Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)
geschäftig, adj. und adv.
geschäftig, adj. und adv.
eine erweiterung des zu schaffen gehörigen mhd. gescheffic geschäffec (neben bescheffec), im ältern nhd. gescheftig, expetitius 218ᵃ, geschifftig, negociosus 378ᵃ, geschafftig voc. inc. teut. i 2ᵇ. vgl. das einfache schäftig ( 2, 10, 52) und geschäffnig.
1)
der viel zu schaffen, grosze neigung zum schaffen hat, emsig thätig.
a)
geschefftiger, officiosus, operosus voc. 1482 m 2ᵃ: di ediln unde di vornemstin des konigriches .. waren ir (königin) gram umbe des willen daʒ si alse gescheftig was. h. Ludwig 15, 4, var. gescheffig (vorher bi wiplicher zucht hatte si gar ein menlichen freidigin mut, daʒ si uʒ richte unde regirte alle geschefte des konigriches); ein geradir man, gescheftig weise unde wolredende. dür. chron. c. 329, var. gescheffig Germ. 9, 176; der teuffel ist immer geschäfftig. 363ᵃ;
dasz der geschäftige tod an der thür meines kämmerleins poche. 1, 66; darumb spricht Christus zuͦ der geschäfftigen Martha. weltbuch 123ᵃ, eine geschäfftige Martha. 750 nach Luc. 10, 40 fg.;
das kleine männchen spazierte stolz und geschäftig wie ein bergmännchen in der höhle herum. 5, 361; er ist geschäftig, aber unterzieht sich ungern den geschäften, weil er es nicht anhaltend ist. 10, 321;
in verbindung mit präpositionen: ihr seid geschäfftig gewesen im addiren und multipliciren. 748; dasz sye mit pflegung Isidi zuͦ dienen fast geschefftig was. Josephus (1531) 327ᵃ; bisher war ich noch mit den kleidern meiner fürstin geschäfftig gewesen. Assenat (1679) 31; ich war einsmals geschäfftig auf den pulvermühlen. Simpl. 2, 102, 9 Kurz;
seine unterhändler waren an allen protestantischen höfen Deutschlands geschäftig. VIII, 55;
von thieren:
von abstractionen:
ein geschäfftig leben, das allwäg in arbeit und nit in trachtung stadt. 171ᵈ; junger held, durch so seltene gaben und tugenden zu den edelsten auftritten des geschäftigen lebens bestimmt. 2, 149; fern vom hofe und vom geräusche des geschäftigen lebens. 7, 272;
meine einbildungskraft, welche bisher nur zu meinem vergnügen geschäftig gewesen war. 2, 61; eine stets geschäftige einbildungskraft. 24, 221; geschäftige thorheit ist der charakter unserer gattung. 1, 284; das dienstfertige männchen, das mir in einer so geschäftigen zerstreuung begegnete, dasz er mich nicht einmahl bemerkte. 3, 23; die geschäftige mitleidenheit der zu beiden seiten sitzenden kinder. 173; er war so begierig zu wissen, dasz er mit geschäftiger geschwindigkeit der fragen meine antwort verhinderte. 8, 47;
gieng ein gerücht umher von meinem dasein,
so hat geschäftig es ein gott verbreitet.
XV, 2, 443;
der du die weite welt umschweiffst,
geschäfftger geist, wie nah fühl' ich mich dir.
Faust 158 Schmidt (511 Weim., vgl. 8370);
denn ein geschäftiges weib thut keine schritte vergebens.
40, 265;
so schritt sie geschäftig zum brunnen.
305;
du siehst geschäftig bei dem linnen
die alte dort in weiszem haar.
3, 62;
geschäftig, wann allein, und müszig zum verhöre.
ged. 143.
der bei
dem löschen so geschäftig sich erwiesen.
2, 263;
wir wollen sie ersuchen,
geschäftiger zu sein um ihre gäste.
