Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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gesungen, particip. adject.

gesungen, particip. adject.
zu singen (s. d.); die ansätze zur isolierung des particips vom verbalstamme sind allerdings nur vereinzelt: das gräfl. fräul. Mariana Christiana von Hohenzollern stiftet 25 gulden zu dem zweck, dasz der gewöhnliche umgang um die stadt auch das heiligkreuz-kirchlein berühren und darin 'ein gesungenes amt' gehalten werden solle. (1631) Thiengener jahrzeitbuch, zeitschr. gesch. Oberrheins 13, 488;
o sie würde süsser sein
als mein leisester laut, als der gefühlteste,
und gesungenste ton.
Klopstock oden 'bardale';
ganz Grossbritannien feierte in Jenny Lind das singende magdthum, die gesungene jungfernschaft. Heine Lutetia (musikal. saison von 1844).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 12 (1897), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4350, Z. 12.

singen

singen,
starkes gemeingerm. verbum, dessen auszerdeutsche verwandtschaft nicht sicher zu ermitteln ist. got. siggwan, altn. syngja, dän. synge, schwed. sjunga, ags. singan, engl. to sing. fries. sionga. alts. ahd. singan, mhd. nhd. singen, nl. zingen.
1)
die zusammenstellung von got. siggwan mit ὀμφή, orakelspruch (Streitberg urgerm. gr. s. 122. Noreen urgerm. lautl. s. 115. Kögel litg. 1, 1, 143 verbindet singan mit ἐννέπειν) stützt Schröder in seinem aufsatze über das spell durch sachliche erwägungen (zeitschr. f. deutsches alterth. 37, 262); nach ihm wird mit siggwan der feierliche vortrag des 'runenliedes' bezeichnet, mit lisan das aufnehmen der loosrunen, mit ags. rædan (to read) das deuten. andrerseits hat man auch bei singen die grundbedeutung sammeln, auflesen vermutet, indem man eine beziehung zu sange ährenbüschel annahm (J. Grimm kl. schr. 3, 128). die schöne deutung, die E. Schröder gegeben hat, verleiht dem worte singen einen feierlichen, geheimnisvollen sinn; das singen war ein gehobnes sprechen, recitativischer vortrag. die bedeutungsentwicklung von singen ist mit der geschichte unsrer poesie und der sich allmählich befreienden kunst der gesangsmusik auf das engste verknüpft. im gotischen wird mit siggwan ψάλλειν übersetzt (Eph. 5, 19. Col. 3, 16), gewöhnlich aber ἀναγιγνώσκειν (in gleichem sinne ussiggwan, vgl. die entwicklung von spellôn zu altfranz. espeler und engl. to spell. zeitschr. für d. alterthum 37, 245); saggws hat den gleichen doppelsinn (jah gahausida saggwins jah laikins, συμφωνίας καὶ χορῶν. Luc. 15, 25; daneben: gaumei saggwa boko, πρόσεχε τῇ ἀναγνώσει. 1 Tim. 4, 13). gemeint ist zunächst vorlesen, psalmodierendes, priesterlich feierliches vortragen der heiligen schriften; auch wo der apostel Paulus vom vorlesen seines eignen briefes in der gemeinde spricht, steht siggwan oder ussiggwan; einige stellen sind beachtenswert, wo dem sinne nach der ton auf dem erfassen, aufnehmen des geschriebenen (wie gewöhnlich bei unserm lesen) liegt, vgl. Luc. 10, 26. Marc. 2, 25. 12, 10. wenn man nicht ein mechanisches übersetzen annehmen will, ergibt sich hieraus, dasz schon in Wulfilas zeit der alte sinn von siggwan etwas abgeblaszt war und nicht mehr die blosze verkündigung des gelesnen, sondern auch das innere aufnehmen und deuten bezeichnen konnte. für das aufnehmen des geschriebnen steht sonst anakunnan, gakunnan, anakunnains. bei den Skandinaviern ist syngja in der älteren zeit nur gebräuchlich für den christlichen kirchlichen vortrag der heiligen texte und für den liturgischen gesang; für die heimische poesie gilt kveđa (ein stark gehobnes deklamieren, vom vortrag der saga weit verschieden), dagegen bezeichnet syngja — besonders häufig in poetischer spracheklingen, klirren, rauschen; die waffen, das schwert (vgl. unten), der wind singt u. ähnl.; das gleiche ist von so̜ngr zu sagen. aus diesem verhältnis ist keineswegs zu schlieszen, dasz singen ursprünglich eine allgemeinere bedeutung im germanischen gehabt habe, die erst secundär auf die menschliche stimme eingeschränkt worden wäre (schon J. Grimm wies auf die schöne stelle der Odyssee hin:
δεξιτερῇ δ' ἄρα χειρὶ λαβὼν πειρήσατο νευρῆς,
ἡ δ' ὑπὸ καλὸν ἄεισε, χελιδόνι εἰκέλη αὐδῆν.
21, 411, vgl. J. Grimm kl. schr. 5, 362).
mit der veränderten vortragsweise der kunstpoesie veränderte sich auch die alte bezeichnung des gebundenen vortrags, aber durch manso̜ngr, liebeslied, werden wir auch für das nordische auf die alte bedeutung hingewiesen. Fenja und Menja 'singen' ihre zauberlieder an der mühle (daher Gróttasongr):
sungo ok slungo
snúþgasteine.
der Gróttaso̜ngr gilt für eins der älteren Eddalieder. es liegt nahe, anzunehmen, dasz syngja hier in einer uralten spezialbedeutung (vortragen von zauberliedern) belegt ist. auch der mansongr hatte ursprünglich zauberische, das weib bethörende kraft, darum verbot ihn das isländische gesetz. Postolas. 252, 29 ist in einer variante so̜ngvamađr im sinne von exorcista bezeugt. auch das ags. zauberlied wird 'gesungen'. Njo̜orđr, im gebirge vom geheul der wölfe verstört, sehnt sich zurück nach dem 'gesang' der schwäne an der meeresküste:
úlfa þýtr
mér þótti illr vera
hjá so̜ngvi svana.
das natürlichere ist, anzunehmen, dasz im nordischen die eigentliche bedeutung von singen verkümmert, die alte übertragung auf die thierische stimme und die von unbelebten dingen ausgehenden klänge sich gehalten habe. vom kirchlichen singen aus ist die spätere entwicklung, die hier ohne interesse ist, zu erklären. ein alter beleg für singen im kirchlichen sinne findet sich in der Eiríksdrápa des Markus Skeggjason (anf. d. 12. jh.):
báru menn ór borgum stórum
bleyđiskjars á móti harra
(sungit vas þá herr tók hringja)
hnossum go̜fguđ skrín ok krossa.
auch durch die übersetzungslitteratur wird die allgemeinere bedeutung von syngja verbreitet. im Beowulf 'singt' der weltliche sänger in der halle:
scop hwîlum sang
hâdor on Heorote.
