Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

gesänge, n.

gesänge, n.,
coll. zu sang, vieler, wiederholter gesang, mhd. gesenge, mnd. gesenge (1381) und gesengete Schiller-Lübben 2, 79ᵇ.
1)
von menschen.
a)
geistlicher, kirchlicher gesang: das gesenge in den sontags messen und vesper las man bleiben, denn sie sind fast (sehr) gut und aus der schrifft gezogen. Luther 2, 258ᵇ; alle seligkeit, die man mit keinem gesenge noch geprenge erlangen kan. 5, 174ᵃ;
des prechtig bischöflichen geprengs
seinr cerimoni und gesengs
darff nit die glaubig christlich herd.
B. Waldis päpst. reich K 2ᵃ;
dieses gesänge, was nach der predigt, vor dem h. abendmahl, von dem chor und der gemeine gesungen wird, das lied: Esaja dem propheten das geschah. Scriver seelensch. 2, 446; wie sein führer sagt, es wäre das gesäng der heiligen und seligen im himmel, erwachet. 1, 16; meine, ich höre tenebre singen, wie man hir in der carwoch singt, welches dasz widerlichste gesänge von der weldt ist. Elis. Charl. 2, 705.
b)
weltlicher gesang, z. b. schlachtgesang: nach dem dasselbig geseng (baritus) ein frölichen oder ein traurigen und dunckeln schall geben hat, also seind sie selber auch keck und getrost, oder aber hergegen verzagt und forchtsam. Micyllus Tacitus 438ᵇ; fröhlicher gesang: als er nahe zum hause kam, höret er das gesenge und den reigen. Luc. 15, 25; des gesengs wolten die herren vor lachen zerbrochen sein (wollten bersten vor lachen). Zimm. chron. 4, 43, 26; wüster gesang: wie ich (in Esthland) unterwegens in der erndtezeit die schnitter im felde antraf, hörte ich allenthalben ein wüstes gesänge, welches diese leute bei ihrer arbeit trieben, und vernahm von einem prediger, dasz es noch alte heidnische lieder ohne reimen wären. Herder volksl. 2, 83.
2)
vogelgesang:
mit der vogellîn gesenge.
Reinbot v. Turn h. Georg 3055 (v. d. Hagen d. ged. d. mittelalters I);
gott mein schepffer, der das gesenge macht in der nacht. Hiob 35, 10 mit der glosse der vogel gesenge.
3)
glockengeläute:
und wann man wird dein leichgepräng
halten mit schönen glocken-gesäng.
Venusgärtlein 101 (73, 44 neudr.).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1892), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 3803, Z. 62.

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Zitationshilfe
„gesange“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/ges%C3%A4nge>.

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