Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

gesims, n.

gesims, n.,
auch noch gesimse, coll. zu sims (s. d.), vorstehender rand aus stein oder holz, md. gesimse erlös. 443, bei Henisch gesimbs, gesembs, gesemps, bei Abr. a S. Clara gesimps, östr. gesimst Loritza 50ᵃ, mnd. gesemsel (an einer kirche), cech. entlehnt gzyms.
a)
als zierde an gebäuden: gesimsz, projectura Dasyp. T 8ᵈ;
gesimse dar under (an dem tabernakel),
die alle glîch besunder
ir swellen (wülste) hatten unde keln (einbiegungen).
erlösung 443;
so richt man zu ein köstlich grab ...
mit welschen columen und captelen,
mit schönen gsimsen und holkelen.
H. Sachs 4, 2, 75ᵃ;
das gesimse ist ursprünglich das gebälke einer oder der andern säulenordnung, so unmittelbar auf dem kapital des säulenschaftes ruhet, man bringt aber oft einen theil dieses gebälkes zur auszierung einer sache an, wenngleich keine säulenordnung vorhanden ist. so erhält ein gebäude ein gesimse unter dem dach. Jacobsson 2, 71ᵃ;
hoch baut die schwalb' an das gesims,
unfühlend, welchen zierrath
sie verklebt.
Göthe 2, 182 (der wandrer);
rund gesims, corona Stieler 2028; das gurtgesims befindet sich zwischen den stockwerken, deren grenzen es andeutet, fuszgesimse dienen einem bautheile zur unmittelbaren unterlage und bestehen aus dem sockel nebst einigen gliederungen. Ehrenberg baulex. (1840) 265.
b)
als wetterschutz: gesimbs, gesembs, schupfen, vortach, wetterbret, das den regen vom hausz abträgt. Henisch 1562. Dasypod. O 6ᶜ; ein gesims dienet nicht so wohl zur zierlichen bekleidung, als vielmehr zur verwahrung und beschützung desjenigen theils eines werks und gebäudes, woran es stehet. Winkelmann 1, 85; die äste uralter nuszbäume bedeckten das gesims (der gartenmauer). Göthe 24, 98.
c)
als leiter des schalls: gesemps, auszgeworffener weiter gesembs, wie es auff den predigstüelen, in den choren, raths- und gerichtshäusern hat, damit die stimm des redners nicht uber sich bralle, sondern in die weite erschalle, coronix Henisch 1562.
d)
an säulen und pfeilern: etliche uberschieszete gesims, die man unden zu den pfeilern braucht, hoch oder nider ob dem estrich. Albr. Dürer underweisung (1538) G 3ᵇ; gesims oben an den säulen, simse und leisten, welche das untere daran etwas decken Frisch 2, 278ᵃ; fuszgesims, basis columnarum Stieler 2028, holkele im schaftgesims (der säule). 1693.
e)
gesimse, leistenwerk, zieraten bei einfassung der thüren, fenster, kamine, bei geländern, schreinwerken u. s. w. Eggers kriegslex. (1757) 1, 1046: ofengesims, lorica testacea Stieler 2028, gesims oben an einem ofen Ludwig 760; gesims an thüren, pforten, eingängen. ebenda; ostii fastigium, ein thürgesims mit zierrath. Comenius orb. pict. 2, 131; gesimbs eines fensters, le bord d'une fenestre au dedans d'une chambre Duez (1664) 193ᵇ;
Amalia stand abwärts am gesimse des fensters.
Voss Luise 3, 1, 446;
die myrtenstaud' an dem fenster,
welche das halbe gesims umschattete.
199.
gesimse am fusz oder an der mündung eines metallnen geschirrs oder an dem aufsatz eines hölzernen hausgerätes Jacobsson 2, 71ᵃ.
f)
zum häuslichen gebrauch: ein gesims, 'ein breiter rand, der in den zimmern gemeiner leute an der wand herum läuft, allerlei darauf zu legen, dergleichen sich oft auch um die öfen des landvolks befindet' Adelung. Rädlein 374ᵃ: so die schreiner jemands ein stub .. gantz täfeln mit gesims. kurpfälz. handw.-ordn. von 1579 A 4ᵃ;
geh ins gewölb, o knab, auf oberstem gesims
steht das gefäsz allein, geschwind herunter nimms!
Rückert werke 3, 205;
auch dem gesims enthob sie ein paar thonpfeifen mit posen.
Voss ged. (1802) 2, 278;
in der küche:
sie nun langte die (kaffee-)mühle herab vom gesimse des schornsteins.
281.
g)
bildlich, oberer rand der felswand:
und spähend, Iauschend schritt ich auf dem kahlen
gesims einher zum andern felsenhaupte.
Chamisso 4, 153.
h)
spöttisch, von der dicken umwickelung eines fuszes, vgl. fuszgesims oben a und d: (ein bettler, der sich als krüppel verstellt) thut einem jeden vorbeigehenden predigen von seinem elenden fusz-gesimps ... ein gantze putten voll fetzen und hadern wicklet er um die füsz. Abr. a S. Clara etwas f. alle 1, 706; scherzend, bair.-östr.-oberpfälz. einem das gesims abkehren, derb abprügeln Delling 1, 215. Klein prov.-wb. 1, 171; östr. das gesims abstauben, begatten Castelli 157.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1895), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4107, Z. 34.

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Zitationshilfe
„gesims“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gesims>.

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