Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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gestupft, gestüpft, adj.

gestupft, gestüpft, adj.
part. zu stupfen, stüpfen (s. d.), vgl.gestuppen im Sachsenspiegel (Homeyer) I, 3 § 3. 17 § 1. Grimm rechtsalterth. 605.
1)
gestüpft, stüpficht, fossus, punctus, acu pictus, adv. punctim, picte Stieler 2135; gestipfft leder, chagrin, eine gestipffte haut haben wie eine gerupffte gans, a rugged skin Ludwig 709, gestupffte wachsarbeit Jacobsson 5, 662.
2)
übertragen, gestupfft, gereizt Maaler 177ᵇ, instigatus Frisius, angetrieben, stimulatus Spieser 149, gstupft, eingebildet Seiler Basler mundart 152.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 12 (1897), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4267, Z. 1.

stupfen, vb.

stupfen, vb.,
auch stüpfen, 'stecken, stoszen'.
herkunft und form. zur wurzel *steu 'stoszen, schlagen', germ. *stupp, s. Walde - Pokorny 2, 619; zugehörig ist stupf. j-ableitung, daneben schon ahd. gleichbedeutend stopfon, s. teil 10, 3, 326: undirstupfit Notker 1, 400, 25 Piper; stuffentes gl. 2, 47, 10; vgl. zu dieser form: stuffen stoszen Reinwald henneberg. 1, 159ᵃ, auch im Harz (s. 1); stoffen Zingerle Lusern 53ᵃ. — das wort ist im ganzen obd. verbreitet; darüber hinaus in einem md. gebiet in unverschobener form stuppen, s. Christa Trier 203; Schön Saarbrücken 206; Kisch Nösner ma. 219ᵃ; Follmann lothring. 510ᵇ; Rovenhagen Aach. ma. 144; Hönig Kölner ma. 178ᵃ; Hertel Thür. 239; stupen Kramer Bistritz 128; schon alt, im sinne von 2, hier 'verstecken':
wan sy moesten beyde stelen,
stupen, bergen ind verhelen
Karlmeinet 148 Keller;
auch u. 3 e; vereinzelt im norden: stup Schmidt-Petersen nordfries. 130ᵃ. — von dem seit alters bezeugten entrundeten hd. stipfen ist ein nd. und vielleicht md. stippen (s. d.) mit echtem i zu scheiden; doch kann in stipfen gelegentlich mischung des südl. stüpfen mit dem nördl. stippen vorliegen, vgl. Crecelius oberhess. 811.
bedeutung und gebrauch.
1)
mit mehr oder weniger scharf eindringenden waffen und werkzeugen stechen; häufig mit pungere glossiert: stuffentes pungentis ahd. gl. 2, 47, 10 (11. jh.); stechen, stupffen pungo gemma gemm. (1508) v 4ᵃ; stüpfen pungere Stieler 2135; ob die wund grosz, klain, tief oder seycht sey, ob sy gehawen, gestochen oder geschossen sey mit aim schwert oder tegen oder mit aim pfeil oder ander instrument, das da stupfet oder stichet H. Braunschweig chir. (1539) 59ᵇ; wurden die von Mülhusen ... mit kriegsnadlen vast gestupfet D. Schilling Berner chron. 8 Tobler; wenn man gleich mit nadeln in ihre haut stüpffet, fühlen sies doch nicht S. Artomedes christl. auszlegung (1609) 1, 668; dasz si ... ein 4 järig knäbli ... mit guffen (stecknadeln) so lang gestupfft, bisz es gestorben Ä. Tschudi chron. Helv. (1734) 1, 378;
jeder drang im auf seinen pauch
und zukt sein faustmesser aus.
