Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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geseelen

geseelen,
mit einer seele versehen, beseelen, ahd. kisêlta, vegetaverat Diutiska 2, 337, geselit, animatum voc. vratisl. ms. saec. 15; geselteu dinch Megenberg 94, 4 u. öfter; daʒ die wundermenschen zwaierlai sint: etleich sint geselet und etleich niht. die geselten wundermenschen haiʒ ich die ain menschleich sel habent. 486, 19; der ein wares fleisch hat gehabt, von dem samen Abrahe geseelet und vernünfftig. S. Frank chron. 323ᵃ; des wassers gaben sind so vielfältig, dasz es vom Thales das stärckste element, aller dinge ursprung, eine geseelete welt, die voller geister sei, ist genennt worden. Opitz 2, 288; substantivisch: dasz da zwei in einer haut gefunden werden, ein geseelts und ein ungeseelts (seele und leib) .. beide, geseelts und ungeseelts ist der mensch gar und machen ihn gantz. Paracelsus op. (1616) 2, 279 A; reflexiv:
aber es spricht yetz mancher gouch:
was sich gelibt, das gesölt sich auch.
S. Brant 38, 64. Keisersberg narr. 325 Sch.,
später miszverstanden als gesellt, näheres s. unter geleiben sp. 2978.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1893), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4015, Z. 6.

geselle, m.

geselle, m.,
verkürzt gesell, mhd. geselle, für gselle auch xelle (Mone anz. 3, 207. Öheim 68, 23) und xel (Hug Villinger chron. 146) geschrieben, ahd. ka-, gisello, contubernius, sodalis, collega, aus vorauszusetzendem gasaljo, eigentlich 'saal-, hausgenosse', dann genosse, gehülfe überhaupt, abgeleitet von saal, ahd. sal, altsächs. seli, vornehmer, geräumiger wohnraum; ähnliche bildungen sieh unter ge II, 2, c, sp. 1611 und gramm. 2, 736. das wort scheint aus höfischen verhältnissen der alten zeit entsprossen und von da aus verallgemeinert zu sein; von den germanischen wanderstämmen ist es auch in die romanischen sprachen übergegangen: prov. gasalha, altfr. gazaille, mlat. gasalia gemeinschaft, gesellschaft, port. agasalhar, gasalhar, span. agasajar, gasajar, freundlich aufnehmen, altport. agasalhar-se com huma mulher, sich verheiraten, in einer span. urkunde von 804 feci ibi presuras cum meis gasalianibus (theilhabern), worin gasalianes nach dem goth. plural gasaljans geformt sein musz Diez etym. wb.² 1, 205, ferner ein ital. ghisello, compagno ebenda. im mnl. entspricht gheselle Kilian, nnl. gezel, mnd. geselle, gheselle Schiller-Lübben 2, 78ᵇ, gezeelle Dief. 539ᶜ; entlehnt schwed. gesäll, sälle, litt. gizélis handwerksgesell.
1)
von dem haus-, kriegs- und reisegefolge der fürsten und vornehmen, der massenîe der ritterzeit:
dasz ich iuch (könig Artus) gruoʒte ...
und iwer gesellen über al.
Iwein 3115;
er (Artus) hât gesellen, under den
ir het vunden eteswen
der iuch des risen belôste.
4517;
dô kom der künic Etzel   und ouch hêr Dietrîch
mit allen sînen gesellen.   dâ was vil loblîch
manic rîter edele   biderbe unde guot.
Nibel. 1287, 1,
sît du (Siegfried) niht wil erwinden,   sprach frou Siglint,
sô hilf ich dir der reise,   mîn einigeʒ kint,
mit der besten wæte   die rîter ie getruoc,
dir unt dînen gesellen (var. degenen).
64, 4. 684, 3. 1092, 2.
2)
heergeselle, kriegsgefährte, kamerad, ahd. herigesello, commilito, contubernalis, mhd. hergeselle: ahd.
thanne sprach lûto   Hluduîg ther guoto
'trôstet hiu, gisellion,   mîne nôtstallon.'
Ludwigslied 32 bei Müllenhoff-Scherer denkm.³ 26;
geselle in der ritterschaft, commiles voc. 1482 m 3ᵇ; knappe:
und wer ich auff dem Wolkenstain
mit herren und gesellen.
kriegsknecht, kriegsmann, besonders zur zeit der landsknechte, die auch sonst gern ehrende bezeichnungen der ritterschaft auf sich übertrugen: di gesellen (die heerschar, genannt 'die Engländer', s. gesellschaft 2) flugen ausz dem lande (Elsasz) nacht unde dag wider zu Welschlant, unde geschach den Duschen ni also leide, daʒ di gesellen in entflogen. Limb. chron. 54, 7 Wyss; er (der schloszherr) sol ouch uff sin mur arcker machen, dar in sin gesellen des nachtes ligen. anz. d. german. mus. 1870, 73 (15. jahrh.); der tagwachter sol ain horen haben, das er es nümer blausen sol, denn so er fîndt sicht, umb das des herren gesellen .. des gewarnt würden. 77; was du tust, das thue mit radt diner fründe, so werden sie dir nit widersetzich, und mit allem flisz so beware, das kein zweitraht werde under dinen gesellen, und ich han gehort, das ein houptman uff einer burck wart belegen (belagert), der wart mit synen gesellen einsz, also das sie bruderschafft zusammen schwuren. mittelalterl. hausbuch d. germ. mus. 36, 1; auch laisz din geseln ie nit spieln, wann do kompt unraidt von. 37, 12; die gesellen waren 32 darauf (auf dem eroberten schlosz Zollern), die füert man gen Ulm. Augsb. chron. 2, 131, 4; nach solchem schicket unser hauptman nach Peru zu dem gubernator 4 gesellen, als einen hauptman (und drei andre kriegsleit). Ulr. Schmiedel 97, 29 fg. 104, 14 Langmantel; auff die weise solt man sie (die landsknechte) vermanen: lieben gesellen, wir sind alhie versamlet im dienst, pflicht und gehorsam unsers fürsten. Luther 3, 328ᵇ; das sind mir die allerbesten gesellen, die sich für der schlacht ermanen .. durch die löbliche andacht jrer bulschafft. 329ᵃ; und hat zum kriegsvolck gesagt: liebe gesellen, zeit ist hie, raubet und nemet alles was jr findet. Frundsberg 121ᵇ; gesell ausz einem fähndel, commanipulo Aler 921ᵃ, vgl. spieszgesell; aber dy Schwitzer lagend vil darnider tod und muͦstend wider wichen in den kilchhoff zuͦ iren gesellen. Hug Villinger chron. 9; von kriegskameraden noch bei Th. Körner 29:
und wenn ihr die schwarzen gesellen fragt:
das ist Lützows wilde verwegene jagd.
3)
standesgenosse: der bischolf von Meinze unde der phalnzgrâve von Rîne .., si sollen dar gebieten ir gesellen (die kurfürsten des h. röm. reichs) ze dem gespræche, die mit in dâ welent, unde der andern fürsten als vil als si ir gehaben megen. Schwabensp. 110 (106, 19 Wackernagel);
(mich haben) die fursten her geladen
zeinem tac, den die gesellen (die kurfürsten)
durch des rîches nôt haben wellen.
Ottokars östr. reimchron. 70908 Seemüller;
dar umb habe ich zu burgen gesaczt die êrbergen vesten ritter und kneht, mein fruͤnde und gesellen. mon. Zoll. 4, nr. 140 (urk. Wilhelms v. Seckendorf von 1368); das marggraf Albrecht von Baden und ander vill grafen und hern und reicher mechtiger gesellen vom adel aus Schwaben, Franken und Reinlendern der trefflichisten erschossen. Wilw. v. Schaumb. 81; die stubengesellen, die mitglieder der herrnstube, die geschlechter der reichsstädte: am selben auben (abend) luden unser hern und obern grauff Fridrichen und all sin hoffgesind uff morns mentag zuͦ nacht zuͦ gast uff die hernstuben, des glich och all stubengesellen. Hug Villinger chr. 146, vor- und nachher stubenherrn. vgl. das verbum gesellen 3.
4)
amtsgenosse: gesell von eim ampt, collega Henisch 1554, gesell in den ampt Teuthonista 104ᵇ, mitgesell in eim ampt Dasyp. E 6ᶜ. Dief. 132ᵃ, amptzgesellen, collegae Alberus AA 3ᵇ, amtsgesell Denzler 131ᵇ; ûffe den market, dô her (der richter) stunt mit sînen gesellen. myst. 1, 7, 2 Pf.; das nechst jar darnach fuer Titus Quintius Flamminius, der bürgermaister, in Kriechenland wider kaiser Philippen. sein gesel Sextus Aelius Petus zoch über die Baiern mit herskraft. Aventin. 4, 458, 28 Lexer; da aber Marius nun den ersten haufen erlegt het und hört, wie Catulus, sein mitgesel, von dem pirg getriben was. 510, 32; sein (Moses) amptgesellen, die jm solten leren und regieren helffen, die legen sich alle wider jn auff. Mathesius Luther 51ᵃ; rats-, ratgeselle, mitglied des städtischen rates, ratsgenosse, ratsherr, s. theil 8, 200. Schm.² 2, 258 und kumpan 2, theil 5, 2612: (der rat zu Worms schreibt) Johann Cune, unser ratsgeselle. Janssen Frankf. reichsc. 1, 4 (von 1381); uns (rat zu Frankfurt) han Jacob und Johann Stralnberg, unsere midescheffen und ratsgesellen, gesaget. 469 (von 1438); gesellen, kammerer, rath und gemeinde der stadt Schärding. Krenner bair. landtagshandl. 3, 272 (von 1447).
