Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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geschwatz, m.

geschwatz, m.
verstärkung des masc. schwatz, rede, plauderei: der gschwatz, argutatio, garritio Maaler 196ᵃ; ain guͦten geschwatz haben Keisersberg sieb. schwerter aa 7ᶜ, uffrichten post. 4, 8, s. unter gaffeln sp. 1135;
basteten bacher, ander kremer
die fundind all by mir guͦt platz,
wenn sy mir gebind guͦten gschwatz.
schweiz. schausp. d. 16 jh. 1, 215 Bächtold;
mit üblem beisinne, unnützes, leeres gerede: das lutzel geswacz an dir sei. cod. germ. mon. 767, f. 203 bei Schm.² 2, 652;
damit ich aber üch nit fatz
oder sust nit tryb unnützen gschwatz.
schweiz. schausp. d. 16. jh. 1, 216 Bächtold;
bewar uns, herr, vor menschen gschwatz.
Wolfg. Musculus bei Wackern. kirchenl. 192.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1893), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 3983, Z. 14.

geschwätz, n.

geschwätz, n.,
unverkürzt geschwätze, auch ohne umlaut geschwatze, geschwatz, mhd. geschwetze, coll. zu swaz oder verbalsubst. zu swetzen, schwätzen, schwatzen. daneben das geschwätzt, proloquium, loquacitas Maaler 173ᵈ, fabula, sage vel gesweczte Dief. 221ᶜ, liebliche geschwetzte Paracelsus opera (1616) 1, 587 A.
1)
wortreiche rede, gespräch, darlegung:
(beim kirchgang) si giengen mit geswezze, gezieret uppeclîche.
heil. Elisabeth 3074;
das euangelium und wort gottis, welchs ist ein red und geschwetz von Christo. Luther 12, 497, 9 Weim.;
und wo ich was pei den leuten zum wein,
so was das geswetz (die unterhaltung) alles allein mein,
und hab mich selber taup geredt.
fastn. sp. 1010, 14;
von den fürsprechen, advocaten, wortrednern, zungentreschern, welche jre redt und geschwätz also artlich können stellen, das sie möchten ein nusz von einer hetzen erschwetzen, oder dörfften einen mit jhrem geschwetz dermaszen verfüren, das einer glaubt, es were ein kuh ein bader-mägd. Keisersberg narrensch. 329 Scheible;
der lag den andern beiden ob
mit seinem guten gschwatze,
das er kond meisterlich und fein.
Gengenbach teufel 217;
da wider setzen sich seine (Hiobs) freunde und treiben gros und lange geschwetz. Luther vorrede zu Hiob bei Bindseil 7, 316; der Zwingel hatte ein lang ungereimpt geschwetz mit mir, das im brot nicht sein kündte der leib Christi, wie im raum oder gefesz. werke 8, 177ᵇ; je mehr geschwätz, je minder hertz. Philander 1, 7; unter einem alles schöne geschwätze so sehr liebenden volke, wie die Griechen waren. Wieland Horaz. br. 1, 37; derbe rede:
dem (tüchtigen bengel) gib die roll' von meinem Götz
in panzer, blechhaub' und geschwätz.
d. j. Göthe 2, 34 (an Gotter).
2)
trauliches gespräch, plauderei:
ir herren, die alten korb ich pletz (flicke),
darbei so richt ich an mein geswetz
gen den hausmeiden.
fastn. sp. 372, 19. 789, 16;
dar under vindt man mengen man
der ietz des süszen gschwätz vil kan.
Erasm. Amman (1521) bei Adrian mittheil. 359;
hett ich Jacobi's süsz geschwätze.
Gotter 1, 115;
ich kann nicht mehr dein (der geliebten) süsz geschwätze hören.
aus dem trauten geschwätz mit seinem liebenden Hannchen.
Hölty 28 Halm;
lieblich, lustig geschwätz Stieler 1690; durch ihn begeistert euch der wein zu höherer fröhlichkeit, zu offenherzigem geschwätze. Wieland 6, 111;
