Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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empfahen

empfahen,
accipere, excipere, concipere verhält sich zu empfangen wie fahen zu fangen, und klingt uns als seltnere, ältere form heute feierlich und dichterisch. nur besteht sie lediglich fürs praesens, denn das praet. empfie ist längst erloschen. mhd. enpfâhen und enphâhen, zuweilen auch empfâhen. nnl. nur ontvangen.
1)
persönlich aufnehmen, den herrn, den gast, den boten ins land, die braut ins haus: und die priester und die eltisten giengen eraus in friedlich zu empfahen. 1 Macc. 7, 33; und Onias empfieng ewern boten ehrlich. 12, 8; ihn mit gebogenen knien empfahen thet. Galmy 254; und fellet mein reich auf keine denn auf mein tochter, nun bitte ich euch aber und begere, dasz ihr mein tochter empfahen und ihr euwer leben bekennen und ihr huldet und schweret als euwer frauwen. buch der liebe 268, 1; einen freundlich mit kus empfahen, excipere osculo;
die jauchzend dich empfahn.
aber auch eine person als gewährung und gabe in empfang nehmen: ich empfahe dich als bürgen, als abgetretnen knecht;
und zur sühne sollt ihr Bellin mit seinem geschlechte,
ja mit allen verwandten auf ewige zeiten empfahen.
Göthe 40, 109.
2)
häufiger gabe, geschenk, lohn, segen, namen, trost empfahen: da ich auf den berg gegangen war, die steinern tafeln zu empfahen. 5 Mos. 9, 9; der wird den segen vom herrn empfahen. ps. 24, 5; das ich nicht mehr mag das speisopfer ansehen noch etwas angeneme von ewern henden empfahen. Maleachi 2, 13; darumb werden sie empfahen ein herlichs reich und eine schöne krone von der hand des herrn. weish. Sal. 5, 17; du wirst noch eins so viel bosheit durch in empfahen. Sir. 12, 6; denn wer da bittet der empfehet. Matth. 7, 8; der wird eines propheten lohn empfahen. 10, 41; und alles was ir bittet im gebet, so ir gleubet, so werdet irs empfahen. 21, 22; wer das reich gottes nicht empfehet als ein kindlin, der wird nicht hinein komen. Marc. 10, 15; es ist niemand der ein haus verlesset ... der es nicht vielfeltig wider empfahe. Luc. 18, 30; und wer da schneit (schneidet) der empfehet lohn. Joh. 4, 36; das saget er aber von dem heiligen geist, welchen empfahen solten die an in gleubten. Joh. 7, 39; den geist der warheit, welchen die welt nicht kan empfahen. 14, 17; gebt mir auch die macht, das, so ich jemand die hende auflege, derselbige den heiligen geist empfahe. apost. gesch. 8, 19; so werdet ir empfahen die gabe des heiligen geistes. 2, 38; vergebung der sünde empfahen. 10, 43; und helt sich nicht an dem heubt, aus welchem der ganze leib durch gelenk und fugen handreichung empfehet. Col. 2, 19; einen newen namen geschrieben, welchen niemand kennet, denn der in empfehet. offenb. 2, 17; beispiele in menge liefert Maaler 101ᵇ.ᶜ; die jungfraw von der tröstlichen red Philomene etwas herz empfahen thet. buch der liebe 240, 2; der alte ritter nicht wenig unmuts uber des jungen ritters rede empfahen thet. 246, 2; Sem, der das priesterthum empfahen solte. Micrälius 1, 37;
die eid und pflicht haben gethan
werden empfahen ihren lohn.
Soltau 462;
Teutschland empfacht dardurch weder gespöt noch schmach.
frischen luft zu empfahen. Simpl. 3, 363;
er empfäht den heiligen geist.
Messias 15, 1052;
komm den lohn zu empfahn, den diese güte des herzens,
diese geduld dir erwarb.
16, 114;
wenn wir sterben, empfahen wir so!
17, 784;
wenn ich meine pflicht thue und dafür einen wol abgemessenen unterhalt empfahe. Göthe 16, 204;
sage mutter, bist dus eben,
meinen dank noch zu empfahn,
was du für des jünglings leben
mit dem gatten einst gethan?
41, 298;
wenn Heinrich in dem arm der schönen Gabriele
nach einer edlen that der liebe lohn empfäht,
wer zweifelt dasz da nicht die farbe seiner seele
auf einen bastart übergeht.
Thümmel 2, 51.
3)
empfahen concipere, ein kind empfahen, schwanger werden. Maaler 101ᵈ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1859), Bd. III (1862), Sp. 420, Z. 31.

