Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

geschwätzig, adj.

geschwätzig, adj.
wie schwätzig, mhd. swetzic.
1)
gesprächig, beredt: wann sie dann noch so schön und so reich were, noch so geschwätzig und auszrichtig, so ists doch alles nicht dreier bonen wert. Spangenberg ehespiegel 132ᵇ; die hände des schauspielers (im alterthum) waren bei weiten so geschwätzig nicht, als die hände des pantomimens. Lessing 7, 18; haben meine vormunder (advokaten) weisz nit mit was grosz geschwätziger hoffnung eingefüllet, ein mairhof gehöre mir zu. Schuppius 769;
die arbeit wär umsünst, wan ich mich wolte mühen,
den wexel diser wält geschwätzig einzuziehen.
Rompler 123;
redselig machend: einer madonna und ihrem kinde wurde unter dem geschwätzigen rausche der freude und andacht eine nachtmusik vorgespielt (bei einem fest auf der insel Ischia). J. Paul Titan 4, 135.
2)
gern plaudernd: sie schwieg eine zeit lang stille, dann fuhr sie fort: auf einmal stockt meine geschwätzige laune. Göthe 19, 102; bildlich von sanft rauschenden gewässern und gewächsen:
am ufer geschwätziger bäche.
Ew. v. Kleist 1, 244 Körte;
aus dem felsen geschwätzig, schnell,
springt murmelnd hervor ein lebendiger quell.
Schiller XI, 287 (bürgschaft 90);
die gassen wurden stiller, die brunnen geschwätziger. Arnim kronenw. 1, 247;
rohre sprieszen hervor, und lauschen und lispeln im winde ...
(ihr lieder) entdeckt den Quiriten, wie jene rohre geschwätzig,
eines glücklichen paars schönes geheimnisz zuletzt.
Göthe 1, 292.
3)
schwatzhaft, loquax, garrulus Steinbach 2, 537:
so halt man uns (boten) für gschwetzig leuth,
die vil zitung und mer (mähr) umb tragen,
dabei doch wenig warheit sagen.
Tob. Stimmer comedia 57 Oeri;
eine geschwätzige wirthinn. Steinbach a. a. o.; so lange war alle logik und philosophie die cultur gewisser geschwätziger köpfe, jeden schein zu erkünsteln. Kant 1, 338; das alter ist geschwätzig. Wieland 18, 28; wegen seines geschwätzigen mauls. Abele künstl. unordn. 1, 189;
durch schuld der geschwäzigen zunge.
Voss Ovid. met. nr. 9, 5;
bildlich, vom echo:
nur das echo vielfach zurückkam,
das von den thürmen der stadt, ein sehr geschwätziges, herklang.
Göthe 40, 266;
von vögeln:
(Phöbus) erst schalt den raben
umb sein bösz geschwetzigen mund.
H. Sachs 4, 3, 101ᵈ;
geschwätzige kibitze. Bronner fischerged. (1787) 8;
geschwätzig
wie eine elster läufst du ins serail.
Schiller XIII, 424 (Turandot 3, 6);
ein geschwätziger vogel, ein papagei.
Rückert ged. 263.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1893), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 3984, Z. 68.

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Zitationshilfe
„geschwatzig“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/geschw%C3%A4tzig>.

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