Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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geschopft, adj.

geschopft, adj.
mit einem schopf versehen: geschopfte, geschöpfte sterne, cometae Dief. 134ᶜ (15. jahrh.), ebenso schon Megenberg 75, 2. 304, 13.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1893), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 3957, Z. 31.

geschöpft, f.

geschöpft, f.
creatura, vereinzelt noch geschöpfde Luther, geschepft Dief. 155ᶜ, geschäpft Beheim W. 88, 28, ahd. gescepheda, mhd. geschephede, geschöpfede, geschopfet (Wolfr. Willeh. 211, 30 var.), zu schepfen, schaffen, s. geschöpf und geschäft.
1)
die göttliche ordnung: es sind ginaffen, fürwitzig mönschen, faul am gots-dienst, darumb kerend sie sich ausz auff weltliche ding und schnöicken (schnippen) auff die geschöpffd durch fürwitz. Keisersb. hell. löw 87ᵇ; menschliche ordnung, einrichtung: dasz da geschriben stand Petri die erst epistel das ander capitel (2, 13): ir seind alle ain künigliche priesterschaft, seind underthänig aller menschlichen geschöpft umb gots willen. Schade sat. 2, 143, 13, seid underthan aller menschlicher ordnung. Luther.
2)
die schöpfung, erschaffung der welt: im buͦch der geschöpft, im ersten buch Mosis. Gengenbach pract. 24. Keisersberg granatapfel J 2ᵃ; in druck geben, was du über das buͦch der geschöpfde geschryben hast. Luther vorrede zu Melanchth. annot. Röm. 1, ebenso in einer handschr. von 1470 Germ. 18, 377.
3)
erschaffung, angeborene eigenschaft, natürliche beschaffenheit: die seel ist von geschöpfft clar und schön. Keisersberg v. d. anheb. mensch. C 3; erschaffene art, gattung: der mensch gehört der menschlichen und nit der thierlichen geschöpft an. pred. 62ᵃ; gestalt: sô daʒ kint enpfangen wirt in der muoter lîbe, dâ hât eʒ bilde unde varwe unde geschöpfede. meister Eckart in Pfeiffers myst. 2, 260, 40.
4)
das erschaffene wesen, geschöpf:
war wilt denn flühen, arme gschöpfft,
so dich die zukunfft gotts erklöpfft?
Gengenbach concil. 706;
betracht den menschen, dasz er ist ein vernünfftige gottes geschöpfft. Keisersberg bilg. 68ᶜ; got hat uns alle geschöpfte geben nit allain als geschöpft ding, sonder auch als zaichen. siben hauptsünd e e 6ᵃ; ze schawen solich selzem gotes geschöpft, der sie in nicht gnuog mochten gesehen. volksb. v. herzog Ernst 302, 7 Bartsch; creaturen oder geschöpffte gottes. Heyden Plinius vorr. 4ᵃ; der plural bisweilen geschöpften: gott het alle sin creaturen und sine geschöpfften überschütet mit siner wyszheit. Keisersberg bilg. 125ᶜ; all chör der engel und aller geschöpfften. Marie himelfart 5ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1893), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 3957, Z. 34.

schopfen, verb.

schopfen, verb.,
ableitung vom ersten schopf.
1)
einen schopf bekommen Campe. so sagt man besonders vom hopfen: er schopft oder meist schöpft, er bekommt schöpfe (s. daselbst 6, b) oder köpfe, er blüht. öcon. lex.² 2640. Jacobsson 4, 36ᵃ. Adelung (schöpfen I, 3). Krünitz 147, 725: umb Jacobi pfleget die hopffen zu blühen, das heist man geschöpfft, und gewinnt kleine knöpflein, .. darnach siehet man beyläufftig, ob dasselbe jahr viel hopffen werden wird, wann er reichlich und wol schöpffet oder blühet. es schadet dem hopffen nichts so sehr, als der meelthau .. sonderlich wann er fällt, wann er schöpffen und blühen soll. Coler hausb. (1680) 2, 240ᵇ (6, 78). vgl. auch Frisch 2, 220ᵃ.
2)
mit einem schopf versehen Adelung. Krünitz 147, 724. so besonders im part. geschopft, s. das. (th. 2, 3957) und Schm. 2, 440. von menschen, gschopfet, einen schopf habend, e gschopfete, frisierte stadtdame. ebenda; von falken (s. schopf 6, a):
ach gott, wie wol geschopfet (ist der falke)!
minnefalkner 124.
vom cometen (s. schopf 6, e): der geschopfft stern haiʒet ze latein cometa. Megenberg 75, 3. — gehört hierher auch folgende stelle: der wein ist uns dest lieber, das er die köpff so wunderlich schöpfft und töpfft. Garg. 94ᵇ?
3)
einen beim schopf, bei den haaren fassen, ziehen Frommann 6, 409, 33. Schm. a. a o. vgl. schopfbeuteln.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1896), Bd. IX (1899), Sp. 1534, Z. 55.

schopfen, verb.

schopfen, verb.
stopfen, s. schoppen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1896), Bd. IX (1899), Sp. 1534, Z. 79.

schopfen, verb.

schopfen, verb.,
scheint in folgender stelle für schupfen, aber in intransitivem sinne (gleiten?), zu stehen: stemmer, die sich nie auff die finger haben geklopfft, kupfferstecher, bildhawer, die nie zu weit neben ausz sind geschopfft. Fischart groszm. 53 (kloster 8, 586).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1896), Bd. IX (1899), Sp. 1535, Z. 1.

schöpfen, verb.

schöpfen, verb.
haurire, creare.
I.
formelles.
1)
schöpfen ist ein gemeingermanisches verb, das in allen zweigen des german. sprachstammes erhalten ist: goth. in gaskapjan schaffen, altn. skapa-skóp schaffen, daneben skepja-skapti schaffen, bestimmen, und skapa-skapađi gestalten, einrichten, bestimmen; norw. skapa-skapte, nur vereinzelt skjeppa Aasen 661ᵇ. 675ᵇ; dän. skabe, schwed. skapa (schwach), schaffen, daneben skaffa als lehnwort; ags. scieppan, sceppan, scippansc(e)óp-sceapen, scepen schaffen, bestimmen Bosworth-Toller 835ᵇ, mittelenglisch shapen - shoop - shapen, woraus neuenglisch schwaches shape, vgl. Skeat 545ᵃ; altfries. skeppa, scheppaskop, schop - eskepen, schepen Richthofen 1026ᵇ; daraus in neuern mundarten westfries. scheppjen, nordfries. skeeban, saterl. scepa ten Doornkaat Koolman 3, 112ᵃ; alts. skeppian-skuop schöpfen, schaffen; mnd. scheppen, schippen — prät. sc(h)op, selten schup und plur. scepen — part. (ge)scapen, schapen, ganz vereinzelt geschapet Schiller-Lübben 4, 48. 75ᵇ. 108ᵇ, welche drei stellen zusammenzunehmen und als éin wort mit einheitlichem paradigma anzusehen sind; mnl. sceppen — prät. meist sciep-ghescepen, ghescapen, daraus nnl. scheppen; die hochd. formen s. unten.
2)
es ist die frage, ob die beiden bedeutungen 'creare' und 'haurire', die wir jetzt als schaffen und schöpfen unterscheiden, ursprünglich zwei getrennte wörter oder nur verschiedene weiterentwicklungen derselben grundbedeutung vorstellen. diese frage ist um so schwerer zu entscheiden, als uns sicher urverwandte wörter in andern indogerm. sprachen nicht bekannt sind und daher diese beste handhabe zur bestimmung des ursprünglichen sinnes fehlt. die vergleichung mit griech. σκάπτω, lat. scabo, dem deutsches schaben genau entspricht (vgl. z. b. Germ. 16, 28 f.), macht sowol hinsichtlich der lautform wie der bedeutung schwierigkeiten und musz mindestens als unsicher bezeichnet werden. von vorn herein wird man eher geneigt sein, zwei besondere wörter anzunehmen, denn eine herleitung der einen hauptbedeutung aus der andern oder beider aus einer dritten läszt sich nur sehr schwer vorstellig machen. meist nimmt man 'creare' als grundbedeutung und erklärt daraus 'haurire' als 'herbeischaffen des notwendigsten, des wassers', s. Germ. a. a. o., Franck 842 f. geht dagegen von 'haurire' aus, vgl. auch Weigand 2, 539 und 631, und Kluge 335ᵇ. im übrigen ist folgendes zu beachten:
a)
die bedeutung 'haurire' ist auf das deutsche sprachgebiet (mit einschlusz des nl.) beschränkt.
b)
ein durchgreifender formeller unterschied zwischen beiden bedeutungen existiert nicht. auch bei 'creare' ist in den älteren dialekten die jan-bildung im präsens durchaus überwiegend, wenn nicht alleinherrschend. allerdings begegnet daneben theilweise schon früh (altn. und ahd.) eine regelmäszige starke bildung, die in dem sinne 'haurire' nicht vorkommt, sodasz man vielleicht schon urgermanisch neben dem gewöhnlichen skapjan ein selteneres *skapan anerkennen musz; dasz dieses in den späteren sprachstadien meist herrschend geworden ist, verdankt es wol der vermischung mit dem überall daneben liegenden schwachen *skapôn. andrerseits bildet auch *skapjan, haurire, im prät. ahd. durchweg, mhd. noch überwiegend starke formen. über das nd. vgl. unten (II, A). — man wird also vielleicht zwei ursprünglich verschiedene wörter annehmen, die indes der lautform nach identisch oder doch schon in urgermanischer zeit zusammengefallen waren. möglich ist immerhin, dasz schöpfen, haurire, nur ein denominativ zu schaff ist, wenn man diesem die grundbedeutung 'schöpfgefäsz' zuerkennt, wie der ablaut zu schiff nahe legt und auch th. 8, 2013 vermutet ist. man müszte dann annehmen, dasz die schwache flexion die ursprüngliche und im nd.-nl. erhalten, nur im ahd. durch vermischung mit schaffen aufgegeben wäre. diese ableitung schon bei Wachter 1457.
