Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

gesparre, gespärre, n.

gesparre, gespärre, n.,
gekürzt gesparr, gespärr, gesperr, ahd. gisperri, contignatio, tigna, mhd. gesperre, coll. zu sparren, mhd. sparre, ahd. sparro, balken. nebenform daʒ gespirre Frankf. baumeisterb. 61ᵃ vom jahre 1400. Dief.-Wülcker 616 (Frankf., von 1442), vgl. gesperre, sowie das ahd. adj. gespirre, verbunden.
1)
das balkenwerk, gebälk eines hauses: gesperre, contignatio Dief. nov. gl. 111ᵃ; das gesparre, gespärre contignatio aedificii Steinbach 2, 619, nd. ein gesperrete Kantzow 109; sein eigen gebew sol jn (den menschen mit bösem gewissen) erschrecken mit eim krachen im gesperre. Luther 3, 249ᵇ; die steine in der mauren werden schreien, und die balcken am gesperr werden jnen antworten. Habakuk 3, 11, am gesper Milichius schrapteufel L 2ᵃ, am gespär Philander (1644) 1, 453; (es soll bei einem neubau) von einem gesperr, es sei hausz oder stadel, ein ort (ein viertel) eins gulden genummen (werden). Nürnb. chr. 1, 490ᵃ (von 1535); abendts fiel das feuwr von dem himmel und zündet die scheuwren von neunzehen gesperren an, dasz sie sampt allem getraid in den boden verbrandten. Kirchhof wendunm. 303ᵇ; bildlich, vom gebrechlichen körper: wenn eine matrone, bei der schon jeder balken im gesparre knackt, sich nach ihrer auflösung sehnet. Musäus volksm. 1, 141.
2)
sparrenwerk eines daches: mhd. wart die alte kirche erhœhet und mit eime nûwen tache und gesperre gebessert. Schmidt die gottesfreunde im 14. jahrh. 38; nhd. er muͦsz stigen uff das gesperr obnan im tach. Keisersberg post. 3, 102ᵃ; es (das sturmwetter) zoch dy bon-nayle (bühnen-, oberbodennägel) mit den bonen usz den gesparren. Stolle thür.-erfurt. chr. 170; die grausamen sturmwind haben viel decher an den heusern in der stadt zerrissen und die schindeln sampt dem gesparr auf die gassen geworfen. Henneberger preusz. landtafel (1595) 462; das gespärr, so er über einen groszen saal angeleget. Schübler zimmermannskunst (1749) § 232, das gespärre 244; die freistehenden, zusammenstürzenden gesparre (der brennenden dächer). Göthe 30, 31;
an das dach greift's (das feuer),
das gesparr kracht.
40, 414 (Pandora);
dachförmiger hölzerner aufsatz über einem grabe: und ist ouch uff dem grab ein gesperre von holtzwerck gemacht. Mone zeitschr. 8, 430 (von 1492); getäfelte decke, wie gespann 4: gesperr, laquear Dief. nov. gl. 228ᵇ. Henisch 1566.
3)
gespärre, ein sparrenpaar Müller-Mothes arch. wb. 1, 457ᵃ, gesparre, anterides, erismata, gegenstützen, streben Stieler 2073: (zur veranschaulichung der arabischen ziffern) süben significabit gesperre [[undefined:gesperre]]. Haupts zeitschr. 5, 413 (15. jahrh.);
gesloʒʒen sint diu wort kneht unde herre,
sin unde sælde reht als ein gesperre.
Frauenlob 397, 2;
so iemands einen balcken, gesperr, pfal in ein frembd guͦt ... gestoszen oder eingelegt. Tengler laiensp. 103ᵇ; so ein hobsman bawens noth hätte, sollen ihme die grundtherren erlauben, seine nothdurfft (im walde) zu hawen ... erstlich drei daghhöltzer, firsten, zwei gesperr. weisth. 2, 83 (Saar, von 1561); auch s. v. a. sparre: und sollen meinem gnedigen herrn geben von einem hundert balcken acht schilling, von einem hundert gsparren sechs schilling. weisth. 1, 388. 597.
4)
vom dachstuhl übertragen auf den kopf: die meditationen würden sich an allen wänden und gesparren meiner hirnkammer so dick anlegen, wie der arsenik in einer kupferhütte. Musäus phys. fragm. 4, 294; wie in den wendungen nicht recht im dache sein, einen sparren zu viel haben: ein gesparr zu viel haben. Weber deutsch-lat. wb. 352ᵇ;
die lieb macht aus den klugen narren,
denn sie verrücket all' gesparren.
Menantes allerneuste art 16.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1895), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4136, Z. 52.

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Zitationshilfe
„gesparre“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gesparre>.

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