496.
vgl.: þær wäs hearpan swêg,
swutol sang scopes.
90.
hier also gilt singan vom kunstvollen vortrage heimischer poesie. vom zauberliede: heahgaldor .., þæt snotre men singađ wiđ attrum. bibl. d. ags. poesie² 3, 2, 93 (ps. 57, 4: vocem incantantium et venefici incantantis sapienter 57, 6). sing þis (þæt) gealdor. zeitschr. f. d. alterth. 37, 261. das wort wird übertragen auf das klirren der waffen, das tönen des horns, auch der wolf und der adler 'singen'. die anwendung des wortes im begriffsgebiete des christlichen ist im nord., ags. und deutschen die gleiche. der feierliche vortrag in den formen der liturgie wird überall als singen bezeichnet. die begriffe des gebets und des zauberspruchs gehen im mittelalter leicht in einander über, so stellte sich von selbst für das feierlich-gebundene recitieren der heiligen worte das alte wort ein, das ursprünglich den vortrag heidnischer formeln bezeichnete. Christ sylf sang pater noster ærest. quelle bei Bosworth-Toller 876ᵇ; neen paternoster wr to syongane. Richthofen fries. rechtsquellen 405ᵃ, 8. gibet singen, recitare Graff 6, 248; bithiu scal man dago gihuueliches thiz gibet singan. Müllenhoff und Scherer denkm. 1, 204, 18 (vergl. die anm.). auch die verfasser der heiligen schriften dachte sich der Germane zunächst als 'singende' (feierlich verkündende), nicht als schreibende;
mihta wealdend, be þam Moyses sang.
Elene 337;
hu on worulde ær witgan sungon,
gasthalige guman be godes bearne.
562;
tho ward thar irfullit,   thaʒ forasago singit
fon gote seltsanaʒ.
Otfrid 1, 19, 19;
wanta sie (Kristes druta) iʒ gisungun   harto in ediezungun.
1, 1, 53.
vgl.: her David und her Salomon
und auch alde her Simeon
und die propheten alle
gesungen han mît schalle.
Alsfeld. passion 5231;
hier singet der propheta passionem domini. Notker ps. 21, 1 (vgl. 105, 1). am anfange des Heliand vermischen sich die beiden vorstellungen des singens und des schreibens:
shat scoldun sea fiori thuo (die 4 evangelisten)   fingron scriƀan,
settian endi singan   endi seggean forth.
33.
ähnlich bei Otfrid von seiner eigenen dichterischen thätigkeit:
nu will ich scriban unser heil ....
.... in frenkisga zungun ....
thaʒ wir imo hiar gisungun   in frenkisga zungun.
1, 1, 122.
in dieser periode scheidet sich neben der allgemeinen bedeutung von singen unter der einwirkung des kirchlichen gesanges die besondere aus, bei der auf das musikalische element das gröszere gewicht gelegt wird:
thie engila zi himile   flugun singente.
Otfrid 1, 12, 33;
ther selbo liut guoto   sank gimeinmuoto
thesses liedes wunna   al einera stimma.
4, 4, 53;
in der späteren entwicklung schwindet naturgemäsz die alte bedeutung von recitare, 'feierlich, gehoben sprechen'; doch vgl.:
er schluog seu mit der chling entwerchs
und ward in singend disen vers.
ring 51ᵈ, 42;
bei G. Freytag in der alten bedeutung: steh, waldgänger, und singe den spruch, der dich von meinem eisen löst. werke 8, 1; vgl. das to sing out in der englischen seemannssprache. die jüngere bedeutung von singen (= cantare) scheidet sich allmählich wiederum in zwei, je mehr sich der gesang zur kunst entwickelt, eine allgemeinere (gegensatz zum sprechen, ausdruck froher stimmung in tönen, naturgesang u. ähnl.) und eine engere, singen als besondere kunstübung. nicht überall natürlich wird diese scheidung innegehalten. die höfische lyrik erforderte einen kunstmäszigen vortrag und der gegensatz zum volksthümlichen, ungelernten singen wird scharf empfunden:
wîlen was ein gewonheit,
daʒ man die juncfroun an dem zil
lernte gerne seitenspil.
daʒ teten doch die pouren niht,
sie sint ze solher froude enwiht.
ir spil und ir gefuoge
ist singen pî dem pfluoge:
hurre purre genc hindan,
lâ dîn herphen lernen stân.
Apollonius 13315.
singen ist eine kunst und wissenschafft allerhand arien, cantaten und lieder auf eine künstliche und schmeichelhaffte manier nach den vorgeschriebenen noten in richtigem thon und abgemessenen tacte in ein darein spielendes instrument abzusingen; auf welche kunst das frauenzimmer sich meistentheils zu legen pfleget. Schultz alltagsl. einer deutschen frau 184; singen ist unstreitig das wichtigste und wesentlichste werk der musik ... daher ist aus dem singen eine weitläuftige kunst geworden, die die regeln eines guten vortrags an die hand giebt. Jacobsson 7, 360ᵃ; wir sagen: sie spielt nicht clavier, aber sie singt (treibt den gesang kunstmäszig). wer sol singen dann ders kan. Franck sprichw. 2, 114ᵇ (1541); sing so lernestu singen. Schottel 1122ᵃ; wer nicht singen kan der wil ymer. Luther sprichwörters. 157 Thiele. beispiele für die allgemeinere bedeutung:
si vrowent sich und singent,
unze si sie heim bringent.
ged. des 12. jahrh. ⅤⅠⅠⅠ, 88 Kraus;
zehant si ûf sprungen,
frôlîchen si sungen.
ane bunden si ir vanen
unde sprâchen alle samen,
si ne wolden von der stunt,
die wîle si wâren gesunt,
ime niemer mê geswîchen.