bald dieses, bald jenes
mädchen bestimmten wir ihm mit elterlichem geschwätze.
Göthe 40, 279;
gesang und geschwätz leichtern die arbeit. Henisch 1551;
sich zu ermuntern mit geschwätzen.
Gotter 1, 9;
(wann) bei geschwätzen und beim spiele
mich dein witz allein belebt.
1, 165;
sylben köstliches sinns wechselt ein liebendes paar.
da wird lispeln geschwätz, wird stottern liebliche rede.
Göthe 1, 278.
bildlich, vom sanften geräusch der gewässer, des laubes:
(flur) in deren arme so oft, bei frischer bäche geschwätze,
der schlaf mein williges auge beschleicht.
Uz lyr. ged. (1755) 8;
(o bach, der) durch die flur, mit fröhlichem geschwätze,
die volle silberurne gieszt.
Hölty 85 Halm;
und höre ich der quellen leichten sinn und süsz geschwätz
auch wieder.
Arnim schaub. 1, 204;
der grüne baum, der mit allen seinen blättern, wie mit eben so vielen zungen, ein liebliches geschwätze macht. Tieck 4, 329; dem geschwätz der blätter lauschen. Felder reich u. arm 1, 128.
3)
gerede der leute, gerücht: das geschwätz geht so, fama est, er ist in einem bösen geschwätz, male audit Stieler 1960; jemanden in das geschwätz bringen, machen dasz die leute von ihm schwatzen Ludwig 756. Adelung.
4)
inhaltloses, unnützes, nichtiges gerede:
wie die wîp sint geswetzes und lügen vol.
Büheler Diocletian 2426;
ich welt dir stillen bald din gschwatz.
trag. Joh. B 5;
ain unnütz geschwatz. Keisersberg has im pf. Aa 4ᵇ; faul, lam, schal geschwetz. Luther dasz diese wort (1527) i 2ᵇ; mit solchem faulen, nichtigen geschwetz. werke 3, 356ᵃ; es ist lauter alber geschwätz. Stieler 1960; der schulmeister .. fieng von der philosophei ein so abgeschmacktes, ungereimtes und kauderwelsches geschwätz an, dasz .. Siegwart 1, 212;
ein schwülstiges geschwätze,
das der vernunft vergiszt.
Uz 368, 15 Sauer;
du (frau) solt nit haben vil geschwätz und gauckels mit den mannen. Keisersberg has im pf. Aa 7ᵇ; du treibest allweg viel geschwetz. Wickram rollw. 34; ich bitt euwer gnad wolle mir mein geschwätz, so ich gegen euwer gnaden gethan hab, verzeihen. Galmy 94; wir bringen unsere jahre zu wie ein geschwätz. psalm. 90, 9; (die rede des rectors sei) nichts gewesen als ein geschwätze. Schweinichen 3, 34; was für ein esel streckt sein langohr aus diesem geschwäze? Schiller III, 362 (kabale 1, 2); im plur.: böse geschwätze verderben gute sitten. 1 Cor. 15, 33; meide die ungeistliche lose geschwetz. 1 Tim. 6, 20; laszt mich aus eurem munde gründliche worte hören und nicht eitel fabeln und geschwätze. Göthe 34, 308;
die meisten drückt der klügler vormundschaft
bis an den tod mit meisternden geschwätzen.
Hagedorn 2, 169 (fab. 2, 3);
du schwazest solche geschwäze.
Voss Odyss. 18, 331;
bildlich, von geschwätzigen vögeln:
drauff fieng alsbald an die hätz (elster)
und macht ein wunderlich geschwätz.
Spangenberg ganskönig 1, 352 Martin;
jezt noch bleibt dem gevögel (den elstern) die alte beredsamkeit
übrig,
heiserer kehlen geschwäz.
Voss Ovid. met. nr. 24, 105.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1893), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 3983, Z. 29.

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Zitationshilfe
„geschwatz“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/geschwatz>.

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