5)
bundesgenosse Henisch 1554: deszgleichen solt er (Ariovist) weder jnen noch jren gesellen (sociis) krieg zufüren. Ringmann Cäsar (1530) 10ᵃ; die Baiern und ir gesellen .. zerprachen die gotsheuser. Aventin. 5, 15, 14 Lexer; der Baiern gesellen und mitkrieger. 16, 21. 29, 28; von ritterlichen bünden, s. gesellschaft 3, a: daʒ di selben 'gesellen von den sternen' bi zwei dusent ritter unde knechte waren, di da hatten bi virdehalp hondert slosze. Limb. chr. 62, 25 Wyss;
wieder die landtgraven entstundt
auch durch die von Nassaw ein bundt,
'gesellen von der alten minne'
ihr nam war.
hess. reimchr. d. 16. jh. bei Adrian mittheil. 185.
6)
gleichberechtigter, gleichstehender genosse: gesell, compar Dasypodius E 6ᶜ; das regiment und die ehr leiden keinen gesellen. Aler 920ᵇ; der bürgerliche verein kann nicht wohl eine gesellschaft genannt werden, denn der befehlshaber und der unterthan sind nicht gesellen, sondern einander untergeordnet, nicht beigeordnet. Kant 5, 117; Halima. hat dein gott denn keine gesellen (andere götter). Mahomet. wenn er sie hätte, könnt er gott sein? Göthe bei Schöll 153; geh und bilde dir ein, geselle von ihm zu sein. geh! und lasz dich beherrschen .. du wirst ein sklave eines edelmanns werden. werke 8, 66;
(Tantalus) zum knecht zu grosz, und zum gesellen
des groszen donnrers nur ein mensch.
9, 16 (Iphigenie 1, 3).
7)
theilhaber, partner, compagnon, z. b. einer kaufmännischen handlung, vgl. gesellschaft 4, g; gesell, gesellschafter, der etwas mit dem anderen gemeine hat, socius, consors, particeps Henisch 1554; sô wil etelîcher niht ein trügener sîn weder mit dem koufe oder mit dem antwerke, und er nimet im einen gesellen, der gar ein trügener ist. Berthold v. Regensburg 1, 216, 23 Pf.; Liepmanne von Arwieler unde sinen gesellen (und compagnie). Dief.-Wülcker 616 (Frankf., von 1376); Jan Fleming, des Gothircz gesell von Basel, belibt mir schuldig umb schribdafel 100 und 30 gulden. Ruland handlungsbuch 1; halbe gesellen, halbpartner, stumme gesellen, stille theilhaber: weme sy (weinaccise) blîft, die solen halve gesellen sîn, ind die stad ein halff geselle sîn zo wennen (gewinnen) ind zo verliessen .. ouch solen sy ir gesellen offenbar nuͦmen (mit namen nennen), ind egeine stumme gesellen haven. Laurent Aachener stadtrechnungen 77, 19 (von 1393); gesellschafter eines bergwerks: wer der were, der seinen gesellen alfantz schlüge (betröge) oder seins teils mer wolt genyszen, (als) er von recht solt, der selbige wer seinen gesellen seins teils verfallen (dessen bergwerksantheil fällt an die andern gesellschafter). Schladminger bergbrief von 1408 in zeitschr. des deutschen alpenvereins 22, 228; noch jetzt heiszen im bergbau gesellen die mitglieder einer gesellschaft (s. d. 4, g) zum abbau eines bergwerks, deren zahl acht nicht übersteigen darf, andernfalls heiszen sie gewerken: für verbindlichkeiten, welche aus dem betriebe ihres bergbaues erwachsen sind, haften die gesellen ... zu ihren antheilen. sächs. berggesetz vom 16. juni 1868 § 30; früher auch s. v. a. eigenlehner, der nicht allein, sondern in gemeinschaft mit andern eigenhändig eine zeche baute Veith 231:
suocht iu einen andern gesellen,
der mit iu künne bestellen
und mit iu in die gruobe varn.
märe vom feldbauer 485, Germania 1, 352.
8)
mitglied einer gesellschaft, z. b. einer zunft Henisch 1555: es sollen die gesellen (zunftgenossen), so ain husz erkofft hand, gewalt haben, das husz .. ainem zuͦ koffend zuͦ geben oder nit, doch wölher in die zunft gehört. Mone zeitschr. 18, 29 (von 1461); die vischer sollen niemant in irer geselschaft püeszen .. ohne des lantrichters willen. wan der lantrichter ainen vischer etwo bevilcht, das sol er denen andern seinen gesellen zu stunt an verkünden. östr. weisth. 6, 329, 8 (17. jh.); so wie das was .. methode sei, den augen der gesellen (den mitgliedern der Londoner societät, fellows) verborgen war. Göthe 54, 17.
9)
gatte, mhd. êgeselle:
einen mantel truoc si zobelîn,
bedaht mit einem pfelle,
den hêt ir ir geselle
verre brâht über sê.
Wigalois 7433, nachher ir friunt, ir man;
(diu künegin) ze hern Îweine sprach sî dô:
geselle unde herre, ..
Iwein 2665;
von der gattin: ein weib ist ja ein freundlicher, holdseliger und kurzweiliger gefert und gesell des lebens. Kirchhof wendunm. 5, 81.
10)
geliebter, liebhaber:
friunt unt geselle diu sint dîn:
sô sî friundîn unde frowe mîn.
nâch mîme gesellen ist mir wê ..
wâ ist mîn geselle alse lange?
liederdichter d. 12.—14. jh. 284, 24 Bartsch;
kume kum, geselle mîn.
291, 250 u. ö.;
'der (blumen) het ich gerne ein krenzelîn,   geselle' sprach ein vrouwe.
Neidhart 26, 12 Keinz;
gselle mein, hab immer danck (spricht des maiers diern).
got dich herbider sende,
du traut geselle mîn.
28, 3, 25;
pei manigem kopelreien,
do fraw und gesell ir hend
freüntlich thetten zusamen schlieszen.
fastn. sp. 3, 1419;
mein liebster gesell guͦt, sagt das fräwlin beim scheiden zu ihrem geliebten. Hätzlerin 1, 25, 118, noch bair.-tirol. gsell, liebhaber Schm.² 2, 258. Schöpf 669. auch von weibern, die geliebte:
der sande dô zetal
nâch des kuniges gesellen,
sîner swester gellen (nebenbuhlerin).
Ottokars östr. reimchr. 74485 Seemüller;
in einem liebesbrief an eine frau wird diese angeredet:
ei zarter gesell, zarter.
Hätzlerin 2, 25, 196;
amen, zart liepster min gesell!
Wackernagel kirchenl. 2, nr. 738,
die anfangsbuchstaben der 16 sätze dieses gedichtes geben die worte: Margaret min gesel; mhd. auch ein fem. diu geselle, die gefährtin.
11)
freund, dann überhaupt einer mit dem man näheren umgang und verkehr hat: ahd. des kesello ne willo ich sîn, wanda er .. sih ahtôt iustum, got iniustum. Notker ps. 100, 3; sînes (Pharaos) trûtgesellen (Joseph). Graff 6, 179;
mhd. mîn trûtgeselle von der Vogelweide.
Walther 119, 12;
(Konradin) nam sîns (enthaupteten) gesellen houbet,
er druct eʒ schrîend an die brust.
Ottokars östr. reimchr. 3418 Seemüller;
nhd. eins gesell sein, familiaritate jungi alicui Dasyp. E 6ᶜ; der niemands gsel komm auch nit über dein gschwel. S. Frank spr. 2, 179ᵇ; wer mit den weisen umbgehet, der wird weise, wer aber der narren geselle ist, der wird unglück haben. spr. Sal. 13, 20; sihe, wie ist der mensch ein fresser und ein weinseuffer, der zölner und der sünder geselle. Matth. 11, 19; sie (lieder) waren ihnen (Herder) bestimmt, ihnen allein bestimmt, so dasz ich meinen besten gesellen keine abschrift aufs dringendste bitten erlaubt habe. d. j. Göthe 1, 297; endlich komme ich einmal zufälligerweise in das zimmer eines meiner gesellen (bekannten). werke 24, 184. 26, 120; unser geselle Moritz. 29, 186; der würdige Neri und seine gesellen, vorher Neri und einige seiner freunde. 205; der tod eines so alten bekannten macht auch auf die gesellen, welche mit ihm sich alt gelebt haben, immer einen besondern eindruck. Fernow in Böttigers lit. zust. 2, 284; in verbindung mit freund:
dasz meine nächsten, freind, gesellen
sich gegen mir als frembdling stellen.
Weckherlin 152 (ps. 38, 11);
do solches Diego von seinem (kriegs-)volk gemerkt, das er inen nit vertrauen dorft, so pedacht er sich mit seinen besten gesellen und freinden.
Ulr. Schmiedel 102, 9 Langmantel;
gott und der natur, vorvordern und eltern, freunden und gesellen.
Göthe 25, 310.
12)
in der anrede wie freund, lieber: mhd. 'ist daʒ tôtsünde?' nein, geselle, nein! mystiker 1, 273, 32 fg.;
Jesus sprach: geselle, stant
und schouwe, wes daʒ bilde (auf der münze) sî.
Ottokars östr. reimchr. 462 Seemüller;
gsel Rüedi. Mone schausp. 2, 397; gsell Heini! J. Ruff Etter Heini 2258; (des landvogts knecht spricht)
gsell Wilhelm Thell, was faachst du an?