Lamprecht Alex. 4181;
wir suln sîn gemeit,
tanzen lachen unde singen,
âne dörperheit.
steken, spelen, danzen unde springen,
seidenspil, pipen, bungen unde singen,
wol to leven na junger gesellen wise.
des dodes danz 794;
zu hant gewan er bohen muot,
dasz er singen gieng von hinnen.
fastn. sp. 417, 29;
sie sungen und sprungen und waren fro
und lebten on alle sorgen.
Uhland volksl.² 461;
singen und fechten, bulen und rechten,
trincken ausz vollem geschirr,
macht manchen weisen jrr.
Henisch 1030, 25;
indesz die schnitter und mädchen
ihre kleider suchten, sich haschten und scherzten, und sangen.
Hölty 40 Halm.
die beziehung auf den gottesdienst bleibt bestehen (singen, gottesdienst halten; auch laute messe halten im gegensatz zur stillen, vgl. unten singende messe). ein prägnanter gebrauch bildet sich aus, häufig ist die verbindung singen und lesen:
dô man het gesungen,   daʒ volc sich huop dan.
Nibel. 996, 1;
wan das singen gemainklich verslagen ist. quelle bei Schm. 2, 312; sal die pfaff, die nu zu Boicheim singet, die selue kirche vort besingen int beampten. quelle bei Schiller-Lübben 4, 212ᵃ; de rad begerde van beyden closteren, dat se synghen wolden. ebenda; zuͤhant leiten die pfaffen gemeineclichen daʒ singen nedir. d. chron. 2, 1, 315, 24; sie starb under singens (während des hochamts). d. städtechron. 11, 573, 17; da hetten die herren von Nurmberg fruͤ unter singens rat. 578, 4; so oft der herr probst under der infel singt. steir. teid. 116, 45; singen und lesen (Lachmann kl. schr. 1, 162):
zuͦ der toufe do quam
manic geistlicher man.
die lasen unde sungen
daʒ beste, daʒ sie kunden.
Silvester 281;
so wir singen unde lesen.
ged. des 12. jahrh. ⅠⅤ, 167 Kraus;
man sperret alle gotsheuser zue, lies niemands zum gotsdienst, man sang man las nit.
Aventin bair. chron. 2, 445, 20;
teten die kirch auf, sangen und lasen wie vor.
489, 31;
als die priester und geistlichen singen und lesen.
Luther 1, 67ᵇ;
beim begräbnisdienste, den verhältnissen entsprechend auch bei den protestanten:
die unserigen, so wir täglich hintragen und singen, stein todt zuseyn.
Schaller theol. herold (1604) 201;
einen mit der schule zu grabe singen;
ê man in begrüebe,   man sanc unde las.
Nibel. 1005, 3;
tag und nacht (spricht der pfarrer) must ich bey jhn sein,
sie artzten, trösten, und beklagen,
offt selbst zu grab singen, und tragen.
Rollenhagen froschmäus. (1595) Q 1ᵃ;
der küster wallt
der bahre vor, und singt.
Hölty 16 Halm;
droben bringt man sie zu grabe,
die sich freuten in dem thal.
hirtenknabe, hirtenknabe,
dir auch singt man dort einmal.
Uhland ged. (1864) 13.
verbindungen wie messe, vesper singen s. unten. schon Otfrid in der oben angeführten stelle (1, 1, 122) bezeichnet seine eigene dichterische thätigkeit als singen. mit gröszerem rechte gilt das von den lyrikern der mhd. zeit, deren lieder zunächst für den eigenen musikalischen vortrag geschaffen waren, und durch das vorsingen bekannt gegeben wurden; freilich wurden sie auch schriftlich verbreitet und gelesen (Lichtenstein frauendienst 426, 4:
der leich vil guot ze singen was:
manc schœniu vrowe in gerne las);
hie vor, dô man sô rechte minneclîchen warp,
dô wâren mîne sprüche fröiden rîche:
sît daʒ diu minneclîche minne alsô verdarp,
sît sanc ouch ich ein teil unminneclîche.
zâî wiech danne sunge von den vogellînen,
von der heide und von den bluomen, als ich wîlent sanc.
28, 4;
hetst anders niht wan eine rede gesungen,
'so wol dir, wîp, wie reine ein nam'.
82, 34;
her Nîthart, unde solte er leben,
dem hete got den sin gegeben,
der kunde eʒ iu gesingen baʒ
dann ich gesagen.
meier Helmbrecht 219;
die musikalische erfindung ist mit der dichterischen verbunden in singen, sie kann aber besonders hervorgehoben werden:
nâch disen lieden sanc ich dô
einen leich mit noten hô
und ouch mit snellen noten gar.
ir sült gelouben mir für wâr
daʒ ich des leiches dœne sanc
gar niu. manc fidelær mir danc
sagt, daʒ ich die not sô hô
macht. nu hœrt: der leich sprach sô.
U. v. Lichtenstein frauend. 422, 13.
Gottfried von Straszburg nennt daher die lyrischen dichter nachtigallen und Walther von der Vogelweide der nachtigallen meisterinne:
sie kunnen alle ir ambet wol
und singent wol ze prîse
ir süeʒe sumerwîse.
120, 36.
ebenso:
singe, wem gesang gegeben,
in dem deutschen dichterwald!
das ist freude, das ist leben,
wenns von allen zweigen schallt.
Uhland ged. (1864) 39.
bei der volksthümlichen erzählenden dichtung bezieht sich die häufig angewandte formel singen und sagen (s. unten) zunächst ausschlieszlich auf den vortrag, nicht auf die thätigkeit des dichters; denn dieser verschwand bei der volksthümlichen epik völlig vor den fahrenden, deren kunst die dichtung verbreitete. singen allein ist seltener gebraucht (vgl. Lachmann kl. schr. 1, 468); bezieht es sich geradezu auf den dichter, dann wird er als vortragender gedacht:
wir hôrten ie dikke singen
von alten dingen:
wî snelle helide vâhten,
wî si veste burge brâchen,
wî sich liebin winniscefte schieden,
wî rîche kunige al zegiengen.
Annolied 1;
nun wil ich mir selber beginnen
von dem heiligen grâwen rocke singen.