3)
im ahd. wäre folgende flexion als die regelmäszige zu erwarten: präs. scephu - sceffis - sceffit - scephemês - scephet-scephent, prät. scuof-scuofum, part. giscaffan. nun sind zunächst ausgleichungen im präsens eingetreten, indem man einerseits nach scephu, scephen u. s. w. auch scephis, scephit, andrerseits nach sceffis, sceffit einen inf. sceffen u. s. w. bildete. daneben stehen dann formen ohne j im präsens, ih scaffe und im opt. scaffe, scaffen, impers. scaffe, s. Graff 6, 443, welche entweder eine alte nebenform *skapan fortsetzen oder als neubildungen nach analogie der andern verben dieser ablautreihe anzusehen sind. formen mit ph und p sind eher als umlautslose j-bildungen aufzufassen, so der inf. scaphen und cascapan, kiscapan, und die 3. sing. scaphit, im sinne von 'creat' und 'haurit', vgl. Graff 6, 442—5. 447—9. vereinzelt begegnen auch schon ahd. schwache präteritalformen, doch nur in der bedeutung 'creare':
thaʒ sie iʒ (das kind) ouh giquattîn   joh imo namon scaftîn.
Otfrid 1, 9, 8 (vgl. unter II, A, 1).
auch im part.: fone demo alle gaskefte (condita) sint Graff 6, 448; die ebenda angezogenen stellen aus Williram (praesidia habon gescaffet ad tui tutelam. 43, 12; diu uuole gescaffeta, ordinata, zeltscara. 106, 17 u. a.) sind dagegen zu dem schwachen verbum scaffôn zu stellen, wie das daneben stehende gescaffot (58, 21) zeigt. die zusammengehörigkeit von scephen und scuof zeigt am deutlichsten Tat.: quam thô uuîb fon Samariu sceffen uuaʒʒar. 87, 2; daneben: thie ambahtâ uuestun iʒ, thie thâr scuofun thaʒ uuaʒar. 45, 7.
4)
mhd. hat die scheidung von schaffen und schöpfen dem heutigen sprachgebrauche gemäsz weitere fortschritte gemacht. für 'creare' hat sich schaffen festgesetzt, das nun als besonderes wort zählt, s. daselbst theil 8, 2016 ff. im sinne von 'haurire' dagegen herrscht schephen, schöphen, doch überwiegen im prät. noch die starken formen, während daneben schon schepfete, schepfte, schapfte erscheinen, s. Lexer handwb. 2, 630 f. 705 f. indessen hat sich schepfen, schöpfen, creare, im nhd. noch bis tief ins 17., ja vereinzelt bis ins 19. jh. erhalten, s. unter II, A. vielleicht haben hierbei die niemals schwankend gewordenen ableitungen schöpfer und schöpfung erhaltend eingewirkt. die starken formen des prät. halten sich bis ins 15. jahrh.; belege aus der jüngsten zeit: dô sach er einen menschen wasser schöpfen in eime sode .. bî deme der daʒ wasser schuof wart ime bezeichent der mensche, der sîn almuosen gît. Germ. 3, 412, 12 (predigtmärl. des 15. jahrh.);
da schuͦf di reine vrouwe cluͦc
ein wazser mit ir selbes hant.
Elisabeth 7304.
daneben steht seit dem 13. jh. die schwache bildung: er (Jesus) sprach: schephent ûʒ, und bringent hin dem fürstin. und dô die diener nu geschuͦfen des waʒʒers dc dâ ze wîne waʒ worden, und dc der fürste fersuͦhte, dô enwisse er niht dc eʒ deʒ waʒʒerʒ waʒ, dc dâ ze wîne waʒ worden, aber die diener, die dc waʒʒer dâ hêton geschephet, die wiʒʒon eʒ wol. Grieshaber pred. 2, 16; (er) schepft seinem ross wasser und liess es gleich gnug drinken. Zimm. chr.² 2, 295, 19 Barack;
ze dem brunnen er hin kras
und schepfte sîn hant vol.
auch mit rückumlaut: das man der dochter ein andern namen schapfte und sie die grefin von Lützelstain nampte. Zimm. chron.² 2, 335, 18 Barack.
5)
sonst sind folgende abweichungen zu bemerken:
a)
der vocal der stammsilbe ist im mhd. und ältern nhd. im allgemeinen e, so noch im 16. jahrh. bei Keisersberg, Luther, Kirchhof, Aventin, s. die belege, ferner z. b.:
(ich) wiel (spricht der her) ynn aus striks schlingen helfen
zu schepfen luͦft.
Melissus ps. E 1ᵃ.
dafür wird zuweilen auch ä geschrieben, so Zimmerische chron.² 3, 85 (s. unten II, A, 3, b); ich schäpfe, creo Steinbach 1, 386 (dagegen ich schöpfe, haurio 492); das, so lange du deine klagen erstrekkest, ich, zu gleicher weise, mein leid, und geschäpfte traurigkeit erlängern werde. Butschky hd. kanzl. s. 887.
b)
über das heute herrschende ö vgl. Grimm gr. 1³, 155. 220. Wilmanns d. gr. 1, § 230. es findet sich zuerst in Süddeutschland seit dem 13. jahrh. vereinzelt: haurire schopfen, schoppen (vocab. bonus 1260); schoͤpfen (voc. von 1469) Dief. gl. 278ᶜ; creare .. schopphen (anfang des 15. jahrh.) 155ᶜ; das antlút .. entzieret wart und entschoͤphet. s. Germ. 18, 69 (14. jahrh.); wenn eʒ trinken wil, sô schöpfet eʒ daʒ waʒʒer mit der zungen. Megenberg 14, 18 (ebenso 212, 12, dagegen schepfen 472, 22. 485, 17); dô sach er einen menschen wasser schöpfen in eime sode. Germ. 3, 412, 3 (predigtmärl. des 15. jahrh.);
wie ist daʒ schœn antlüte dîn
entschöpfet von dien streichen.
ferner schöpfen bei Heinrich v. Neustadt, beschöpfen in einer urkunde von 1297 s. Lexer handwb. 2, 681. belege aus Eckhart und Clara Hätzlerin s. unten (II, A, 1). — sogar die schreibung schüpfen findet sich, s. II, A, 1, d, wenn diese formen wirklich hierher gehören.
c)
neben pf bieten ältere mitteld. quellen noch pp: plasmare .. scoppen Dief. gl. 440ᶜ (voc. von 1472); zem fiumften mâl sol diu biht blôʒ sin, dc ist, dc du ier kain mantelli schepest. Grieshaber pred. 2, 71; der in siner ersten zuͦkuͦft an uns hat wider gemachet daʒ bilde unsers herren daʒ an uns vorkeret was, und an siner andern zukuͦft scheppen wil den lichnam unser iamercheit nach siner clarheit. Leyser pred. 30, 16 (dagegen shephet 16, 7, schepphint 133, 33); item dairnae des sondages nae sacramentz dach wart ein dach geschept ... die sache zo slichten. d. städtechron. 14, 840, 5 (Koelhoff cronica von Coellen 1499), ebenso Alsfeld. passionssp. 1309, 1327, s. unten II, B, 1, b. Spittendorf 490 (II, B, 5, b). noch Stieler 1910 führt 'schöpfen, geschöpfet, et schöppen, geschöppet' neben einander an. ebenso Steinbach 2, 493: 'geschöppet (idem ac geschöpfet) präs. ich schöppe, haurio' (für die volkssprache).
d)
die im ahd. üblichen formen mit ff stehen noch bei Williram: diu puzza, da ûʒ man daʒ waʒʒer mit arbêiten skeffet. 71, 6; ferner im mhd. als scheffen: haurire .. scheffen Dief. gl. 273ᶜ (voc. von 1487); plasmare .. schoͤffen (voc. von 1469), scheffen (1440), schaeffen (gemma gemmarum von 1507) 440ᶜ;
reineʒ herze scefe du trehten in mir.
Diemer d. ged. 334, 10;
und was ir minneclîcher lîp
ûf alle mâʒe als ein wîp
gescheffet und gestellet.
Reinfr. von Braunschweig 22537.
ganz vereinzelt findet sich schöffen im nhd., s. II, A, 4, a.
6)
in idiotiken ist schöpfen nicht häufig aufgeführt: bairisch schepfen Schm. 2, 439, thüringisch schepf, schäpf und schebe Hertel 41 und sprachsch. 220. in Aachen schöppe, scheppe Müller - Weitz 221. nd. scheppen, auch schippen brem. wb. 4, 637. scheppen, schöppen Dähnert 404ᵃ. scheppen ten Doornkaat Koolman 3, 112 f. Woeste 227ᵇ. diejenigen niederd. mundarten, die noch die bedeutung 'schaffen' kennen, haben zugleich mit dieser auch die starke flexion scheppen - schôpschapen bewahrt, während in dem sinne von 'haurire' die schwache bildung durchaus herrscht, s. brem. wb. a. a. o. ten Doornkaat Koolman a. a. o.
II.
bedeutung.