Ruff Tellenspiel 749, schweiz. schausp. 3, 85;
do antwort der unmutig man
und sprach zu mir: o lieber gsell ..
H. Sachs 1, 448ᵈ;
darum man spricht: lieber gesell, ich bin vol geweszt, habs in eim trunck geredt. S. Frank laster d. tr. E 3ᵃ; lieber gesell, mein guter gesell, mi bone vir Aler 921ᵃ;
da tritt ein braun Bohemerweib mich an
und spricht: gesell, ihr suchet einen helm.
Schiller XIII, 178 (jungfr. v. Orl., prol. 3. auftr.);
im munde eines höherstehenden:
(der kaiser zum schäfer) ha bravo! du trägst, wie ich merke, geselle,
das herz, wie den kopf, auf der richtigsten stelle.
Bürger 2, 57.
als liebkosende anrede an thiere: diser zeit lebet ein riesz und recken, hiesz Einheer, der wut über alle wasser, dorfft über kein brucken gehen, zog sein pferd bei dem schwantz hernach, sagt alle zeit: nun gesell du must auch hernach. Aventin. chr. 331ᵇ; weidmännisch, gesell, gesellmann, waldmann, knecht, oft mit hinzufügung von lieb oder traut sind die gewöhnlichen anreden für den hund. weim. jahrb. 3, 349. Heppe wolr. jäger 181ᵃ, schon in Hadamars jagd nennt der jäger seinen leithund geselle 57, lieber geselle 60. 67. 76. ebenso wird in der 'jagd der minne' (liedersaal 2, nr. 126) der leithund geselle und herzens traut genannt v. 6, 34, 384, 401; wann der jäger den leithund an die hand nimbt, soll er sprechen: nun wolan hin, trauter gesell ... gueter, trauter gesellmann, hin hin, lieber trauter hund, gesell, hinwieder! gen holz! weim. jahrb. 3, 351, jägerschrei aus einer handschr. d. 17. jahrh.
13)
gefährte, genosse, kamerad.
a)
im allgemeinen: so ists je besser, zwei denn eins .. fellet jr einer, so hilfft jm sein gesell auff. pred. Sal. 4, 10; ohn gesell schmeckt kein brod. Aler 920ᵇ; ein böser gesell führt den andern in die höll. Serz 53ᵇ; gesell in der noit. Teuthonista 104ᵇ; von gott:
es ist doch kein gesell dir treuer in der noht
als gott, der bei dir steht auch mitten in dem tod.
Rist Parn. 812;
was kann euch thun die sund und tod?
ihr habt mit euch den wahren gott ...
gotts sohn ist worden eur gesell (eures gleichen).
Luther bei Mützell geistl. lieder 1, 6;
der mit einem zusammen paszt, zusammen gehört:
unden in der helle,
dâ ir (könig) und iur geselle,
der bâbst, die zît inne vertrîbet.
Ottokars östr. reimchr. 3470 Seemüller;
new zeittung vom teuffel, wie neulich der bapst und sein gesell, der oberst sathanus auss der hell, von ihrer gsellschafft und disem kryg sprach gehalten. titel einer flugschrift von 1546; wer seinem vater oder mutter nimpt und spricht, es sei nicht sünde, der ist des verderbers geselle. spr. Sal. 28, 24; der mit einem zusammen lebt: ich bin ein bruder der schlangen, und ein geselle der strauszen. Hiob 30, 29; der an etwas theilnimmt, bildlich:
geselle meiner liebesqual (sagt der junggesell zum bache).
Göthe 1, 209.
b)
genosse in beruf, beschäftigung oder gesinnung:
ahd. fuar Petrus fisgôn ... mit sehs gisellon sînen.
Otfrid 5, 13, 4;
er (der fischer) treibt sein gewerbe,
wenn auch hundert gesellen die blinkende fläche durchkreuzen.
Göthe 1, 335;
mhd. jeit-, weidegeselle, jagdgenosse; in disem bad wirt ein schultheisz erwelet mit mehrer hand der badergesellen (badegenossen). Pantaleon Baden (Basel 1578) 77;
da hubens (die trunknen bauern) ein hader an,
hieb einer seim gesellen
ein wund, dasz blut rausz ran.
Uhland volksl. 653;
das urteil gieng aus, das man die weisen tödten solt, und Daniel sampt seinen gesellen (propheten) ward auch gesucht, das man sie tödtet. Daniel 2, 13; dann ob er schwig (ein gesell, der nicht gearbeitet, bei der abrechnung), so schweigen sein gesellen nit, die rugen ie einer den andern. Tucher baumeisterb. 67, 24;
drauf Robert zum gesellen spricht
mit falschem heuchelschein:
frisch auf, gesell, und säume nicht.
Schiller XI, 251 (gang nach d. eisenhammer 115);
erst dieses jahr ward der Wolfsberg von den gesellen meiner studien eifrig bestiegen. Göthe 51, 166; einst bemächtigte er (student) und ein spieszgesell sich der esel des Thomasmüllers, sie ritten wohl gekleidet, in schuhen und strümpfen mit dem gröszten ernst um die stadt .. nachahmer fand er jedoch keinen und wenig gesellen. 25, 60; zwar fand er darin vorgänger und gesellen (in der lebensweise). 24, 114; zu meinen eigenen überzeugungen finde ich keine gesellen. an Zelter 6, 115.
c)
gehülfe bei einem unternehmen, einer arbeit: gesell der tat, sodalis voc. inc. teut. i 4ᵃ; daʒ her (Paulus) solde sîn ein nâchvolger Kristi und ein geselle (mitarbeiter) der aposteln. mystiker 1, 72, 31 Pf.; Titus, welcher mein geselle und gehülffe unter euch ist. 2 Cor. 8, 23; da zu jm (dem propheten Haggai) hernach uber zween monden Sacharja zum gesellen gegeben ward, auff das durch zweier zeugen munde gottes wort deste gewisser gegleubt würde. Luther vorrede auf d. proph. Haggai bei Bindseil 7, 409; wer sich williglich unter die Türcken gibt, der macht sich jr geselle und mitgenossen alle jrer thaten. werke 4, 403ᵃ;
ihr nahmt mich zum genossen eures glücks,
mich zum gesellen eurer thaten auf.
Göthe 9, 306 (nat. tochter 3, 1);
Götz. meine leute, wo sind die? .. sie waren meine gesellen, und sind's. 8, 120; gehülfe beim turnier:
vor iedem stecher reit (im aufzuge zum turnier)
ein gsell, wie sich gebürt,
und seinen spiesz im fürt.
H. Sachs 2, 3, 190.
d)
theilnehmer an einer schlechten that oder einem verbrechen: geselle in poszheit, complex. voc. 1482 m 3ᵇ. voc. inc. teut. i 4ᵃ; gesell in einer unthat. Krämer 548ᵃ; mhd.
wenn der bœse hât
gesellen, des muoʒ schaden hân
beide vrouwen unde man.
Boner edelst. 10, 37;
sîn geselle dar an (am diebstahl). kulm. recht 5, 30; ich welle einen gesellen zuo mir nemen, der den man, des daʒ golt ist, unmüeʒig mache, sô stil ich daʒ golt. mystiker 1, 273, 34 Pf.; er (ein stehlender mensch) nahm zum gesellen und helfer einen schreiber. Göthe 34, 319; geselle eines räubers. 8, 65; vergl. diebsgesell und mhd. schâchgeselle, raubgeselle.
e)
tisch-, trink-, schlafgenosse u. s. w.: gesell in dem wolleben, contubernialis voc. inc. teut. i 4ᵃ; gesell an der taiflen. Teuthonista 104ᵇ; aber der freund ist gesell des tisch. bibel 1483 321ᵃ, Sirach 6, 10, est autem amicus socius mensae vulg., weil (so lange) dirs wolgehet, ist er (tischfreund) dein geselle Luther; der rath schenkt mir zu iglicher mahlzeit ein halb stübigen Rheinfall, zuweilen trink ichs mit meinen gesellen. Luther br. 5, 788; grüsze alle tischgesellen. 784; mhd. trincgeselle, nhd. trinckgesell Duez 193ᵃ; freszgesellen, sauffgesell Henisch 1555; mhd. bette-, slâfgeselle, nhd. schlafgesell Dief. 132ᵃ. Henisch 1555; von einem weibe: ich fande meinen schlafgesellen wein- und schlaftruncken und ... mit einer einbildung bethöret, kraft deren sie mich ihren Peter nennet. Simpl. 3, 415, 25 Kurz; ein schwetzgesell, confabulo Alberus G 4ᵃ;
in einsamkeit mein sprachgesell.
P. Gerhardt 'ein lämmlein geht und trägt die schuld'.
f)
reisegefährte, begleiter, mhd. reise-, vart-, wander-, wecgeselle: gesel uff dem weg, comes. voc. inc. teut. i 4ᵃ, weggesell Dasyp. E 6ᶜ. Denzler 131ᵇ; Tobias gesegnet vater und mutter, und zoch mit seinem gesellen dahin. Tob. 5, 24; êr mier dahin (nach Cypern) kamen, starb mir mein gesell, der von geschlecht ein Münich von Basel war. Ehingen 14; rauschen (der alpenbäche), dasz einer kaum mag hören was sein gesell mit jm redt. S. Münster cosm. b. 5, cap. 40;
sind die lärmenden dort deine gesellen der fahrt?