do was er also gancz von horn,
daz al ir stupfen was verlorn
Heinr. v. Wittenweiler 237, 20 Bechstein;
die jeger ... stupffen in die hurst (dickicht) mit den spieszen Keisersberg bilgerschaft (1512) 175ᵇ; darnach schwang er den reiszspiesz ..., focht mit den degen, stach mit den rapiren, durchstrich mit den sebelen, stupfft mit den tolchen Fischart Gargantua 280 ndr. als medicinische operation: der nervus were gestupffet oder gestochen, so ist die wundt der haut beschlossen, so haisset sie dann exsecata punctura oder vulnus H. Braunschweig chirurgia (1539) 14ᵇ; die doctores stupfent ain und ertaylent, ob er aussetzig sey oder nit H. Staygmayer bei Fischer schwäb. 5, 1925; lassen inen auch das fleysch umb die klawen stupffen, das es blute Sebiz feldbau (1579) 127. in weiteren anwendungen: stupff nit damit (mit dem messer) in den tisch J. V. Deyger paedonomia (1547) e 8ᵃ; die harzsammler kehren daher oft zu demselben baume zurück, stuffen und pulken mit ihren messer und meiszeln von neuem in der alten 'galle' und halten die wunde ... beständig offen J. G. Kohl deutsche volksbilder aus dem Harz (1866) 145. auch von stechenden tieren: ob einer gestüpffet würt von einem vergifftigen tier H. Braunschweig liber pestilentialis (1500) 28ᵇ; uf das si (die hornissen) all an das ross sassend, stupfent es so lang, bis es tod im wald lag H. Brennwald Schweizer chron. 1, 153 Luginbühl;
wie komts, er (der floh) springt iz nicht so hoch,
als wan er pflegt die leut zu stupfen?
er kan izunt kaum hinken, hupfen
Fischart flöhhaz 55 Hauffen,
und so öfter; desgleichen von stechenden pflanzen: darumb das ... sy die spiez der dorn vester stupften Joh. Hartlieb buch Ovidii (1482) 36ᵃ; trugen ... geflochten dorn, das sie gestupfft der gebott gottes gedachten Seb. Franck bei Fischer schwäb. 5, 1925. abstracter im sinne von 'wider den stachel löcken': der papst ein so scharpffen stachel fürte, wider den niemand stupffen noch stächen dorffte Stumpf Schweizerchr. (1606) 367; auch J. v. Watt dtsche hist. schr. 1, 277 Götzinger. vereinzelt im sinne von 'herumstochern': er trägt eine masse von problemen zusammen, stupft und nestelt an jedem herum, und löst keines D. Fr. Strausz ausgew. br. (1895) 480 Zeller.
2)
'stecken, hineinstecken': man musz in keinen immen (wespennest) stupfen Kirchhofer schweiz. sprichw. 283; er hat in e wefzgenest gstupft Fischer schwäb. 5, 1925; Schöpf tirol. 35; besonders samenkörner u. s. w. in die erde stecken und dazu eine vertiefung im boden machen, heute mundartlich: erbis in der erden, so zu stain worden, als sie ain baur gestupfft urk. a. d. 17. jh. in zs. d. hist. ver. f. Schwaben 8, 102; eine weibermode, dasz man in die erde von blumentöpfen verschiedene samenkörnchen stupft K. Reiser sagen des Allgäus 2, 12; (im februar soll man) kern und steinobst stupffen, so bald man in die erden kan v. Hohberg georg. cur. (1682) 109;
stupf mi (die kartoffel), wann du witt,
voar m braochet siehst mi nitt
Birlinger sprichw. (1868) nr. 619;
s. auch Kirchhofer schweiz. sprichw. 307; anders 'eintauchen, tunken', nd. stippen entsprechend, z. b. die feder, s. Fischer schwäb. 5, 1926; auch stüpfen Hupel Lief- u. Ehstland 232; stipfe mit einem finger ins salz und reibe die zähne wol damit J. C. Coler hausapothek (1640) 131. — hierher wohl auch: aber fingerlin sint ring und ich meyn, wann man sprach: fingerlin sint geben, das ist: sie haben alle in ringe gestüpfft ze kommen Terenz deutsch (1499) 62ᵇ.
3)
'stoszen', auch im sinne von 'schlagen'.
a)
feindlich, verletzend: (die leute) mohten des niht gefüegen, daz diu frouwe gestozen würde, die wile sie daz kindelin truoc, oder daz sie niht wart gedrungen ze kirchen oder markte, oder daz sie gevallen wære oder gestupfet Berthold v. Regensburg 1, 31 Pfeiffer; sie sollen globen und schweren ... euch an kein andern ort dan auf der wacht, wie sich geburt, euch alle stund, wie alhie gebreuchig, mit einem stecken, spies oder stab zu stupfen herumber gehn, auf alle seyten und ort zum laden hinaussehen ... urk. v. j. 1577 in württ. ländliche rechtsquellen (1910) 1, 711;
warfür ists gut, mit brügeln stupffen,
wie narrn und teuffel umbher hupffen
Kirchhof wendunmuth 3, 214 lit. ver.;
bohre mit füsz und ellenbogen in deinen nachbar, kützle ihn, so er trinkt, stupf ihn in die seiten Ludwig Tölpels bauren moral (1752) 44; allgemeiner 'tätlich verletzen', 1 nicht völlig ausschlieszend:
er lert die lüt ruppffen
und hinderwertiklichen stuppffen
des teufels netz 366 lit. ver.;
wolt Amor, die seine underworffne offt stupfft und rupfft, sie nicht lenger in so groszer freud lassen Amadis 391 Keller; der fuchs aber, sobald er in die gruͦben kam, fieng er an den pfaffen zuͦ stupfen und zuͦ rupfen an seinem rock Wickram 3, 60, 33 Bolte;
biz diu vrouwe Irmengart
einen stap erkripfete
und mit der gerte stipfete (Straszb. hs. stúpfete);
der kom ir da ze heile.
