Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

geschänden, verb.

geschänden, verb.
wie das einfache schänden.
1)
beschädigen: labefacio, ich zerstöre, schweche, geschende Dasyp. O 2ᵇ; corrumpere, zerstören, geschenden Cholinus-Frisius 226ᵃ; noch schweiz. geschänden, beschädigen, verletzen, z. b. einen baum, ein glied Stalder 2, 308, mutwillig verderben, vergeuden Hunziker 114. Seiler 149ᵇ: des herrn oberamtmanns rehe geschändeten mir meinen lewat (raps). J. Gotthelf 7, 253; appenz. er ist gschendt, er hat ein leiden, einen schaden, besonders leibesschaden (hernia) Tobler 241ᵃ; geschändet nannten die alten heraldiker einen an schwanz und ohren gestümmelten hund. Querfurth 47.
2)
mit dem mal der schande bezeichnen, brandmarken: geschenden, stigmata imprimere vel inurere Dasyp. Ee 3ᵇ.
3)
in öffentliche schande bringen: einen offentlich geschenden, als wenn man einen ins halszeisen oder an prangen stelt oder in stock legt, catamidiare Maaler 172ᵃ. 195ᵇ; ein kind, dem man seinen willen laszt, das geschent sein muter. Keisersberg narrensch. 31ᵇ; darauff sie mich gebeten, jhres vaters zu verschonen und sie nicht also zu geschenden. Thurneisser nothgedr. ausschreiben (1584) 3, 88; part. geschendt, eerlosz, infamis Maaler 172ᵃ; labem aspergere, geschenden, ein schletterlen anhencken. Dasyp. O 2ᵇ.
4)
durch worte schänden, schmähen: geschenden, foedare aliquem appellatione Cholinus-Frisius 379ᵇ; geschenden, einen schmächlich anreden Maaler 172ᵃ; einsi guͦt lob geschänden, eim übel zuͦ reden. 171ᵈ; sy (die thoren und geizigen) geschenden in (den hülfeflehenden armen). buch d. beispiele 94, 16; geschendet, verleümbdet Dasyp. Ee 3ᵇ; basl. gschände, schelten, tadeln Seiler 149ᵇ.
5)
durch beischlaf entehren: die frauwen geschänden, constuprare Maaler 171ᵈ, eine tochter gschenden, virginem vitiare 195ᵇ.
6)
tirol. gschända, stehlen Vonbun sagen (1889) 276. vergl. geschänd 2 und geschändig 4.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1892), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 3834, Z. 26.

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Zitationshilfe
„geschanden“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gesch%C3%A4nden>.

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