Göthe 1, 298
fort trabt der mächtige prälat ...
zwei edelknaben, reis'ger zwei,
und noch drei äbte als gesellen.
bildlich:
ja der Rein warff auch auff klein wellen,
die dantzten umb das schiff zu gsellen
Fischart gluckh. schiff 398;
geistlich:
der weg gen himel rauch und schmal,
gewandert durch di minsten zal.
drumb wer sich förchtet vor der hell,
sei hi nit groszer meng gesell.
von gott:
hier tret ich auf die schwelle:
gott der herr ist mein geselle,
Christus ist mein hut ...
ausgangssegen bei Müllenhoff u. Scherer denkm. 420.
g)
spielkamerad, gespiele, mhd. spilgeselle kindh. Jesu 99, 4:
so min gesellen mich empfingen,
und mit mir sprungen, sungen,
so dauhte mich, mir wer wol gelungen,
wann manges dinges ahtet ich niht,
daʒ man nu von kinden siht.
Renner 14899;
kluckergesell, s. theil 5, 1259; dô er (delphin) nu daʒ kindel tôt vant, daʒ ain gesell seiner kurzweil was gewesen. Megenberg 236, 20; von erwachsenen, spielgenosse: spilgesell, collusor Henisch 1555; schachgeselle, mit dem man schach spielt: drauff madtet doctor sein schachtgesellen, der lest jm das schachtspiel. Mathesius Luther 207ᵇ; euer schachgesell. Lessing 2, 206 (Nathan 1, 2).
h)
genosse im zweikampf, gegner, mit dem man kämpft, mhd. kamphgeselle Tristan 8996. Iwein 7085, strîtgeselle Tristan 9199:
und soltens (die zwei drachen) grûsenlîcher sîn
dan die tiuvel in der helle,
ich muoʒ ir geselle
nu wesen an dem strîte.
H. v. d. Türlin krone 13420;
auf dem fechtboden: er schlug drauff, dasz der beltz kracht, focht umb die höchst blutrur, umb das kräntzlin, umb ein glasz mit wein, wie es der gesell an jhn begert. Garg. 188ᵇ.
i)
schulkamerad: schuͦlgesellen, die under eim schuͦlmeister lernen, condiscipuli Dasyp. E 6ᶜ. Renner 17359;
mich dunckt, jhr seid
mein alter schulgsell bruder Veit.
Wolfh. Spangenberg glückswechsel 342 Martin;
von welchem fasz ich in der Erfurtischen schul meine schulgesellen schwätzen habe hören. Schuppius 734; gesell, gewöhnlicher ausdruck unter den fahrenden schülern: do begärten die schelmen mit unsren gsellen zuͦ spilen im schachzabel. Th. Platter 18 Boos; by einer vierteil einer mil by Nuͤmburg waren unser groszen gsellen (die bacchanten) in eim dorff do hinden bliben. ebenda; do weinet min gsell aber, vermeint, er wurde sin gsellen verlieren. 32. daher auch sonst: verachte mir nicht die gesellen, die für der thür panem propter deum sagen und den brotreigen singen. Luther 5, 184ᵃ;
dann ich hab gar mit nicht studirt,
und noch viel weniger transferirt (mich mit übersetzen geübt),
es fehlt wol mehr andern geselln,
so glerte meister jetzt sein wölln.
weim. jahrb. 5, 463 (von 1574).
k)
genosse des bräutigams bei der hochzeit, 'brautführer', in der beschreibung einer hochzeit zu Nürnberg 1352 Ersch und Gruber I, 63, 370ᵇ: machte Simson daselbs eine hochzeit, wie die jünglinge zu thun pflegen. und da sie (Philister) jn sahen, gaben sie jm dreiszig gesellen zu, die bei jm sein solten ... aber Simsons weib ward einem seiner gesellen (νυμφαγωγός) gegeben, der jm zugehöret. richter 14, 11. 20; jungfer-gesell, bei hochzeiten, der die braut führt Frisch 1, 344ᵇ.
l)
bildlich, von thieren: die zugochsen habent ain grôʒ sänftikait zuo irn gesellen, wan ainr suocht den andern, mit dem er den pfluog hât gezogen. Megenberg 159, 26; vielleicht bin ich noch so glücklich, mit der zeit einen gesellen vor sie (die raupe) zu finden, denn ich kann mich doch fast nicht überreden, dasz sie nur die einzige von ihrer art sein sollte. Rösel ins.-belust. 1, 22; von dingen und abstractionen:
niemen kan des sumers wunn vol zellen;
schœn sint sîn gisellen,
vîol, rôsen, bluomen, klê,
boume bluot.
Hadloub 31, 1 Ettmüller;
nu hörent von dem abrelle!
der ist vorabe des loubes geselle.
Dangkrotzheim namenb. 118;
der wind iegleicher hât zwên gesellen oder zwên volger: ainen ze der rehten seiten und den andern ze der tenken .. alsô daʒ des sudenwindes gesellen haiʒent der reht sudnær und der tenk sudnær. Megenberg 80, 10 fg.; davon zeuget sein (des blitzes) geselle, nemlich des donners zorn in wolcken. Hiob 36, 33; ein fauler apffel verderbt seinen gesellen auch. Henisch 1556; aber hier sieht man nur den theil eines breiten wassers, das ins meer geht, einen schmalen arm, halb versandet wie seine gesellen, die irgend ein berühmtes delta bilden. Göthe 49, 178; je mehr ich diese güter aufhäufe, desto mehr gesellen scheinen sie zu verlangen. 15, 147;
betrüglich schlosz die furcht mit der gefahr
ein enges bündnisz; beide sind gesellen.
9, 74 (Iph. 4, 4);
keinen augenblick kann man einen ohne den andern (es ist vom optimismus und pessimismus die rede) besitzen, und scheint auch einmal einer allein zu gaste zu kommen, so tritt doch gleich der andre hinter drein, als könnte er ohne seinen geliebten gesellen nicht athmen und sein. Klinger 11, 4.
14)
dem meister untergeordneter gehülfe.
a)
gehülfe des schulrectors: 'in den alten schulgesetzen des berlinischen stadtgymnasii heiszen die lehrende der meister und seine gesellen.' Frisch 1, 345ᵃ.
b)
hilfsgeistlicher, diakon, kaplan, auch pfarrgesell, zugesell, gesellpriester und gesellherr, s. d. und Schm.² 2, 258: der brobst und sein gesellen. urk. Ludwigs d. Baiern 21 Weech (von 1335); sachen der pharre, di ein pharrer und sein gesellen angehören, peichten, taufen, ölen. mon. Zollerana 4, nr. 150 (von 1369); es scholl ain pfarrer oder vicarii selb dritter priester sein, zwen gesellen und er darzue. tirol. weisth. 4, 251, 13 (ende des 15. jh.); er soll geben dem gsöllen 12 kr., das er mesz hab auf S. Kunigunden alter. 1, 78, 34 (von 1402); also was ain pfaff zu unser lieben frawen, genant dominus Cunradus Seybolt .. der was gesell auf der pfarr zu unser lieben frawen. Augsb. chron. 2, 129, 10; die pfarrgesellen und andre dienend priester. bair. landtag von 1543 s. 169; herrn Hansen N. etwen vicari zu Pörkirchen und jetzo zugesell zu Lauff. Krenner bair. landtagshandl. von 1429 —1513 7, 212.
c)
handwerksgehülfe, im 14. und 15. jahrh. aufkommend und allmälich die älteren bezeichnungen knecht, knappe und kind verdrängend, s. theil 5, 711. 1343. 1387:
ein schuoster sînen gesellen nît,
ob er anders mêr zesnît.
darzuo tuond ir (der goldschmiede) gesellen
die hübschan dochtran vellen
mit ir ringli machen.
teufels netz 10906;
kein meister der messersmide hentwergk noch geselle. Freiberger stadtr. 282, 9 Ermisch (um 1440); ein iglich meister (der sensenschmiede) sal nicht mehir zume meisten danne drei gesellen und einen jungen haben. 289, 25 (um 1465); welch meister (der böttcher) eime gesellen mehe gebe wenne fumf groschen. 287, 16 (um 1450); die zimmergesellen. Tucher baumeisterb. 61, 33. 307, 19, Cuntz Hübner der maurer mit 5 gesellen. 307, 12 fg., steinmetzengesellen 62, 1, hoyergesellen .. die haben schirm oder pruckpfell oder sunst grundpfell geslagen zu dem grunt oder zu der pruck 64, 14, von pflasterern 64, 33, tünchern 65, 7, gesellen des röhrmeisters 65, 15, auch die lehrlinge umfassend, wie knecht theil 5, 1388: ob ein pflastermeister einen gesellen lernen wolt .. ein solicher lergeselle. 50, 21. 24; das der meister (der steinmetzen) keinen lerknaben uff die hütten stellen sol ze werken, dem man ganzen lon gebe als den andern gesellen. Mone anz. 3, 205 (Basel, von 1496); alle maister und gesellen des gantzen gemeinen antwergks des steinwercks und steinmetzen in teutschen landen. 5, 495 (Straszburg, von 1498); so sye Symon Haider seelig och ain tischmacher und bildhower gewesen, und habe knecht gehept, die bild gehowen habint als er das gestül zu dem thum alhie zu Costentz gemacht hab .. maister Symon Haider sälig und Hans sin sun, das die ouch bildhower gesellen bestelt habint. anz. d. germ. mus. 1861, sp. 11. 53 (von 1490); machte genaue kundschaft mit einem alten beweibten bildhauergesellen. Felsenburg 2, 408; Williwalt, der mahlersgesell. Ayrer 5, 3114. 3117; gesell bei einer kunst. Frisch 1, 344ᵃ; es warden die baid recepta vom maistergesellen verfertiget, nachher der apotekergesell. Zimm. chron. 2, 304, 18 fg.; gesellen der stadtpfeifer; kaufgeselle, kaufmannsdiener, s. theil 5, 332, doch ist das wort neuerdings vielfach durch das vornehmer klingende gehülfe (s. d.) verdrängt worden; büchsengesellen, welche, was sie verdienen, in einer büchse sammlen und mit dem meister theilen müssen Jablonsky 528ᵃ; örten- oder ertengeselle, altgeselle, der das ertenamt hat, die bewirtung der zuwandernden gesellen Frisius handw.-cerem. 651 fg., zu mhd. ürte, wirtsrechnung; sieh die zusammensetzungen alt-, meister-, jahr-, muth-, halbgeselle;
den meister und den werck-gesellen.
gesellen halten oder fördern. Frisch 1, 344ᵃ; einen zum gesellen machen oder sprechen. ebenda; ein eingebrachter gesell, socius debito more opificii ad magistrum introductus. 344ᵇ; geschickte meister, gesellen und lehrjungen. Mathesius hochzeitpred. 90ᵇ;
meister rührt sich und geselle.