Orendel 20;
dar nâch sach man für gân
zwêne wol singende man,
zwêne guote sprechære.
hovelîchiu mære
si sungen vor dem fürsten vil.
Laurin 1049.
mehr dem sinne von componere sich nähernd:
Heinrich von Oftertingen
dise ofendiur gesungen hat,   daʒ siu so meisterlich stat,
deʒ woren ym die firsten holt.
heldenbuch 1, s. 288.
bei den schlusz- und eingangsformeln der volkslieder ist dichtung und erstes vortragen gemeint (vgl. unten 7):
der dises lied gemachet
und es zum ersten sang.
Liliencron hist. volksl. 3, 12 (253, 45);
ain schönes lied .. gedicht und erstlich gesungen durch Hansen von Würzburg in einem newen ton. 3, 436;
der uns disz newe liedlin sang,
der haits gair wol gesungen.
Uhland volksl.² 18;
wer ist der uns das liedlein sang
ausz freiem mut, ja mut?
das tet eins reichen bauren son.
49;
das liedlein sei gesungen
der liebsten zu dienst gemacht.
54;
und der uns diesen reien sang,
so wol gesungen hat,
das haben getan zwen hawer
zu Freiberg in der stat,
sie haben so wol gesungen
bei met und külem wein,
darbei da ist gesessen
der wirtin töchterlein.
57;
das hat ein schreiber gesungen,
wies einem frewlein gieng.
103;
der uns die tagweis new gesang,
von newen hat gemacht,
das hat geton ain helde.
126:
der uns das liedlin newes singt
der nennt sich Hans Umperlin,
er hat zwelf lebendige kind
und seind die sibne klain,
darzuͤ hat er gar wenig korn;
das liedlin will ich schenken
meinem fürsten hochgeborn.
374;
(die formel von neuem gesungen hat besagt, dasz das lied neu gemacht ist, nicht etwa, dasz ein älteres bearbeitet ist:
ein newes liedlein heb ich an
zuͦsingen iez zuͦ dyszer frist
wol von dem herzog von Wirtenberg,
was newlich geschehen ist.
Liliencron hist. volksl. 3, 242ᵃ (315, 1),
und am schlusz (248ᵇ):
der uns das liedlein news gesang,
von newen hat gedicht,
das hat gethon ein guͦter gesell;
ebenso:
was wöll wir aber heben an?
ein newes lied zuͦ singen
wol von dem könig ausz Frankenreich,
Mailand das wolt er zwingen.
436ᵃ (372, 1);
am schlusz:
der uns das liedlein newes sang,
von newen hat gesungen,
das hat gethan ein lanzknecht guͦt.
438ᵇ;
und aber wölln wirs heben an ...
ein newes lied zuͦ singen.
4, 53ᵇ (440, 1);
der uns das lied hat gesungen,
von newen gesungen hat,
nicht lang hat er sich bsunnen,
an einem abend spat.
54ᵇ);
das ist der kriegsleut observanz und rechte,
sang Jörg Graff, ein bruͦder aller landsknechte.
Uhland volksl.² 398;
der uns das lied gesungen hat,
gedicht darzuͦ gemacht (zur vorhandnen weise die verse ersonnen hat) ...
der Murner hats gesungen
gemainer christenhait.
719;
am anfang der gedichte:
ich sing euch hie on als gefär
was iez sein die reuters mär
gegen disem freien maien.
380;
was sol ich aber singen?
ein wunderseltsam gschicht.
403;
was wöllen wir aber singen?
wir singen ein neus gedicht
wol von dem landgrafen ausz Hessen.
422;
nun heb ich an zu singen
ausz frischem freien mut,
ich hoff es sol mir glingen
ein liedlein kurz und gut.
462;
merkt auf! was ich iezt will singen:
seltsame zeitung tu ich bringen
ausz einem wunderlichen land.
489;
von üppiglichen dingen
so will ichs heben an
etwas davon ze singen
wie ichs gesehen han.
506;
nun hört! ich will euch singen
in bruͦder Veiten ton
von ungehörten dingen.
711 (Murner);
ein newes lied wir heben an,
das walt gott, unser herre!
zu singen was gott hat getan
zu seinem lob und ere.
721 (Luther);
ir lieben christen. höret an!
grosz wunder will ich singen,
was gott der herr hat gschehen lan
in unerhörten dingen.
740.
die eigentliche bedeutung von singen kann in solchen wendungen zurücktreten:
wer uns das lied sang
und sein sinn dazu zwang
der ist ein Hofere.
mocht ers geniszen umb ein gewand,
er wolt wol dichten mere.
Liliencron histor. volksl. 1, s. 352 (71, 18);
singen mit dichten verbunden:
nuͦ wil ich aber singen
und dichten, ob ich kan.
2, 39 (133, 1);
der uns das lied hat gedicht,
der singt uns noch vil ander gschicht.
2, 551 (245, 16);
van dichten und van singen,
wie it hertoch Karle geit.
2, 355 (194, 1);
wie wol ich bin ein alter gris,
so tihten ich doch in schlechter wis
ein nüwes lied ze singen.
2, 420 (210, 1).
vergl.:
mit gesang vertrib ich min leben,
von tichten kan ich nit lan.
2, 69 (137, 1);
viel angewandt wird singen in der neueren sprache für dichten, componere carmen; dieser gebrauch weist auf antiken einflusz, besonders wenn singen mit einem accusativ des inhalts, gegenstandes verbunden wird (s. unten); freilich heiszt es auch schon im mhd.:
ich wil wîbes êre
singen unde sagen,
und ir herzensêre
herzeclîche klagen.
minnes. 2, 152ᵃ Hagen;
daʒ er (der dichter) singet
iuwer êre und werdekeit.
(Wilmanns aber erklärt hier: 'was euch zu ehre und ansehen gereicht'). singen mit einem scharf bestimmten object des gegenstandes der dichtung (singen den kampf der helden) oder gar mit persönlichem object (den helden singen) scheint in älterer sprache nicht vorzukommen. bei Opitz nach antikem vorbild:
o Mars ich singe dich, du starcker gott der kriege.
1, 88 (1690).
die eigentliche bedeutung des verbums wird auch beim neueren gebrauch im sinne von dichten, feiern im liede immer gefühlt, vgl. Lessings epigramm auf einen gewissen dichter:
das singen, das den frosch im tiefen sumpf entzücket,
das singen musz ein quaken seyn.
