Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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furt, m. und f.

furt, m. und f.
1)
ein durchgang für gehende, reitende, fahrende durch ein wasser oder gewässer, vadum. am häufigsten und gewöhnlich versteht man aber das wort von einem solchen durchgangsorte durch einen flusz; von einem durch einen meerarm oder ein nicht allzu breites meer steht es unten in der ersten stelle von Mathesius und in der von J. v. Müller, von einem durch überschwemmendes gewässer in der stelle von Bodmer, eben so kann es, wie es unten in der stelle aus Weises drei klugen leuten geschieht, von einem durchgange durch morastiges gelände, auch einen sumpf, einen see gesagt werden. goth., wo es faúrds lauten würde, nicht nachzuweisen; überhaupt fehlt uns das goth. wort für den begrif, denn die stellen, in welchen sich die gelegenheit bot, ein solches zu setzen, fallen in die bekanntlich fast ganz verlorne übersetzung des alten testamentes. ahd. furt m., mhd. vurt m., mitteld. vurt, vort m. und f.; alts. ist ford für sich nicht nachweisbar, erscheint aber in ortsnamen wie Erpisford Erfurt, Heriford Herford d. i. furt zum durchgang eines heeres, Sandforda Sandford u. s. w.; mnl. vord, doch s. 2), nnl. voort für voord, in ortsnamen; ags. engl. ford, altn. dän. schwed. fehlend. altfries. in ein schwaches masc. übergegangen forda. das wort entspricht der lautverschiebung gemäsz dem mit versetzung des r gebildeten altslav. und russ. brod'' m., poln. böhm. brod m., so wie dem einfachen, ohne antritt eines ableitungsconsonanten erscheinenden gr. πόρος, durchgang oder weg durch einen flusz. der gedanke, dasz furt gleich fahrt von dem wurzelverbum fahren abgeleitet sei, liegt zwar nahe, und Stieler, Steinbach, Frisch, Adelung, selbst noch Heyse lassen das wort von diesem verbum stammen; aber es ist unmöglich dasz es von demselben herkomme, denn dann müste es, wie fahrt (s. d.) von dem praes. ahd. faru ags. fare, von dem praet. ahd. fuor ags. fôr abgeleitet sein und ahd. fuort, ags. fôrd, lauten, was goth. fôrds sein würde. in wirklichkeit sind furt und fahren blosz verwandt und zwar in so fern, als beide auf ein verlornes gemeinsames, unter diesem letzten worte aufgestelltes älteres wurzelverbum zurückgehn: goth. faíran praet. sg. far pl. fêrun p. p. faúran, ahd. fëran far fârun foran, aus dessen sg. praet. eben jenes fahren, goth. ahd. faran, hervorgieng und von dessen p. p. in gleicher weise furt abgeleitet wurde, wie burt, ahd. purt, von dem p. p. des wurzelverbums bären (s. d.) ahd. përan. der pl. lautet ahd. furtî, mit abschwächung des î furte (gl. florent. 985ᵃ), mhd. vürte, was nhd. fürte erwarten läszt, und dies findet sich noch unten in der stelle aus Franks weltbuch. aber es tritt nach dem übergange des wortes von dem männlichen geschlechte in das weibliche nhd. der unten aus Alberus und Schütz belegte pl. furten ein, der auch der heutige ist, gleicher weise wie wir von fahrt (s. d.) den pl. fahrten haben, der eigentlich fährte sein sollte. jener übergang zeigt sich, wie sich nachher aus einer Baurs hess. urkunden entnommenen stelle ersehen lassen wird, zuerst im mitteldeutschen des 14. jh., und später Luther, wie unten stellen von ihm ergeben werden, schwankt noch zwischen dem masc. und fem., doch überwiegt bei ihm bereits weitaus dieses letzte. dasz jenes sich bis zum 19. jh. erhielt, erweist unten eine stelle von Schmidt von Werneuchen, und dasz heute noch mundartlich, z. b. am Lech, der furt gesagt wird, ersieht man aus Schmeller 1, 568, aber nur das fem. ist uns