sich bei der revision der krippen ergab, dasz sie nicht schief standen, sich kein eingestänkertes futter in denselben ... fand. Goltz jugendl. 2, 25.
erstänkern
s. theil 3, 994 (wo der unter 1 angeführte beleg vielmehr erstänken enthält, s. stänken 2; dafür ist die unter 2 angeführte stelle aus Mathesius Sar. 67ᵇ als freie übertragung zu 1 zu ziehen und für 2 ein verb erstankern anzusetzen, s. unten); dazu, in bildlicher anwendung: meine unterkötigen wunden unnd heimlichen scheden stincken unnd eyttern für unnd für, unnd wöllen mich erstenckern unnd umbbringen. Mathesius 130. psalm B 4ᵇ; Epicurische sewe, die gehen für die würtzgertlein fürüber, ... darumb stossen sie jren rüssel inn lauter unflat, und waten drinn, unnd erstenckern sich unnd andere leut damit. hist. v. Luther 75ᵃ.
herausstänkern
durch gestank vertreiben: denn das ist des teufels eigen art und ampt, das er seinen rüssel in der armen menschen sünden suddelt, wület, und rüttelt, als wolt er den dreck gerne so gros und breit machen, das der himel vol stancks, und gott mit allen engeln heraus gestenckert würde. Luther 8, 257ᵇ.
verstänkern
mit gestank erfüllen: also dasz sich die liebliche lufft selbsten ob unserm elend und jammer entsatzte, veränderte und alles um uns herum verstenckerte, dasz schier niemand bey uns vorüber ging, der nit die nase zuhielt. Simpl. 2, 177, 30 Kurz (6, 11); wann wir keinen mangel an wasser gehabt, von welchem der annoch kleine rest, so verstänckert war, dasz es gerochen wie die ärgste mist-fütze. v. d. Gröben Guineische reise beschr. (1694) 106; weil sie (katzen) durch ihren harn das haus verstänkern. Oken 7, 1584. — in lebenden mundarten: kärnt. stènkn und stènkern Lexer 241, vgl. stänken 3; ung. 'mit dem licht gestank machen'. Schröer 208ᵃ; henneb. 'übeln geruch und ruf machen'. Frommann 3, 133; nordthür. stänkere 'gestank machen'. Kleemann 22ᵃ. Hertel sprachsch. 233; in Posen Bernd 293; in Preuszen Frischbier 2, 362ᵇ ('einen übeln geruch von sich geben, gestank machen. stänker nicht! ruft man kindern zu, welche z. b. papier oder späne anbrennen'). nd. s. Danneil 209ᵃ. brem. wb. 4, 1037.
2)
in demselben übertragenen sinne wie stänker 2 und wol an dieses angelehnt: stänkern ... frequentius autem sumitur pro altercari, concertare, contendere, certamina serere, lites movere, affectare rixas. Stieler 2170; stänckern ... met. cercare, attaccare brighe e quistioni, metter fuoco in campo, turbare la quiete, disturbare la buona ed amichevol conversatione. er stänckert gern, ... egli cerca le brighe col lumiccino. Kramer dict. 2, 978ᶜ; 'einen zank, streit, händel anfangen, ingleichen andere zu unnöthigen händeln reitzen; alles nur in den niedrigen sprecharten.' Adelung (3); s. auch d. idiotikon der burschenspr. (1795) unter stänker 2. in diesem sinne auch in der neuern litteratur (seit Göthe, dessen stellen doch auch wol so zu nehmen sind):
er säuft den vollen tag, macht schulden hier und dort,
spielt, stänkert, pocht und kriecht.
Göthe 7, 72 (mitschuld. 2, 4);
die tagdiebe, die söffer, die faullenzer, ... die stänkern aus langerweile, und scharren aus hunger nach privilegien, ... und um eine kanne bier bezahlt zu kriegen, fangen sie händel an. 8, 207 (Egm. 2); verblaszter: was da gestänkert jetzt und geredet wird, Brigitte, du glaubst es garnicht. Alexis hosen¹² 138 (12. kap.); er sagte ihm (Stein dem kaiser v. Ruszland), es sei ganz Europa daran gelegen, dasz die 'aufregende, stänkernde, nothwendig treulose politik' der kleinen deutschen höfe ... aufhöre. Gervinus gesch. des 19. jahrh. 1, 285. — dazu composita wie (allenthalben) herumstänkern; hineinstänkern räsonnieren: die stellung (eines ministers ohne portefeuille) ist nicht practisch; nichts zu sagen und alles zu tragen haben, in alles unberufen hineinstänkern und von jedem abgebissen, wo man wirklich mitreden will. Bismarck ged. u. erinn. 1, 252; dasselbe transitiv (mit acc. des effects): er (Campe) stänkert mich in feindschaften hinein, die mich gar nichts angehen, und spekulirt auf absatz durch skandale, die ich gern vermiede. Heine brief vom 3. okt. 1854 bei Hüffer ges. aufs. 177. — in den heutigen mundarten wol allgemein verbreitet, s. Schm.² 2, 771. Höfer 3, 179. Castelli 234 (schdengarn). Schröer 208 (3). Schmidt 231. thür. Hertel sprachsch. 233 (1, 1). Kleemann 22ᵃ. Albrecht 216ᵃ. Weinhold 93ᵇ. Bernd 293. Frischbier 2, 362ᵇ. besonders im nd. ist 'händel anfangen, suchen, zanken' jetzt die allgemein herrschende bedeutung des wortes, s. Strodtmann 229 (he stenkert geern). brem. wb. 4, 1037. Danneil 209ᵃ. ten Doornkaat Koolman 3, 310ᵇ. Bauer-Collitz 98ᵇ (štänk[e]r[e]n). Klein 2, 166 und nd. korrespondenzbl. 10, 43 (Hildesh.). auch die folgenden gebrauchsweisen sind wol hierher zu ziehen: kärnt. stènk(er)n 'eine alte sache wider aufrühren'. Lexer 241; thür. ärgern, reizen, anstänkern, anstiften. Hertel sprachsch. 233 (1, 3); westerw. stänke(r)n, fortst. 'mit sichtbarem widerwillen oder mit beyfügung eines oft derben verweises jagen, forttreiben, gleichsam mit gestank entfernen, entweder weil uns die person lästig ist, oder schlechte anträge thut'. Schmidt 231. (vgl. dazu stanzen 3.) vgl. auch das folgende wort.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1907), Bd. X,II,I (1919), Sp. 836, Z. 35.