Schiller lied v. d. glocke 321;
frisch, gesellen! seid zur hand.
v. 6;
aus der sprache der handwerker entlehnt bei den freimaurern gesell, der zweite grad im orden zwischen meister und lehrling. Gädicke freim.-lexikon 216; bergmännisch gesell, auch berg-, schlegelgesell, bergarbeiter, häuer Veith 231, ärztgesellen, erzhäuer Lori bair. bergrecht 103ᵇ (von 1476).
15)
wie kerl in seiner allgemeineren bedeutung, doch mit feinerer farbe, mensch, bursche, person.
a)
wir Deudschen sind solche gesellen, was new ist, da fallen wir auff und hangen dran wie die narren. Luther 3, 338ᵇ; ich bin auch solcher gesellen (pfaffen und münche) einer gewest, der solchs hat helffen leren. 6, 9ᵇ; wenn sich dazumal so ein gesell vor dem volke als einen künstler zeigen wollte und das kunststück dem volke nicht gefiel, so warfen sie ihn mit gesammter hand ins wasser. Klopstock 12, 300; das ist das kunststück solcher gesellen, dasz sie jedes wahre reine verhältnisz miszachtend, ihre schlechtigkeiten in die lässige nachsicht einer geselligen convenienz einzuschwärzen wissen. Göthe 31, 123; es ist noch ein brief von Bürgern aus jener zeit vorhanden, woraus zu ersehen ist dasz von sittlich ästhetischem unter diesen gesellen keineswegs die rede war. 48, 91; gesellen dieser art, an denen nichts als mantel, stab und bart socratisch ist. Wieland 9, 90.
b)
in verbindung mit adjectiven und participien: mnd. spellude unde varende gesellen. Schiller-Lübben 2, 78ᵇ; der herren lust ist armer gesellen unlust. Henisch 1555; wie es einem armen gesellen gehe, der ein hauffen kinder hat (äuszert ein hofprediger von sich). Schuppius 505; Heintz Scheiding ist ein jung, hübsch, frisch gesell .. Erhart Röder ist ein eben gesel .. Nickelascko ist ein pöszwicht, ein kurtzer, dicker gesel .. Mertein Swob, ein dürr, plaicher gesel. städtechron. 2, 79 fg. (Nürnberg, von 1444); 6 püchsenschützen (als wachposten), dieselben süllen frum und stille gesellen sein. 280, 25 (von 1449);
hinwider sie (weiber) auff uns auch rapten
und etlich fein gsellen erschnapten.
Fischart flöhh. 809 Scheible;
wenn ich sie hette sollen fragen .. so hette jr keiner gewuszt gack darzu zu sagen, urtheilen mir nun das gantze werck, die feinen gesellen (ironisch). Luther 5, 140ᵇ; derbe stämmichte gesellen. Wieland 20, 52; man beneidete die wunderlichen gesellen (die zigeuner). Göthe 19, 36;
da zeigt sich vor ihnen ein alter gesell.
1, 226;
ich hort ein mal vom Parasell (Paracelsus),
ein groszer hans und kluger gsell.
B. Waldis Es. 4, 24, 78 Kurz;
hatt Sapidus ein baccalaurium, hiesz Georgius ab Andlow, gar ein glerter gsell, der vexiert die bacchanten so jämerlich übel mit dem Donat. Th. Platter 36 Boos; wer an disem teil volkommen were, den möchte man auch wol nennen einen vollkommen gsellen in der coss (ital. regola de la cossa, algebra). M. Stifel coss Christoph Rudolphs 166;
der flöhe könig Cacaniel,
ein stoltzer kohlschwartzer gesell,
kam über meer daher gefegt.
Fuchs mückenkrieg 2, 114;
ein stolzer geselle. Göthe 40, 22; hochtrabende gesellen. Philander (1644) 120; übermüthige gesellen. Freytag werke 12, 230; es ist ein loser, schlimmer, leichtfertiger, liederlicher, frecher gesell Stieler 2005;
sind dir gar lockere, leichte gesellen.
Schiller XII, 14 (Wallenst. lager 1);
mit einem haluncken und sonst faulen gesellen. Philander (1650) 2, 495; wenn ein unverständiger grober geselle mit ungestühm herausz fähret. pers. rosenth. 4, 5; du grober geselle! Göthe 40, 24; nun, ihr erbärmlichen gesellen? Schiller II, 333; unverschämter geselle! Wieland 13, 124; bildlich:
denn der tod ist ein rascher gesell.
Eichendorff ged. 15.
c)
junger geselle, auch nur gesell.
α)
junger mann, jüngling: junger gesell, juvencus, juvenculus Dasyp. E 6ᶜ. Henisch 1554;
ein junger gsell mit fleisz studiert
so lang, das er wardt promoviert
magister in der freien kunst.
B. Waldis 4, 76, 1 Kurz, nachher kurzweg der gsell;
drumb jr jungen gesellen, leset seine (Melanchthons) locos mit fleisz. Mathesius Luther 144ᵃ; der jung gesell tritt allein hinein. H. Sachs 1, 477ᵃ;
ein jung gesell kam auszher gahn.
B. Waldis Es. 4, 24, 13 Kurz;
als ich ein junger geselle war,
lustig und guter dinge.
Göthe 47, 93;
von vier gsellen, wie si sich von der puolschafft riemen. fastn. sp. 1346;
will kein geselle denn auf deine treue bauen?
P. Fleming sonn. 3, 95;
β)
unverheirateter junger mann, junggesell: ein junger gesell, coelebs Frisch 1, 344ᵇ, lediger gesell Grimm weisth. 3, 104, 14 (von 1697). tirol. weisth. 1, 23, 44 (17. jh.); im gegensatz zu mann, ehemann:
das (mummerei) sind jung mender und jung gselln,
die sich verbutzen und verstelln,
die treiben etlich fasznachtspiel.
H. Sachs 1, 472ᵇ;
andere wolten sich verheirathen, aber mit einem jungen witmann, als welcher schon deponiret und abgericht, und mit jhm besser auszzukommen were, dann mit den hartnäckigten jungen gesellen. Philander (1644) 104; nicht nur mit jungen gesellen, sondern auch mit ehemännern. Schuppius 485; so soll der mann oder gesell zuͦvor erforschen, wie diejenige, so er jm vertrauwen (verloben) will, geschickt (beschaffen) sei. Spangenberg ehespiegel (1567) 33ᵇ;
is doch dat frien nut (nütz) bi männern und gesellen.
Lauremberg 124, 2 Lappenberg;
(langeweile,) machst jungfrau zur frauen,
gesellen zum mann.
d. junge Göthe 2, 197;
gegenüber den jungfrauen: Leonh. Culmanni christliche unterrichtung, wie sich junge gesellen, jungfrauen und witwen in den ehelichen stand richten sollen. Nürnberg 1567; (niemand findet) junge gesellen die nicht gern schöne meidlein sehen .. jungfrawen die nicht gern schöne gesellen schawen. Fischart groszm. 9 Braune; sihe an, wie ein schön gesell oder metze ich bin für andern. Luther 8, 51ᵃ; wenne man eine wirtschaft einer hochzeit haben wil, so mag der brutegam beten (bitten) acht par .. und zehn gesellen und zehn iuncfrauwen. Leipz. urk. 1, 248 (von 1454); von junckfrawen und gsellen wie sy lobent ainander. fastn. sp. 3, 1347; die jungfrau im bad, der gesell im madt, gibt ein gute heirat, sagt der Beier, das ist, wenn der gesell schon grasz hauen kan und die jungfrau noch in der badmulter ligt, das proportionirt sich fein artig. Mathesius hochzeitpred. 33ᵃ; welcher ehrliebender gesell ist, der eine solche gaffel und raffel gern freien wolte? Moscherosch chr. verm. 178; sie (Perser) thun es auch (das rotfärben) an ihren todten, wenn sie als gesellen und jungfern sterben. pers. rosenth. 7, 20; wir wöllen gsellen bleiben, .. so bleibt die Greta schön und disz leben guldin. S. Frank spr. 2, 69ᵃ; alter junggesell: etliche gantz eselgrawhärige jungegesellen, diese leben ohne ehliche weiber. Philander (1644) 120, alte junge gesellen am rande; von lediggestorbnen wird überhaupt kein sterbefall gethätigt, auszer von den männlichen hagestolzen, den alten herbstgesellen, die nach hinterlegtem 50 sten jahre mit tod abgehen. weisth. 3, 102.
d)
ein tüchtiger kerl: das ist ein gesell, der kann ein geschweigen (einen zum schweigen bringen). Keisersberg sünden d. munds 77ᵃ;
so pste (besteh) ich für ein gsellen (einen ganzen kerl).