Lessing 1, 19.
singen wird in neuerer sprache gebraucht um eine besonderheit im sprechen, einen gewissen, leicht komisch wirkenden tonfall der rede zu bezeichnen: fehler der aussprache, wenn man die sylben mit einem gedehnten hell tönenden laute ausspricht, da es denn ganze provinzen und völkerschaften gibt, welche im reden singen. Adelung; die Sachsen und die Mecklenburger singen.
2)
die starke flexion ist bis auf vereinzelte ausnahmen gewahrt geblieben:
und singte auch Hansz Sachs durch mich ein liedelein.
oberd. singet neben sang und sung, gisungin. Schm. bair. wb. 2, 312. Lexer 233ᵃ; ich singite cimbr. wb. 231ᵇ; part. perf. gesunget. das u des plurals perf. dringt in den singular, sung neben sang tritt schon ziemlich früh auf und hält sich lange, lebt noch jetzt in nd. und oberd. mundarten; neben sung findet sich sunge. plur. sungen kommt noch in der schriftsprache des 18. jahrh. vielfach vor, auch diese form ist mundartlich noch lebendig (durch den reim erhalten in 'wie die alten sungen, zwitschern die jungen'). ich sang, sungest, sung, sungen. Schottel 596; ich sung, sang, conj. sänge; sie sungen dem verstorbenen etliche lieder. Steinbach 2, 772; sung Hunziker 242; ik sung brem. wb. 4, 790. Mi 79ᵇ; sung, sungen ten Doornkaat Koolman 3, 184ᵇ; sung, sungen, süngen, conj. sünge Schambach 192ᵃ; sang, sung, pl. süngen Woeste 237ᵃ; auch das man sanctus sung. d. städtechron. 4, 292, 4; und es war, als were es einer der drometet und sünge. 2 chron. 5, 13; und sungen ein new lied. offenb. Joh. 5, 9; sungen in ihrem triumphlied. Schuppius 80; da man einen psalm in musiq sung. Elis. Charl. v. Orleans s. 382 Holland; wie man einen psalm in mussiq sung. 479; sie sungen ihre gesetze. Hagedorn 3, 133 (1771);
sach an die brunst und darzu sang.
Sachs 8, 414, 25 Keller-Götze;
mit losen leuten er auch sung.
411, 33;
die magd in die sackpfeyffen sungen.
Sachs fab. u. schw. 1, nr. 39, 9 neudruck;
und wen du als ein zeislein suͤngest
und als ein pock huͤepffest und spruͤngest.
fastn. sp. 6, 44, 117 neudruck;
der schreiber gäb ein gulden drum,
dasz man das liedlein nimmer sung.
wunderhorn 1, 97 Boxberger;
der müller gäb ein batzen drum,
dasz man ihm's liedlein nimmer sung.
2, 253;
Sariza sung uns an.
Fleming ged. 1, 188, 117 Lappenberg;
Cythera sung uns ein.
190, 204;
die musen stimmten drauf die sayten
und sungen dir, bescheidner freund.
sungen frohe jugend-lieder.
194;
sein vater sang vor freuden.
516;
ob sie mit tausend zungen sünge.
Brockes 1, 50 (1739);
wo unser geist ...
... dem, der alles weislich fügt,
ein unverschmähtes danklied sunge.
Creuz 1, 67 (1769);
erquickten ihn und sie, so wie sie sungen.
Tieck 2, 216.
3)
im gebrauche der entwickelten neuhochd. schriftsprache werden die verschiedenen bedeutungen des verbums (s. unter 1) im bewusztsein nicht immer streng geschieden; besonders in poetischer sprache spielt man, wenn singen die dichterische thätigkeit bezeichnet, vielfach mit der musikalischen bedeutung des verbums:
(Ovid spricht:) ich bin der mann, der ich so rühmlich sang
in meine harpff' und die beruffnen seiten.
Opitz 1, 68 (1690).
die vorstellung des die leier schlagenden dichters, die aus der antike stammt, ist aber poetisch verbraucht und wirkt auf uns neuere nicht mehr. die syntactischen formen der anwendung von singen sind einfach.
a)
lieben und singen läszt sich nicht zwingen. Schmid 626; singen wil im glasz springen (singende kehle will genetzt sein). Franck sprichw. 2, 66ᵇ (1541); singen das es im wald erhält oder erschallet. Maaler 374ᵇ; eins vollen und hungerigen singen, ist nicht einerley gesang. Henisch 1529, 15; singen können, lernen:
nu mag ich numme singen
und mag kein freude han.
Uhland volksl.² 62;
nun laszt uns gehn und treten
mit singen und mit beten
zum herrn.
P. Gerhardt 19 Gödeke;
wo man singet, lasz dich ruhig nieder.
ohne furcht, was man im lande glaubt;
wo man singet, wird kein mensch beraubt:
bösewichter haben keine lieder.
Seume 1, 243 (1826);
wo man singt, da lass dich ruhig nieder! säd' de düwel und sett't sick mit'n ôrs inn'n immenswarm. Höfer wie das volk spricht⁵ 1424; prägnant: wen ichs nich gethon hette: se wärsz dosmoll gesungen gewast (das unglück wäre geschehen gewesen). Gryphius Dornrose 90 Palm; s. unten d. zusammensetzungen hut- (Schm. 2, 312), schlegel- (2, 519) singen; wett-, kranz-, kurrende-, sternsingen. meister-, gesellen-, haupt-, freisingen; hettelsingen; sommersingen (singen der kinder am ersten frühlingssonntage in Schlesien) u. s. w.
b)
mit näheren bestimmungen über die art des singens: nider singen, mit halber stimm. Dasypodius; mit gantzer stimm oder überlaut. Maaler 374ᵇ; ungeschicklich, närrisch, unangenäm, wüst singen; von der kälen dahär singen; von gantzem halsz singen, was einer seines halsz erschreyen mag. ebenda; nach dem takt, hoch singen; klein singen et fistuliren; sehr lieblich, elend, abgeschmackt singen; alleine und ohne instrument singen. Stieler 2028; mit koloraturen singen. 2029; mit trillern, nach noten singen. Kramer deutsch - ital. dict. (1702) 2, 813ᵃ; hoch, mit heller, gantzer stimme, herzhaft, laut, gantz leis zwischen den lefzen, engel-schön, elend, abgeschmackt, falsch singen. ebenda; durch die nase singen. Adelung; hoach, nider singen. Lexer kärnt. wb. 233; vom blatt, rein, unrein, zu hoch, zu tief singen u. ähnl.; er sang von gantzem hertzen. Sir. 47, 10; kompt ein schwartzer arabischer knabe, fieng so lieblich an zu singen, dasz er auch die vögel aus der lufft zu sich lockete. pers. rosenthal 2, 24; hier singt sichs gut. feste wendungen:
aber ich sung süsz oder saur (was ich auch versuchte, freundlichkeit oder grobheit),
so wolt mich doch der selbig paur
die nacht in disem hauss nit lan.
