Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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gespunst, gespünst, f.

gespunst, gespünst, f.
die muttermilch, gleicher herkunft wie gespünn (s. d.): hat das kint nicht so vil, das es in beiden (vater und mutter) gehelffen müg, so ist es der muter mer schuldig zu helffen, umb das sie dem kind mer mit irer gespunst zu hilff kumen ist und mer genert hat. buch der zehn gebot 25ᵇ; frawngespünst, daneben weibsgespüns Ortolph bei Schm.² 2, 677; frawen, so der gespinst oder milch beraubt sind. handschr. d. 17. jahrh. bei Schöpf 695; noch bair.-tirol. gespinst, f. und n. Schmeller. Schöpf. vgl.gesponste, nefrandia (saug-, spanferkel) Dief. nov. gloss. 262ᵇ aus voc. von 1420, und dazu spane, spahne, spähne, spene, f. papilla uberis (bei vierfüszigen thieren) Duez 475ᵃ fg.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1895), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4171, Z. 71.

gespunst, gespünst, f. und n.

gespunst, gespünst, f. und n.
das gesponnene, die ältere form von gespinst (s. d.). nebenformen: gesponst, filum Henisch 1567 und gespuns in bildlicher bedeutung (nr. 6, a): des bösen feindes anschlag und gespuns. altötting. hist. von 1698 2, 186 bei Schm.² 2, 671.
1)
der gesponnene faden, das garn: die gespunst, was gesponnen, il filato Krämer 551ᵃ, gespünst Rädlein 375ᵃ; gespunst, filum, grob gespunst, fila crassa, kleine gespunst, subcidia, tenuia fila Henisch 1568; mhd.
sô warf er zuo der wende ..
beidiu kunkel und gespunst.
Konr. v. Würzburg troj. krieg 15879;
nhd. auch er gar dick kame, der junckfrawen gespunst zebesehen .. als ob allein ir gespunst die wäre, die das tuͦch und den zettel zuͦ ende brächt (vorher als manchen faden das meidlein span und auff die spinnel wande). Bocc. 288, 14 Keller; der tucher sy zuͦ keinerlei guͦt daucht, dann den zedel ze weben an ze richten und mit den spinnerin der gespunst halben zuͦ disputiren. 176, 37; es ist bald die zeit hie, das ich die gespunst zaigen soll, der herr kompt schier und will sehen, was ich gespunnen hab. Keisersberg spinn. a 4ᶜ. c 5ᵃ; wie viel leilach hatt er gemacht ausz deinem gespünst. baum d. sel. 12ᵃ.
2)
der spinnstoff, noch schweiz. gspünst, spinnstoff, gehechelter hanf oder lein Rütte wb. 35, materia parata ad ducenda fila Schmidt id. Bernense bei Frommann 3, 86ᵃ:
und meinen, das in ewrem flachs
das allerbest gespünste was.
Ringwaldt tr. Eck. K 3ᵃ;
ein wickel flachs oder wolle: eine gespunst zum spinnen, roccata, conocchiata Krämer 551ᵃ; gespunst, pensum lini, lanae Aler 926ᵃ. Denzler 132ᵃ.
3)
die arbeit des spinnens:
wi daʒ si an ir bette lac,
gespunstes nit die minre enplac (nichts desto weniger spann sie).
h. Elisabeth 7120. 7136;
ich hatte keinen verdienst, ein biszchen gespunst ausgenommen. arm. mann im Tockenb. 191.
4)
das gewebe des webers in bezug auf die beschaffenheit der gesponnenen fäden: das gespünste, figmentum, opus, tela, suevice das gespunst Steinbach 2, 634; nochdem ouch ettliche (leineweber) usz den umbelegenden stetchin und mergkten wochenlich in der stad von hawsze zu hawsze louffen und den lewten ire erbeit anbieten, sal hinforder, wywol einem yderman sein gespunste wo er wil zu wirken lassen frei ist, so nicht sien. Freiberger stadtr. 294, 21 Ermisch (zwischen 1468 und 1486); so der mann verwittibet wirdet und des weibes erben nicht in drittel stehen (den dritten theil der erbschaft zu beanspruchen haben), so sollen sie dann für bett, geflügl und gespünst, das dann dem wittiber zugehörig, keinen zuspruch haben. tirol. weisth. 2, 191, 20 (von 1460, abschrift des 19. jahrh.); ir (der Thurgauer) arbeit ist merteils in flachs oder, als sy es nennend, in werch und gespunst. und machet das land aus der maszen vil leinwadt und gespunst an allen orten. Stumpf 2, 3ᵃ (5, 1); die edle und theure leinwath aus bisso (wollpflanze) ... das war ein sehr weisz gespünst. Mathesius hochzeitpred. 82ᵇ; ein schön, grosz leichtuͦch von allersubtilstem gespunst. Schaidenreiszer Odyss. 81ᵃ; ein weit gewirck von grober gesponst, tela levidensis, crasso filo Henisch 1567;
grob gspunst erfordert grobe kunst.
Fischart Eulensp. cap. 98, v. 13443 neudr.
5)
das gewebe von insecten, vor allem der spinne: mhd.
ouch ein spinne er spinnen sach
ir gewebe ..
die wîle er schout zuo der gespunst.
nhd. andere (spinnen) sind den jungen edechslen aufsetzig, verstricken ihnen mit ir gespunst das meulin. Wirsung arzneibuch (1572) 619, mit ihrem gespunst ausg. 1597;
die jhr (der spinne) zerstört jhr künstlich gespunst
mit einem besem gar on kunst.
Fischart flöhh. 955 Braune (850 Sch.);
die seidenwürm machen darausz jhre gespunst gleich den spinnen. Heyden Plinius 427; es spinnen sich die seidenwürm ein, so starck sie wollen, so wird sie doch ihr gespunst entdecken. Abr. a S. Clara weinkeller 460.
6)
bildlich.
a)
machwerk: das wir all nichts werdt, einer gespünst von erden, erdklotz, vasz und kinder des zorns seind. S. Frank Germ. chron. vorr. bb 3ᵃ; das ist sein gespunst, hujus rei author est, hic ille invenit Aler 926ᵃ. Denzler 132ᵃ.
b)
von der gedankenarbeit des dichters und schriftstellers: so jhr einmal uber etliche unsers gespunst büchertittel kommen, die euch wunderlich krabatisch in den ohren lauten. Garg. 20ᵃ (22 Sch.); vom gewebe der lüge, der list und der ränke: gespunst, gedicht, res ficta Aler 926ᵃ; lugengspunst Fischart 2, 265, 930 Kurz; wenn nun gleich der Belial all sein kunst und gespünst ankehren wolt. Ayrer proc. 1, 14; sprichwörtlich: kunst geht für gspunst. vorteil hat bald feierabendt. S. Frank sprichw. 1, 20ᵇ. 103ᵃ, 'talent geht vor list'.
c)
kärnt. die gspunst, freundschaft, kameradschaft Lexer 235.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1895), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4172, Z. 5.

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Zitationshilfe
„gespunst“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gespunst>.

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