A.
grundbedeutung 'creare'. in den auszerdeutschen sprachen ist diese bedeutung die einzige, s. oben I, 1, woselbst die formen zusammengestellt sind. im alts. ist diese verwendung sehr häufig, doch zufällig nur im prät. giskôp, giskuop belegt, mnd. ist sie allein bezeugt, s. Schiller-Lübben 4, 48. 75ᵇ. 100ᵇ f. (über das formelle s. oben). im neuern nl. und nd. hat sich ein durchgreifender unterschied herausgebildet, indem scheppen 'creare' die alte starke flexion bewahrt, dagegen in dem sinne von 'haurire' schwache bildungen entwickelt hat (s. oben I, 6). leider läszt sich nicht feststellen, wie alt dieser unterschied ist. doch ist erstere verwendung im niederd. überhaupt im aussterben. ohne einschränkung nur brem. wb. 4, 637 aufgeführt (ik hebbe schapen lieber als scheppet); nach ten Doornkaat Koolman 3, 112ᵃ im ostfries. fast veraltet und hauptsächlich nur im part. (god hed alle dingen schapen) sowie in der ableitung schepsel erhalten. Dähnert 404ᵃ führt nur noch vramen scheppen, nutzen schaffen, aus urkunden an. im hochd. ist die differenzierung noch weiter gegangen, indem zu dem starken prät. schuof auch ein präsens ohne j: schaffen gebildet ist. da diese formen nun als ein selbstständiges wort erscheinen und bereits getrennt behandelt sind (s. th. 8, 2016 ff.), so bleiben hier nur die schwachen formen in gleicher verwendung zu behandeln.
1)
im eigentlichen sinne; so ahd. scephen, scefen, sceiffan, creare, formare, condere Graff 6, 447 f., dazu das part. scephant, sceffant, creator, conditor, auch sceffento. ebenda:
nu scephe er imo hiar brôt.
Otfrid 2, 4, 33.
mhd. sehr gebräuchlich, s. Lexer handwörterb. 2, 681: creare .. schefpho, schopphen, schepffen, nd. scheppen Dief. gl. 155ᵇ, vgl. nov. gl. 118ᵃ; formare .. schaffen in eigne gestalt .. scheeppen 243ᵃ; plasmare scheppen, hd. schopffen, schöpffen, schoepffen, scoppen, schaffen .. schöffen, scheffen, schaeffen 440ᶜ; schöpffen, schaffen nov. gl. 294ᵇ; ebenso im ältern nhd. noch sehr üblich: schöpffen, schaaffen, herfürbringen, creare, condere Maaler 360ᶜ; schöpfen, creare Schottel 1407; schöpfen, schepfen, creare, produrre da niente Kramer dict. 2, 641ᵇ.
a)
von gott: alle crêatiuren, die got ie geschuof oder noch schöpfen möhte. d. mystiker 2 (Eckhart), 141, 16; wan nieman mac die sêle geschöpfen wan got. 235, 36; unser herre .. der sol schepfin ober den berk zu Syon .. ein gewuͤlkene an dem tage und ein ruͦch und einen schimen des vuͦres, daz si flammende in der nacht. Schönbach pred. 1, 101, 19; (dasz wir) durch die creaturen kommen zuͦ erkantnusz desz höchsten guͦts der sy so schon und nützlich gemacht und geschöpfft hat. Keisersberg sieb. scheiden ee 6ᵃ; der mensch ist von gott geschöpfft nach seinem bild und gleichnüsz. seelenpar. 88ᵃ; alle ding schöpfft got untz an den menschen mit einem wort. bilger 28ᵈ; syt nun gott all sin wyszheit, kunst und macht an dich geleyt het, und dich über all creaturen geschöpfft und gemacht het. 29ᵇ; got hat den menschen geschöpft gstrack, ufrecht, das er von art solt uf gon zu got. evang. (1517) 137ᵇ; das hertz des menschen, das gott geschöpfft und hochgeadlet hat. postille 3, 79ᵇ; das allein ein gott ist in dreyen personen, der alle ding geschöpfft hat. christenl. künigin ee 2ᵇ; denn gott und sein schepffen ist unsichtbar. Luther 3, 477ᵃ; der gott, der usz nüt all creatturen geschöpft hat. Morgant 292, 3 Bachmann; schöpffen gehöret gott allein zu, keinem engel, keinem teuffel. Prätorius saturnalia 67;
willechlichen er (gott) do sprach:
einen menschen sul wir schephen.
anegenge 14, 23;
dô got in die helle spranch
ze dem allêrsten man,
den er schephen began.
hochzeit 1035;
got ist geschephde harte rîch,
er schephet alleʒ ungelîch.
Vridank 11, 24;
es ward nye creatur so vein
under allen creaturen geschöpft,
die Adam geleichen möcht.
Cl. Hätzlerin 2, 1, 17;
ähnlich: die Manichei .. meynent, das der bösz geist hab geschöpfft alle sichtige ding, und das gott hab allein geschöpfft die unsichtigen ding. Keisersberg post. 2, 14ᵇ; es liegt meinem geist, dem du die schöpfung einer neuen welt zumuthest, wie blei in den gliedern. ich mocht lieber nicht schöpfen. Bettina frühlingskranz 1, 120;
ob er (gott) eim gschöpff die macht könn geben,
dasz es jm gleich mög schöpffen eben.
Fischart dicht. 2, 351 Kurz (die gelehrten die verkehrten 743).
b)
daher auch der ausdruck die schöpfende art für 'natur':
(ein maler,) der die farben also brauch,
der die pentzel so wird zwingen,
dasz er kan zuwegen bringen,
wasz die schäpffend art erdacht;
und der Häring nach gemacht!
die schäpffend art hat dich mit schönem leib begabt.
120.
c)
geschöpft, erschaffen, im gegensatz zum unerschaffenen wesen gottes: got hat uns alle geschöpffte geben, nit allain als geschöpfft ding, sonder auch als zaichen. Keisersberg sieben scheiden ee 6ᵃ; ein geschepffter geist. irrig schaf 10; die geschöpfften ding. H. v. Rüte faszn. B 2.
d)
mit bezug auf die gestalt und beschaffenheit:
niht hoverehte noch ze krump
geschepfet was ir forme glast.
troj. krieg 19939;
ir füeʒe in rehter mâʒe
stuonden ir geschepfet wol.
20013;
und da er sie als wol geschüpfft und grosz von glidmasz erschaffen befand .. da sasz er von seinem pferdt ab. Aimon B 5ᵇ; mein aller liebste süne, jr seit von glidern wol erwachsen und geschüpfft. D 3ᵇ.
e)
vom gestalten des kindes im mutterleibe (?), reflexiv:
in siben tagen schöpfft es sich ...
in fünff tagen ist es gezilt,
das im wechszt menschlich pilt.
Cl. Hätzlerin 2, 75, 33.
so auch die zähne schöpfen sich, bei säuglingen.
f)
von menschlicher thätigkeit, herstellen, verfertigen, bilden, besonders im mhd.: nu merchet daʒ man sumelichiu vaʒ shephet mit dem âtem, als elliu gleʒeiniu vaʒ. Leyser pred. 16, 7;
wîʒ noh suarzmâle scuohe beduingent in die fuoʒʒe, ...
vone diu ne spulgent si dâ neweder schephen noh nâen.
himelriche 267;
ebenso mnd. (ge)schapene kleder u. a. s. Schiller-Lübben 4, 48. selten im nhd.: wie sehnte sich von dem augenblick an seele und körper nach pinsel und farben, um Ruysdaels zu schöpfen, die in dem augenblick gleich gewiszlich nicht übel gerathen seyn würden! Merck briefw. 1, 244.
2)
im mhd. auch häufig im sinne von 'gestalten, einrichten', so sîn leben, oder sich schepfen nâch etw., s. die belege im mhd. wb. und Lexer handwb., ferner: als uns der heilige geist danne inzundit, so wandeln sich an uns die zungen und schepphen sich nâch dem gotis geiste. Schönbach predigten 1, 318, 18; swer sîne wort dâ nâch schephet daʒ sie gehellent sînen werken. 321, 3. ferner eine schar schephen, ordnen, kampfbereit aufstellen u. a. m., vgl. noch:
des herren rede was sô vil
daʒ ich nemach noch ne wil
gescophen noh gefuͦgen.
Kraus ged. d. 12. jh. 4, 129.
vgl. auch: ze unde ore vrund scepen (besetzten) den meesten deel des rades. quelle bei Schiller - Lübben 4, 48ᵇ, und: das ich ehrlichen roedlichen leuthen, die ich dessen wuirdig sein erachten werde, ainem jeden nach seinem stanndt unnd weesen, zaichen wappen unnd clainoth mit schildt und helmb geben unnd verleihen, dieselben auch lehens unnd wappens genosz machen, schoepffen und erheben soll khan und mag. urkunde von 1600 bei Scherz-Oberlin 1432. im nhd. ist diese verwendung ausgestorben.
3)
zuweilen nähert sich schöpfen der bedeutung des intransitiven schaffen, 'bestimmen, anordnen' u. ähnl.
a)
einen wozu schöpfen, bestimmen, wählen, einsetzen: (Julius Cäsar) ward abermals zuͦ einem dictator und rathsherren geschöpfft. Franck chronica 74ᵃ; weil aber nicht alle sachen vor den jährlichen feststehenden versammlungen abgethan werden konnten, so schöpften sie einige weise männer aus ihrem mittel. Möser osnabr. gesch. 1, 39.
b)
einem ein legat, eine pension u. a. schöpfen, bestimmen, zuweisen, aussetzen: hernach hats graf Jerg durch ain haillose und liederliche haushaltung dahin kommen lassen, das in der orden pensionirt und im ain järlichs deputat hat geschöpft. Zimm. chr.² 3, 85, 3 Barack; damit aber die voegt nit vergebenss, wie man spricht, knecht sein muessend, sonder ein jeder umb sein arbeit soll belohnt werden, so sollen die weysslin voegt .. gewalt haben, einem vogt, nach gestaltsamen seiner muehe und arbeit ain zimblichen lohn zu schoepffen und zu ordnen. quelle bei Scherz-Oberlin 1433; deswegen er dorfvogt kainen lohn zu empfachen haben, sondern ime nur allain die gebirende zerung geschöpft werden solle. tirol. weisth. 2, 248, 18; davon .. volgents den anrueffer umb den geschöpften tax .. auch eingeanwort werden (solle). 3, 127, 20; wann aber ainer von wegen ires zuebrachten guets ain merere morgengab als fünf gulden geschöpft und verschriben. 4, 661, 2; dasz ich dem urheber unsrer glückseligkeit .. von den ersten eingehenden fünf millionen eine jährliche pension von 25000 .. gulden rheinisch .. schöpfe und auswerfe. Wieland 15, 388. so noch in der Schweiz (heraus) schöpfen, einem etwas an geld oder nahrungsmitteln bestimmen; man hat dem armen Peter zehn gl. geschöpft. Stalder 2, 348; si hend der Elsbett wöchetlig drei batza gschöpft, sprachen ihr eine wöchentliche unterstützung von 12 kr. zu. Tobler 397ᵇ.
c)
etwas auf einen schöpfen, abwälzen: der provincial und prior von Basel übten sich auch hart, dasz sie diese bauwfellige sach abtriben und allen unglimpff auff den bruder schepfften. Kirchhof wendunm. 1, 507 Österley (1, 2, 48).
