Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

fürtrefflichkeit, f.

fürtrefflichkeit, f.,
angemeszner fürtreflichkeit geschrieben, das übertreffen von anderem in hohem grade, und zwar
1)
hochangesehene würde, hochherrlichkeit: wie gott die schlüssel der gewalt, Christus die schlüssel der fürtreffligkeit hat. Luther 1, 13ᵃ (gegensprüche Johan Tetzels). in titeln: er hat mir deiner fürtrefflichkeit brieff überlieffert, reddidit mihi Eximietatis tuae literas. Aler (1727) 823ᵃ; der deiner fürtrefflichkeit diesen brieff bringt, qui hanc epistolam tuae Eximietati apportat. ebenda. doch ist der ausdruck in titulaturen nicht gerade gewöhnlich. vgl. das adj. fürtrefflich 1).
2)
das höhersein an geltung weitaus vor anderem, das bessersein weitaus vor anderem. s. vortrefflichkeit. eminentia, fürtreffligkeyt. Dasypodius 128ᵇ und danach fürtrefligkeit bei Serranus o 1ᵃ. praestantia, fürtrefflicheyt. Dasypodius 233ᶜ und danach fürtreflicheit bei Serranus z 8ᵃ. dieweil nit allein mit dem werck, sondern auch mit den gedancken ich solche hochwichtigkeit und fürtrefflicheit nicht anrüren, viel weniger erlangen möchte. Amadis 254, 534; ich glaub und halt underthenigst, dasz e. kön. may. der fürtreffligkeit nach, der edlen hochlöblichsten gemüts, gleichmessigs reden, und also wie ich es begere. 299, 633. diese stellen im Amadis neben andern, in denen fürtreffenlichkeit, fürtreffenlicheit sich findet, s. fürtreffenlichkeit. fürtreffligkeit, praestantia. Henisch 1312, 31. die fürtrefflichkeit eurer rede bestehet in der kürtze. Olearius persian. baumg. anhang nr. 88; was das (das wörtlein nichts) vor einen herrlichen nutzen durch das gantze menschliche leben hindurch habe und was vor eine fürtreffligkeit. Schuppius 402; eben die fürtreffligkeit der besoldungen wird ein ruhm dem künstler seyn, ein glori dem patronen, und wird andere auffmuntern. 716; nit allein mit fürtreffligkeit der waffen, sondern mit der freyen und anderer künsten ehr. ebenda. excellentia, fürtrefflichkeit, hoheit. Corvinus fons latinit. (1660) 1, 139ᵃ; praestantia, fürtrefflichkeit. 637ᵃ. aber gegen ende des 17. jh. neben fürtrefflichkeit auch vortrefflichkeit: für- sive vortrefflichkeit. Stieler 2299. beide formen hat auch Rädlein, jene erste 314ᵃ fürtreffligkeit und 1018ᵇ richtig fürtrefflichkeit geschrieben, und Ludwig, wenn er sp. 2010 „treflichkeit, vortreflichkeit oder fürtreflichkeit“ anführt. dagegen bringen Wilhelmi, Aler, Dentzler, Weismann, Kirsch wieder nur ein für-, kein vortrefflichkeit, und wenn auch der Kirsch nachtretende Matthiä in der ersten ausgabe seines lex. (1748), während er „fürtrefflich, vortrefflich“ verzeichnet, doch blosz fürtrefflichkeit hat, so enthält die 1761 erschienene dritte ausg. (die zweite fehlt mir) an derselben stelle „fürtreflichkeit, vortreflichkeit“, wie denn auch Steinbach 2, 865 „für-, vortrefflichkeit“ bietet. vortrefflichkeit allein nehmen dann Frisch 2, 383ᵇ, Hederich, Nieremberger, Moerbeek, Bernhold, Crichton, Weber deutschlat. universalwb., Adelung u. s. w. auf, und fürtrefflichkeit ist von da an aus der schriftsprache verdrängt.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 918, Z. 38.

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Zitationshilfe
„furtrefflichkeit“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/f%C3%BCrtrefflichkeit>.

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