Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

fürschub, m.

fürschub, m.,
s. vorschub.
1)
etwas zum vorschieben, um dadurch zu sperren oder zu verschlieszen. obex, ein fürschub oder fürwurff, sperling, allerley das man etwar für thuͦt oder fürstoszt den durchgang zeverschliessen oder zeversperren, als rigel, sparren, gatter, thürle, schlosz, schrancken. Frisius (1556) 891ᵃ, vgl. hernach 2). ein querholz oder eisen, das sich schieben läszt, zum sperren: wenn du wirst eingelassen werden und durch die thür durchgegangen seyn, schleusz sie zu und schieb den riegel oder nur den fürschub (oder sperrling) für. Comenius sprachenthür (1639) s. 139 nr. 542, wo durch riegel pessulum, durch fürschub obicem übersetzt wird. obex, ein riegel, schlosz, fürschub. Weismann 1, 352ᵃ. fürschub, obex, repagulum. Kirsch (1723) 2, 125ᵇ, mit verweisung auf fürhang, eben so bei dem nachtretenden Matthiä (1761) 2, 161ᵃ. im besondern das riegelartige eisen im thürschlosse, das mittelst des schlüssels in den schlieszkloben bewegt wird, wodurch die thüre verschlossen ist, aber auch so viel als riegel. fürschub, sperrling am schlosz, pessulus, obex, ferrum in sera, cui subjecta clavis reserat fores. Henisch 1304, 17. fürschub, thürrigel. Hulsius 51ᵃ. fürschub, rigel, pessulus, obex. Dentzler 2, 118ᵇ. Stieler 1785 läszt in diesem besonderen sinne nur fürschub gelten, während er in der unter 4) angegebenen bedeutung vorschub wie fürschub hat. aber im 18. jh. wird hier dieses durch jenes verdrängt, wie denn Hederich 2545 und Nieremberger S sssssᵇ nur vorschub, thürriegel, verzeichnen.
2)
etwas, mit dem durch einschieben eine öffnung verschlossen, dieselbe verstopft wird. obthuramentum, etwas darmit man verstoppet, verstopfft, oder verstoszt, ein zapff u. s. w., fürschub. Frisius (1556) 900ᵃ und danach bei Maaler 150ᵃ, der auszerdem noch durch obex erklärt.
3)
was vorstosz an einem kleide oder an pelzwerk. noch und zwar mehr mundartlich erhalten.
4)
ein weiterschieben auf spätere zeit, ein aufschub. der übliche ausdruck ist verschub, s. d.
5)
förderung durch beihelfende thätigkeit, förderung durch ein beihelfendes mittel. fürschuͦb, subsidium. Alberus dict. F 4ᵇ. dise keren allen fleisz an, geben hilf, radt, fürschub unnd fürdernüsz dar zuo, das (dasz) teutsch landt ye mer und mer von den Romanisten beraubet und geschunden werde. Ulrich v. Hutten klagschrift B iijᵇ (W. Wackernagels lesebuch 3, 1, 222, 28); furschub fur andern hatte. Luther;
ich meyn ich wöll durch dise kunst
auszleschen der jungfrawen gunst,
der er sich vor hoch uberhub
und hett von jr grossen fürschub.
H. Sachs III (1588). 2, 185ᵈ;
villeicht kan ich dir beystandt than
durch fürschub meiner stadtlichen freundt.
Ayrer 115ᵃ.
fenestram ad aliquid alicui patefacere, einem fürschub, ursach und anleitung zu etwas geben. Corvinus fons latinitatis (Francof. 1660) 1, 253ᵃ, vgl. Terent. heautontimorumenos 3, 1, 72. Stieler 1785 hat hier, wie vorhin bereits bemerkt wurde, fürschub wie vorschub, eben so Rädlein, dagegen nehmen Wilhelmi, Dentzler nur fürschub auf, Weismann, Kirsch, auch Steinbach 2, 485 und Frisch 2, 230ᵇ allein vorschub, während Hederich und Nieremberger zwar furschub anführen, aber auf vorschub verweisen. spätere wörterbücher verzeichnen das im schriftdeutschen erloschene und nur noch mundartlich fortdauernde fürschub nicht mehr, sondern blosz vorschub.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 803, Z. 20.

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Zitationshilfe
„furschub“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/f%C3%BCrschub>.

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