4)
so besonders in ausdrücken der rechtssprache, und in dieser verwendung auch im nhd. noch ziemlich verbreitet.
a)
das recht schöpfen, festsetzen, bestimmen, jus dicere Wachter 1457 mit verweis auf schwed. skipa rætt, jus administrare; recht sprechen, schöpfen, beschliessen. constitut. Fridr. III imp. an. 1451 s. ebenda; ferner häufig im altfries.: doch ne muchtent da Romera heran ... sceppa dae riucht alsoc steed ende also fest, dat se dae koninghen naet wandelia dorsten, eer dat da koninghen cristen worden ende dae riucht ney godes iefta schoepen. Richthofen 436, 16. 20, vgl. s. 1027ᵃ. — dasz dies der eigentliche sinn dieser wendung ist, zeigt deutlich folgende stelle: wann sie (die geschlechter und die gemeinde) begerten zuͦ beyder seitt, das etlich verordnet wurden, die recht und gesetz schöffen und schreiben solten der statt Rom. Livius deutsch (Meyntz 1551) 44ᵇ; vom richter: dieser sinn braucht nicht der steine unter den alten linden, um gutes recht zu schöpfen. Immermann Münchh. 4, 134. jetzt indes hat das sprachbewusztsein den eigentlichen sinn meist vergessen und faszt daher schöpfen in dieser verbindung als 'haurire' auf, sodasz recht schöpfen 'das recht woher entnehmen, holen' bedeutet und nun nicht mehr von dem gesetzgeber und rechtsprecher, sondern von dem rechtheischenden gesagt wird (vgl. c): wer Josephs recht, in den Niederlanden nach seiner erkenntniss des bessern zu herrschen, in zweifel zieht, und seine reform gewaltthätig nennt, der darf ihm wenigstens nicht das usurpirte, im stumpfsinn und im aberglauben des volkes geschöpfte recht der stände entgegensetzen. Forster ansichten vom Niederrhein 2, 41;
ein oberhaupt musz seyn, ein höchster richter,
wo man das recht mag schöpfen in dem streit.
Schiller Tell 2, 2,
vergl. auch:
dasz jetzt
ein engel mir vom himmel niederstiege,
das rechte mir, das unverfälschte, schöpfte
am reinen lichtquell, mit der reinen hand!
Wallensteins tod 3, 21.
die beziehung zu schaffen, anordnen, ist von Adelung (II, 1) noch richtig angegeben.
b)
einen tag schöpfen, einen termin anberaumen: in dem jair uns heren 1377 wart ein dach geschept ind ein soine getroffen. d. städtechron. 14, 721, 16; in dem selven jair in septembri of umb den trint quam keiser Frederich zo Collen und wart ein gerichtzdach gescheppet zo den Minrebroederen. 873, 2.
c)
ein urteil schöpfen, sententiam ferre Scherz - Oberlin 1433: wellicher ime die haubturtl zu schöpfen nit getraut und ain rat bigert. tirol. weisth. 4, 717, 17; wie die urteil geschoepfft und geoeffnet werden sollen s. ebenda; in nidern Baiern, so sich des rechtpuechs nit braucht, sitzen si auch an der landschrannen und müessen urtail schepfen. Aventin chron. 1, 42, 26; wann das urtheil geschöpfft soll werden. Fronsperger kriegsb. 3, 10ᵃ;
nach geschöpfftem sententz.
Ayrer 259, 17 Keller.
derselbe übergang in die bedeutung B zeigt sich auch hier, und zwar schon mhd.:
swâ man fürsprechen unde schepfen
hœrt anderswâ ir urteil schepfen
denn ûʒ des êwigen lebens brunnen,
dâ ist wîsheit in zerunnen.
Hugo v. Trimberg renner 8411.
vergl.: urtheil schöpfen, s. schöpfe, scabinus, der aus dem gesez-buch das urtheil, so sich auf jedem fall schickte, als aus einem brunnen dem richter zu dienst und den unschuldigen zum besten schöpfen muste, fundamentum sententiae quaerere, invenire, promere Frisch 2, 220ᵃ.
d)
mit bezug auf den inhalt des urtheils, eine strafe u. a. schöpfen, zuerkennen: einen umb etwaʒ büeʒen und im buoʒe schepfen. quelle bei Lexer handwb. 2, 706; so sol furbas der rat und die schepfen der sache gewaltig sein, und swie es die rihtent und die peʒʒerunge schepfent auf ir ait .. daʒ suln si baid seit stete haben. Nürnb. polizeiordn. 33 Baader; bei straff, so ainer am ausschuss nach gelegenheit und umbstend der sach, auch verwirkung schepfen, und .. mitlst der pfandung einzulangen .. hat. tirol. weisth. 4, 133, 45; nach dem und dem armen menschen die urtail gevallen ist, daʒ er daʒ leben verwurkt und den tod verschult, so sullen die schöpfen furher tretten und dem armen menschen den tott schöpfen nach dem, und er verschuldet hat. 553, 38; so soll der eltist die güeter schäzen, auch der bezalung halber die fristen schöpfen. 664, 26; peinliche fälle an den hofrath einberichten, und alldort die straff schöpfen lassen. quelle bei Schmeller 2, 439; wir .. wollen, dasz alle von dem consistorio (zu) schöpfende strafen gleich andern zu unserer cammer verrechnet werden sollen. corpus constitt. Brandenb.-Culmb. 1, 288 (urkunde vom jahre 1739).
e)
mnd. gern mit abhängigem satz, z. b.: hir umme schup dat de rad, dat die ammete scolden hebben ere egene gerichte. quelle bei Schiller - Lübben 4, 48ᵃ; worde uns over jemande claghet umme rof, de dar ut gheschen were, wi scolen scheppen, dat it wederdan werde. 75ᵇ (Mecklenburger urkunde von 1321).
f)
von dieser bedeutung aus erklärt sich das nomen schöffe, s. daselbst (sp. 1447 ff.), sowie der ahd. ausdruck schepfenta für die parze, s. Grimm rechtsalterth. 750. mhd. schepfe, gâchschepfe, s. Grimm mythol.⁴ 1, 338. 343. Germ. 1, 238.
5)
ferner gehört hierher der ausdruck einem einen namen schöpfen, verleihen. dasz auch hierbei nicht an schöpfen 'haurire' zu denken ist, zeigt besonders die weite verbreitung der verbindung auch in sprachen, die diese bedeutung gar nicht kennen, so ags.: him se pâpa Petrus tô noman scôp, cui papa Petri nomen imposuerat, scôp him heort naman u. a. s. Bosworth-Toller 835ᵇ (III, b); ferner altfries.: al deer om schoepma hine dine nia nama. Richthofen 429ᵇ, 26; da scopense da koninghe enen nyen nama. 436ᵃ, 36. — ahd. namun scafan, imponere, skepfet man namin, scuaf namun, nomen imposuit, s. Graff 6, 442 f., then scuof her namon, thaʒ sie hieʒʒîn Boanerges. Tatian 22, 6. Otfrid I, 9, 8 s. I, 3;
that im uuarđ sunu giboran,   them scuopun siu Seđ te naman.
alts. genesis 108;
alsô sô daʒ kindel   wart ûʒ dem toufe erhaben,
dô schepft man im ein namen,   der volgte im hin ze grabe.
Wolfdietr. B 175;
auch im nhd. sehr häufig: jm selbs ein übernammen schöpffen oder zuͦgäben von einem eerlichen geschlächt här, cognomen sibi arripere ex aliorum imaginibus Maaler 360ᶜ; demnach nimpt der mohel (beschneider) ein kelch .. schöpfft als dann disem kindlin ein nammen. S. Franck weltb. 153ᵃ; auch haben die alten kein namen ôn ursach und gefer aufgesetzt und geschöpft. Aventin werke 1, 357, 34; darumb si (die alten Deutschen) ... mit zeitiger vorbetrachtung erst am achten tag iren kindern nämen .. geschöpft haben. chron. 1, 15, 30; unsere vorfordern .. teten si den alten iren nam Germanshaim und Germanien ab, schöpften inen neue nämen. 959, 13; so ich die krankheit verstehe und erkenne, so kann ich dem kind wol selbst den namen schöpfen. Paracelsus (1589) 2, 167; (deshalb) ward disem neüwen monarchen und herren .. ein neüwer titel und namm geschöpfft, dasz er sölte heiszen ein imperator. Stumpf chron. 311ᵇ; also die schencken von Schenckenberg haben ein erblichen titel, und doch den nit von jnen selbs, sondern erstlich von dem ampt .. geschöpfft. 314ᵃ; solte ich gevatterleuthe gewinnen, so wolte ich warhafftig keine sprachhelden, sonder nur einfältige bauren nehmen, einem und andern frembdem ding neue teutsche namen zu schöpffen. Simpl. schr. 4, 376, 29 Kurz; du wirst also den nahmen, den wir dieser neuen art von gesängen geschöpft haben, nicht übel passend finden. Wieland 32, 409 (Agath. 6, 5); (Kechenäer,) ein spitzname, welchen Aristophanes seinen lieben mitbürgern, den Athenäern, in seinen Rittern geschöpft hat. 39, 322 (Krates u. Hyp. 39); die laune, deren ausgeburt das werk selbst ist, hat ihm auch den nahmen geschöpft. 4, s. ix (1. vorber. z. Am.); du weiszt .., wie mich das nahmenschöpfen quält. Merck briefe 1, 196. — in anderm sinne sich einen guten oder groszen namen schöpfen, ruhm erwerben: jhr könt euch mit stifftung vorhabendens gutwilligen ordens gleich so groszen namen schöpffen, als wann jhr ein academy unnd spittal stiffteten. Garg. 272ᵃ (54. cap.); solche gutthaten seyn denn under freunden und feinden gepriesen worden, hat jhnen auch unter dem kriegszvolck ein guten namen geschöpfft. Fronsperger kriegsb. 1, 173ᵃ; dadurch schöpften sie (die Schildbürger) sich in der ganzen welt einen groszen namen. Schwab volksb. 1, 310.
