Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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gestramt, gesträmt, adj.

gestramt, gesträmt, adj.
part. gestreift Schm.² 2, 813, zu mhd. strâm, streifen, vgl. gestreimt, gestriemt: die männer hatten zu gesäsen und wammast toppeltaffat, gesträmten sammat. Garg. 281ᵇ; nebenform geströmt: kürbse und geströmte schlangcucumeren. Rauwolff reise (1582) 73.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1895), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4248, Z. 3.

strammen, vb.

strammen, vb.,
auch strämmen, abgeleitet vom adj. stramm; mnl. strammen, stremmen, nl. stremmen, ähnlich im norw. stremja 'sich sträuben' vom entlehnten stram Falk-Torp 2, 1176. im deutschen seit dem 14. jh. bezeugt, falls die form stremgen (Diefenbach 581ᶜ, s. u. 2 a) hierher gehört. häufiger seit dem 17. jh. belegt; die mundartenwörterbücher des nd. sprachgebietes verzeichnen das wort allgemein, md. ist es für Thüringen, Hessen, Luxemburg, Lothringen, die Pfalz und das Saarland bezeugt. auf obd. boden hat die Schweiz strammen, erstrammen und das causativ stremmen bewahrt. umlautlose und umgelautete formen finden sich nebeneinander im gleichen ma.-gebiet, z. b. strammen, strämmen brem.-ns. wb. 4, 1056; strammen, stremmen Mensing schlesw.-holst. wb. 4, 877; 879; Stürenburg ostfries. wb. 268 (in getrennter bedeutung).
1)
transitiv.
a)
strammen; distensione augere, distentare Stieler stammb. (1691) 2185; strammen (active) steif machen, spannen, anziehen, intendere Richey id. Hamburg. 294; stark spannen, straff machen brem.-ns. wb. 4, 1056; straff spannen Stürenburg ostfries. wb. 268; straff anziehen, auftreiben Sallmann ma. in Estland (1880) 41; stremmen stark anziehen Crecelius oberhess. wb. 2, 816; schdramme spannen, z. b. frisches holz durch biegen Heinzerling-Reuter Siegerl. wb. 285; e säl (seil) stremmen Follmann lothr. ma. 505; wenn ein pferdt an jhme alle seine gelencke spannet, strammet, starret und steiff machet Danüp wolabgericht. pferd (1624) 10; durch krankheit, deren schwinden mir ... die nerven strammte, lähmte und widrig reibend reizte Varnhagen v. Ense Rahel (1834) 2, 401;
wem je das aug in wuth geflammt,
wem je den arm der muth gestrammt
graf Strachwitz ged. (1850) 17;
sie strammte beide arme ..., als müszte sie die ruder fester fassen Auerbach schr. 1, 50; mutiger greifen wir zu, das schiff zu steuern, im getakel die taue zu strammen Rosegger I.N.R.I. (1905) 95.
b)
stremmen 'die milch gerinnen machen mittels des labs (stremsel) — eigentlich zusammen ziehen, nämlich ... die käsigen teile der milch' Stürenburg ostfries. wb. 268; de melk stremmen Dornkaat-Koolman 3, 334ᵇ; dazu niederl. u. fries. stremmen, vgl. stremmen coagulari Kilian (1605) 537ᵃ; s. auch unten stremmels und stremsel lab; sonst nur noch in der Schweiz bezeugt, zuerst bei J. v. Muralt (1712) in der bedeutung 'blut zum gerinnen bringen'. hierher wohl auch: das in einer etwasz stärckeren bewegung flieszende geblüte stremmen und auffhalten Gehema medic. mordmittel (1688) 45, oder zu stremmen sistere, restringuere, cohibere, vgl.: 'nrad stremmen hindern, stocken machen, aufhalten Dornkaat-Koolman a. a. o.; sistere, restinguere, cohibere Kilian (1605) 537ᵃ; lux. 'stauchen (das wasser), brider' Gangler 439.
2)
reflexiv. sich spannen, anspannen: tetanus seuche, daz dy senaderen so sere sich stremgin, daz man den hals nicht mak gekeren (Macer, de herbis, ende d. 14. jh., md.) Diefenbach gl. 581ᶜ; zwischen muskeln, die von blut und lebensgeistern strotzend sich strammen Th. Abbt verm. w. (1768) 1, 66;
seht, wie sich das thierchen (ein reh) stremmt
und mit kurzen stöszen zieht!
Brockes ird. vergnügen 6 (1740) 234;
im bogen flog der schweif, wild schnob die nase,
wenn sich das bein zum niedersetzen strammte
graf Strachwitz ged. (1850) 159;