Uhland volksl. 2, 645;
du bist ein gesell darzu. Simpl. 1, 26, 32 Kurz; du bist der rechte gesell darzu. Aler 921ᵃ, auch ironisch: du bist der rechten gesellen einer, et tu es de natione scelesta. ebenda;
mit trüwen vernamen das
die knecht, wie ir houptman was
ein gsell (was für ein kerl) an inen worden zur zit.
Lenz Schwabenkr. 117ᵇ, vorher ein schalck.
e)
ein beliebter wortwitz mit esel:
bist mir ein gesell recht ohne das g.
Ambraser liederb. 193, 6;
er ist ein grober flegel, ein grober gesell ohne g. Abele selts. gerichtsh. 2, 309;
denn ist not, das der müller kumb
und treib ein solchen gESELLen umb.
B. Waldis 1, 90, 78 Kurz;
ihr graubartiger gEsel. kunst über alle k. 9, 16; ein ander gEsell. Simpl. 1, 85, 18. 4, 383, 16 Kurz. Schuppius 788.
16)
obscen, penis, wie kerl theil 5, 591: mîn geselle. liedersaal 3, 619: jungfrawen an diesem (französischen) hof so geliernig sein gewest und lang darvor, ehe sie verheirat worden, in erfarnus gepracht, wie man im thuen sölle und wo hin mit dem gesellen. Zimm. chr. 3, 345, 6, vgl. 344, 15 fg.; so musz ich, sprach er, mein geselln ein ader lassen; fing darauff an so überflüssig zu harnen. Garg. 238ᵇ; hode, wie bruder th. 2, 420: mnd. vorsneit ime beide gesellen. Schiller-Lübben 2, 78ᵇ.
17)
besondere beachtung verdient der ausdruck guter geselle, im wesentlichen gleich guter kerl theil 5, 578. 581.
a)
im sittlichen sinne und vom charakter:
ahd. thes dages (der auferstehung Christi) fuarun thanana   sîne drûtthegana,
gisellon zwêne guate.
Otfrid 5, 9, 4;
nhd. der pfaff .. was fast ain guͦter gesel (ein guter mensch). Hug Villinger chr. 131; nicht allein ein schlechter guter gesell (schlichter braver mensch), sondern auch alle könige .. möchten betrogen werden, denn wie kan ein schlechter unerfarner geselle dencken, das ein cardinal solch ein böser wurm sein künd? Luther 7, 364ᵇ; sagt dem guten gesellen, das sichs nicht so wird flicken lassen für gott und im gewissen. 4, 351ᵇ; es scheinet ein gut gesell zu sein, ex habitu bonum virum prae se fert Henisch 1556; gute gesellen, probi, bene educati socii Aler 921ᵃ; indem sie (mädchen) offt einen guten ehrlichen gesellen, so zwar ihrem stand gemäsz, gleichwol verachtet, auszgestimpffet und verlachet. Philander (1644) 120; mitleidig: weil jr mit worten und wercken .. dem guten gesellen (waisen) zum besten wol dienen künd. Luther 4, 373ᵇ.
b)
als ehrende bezeichnung, ehrenmann, gentleman:
daʒ er (landgraf Ludwig) ein gût geselle sî
gewest mit den rittern, wunneclich,
frô, milde, trostlich.
daʒ zimet allen fursten wol,
diz bî ir wirde wesen sol.
Ludwigs kreuzf. 2631;
(ein ehrenhandel zwischen zwei edlen wird ausgeglichen nach rat der herren und edlen, dabei zuletzt) und solt der knecht durch Wilwolten für einen gueten gesellen gehalten werden. Wilw. v. Schaumburg 68; biedermann, ehrbarer, gebildeter mann:
so spricht ein yeder guͦter gsell:
wie duͦt der narr sich so zerryszen.
S. Brant narrensch. 35, 8;
so viel fleisch oder fisch, dasz die sieben scheffen, bot und sonst ein guter zukhommender gesell genug haben. weisth. 2, 83 (Saar, von 1561); guter gesellschafter, der dazu paszt: er luͦd ain ersamen raut mit irn elichen wiben, all stubenherrn, all guͦt gesellen, wer lust hat, mocht wol kumen zum nachtmaul. Hug Villinger chron. 146. auch mit verächtlichem nebensinne, vgl. unten f und g:
die man heiʒet guot gesellen,
die legent wênic guotes vür.
mnd. dat was een klerck als men plecht to seggene van den guden gesellen, de gheen guet en doen. bok d. byen 203ᵃ bei Schiller-Lübben 6, 139ᵃ;
ein groszer buͦb (schurke) heiszt yetz gut gsell,
drumb spricht man: guͦt gsell faar in d'hell.
Kohlrosz betrachtn. (1532) C 2ᵇ;
dann wenn man gott thuot schmechen, schenden, ..
man bruch eebruch ald kupplery
mit schamper reden, üppig sin,
man werde ler ald vollen win ...
sag iederman glich, was er woll,
so muosz er sin ein guoter gsell,
der mit der welt kan wol umbgon.
Ruff Etter Heini 2227.
als ehrende bezeichnung der kriegsleute, besonders der landsknechte, s. oben nr. 2: nu wart der sturmb vast ernstlich, denn im schlosz warn vill edl und guet (tapfere) gesellen, die menlich widerstunden. Wilw. v. Schaumb. 44; wollet ihr mir vergünnen, diesem gegenwärtigen guten gesellen sein wort zu reden. Reutter v. Sp. kriegsordn. 46; die guͦten brüder (landsknechte) haben in angesprochen umb ein zerung, damit sie mögen weiter komen, umb gots und guͦter gesellen willen. Pauli schimpf 397 Österley, gerade wie bei B. Waldis:
kompt euch ein solcher (landsknecht) vor die thür,
bitt euch umb aller kriegsleut willen.
4, 21, 209 Kurz.
c)
guter freund: ein guͦter gesell, sodalis Dasyp. E 6ᶜ; Terentius der poët .. ist sein (Scipios) gueter gesel gewesen. Aventin. 4, 487, 5 Lexer; Candaules verparg seinen gueten gesellen Giges haimlich in der kamer. 265, 26.
d)
guter kamerad: die lobe ich, die in guter gesellen weisz eine warheit sagt. buch d. liebe 290, 2;
landvogt. kanst du faren, Wilhelm Thell,
so thuͦ hie wie ein guͦt gesell!
hilffst du uns darvon, wol, solt sin gnieszen!
Ruff Tellenspiel 1188;
wolauf, grafen und freiherrn recht,
edlen ritter und knecht
und alle guete gesellen,
die heint mit uns an das gejaid wöllen.
weim. jahrb. 3, 350 fg., jägerschrei (weckruf) aus einer handschr. d. 17. jahrh.;
wo es gilt spielens umb ein schock nüsse, da gehts wol hin, das ein gut gesell mit faulen bossen den andern umb zehen oder zwentzig nüsse effe und nerre. Luther 7, 359ᵇ; die jugend nimmt das aus der kindheit mit herüber, dasz sie guten gesellen nichts nachträgt. Göthe 48, 97; wollte man solche behauptung, wie es sich unter guten gesellen wohl ziemt, durch mäszige rede ins gleichgewicht bringen. 48, 97; bildlich:
guͦt gsell ist er (Fürstenberger wein) mit allen,
so man in trinkt mit lust.
Uhland volksl. 1, 603.
allgemeiner: ja welchs land lauffen nicht die Schwaben ausz? fragt doch jener Würtenberger, so bald er in Asien nur ausz dem meerschiff stig: ist nicht ein gut gesell von Beblingen hie? Garg. 27ᵃ, ob nit a guoat gsell voan Woablinga hiea? Philander (1644) 95; spöttisch wie der gute kerl: dieser unzeitige schertz ist dem guten gesellen übel bekommen. Abele gerichtsh. 2, 255 (vorher ein fatzmann); wenn sie nu hetten wollen oder können antworten, solten sie uns haben bestendiglich beweiset, wie gott keine weise wüszte noch vermöcht, das Christus im himel und zugleich sein leib im abendmal were, da ligt der knote, da springen sie die guten gesellen. Luther 3, 454ᵇ.
e)
fröhlicher kamerad, heiter gestimmter mensch:
frisch uff, bisz nit also verzagt ...
nimbs uff d'licht achslen, bis guͦt gsell.
Mone schausp. 2, 416;
dann wer mit eren schencken well,
der lach und syg ein guͦt gesell.
S. Brant narrensch. 96, 12.
f)
lebemann, lustiger bruder, flotter bursche, mlat. bonus socius, franz. bon compagnon: das Grandgurgler bei seiner lebzeit ein mächtig seelos gut gesell (bon vivant) gewesen ist. Fischart Garg. 43ᵇ; sprichwörtlich: guter gesell, täglicher gast Henisch 1556; ein guͦter gesell, ein böser kindervatter (ein lebemann ist seinen kindern ein schlechter vater). Scheit grob. F 1ᵃ am rande;
ir seit gut gselln und bös kindsväter.