6)
manchmal ist die bedeutung von schöpfen soweit verblaszt, dasz es einfach für 'machen, thun' steht, doch sind solche fälle selten.
a)
mnd. häufig enen breef schippen, eine urkunde ausstellen, z. b.: ec scal oc vermoghen, dat de biscop unde dat stichte ene rechte sone don ... unde des breve scippen. en vermochte ec des mit dem capetele nicht, so scolde ec es breve scippen. urk. von 1319 bei Schiller - Lübben 4, 100ᵇ f.; ähnlich eine antwort schöpfen s. Schm. 2, 439.
b)
eine unterlassung schöpfen, begehen: das ich daher keine unterlassung schöpfen mögen, meines geehrten herren unzweifelbahren gutten leibes gesundheit, und erträglichen wohlfahrt, mich zu erkündigen. Butschky hochd. kanzl. s. 82.
B.
grundbedeutung 'haurire', nur hochd. und nd., doch im älteren nd. nur vereinzelt belegt. haurire .. hochd. schopfen, schoppen, schöpfen, schepfen, scheppen, schepen, scheffen, putzen Dief. gl. 273ᵈ; haurio, hausi 'schopfen' Aventin werke 1, 427, 27; exanclare schopffen 514, 25; haurire, anclare Stieler 1910; schöpfen, v. a. ist vornehmlich vom wasser gebräuchlich, oder andern flüszigen dingen, haurire. schöpfen, für bekommen, hohlen, als etwas das man hohlt, wie das wasser aus dem brunnen, capere, captare. Frisch 2, 220ᵃ. über die flexion in der ältern sprache vgl. oben, besonders I, 3 und 4.
1)
im eigentlichen sinne, eine flüssigkeit woraus entnehmen.
a)
wasser schöpffen, zumeist aus einem brunnen oder quell: wasser schöpffen, wasser holen, aquari Dasypod.; schöpffen, wasser auffziehen, haurire, exhaurire. wasser das man nit tieff schöpffen muͦsz. Maaler 360ᶜ; schöpfen, haurire aquam, anclare, puiser de l'eau Schottel 1407; wasser schöpfen aus dem brunnen, cavare, attignere dell' acqua dal pozzo Kramer dict. 2, 641ᵃ; wann nur das wasser geschöpft, so ist das bier heut zu tage leicht gebrauen. 641ᵇ; das waszer ist tief zu schöpfen, aqua est haustûs profundi Stieler 1910; wasser aus dem brunnen schöpfen Steinbach 2, 492. — so schon ahd. scephen s. Graff 6, 448 f. (vgl. I, 3) und altn. sceppian: swaʒ sîn (des wassers) wird gescaffen. quelle bei Graff 6, 449; ferner mhd., vgl. I, 4; scuafun waʒʒer, hauserunt aquam. s. mhd. wb. 2, 2, 65ᵇ; ir knehte die daʒ waʒʒer schepfent sullent nemen ze lôn niur einen zweinziger. zeitschr. für d. alterthum 6, 422 (stadtr. von Meran); sie hat mir gegonnet wasser usz irem born zu scheppen. Frankfurter urkunde von 1403 bei Diefenb.-Wülcker 844;
quam fone Samario   ein quena sârio
scephan thaʒ uuaʒʒer.
samariterin 4;
daʒ waʒʒir schuͦf er selbe,   unsir vihe was er labende.
exodus 124, 14 Diemer;
dô eʒ (das kind) volante sînen ganc
und wolde waʒʒer schepfen.
pass. 223, 33 Köpke;
wand er eʒ (das wasser) schûf in der bach.
61, 9;
wenn die weiber pflegten eraus zu gehen, und wasser zuschepffen. 1 Mos. 24, 11; und sie kamen zusamen gen Mizpa, und schepfften wasser. 1 Sam. 7, 6; jr werdet mit freuden wasser schepffen. Jes. 12, 3; schepffe dir wasser, denn du wirst belegert werden. Nahum 3, 14; die diener aber wustens, die das wasser geschepfft hatten. ev. Joh. 2, 9; ein knabe kahm, und wolte wasser schöpffen, aber das wasser, weil es geschwinde aufflieff, schöpffte den knaben. Olearius persian. rosenth. 52ᵃ (3, 23); am brünnlein aber schöpfte sie wasser in einem krystallbecher. Platen 346ᵇ (rosensohn 2); sein getränk schöpfte er vom brunnen mit einem alten irdenen topfe. Immermann Münchh. 1, 84;
wer wasser schöpft ohn' unterlasz,
und schöpft ins Danaidenfasz,
treibt sich wohl fruchtlos um.
Grillparzer⁵ 1, 208.
b)
dafür auch genitivisch (des) wassers schöpfen, besonders in der ältern sprache, s. auch I, 4:
suelehe maged ich pite   daʒ si mir des waʒʒeres scepphe.
Hoffmann fundgr. 2, 34, 8 (genesis);
die drey helden .. schepfften des wassers aus dem brun zu Bethlehem unter dem thor. 2 Sam. 23, 16 (1 chron. 12, 18); auch aus dem wasser:
schepp mit dem gefesz usz dem wasser
und gib dar usz zu drincken mere!
Alsfeld. passionssp. 1309;
wie sonst: ausz den brunnen schöpffen, haurire a fontibus Maaler 360ᶜ; doch sagt man auch dafür zuweilen den brunnen schöpfen:
ader wo mit du scheppen wilt den born.
Alsfeld. passionssp. 1327;
als wir nun beschäftigt waren, die thiere zu stellen, — und zu schöpfen die frischen quellen. Rückert (1882) 11, 422 (36. makame).
c)
auch von andern flüssigkeiten, so wein:
endi hi thâr mid is fingrun thô ...
warhta it (das wasser) te wîne,   endi hêt is an ên wêgi hladan,
skeppian mid ênoro skalon.
Heliand 2044.
öl: schöpffer, der öl oder anders in die gschirr schöpffet. Maaler 360ᶜ. geschmolzenes metall: schöpf solch silber als dann mit einem warmen schöpftiegel aus dem tiegel heraus, geuss es in kalt wasser. Erker erzt u. bergkwerksarten (1580) 22ᵇ. suppe: als Salander bemerkte, dasz die gattin ... sich eben aufraffen wollte, die teller zu füllen, hielt er sie zurück und schöpfte an ihrer stelle die suppe. Keller 8, 43. punsch:
eh es verdüftet,
schöpfet es schnell.
Schiller 11, 376 (punschlied);
aber freudig aus der schale
schöpfen wir die trübe fluth.
388.
allgemein, einen trank schöpfen, so übertragen:
tief aus des lasters und
der lästrung hefen schöpften die wüthenden
den langgemischten trank, und reichten
taumel und tollheit dem eitlen volke.
Stolberg 2, 119.
d)
seltener von festen gegenständen, die im wasser schwimmen: schöpfen, den bernstein aus den wasser hohlen mit geflochtenen körben. s. Frisch 2, 220ᵇ, vgl. Adelung (II, 1, 1); der börnstein von dem wir allhie reden, wird entweder aus dem erdreich an der seekant gegraben, oder aus der see geschepffet. Schütz beschreib. der lande Preuszen 42ᵃ; wann sie zum schepffen kommen, so bringt ein jeder seinen eigenen ketscher mit sich, die sind im circkel etwan einer elen breit, und geflochten, und an eine lange stangen gefasset, damit sie weit umb sich, unnd in die tieffe mögen fahren. 42ᵇ; es gibt gefrorn ding, was man ausz bronnen schöpfft. Garg. 23ᵇ. oder von körnern u. ähnl., was sich ähnlich wie flüssigkeiten in hohlgefäsze einfüllen läszt, vgl. Göthe 24, 323 unter h.
e)
man schöpft gewöhnlich mit einem schöpfgefäsz, selten auf andere weise: der vogel (porphiri) hât die art under allen andern vogeln, daʒ er mit seim praiten fuoʒ schöpfet daʒ waʒʒer. Megenberg 212, 12; ain iegleich landestier, daʒ sagler hab als ain hunt, daʒ iʒʒet flaisch, und wenn eʒ trinken wil, sô schöpfet eʒ daʒ waʒʒer mit der zungen. 14, 18;
die kint vielen uf den sin
unde zuslugen alle ire vaʒ
do si nach im (nach Jesu vorgange) vurbaʒ
daʒ waʒʒer schufen mit der schoʒ.
pass. 49, 81 Hahn;
wasser mit dem siebe schöpfen, sprichwörtlich, vergebliche arbeit thun Adelung:
er schepfet waʒʒer mit dem sibe,
swer âne vrîe milte
mit sper und mit dem schilte
ervehten wil êr unde lant.
troj. krieg 18548.
zur bezeichnung von etwas unmöglichem:
künd ich den tac mit secken în gevüeren,
vieng ich den wint in stricken und in snüeren,
unt schepfte ich waʒʒer mit eim sibe.
