Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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gestatt, gestatten, n.

gestatt, gestatten, n.
ufer, s. gestade 1, b. c sp. 4175.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1895), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4203, Z. 18.

gestatten, verb.

gestatten, verb.
permittere, indulgere, mhd. gestaten, ahd. gi-, kistatôn und statôn (noch bei Luther 26, 334 Irmisch da er ihren muthwillen nicht wollt statten), zu mhd. state, md. stade, ahd. stata, f. bequemer ort oder zeitpunkt, günstige gelegenheit, hilfe, eigentlich 'gute gelegenheit geben', wie statt thun Schm.² 2, 795: (Kalypso zu Ulysses) ich will dich lenger nit auffhalten, sunder wie du begerest, dir stat thuͦn hinweg zuͦ faren. Schaidenreiszer 21ᵃ. vereinzelt mit umlaut gestetten deutsche volksb. 333, 10 Bachmann-Singer, gestätten östr. weisth. 6, 171, 36 (von 1680). mnd. gestaden, mnl. ghestaeden, ghestaden Kilian.
1)
in der älteren sprache, eine statt geben, stellen, feststellen, zu ahd. stat, ort, stelle: ahd. ih kestatô obe dir mîniu ougen, firmabo super te oculos meos Notker ps. 31, 8 St. Galler handschr., ih gevestini Wiener handschr.; zustellen, anbefehlen: locavit turrim agricolis, gistatôda, bivalach. Diutiska 2, 285ᵇ (Mainzer gl. des 8. bis 9. jahrh.); intransitiv, stand halten:
mhd. die getorsten ime wole gestaten.
Rolandslied 39, 11.
2)
statt geben, zulassen, erlauben.
a)
mit gen. der sache neben dat. der person: mhd.
(dasz gott) uber in gestattôt deheiner missewende.
genesis 78, 2 Diemer;
des muoʒ sie gestaten mir.
Walther 115, 19;
die heten vil ungern
gestatet solher tât.
Ottokar reimchr. 31328 Seemüller;
der gestatet dir sîn niht.
37292;
do Herman .. dem eine offene wunde stach .., darumme nu zu rechte Herman dem richtere gevangens gestaten sol. Freiberger stadtr. c. 30 § 12; nhd. eʒ sol auch dhein leiggeb (schenkwirt) niht gestaten dheins bubenplatz in seinem hause. Nürnb. pol.-ordn. 65 Baader; die jm (Müntzer) seins predigens gestatten. Luther 3, 127ᵇ; auch keines zuhörens, mein not auszusprechen, gestattet worden ist. 411ᵃ; das er dir deines mutwillens gestatte und raum lasse. 5, 390ᵇ. briefe 2, 396. 2 Macc. 3, 4; darumb solt jm der keiser solch lehens nicht gestatten. an den christl. adel F 4ᵃ; wolten kurz im (dem adel) seins stolz und geitz nit mer gestatten. Aventin. 4, 499, 16 Lexer; um den tod het er keiner verretery gestattet. Morgant 99, 7 Bachmann.
b)
mit accusativ der sache:
mhd. daʒ gestate mir her Wolfram.
nhd. narren sinds, die es jm gestatten. Luther 6, 8ᵇ; solt ich den groben köpffen allen jren mutwillen gestatten. 1, 279ᵃ; aber Sihon gestattet den kindern Israel den zug nicht durch seine grentze. 4 Mos. 21, 23; im passiv: wenn mir solche thurste (kühnheit) gestattet würde. werke 3, 342ᵇ; den menschen boszheit und laster nit gestatten. Maaler 176ᵇ; das buch erlaubte mir, bei einer stelle zu verweilen, ja rückwärts zu sehen, welches der mündliche vortrag und der lehrer nicht gestatten konnte. Göthe 26, 167;
ach, nie
hätt er die todesreise mir gestattet!
Schiller XIII, 356;
Cajus gestattet sich nicht die geringste ruhe. Adelung.
c)
mit infinitiv: mhd.
trûben rôt oder gel
brechen wil ich dir gestaten.
nhd. der manne schampern kurtzen cleidunge und ungestalt halb ist erkant, das man die fürbasz nit me gestatten soll zuͦ tragen. Straszb. verordn. 462 Brucker (von 1480); wer es sach, das kürze der zeit nit gestattet dise ding allesamen ze thuͦn. Keisersberg dreieck. spiegel (4°) Ff 7ᵇ; es sol auch wider disz verpot .. grosz hochzeit, preutleuf, kindlmal, kirchtäg oder besingknusz ze haben von kainer obrigkait erlaubt noch gestatt werden. landpot in Ober- u. Niederbaiern (1516) 34ᵃ; zuletzt wirds jm gestattet, den kauffman zu recken (foltern). Luther 7, 361ᵇ; es ist nicht gestattet, hier stehen zu bleiben.
d)
mit abhängigem satze: mhd.
iwer keinem ich gestaten wil
daʒ er für mich vehte.
Parz. 701, 24;
nhd. es ist ein gebruch, das keiner witwen oder jungfrouwen, die in ein kloster gon will, gestattet wurt, wie rich sie ist, das sie nit me mit ir in das kloster bring weder C. lb. pfenning. Keisersberg xxi artikel 3; es wird niemand gestattet, das er mit gott rechte. Hiob 34, 23; einem weibe aber gestatte ich nicht, das sie lere. 1 Timoth. 2, 12; der herr wils nicht gestatten, das ich mit euch ziehe. 4 Mos. 22, 13; gestatte mir, dasz ich dich begleite; elliptisch, als ausdruck der höflichkeit: gestatten sie.
e)
mit accus. der person, zulassen: weil die Suevier frembde kauffleute wol zu sich gestatet haben. Micrälius alt. Pomm. 1, 10; in der rechtssprache einen zum eide gestatten, zulassen Heynatz antib. 2, 48; dulden: solche verachter des anderen oder spotvögel soll man nit gestatten, sondern erst recht ernst halten und abstraffen. tirol. weisth. 2, 344, 18 (von 1588).
f)
unpersönlich es gestattet nicht, es geht nicht an: es verfôcht oder gestattet nit, das ein prophet undergang uszerthalb Hierusalem. Keisersberg postill 3, 86ᵃ, es gestattet oder lydet nit, das .. ebenda (es thuts nicht, das ein prophet umbkome auszer Jerusalem. Lucas 13, 33).
3)
einräumen, zugestehen:
doch hätte, wie er war, an anstand und gestalt ..
ja selbst Medor den preis ihm ohne kampf gestattet.
Wieland 17, 19 (Idris 1, 13).
4)
wozu verhelfen, etwas gewähren: mhd.
herre got, gestate mir
daʒ ich si sehen müeʒe.
Reinmar in minnes. frühl. 156, 19;
eʒ möht mir lîhte gestaten
.. diu rede, die ir tuot.
krone 19586;
ab sy ymandes betretin, den sal man nicht tog (termin, aufschub) gebin, sunder des rechtin gestatin und helfin. brandenb.-meiszn. vertrag von 1422 bei Haltaus 690; nu betracht der graff, dasz sein ohm arm war, und gedachte, wie er wolte jhm etwas gestatten, und zu hülff kommen. buch d. liebe 262, 4.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1895), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4203, Z. 60.

