Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

fürthun

fürthun,
s. vorthun.
1)
vornhin thun, mit acc.
a)
vorbinden, vor sich befestigen. fürtuhn sive vortuhn, praecingi. Stieler 2357. eine schürze fürthun, doch heute nur mundartlich; die schriftsprache kennt schon in der zweiten hälfte des 18. jh. blosz noch vorthun. eben so bei eine serviette fürthun, sie für das essen um den hals binden, dasz sie die brust bedeckt und die kleider vor derselben nicht befleckt werden.
b)
zu bedeckung und schutz vornhin thun: eben zu gutem glück hat der juncker sein visier fürgethan. Amadis 60; stürmeten die binenkörb, wiewol mit gefahr, dann sie musten das visier fürthun. Fischart Garg. 201ᵇ (1608 Aa 5ᵃ).
c)
zum sperren, zum verschlusse vornhin thun: furthuͦn, beschliessen, obdere. Dasypodius 441ᵃ (vgl. 56ᵃ) und danach Serranus dict. g 1ᵃ, der fürthun schreibt. obex ..., allerley das man etwar für thuͦt oder fürstoszt den durchgang zeverschliessen oder zeversperren, als rigel, sparren, gatter, thürle, schlossz, schrancken. Frisius (1556) 891ᵃ. freilich in dieser stelle getrennt für thun, aber mehr in alter weise, denn es könnte eben so gut, als fürstoszt, auch fürthuͦt zu éinem worte verbunden stehn. den riegel fürthun, pessulum ostio vel foribus objicere. Aler (1727) 822ᵃ, der aber 2129ᵇ eben so wol den rigel vorthun hat. Rädlein, Weismann verweisen auf vorthun, ein zeichen des schwindens von fürthun im schriftdeutschen hier, und wenn auch der Zürcher Dentzler nach seiner Schweizermundart dieses wie jenes, jedes an seiner stelle mit erklärung, aufnimmt, so unterlassen Kirsch und Matthiä ganz in diesem sinne, Hederich und Nieremberger überhaupt fürthun anzuführen und deuten dadurch dessen erlöschen im schriftdeutschen an. alle haben vorthun, und auch Steinbach 2, 786, der „für et vor gethan“ ansetzt, bringt in dieser bedeutung blosz den riegel der thüre vor thun. doch hat sich fürthun hier wie in a) und b) bis heute mundartlich erhalten, z. b. wetterauisch, oberhessisch u. s. w.
2)
hervorthun, aus etwas herausthun. vgl. Dentzer 2, 119ᵇ. mit acc.
3)
vorherthun, vorausthun, zuvorthun, eher, als ein anderer oder andere oder als anderes, thun. mit acc. hier z. b. bei Stieler a. a. o. nur ein beispiel und in diesem vorthun.
4)
auszeichnend zuvorthun, auszeichnender thun vor —, thun zum vorzug vor —. mit dem acc. es und dem dat. der person: ein fechter in kriegen und schawspielen also erfahren, dasz es jm niemandt fürthun kan. buch d. liebe 226, 3. auch hier hat Stieler a. a. o. „fürtuhn sive vortuhn“ mit dem letzten in dem angeführten beispiele, Aler, dann Steinbach eben so wol fürthun als vorthun, und verweisen Rädlein und Weismann bei fürthun kurzhin auf vorthun, während Dentzler in dér bedeutung nur vorthun aufnimmt, Kirsch dagegen mit seinem nachtreter Matthiä blosz fürthun. er thut es allen weit für. Kirsch (1723) 2, 126ᵃ. bei Hederich und Nieremberger ist es hier wie unter 1) c), und fürthun erhält sich auch in dem sinne nur noch mundartlich. an diesen schlieszt sich aber an, wenn
5)
reflexiv sich fürthun gesagt wird, in der bedeutung: sich hervorthun, sich auszeichnen, durch thun einen andern oder andere übertreffen. s. die stelle von Fischart unter fürsträuben. sich vor andern für thun, superare alios. Steinbach a. a. o.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 905, Z. 20.

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Zitationshilfe
„furthun“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/f%C3%BCrthun>.

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