Frauenlob 394, 3.
f)
auch in ein gefäsz schöpfen:
frisch, ihr mädchen, und schöpft in den etrurischen krug.
Schiller 11, 193.
so in einigen sprichwörtlichen vergleichen und bildern: wie wir uns selbst zu täuschen suchen, um uns eine vorstellung vom unendlichen zu machen; was doch eben so unmöglich ist, als das grosze weltmeer in eine trinkschale zu schöpfen. Wieland 32, 357 (Agathod. 6, 2); indem ich sie (die beifolgenden blätter) wieder durchlese, erschein' ich mir wie jener knabe der den ocean in das grübchen zu schöpfen unternahm. Göthe an Schiller 6;
ja sie (Agnes Sorel) ist eine rasende wie du,
und wirft ihr alles in ein brennend haus
und schöpft ins lecke fasz der Danaiden.
Schiller 13, 198 (jungfr. v. Orl. 1, 4).
vgl. auch: ich schöpfe sie (den rahm von der milch) also ab (er schöpft auf einen teller). Göthe 14, 287 (bürgergeneral 9).
g)
auch sonst ohne object: thû ni habês mit hiu scefês inti thiu fuzze teof ist. Tat. 87, 3; wenn nu ein jungfraw eraus kompt zu schepffen. 1 Mos. 24, 43; und so dich dürstet, so gehe hin zu dem gefess und trincke, da meine knaben schepffen. Ruth 2, 9;
zu schöpfen sie sich bücket.
Uhland ged. (1864) 228.
mit dativ, einem schöpfen, für einen: ich wil deinen kamelen auch schepffen, bis sie alle getrincken. 1 Mos. 24, 19; ein egyptischer man errettet uns von den hirten, und schepffete uns. 2 Mos. 2, 19. sprichwörtlich: schöpff oder trinck dir gnuͦg, weil du bei dem brunnen bist. Franck sprichw. 2, 92ᵇ.
h)
mit verschiebung der beziehung, ein gefäsz voll schöpfen: einen zuber voll schöpffen, attignere una tina piena, una tinata d' acqua Kramer dict. 2, 641ᵃ; einen brunnen leer schöpfen. Adelung;
der künec Artûs nam in die hant
daʒ becke dêr dâ hangen vant,
und schuof eʒ vol des brunnen.
Iwein 2531;
schöpf die goldene urne voll!
Hölty 115 Halm;
so ritt er in den schranken auf den groszen haferhaufen zu. sprengte hinein, schöpfte das gefäsz übervoll. Göthe 24, 323; seltener einfach den becher schöpfen, mit auslassung des voll:
und so lasz mich vom fasz dir den becher
schöpfen, so gut ich vermag.
Geibel 5, 26.
zehn eimer schöpfen u. ähnl. als masz: kam er zur kelter, und meinet funffzig eimer zu schepffen, so waren kaum zwenzig da. Haggai 2, 17. ähnlich auch: den schuh (voll) schöpfen, annegare, affondare la scarpa in qualche laguna caminando per luoghi guazzosi Kramer dict. 2, 641ᵃ. — auch sonst mit acc. des effects: die brauer schöpfen sich reich, und wir trinken uns arm .. an ihrem losen geschöpfe. ebenda.
2)
besonders anwendungen.
a)
das schiff, der kahn schöpft wasser, läszt es durch risse und spalten eindringen, wenn er leck ist Adelung; auch nd. dat schip scheppet water. brem. wörterb. 4, 637; der kahn schöpft wasser, cymba convulsa haurit aquam Stieler 1911; der kahn schöpfte schon wasser. Novalis⁴ 1, 184. so auch in einigen gegenden die schuhe schöpfen wasser, ziehen wasser, schlagen durch Adelung.
b)
die sonne schöpft wasser, zieht wasser, läszt es als dunst aufsteigen Adelung: die sonne schöpft wasser, il sole tira, attira acqua Kramer dict. 2, 641ᵃ.
c)
in der ältern sprache auch ein flusz oder das meer schöpft einen (neben)flusz, nimmt ihn in sich auf: die Tonaw, die im Schwabenland, oder im Schwartzwald im dorff Doneschingen entspringt .. und schöpfft in sich sechtzig andere grosse und schiffreiche wässer, ehe sie in das möre laufft. S. Münster cosmogr. 378;
wo das fast rote meer
den lawen Tigris schöpfft.
Opitz 1, 210.
d)
einen trunk schöpfen (1, e) wird auch für 'trinken' gesagt:
ich muͦsz mich vor ein wenig kröpffen (voll essen),
dasz ich ein guͦten trunck mög schöpffen.
Scheidt Grob. 96 (s. 13 neudruck),
citiert Garg. 23ᵃ. — so noch thüringisch me wunn noch emaͦ schäpf, wir wollen noch eins trinken Hertel 41, sprachsch. 220. ähnlich auch das kind schöpft seine nahrung von der mutterbrust u. a.:
die mûter mit ir selbes spune
ir kint zôch sunder amme.
von irme reinen stamme
wolde si vil ebene
die lîbnar zû dem lebene
iren kinden selbe geben
und nicht lân schepfen sie beneben
von der amme ein ander art.
pass. 395, 28 Köpke;
so auch im bilde: die brüste unser muͦter daʒ sîn die urkunde der heiligen schrift .. ûʒ der andern bruͦst, daʒ ist ûʒ der nuͦwen ê, dâ schepphint die starken, daʒ die vollencuͦmenen mit vollen bechirn trinken. Leyser pred. 131, 33.
e)
so als kunstwort der jägersprache: schöpfen oder frischen, sagt man vom wildpret, anstatt sauffen. Heppe wohlr. jäger 269ᵃ; so bei rot-, damm- und elenwild Behlen 5, 548. Thüngen 1, 270, vom hirsch Kehrein weidmannsspr. 121. — ferner vom falken Adelung, wenn er an einem bache oder wasserbehälter sich tränkt und badet Behlen a. a. o. Kehrein 264: schöpfen, für trincken ... bey den falkenirern, bibere, quando falcones bibunt Frisch 2, 220ᵃ. auch umgekehrt einen habicht schöpfen, tränken oder baden Adelung.
f)
bienen schöpfen, greifen, einfangen: dieser garten soll auch mit allerley bäumen versehen seyn .. was nicht gar zu hoch oder grosz wird, weil die bienen, die sich daselbst anlegen, hart und übel zu schöpffen. Hohberg 2, 364ᵃ; so bald die jungen schwärme geschöpfft worden, soll man sie gleich noch desselbigen abends .. an ihre gewisse stelle bringen. 382ᵃ; sind sie (die bienen) aber an einem grossen stamm, musz man sie säuberlich mit der hand .. hinein kehren; oder mit einem grossen höltzernen .. löffel gemach hinein schöpffen. 383ᵃ; das beste ist, dasz man im schöpffen mit den bienen auf das allersänffteste und glimpfflichste umgehe, so bleiben sie am besten in den stöcken, werden sie aber durch grobheit und ungeschicklichkeit im fassen erzörnet, so bleiben sie schwerlich. 384ᵇ.
g)
papier schöpfen, technischer ausdruck der papierfabrikation, die flüssige masse mit einer bütte (s. schöpfbütte) auf einer siebartigen fläche, der form, zu einer dünnen, gleichmäszigen schicht ausbreiten Karmarsch-Heeren³ 6, 507.
3)
übertragene gebrauchsweisen, schöpfen, etwas woraus entnehmen.
a)
mit object, gewinn woraus schöpfen: nutzen, frucht aus etwas schöpfen, cavare, ricavare, tirare, trarre utile, frutto, profitto .. da qualche cosa Kramer dict. 2, 641ᵃ;
und (man) schepfet rîchen gewin.
pass. 163, 40 Köpke;
dabey solte ich bedencken, dasz sich der teuffel freylich nicht umsonst des spielens so eyferig annehme, sondern ohn zweiffel seinen trefflichen gewinn darbey zu schöpffen wisse. Simpl. 1, 190, 11 Kurz. mit andern objecten: sie habent den ewigen lîp dâ geschapfen. quelle bei Schm. 2, 439;
nie schöpfte tief das frohe der lachichte,
der flatterhafte, gähnende zeitvertreib.
Klopstock 2, 24.
etwas woraus schöpfen, im bilde:
wand ich sie mit der zungen
ûʒ der untugenden pfutze
vil manige rede unnutze
bîwîlen lâʒe schepfen.
pass. 369, 71 Köpke.
wohinein schöpfen (vgl. 1, f):
gott dacht' ein weiser innig,
und sah ein kind am strand.
was schöpfst du, kind, so sinnig? —
das meer in hohlen sand! —
was? knab', in diese höhle
das meer? — und du, o thor,
schöpfst gott in deine seele! —
Voss 4, 45.
weitere anwendungen s. unter 4 und 5.
b)
ohne object: aber wenn er so einige stunden mit schöpfendem auge und saugendem herzen gewandelt war. J. Paul Hesp. 1, 167. woraus schöpfen, im bilde:
scheppfent von dem brunnen guot.
H. v. Langenstein Martina 283ᵈ, 93;
sonne, lächle der erd'! .. du hast die fülle des lebens!
schöpfest, näher dem himmel, aus himmlischen quellen.