Beheim buch von den Wienern 411, 28;
ich muste susse singen, widerwillig nachgeben und in günstiges licht stellen (vgl. unten ze hulde singen unter d); denn es werden on zweivel dem David, auch etliche seiner groszen fürsten, herrn, und freunde, gar süsze gesungen, diesen und jenen gelobet, hie unsern vettern, dort unsern schwager, gerhümet haben. Luther 6, 150ᵃ. sprichwörters. 207 Thiele.
c)
mit einem adverbialen genitiv (ältere sprache): singen eins singens, stät on underlasz singen. Maaler 374ᵇ; sagten sie mir, dasz ich fürter einmal jhres lieds singen (ihr genosse werden), und bey jhnen bleiben müste. Philander 2, 591 (1650); in der letzten stelle fast wie ein object, so steht in dieser redensart sonst auch der accusativ (s. unter Murner narrenb. 15, 42 unter f). in neuer, gehobener sprache:
horch! sie öffnen die welken lippen,
sie murren, sie singen
heischern gesangs.
d)
der tag des jamers ist nahe, da kein singen auf den bergen sein wird. Hesek. 7, 7; vor den thüren, bettel-singen; im chor, ò chor singen. Kramer deutsch-ital. dict. (1702) 2, 813ᵇ; im conzerte, in der oper singen. Adelung; auf der bühne singen. Campe; aus dem gesangbuche singen. ich sang mit ihr aus einer stimme, von demselben notenblatt. aus dem gesangbuche singen. anders aber: er singt jetzt aus einem andern ton (ton hier ursprünglich im sinne von tonus, tonart), er redet jetzt anders wie früher, verhält sich jetzt anders (vgl. unter f). o die kinder singen offt wie einer durch ein finstren wald, mit forchtsamer frewd und frewdiger forcht, das eine jnnerlich, das ander eusserlich. Fischart Garg. 73ᵇ;
eʒ ist in den walt gesungen (vergebliche mühe),
daʒ ich ir genâden klage.
minnes. 2, 151ᵃ (vgl. zu minnesangs frühling 128, 12);
mit einem guten compan ist gut singen. Luther sprichwörters. s. 49 Thiele; sing mit dem haufen (halt dich zur groszen menge), so singest du wohl. s. 223; zum spiele, zum tanze singen;
so sang sie zum sprunge, so sprang sie zum sang.
Bürger 201 Sauer;
von dem sie sungen am reigen. 1 Sam. 21, 11; mhd. ze hulde singen, 'sanftere töne anschlagen, mildere saiten aufziehen' (vgl. oben süsze singen unter b):
si heten nû swint
ze hulde gesungen
und darnâch gerungen
daʒ ein fride geschæhe.
Ottokar reimchron. 67407.
besondere wendung: mir ward's nicht an der wiege gesungen, mir war es nicht vorausbestimmt (die schicksalsfrauen bestimmen an der wiege die lose des neugeborenen); vor der wiege:
auch mir wards vor der wiege nicht gesungen,
dasz ich nur darum meinem ehgemahl
nach Palästina folgen würd', um da
ein judenmädchen zu erziehn.
Lessing Nathan 1, 1.
nach etwas singen, um es zu erlangen: so singt ein armer schuler im kromergeslein nach prot. d. städtechron. 11, 575, 9; gewöhnlicher um etwas singen: er singt umbs brot. Franck sprichw. 2, 51ᵇ (1541);
ich sanc hie vor den frowen umbe ir blôʒen gruoʒ.
um den huet singen (eine art des wettgesanges, bei dem ein hut der preis war), huetsingen. Schm. 2, 312; um den kranz singen (kranzsingen);
(die jungfrauen)
machen darausz einen kranz
und tragen in an den abentdanz
und lond die gsellen darumb singen,
bis einer das krenzlein tuͦt gewinnen.
Uhland volksl.² s. 8 (3, 1);
ein sprichwort ging bei'm volk, sie singe der henne um's ei (mache der henne das ei streitig). Mörike erz. (1878) 32; da mögen die buben umb holtz singen. Fischart bienenk. 8ᵃ. verblaszt: um die wette singen. anders mit um verbunden: se wers wull ümb se gesungen gewast (es wäre um sie geschehen gewesen). Gryphius Dornrose 105 Palm (s. oben unter a).
e)
wir sagen jetzt: zum klavier, zur guitarre singen, wenn klavier oder guitarre die begleitung des gesanges ausführen. in älterer sprache dagegen heiszt es in die laute singen, so noch ganz gewöhnlich im 18. jahrh.: in die laute, in andere instrumenta singen. Kramer deutsch-ital. dict. (1702) 2, 813ᵇ; zur laute, zum claviere, in die laute, in das clavier singen. Adelung; Campe aber bezeichnet die wendungen mit in als 'ungut'. schon Maaler hat: zum seitenspil singen. 374ᵇ; Karl und ich habens oft zusammen zu der laute gesungen. Schiller räuber 2, 2 schauspiel;
wenn Virgilius zu seiner flöthe singt.