des toren hinderteile
gap si stich über stich,
bis er begunde regen sich
Laszberg liedersaal 1, 221, 368.
b)
durch stoszen zerkleinern: damit auch die laug und alle scherpffe wol darausz ziehe, soltu in (den ingwer) allso gestupfft etlich tag und nacht in frischem brunnwasser ligen lassen Ryff confectbuch (1548) 89ᵇ; stupf ihn (den zimmet) B. Hikmann wien. kochb. (1808) 245.
c)
'anstoszen, berühren', ohne verletzende absicht:
darnach küsz mich widerumb,
das noch gröszer werd die sum,
stüpf mich auch mit deiner zungen
ungezwungen,
die süszer dan honig ist
Weckherlin ged. 1, 264 lit. ver.;
Rothköpfchen muszte erst das vögelchen noch etliche male mit dem finger der andern hand tupfen und stupfen, dasz es bisz und krabbelte Stelzhamer ausgew. dicht. 4, 124 Ros.; darnach stipffet er ine mit dem daumen Aymont (1535) a 2ᵇ; besonders 'jemanden anstoszen, um dessen aufmerksamkeit zu erregen':
so bald der könig griff nach dem glasz,
das er in in die seiten stuff
oder am rock ein wenig zupff,
damit er die aufgesatzte straf
allhie nicht leichtlichen verschlaf
Eyering proverb. (1601) 1, 391;
besonders im jüngeren schrifttum alem. bair. herkunft: die speckmolchin, die auch da war, stupfte die Grithe und sagte Pestalozzi s. w. 5, 259 Buchenau; wir waren in einem oratoire der musik gegenüber; auf einmal stupfte mich Neumann Mozart bei O. Jahn Mozart 3, 479; nun stupfte man den bürgermeister, er solle auch aufstehen und dem fürsten danken W. Menzel denkwürdigk. (1877) 190;
erst neulich geht uns einer nach schritt für schritt,
ich stupf gschwind meine madeln, sag: sehts den nit?
Nestroy ges. w. 10, 114;
der geängstigte vater zappelte von einem zum andern, stupfte jeden, deutete E. G. Kolbenheyer Paracelsus (1926) 3, 247. in unverschobener form: stupp — stupp — stupp! stuppete die äbtissin mit ihrem ... spazierstocke auf den boden Bode Tristram Schandi 2, 72, offenbar lautmalend; stuppen precipitare, neben schuppen, md. voc. a. d. 15. jh. bei Diefenbach 452ᵃ; gestuppet obrutus voc. v. 1421 bei Diefenbach nov. gloss. 268ᵃ.
d)
'kennzeichen aufprägen': vor der stirne, auf den backen, daumen und waden stipfen sie ihnen einige zeichen O. Dapper Africa (1671) 32ᵇ; brenn dem rosz einen zirckel umb das aug herumb, darnach stupffs mit einem warmen eysen mitten auf die stirnen Seutter roszartzney (1599) 149; besonders 'leinwand mit dem obrigkeitlichen stempel versehen': nur ware, die mit dem geschauzeichen gestupft ist, darf in den handel gegeben oder auf die bleiche gelegt werden bei Fischer schwäb. 5, 1926; ähnlich in jüngerem obd.: stupfen 'tätowieren', s. wörter u. sachen 6, 7; anders 'punktieren, tüpfeln': (der glasmaler) stupft die aufgetragenen farben mit dem stupfen so, dasz die ganze fläche gekörnt erscheint Lueger 4, 692.