seine muskeln strammten sich J. Schlaf frühlingsbl. (1901) 87; es strammten sich seine starken waden qu. a. d. j. 1910; die wunde strammet sich Ludwig t.-engl. lex. (1716) 1886. bildlich: 'oho!' strammte sich das ehrgefühl in mir an Berlepsch bei Sanders erg.-wb. 531ᵇ. in den nd. maa. weit verbreitet; von der kleidung: um ihre unterleiber schlotterten oder strammten sich rauhe jacken norddt. quelle um 1914; de jack stremmt sik öwer de bost Mensing schlesw.-holst. 4, 879; weitergreifend in der bedeutung: sick strammen sich sträuben Richey id. Hamburg. 294; sich stremmen sich stramm halten, sich stemmen und anstrengen Bernd Posen 297; sich stremmen sich anstrengen; stremm dich! aufmunternder zuruf Betcke Königsb. ma. 60; Böhnke, stremm dî! in Danzig: Karlke-Anton, stremm dî! als anspornender zuruf Frischbier pr. wb. 2, 380ᵃ; sick stremmen sich steif machen, sich wogegen stemmen, sich widersetzen Mi mecklenb. ma. 87ᵇ; du strammst di mit dien rügg un mit de föt gegen die wann (wie beim klettern im kamin) Mensing schlesw.-holst. 4, 877; he stremt sök wie e pukis strengt sich an wie ein barsch an der angel Lüpkes seemannssprüche 15. nicht selten mit bedeutungsfärbungen, die ans uneigentliche streifen: sich stremmen sich stramm halten, mit anstrengung nach etwas streben. stremm dich! nimm dich zusammen! Frischbier pr. wb. 2, 380ᵃ; hamb. sick strammen die nase hoch tragen Richey id. Hamburg. 294; sik strammen oder strämmen sich in die brust werfen, den kopf hochtragen aus stolz brem.-ns. wb. 4, 1056; sükk stremmen sich räuspern (aber nicht mit der nase, sondern mit der kehle oder lunge); he stremmt sükk ass'n köster ein zeichen der eitelkeit und wichtigtuerei Stürenburg 268.
3)
intransitiv, vgl. mnl. strammen stijf zijn Verwijs-Verdam 7, 2268.
a)
straff sein, strammen rigere, adstringi, durum esse et durum fieri Wachter gloss. germ. (1737) 1620; straff seyn, sich spannen, gespannet seyn brem.-ns. wb. 4, 1056; de sehnestrammetmy sie ist mir gespannt Richey id. Hamburg. 294; wirklich strammte die kette bei Sanders erg.-wb. 531ᵇ; substantivisch: bald schleiften die sohlen mit vergeblichem strämmen an der erde hin Reichenau aus unsern vier wänden (1861) 252.
b)
insbesondere von zu eng anliegenden kleidern und schuhen: strammende stiefel stivali rigidi, forti, stringenti Kramer dict. 2 (1702) 996ᶜ; hier und da strammten die nähte des rocks bei Sanders erg.-wb. 531ᵇ; vielfach in maa., z. b.: de buxe stremme sitzen eng, spannen sich Follmann lothr. maa. 506; de büksen stramd mî so, dat ... Doornkaat-Koolman ostfries. spr. 3, 332; ähnlich in Hessen, Saarbrücken und dem Siegerland; strammen schmerzen vom starken binden: die binde strammet mir brem.-ns. wb. 4, 1056; vgl.: der dampf stremmt einem auf der brust Schmeller-Frommann bair. wb. 2, 813.
c)
von wunden, geschwülsten usw., vgl. adstringendo dolere strammen Schottel haubtspr. (1663) 1424: die wunde, das geschwär strammet und thut sehr wehe Kramer dict. 2 (1702) 996ᵇ; strammen sagt man von wunden, welche machen, dasz die haut strammet und gespannt ist Frisch wb. (1741) 2, 343ᵇ; die wunde strammet mi brem.-ns. wb. 4, 1056; strammen von der haut über einer geschwulst Stürenburg ostfries. wb. 268ᵃ; ähnlich:
doch, noch ein glas! mir fängt es schier
im gaumen an zu strammen
v. Göckingk ged. (1780) 3, 146.
d)
auch von anderen schmerzempfindungen: strammen heftiges ziehen im fusze, arme, kopfe u. dgl. haben (in Lippe) dt. maa. 6, 486 Frommann; stramen von dem schmerzhaften ziehen im körper, wo die muskeln sich anziehen, namentlich wenn die schmerzen sich von einem gegebenen punkte aus strahlenförmig ausbreiten; de schuldern strâmet, de ganze hals, dei strâme Schambach Göttingen 213; strammen spannen, vom schmerzhaften ziehen im körper Deiter Hastenbeck 63; strämme ersticken Autenrieth pfälz. id. 138. in der Schwalenberger mundart substantiviert das stramen geradezu 'rheumatismus' Böger 164.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1951), Bd. X,III (1957), Sp. 827, Z. 40.

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Zitationshilfe
„gestramt“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gestramt>.

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