Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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gestropft, adj.

gestropft, adj.
part. geschrumpft, runzlig:
(die weiblin) anzäpfen, wie alt sie auch seien ..
ich glaub, jr maint, das sie das schinden
nicht auf der gstropften haut empfinden.
Fischart dicht. 2, 89, 3370 Kurz (kloster 10, 874).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1895), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4259, Z. 17.

strupfen1, verb.

¹strupfen, verb.,
inhorrere, horrore perstringi, einschrumpfen, zusammenschrumpfen; mit vocal der tiefstufe zur basis streub-, erweiterung der idg. wurzel ster 'starr, fest, trocken sein' (Walde-P. 2, 635). vgl. strumpf. im norweg. noch mundartl. strop 'enge öffnung' (Torp 729ᵃ). daneben mit anderer vocalstufe an. strúpi, striúpi 'kehle, luftröhre'; fehlt ahd. und mhd. und ist neben dem transitiven strümpfen verstümmeln (s. d.) erst seit dem 16. jahrh. nachweisbar: inhorrere sich strupffen Frisius (1568) 699ᵃ (vgl. auch 992ᵇ); strupfen Hulsius (1618) 243ᵃ; vgl. auch th. 12, 1, 1807 f.; Krünitz 176, 206; dial. nur obd.: strupfen Fischer schwäb. 5, 1886 (dazu auch strupf machen ibd. 1885); strupfen Stalder Schweiz 2, 411; stropfa (strupfen) Tobler Appenzell 415; strupfen Schmeller 2, 818. von der haut, den gliedern oder organen der menschen bzw. thiere: so der yngang der baͤrmuͦter gestrupfft und eng wird ... wie ... nach allen geburten geschicht Jacob Ruoff trostbuͤchle v. d. empfengknussen (1569) 38ᵃ; wo aber dem fercklin der selbig dütt (brustwarze d. mutterthieres) entzogen würt, gibt es gleich keyn mylch, und strupfft yn Eppendorff Plinius (1543) 222; (äuszeres zeichen der apoplexia) die nerven bewegen sich, strupfen gegen dem hirn eyn Wirsung artzneybuch (1584) 142 D.; der ander (schaden einer krankheit), dasz ihm gemeldeter schenckel ... dermassen eingestrupfft ... dasz er weder gehen noch auf den fuͤssen ... bestehen moͤgen Ferd. Alber leben u. wandel Ign. Loiole (1590) 4; so ein glied ... in einander strupfft, dass es krumb wirdt Paracelsus opera (1616) 1, 1078ᶜ Huser;
... und den gestrupften arm läszt ausgestreckt erstarren?
wie heiszen wir den mann? betrüger oder narren?
Haller gedichte (1882) 69.
als zeichen der furcht:
mein haut strupfft mir zusammen gar,
mein hor stund uff dem haupt empor
Wickram 7, 334 Bolte;
seltener mit anderem subject: vom papier:
wan es runtzelig zusammen stropfft,
mit hammern wirdt es wider klopfft
Frischlin Julius Caesar (1592) 82.
s. auch verstrupfen th. 12, 1, 1808 und gestropft th. 4, 1, 2, 4259.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1931), Bd. X,IV (1942), Sp. 140, Z. 8.

strupfen2, verb.

²strupfen, verb.,
auch strüpfen nodare, ligare (vgl. strupf) jüngere bildung, die hd. wenig bezeugt ist: strupffen, strupf machen, faire tels neuds Hulsius-Ravellus (1616) 314ᵃ; ... strupfen nodare Stieler (1691) 2193; Rädlein (1711) 855ᵃ; strüpffen nodare ... quid in nodum colligere Aler (1727) 2, 1856ᵃ; strupfen strüpfen nodare Wachter (1737) 1634, später nicht mehr nachweisbar. nd. strop(p)en, (ströppen) vgl.strop (unter strupf): stroppen ligare laqueo Kilian (1605) 539; Heinsius 4, 892ᵇ u. ö. in den wbb. des 19. jahrh. vgl. noch Hoyer-Kreuter (1902) 1, 746. mundartlich in ströppen wild in schlingen fangen, wilddieberei treiben Rovenhagen Aachen 143; Hönig Köln 177; Eberfeld. ma. 159; Leihener Cronenberg 117; so auch md. sdröbben Christa Trier 202: ... die lieben nachbarn jenseits der holländischen grenze ströppen jahraus, jahrein Löns auf der wildbahn ¹²(1913) 151; (sück) stroppen sich erhängen Stürenburg 269; stroppen schlingen, ... aufknüpfen, henken Doornkaat-Koolman 343. ableitungen: ströpper wilddieb, vagabund Rovenhagen Aachen 143; Hönig Köln 177; schtröpa Fischer Samland 87; md. sdröbber Christa Trier 203; ströpperei übervortheilung Luxemb. ma. 431.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1931), Bd. X,IV (1942), Sp. 140, Z. 50.

