Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

geschwär, n.

geschwär, n.
eiterung, eiternde stelle am oder im körper, ahd. giswer, dolor, pustula, ulcus, mhd. geswer, zu schwären, mhd. swern, weh thun, schmerzend schwellen, eitern, der plur. bisweilen schwachformig die gesweren, geswern Megenberg 105, 24. 411, 4, die herte der geschwären Maaler 173ᵈ, das wort ist in der neueren zeit aus der schriftsprache durch geschwür (s. d.) verdrängt: ahd. Lazarus, ther lag zi sînen turun fol gisweres .. oh hunta quâmun inti leccôdun sîniu giswer. Tatian 107, 1; mhd. her hate ein geswere an sîme beine, dô wolde iʒ ime der arzet ûʒ burnen (ausbrennen) mit eime îsene. myst. 1, 215, 22 Pf.; geswer oder geswulst der lungen, ptisis, ulceratio vel tumor pulmonis voc. 1482 m 4ᵃ; geswer vel blater am leib, pustula voc. inc. teut. i 5ᵇ; und schlug Job mit dem bösten geschwer von den solen der füsze unz zu seiner scheitel. bibel 1483 250ᵇ, Hiob 2, 7; so darzuͤ geschlagen ist ein geschwer (bei der wunde). H. Braunschweig chir. (1497) 77ᵇ; mit fisteln und bösen geschweren. Mathesius Sar. 45ᵃ;
kompt nicht durch das all kranckheit her,
mancherlei suchten und geschwer?
Frischlin Julius rediv. 187;
(Hiob, der) kein onverserten bluͦtstropffen im leib het, alles voller geschwer. S. Frank sprichw. 2, 142ᵇ; wann der armen cörper mit geschwär überzogen werden. Schuppius 750; ein gschwär verbinden, aufthuͦn oder auszlassen, mit honig seüberen Maaler 196ᵃ; sie greifft selbs zur wunden, truckt das geschwer. Garg. 72ᵃ; das geschwär klopfft, bricht auff, bekommt ein rauff (in crustam coit). Aler 918ᵃ;
wenn es (bisamthier) wirt alt,
wechst dem thier ein gschwer mit der zeit
von uberflüssiger feuchtigkeit (der bisam).
H. Sachs 4, 2, 118ᵇ;
bösz gschwär, das kaum oder nit zeheilen ist, als kräbs und böse grind, cacoëthe Maaler 196ᵃ; ein zeitig, reif geschwär. ebd.; hartes geschwer, scirrhus Wirsung 616; pleuresis, das ist ein geschwer an der brust. Paracelsus op. 1, 689 A; (Herodes) krieget geschwer an den därmen. Josephus (Frankf. 1569) 300ᵇ; ein seer dienstlich essen zu den geschwären der nieren. Forer fischb. 1ᵃ; geschwär des munds, aphtha Maaler 173ᵃ, des schlunds, antias, in der nasen, polypus 196ᵃ; er kann kein geheimnisz eine stunde bewahren, er fürchtet ein geschwär im leibe davon zu bekommen. Lessing 7, 282 (hamb. dram. 2, 82); das flammende geschwär des natterzahns. Stolberg 14, 292. bildlich:
ja meiner lastern last ..
von meiner schaitel an, als ob es ein geschwär
bis an die solen mich beflöcket.
Weckherlin 151 (ps. 38, 5);
ich wil sie also hin gehen lassen, das sie nicht grobe sund thun und nicht grosze anfechtung haben und ihn also das geschwer und den schalck zudecken.
Luther 12, 325, 5 Weim.;
neid und miszgunst sei ein geschwer, das die warheit allenthalben her wie einen eiter zusammen ziehe.
Zinkgref apophth. 1, 306.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1893), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 3981, Z. 58.

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Zitationshilfe
„geschwär“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/geschw%C3%A4r>.

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