Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

gepäck, n., collectivum

gepäck, n. collectivum

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zu pack.
1)
in der älteren sprache ohne umlaut und in allgemeinerer bedeutung 'pack, bündel, bürde', mittelniederrheinisch:
Karles last ind syn gepack (: sack)
dat was ein flesche lederin,
dar inne droch hei guden wyn.
Karlmeinet 135, 25;
nhd. zuvil gepack zerreiszt den sack. Fischart bienenk. (1588) 140ᵇ. Garg. 231ᵇ; plur. mit umlaut, und zwar als maszangabe: sein gürtel war von vierthalb hundert gepäck Arbruische Aluzossa seiden .. und fünffthalbhundert karten Organtziner seiden .. dann er trug es auff die handzwelenart, wie es die Türcken tragen. Garg. 117ᵃ; dazu das demin. gepäcklin: derhalben habens die h. vätter in vorgemeltem Trentischen concili weislich bedacht, das zuvor und ehe sie einigen articul beschlossen, sie allezeit jhre gereitschafft in eim sack oder gepäcklin nach Rom schickten, darüber vom papst ein bull der befestigung zu erlangen. bienenk. 40ᵇ. noch ostfriesisch gepak, gepäck ten Doornkaat-Koolman 1, 610ᵇ. vgl. no. 3.
2)
die zusammengepackten sachen des soldaten, des heeres, eines reisenden: gepeck, sarcina Alberus s 4ᵇ. R 4ᵃ; in der volleren form gepäcke: die zeitungsschreiber während des siebenjährigen krieges nahmen statt bagage gepäcke. Fr. L. Jahn deutsches volksthum (1817) 292 unter den beispielen neu aufgebrachter wörter, bagage hatte im 17. jahrh. das gleichbedeutende plunder verdrängt, vgl. Frisch 1, 48ᶜ 'bagage, ist vom frantzösischen bagage so gewöhnlich worden, dasz man im krieg kein anders wort in diesem verstand gebraucht oder versteht, weil das vor alters gewöhnliche wort plunder verächtlich worden ist, so viel als geräthe der soldaten, sarcinae, impedimenta'; gepäcke, alle bedürfnisse zur nothdurft und bequemlichkeit, so der soldat auf eine oder die andere art mit zu felde nimmt. Jacobsson 2, 60ᵃ; ein paar grenadiere, die vor der behausung des abmarschirten generals zurückgelassen werden, bis sein ganzes gepäcke abgeführet worden. Lessing 10, 79; öffnet das gepäcke (des gefangen genommenen Weislingen). Göthe 8, 24; des gepäckes und geschleppes war kein ende (nach ankunft der reisenden, der gäste). 17, 228 (wahlv. 2, 4); übertragen: noch kann es (das institut, die geplante universität) einen anderen (grundsatz der vermögensverwaltung) haben, ohne durch überflüssiges geschlepp und gepäck sich selbst zur last zu werden. Fichte 8, 173; so war es Albano (als er auf der schönen insel Ischia landete) als sei ihm das lästige gepäcke des lebens in die wellen entfallen. J. Paul Titan 4, 133; von der theaterausrüstung einer tragödin:
so ruht das tragische gepäcke,
die flittergoldnen fischbeinröcke,
die diadems von glas und stein ...
in einem koffer allzumal
verschlossen.
Gotter 1, 110.
während der volksmund noch gepäcke kennt, gebraucht die schriftsprache heute nur die kürzere form gepäck: dreihundert thaler in golde, eine charte von Deutschland und zwei Horaze in taschenformat war unser ganzes gepäck. unsre koffer mit einigen kleidern und der benöthigten wäsche schickten wir .. voraus. Moritz A. Reiser 5, 115; auf dem marsche führt der trosz eine besondere fahne .. der weibel (vorher hurenweibel) selbst an der spitze .. hinter ihm der verdorbene haufe mit gepäck und karren. Freytag werke 20, 53 (bilder 3. bd.); dem feindlichen heere ins gepäck fallen, es an seiner empfindlichsten stelle hinterrücks angreifen, bildlich:
Isolani. recht, alter vater! fall ihm ins gepäck!
schlag die quartier ihm auf! es ist nicht richtig.
Schiller XII, 174 (Piccol. 4, 6);
man unterscheidet das kleine oder das leichte (das persönliche) gepäck im tornister des soldeten und das grosze oder das schwere gepäck im trosz. Rüstow militär. handwb. 324; dem entsprechend beim reisenden das handgepäck, das er mit eigner hand tragen kann und immer zur hand hat, und das schwere umfangreiche gepäck, welches theils als freigepäck, theils gegen bezahlung im gepäckwagen befördert wird; in scherzhafter verwendung, berlinisch mit gepäck ausgehen, in begleitung der frau.