e)
in der rechtssprache 'bei eiden und vertragsabschlüssen mit dem finger aufstoszen', vgl. rechtsalterth.⁴ 2, 146f., auch aufstupfen, s. teil 1, 754; Frisch (1741) 2, 353ᵃ; Haltaus 68; auf gleichem brauch beruht topp, interj., s. teil 11, 1, 1, 864; meist stipulari entsprechend: stipulatio verheissung als da einer stupfft by glauben gemma gemm. (Straszbg. 1508) a 3ᵇ; stipulari stupffen by glauben ebda; stipulor est verbis quibusdam ex formula iuris civilis promittere aut pecuniam spondere stupffen by glauben oder verhaissen Altenstaig voc. (1516) 92ᵃ; im md.: stuppen stipulare md. voc. lat.-germ. d. 15. jh. bei Diefenbach 553ᶜ; der egenante ritter hat ouch globt und gestupfet, das er schaffen und versorgen welle, das ... Straszbg. urk. v. j. 1296 bei Schilter thes. 770ᵃ;
etlich stupftent auf glauben,
sy wolten in laszen ein;
man sagt von Bair und Schwaben,
daran hetens keinn glaben
hist. volkslieder 3, 259 Liliencron;
wan er hat gestupft und geschworen, das also gegeben und nit wölfler aber wol thürer Keisersberg brösamlin (1517) 1, 94ᵇ; sie (monopoli) stupfen numer zesamen das keiner ein ellen des thuͦchs oder was es ist wölfler gebe den also ebda, vgl. Ch. Schmidt elsäss. 346ᵇ; man bracht die rede uf die bau von dem markgrafen, do wardt beim wein uf der taffel zusammen gestupft und beschlossen, das sie ... den schneiderknecht von Baden fahen und fressen wolten zimmer. chron.² 2, 397 Barack; da (der wirt) uns morgen wölle umb ein solches gelt widerumben also ehrlich tractieren, wöllen wir den gantzen tag und noch ein nachttleger bey ime zubringen; stupften dariber in ein kraisz, von kreyden gezeichnett, zusammen H. U. Krafft reisen 351 lit. ver.
f)
vereinzelt intransitiv im sinne von 'hervordringen, stoszen', vgl. ¹stupfeln 3:
die swammen (pilze) lupfen, stupfen
ausz der erde herde
Wolkenstein 37, 73 Schatz.
4)
'haustiere antreiben', oft, 1 entsprechend, mit spitzen instrumenten, in anderen fällen aber auch 2 nahe: das rind mit dem gard stupffen stimulo, iuvencum lacessere Maaler 394ᵈ; stimulus ein gert, so man braucht die ochsen damit zu stupffen und manen Calepinus undec. ling. (1598) 1382; ein pferd mit der spitzgerte stupfen toccare, pizzicare Kramer 2 (1702) 1027ᵃ;
der gart diu rinder schupfet,
so er siu dicke stupfet
H. v. Langenstein Martina 421, 50 Keller;
(er) erschlug allain mit aim stäckl, damit man die ochsen stupht, sechshundert man Joh. Aventinus werke 4, 1, 562; (sie) stupfften die esel mit den spiessen, das sie rennen und lauffen musten F. Faber beschr. d. hinfarth z. d. heil. landt (1557) 158; darumb spricht Bernhardus, das strafung sein stupfeln und gerten, damit man die ochsen stupft, das sie gond Keisersberg evang. mit uszleg. (1517) 23ᵇ; wenn man den esel stupfft, so gumpet er Murner gotsheilige mess (1528) e 2ᵇ; stupf den essel, se geht er Ch. Schmidt Straszbg. 107ᵃ; besonders 'pferde mit den sporen antreiben': das pferd mit den sporn stupfen Kramer-Moerbeck (1768) 333ᵇ; daz er hab zwen sporen, damit er daz pferd stupffet Keisersberg bilgerschafft (1512) 163ᶜ; mit disen zweien sporen ... solt du stüpffen und treiben dein pferdt Wimpheling sendbrief d. grafen v. Mirandel 10, s. Ch. Schmidt elsäss. 346ᵇ.
ja, ich empfind numehr (zwar spaht und nicht ohn zorn),
daz ein alt-lahmes pferd, ob schon von gold die sporn
es stüpfen, machen es doch kaum geschwinder rennen
Weckherlin ges. 2, 328 lit. ver.
mit den schencklen und füszen saszen sie zu stopffen und zu stupffen (die pferde) Moscherosch Philander (1650) 1, 168; bildlich:
jedoch ich bit
und warn euch trewlich, das ir nit
wölt stupffen mit den scharpffen sporn
die jungen fürstin auszerkorn,
mit der ir thet die andern plagen
H. Sachs 2, 63, 22 Keller.
5)
die gleichen wirkungen wie unter 1-3 ohne waffen und werkzeuge, meist mit worten, hervorbringen.