H. Sachs 2, 4, 5ᵇ.
α)
ein gut gesell sein, lustig leben, lustig sein, wie guͦt frum buͦb sin Murner narrenbeschw. C¹: wir wellen essen und trincken und alles das thuͦn, das uns anmütig ist und uns glust, und wöllen guͦt leben haben, guͦt gesellen sin. Keisersberg bilg. 37ᵃ;
ein narr den andern schryget an
bisz guͦt gesell und frölich man,
fety gran schyer, e belli schyer (s. geschirr sp. 3893),
was freüd uff erden hant sunst wir
wann wir nit guͦt gesellen sygen,
lont uns syn frölich, prassen, schrygen.
S. Brant narrensch. 72, 75;
(ein begünstigter, der so viel pfründen hat, dasz ihm die wahl schmerzen macht)
uff welcher er doch sitzen well,
do er mög syn ein guͦt gesell.
30, 26;
sol er dan faren zuͦ der hell,
so well er syn ein guͦt gesell (lustig weiter leben).
57, 10. 43, 5;
dir ligt nit unser not an,
du hast gnug, gang dir wie es well,
und magst wol sin ein gut gsell.
Utz Eckstein richtstag, im kloster 8, 842;
es soll niemandt im gericht auffstehn, es geschehe denn mit urlaub. welcher diesem nicht nachkompt, der wirdt ihren gnaden verwiesen in die buesz und den scheffen den wein, damit sie gute gesellen konnen sein. weisth. 2, 265 (obere Mosel, von 1594); du köndest wol ein guͦt gesel sein, nach ehr und guͦt trachten und dannocht ein christ sein. S. Frank parad. 254ᵃ; die da sagen: sollen die guten werck nicht helffen, so wollen wir gute gesellen sein und nichts thun. Luther 4, 152ᵇ.
β)
lustiger trinkgenosse, zechbruder:
gottes hilff erfröwt myn mut,
gut gesellen und guter win
uff enthalt das leben min.
Lenz Schwabenkr. 61ᵃ;
fraw Venus und das kartenspiel,
gut gesellen kosten jn sehr viel.
Ambraser liederb. 128, 17;
mnd. die schipheren gingen alle dage to lande und weren gude gesellen (zechten mit einander). Lüb. chron. 2, 345 bei Schiller-Lübben 2, 78ᵇ; häufig in den trink- und schlemmliedern:
guter gesell! den bring ich dir.
Uhland volksl. 2, 586;
frisch auf, gut gsell, lasz rummer gan!
588.
γ)
mit verächtlichem beisinne, vgl. gesellin 4, gesellisch 5:
swer faste nu getrinken mak
die langen naht biʒ an den tak
und dem der lip wirt nimmer wan (leer),
der ist der werlde ein frummer man
und heiʒʒet ein guot geselle.
Renner 10262;
der alt herzog Welph war costfrei: all guet gesellen vom adl und krieger hetten ein besundere zueflucht zu ime, er war ir aller vater, asz und trank mit inen, schenkt in vil, kurz er haust dermaszen, das im wolt an gelt zerrinnen. Aventin. 5, 342, 31 Lexer; da ein leben ist, wie guter gesellen leben, so mit huren haushalten. Luther 4, 438ᵇ.
g)
in der bedeutung 'lustiger kamerad, lebemann' auch das einfache gesell: in die wett singen, springen, trincken, der gesellen spilen, hofieren, tantzen. S. Frank mor. encom. 14ᵇ; wein will gelt haben, kain gelt, kain gesel (zechgenosse). laster d. trunkenh. G 4ᵇ; nimmer geld, nimmer geselle. Mathesius Syrach 1, 30ᵃ;
weils einem glückt, wol umb jn steht,
ein jeder freundtlich zu jm geht;
kompt er aber in ungefell,
so heiszts: kein gelt, auch kein gesell!
B. Waldis 4, 78, 74 Kurz;
im schlimmen sinne:
hatt ainer pfennig, die soll er haben in eren
und die nit gar verzeren,
er kumpt in ungevell,
sunst ist er allzeit ain gesell.
Val. Holl 131ᵇ;
der rich man tranck als ein gesell
und asz des morndes in der hell.
S. Brant narrensch. 16, 45;
(wer nur) gros gut zu samlen ist bedacht ..
der fehrt zuletzt wie ein gesell
mit seinem mammon in die hell.
Ringwaldt laut. warh. 27.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1893), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4025, Z. 62.

gesellen, verb.

gesellen, verb.
zum gesellen machen, ahd. gisellan, mhd. gesellen, part. prät. auch ungewöhnlich mit rückumlaut:
(da) sich z'in nû het gesalt (: gewalt)
des (dom)capitels ein teil.
Ottokars östr. reimchr. 38617 Seemüller.
1)
zum genossen geben, zum gefährten machen, transitiv:
swen du dir gesellest (auf der heerfahrt),
dem biut eʒ sô mit guote ...
daʒ er dîn dienest (dienstmann) gerne sî.
Tristan 5134;
der manege sêle vellet
unt zuo im gesellet.
Tundalus 53, 61;
der (sünder) mit dem hellehunde
êwiclich gesellet ist.
H. v. Neustadt gottes zukunft 7110;
niun tûsent schützen wâren
der ritterschaft gesellet.
Konr. v. Würzburg troj. kr. 30600;
geflügelten schrittes
leicht hin über dornen
zu schweben, zu eilen,
gesellt' ihm (dem kindlichen menschen) der vater
die holden gefährten,
den glauben, die hoffnung.
Chamisso 4, 190;
den edlen jüngling nehmt, dasz seinen ahnen
wir ihn gesellen.
Tieck 3, 496;
thränen nach ruhm werden unsterblichen
ihn gesellen.
Klopstock od. 1, 4;
reflexiv: sonst pflegen die propheten nicht also zu reden, das sie sich gotte gesellen oder gleichen. Luther 8, 32ᵃ, vorher sich gotte zum gesellen und gleichen setzen.
2)
zum ehelichen gefährten oder zur ehelichen gefährtin geben, transitiv:
(Rudolf von Habsburg) gesellete
dî tochter sîn durch sûne
kunig Otackeris sune
nâch êlîchim rechte.
Jeroschin 18083;
dô wart si geselt
dem marcgrâven ze konen.
Ottokars östr. reimchr. 1206 Seemüller;
wann er vorcht sich, das er bekente, das sie im were gesellet zu der ee. bibel 1483 16ᵇ, 1 Mos. 26, 7, quod sibi esset sociata conjugio vulg.;
der solch eine schöne
unverwelkliche gattin
dem sterblichen menschen
gesellen mögen.
Göthe 2, 61;
schwer wird unsträflich ein bischof,
ist nicht frau bischöfin gesellt ihm.
Voss Luise 3, 2, 128;
eine gehülfin,
welche gesellt ihm lebe, des manns gleichartige männin.
136;
reflexiv, sich verehelichen, einer person ehelich beiwohnen: wir lesen auch von etlichen keuschen frawen, die aus rechter keuschheit nach dem tode irer menner sich nit haben wollen weder eelich noch sunst gesellen. Albr. v. Eyb ob einem manne u. s. w. viiᵃ;
schöne weiber sind der himmel, greuliche die sind die hölle;
dort für augen, hier für sinnen. wie man sich gleich nun geselle,
halten beide für den beutel dennoch fegefeuers stelle.
Logau 3, 2, 1;
eh sich dieses paar gesellt.
hat aussicht, mehr erobrer zu erzeugen,
gesellt er sich in liebe einer frau.
Schlegel Shakesp. 7, 349, Heinrich VI. 1. th. 5, 5;
in ein liebesverhältnis treten, sich in liebe vereinigen, auch obscen, coire:
so ich in lieb bin dir geselt ...
was du vermacht mit eren,
des bin ich ie von dir gewert.
Hätzlerin 2, 37, 9;
gesellet sich   fort ewiglich
zu dir mein herz in trewen.
Ambr. liederb. 203, 17. 249, 17;
ze dir sich diu gesellet (als bettgenossin).
Ulr. v. Türheim Tristan 1632;
ir habt iuch z'im gesellet (mit ihm gebuhlt).
Parz. 133, 22;
als ich selb bin ain man,
also hon ich mich gesellet.
Keller altd. ged. 5, 16;
Alkmene .. in die arme des groszen Zeus sich gesellend.
Voss Odyss. 11, 268.
3)
im höfischen leben des mittelalters, sich paarweise ordnen oder verbinden, so dasz jedem gaste ein ebenbürtiger einheimischer als ehrenbegleitung beigegeben wird, s. Germania 10, 130 fg.:
dô sach man sich gesellen   die helde küene unde guot.
der fürste von Berne   der nam an die hant
Gunthern den vil rîchen   von Burgonden lant u. s. w.
Nibel. 1741, 4;
swie iemen sich gesellet   und och ze hove gie,
Volkêr und Hagne   geschieden sich nie.
1743, 1;
unde (der sieger) sich geselle
swie her selbe welle.
Haupts zeitschr. 11, 496;
alse der gast gekundigit wirt, sô werde ime von dem priôre oder von den brûderin begeinit mit allim amchte der minne, unde betin zêrist und gesellin sich dan mit dem pêce (friedenskusz). Hohenfurter benedictinerregel des 13. jh. in Haupts zeitschrift 16, 263.
4)
zum gesellschafter, zum begleiter geben, transitiv: ich will meinen bruder zu euch gesellen. Adelung;
ich bin des wegs nicht kundig, wage nicht
zu wanderern die schritte zu gesellen.
Schiller XIV, 423 (Tell 5, 2);
reflexiv, sich als begleiter anschlieszen:
du fürchtest, dich dem flüchtling zu gesellen?
XV, 1, 73 (Phädra 5, 1);
der mann gesellte sich zu ihm (auf dem wege). Gotthelf Uli d. p. 290; ein anderes frauenzimmer, das sich zu uns gesellte. Göthe 26, 17;
gesellt sich zu ihnen der fromme gesell.