3)
wie pack und bagage (packasche) in folge des übel beleumdeten heertrosses die verächtliche bedeutung 'gesindel' erhielten, so auch gepack: darum jhr bettler und gartenbrüder und was mehr eures gepacks ist, tretet heran und sperret augen und ohren auf. Pape bettel- u. garteteufel Z 3ᵇ; lügnerisches gepack! hab ich euch nicht lange genug gefuchsschwänzt? Klinger 3, 71; o das gepack! Grabbe Napoleon 1, 4; Varus. und diese heroen mit knochen aus erz und haaren von silber musz ich gegen das nordische gepack und sein abscheuliches clima verwenden? Hermannsschlacht eingang, 6. auftr.; gepaͦck, schmähwort für eine ausgelassene frauensperson. Hügel Wiener dialekt 66ᵃ; plur. gepacker (wienerisch): aber wo werdet ihr hinfallen, ihr unseligen gepacker? in den schoos des teufels. Scheible kloster 1, 123; rhein. das demin. gepäckel, kleines pack: was mancherlei gewimmel und getümmel, geheckel und gepäckel! wie sie (literaten) sich an einander halten, aus interesse und aus lobsucht einer dem andern den steisz beleuchten! Fr. Müller 2, 19; vgl. luxemburg. gepækels, m. der mischmasch, le tripotage Gangler 174, preusz. hack und pack, hackepack, das durcheinandergemengte, sowol die wertlose habe des armen, als das gesindel Frischbier 1, 263 und geheckel sp. 2335.
4)
zusammensetzungen zu 2 sind besonders reich entwickelt durch das post- und eisenbahnwesen, z. b.
gepäckabgabe, gepäckannahme, gepäckaufgabe f.,
stelle im bahnhof, wo das gepäck zur beförderung abgegeben wird.
gepäckausgabe f.
stelle, wo nach ankunft des zuges das gepäck ausgeliefert wird.
gepäckbehälter m.,
auf dem verdeck der postkutschen. Eger technolog. wb. 2, 329. —
gepäckbret n.
bret am obertheil der personenwagen zur aufnahme des handgepäcks.
gepäckfracht f.
frachtgeld für beförderung des gepäcks.
gepäckhalle f.
was gepäckannahme und -ausgabe, auf groszen bahnhöfen.
gepäckkarren m.
karren, auf dem das gepäck der reisenden von der gepäckhalle zum eisenbahnzug geschafft wird und umgekehrt; karren zur beförderung des gepäcks der soldaten.
gepäckmarke f.
marke aus metallblech oder pappe, die man beim einstweiligen einstellen von gepäckstücken im bahnhof erhält; auch was gepäckschein. —
gepäcknetz n.
netzartige vorrichtung an der decke der personenwagen zur unterbringung des handgepäcks.
gepäckraum m.
räumlichkeit im bahnhof und im postgebäude zur aufnahme des gepäcks.
gepäckschaffner
m. eisenbahnschaffner, der die aufsicht über den gepäckwagen hat.
gepäckschalter m.
was gepäckannahme und -ausgabe. —
gepäckschein m.
zettel, schein, auf dem die empfangnahme des gepäcks seitens der post- oder bahnverwaltung bestätigt wird.
gepäckstube f.
was gepäckraum. —
gepäckstück n.:
sollen die mit einem zuge zu befördernden zahlreichen gepäckstücke ohne jegliche überstürzung auf karren geladen, verglichen, abgefahren und in den packwagen eingeladen werden. zeitung des vereins deutscher eisenbahnverwaltungen 1889, s. 411. —
gepäckträger m.
gepäckverkehr m.
die beförderung des post- und reisegepäcks.
gepäckwage f.
zeigerwage zur gewichtsbestimmung des reisegepäcks.
gepäckwagen m.,
amtlich gepäckbeiwagen, der güterwagen, welcher im personenzuge zur beförderung des gepäcks der reisenden dient und sich gewöhnlich unmittelbar hinter locomotive und tender befindet; österr. gepäckswagen: der tender und gepäckswagen blieben entgleist auf der bahn. österr. zeitung 1856 nr. 247; der letzte gepäckswagen war abgekoppelt. neue freie presse 25. mai 1889; fuhrwerk, auf dem das gepäck der soldaten weitergeschafft wird, früher bagagewagen. —
gepäckzettel m.
was gepäckschein.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1891), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 3525, Z. 48.

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Zitationshilfe
„gepackfracht“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gep%C3%A4ckfracht>.

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