Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

geschwei, m., f.

geschwei, m. f.
verwandter oder verwandte durch verschwägerung, gewöhnlich schwager oder schwägerin, gleiches stammes wie schwäher, schwieger, schwager. ursprünglich collectiv gemeint ist hess. und schmalkald. das geschwei, schwägerin Vilmar 376. Pfister 272, und westerwäld. geschwei, die schwiegereltern Kehrein 161.
1)
als masc.
a)
schwager, gatte der schwester, ahd. geswîo, levir, acc. geswîen, sororis maritum Graff 6, 863, mhd. geswîge, geswîe; die geswein, der gattin brüder mon. boica 3, 356 (von 1296); älter nhd. geschwye Melber d 2ᵇ, geschwij Dief. 130ᵇ, nachdeme beede meine geschweien mir und meinem bruder alle documenta vorenthalten. Haltaus 686 (von 1571); noch oberd. der geschwei, schwager Heynatz antib. 2, 43. Sartorius Würzb. 52.
b)
schwiegervater: der geswîe mon. boica 23, 88 (von 1333).
c)
allgemein, verwandter durch verschwägerung:
frâget nifteln unde neven,
geswîen swiger sweher swâger.
Reimar der videler bei Bartsch liederd. nr. 29;
frauenmutterbruder:
sîn stæter muot begunde in laden
wider in sînes geswîgen lant.
Wigalois 1174
(des küneges swester tohter
was diu maget, die Gawein geheiratet hatte.
1014);
der gatte der vaterschwester:
kunic Ottacker, ir (der herzogin Gedrût) geswî.
Ottokars östr. reimchr. 2603 Seemüller;
der ehemann der brudertochter:
ein knecht hieʒ Durinc von Grieʒ,
der het des abtes bruodertohter,
mit wie getânen sachen moht er
sîn gewesen in friuntschaft
einem phaffen mit geswîschaft (verschwägerung)! ...
(der abt redet Durinc an) lieber mîn geswî.
42368. 42595.
2)
als fem.
a)
schwägerin, des bruders weib, ahd. giswîge Dief. 266ᵃ, mhd. geswîe, dat. irer geswyen Dief.-Wülcker 615 (Frankfurt, von 1468), geswei, uxor fratris mei voc. inc. teut. i 5ᵃ, geschwye Hüpfuff voc. 1515 73ᵇ; so sol sein geschweih (seines bruders witwe) zu jm treten. Züricher bibel 1530 103ᵇ, 5 Mos. 25, 9, schwegerin Luther; Helenus mit seiner geschweien, Hectors weib. Aventin. 4, 191, 15 Lexer; der ungerisch künig Ot mitsambt seiner gesweien, seines brueders witib. 5, 424, 24. 426, 12; (der Frankenkönig) Sigisbertus starb a. d. 578 ausz untreüw Fredegundis, seiner geschweien (brudersfrau). Stumpf 1, 170ᵇ;
hertzliebe geschwei und braut,
die ir meim bruder seit vertraut.
H. Sachs 4, 2, 38ᵇ. 3, 2, 261ᵃ;
meins bruders weib, meins mans schwester, mein geschweig Alberus dict. 662ᵃ; gschwei, gschwy, des eemans schwöster Maaler 196ᵃ, die schweih et geschweihe, mariti soror Stieler 1975; es haiszen bei uns noch die geschweien, zwaier brüeder êweiber, schwestern aneinander. Aventin. 4, 729, 3 Lexer; sihe dein geschwei (des verstorbenen mannesbruders frau) ist umgewendt zu jrem volk und zu jrem gott, keer auch du um, deiner geschwei nach. Züricher bibel von 1530 Ruth 1, 15, schwegerin Luther; als jhm nun seine geschwei (seines weibes schwester) raths fragte, ob sie jhn nemen solte. Simpl. schr. 4, 244 Kurz (calender 75); ich möchte wild werden vor zorn über das, was über euere geschwei hier für ein gerede geht. Pestalozzi Lienhardt und Gertrud 3, 315; noch in ganz Oberdeutschland die gschwei, schwägerin Schm.² 2, 615. Schmid 487. Tobler 242ᵇ. Klein prov. - wb. 1, 143. Reinwald 2, 51; weitergebildet die geschweiin Schm.
b)
schwiegermutter: geschwei, suocera Krämer 547ᵃ; (Götz sagt zu Ell, die sein neuvermähltes weib erzogen hat, und zu Geut, der nächsten freündin der jungen frau) got gesegen eüch, ir lieben geschweien. Albr. v. Eyb Philogenia 172ᵃ, geschweigen var.
c)
schwiegertochter: geschwei, des sohns weib, schnur Henisch 1548.
d)
allgemein, verwandte: hoc vocabulum geschwei hodie multo latius ad alias quoque affines extenditur ita ut etiam geschwei appellentur quorumlibet agnatorum uxores earumque consanguineae Stieler 1975;
das wir so wol gefreunt sein ped
von der vierden gesippt her ...
get, liebe geschwei, den kes nempt hin.
fastn. sp. 1, 53, 15;
höhnisch redet der mann seine hartnäckige frau an, die noch beim ertränken ihm den spottnamen knipscherchin (kneipscheerchen) zuruft:
wie heisz ich nu? liebe gschwei mein.
Eyering prov. cop. 1, 754;
scherzhaft von der heil. Gertrud (s. d.), deren holzbilde der verschmitzte spitalvorsteher im wettlauf reichthümer abgewinnt:
das macht die gut geschwei gantz milt.
Eyering 2, 306.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1893), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 3985, Z. 70.

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Zitationshilfe
„geschwei“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/geschwei>.

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