1, 227.
5)
sich als bundesgenossen vereinigen: auch geselletend sich zuͦ jnen die 2000 Gallier. Stumpf 125ᵃ; eh sich der Schwaben volck mit dem volck Ariovisti gesellet (sese conjunxisset). Ringmann Cäsar (1530) 10ᵇ; sich zusammenrotten gegen einen:
die sich wider dich gesöllen.
Weckherlin 16 (ps. 5, 17);
da wider ihn mehr feinde sich gesellten,
als dir die nachwelt glauben darf.
Ramler oden 53.
6)
sich zu einem unternehmen verbinden: (Witzel) geselt sich mit eim subdiacken von Hürfeld, der gleich so redlich als er, in das nonnenkloster zu Frawensee und het gern derselben kloster-jungfrawen eine zum ehweib hinweg gefürt. Alberus wider Jörg Witzeln mammeluken G 2ᵃ;
drei vischer sich zusammen gsellten
und jre garn anander stellten.
B. Waldis 3, 52, 1 Kurz.
7)
zum freundschaftlichen umgang und verkehr vereinigen, transitiv:
wê, wie ist erne (ernte) recht sô guot,
wan sî wol gisellen tuot
knappen kluoge   wol mit fuoge
zuo den dirnen schœnen.
Hadloub 45, 2 Ettmüller;
die bezähmerin wilder sitten,
die den menschen zum menschen gesellt.
Schiller XI, 292 (eleus. fest 7);
rings um saszen die freier gesellt.
Voss Odyss. 4, 659;
zu männern gesellete mütter und schnüre.
Ovid. met. 1, nr. 19, v. 19;
reflexiv:
weil man sieht, dasz ihr (fastnacht) zu ehren sich das meiste volck geselle.
Logau 3, 4, 97;
was sich geliebet, gesellet sich auch. Henisch 1557, s. geseelen;
wer sich gesellet über sich (zu einem höhern).
Boner edelst. 77, 41;
gleich und gleich gselt sich gern. Alberus dict. o 2ᵃ; gleichs zuͦ gleichem gesellet sich gern. Maaler 174ᶜ;
nur gleiches zu gleichem gesellet sich gut.
Bürger 2, 35;
(dasz ihr euch) sô starclich niht gesellet
disen trunken snurræren.
Ottokars östr. reimchr. 706 Seemüller;
hete du dich niht gesellet
zuo pœsen leuten dicke.
H. v. Neustadt gottes zukunft 6424;
wilt du wissen, wie ein mensch gesitt ist, so nimm ware, wie die seien, zu denen er sich gesellet. Keisersberg pred. 65ᵃ; wer sich gesellet zum hofärtigen, der lernet hofart. Sirach 13, 1; geselle dich nicht zum gewaltigen. 2; es ist eben als wenn sich der wolff zum schaf gesellet, wenn ein gottloser sich zum fromen gesellet. 21; wie hyena mit dem hund sich gesellet, also auch der reiche mit dem armen. 22; dasz weise leute ihren feinden nicht trauen, noch sich zu ihnen gesellen sollen. Lokmans fab. 5;
drumb gsellt jr euch zum höchsten stamm,
wie rosztreck under öpfeln schwam.
Fischart flöhh. 883 Scheible;
das unglück ereilt mich und beschädigt die, die sich zu mir gesellen. Göthe 19, 11; dich mit kerls zu gesellen, die keine ader griechisch blut im leibe haben. 33, 268; von thieren, sich zusammenscharen:
hört er der schafe schellen,
die von der weide nun sich wieder heim gesellen.
Opitz 1, 157.
8)
innig verbinden:
der sîne hôhen goteheit
unsrer brœden menschheit
geruochete gesellen.
Lamprecht v. Regensburg Franzisk. leben 7;
in innige verbindung treten: die mit Christo uneins sind und gar nit mit ihm samlen oder gesellen. kriegsb. d. fried. 48;
doch wer hat sich zu seinem (gottes) hohen rath
gesellen dürfen?
Göthe 9, 287 (nat. tochter 2, 1);
geselle dich zu meinem glücke. 19, 12.
9)
überhaupt, in verbindung bringen, vereinigen, transitiv: gesellen, zesamen fügen, sociare Maaler 174ᶜ;
dar nâch sie die girde nimt,
so diu vorht ir gesellet ist.
die thränen, die von mir auff deine leiche flieszen,
gesell ich mit den küssen.
Gryphius verlibt. gesp. 54;
an der stat, dâ diu runstâdern (venen) gesellet werdent des rucksdorn (spondilus). Megenberg 131, 1; die zwei erste büchlin meiner oden und gesängen hab ich wider übersehen und alhie mit jhren andern älteren und jüngeren geschwistrigten gesellet. Weckherlin vorr. zu d. weltl. ged.; die zwei neuen bände kleine gedichte .. habe ich mehrmals umgeordnet, um sie auf eine anmuthige weise an einander zu gesellen. Göthe an Zelter 466; ja man überzeugt sich beinahe, dasz es (das pferd) nur zum organ des menschen geschaffen sei, um gesellt zu höherem sinne und zwecke das kräftigste wie das anmuthigste auszurichten. werke 31, 96;
vier elemente
innig gesellt
bilden das leben.
Schiller XI, 376 (punschlied 2);
hinzufügen, hinzuthun, zu und neben einander stellen: daʒ honig behelt der ding kraft, dar zuo man eʒ gesellt. Megenberg 293, 16; amomum ist ain paum, pringt sâmen gar dick zuo einander gesellt. 356, 18; so gesellte ich wie zum ersten stücke meiner beiträge ein paket karten, so zum zweiten eine foliotafel. Göthe 54, 305;
wie selbst sich unbewuszt sie sorgfalt heget,
dasz dem geschäft sie schönheitsreiz geselle.
W. v. Humboldt ges. werke 3, 400;
reflexiv, sich vereinigen:
ungelücke und unheil
hât sich hie gesellet.
H. v. Neustadt Apollonius 6629;
mein leib erröttet ausz dem grab,
und meine sehl auch ausz der höllen,
durch dein gesandtes heil von deinem thron herab
zusammen länger sich gesellen (bleiben zusammen).
Weckherlin 131 (ps. 30, 3);
quecksilber und das blei gesellen sich nicht recht.
Logau 3, 2, 31;
sich womit verbinden oder verbunden sein, hinzutreten, mit dat.:
denn glanz und weichheit dem gefieder (der schwäne) blühen
und sich dem löwenmut der brust gesellen.
W. v. Humboldt ges. werke 3, 419;
mit der präpos. mit:
es weisz die gantze welt,
dasz reiner wille (keuschheit) sich mit schönheit kaum gesellt.
Opitz 1, 58;
wann aber erst mit unglücksfällen
des fürsten sorgen sich gesellen.
Haller ged. 14;
mit der präpos. zu: edera ist ein êpaum, er slinget sich über al auf die want, dar zuo er sich gesellet, und vlichtet sich dar ein mit gar vil wurzeln. Megenberg 321, 26;
ob diu minn darzuo sich gesellet
alsô, daʒ si (frau) gevellet
iurm herzen und den ougen.
Ottokars östr. reimchr. 90201 Seemüller;
gut, ehre, kunst und gunst sich nun zu dir gesellen.
er dencket, wann er sich zu bette gesellet,
desz abends an seine verstorbene frau.
Logau 1, 6, 57;
zu regenschauer und hagelschlag
gesellt sich liebeloser tag.
Göthe 3, 182;
talente können sich zum charakter gesellen, er gesellt sich nicht zu ihnen. 6, 183;
geselle dich (kranz) zu diesem degen.
9, 167 (Tasso 2, 4);
sich zusammenfügen: das ein jglichs (eckbret) sich mit seinem ortbret von unten auff geselle. 2 Mos. 26, 24. 36, 29.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1893), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4037, Z. 26.

gesellen, n.

gesellen, n.,
subst. infin. des vorigen: das gesellen, consociatio, conjunctio, sodalitas, communitas Stieler 2005;
weil die menschen sind geschaffen zum vertraun und zum gesellen,
wie denn dasz mehr als die thiere sie sich falsch und hemisch stellen?
Logau 3, 10, 95;
bei ihnen (flattern) ehemänner, eheweiber, mitweiber, wittwen durcheinander — welches schöne allgemeine gesellen! J. Paul vorsch. d. ästh. 3, 14.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1893), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4040, Z. 8.

vergesellen, verb.

vergesellen, verb.
zu einer gemeinschaft vereinen; zusammensetzung mit dem einfachen gesellen, dessen bedeutung und construction dies seltene wort theilt. das zu gesellende steht im accusativ, das, dem es beigesellt wird, im dativ oder durch präposition beigefügt: vergesellen, zuegesellen, id quod simplex consociare. Stieler 2005; vergeselle meinen thränen dein klägliches lispeln. Hallmann 26; weilen aber oft lust mit unlust vergesellet. Leibnitz 2, 36; vergesellen, conjungere, die worte mit werke (sic), die wissenschafft mit tugenden. Frisch 1, 344ᵇ. in der heutigen sprache ist uns gesellen geläufig geblieben, während vergesellen ungebräuchlich wurde (schon von Adelung im versuch nicht mehr aufgeführt), es weicht dem üblicheren vergesellschaften, während umgekehrt einfaches gesellschaften unüblich ist.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1889), Bd. XII,I (1956), Sp. 412, Z. 59.

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„geselle“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/geselle>.

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