stankern, stänkern, verb.

stankern, stänkern, verb.

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wittern, spüren, wühlen, suchen. das wort ist ausschlieszlich nhd. und seit dem 17. jahrh., in zusammensetzungen seit dem 16. jahrh. (Luther, s. unten 2) bekannt. es von dem voranstehenden worte abzutrennen, empfiehlt der durchgängige mangel des umlauts in den ältesten belegen. gleichwol liegt auch ihm stinken bezw. stank in der subjectiven bedeutung des geruchsinnes (vgl. stank 1) zu grunde. so schon richtig Stieler (s. 1) und Adelung (1): 'als das iterativum oder intensivum des activi stinken, sofern es ehedem auch riechen, den geruch zu empfinden suchen, bedeutete, ist stänkern eigentlich den geruch mit mehrmahliger und heftiger einziehung in die nase zu empfinden, und dadurch zu entdecken suchen, wofür im gemeinen leben auch schnobbern üblich ist. man braucht es nur figürlich in der niedrigen sprechart, für, aus vorwitz durchsuchen. in Meissen lautet es in dieser bedeutung, und vielleicht richtiger, stankern'. vgl. auch Wachter 1586: 'a stenc (ags. = stank) posteritas fecit stenkern et durchstenkern olfactu explorare, quod proprie quidem convenit canibus, metaphorice vero iis, qui omnia curiose perquirunt'. ihm stimmt zu Höfer 3, 179, während Schmid 507 das wort von stange ableiten will und auch Adelung in der anm. an staken, stöchern erinnert. s. ferner Anton 4, 12 (von stank). 12, 6 (von stange). Weinhold 93ᵇ (weiterb. von stangen im abl. zu stingen). vgl. auch stänker 3, stänkerei 3 und stänken 4, c.
1)
das einfache wort ist in der umlautslosen form mehrfach bei schlesischen autoren des 17. jahrh. bezeugt: nur dasz hierbei dies in acht zu nehmen, dasz wenn man solche umfliegende, stankernde und summende bienen aus den stöcken fliegen sieht, es ein gewisz zeichen sei, dass die bienen kürzlich auszuziehen in vorhaben sein. M. C. Höfler bienenkunst (1614) 133;
die mutter schnurrt und purrt,
in allen winkeln geht sie stankern rum und murrt.
W. Scherffer ged. 608;
man stanckert in dem grab
nach einer schwangern faust.
A. Gryphius (1698) 1, 214 (Card. u. Cel. 2, 204);
dazu: ich stanckere, curiose aliquid perscrutor. Steinbach 2, 667. schon vorher ist das wort in der umgelauteten form gebucht: stänkern, sive ausstänkern, etiam est odorari, pervestigare, persentiscere, subolere, olfacere aliquid. Stieler 2170. so in der litteratur: denn ich besorgte es möchte mir meine neugierigkeit fur ein verdrusz machendes stänkern ausgelegt werden. avant. 1, 158; nimm sie (deine mädchen) um gottes willen vor den domherren, ... und vor den — mönchen in acht ... lasz ihnen weder schreiben lernen, noch lesen; denn sonst stänkern sie in allen legenden. Thümmel reise 7, 44. diese form beruht wol auf vermischung mit (dem ersten) stänkern, wie sie auch in der bedeutung deutlich ist, vgl. den ersten beleg und z. b.: 'stänkern seine nase in alles stecken, wohin sie nicht gehört, um dann die so erworbenen kenntnisse in unliebsamer weise weiter zu verbreiten, auch soviel wie: kritteln, nörgeln'. Hetzel wie der Deutsche spricht 298. (weiteres unter 3.) — jetzt ist stankern in der schriftsprache durch schnüffeln verdrängt, s. theil 9, 1385 f.
2)
neben dem simplex begegnen zusammensetzungen, die theilweise früher belegt sind:
aufstänkern
s. theil 1, 745 und Adelung (1). —
ausstankern
s. theil 1, 983 (bei Lohenstein und Chr. Reuter), daneben
ausstänkern
s. ebenda (Lessing 12, 148) und Stieler 2170 (s. oben): einen anschlag ausstänkern, subodorari consilia. ebenda.
durchstankern