empfangen

empfangen,
was empfahen. während mhd. enpfâhen für das praesens vorgezogen wurde, im praet. enpfie und enpfienc schwankten, Luther dem praes. noch empfahen liesz, dem praet. empfieng gab, ist später die form empfangen auch im praes. herschend geworden, empfahen, wie gezeigt wurde, nur ausnahmsweise in gebrauch geblieben. s. entfangen, entpfangen.
1)
persönlich: und sie füret in in ires vaters haus, da in aber der dirnen vater sahe, ward er fro und empfieng in. richt. 19, 3; und sie kereten zum Raguel ein und Raguel empfieng sie mit freuden. Tob. 7, 1; da kamen zu ihnen die Nabatheer und empfiengen sie freundlich. 1 Macc. 5, 25; und als die jungfraw Marcebille von dem pferd empfangen (ihr von dem pferd herunter geholfen) ward. buch der liebe 17ᵈ; ir sollt empfangen sein vor gott! Ayrer 238ᵇ, gruszformel, der man das bekannte 'gote unde mir willkommen' vergleiche;
und meiner (mein vater) starb an gliederpein,
ihn hatten bauern grob empfangen,
versetzt der hünerdieb.
Hagedorn 2, 138;
aber mit zärtlichem liebesblick
empfängt ihn fräulein Kunigunde.
Schiller 70ᵃ;
ja ich gehe mit euch, sobald ich die krüge den freunden
wiedergebracht und noch mir den segen der guten erbeten.
kommt! ihr müsset sie sehen und mich von ihnen empfangen.
Göthe 40, 309.
mit ausfallendem acc.: er empfängt heute, jeden montag, nimmt leute, besuch, gesellschaft an.
2)
sächlich: verflucht seist du auf der erden, die ir maul hat aufgethan und deines bruders blut von deinen henden empfangen. 1 Mos. 4, 10; denn die Rubeniter haben ir erbteil empfangen. Jos. 13, 8; und da Hiskia die brieve von den boten empfangen hatte. 2 kön. 19, 14; und zu mir ist komen ein heimlich wort und mein ohre hat ein wörtlin aus dem selben empfangen. Hiob 4, 12; du hast gaben empfangen fur die menschen. ps. 68, 19; gab im die handschrift und empfieng das geld von im. Tob. 9, 6; da nu erbei kam die zeit der früchte, sandte er seine knechte zu den weingartnern, das sie seine früchte empfiengen. Matth. 21, 33.
3)
oft abstract: und im traum empfieng er befelh von gott. Matth. 2, 22; doch ich wol einen wahn hab empfangen. Luthers br. 1, 518; als sich eines tags begab, dasz er mit seinen gesellen in das frauwenzimmer gieng, da sie nicht wenig freud empfiengen. buch der liebe 245, 3; davon der könig etwas unwillens empfieng. 243, 1; der könig von des narren worten nicht grosz gefallen empfieng. 256, 3; der ritter ein groszen schrecken empfieng. 244, 1; was ubels sie umb ire bosheit empfangen haben. 292, 3; umb deswillen er sich ein wenig entsatzte, aber gar bald wiederumb ein herz empfieng. 16, 1; er empfieng eine solche liebe zum kinde. 4, 4; bald empfieng er des ein rew. Frank weltb. 91ᵇ; jämmerlichen schmerzen, schrecken und zagen empfangen. Ayrer proc. 1, 1; darüber sie grosze schmerzen empfieng. Schweinichen 3, 249; groszen nutzen empfangen. pers. rosenth. 3, 27; empfieng ich einen solchen appetit, dasz mir das maul ganz voll wasser wurde. Simpl. K. 162 nach GK, der aufgenommne text hat 'empfand';
fröhlich kommt ihr und heiter, man sieht, ihr habet die gaben
unter die armen vertheilt und ihren segen empfangen.
Göthe 40, 244.
einigemal kann auch bloszes empfangen gesetzt und der gegenstand ausgelassen sein: nachdem ir von uns empfangen habt, wie ir sollet wandeln und gotte gefallen. 1 Thess. 4, 1; ich merke sehr wol, dasz mich gesellschaft aufheitert, ich vergesse mich da, oder vielmehr mein kopf empfängt anstatt zu schaffen und ruht daher. Lichtenberg 1, 23; ich gieng durch zauberörter kalt und ohne empfangendes gefühl. Klinger 2, 310. s. das folgende empfangen.
4)
empfangen, prolem concipere: und legt die stebe, die er geschelet hatte, in die trenkrinnen fur die herde, die da komen musten zu trinken, das sie empfangen solten, wenn sie zu trinken kemen. 1 Mos. 30, 38; also empfiengen die herde uber den steben und brachten sprenkliche, fleckete und bunde. 30, 39 vgl. 41; der tag müsse verloren sein, darinnen ich geborn bin, und die nacht da man sprach, es ist ein menlin empfangen. Hiob 3, 3; bistu der erste mensch geborn? bistu vor allen hügeln empfangen? 15, 7; sihe, meine mutter hat mich in sünden empfangen. ps. 51, 7; ehe denn er in mutterleibe empfangen ward. Luc. 2, 21; darnach wenn die lust empfangen hat, gebiert sie die sünde. Jac. 1, 15;
ich hab ... in sünden grob empfangen,
durch denken, reden thun sünd über sünd begangen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1859), Bd. III (1862), Sp. 421, Z. 79.