Stolberg 1, 192;
wenn du diese zeit her viel aus dir selbst geschöpft hast, so hab' ich viel erworben. Göthe 28, 242; gefühle, thaten, gegenwärtiges, vergangenes, nahes und entferntes, erscheinungen der sittlichen und der physischen welt, von allem muszte geschöpft, alles, wenn es auch nicht zu erschöpfen war, oberflächlich gekostet werden. 54, 136; die natur schöpft aus ewigen meeren und erschöpft sich nicht. J. Paul Titan 2, 147;
doch sie, die
trösten wir wollen, sie schöpft selbst ja aus höherem quell.
Stolberg 2, 253.
so auch in der sehr gewöhnlichen redensart aus dem vollen schöpfen: möchte man den schilderungen (in der 'verlorenen handschrift') ansehen, dasz ich hier recht mühelos und froh aus dem vollen geschöpft habe. Freytag erinnerungen 292. — in dem gleichen sinne sagt man auch in etwas schöpfen:
Klingsôr, ich lœse dir den knoten:
nû dol daʒ, wîser meister, dur die zwelf boten,
ob ich in dînes sinnes wâc iht schepfe.
Wartburgkr. 32 Simrock;
schöpfen im auge des
menschen wirst du, und hell wird
dir die tiefe des herzens seyn!
Stolberg 4, 281.
4)
sehr verbreitet sind die verbindungen luft oder atem schöpfen, pigliar, prender fiato, tirare, attirare l' halito; spirare, respirare u. s. w. Kramer dict. 2, 641ᵃ; luft schöpfen, respirare; er schöpft frische luft, auram captat Steinbach 2, 492; athem schöpfen, luft schöpfen, patulis quasi naribus captare auram Frisch 2, 220ᵃ; nd. luft scheppen Dähnert 404ᵃ; luft schöpfen meist mit dem sinne 'sich im freien ergehen': spaziert nur voran. wir wollen erst frische luft schöpfen. Schiller Fiesko 4, 4; als er die schritte des professors hörte, entschlosz er sich, noch einige züge lauer abendluft zu schöpfen, und stieg in den kleinen hausgarten. Freytag handschr. 1, 24; die glückselige zeit begann, wenn Lisbeth von ihrer arbeit ruhte und frische luft schöpfte. Immermann Münchh. 3, 25;
beliebte luft auf väterlichen hügeln,
wer weisz, ob ich dich einst nicht schöpfen kann!
Haller s. 7 Hirzel;
dafür kühner:
wir schöpfen und athmen den morgen mit wonne.
S. v. Seckendorf bei Göthe (1840) 27, 488.
in der seesprache den wind in die segel schöpfen, sie vom winde schwellen lassen, nachdem sie back gelegt waren Bobrik 608ᵇ. — atem schöpfen heiszt zunächst nur atmen: sie sollten sich des städtischen zwanges .. auf dem lande entschlagen, den athem aus freyer luft schöpfen. Möser phant. 2, 86; seine frau kam eben aus dem keller, wo sie obst auf die hürde hatte schütten lassen, und sagte schwer atem schöpfend. Gotthelf Uli d. knecht 146 Vetter; dann auch, sich verschnaufen, sich erholen, nach einer groszen anstrengung: und da sie sahen, das jrer keyner den andern werffen mocht, sie verliessen eynander, und schöpfften athem. Aimon o 2ᵃ; auch vor schreck und anderem:
erst lasz mich zu mir selber kommen — lasz
mich athem schöpfen. zittert nicht das ganze
entsezen dieser wollust noch in mir?
Schiller dom Karles 2, 5.
auch freier, nach einer schweren bedrängnis sich wieder erholen:
(ich) wiel (spricht der her) ynn aus striks schlingen helfen
zu schepfen luͦft.
Melissus ps. E 1ᵃ (12, 5);
und jeder arme unterthan
schöpft neuen odem wieder.
Claudius 4, 95;
es schöpften
aufs neue leichten athem diese länder.
Schiller Piccol. 2, 7;
(ich) schöpfe wieder etwas luft. — das unthier
wär' weggeschafft!
Grabbe 2, 146.
vgl. auch: ists eine blosze erholung, ein geschöpfter ruheseufzer des ermatteten vaters? Herder 10, 60 Suphan.selten ist nach luft schöpfen, schnappen, schwer atmen:
beklemmt mit bangigkeit
schöpf ich nach luft und fast zerspringt mein herz.
5)
auf geistiges und seelisches übertragen.
a)
kraft schöpfen: da Constans vernam, das er wider krefft geschepfft het, er rant Aymonet an. Aimon E 4ᵇ; und da der ammiral diese rede erhört, er fiel craftlosz uff die erden .. und da er sein crafft wider schöpft, ruft mit lauter stimm. Fierabras C 4ᵃ;
macht bald ein suppen diesem hundt
von weychem brodt, fleisch gnug dazu ...
das er sich weydlich mög auffkröpffen
und seine stercke wider schöpffen.
B. Waldis Esop 3, 93, 74;
in ihrer, nicht an fremder brust musz sie
kraft schöpfen, diesen schlag zu überstehn.
Schiller Wallenst. tod 4, 9.
b)
von gefühlen, affecten, stimmungen u. ähnl.: trost worvon schöpfen, solatium ex aliquâ re reportare, consolatione sese lenire Stieler 1911, solatium capere Steinbach 2, 492; daʒ dritte was süeʒer trôst unde lust, den si schepfete ûʒ dem êwigen worte, diu dâ runnen durch den munt Kristî. d. mystiker 2, 47, 19; und ob es (das gewissen) schon trost ausz dem evangelio schöpffen wil, so ist doch der satan den nechsten hie, und vexiret allererst das gewissen hefftiger mit der sünde in den heiligen geist. Gretter erklärung der ep. Pauli an d. Römer (1566) 723. — freude, lust schöpfen: freude schöpfen, voluptatem animô capere, gaudiô perfundi Stieler 1911; gestatte nicht, das wir von deinem hailigen, rainen, vœlligen gesetze .. abschreiten: sonder an dæmselben luͦst schepfen. Melissus ps. G 8ᵇ; da nun der neue fürst (der zuvor ein geistlicher gewesen war, und sein leben in einsamkeit zugebracht hatte) die paucken des staats hörete, konte er keine freude an seine vorige arth zu leben schöpffen. Olearius pers. baumg. 72ᵇ (6, 13); uber alles dasjenige was mir vorgekommen ist, habe ich eine freude geschöpffet. 93ᵇ (8, 13);
wann dauben mit den flügeln klepffen,
da laszt sie jre lusigk schöpffen.
Fischart dicht. 3, 26 Kurz (lob der lauten 694);
wiewohl die kunst in ihm sonst einen gönner fand,
jetzt schien er wenig lust aus Taffi's werk zu schöpfen.
Wieland 21, 164 (Klelia 1, 20);
an voller quelle weil' ich, und schöpfe mir
der freuden jede.
Hölty 105 Halm.
muth schöpfen, in der ältern sprache mit dem artikel: ein guͦten muͦt schöpffen, sich muͦtig erzeigen, se hilarum facere Maaler 360ᶜ; jm selbs einen muͦt schöpffen, sich selbs muͦtig und frölich machen, colligere animos. ebenda; einen mut schöpfen, animo stare, vigere, magnum animum induere, mente durare Stieler 1911, animum erigere Steinbach 2, 492; ihm einen muth schöpfen. Dentzler 2, 254ᵇ; hab ich eynen mutt geschopft von solchem gnedigen exempel und mich vermessen .. Luther 6, 202, 18 Weim. ausg. (briefe 1, 435); David mit grosser heresmacht uberfallen, erschrikket anfenglich: bald aber schepfet ær muͦt uͦnt sœlch trœstlich vertrauën auf got. Melissus ps. A 6ᵇ; andre, deren standhaftigkeit im kampfe bereits auf die neige gieng, fiengen jetzt an, neuen muth zu schöpfen. Schiller 9, 201;
o freunde! jetzt seyd männer! schöpfet muth
in's herz!
Bürger 164ᵇ (Il. 5, 655).
dafür auch sich ein herz schöpfen: in solchen schweren gedancken der ritter ein lange zeit ungeschlaffen lag, zu letzt unterstund jm selbst ein hertz zu schöpffen. buch d. liebe 63ᵇ (= Galmy 199); einen muth schöpfen auch in anderm sinne: das die so hohe und bessere gaben in der christenheit haben, ... dennoch keinen andern mut und sinn schepffen, noch sich lassen besser düncken, denn die es nicht haben. Luther 5, 429ᵇ. — hoffnung schöpfen, spem concipere Steinbach 2, 492; nu können wir aber keineswegs ausz der liebe, darmit wir gott lieben, uns ein hoffnung schöpffen, durch welche wir uns des ewigen heils versehen möchten. Gretter (s. oben) 295; der unglükliche schöpfte hoffnung von diesem umstand. Schiller 4, 81. — seltener von ruhigen empfindungen: geduld schöpfen, toleranter, moderate, placide et sedate aliquid ferre Stieler 1911;
komm, schöpfe wieder ruh! heiss' deine sorgen schwinden!