sonst in mit dem accus.: Minuczo ... mit süsser diemütiger senfter stimm anhuͦb in sein geigen zesingen. Steinhöwel Decam. 622, 13 Keller; 620, 16 auf der geigen singen (auch hier ist von wirklichem gesang die rede, der sänger begleitet sich selbst). s. unten Habakuk 4, 19. sungen in den harpfen. bibel von 1483 (dem lat. angelehnt, 1 chron. 15, 21: in citharis ... canebant epinicion); wie die poeten vers machen, die man vorzeiten ins seitenspiel sang. Luther 1, 464ᵃ; wann Sappho hat diese verse gantz verzucket, mit ungeflochtenen fliegenden haaren und lieblichen anblicke der verbuhleten augen, in ihre cither, oder was es gewesen ist, gesungen. Opitz poet. 61 (1690); einem vortrefflichen lautenisten, dessen kunst ich in bälde ziemlich begriff und ihn um soviel übertraff, weil ich besser als er darein singen konte. Simpl. 1, 164 Kurz; sang folgendes in eine laute. Weise kl. leute 26 (1679); sie spielte ein nettes clavecymbel und pflegte insgemein darein zu singen. Plesse 3, 73; er hatte vielleicht nicht einmal nöthig, auch nur in die cither zu singen. Lessing 6, 335; Kamilla hat eine liebliche stimme, und singt in die laute. Klinger 1, 41; ich kann .. in die harfe singen. 10, 154; klageliedern, die er in die harfe sang. 182; etwas anders gewendet: dasz er begeistert das lob der dame in die töne seiner laute sang. Tieck 16, 147;
ein mendlein auf ainer quintern,
das im vil liedlein darein sang.
Sachs fab. u. schwänke 1, 94, 45 neudruck;
in manch instrument die knaben lassen singen.
Fleming ged. 1, 141, 18 Lappenberg;
thu, wie der Tejer greis,
der keines helden preis
in seine leyer sang.
Uz 19 Sauer;
und sängt ihr, mit Amphions feuer,
erhabne weisheit in die leyer,
ihr sänget in den wind.
Gotter 1, 359 (1787);
hasz und rach' und blut
in die laute singen.
Lessing 1, 40;
singt ihm hymnen in die leier.
Hölty 130 Halm;
süsze lieder
in die laute singen.
139;
schon singt euren gesang rosiger mädchen mund,
dort in harf' und klavier, dort in des buchenhains
froh antwortenden nachhall.
Voss 3, 48;
die vorhergehende strophe:
anmut sangt ihr, wie Gleim, welcher Anakreons
goldnes barbiton spannt, heiteren scherz, wie einst
Hagedorn an dem becher
zur gitarre Britannias.
im ahd. mit an: singen an harfun. Graff 6, 247; so singen uuir an dero cytharun. Notker ps. 42, 4; auf: das ich singe auff meinem seitenspiel. Habac. 4, 19; ain ps. D. welchen er suͦnge dem herren, uͦf ainem muͦsik - instrument, genennet schiggajon. Melissus psalmen (1572) C 3ᵃ. vgl. oben die stelle aus Steinhöwel. auszuscheiden sind die stellen, in denen es sich lediglich um das spielen von instrumenten handelt, hier wird singen zunächst für blasen gebraucht, freier aber auch vom spielen anderer instrumente: cum ergo facies elemosinam, noli tuba canere ante te, ni tuo trumbûn singan fora thir. Tat. 33, 2 (got. ni haurnjais faura thus. Matth. 6, 2); nichten welst singen vor dir mit dem horn. codex Tepl.; nit wolst singen vor dir mit dem horn. bibel von 1483 (soltu nicht lassen fur dir posaunen. Luther); die ayn (sirene) die sang in menschlicher stymm, die ander die sang auf einem ror, die dritt sang auf einer leirn. gesta Rom. 146; uppe den orgelen singen. quelle bei Schiller-Lübben 4, 212ᵃ;
die mayd in die sackpfeyffen sungen.
Sachs fab. u. schwänke 1. 39, 9 neudruck.
f)
als object im accus. tritt zum verbum zunächst das durch den act des singens hervorgebrachte, sinnlich wahrnehmbar gemachte: einen ton, eine melodie, eine coloratur singen, die scala singen; wir wollen den einsatz, die stelle noch einmal singen; ein lied, eine arie singen; ein duett singen, ein duett vortragen, aber: duett singen, zweistimmig singen (modale bestimmung); im chor- ò chorsingen. Kramer dict. 2, 813ᵇ; solo singen. den alt singen, die altstimme einer composition vortragen; alt singen, bezeichnung der stimmlage; allwäg ein liedle singen. Maaler 374ᵇ; du singest jmmer ein gsang wie der gugguck. Henisch 1773, 47; singen die chorsänger, (die cantorey) für dem pult psalmen und geistliche lieder. Comenius sprachenth. übers. von Docemius 630 (1657); den ersten und zweiten tag ging es noch ziemlich gemütlich zu; allein schon am dritten begann Römer einen ganz andern ton zu singen, indem er urplötzlich höchst kritisch und streng wurde. Keller 2, 26 (ton ist hier ursprünglich tonart, gewöhnlicher lautet die redensart: aus einem anderen tone singen); eine guͦte sackpfeiff laut nicht sie sei dann vol, also singt hungeriger bauch einen bösen alt. Franck sprichw. 2, 66ᵇ (1541);
manichen falschen tenor und bösen solfen
sang diser rapp (Ulrich Schwarz von Augsburg) mit seinen vöglin.
Liliencron hist. volksl. 2, 135 (151, 170).
ein lied singen, wort und weise erfinden und zuerst vortragen, so in formelhaftem gebrauche in älterer sprache (s. oben); in neuerem dichtergebrauche: ein lied singen, es dichten. er stifftet senger bey dem altar, und lies sie seine süsze lieder singen. Sir. 47, 11; singet jm ein newes lied. ps. 33, 3; ist jemand gutes muts? der singe psalmen. Jacob. 5, 13; die todtenlieder (trawrgedichte) werden gesungen. Comenius sprachenth. übers. von Docemius (1657) 962; erhub also seine stimme und sang mit vollem halse ein geistlich lied. Wiedemann hist.-poet. gefang. 6, 120;
er videlte süeʒe dœne   und sanc ir sîniu liet.
Nibel. 1643, 3;
manger der wil singen hôhen meistersanc.
minnes. 3, 407ᵃ Hagen;
der wächter an der zinnen,
der sang so wol ein tagelied.
Uhland volksl.² 145;
de möller geve ein daler darümm,
dat man dat letlin nümmer süng.
540;
hört zu, ir frawen und ir man.
wer dises liedlein singen kan,
der sing es gott zu er all tag,
auf dasz sein sel bleib one klag.