heute schriftdeutsch. neben dem nom. sg. furt kommt auch noch nhd., wie unten eine stelle zeigt, bei Hans Sachs die aus dem mitteld. (s. oben) erhaltene form fort vor, dann selbst, freilich spärlich, ein in seinem umlaute völlig unorganisches die fürt, das noch 1683 das teutschfrantzös. wb. für einen reisenden s. 116ᵇ bringt, aber beide wurden von der sprache nicht festgehalten und erloschen bald wieder. die schreibungen fuhrt, furth beruhen darauf, dasz manche das wort wider den allgemeinen gebrauch, der auf der organischen kürze des u beharrt, gedehnt sprechen; beide, im grunde eins und nur in der stellung des dehnenden h verschieden, sind aber verwerflich, und die noch frühe im nhd. übliche schreibung furt, die auch Stieler, Steinbach, Frisch, Adelung und Campe wahren, ist festzuhalten. nun zu den belegen. furt, vadum. voc. theut. 1482 i 7ᵇ. und zoch an den furt Jaboc. 1 Mos. 32, 22; auff dem wege zum Jordan, bis an die furt. Jos. 2, 7; und gewunnen die furt am Jordan ein, die gen Moab gehet. richt. 3, 28; die Gileaditer namen ein die furt des Jordans fur Ephraim. 12, 5; und schlugen jn an der furt des Jordans. 6; und fertigten sich durch den Jordan fur dem könige her und machten die furt, das sie das gesinde des königs hinüber füreten. 2 Sam. 19, 18; das man die schelten soll, die meer dann zween geng, fürt oder flüssz des Rheins sein achten. Frank weltb. 27ᵃ; bis sie an eyn bach kamen, da ritten sie durch den fuͦrt. Aimon F. vadum, der ort im waszer dadurch mann ghen kan, der furt. Alberus dict. Zz ijᵃ; vadare, durch den furt gehn. ebenda. da führt er unsz also daruf durch ein alten furth über den Mayn, das kein gebräuchlich furth mehr war, welches ich gerne sahe, und war auch ein gutes reuterstuck von ihme. Götz v. Berlichingen lebensbeschr. 116; must ich ... sorg haben, ich verfehlt etwann des furths. 167; und als ich vor dem angriff über die Filz wolt, kam ich an ein ort, ein gar alten furth, den man nicht braucht, hatt ich sorg, ich könnt nit hinüber kommen, aber ich hett dennoch einen mensch bey mir, der wust denselben heimlichen furth, dasz wir hinüber kamen. 167 (Büsching u. v. d. Hagen s. 107);
ich bin ein furman, far oft jrr
wenn ich gebrauch fremmde geschirr,
in einer krümm
so würf ich umb,
ist der furt weit, schoffrich und breit,
musz ich mich halten am rangen,
da die schmirlegelein hangen.
liederbüchlein in 12ᶜ,
dessen titel ausgerissen ist, gedruckt zu Nürnberg durch Johann vom Berg und Ulrich Newber;
dieselb (hindin) vor den hunden hinlieff,
traf ein fort durch den see tieff
und kam an das ander gestatt,
als der jäger das gsehen hat,
mit dem pferd in die see auch setzt
und traff auch disen fort zu letzt ...
da rüst sich frawen unde mann
mit vieh und allem was sie hetten
und durch den fürt hinwaten theten
hinnüber an das ander gestatt.
H. Sachs II (1591). 3, 110ᶜ,
nach der erzählung vom eindringen der Hunnen über das asowsche meer bei Jornandes cap. 24, woraus auch jäger (fahren die Römer fort) haben in verfolgung einer hindin in dem mäotischen sumpf eine furth gefunden, diese habe den wilden (den Hunnen) Europa geöffnet. J. v. Müller allg. gesch. (1817) 1, 511; wenn man zu Ezeongaber auffsasz, fuhr man erstlich uber den furt (im rothen meere), dardurch der son gottes inn fewriger seul gestalt sein volck mit trucknem fusz durchfüret und Pharao mit seinen wegen und reutern erseuffet. Mathesius Sarepta (1562) 31ᵇ; wer im wasser den furt nicht weisz. Kirchhof wendunmuth 198ᵇ; da die kreuzherrn die furten und ufer hin und wider verpfalet hetten. Schütz Preuszen 62; dem könige ward endlich eine furt verkundschaftet. ebenda; bisz (er) für den furt zu Vede kam, da erkundigt er bey dem müller, was es für ein gestalt mit könig Picrochol habe. Fischart Garg. (1608) Bb 8ᵇ; im übrigen war das maiste theil morastisch dasz wer den rechten furt nicht wuszte, leichtlich im wege wäre stecken blieben. Chr. Weise kl. leute 65; er hat die reuter die furt laszen versuchen. Aler (1727) 822ᵃ;