strupfen3

³strupfen,
auch strüpfen, verb., stringere, streifen, abstreifen; erst nhd. nachzuweisende tiefstufige verbalbildung zu germ. *streup (gr. 2, 47 nr. 527) neben älteren mhd. stroufen, angels. bestrypan in der gleichen grundbedeutung (vgl. auch streifen); nd. ströppen. in den wörterbüchern erst spät: strüpffen überstreiffen mettre par dessus comme un habit Rädlein (1711) 1, 855ᵃ; Frisch 2, 349ᵇ; mundartlich noch durchaus geläufig.
1)
a)
abstreifen, abschlagen: nu verstehet ir bergleut besser denn ichs euch berichten kan, was ... ein fladerichte wand für ein harts ding sey, ... die sich weder stuffen noch strupfen lesset ... Joh. Matthesius Sarepta (1578) 138ᵃ; ähnlich: wer sich an einem harten knawer quetschet, der strüpffet doch wenig herab ... Petri d. Teutsch. weisheit (1604) I ii 5ᵇ. übertragen: sich an jemand reiben:
trifft er aber ein weisen monn
mit honwortn und spott zu strupffen,
ihm etlich hendel auff thut rupffen ...
so antwort der weisz nicht dargegen
Hans Sachs 16, 505 K.-G.
b)
früchte (vor allem obst), auch laub oder blätter von der pflanze abstreifen: so wohl der blaue als kleine gartenkohl werden von stielen gestrupfft, gewaschen ... Hohberg georgica curiosa aucta (1715) 3, 3, 78ᵇ; so noch mundartlich Martin-Lienhart 2, 634; Seiler Basel 282; Schmeller 2, 818; Unger-Khull 585, weitere belege unter 2. poetisch:
ew'gen segen bringt dir, was du mild verstreust,
nicht, was karg du magst zusammenklittern,
fiedre schwingen, die die zeit berupft, belaub'
äste, kahl gestrüpft von ungewittern
Rückert 2, 478.
md. im sinne von 'obst heimlich entwenden': strüpfen Crecelius 820 f.; Pfister nachtr. 356; daneben stripsen Hertel Salzunger ma. 46.
c)
von kleidungsstücken: ärmel (u. ä.) auf- oder abstreifen: md. Crecelius 820 f.; Hertel Thüringen 239; obd. ausziehen, entkleiden Martin-Lienhart 2, 634; auch intransitiv von kleidungsstücken 'sich hochschieben': es (das gewand) verhüllte muskelharte arme und beine, die hose strupfte an der starken wade ... E. Zahn die da kommen und gehen (1909) 37.
d)
nachmelken bis keine milch mehr kommt Crecelius oberhess. 821. hauptsächlich obd. Martin-Lienhart 2, 634; Seiler Basel 282 (daneben strupfgalt hochgradig melkig [milchergiebig]) Martiny milchwirtschaft [²1907] 124); ... hatte der melker eine ewigkeit gemolken oder vielmehr gestrupft Gotthelf sämtl. werke (1921 ff.) 12, 164.
2)
nd. stroppen, ströppen (ab)streifen: stringere, premere Kilian (1605) 539; stropen 'streifen' Stürenburg 269; in dieser grundbedeutung dial. noch heute lebendig, aber mit verschiedenem nebensinn: sik ströpen sich die haut abschürfen Woeste westfäl. 259; früchte u. ä. abstreifen (s. 1 b) Krüger Emden 68; ähnlich Dähnert plattd. 469ᵃ. in dieser form auch md.: ströppe, streppe bildlich einem die haut über die ohren ziehen Wegeler Coblenz ²75; Schmidt westerwäld. 244; 'beeren vom stiele abstreifen' luxemb. 431; im übrigen häufige vermischung der bedeutungen mit stroppen, ströppen von ²strupfen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1931), Bd. X,IV (1942), Sp. 140, Z. 72.

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Zitationshilfe
„gestropft“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gestropft>.

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