a)
'antreiben, veranlassen', in den älteren glossaren als entsprechung besonders von instigare, stigare, incitare, stimulare: instigare reytzen, triben, entzünden, stypffen voc. pred. (1486) o 3ᵃ; stimulare stechen, stupffen voc. rer. 1420 bei Diefenbach 552ᶜ; stupffen, treyben, reitzen, ermanen, bewegen Frisius (1556) 1242ᵃ; stupffen, treiben, nötigen, reitzen, citare, extimulare Decimator thes. (1608) index s. v. stupffen; stupfften Arsacius und Valens den keiser Constancium, dasz er ... eine grosze verfolgung wider die christen übet Seb. Franck chron. zeytbuch (1531) 276ᵇ; die fründ ... stupften Casandrum so vil, daz sie zuͦ dem tod vertailet ward Stainhöwel de clar. mulier. 208 lit. ver.; hab ich dich ermant und gestupfft (addidi stimulos) Mich. Herr sittl. zuchtb. (1536) 77ᵇ; diese, wie sie beydes vom geld- und ehrgeiz gestüpfet ward, gab zur antwort Bucholtz Herkuliskus (1665) 1066; ähnlich: dann maister Hainrich, der tuͦtt nicht, man stupff in dann mit gelt (1468) Steinhausen privatbr. 1, 371; besonders das gemüt stupfen: sitzt in den besten ein kraft, die tag und nacht das gemüt mit begird der eeren stupfft, bewegt und reytzt Leo Jud von wahren u. falschen glauben (1526) 2ᵇ; darumb ob etwan die schnöd unküscheit din gemüt stupffet oder anreitzt, so gedenck im alsbald mit disen waffen entgegen kummen Joh. Adelphus enchiridion (1520) c 4ᵇ; im bilde, wie 4:
ich stüpf min sin mit wisheit sporn
Heinrich v. Neustadt Apollonius 122, 30.
stupfen zu, in 'zu etwas treiben, bringen': desz künigs räth stupfften den schwäbischen bund, so vol krieg steckt, zuͦ dem krieg S. Franck Germ. chron. (1538) 217ᵇ; und auch stipfft euch eben dieselbe seuch zum mord eines unschuldigen und guttetigen menschen Misch. Risch paraphrasis Erasmi (1524) y 2ᵇ; so unser mut gestuphet wirt in ein bekennen unser missetat urkdl. bei Schmeller-Fr. 2, 774; anders, im sinne von 'gewaltsam hinstoszen': den jüngsten haben sie von hause gleich wieder fort zur armee gestupft Dor. v. Schlegel briefwechsel 2, 204 Raich.
b)
'plagen, ärgern, reizen', meist seelisch vom menschen: pervellere einen bekümmern, beleidigen und plagen, einen stupffen Frisius 995ᵇ; pervello, vellico maerore, tristitia, angore animi affligo et torqueo stupffen, plagen Calepinus undec. ling. (1598) 1080ᵃ; es stupffet ihn auch, dasz die Byzantier hetten dem Attalo zuͦ dem spiel, so er der göttin Minerva hielte, etliche geschickt, die mit ihm opfferten Xylander Polybius (1574) 230; in der nacht ... begundte die closter- und mönchskeuschheit bruͦder L. zu kützeln und stupffen Kirchhof wendunmuth 1, 519 lit. ver.; wenn er isset, trincket ... stupffet ihn das unruhige gewissen Abr. a s. Clara etwas für alle (1711) 2, 16; auch medizinisch im sinne von reizen: weiter auch so pflegen alle scharpffe gsaltzne speiss den magen zu stupffen und erbeissen Ryff spiegel der gesundheit (1544) 67ᵃ; in einem anderen sinne von 'reizen': rupfende, stupfende ... tanzmusik Brentano ges. schr. 5, 336. besonders 'sticheln, schmähen': ich veracht es, ir neiden und haimlich stupffen und beissen, als aigensinnig leüt tuͦnd Neidhart Terenz Eunuch 74 lit. ver.;
wie würdest du für zorn aufleben,
vor grim in deiner kutten hupffen
und gleich mit hundert lügen stupffen
Fischart wider die lest. Joh. Nasen 150 Kurz;
esz soll auch ein jede parthey ... unnottürftig, spetlich stupfent schmach- oder scheltwort ... nit gebrauchen urk. v. j. 1567 in württ. ländliche rechtsquellen 1, 201.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1933), Bd. X,IV (1942), Sp. 559, Z. 33.

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„gestupft“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gestupft>.

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