auch gab er nach dem sieg euch selber das geleit
bisz an des Jordans fuhrt.
A. Gryphius (1698) 1, 578;
aber sie giengen nicht lang am ufer, als er wolgeneiget
ihre reise zu födern die flut weit über die ebnen
breitet, sie sehn ihn da sanft und nicht hoch von dem grunde
einen furt für sie bähnen, der sie gemächlich hindurch setzt.
Bodmer Noah 12, 900;
mit der dämmernden fackel
leuchtest du ihm
durch die furten bei nacht.
Göthe 2, 66;
ihr werdet mein harren an jenem furth.
Schmidt v. W. alm. 1798 s. 56;
träg hinsumpfende furten.
Voss Propert. 4, 11, 15;
er erstieg unsre ufer, seine abgesandten haufen fanden fuhrten gegen den ursprung des flusses und stürzten von allen seiten auf uns. Klinger 1, 290. durch den furt setzen. Ludwig 678. Vgl. auch Schmeller, 2. ausg. 1, 762. in namen steht furt von durchgängen durch flüsse oder bäche. so z. b. in die gansfurt, eine furt als besonderer aufenthalt der gänse: off dëm dîche nâher dër bache bî dër gansfurte. urk. v. j. 1395 in Baurs hess. urkunden 1, 505, 725. besonders aber ist auch das wort als name orten beigelegt, die an solchen durchgängen liegen. so heiszen mehrere orte Furt, Furth, Fürth, und jene beiden namen erscheinen, wenn man ahd. Vurta von Furt in Östreich (Förstemann 2, 540) betrachtet, als dat. sg. des masc. furt, wogegen Fürth, das im ahd. Furtî, Phurtî (Förstemann a. a. o.) lautet, als nom. oder acc. pl. dieses masc. (s. gramm. 3, 422) zu nehmen ist, schwerlich, obgleich in ortsnamen der dat. näher liegt, als dat. sg. eines femininums, da dieses, wie oben ersichtlich, weder ahd. noch mhd., sondern, nach dem eben angeführten bî dër gansfurte, erst aus dem mitteldeutschen des 14. jh. sich nachweisen läszt. am häufigsten findet sich das wort als letztes in zusammengesetzten ortsnamen, wie Erfurt ahd. Erpesfurt altthüringisch Erpisford, Erpesford, Frankfurt ahd. Francônô furt, Ochsenfurt ahd. Ohsônô furt, Schweinfurt ahd. Suînô furt, Breitenfurt ahd. Preitenfurte, Steinfurt oder Steinfurth ahd. Steinfurte u. s. w., von welchen die beiden letzten dative sg. sind, furt in den vier ersten aber als nom. oder acc. sg. zu fassen ist. nom. oder acc. pl. zeigt sich z. b. in Bökenvörde alts. Bôkînâ vurdî, Bôkînâ vordî, ahd. Puochînê furtî, d. i. büchene furten, furten in buchenwaldung, Rotenförde alts. Rôdonvurdî, Rôtenvorde, d. i. die rothen furten. furt angewandt und bildlich im mhd. s. Ben. 3, 448ᵃ. nhd. alszo ist unsz das sacrament eyn furt, eyn bruck u. s. w. Luther eyn sermon von dem hochwirdigen sacrament (Wittenb. 1519) b iiijᵇ, s. Ph. Dietz 1, 760ᵃ;
in zweien herzen widerstreit zu nähren,
kann, unhold (Amor ist angeredet), dies dir so erfreulich seyn?
du willst die sichre, klare furth mir wehren
und ziehst mich in den tiefsten grund hinein.
Gries Ar. 2, 1,
bei D. v. d. Werder
ob ich den guten fuhrt wol eigentlich kann spüren,
pflegstu mich doch zu grund und in den sumpff zu führen.
