Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

gütiglich, adv., auch als adj. gebraucht

gütiglich, adv., auch als adj. gebraucht;
zunächst adverbialbildung zu gütig, adj., mhd. adv. güeteclîche, güeteclîchen; im 17. jh. veraltend und von adverbialem gütig verdrängt, später noch vereinzelt poetisch.
1)
zu gütig 1 b 'freundlich, wohlwollend', vgl. gütiglich candide Frisius 180ᵃ, placide 1008ᵃ, mite 826ᵃ, clementer Calepinus XI ling. 254ᵃ, mansuete 865ᵇ, vgl. noch Stieler stammb. (1691) 718.
a)
als adv.:
diu keiserinne Meliur
sprach güeteclichen wider in
Konrad v. Würzburg Partonopier 20781;
das ir mir nit das dis male wollent vergeben
gutteclich und keinen bosen willen beheben
pilgerf. d. träum. mönchs 1856 Bömer;
die göttin ... begabet in mit wyszheit ... als dem, der sy gütenclich in demütikait hette beherbergt Steinhöwel Äsop 40 Öst.; die (pilger) er doch guttiglichen enpfieng und eyns yeden namen erforschet Breydenbach heyl. reyszen (1486) 139ᵇ; dasz euch gott gütiglich versammlet hat buch d. liebe (1587) 30ᵇ; wir dancken auch gott, dasz er uns so güttiglichen befohlen hatt der jungfrawen Paracelsus opera 2, 108ᵇ Huser; antworte sanfftiglich oder gütiglich dem, der da fraget Comenius janua (1644) 292; nach gütig 1 a β 'milde': er sol in gütiglich straffen und bewainen sein übel Albr. v. Eyb spiegel d. sitten (1511) f 1ᵃ; im sinne 'willig': (die frau) sich gütiglichen ergabe Arigo decam. 94 K.;
Jhesus allzyt gehorsam was
Joseph und der muͦter sin;
als sie hatten verloren in,
gütiglich gieng er mit in hein
P. Gengenbach 26 Gödeke;
entsprechend gütig c δ 'freiwillig, friedlich':
beredt er die dry lender eben,
das sy sich under syn herrschaft hand
gütigklich ergeben mit irem land
schweiz. schausp. 3, 20 Bächt.;
das er desz italischen reychs gütigklich abtrete Stumpf Schweizerchron. (1603) 203ᵇ; etwas anders 'auf gütlichem wege': dasz ich ... kummen bin ze hören und gütiglich (so etwas uneinigkeit entstünd) helfen entscheiden Zwingli dtsche schr. 1, 120.
b)
adjektivisch gebraucht: ich (der löwe) ... erzögete mich gütiglich gegen dem pferd Steinhöwel Äsop 142 Öst.; wi gutigklich und susziglich er sich dertzeiget, vordint si allein seliklich tzu erfaren buch geistl. gnaden (1503) a 2ᵇ; sich gein den ersten ernstlich und gein den andern guttiglich und lindiglich ze beweisen ordnung vier lat. schulen (1505) in: samml. selten gew. pädag. schr. 13, 152; 'bereitwillig': darauf sich etliche knecht gleich gütiglichen finden lassen Fronsperger kriegsb. (1578) 1, b 6ᵇ;
ich weisz ihr seyd so gütiglich,
werdt itzt nicht lassen stecken mich
Weichmann poesie d. Nieders. (1721) 6, 391.
2)
selten zu andern bedeutungen von gütig; zu gütig 2 a 'rechtschaffen': und solich ier unzimlichen handel offenwaren und erzellen. erfindt sich dan die mit ainer warhait, so soll man im sagen, das er sich der abthue und wider wen si damit gehandlt hieten, abtragen und sich furpäszer guetiklich und frumbklich halten (14. jh.) österr. weist. 9, 579; entsprechend gut I A 5 b im sinne 'zuverlässig, sicher': und als güticklich zuͦglauben ist, so hat Joseph ir gemahel auch ewige küscheit gehalten H. Gebweiler beschirm. d. lobs Marie (1523) 5ᵃ; es ist auch gütigklich zu glauben, das sohlen sig von got erworben haben die priesterschaft in seinem land Arnpeck s. chron. 620 Leidinger; zu gut III A 2 'angenehm, behaglich': er (Paulus) hat auch vermaint daz jhen, die gütiklich wöllen leben, sollen widerwärtigkait leyden Berthold v. Chiemsee t. theol. 279 Reithm.; adjektivisch zu gut V B 3 b 'ehrbar, anständig': es bit auch der obgemelt samler dis buͦchs, das man es lesen wöl in der meinung als er es gemachet hat, nit verkeren noch verwerffen, sundern bessern und es meren und andere gütigliche stück herzuͦ setzen, die sich ziemen J. Paul schimpf u. ernst 14 Öst.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1935), Bd. IV,I,VI (1935), Sp. 1453, Z. 8.

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Zitationshilfe
„gutiglich“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/g%C3%BCtiglich>.

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