empfängen, empfengen

empfängen, empfengen,
accendere, sich empfengen, accendi, sich entzünden: bei seinem grabe stunden kerzen, wenn man die auslescht, so empfengten sie sich selbst wider. Alberus der barfuszer Eulensp. nᵒ 289;
und wie sich oft ein fewr empfengt
von einem funken, dasz wie stroh
ein ganze statt brennt liechter loh.
Alberus Esop 110ᵇ;
dann auch capere, radices capere: wurzeln, wann sie die pflanzen, schneiden sie die in kleine stücklein, stecken die stück in die erden, das empfengt sich dann und breitet sich uber die erden her. Hans Staden v 3. vgl. angehen, welches eben so von dem feuer und der wurzel gilt.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1859), Bd. III (1862), Sp. 422, Z. 79.

empfangen, n.

empfangen, n.
ich wäre sehr begierig gewesen, den eindruck, den ihr Hermann auf meine Stutgarter freunde gemacht hat, zu beobachten. an einer gewissen innigkeit des empfangens hat es sicher nicht gefehlt, aber so wenige menschen können das nackende der menschlichen natur ohne störung genieszen. Schiller an Göthe 362.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1859), Bd. III (1862), Sp. 423, Z. 11.

entpfangen

entpfangen,
dasselbe. Maaler 105ᵃ für concipere, welches Frisius 280ᵃ durch anfahen oder empfahen gibt. die formen mit oder ohne n schwanken allenthalben und trennen sich nur hin und wieder in bedeutungen. die praeterita nehmen schon mhd. gern im sg., immer im pl. das n an, z. b.
dô in daʒ stad entphienc (littus excepit).
Uolrich 62ᵇ;
sân in der tôt enphienc.
65ᵇ;
und untfieng sie Achillen.
Haupt 11, 366;
die von ir henden manigen schranz
enpfiengen und begriffen.
tr. kr. 4080;
nhd. ain schreiben entpfangen. Schwarzenberg 149, 1; so wolt ich in entpfangen haben. Alberus ehbüchlin C 3ᵇ; sie lude die junge metz zu gast, und entpfieng sie ufs allerfreundlichst. ebenda; das er von dir freundlich entpfangen werde. C 4ᵇ; als nu der tag auch geleistet war und man den heiligen geist in den pascalibus wol entpfangen. wider Jörg Witzeln G 5ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1859), Bd. III (1862), Sp. 577, Z. 69.

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Zitationshilfe
„empfangen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/empfangen>.

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