Redensarten und sprichwörter. die sach ist in der furt, ausz der gefahr, res in vado est. Aler (1727) 822ᵃ, s. Terent. Andr. 5, 2, 4. die red ist ausz der furt, langs die klippen, emersit è vadis oratio, scopulos praetervecta. ebenda, in der rede sind die grösten schwierigkeiten glücklich überwunden. s. Cic. or. pro Cael. 21 §. 51. neben der furt gehn. Wander 1, 1293, s. aber nachher 3). wer nicht alle furt, weg unnd steg waisz, der soll nicht ausz der fuhrstrasse setzen, damit nicht rosz und mann uberm hauffen bleibe. Mathesius Sarepta 219ᵇ = 1587 154ᵃ, wo nach W. Grimms sicherer aufzeichnung fuͤrt d. i. fürt. auch findet sich das sprichwort bei Henisch 1313, 49. die furt gehört allen leuten, jeder, der will, kann hindurch, kann sie benutzen. Graf deutsche rechtssprichwörter s. 510 nr. 170, s. Wander 1, 1292. wer durch die furt will, darf das waten nicht scheuen. Wander ebenda. wer durch die furt watet, musz das kleid schürzen. ebenda. man musz die furt nicht eher loben, bis man hindurch ist. ebenda. einem den furt verstellen, hindernisse bereiten. 1293. wortspiel mit Fürth bei Nürnberg, vornehmlich aber mit furt, fürt, fort, ist es, wenn Hans Sachs den mann zu Nürnberg im zanke mit seinem weibe diesem vorwerfen läszt:
verthust ein pfenning hinderm andern,
deinthalben müst ich gen Fürt wandern
wo ich het einen sinn wie du.
V, 361ᶜ, vgl. Schmeller a. a. o.
2)
rinnsal eines flusses, fluszbett. zuerst früh mhd.:
ich hôrte sagen daʒ dër Rîn
hie vor in engen fürten flôʒ.
Spervogel, in MSF. 23, 1.
auch mnl. voord, fluszbett, alveus. Kilian 1599 s. 637ᵇ. nhd. er hat die Tiber wider inn iren furt eingefast. Frank Germaniae chron. 28. bei Schönsleder blosz in dieser bedeutung.
3)
weg, bahn. eine bedeutung, die, zunächst anwendung der 1) und so aus ihr hervorgegangen, schon mhd. erscheint:
ër muoʒ sëlbe suochen furt
hinderm ors ûfme grieʒe.
Parz. 68, 12.
nhd. mehr bildlich: denn dis leben im glauben ist ein zunemen und eingang oder furt gen himel in jenes leben. Luther 1, 464ᵃ, = weg; allain das (dasz) diser zuͦ vil witzig von dem furt der natur aufs färest (aufs fernste) abwiche, Frank sprichw. 1, 29; aus dem proposito und furt der sach weysen. 2, 75; nun bin ich aber ausz dem furt kommen und hab nit mögen fürgehen anzuzeigen. kriegsb. d. fr. 182. sprichwörtlich neben der furt gehn, auf einem nebenweg, einem verbotenen weg, einem falschen weg gehn:
er godt auch gantz neben der furt
und sündet auch als wol als ich.
Gengenbach novella 284.
doch vgl. die redensarten vorhin unter 1). auf andere furt bringen, auf einen andern gegenstand bringen, auf etwas anderes bringen im reden und denken: ey was? Sie wollen mich nur auf andere furth bringen. nach belieben, madam. Gotter trunkner mund 26.
4)
einfahrt, anfahrt, landungsort. heptaportus, ein waszer mit siben furten. Alberus dict. Zz ijᵃ, sonach hier furt fem.;
auch dich, Asterie, hat gantz der schlaff umbringet,
der tagesarbeit furth, des todes ebenbild.
Opitz 2, 175 (1624 s. 69), = hafen.
hierher gehört auch, wenn in manchen gegenden, z. b. im osnabrückischen, der in einem gebäude, einer hofreite u. s. w. zum ein- und ausfahren offen gelassene und begrenzte raum die einfurt heiszt: die einfurth (des hauses eines landmanns) wird ein schleichloch des gesindes. J. Möser patriot. phant. 3, 145. hiernach ist auch unter einfurt wb. 3, 183 in der stelle aus Rückerts ges. ged. 4, 284 rathauseinfurt zu beurtheilen, das also nicht dem reim zu gefallen für das allerdings allgemein übliche einfahrt steht. das fassen von furt aber in einfurt und eben so wol in anfurt (s. d.) in hinneigung zu dem sinne von fahrt und nach und nach immer mehr in diesem selbst hat seinen grund in dem gefühle der oben nachgewiesenen urverwandtschaft mit fahren und ist demnach keineswegs unberechtigt.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 896, Z. 73.