XIII, 82 (Macb. 3, 8);
gewisz bespricht sie sich mit gott, wenn sie
für Frankreichs wohlfahrt nicht geschäftig ist.
259 (jungfr. v. Orl. 3, 3).
der stigelitz
war gar gescheftig mit seiner witz.
volksl. 39;
(der vogel) nascht mit geschäftigem pick unter den früchten umher.
1, 386;
um mich summt die geschäftige bien'.
spazierg. 16);
XI, 83 (die geschäftig frühe fliege.
2, 101;
der schmetterling eile geschäftig.
1, 328;
ein geschäftiges volk südlicher flöhe.
281.
von ferne mit verworrnem sausen
arbeitet der geschäftge tag.
XI, 262;
von jedem ideal, womit die fantasie
geschäftig war in träumen uns zu laben.
9, 172;
der reiz, den Hebe gebahr, schwebt ...
bei dir geschäfftig umher.
Sauer;
14 am himmel ist geschäftige bewegung.
Wallenst. tod 5, 3).
XII, 373 (b)
mit geschäften beladen 190ᵃ: gschäfftig, mit arbeit und gschäfften vast beladen. 195ᵃ; was ieder so geschäfftig im husz, das man uns kleinen buͦben nütz wolt gen (geben). 18 Boos; dasz viel leut nach der predigt mir in meinem hause gefolget und ich deszwegen sehr geschäfftig sei. 646.
c)
wichtig thuend:
den geschäftigen machen, thun als ob man viele geschäfte habe Campe; mancher ist geschäfftig mit worten und faul mit der hand. flor. 1, 947, 40.
das rhor vernam des baumes pracht (lärm),
wie er sich rhümpt und gschefftig macht.
Kurz;
1, 82, 14 d)
emsig in unwichtigen, nichtigen dingen: der geschäftige müsziggänger, lustspiel von 1743; ein volk, das dieses (theater) nicht zu den gegenständen zählet, um die sich nur geschäftige müsziggänger bekümmern. 7, 82; die geschäftigen müsziggänger (schriftsteller), die für geschäftige müsziggänger arbeiten. 33, 64, darnach gebildet geschäftiger müsziggang, z. b. schreiben ist geschäftiger müsziggang 8, 32, geschäftige unthätigkeit in Wackernagels leseb. 4, 1218, 24.
2)
geschäftig, der immer befehlen will, imperiosus 2, 158ᵃ, befehlerisch, anmaszend Schm.² 2, 380. 587, vorwitzig 1, 287. vgl. meistergeschäftig.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1892), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 3822, Z. 23.
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- güstkindelbeer, adj.
- güstknecht, adj.
- güstkohl, adj.
- güstkuh, adj.
- güstland, adj.
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- güstling2, m.
- güstpflaster, adj.
- güstpflügen, adj.
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- güstware, adj.
- güstweide, adj.
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- güszwasser, n.
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- gütchen2, n.
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- güterbesitzer, m.
- güterbesitzung, f.
- güterbestattung, f.
- güterbestäter, m.
- güterfülle, f.
- gütergefahr, f.
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- güterrechtlich, adj.
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- güterschifffahrt, f.
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- güterschlächterei, f.
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- güterverwaltung, f.
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- güterzins, m.
- güterzug, m.
- gütesorte, f.
- güteverhältnis, f.
- güteversuch, m.
- gütevoll, adj.
- gütig, adj., adv.
- gütigen, vb.
- gütigkeit, f.
- gütiglich, adv., auch als adj. gebraucht
- gütlein1
- gütlein2, n.
- gütler, m.
- gütlich, adj., adv.
- gütliche, f.
- gütlichheit, f.
- gütlichkeit, f.
- gütsch, m.
- gütterlein, n.
- gütvogel, m.
- gützbetterin, f.
- gütze1, f.
- gütze2, f.
- gützeln, vb.
- gützen, vb.
- gützer, m., nomen agentis
Zitationshilfe
„geschaftig“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gesch%C3%A4ftig>.
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