gestatten

gestatten,
dat. plur., in nach gestatten, nach bequemlichkeit, allmählich, nach und nach Schm.² 2, 795 fg, wie nach statten, nach vermögen, nach gelegenheit ebenda, zu mhd. state, ahd. stata, f. bequemer ort oder zeitpunkt, gute gelegenheit, vgl. mhd. statelîche, ruhig, gemach.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1895), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4205, Z. 6.

gestätten, f.

gestätten, f.,
bair.-östr.
1)
ufer, besonders künstlich befestigtes, uferdamm Schm.² 2, 798. Loritza 50ᵃ, hervorgegangen aus dem gen. und dat. sing. gesteten des mhd. fem. gestete, gestet Heinr. v. Neustadt Apoll. 8628. 9499. 18536, der verstärkung des mhd. fem. stete, stede, daneben neutr. daʒ gestet, uferdamm Ottokar reimchr. 97003 Seemüller, vgl. gestade 2, b sp. 4177: gestöten, ripa glossar. des 14. oder 15. jh. 1, 7ᵇ Sachse, östr. die gschdöttn Castelli 155; (das pferd sei) über dy gestetten in das wasser geloffen. Widmanns Regensb. chron. in städtechr. 15, 146, 33; lasz uns ein wenig spatzieren gehen auff der gstätten des rauschenden flusz. Abr. a S. Clara Judas 1, 12; der Donau-strom hat keine zähn und beist doch gantze gestätten hinweg. etw. f. alle 1, 265; die fisch und krebs, wann sie ihre wässer verlassen und sich auff die gestätten retiriren. merks Wien 8;
trau keiner untergrabnen gstätten.
Conlin in Scheibles kloster 1, 36;
eine gestetten schlagen, befestigen Höfer wb. 1, 293; die gstädten, häuserreihe in Salzburg am gestade.
2)
der damm überhaupt: solche gestetten gibt es hie und da in feldern und fahrtwegen. Höfer a. a. o.
3)
gestette, gstetten, platz, lagerstätte, z. b. holzgstetten, mistgstetten Loritza 50ᵃ. Castelli 155; wien. gstetten, schimpfname für eine kecke oder liederliche weibsperson Hügel 74ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1895), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4205, Z. 11.

gestetten, f.

gestetten, f.,
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1895), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4231, Z. 73.

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Zitationshilfe
„gestatten“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gestatten>.

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