furt, adv.

furt, adv.,
mit bewahrtem ungebrochenen u, statt der gewöhnlichen form fort (s. d.).
1)
für fortan.
2)
in der bedeutung: ferner, weiter, fernerhin. und geschee dann furt, was recht sy. urk. v. j. 1468 in Thomas d. oberhof s. 356 nr. 104;
der (gott) behüt euch beid (das brautpaar) in allen sachen,
das ir vil hübscher kinder machen,
und sehen euwere kinder furt
lange zeit in die fierd geburt.
Murner luther. narr 4039;
dastu aber furt sagest. Carlstadt antwort geweicht wasser belangend Bjᵇ. noch schweizerisch:
s zîtli eleige tiggerlet furt sîn flîszige rundlauf.
Corrodi de herr vikari 7;
alliwîl furt zwee tag, o iez endli, endli ischt schnee da!
11.
im südwestlichen Baden:
sing herzhaft furt, sie thüen der nüt.
Hebel (1838) s. 148.
straszburgisch
guet genn (gegeben)! nurr furt getrumpft!
Arnold pfingstmontag 28;
herzaft (herzhaft)! als furt in dheeh (die höh).
44.
in der mundart von Jever in ênʒ futt. Strackerjan bei Frommann 3, 277, 123, vgl. s. 284.
3)
verstärkungen, z. b. schweiz. (zürchisch) furt und furt, weiter und weiter:
füehred mi lisli iez furt und furt zum en andere stübli.
Corrodi de herr vikari 7;
tirol. furt und furt, immerfort. Schöpf 163. s. fort 3) c).
4)
wie fort 4). sieh bei diesem die stelle von Hebel (1838 seite 235). andere stellen sind:
und uf und furt! und sieder isch
kei Dieter wit und breit.
1838 s. 66;
und uf und furt! jez gangi (geh ich).
108.
5)
in der bedeutung: von dem orte irgendwohin, nach einem andern orte, nach einem entfernten orte. s. fort 5). er zog furt. Aventinus chron. bei Schmeller 1, 568. noch bair. furt, mit geschwundenem r futt, oberpfälz. fuet. Schmeller ebenda. im südwestlichen Baden:
mi vetter hets drum sölli gmacht
und lauft jez furt in dunkler nacht.
Hebel (1838) s. 182.
straszburgisch
dasz ich die rode sträng (stränge garn) hâ furt genn (gegeben) us de klaoue (klauen).
Arnold pfingstmontag 37;
see welle furt.
78.
oberschwäb. futt. Kuen 17ᵃ. nürnberg. furt, fuet. tirol. geh furt! oder geh fu't! Schöpf 163. niederöstreichisch, obersteirisch fuat. Castelli ged. in niederösterr. mundart 39. Rosegger tannenharz und fichtennadeln (Graz u. Leipzig 1870) s. 192. im bergischen südlich der Ruhr tüh fud! zieh fort! Woeste bei Frommann 6, 47. im Münsterlande
haida, holla futt!
wagen un schoh sind futt.
424ᵇ, II, 2, vgl. s. 429.
dagegen in den 7. u. 13. comuni mit abfall des t furr. Schmeller cimbr. wb. 123ᵇ. S. auch fürt.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 900, Z. 10.