s. th. 2, 1689, mit belegen aus Gryphius (Card. 4, 340), Prätorius, Neukirch, Lessing. dazu: zu dem, ob schon jemand dieselben (bücher) alle durchstanckert (durch kriechet, perreptet) so wird er doch befinden, dasz er seinen zweck ... nicht erreichet. Comenius sprachenth. (1657) vorr. a 8ᵇ; ich durchstanckere, pervoluto. er durchstanckert alle bücher. Steinbach 2, 667; nachdem ich den ganzen Plinius gelesen, und alle schmeichelgedichte der alten und heutigen poeten durchstankert. Gellert 4, 15, dazu 20: durchstankert ist ein unflätiges wort. auch in der stelle aus Simpl. liest die originalausg. (D, v. 1671, in A—C fehlend): durchstanckerten, s. 1, 48, 19 Kurz. durchstänkern bei Olearius, Reinhold, Lessing (12, 289, brief vom 16. febr. 1771), s. a. a. o. durchstänckern, ... met. rovistare, frugare, razzolare. alles durchstänckern, ... v. durchstreunen, beschnauben. Kramer dict. 2, 979ᵃ. —
erstankern
s. theil 3, 994 (Luther 8, 81ᵇ). —
herumstänkern
im hause herum stänkern. Adelung; in allem herum stänkern. Eiselein 577, vgl. unten 3.
3)
so auch in lebenden hd. mundarten, besonders ostmitteld. (dem nd. fremd): schwäb. durchstänkern, vorwitzig etwas durchsehen. Schmid 507; österr. stenkern allerlei hervorsuchen, nicht ruhen wollen. Höfer 3, 179; ungar. stänkern die winkel aussuchen. Schröer 208ᵃ; thür. stöbern, schnüffeln. Hertel sprachsch. 233 (1, 2); mansf. umhär stenkern in einer schlechten absicht umhersuchen. Jecht 108ᵃ; altenb. stenkere 'ohne recht in etwas herumwühlen, z. b. stenker mr nich su in mein sochen rim'. dazu stenkerfritze. Pasch 88; erzgeb. 'štënkrn, rimštënkrn suchen, aussuchen, suchend herumgehen, ausštënkrn ausgattern'. Göpfert 42; hier im ostmitteld. ist auch vielerorts die ältere umlautlose form erhalten: leipz. stankern, stänkern, 'unbefugt, aus neugier, in zimmern, kasten u. s. w. herumsuchen'. Albrecht 216ᵃ; oberlaus. durchsuchen, besonders vom unberufenen durchsuchen; auch herum-, durchstankern, stankere nicht so herum. Anton 4, 12; schles. stankern = stachern herumrühren, -stochern. Weinhold 93. preusz. in freierem sinne, nach etwas eifrig streben, sich um eine sache bemühen (vgl. unten 4, a). er stankert nach einem mädchen, nach geld, nach einem orden. als 'suchen' in den zusammensetzungen aufstankern, ausstankern ausfindig machen (auch in Posen Bernd 10), durchstankern, herumstankern müssig umhergehen, suchen. Frischbier 2, 362. dazu wol auch bair. herumstánkern müssig herumgehen, -laufen. Schm.² 2, 771.
4)
vereinzelt begegnen in mundarten ganz abweichende bedeutungen:
a)
preusz. stankern '1. steigen, aufsteigen, klettern. stanker nicht! ruft man kindern zu, die auf stuhl, bank oder fenster steigen wollen. 2. mit den beinen zappeln, stoszen. sich abstankern, sich im bette durch zappeln abdecken'. Frischbier 2, 362ᵃ. henneb. mit umlaut stänkern 'auf stangen und balken waghalsig umherklettern'. Frommann 3, 133. vgl. stakern, sp. 592.
b)
schwäb. stänkern, flachs auf stänkern (s. stänker 4) in der luft trocknen. Schm.² 2, 771.
c)
thür. (am Harz) stänkern sich eine speise zuwider essen. Hertel sprachsch. 233; zu stänken 4, d und stank 6.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1907), Bd. X,II,I (1919), Sp. 838, Z. 22.

durchstinken

durchstinken,
mit gestank erfüllen; vergl. aufstinken. der steinkohlendampf durchstinkt die luft. uneigentlich, wie gar schendlich ist doch das alles durchstunken und durchlogen! Luther 5, 163ᵇ. man sagt jetzt erstunken und erlogen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1692, Z. 67.

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Zitationshilfe
„durchstinken“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/durchstinken>.

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