Gotter 2, 34.
andere verbindungen: ein verlangen, eine begierde schöpfen, concipir' un desiderio (desio), una brama, voglia Kramer dict. 2, 641ᵃ; mit seinen gesundheiten haben die gäste einen dauernden rausch, einen nie sich verziehenden schwindel geschöpft. Göthe 8, 186 (Egmont 1, 2). — von widrigen empfindungen, besonders im älteren nhd.: einen hasz wider jemand schöpfen, concipir' un odio, un sdegno, cioè sdegnarsi contro uno Kramer dict. 2, 641ᵃ; eifer (eifersucht) schöpfen, concipire gelosia 641ᵇ; zorn schöpfen, indignari, turgere, acessere irâ Stieler 1911; in ihrer gremnisse und widerwertigkeit, gegen uns geschöppet. Spittendorf 490; durch mithuͦlf herzog Georg und bischof zu Merseburg, welcher unsägliche bittrigkeit gegen mir geschopfet. Luther br. 1, 518; wie den unflätern, die ab jrem eygen unflat keyn unwillen schöpffen aber von frembdem. Fischart bienenkorb 203ᵃ (am rande); hiemit schöpffet er nit kleinen unwillen. Stumpf chron. 381ᵃ; die papisten verbiethen die bibel und schrifften Lutheri aus keiner andern absicht, als weil sie befahren, es möchten ihre leute dardurch zum lichte kommen, und die klugen .. die zerstimmlung der heiligen sacramenta und andere böse wercke der clerisey ... mercken und dadurch einen eckel darwider schöpffen lernen. Luther d. beste prediger 51; damit gott die auszerwehlten von den süssen wollüsten dieser welt gewehne, pfleget er an dieselbige die wermuth der trübsaal zu streichen, damit sie selbsten einen eckel darob schöpffen. J. M. Meyfart d. himml. Jerusalem (1630) 2, 306; dasz man ... die herbe artzney der zucht mit einer lieblichen honigssüszigkeit vermischen soll, damit nicht der leser im lesen einen eckel schöpffen, und sich des guten raths nutzbarkeit verlustig machen möchte. Olearius persian. rosenth. 110. nach Adelung ist einen hasz wider jemanden, eifersucht, ein verlangen, eine begierde schöpfen oberdeutsch.viel seltener nicht reflexivisch, auf andere bezogen, einem ein leid schöpfen, verursachen, bereiten: der hertzog den ritter neben jhm schuff zu reiten, das aber seinen feinden ein newes leid schöpffen thet. buch d. liebe 58ᵇ.
c)
eine gute oder schlechte meinung von jemand, achtung für jemand schöpfen u. ähnl.: eine böse meinung schöpfen, imbibere animo malam opinionem Stieler 1911; angesehen dasz dieselben beyderseits eine geraume zeit her mir hiesige arbeit anbefohlen, und die gnädige meinung von mir geschöpfft haben, dasz ich mein weniges vermögen besser und rühmlicher nicht anlegen köndte. Opitz ps. vorr. s. 4; worüber er von grosz und kleinen, die umb ihn herum schwebten, ob sie eine groszachtung von ihm schöpffen möchten, mit verlangen, wer er doch sey, angesehen ward. Olearius pers. baumg. 74ᵇ (7, 4); ähnlich auch: mit angehengter undertheniger bitt, ausz ihrem wolmeynenden gutbedüncken nichts ungnädigs zu schöpffen oder zu verstehen. Kirchhof wendunm. 3, 90 Österley (4, 86).
d)
auch sonst eine meinung, einen wahn schöpfen: eine meinung schöpfen, concipire un' opinione Kramer dict. 2, 641ᵃ; dann dadurch wird den jenen, so neigung und willen hetten, von gelds wegen einen romischen konig zu machen, ursach geben, den wan zu schepfen ires furnemes fug zu haben. kurf. Friedr. von Sachsen an d. kaiser Maximilian, aug. 1518, im kgl. haupt- u. staatsarchiv zu Dresden; möcht nicht einer ausz den worten Pauli sein vermutung und gedancken schöpffen, als ob der leib zu ewigen zeiten nicht mehr zum leben kommen würde. Gretter erklärung der ep. Pauli an d. Römer (1566) 462; wo es diese meinung haben solte, möchten jnen die bösen buben ein wahn schöpffen, das stelen, rauben, morden und dergleichen, nit sünde weren. 818; so besonders argwohn, verdacht schöpfen: einen argwohn schöpfen, concipire cioè entrar in sospetto Kramer diction. 2, 641ᵇ; verdacht schöpfen, suspicionem habere, falsam opinionem accipere Stieler 1911; als der könig ihn bey seiner mutter stehen siehet, wird er .. wegen argwohn, welchen er aus ihrem geheimen ungewohntem gespräch schöpffete, .. erboset. Olearius persian. rosenth. 27ᵃ (1, 45); doch giebt der sommer gelegenheit, dasz unser freund nicht so viel argwohn schöpfen kann. Eva König bei Lessing 13, 224; das misztrauen der männer wird bey den geringsten anlässen erwachen, vom bloszen schatten einer zweydeutigen aufführung argwohn schöpfen. Wieland 8, 207 (Danischm. 25); der alte kalender gewöhnte sich unvermerkt so sehr daran, bey jedem seiner freunde und bekannten zu hause zu seyn, dasz der eine und andere endlich verdacht zu schöpfen anfing. 429 (cap. 47); diese armee konnte so geheim nicht geworben werden, dasz am kaiserlichen hofe nicht verdacht geschöpft .. wurde. Schiller 8, 252;
der blöd'ste tölpel hätte da verdacht
geschöpft, allein der herzog Gothland
schöpfte keinen, weil
er keinen schöpfen wollte!
Grabbe 1, 286.
e)
kenntnisse, lehren woher schöpfen: sie (die bienen) sind wachsam, spahrsam, keusch, arbeitsam ... dasz also die menschen an diesem kleinen præceptore, wann sie nur lernen wolten, genug unterricht fassen und schöpffen könnten. Hohberg 2, 362ᵇ; meine kenntniss der innern verfassung der geisterwelt ist zwar auch nicht weit her, denn ich habe sie grösztentheils nicht tiefer als aus tausend und einer nacht geschöpft. Wieland 38, 26; aus dieser reinen quelle (der religion) schöpft sie (die bühne) ihre lehren und muster. Schiller 3, 516; alle kenntnisse die er nachher schöpfte vermehrten nur das verworrene chaos seiner begriffe. 4, 198; einige der klugen lehren, welche aus dem strom der geschichte für die zukunft geschöpft werden können. Freytag bilder 1, vorw. — weisheit, erfahrung schöpfen u. ä.: was Paulus von seinen juden und jrer eusserlichen und fleischlichen beschneidung bis daher fürgebracht, haben wir fleiszig zubedencken, dann hierausz können wir einen feinen verstand schöpffen, nach welchem wir nicht allein der juden, sondern auch der christen gute werck .. können richten. Gretter (s. oben) 144; jene erhabnen geister .., die ihre weisheit aus den reinsten quellen schöpften. Wieland suppl. 3, 208; damals schöpfte ich die erste erfahrung von dem satze u. s. w. Immermann Münchh. 2, 62. eine nachricht, eine idee woher schöpfen: o wie köstlich gut wer es, das jederman sein geburtsregister von staffel zu staffel und stiegenweisz so gewisz ausz dem schiff Noe schöpffen .. könte. Garg. 26ᵃ; und glaubt mir, dasz dise sach gantz und gar nit ausz den büchern geschöpfft werde. Schuppius 774; diese nachricht hab ich mir von keiner muse sagen lassen .. sondern ich habe sie für meine baaren zwey groschen unmittelbar aus dem kirchenbuche geschöpft. Siegfr. von Lindenb.⁴ 1, 63; meine ideen, mehr aus dem einförmigen umgange mit mir selbst als aus einer reichen welterfahrung geschöpft oder durch lektüre erworben. Schiller 10, 275. ohne object: den zeichnern, die in künftigen jahrhunderten so aus mir schöpfen wollen wie bisher aus dem Homer, geb' ich folgende gruppe des doktors als einen schatz. J. Paul Titan 2, 46;
es schöpft ein fabulist aus alten wunderzeiten.
Hagedorn 2, 144.
im ausgeführteren bilde: denn er (Simeon) redet derbe wort, ausz dem brunnen Israelis geschöpfft. Mathesius hist. v. Jes. Christo 1, 48ᵃ; aber, gesetzt auch, dasz kein blinder schwärmereifer diesem geschichtschreiber die feder geführt hätte, so kann er seine nachricht aus sehr unreinen quellen geschöpft haben. Schiller 10, 362;
lâʒ mir den brunnen flieʒen,
dar ûʒ ich schepfe mangen fremden funt.
Kolm. meisterl. 162, 11;
(die menge,) die hergebracht gewohntes überzeugt,
nicht eignes schöpfen aus des denkens quelle.
Grillparzer⁵ 2, 143.
so auch etwas woraus schöpfen, entnehmen, schlieszen, folgern: eins aus dem andern schöpfen, tirare, cavare, concludere, inferire, argomentare l'uno dall' altro. v. ermessen, abmessen, schlieszen. hieraus ist leicht zu schöpfen. Kramer diction. 2, 641ᵇ. auch diese verwendung bezeichnet Adelung (II, 1, 3) als oberdeutsch.
f)
tugenden schöpfen, lernen, erwerben: nichts anders ist der kinder erzihung, die in der jugend was guttes geschöpfft haben, ehe und bevor die innerlichen zuneigungen kräfftig werden. Butschky Pathmos 464;
darbey, und auch darneben, wie
man tugent und weiszheit schöpffen soll,
desz alles ist disz büchlein voll.
Alberus fabeln A 2ᵃ;
geraden sinn schöpft' ich
in Chirons schule, des vortrefflichen.
Schiller 6, 200 (Iphig. in Aulis 4, 3).
g)
weiter ab stehen wendungen wie ursache woraus schöpfen, entnehmen: dar durch mengklich ermessen mög das der taufft iud im selbs usser sollichem meinem rat dehain gebürlich rechtmessig ursach hab künden nemmen noch schöpffen mich lut synes uszschreibens also offenlich zuͦ schenden und zuͦ schmehen. Reuchlin augensp. 5ᵃ;
dadurch sie mügen ursach schöpffen,
der mol ein frembde gansz zu rupffen.
B. Waldis Esop 3, 98, 15.
seinen ursprung schöpfen: unnd die ursach durch welche sie der gefengknusz ledig wurden, hette jren ursprung zuͦ Rome geschöpfft, das was Gui von Burgundien. Fierabras D 1ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8,9 (1896,1897), Bd. IX (1899), Sp. 1535, Z. 6.

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Zitationshilfe
„geschopft“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gesch%C3%B6pft>.

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