fürt, adv.

fürt, adv.
was fort (s. d.). die im 16. und 17. jh. häufig vorkommende form mit umlaut, der wol dem einflusse von für (s. oben sp. 617) zuzuschreiben, an sich aber, da er aus der bildung des wortes nicht hervorgehn kann, unorganisch ist.
1)
für fortan:
damit wolt er erzeigen
wie ers fürt halten wot (wollte).
Hildebrand histor. volksl. 68, 26;
dabey muͦst starcken willen hon
dz (dasz) du fürt wölst kain todtsünd thon.
so ich dein (es ist das geld gemeint) fürt nit me bedarf.
145, 1;
hab fürt zuͦ streyten stargken trost.
153, 2ᵇ.
2)
in der bedeutung: ferner, weiter, anhaltende, dauernde bewegung ausdrückend, sowol örtlich als zeitlich. fürtfaren, pergere. Dasypodius 333ᵈ; das leger fürt rucken, movere castra. 374ᵃ.
wa sie ist, kumpt niemans fürt:
ich mein, das sie die welt verwürt.
Murner luther. narr 155.
insolens, mit dem niemandt fürt kan kummen. Alberus dict. Dd iijᵇ; als er nun nirgendt fürt mit jhr kommen kundt. Alberus ehbüchlin C 2ᵃ; wen der satan so weit bringt, dasz ers wagen und sein ehe brechen darff, den treibt er fürt auch annder laster zu begehn. ebenda A 2ᵇ; pergo, ich far fürt. dessen dict. BB ijᵃ; turris ambulatoria, war hoch, den treyb mann mit vilen reddern fürt. f 4ᵇ; mit der arbeyt fürt farn. X 1ᵇ; wiltu dann fürtfarn wie du angefangen hast. ebenda; promoveo, ich nim zu inn der bewegung, ich beweg fürt. h 1ᵃ.
3)
verstärkungen, z. b. fürt und fürt, wie fort und fort, s. fort 3) c).
und bleiben buben fürt und fürt
bisz in der schopff an galgen rürt.
H. Sachs IV. 3, 74ᵈ.
4)
wie fort 4).
5)
in der bedeutung: von dem orte irgendwohin, nach einem andern orte, nach einem entfernten orte. ich geh herfür oder fürt. Alberus dict. X ijᵃ. Bei Alberus ebenda X 1ᵇ auch fört und eben so wol fort. Es versteht sich von selbst, dasz in den mit fort beginnenden zusammensetzungen im 16. jh. statt dieser gewöhnlichen form auch furt und fürt vorkommen. besondere anführung aber kann im allgemeinen füglich unterbleiben und mag sich nur auf wenige beschränken.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 900, Z. 64.

fürt

fürt,
zusammengezogen und gekürzt aus für die:
sölch ruͦw und zaufen nach der schlacht,
dj Hannibal ad Cannas macht,
fürt entlich ursach würt erkant
das (dasz) Rom Carthago überwant.
Schwartzenberg 153, 2ᵇ
du sichst der hauszzins geht herein,
sag, wo wöll wir doch nemen den,
dein schauben musz furt lucken stehn.
H. Sachs I (1590), 392ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 901, Z. 29.

furten, fürten

furten, fürten,
mhd. vürten, eigentlich so viel als eine furt machen, welche bedeutung aber kaum vorkommt, sondern die davon abgeleitete: vermittelst einer furt durchwaten, dann überhaupt durchwaten. mhd. belegstellen s. Ben. 3, 448ᵇ. nhd. furdten oder waten, vadare. voc. theut. 1482 i 8ᵇ. furten. i 7ᵇ. furten oder watten. vadare. voc. incip. teuton. f 4ᵇ. die h. s. (heilige schrift) sey ein wasser, darinnen ein elephant schwimme, aber ein schaaf furts und gehet hindurch mit den füssen. Luther tischreden 4ᵃ; nun hette sich das wasser etwas ergossen, dasz es nicht zuͦ fürten war, unnd dasz kriegszvolck one merklich gefahr nicht kundte übergebracht werden. Lauterbecks verdeutschung von Melanchthons declam. von kais. Friedrichen (Frankf. a. M. 1563) 17. die eigentliche nhd. form ist, wie die mhd. zeigt, die im ahd. furtan, d. i. ursprünglich, mittelst j oder i von furt (s. furt sp. 896) abgeleitet, furt-j-an, sein würde, fürten. in furten erscheint unterdrückung des umlautes, wie sie namentlich mundarten Mitteldeutschlands lieben. aber das u senkt sich selbst zu o und so findet sich, wie fort neben furt, auch forten neben furten und fürten: anno 1473 ... ist ... ein gar dürr jar gewesen ... darüber sind die wasser und bäche auszgetrucknet .... die Thonaw ist so klein gewesen, das (dasz) man sie hat fortten können. A. Hondorf promtuarium exemplorum (1610) 3, 244.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 902, Z. 37.

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„furten“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/f%C3%BCrten>.

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