Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

gestank, m.

gestank, m.
foetor, verstärktes stank (s. d.), mhd. gestanc, md. gestank h. Elisabeth 3548, gestang Dief. 232ᵇ. 474ᶜ (aus md. vocab. von 1470 und 1472), plur. gestenke erlös. s. 231, nhd. die gerüche und gestäncke Comenius orb. pict. 1, 87; mnl. ghestanck Kilian. daneben als collectives neutr. zu stank das gestank: daʒ gestank (des fuchsmistes) haʒʒet der dachs gar sêr. Megenberg 163, 23; das gestank (der leiche) verriet den mord. Aventin. 4, 975, 4 Lexer; durch das gestanck entstunde eine grosze pestilentz. Reiszner Jerus. 2, 167ᵃ; gestanke, nidor Dief. 380ᵇ; mit umlaut das gestänke, foetor, foetiditas Stieler 2169: es wardt ein sollichs gestenk im sal. Zimm. chr. 3, 226, 3. 156, 1, nebenform das gestenkt 3, 226, 16; das nüchtern gestänck, jejunum olet. Garg. 24ᵇ (31 Sch.);
ob du gleich machest ein gestenck,
dasz dir etwas hinden entpfar.
H. Sachs 4, 3, 95ᵈ;
ich wil sitzen nider,
bisz das gestänck (des rauchs) vergehet wider.
5, 349ᵇ;
in bildlicher verwendung s. unten nr. 6.
1)
geruch, wie ahd. stanch, mhd. stanc, wolgeruch:
von gschmack der kreiter, gstalt, farb, gstanck.
Thurneiszer quinta essentia (1570) O 4ᵇ.
2)
übler, widerlicher geruch: der gestanck, putor Maaler 176ᵃ; mhd.
daʒ si sich huoten
vor der hitz und vor dem gestanc (des grabens).
Ottokar reimchr. 49053 Seemüller;
ouʒ ir munde gêt gestanc.
H. v. Neustadt Apoll. 4297;
nhd. gestanck vom mund, von der nasen, von den fueszen. voc. inc. teut. i 4ᵇ; caper, hircus, gstanck under der achsel Pinicianus prompt. (1516) G 3ᶜ, under der üchsen Schönsleder V 4ᵃ; gestanck von dem gebranten flaisch ob dem feur, nidor. voc. inc. teut. i 4ᵇ; und kunten vor dem gestanck nit lenger bleiben. Eulensp. c. 77; die gans sitzet etwan uf dem mist and so viel die sonn heiszer uf sie scheinet, je ein böser gestank von ir gat. Keisersberg narrensch. 46ᵇ; es (das grab) war voll solchs geschwebliches gestancks, das es alle, die da umbher stunden, kranck machte. Luther 8, 207ᵃ; gestanck des nebels. Rädlein 376ᵇ; einen gestanck machen, von sich geben, nachlassen Ludwig 763; umb diesen guten geruch in den allerärgsten gestanck zu verwandeln. Simpl. 4, 57 Kurz;
ists nicht geruch, so ists gestank.
d. j. Göthe 3, 214.
bildlich: auf das er (der täufer) aller boser lust gestanck on sei. Luther 12, 43, 7 Weim.;
die buosz ist üch ein bitter tranck,
vertribet doch der sünden gstanck.
trag. Joh. B 5;
erhöb dich meine sehl, verlasz der welt gestanck.
Weckherlin 213 (ps. 103, 3);
der vogelgesang auf itziger welt faulen gestank, wüst und bösen regiment.
titel eines flugbl. von 1634 bei Opel u. Cohn 30 jähr. krieg 434.
3)
übelriechende masse: das sein antlit von gestanck besudlet was. Eulensp. c. 15; ligen in jhrem eigenen miste und gestanck. Prätorius von zauberei (1629) 117; wer gestank macht, der macht den säuen einen schleck. Wander spr. 1, 1631; ein gestanck zu werffen (auf die feinde, in diesem falle flaschen mit gestandenem käswasser und harn). mittelalt. hausbuch d. germ. mus. 40, 20 (ende des 15. jh.), vgl. gestankkugel.
4)
verächtlich, von nichtswerten personen oder dingen: (die jüden) alle heiden für eitel grewliche kot und gestanck halten. Luther 8, 53ᵇ;
nicht grusz und dank!
als brächten wir
dem herrn gestank!
Göthe 41, 304 (Faust 11192 Weim.).
5)
böses gerücht, üble nachrede: ihr kriegt gestank für dank. Auerbach schatzkästl. 2, 283, aus Franken Frommann 6, 168, 116;
für solches hat er (Johannes der täufer) disen dank,
dasz er mit ketten und gestank
erbärmlich wird beladen.
Rist sabb. seelenlust 17;
der üble ruf, unangenehme erinnerungen, auch schulden, die einer zurückläszt, infamia Frisch 2, 319ᶜ: er hat einen bösen gestanck hinder jm gelassen, spondyla fugiens pessime pedit S. Frank spr. 2, 58ᵃ; einen gestank hinder sich laszen, monumentum nequitiae ponere Stieler 2170; das bild ist vom teufel entnommen: mit gestanck scheiden wie der teuffel, infixo aculeo fugere Aler 927ᵇ; er scheidet mit einem gestanck wie der teuffel. Lehmann flor. (1641) 2, 63, 90. Eyering 2, 419; der teufel leszt alweg einen bösen gestanck hinder jm. S. Frank spr. 2, 58ᵃ; der tüfel läszt überall gestank hinter sich. Eiselein spr. 233.
6)
uneinigkeit, zwist, stänkerei:
wer neben dir zu disch ist gsessen,
den irr und ruck nit auff der penck,
das du nit machest ein gestenck.
meisterl. f. 23, nr. 212.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1895), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4201, Z. 38.

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Zitationshilfe
„gestank“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gestank>.

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