Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

gestüm, adj. und adv.

gestüm, adj. und adv.
sanft, still, ruhig, friedfertig.
1)
formen und abstammung. gestüm, ahd. gistuomi (in ungistuomi), mhd. gestüeme, älter nhd. auch gestum, und mit verdünntem stammvocal gestim, daneben gestemig Augsb. chron. 4, 157, 1 var., ist gleiches stammes wie mhd. stemen, gestemen, einhalt thun, besänftigen, stillen, ahd. stam, goth. stamms, altn. stamr, stammr, stammelnd, im reden stockend, altn. aldrstamr, im leben gehindert, glýstamr, an der freude gehindert, ahd. stammên, stammalôn, stamalôn, stammeln, stum, stumm.
2)
belege zu dem in der nhd. schriftsprache bis auf ungestüm (s. d.) erloschenen, aber noch in der mundart lebendigen worte: gestumer, tranquillus voc. 1482 m 3ᵃ. ff 3ᵃ, gestum, tranquillus, adv. tranquille voc. inc. teut. i 5ᵃ, gestüm Hüpfuff voc. (1515) J 3ᵇ.
a)
von menschen: mhd.
hiure wirt der hunger grôʒ,
daʒ si werden gestüeme.
Neidhart, minnes. 3, 223ᵃ v. d. Hagen;
die eisnein gemüet macht die begier gestüem. cod. germ. Mon 677, f. 92 bei Schm.² 2, 758; damit sie dasder gestimer weren und dasder fraindlicher. Augsb. chr. 4, 47, 19 (16. jh.); dasz sich die weiber desselbigen (lasters) müssen beschämen, fridlicher und gestümer im hause sein, dann zuvor. Petrarca 127ᵃ; etliche träffenliche leut sehen wir, die da sonst seind fridsam und gestüm, bald es zum spil kompt, fahen sie umb ein kleines gelt ein hagel an, zürnen und toben. 25ᵃ; diese vermanung und rede sahen sie für billich an, warden gestümm, wichen ab von den mauwren und vorwehren, gaben denen in den schiffen ein friedzeichen. buch d. liebe 219, 3; bair. gstiem, bescheiden, von eingezogenem wesen, friedfertig, es ist gar ein gstiemer knabe Delling 1, 217; die kinder stehen jetzt so gstüem vor mir, wie die maleficanten im torturstübl. A. v. Bucher kinderlehre 6.
b)
von thieren: als pald wart daʒ (wirfige) ros gesunt und gestüem. gesta Rom. 91 (Keller).
c)
vom meer: mach das wasser gestüem. Grazer brevier des 15. jh. 77ᵇ bei Lexer nachtr. 203; Jesus sprach zuͦ dem mör: bisz still oder gestüm. Keisersberg postill 1, 28ᵇ; das meer so stille und gestüme. Petrarca 77ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11,12 (1895,1897), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4264, Z. 52.

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Zitationshilfe
„gestum“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gest%C3%BCm>.

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