Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

gestäude, n.

gestäude, n.
fruticetum, virgultum, coll. zu staude (s. d.), mhd. stûde, ahd. stûda, staude, strauch. mhd. entspricht gestiude, gesteude Osw. v. Wolkenstein 104, 1, 25, alem. gstüd Stumpf 2, 79ᵇ, gestüd Morgant 248, 34, Öheim 8, 26, gestüdt Th. Platter 16 Boos, gesteut weisth. 6, 375 (Pfäffers, von 1523), schwäb. gestüd, frutectum Dief. nov. gloss. 183ᵇ, bair.-östr. gstäid östr. weisth. 6, 448, 39 (von 1644), gesteid Wirsung Ochini apol. 5, 17. ohne umlaut gestaud Junius nomencl. (1583) 271ᵇ, Hulsius dict. (1605) 62ᵃ, gestaude, fruteta Becher nov. org. philol. (1674) 111, nr. 288, mit gestauden überwachsen. östr. weisth. 6, 254, 15 (von 1715);
ihr haus war die höhle,
oder ein dichtes gestaud'.
Voss Ovid. verw. 2, 34.
1)
buschwerk, gebüsch, junger, niederer wald: das gesteüd, das ist ein ort, da vil stauden wachsend oder gepflantzet sind, frutetum, virgultum Maaler 176ᶜ; birckenwald oder gestäud, heckenwald. Frischlin nom. c. 119; gesteud, nidere beumle. Junius nomencl. (1583) 273ᵃ; gestäud oder gestäude, dumetum, vepretum Duez 195ᵃ; die wilte bäum, cästinen-, nusz-, kriesz- oder eichbäume oder anders gesteut, was namen sie haben möchten, die gegen einem wingert oder krautgarten aufgewachsen. weisth. 6, 375; die ober (halbinsel des Rheines bei Laufen ist) ein eichen gstüd. Stumpf chron. 2, 79ᵇ (5, 18), ein eichen gesteud ausg. von 1606; zwüschend Art und Küssnach, da ein hole gass ist, und gestüd darob. Tschudi 1, 239ᵃ;
jhr hügel mit gestäud und cedern wol beschönet.
Weckherlin 306 (1, 402 Fischer);
ein grünendes gestäud, dadurch das wasser flosz.
766;
und wie ein fuhrmann über gesteudt und berg nicht kan. Paracelsus op. (1616) 1, 554 B; werden im hohen gesteüd vil chamäleones gefunden. Rauwolff 267; da lieff der bauer durch ein dick gesteudt. Höniger narrensch. 202ᵇ;
(so kamen wir) an des waldes eingang beim wegk
und traten in ein dick gesteud.
froschm. 2, 2, 10, K 7ᵇ;
nicht nur die hohen bäume, sondern auch das niedrige gesträuche und gestäude. Scriver goldpred. 553; dahin wir uns durch hecken und gestäude mehr einen weg gemacht, als gefunden hatten. Opitz 2, 279;
schien mir ein rauch zu steigen ..
fern aus der Kirke palast, durch dichtes gestäud' und durch waldung.
Voss Odyss. 10, 150, gebüsch ausg. 1781;
zwischen Fischbach und Mittelbuch liegt der wald, gstäud geheiszen. Birlinger volksth. aus Schwaben 1, 64;
zu der tänze melodei
wirbelt das gestäude (die grünen maien).
Salis ged. 69 (maienreigen);
gestäud im wasser, retae Denzler 132ᵇ;
bald schwamm ich sacht durch schilf und seegestäude.
Rückert ged. 1, 155.
2)
vom einzelnen gewächs, der busch, strauch: die weinraute ist mehr ein art der gestäud, von wegen ihrer holzechtigen stengeln und wurzeln, dann ein gartenkraut. Tabernaemont. 387; es wachset disz gesteüd (das gertengewächs, ferula) nicht gern an kalten orten. Thurneiszer influent. wirk. aller erdgewächse (1578) 37; weltkluge leute sagen, dasz kein baum, kein gestäude, kein kraut oder blume an einem ort wachse ohn eine sondere influentz, oder ohn himmlischen einflusz und mitwürkung. Scriver seelensch. 2, 144;
so sieht er seine geiszen
das laub von dem gestäud' an einer klippen reiszen.
Opitz 1, 155;
tief unter ihm klettern die ziegen
am jähen absturz der kluft, und reiszen an bittern gestäuden.
Chr. Ew. v. Kleist 1, 249 Körte;
er kützelt seinen gaum
mit duftendem gestäude.
Pfeffel 5, 111.
3)
bildlich.
a)
dürrer wuchs, von einer alten frau:
wa deines leibs gestäud, wa deiner augen nacht ..
nicht dein .. ehr so wol bewahren.
Weckherlin 715 (1, 476 Fischer).
b)
das geweih des hirsches: der hirsch mit seinem wundersamen zackigen gestäude auf der stirn. Mörike Mozart auf der reise nach Prag 5, vgl. hirsche mit ästen gekrönt. Chr. Ew. v. Kleist 2, 27.
4)
weidmännisch, wie gestäude 2, das nest der falken, so benannt 'weil sie ästlein mit darein und herum bauen' Frisch 2, 323ᵃ, vgl. besonders garniren sie (die habichte) ihren horst oben umher mit grünen meyen oder ästgen. Döbel jägerpract. 1, 77ᵇ: ire (der falken) nester heiszen gesteud. Feyerabend falkn. 5ᵇ. Meurer jag- u. forstrecht (1582) 67ᵃ, gestäud Sebiz feldbau 570; gestäud in der falcknerei ist ein nest, nidus accipitris Duez 195ᵃ. Rädlein 377ᵃ; gestäude, die horst des falkens Heppe jäger 181ᵇ; auch das nest der reiher Thüngen waidm. pract. 298.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1895), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4206, Z. 20.

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Zitationshilfe
„gestaude“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gest%C3%A4ude>.

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