695.
das lied singt sich leicht; ein lied zu ende singen; in älterer sprache: ein lied, etwas heraus (hinaus) singen: der Gruͤnenwald huͦb an und sang sein lied mit ganz frölicher stimm herausz. Uhland volksl.² 483; hinaus singen wird in älterer sprache oft bildlich angewandt für 'zu ende führen': sie werdens ja nicht so hoch hinaus singen, wie sie es angefangen haben. Luther 5, 178ᵇ. vgl. Thiele Luthers sprichwörters. s. 167 (nr. 159). andere feste wendungen:
sy wölten ein schlechten prelaten
mit listen und mit spitzem fundt,
der ir liedlin singen kundt (der dieselbe gesinnung
hätte, wie sie; vgl. oben Philander unter c).
Murner narrenbeschw. 15, 42 neudr.;
des lied ich sing, des brot ich esz. und singt iederman das bettelliedlin, dem loch under der nasen zu lieb. Franck sprichw. (1541) 2, 51ᵇ;
die alten sprüche sagent uns daʒ: swes brot man eʒʒen wil,
des liet sol man ouch singen gerne, unt spiln mit vlîʒe, swes er spil.
minnes. 2, 153ᵃ Hagen;
ich kan euch ein liedlein davon singen (ich kann davon erzählen, ich habs erfahren). Kramer deutsch-ital. dict. (1702) 2, 813ᵇ. die messe, das chor-amt, das evangelium, die epistel, die metten, das tag-amt, die vesper, die complet singen. ebenda; redensart: einem die vesper singen, id est, ausfiltzen. ebenda; de droich dat sacrament und sank de misse. d. städtechron. 13, 90, 18; dasz die liebe h. engel chorweis mit ihme die gantze metten gesungen. Abraham a Santa Clara Judas 3, 86 (1692); dasz er öffters mit denen mönchen im chor die tagzeiten gesungen. 87;
man wolde messe singen.
Nibel. 989, 2;
(wir) sullen onse vigelien singhen.
Reinaert 431;
scherzhaft, im orden der trunkenen brüder:
der apt der sprach 'wie möcht uns das gelingen?
wol auff, ihr brüder, wir wollen metthen singen:
ist unser art'.
der gesang der laut so wünderleich
und rüfften alle 'Ulereich' (spien alle),
ein ieder wischt sein part.
bergreihen 68 neudruck;
darumb ist das mein höchste freud,
prim, terz und sext zu singen,
vesper, complet und nonenzeit,
vorausz wo man hört klingen
die schlüssel zu dem süszen wein.
Uhland volksl.² 460;
den psalter singen, für aus dem psalter singen:
giang er in thia palinza,   fand sia drurenta.
mit salteru in henti,   then sang si unz in enti.
Otfrid 1, 5, 10.
eine rolle, eine partie in einer oper singen, auch kürzer den Lohengrin, die Ortrud singen; die partie wird vom ersten bassisten gesungen. im mehrstimmigen satz: sie singt ihre altstimme schüchtern, aber rein und ausdrucksvoll. Schumann, Brahms singen, lieder von Schumann, Brahms singen; hättest du eine gewisse anzahl (stücke) gemacht, so spielte man dich, so sänge man dich überall. Göthe 36, 21. das gesungene, die anfangsworte oder characteristische worte werden angeführt: das tedeum laudamus singen. Kramer deutschital. dict. (1702) 2, 813ᵇ; alleluia, die uuir ze ôstron singên. Notker ps. 110, 1; (sie) sind schmeichler, streichen den falben hengst, singen euch ... ein placebo sive dilexi. Schade sat. u. pasqu. 3, 183, 10; vgl. über diese wendung nd. korrespondenzbl. 10, 19; wir wollen nicht zu früh triumph singen. Wieland don Sylvio v. Rosalva 3, 1; niemals (habe ich) singen hören: profonds abîmes du Ténare, nuit, éternelle nuit, ohne mir mit schmerzen zu sagen. Göthe 36, 20. das miserere singen, in trübsal sein.
hefstu wol gevechtet, so machstu nun te deum laudamus singen.
des dodes danz 644;
er würt gselschafft fynden geryng
mit den er gaudeamus sing.
Brant narrenschiff 108, 153;
so singen wir victoria.
Uhland volksl.² 459;
und singen frisch   frölich ob tisch:
nun gang mir ausz den bonen.
475;
alde, alde! zu guter nacht
sey dir feines lieb gesungen.
bergreihen 66 neudr.;
o weh nu ist mir (wie man pflegt
zu sagen) das cantat gelegt,
so ich mit meinem stoltzen gang,
zuvor in meinem hertzen sang.
Ringwaldt tr. Eckart G 1ᵇ;
ja wenn jr eins in besten dingn,
das jubîlate werdet singen.
K 6ᵇ;
man sol nicht singen, gott gedanckt.
man hab denn erst den sieg erlangt.
Petri d. Teutschen weisheit 2, Oo 5ᵇ.
der inhalt des gesungenen wird durch einen accusativ angegeben; in redensarten der älteren sprache durch eine anspielung bezeichnet, beim habersack, schlemmer und armen Judas handelt es sich zweifellos um ein wirklich gesungenes lied. den schlemmer singen, vom schlemmer singen, s. theil 9, sp. 627; den habersack singen, zu dem oben theil 4, 2, sp. 87 angeführten vgl. jetzt noch Thiele Luthers sprichwörters. 343 (nr. 381); den Hiob singen:
offt müssen wir den Hiob singen,
und hungern, dasz die bäuch zerspringen.
Simpl. 1, 1, 16 Keller.
den armen Judas singen müssen, in jammer und elend sein; etwas anders gewendet: einem den Judas singen, ihn im elend verspotten: es ist hie zu sehen desz gottlosen Fausti hertz und opinion, da der teuffel jhm, wie man sagt, den armen Judas sang, wie er in der hell seyn müste, und doch auff seiner halszstarrigkeit beharret. volksbuch vom dr. Faust 17 neudruck; einem den Jürgen singen, ihm etwas vorhalten, vorrücken: hätte nichts schaden mögen, wenn sie ihm auch über sein fragment ... ein wenig den Görgen gesungen hätten. Wieland in den briefen an Merck 1, 117; der ursprung der redensart ist dunkel, kaum liegt, wie Bolte meint (zeitschr. f. deutsche wortforschung 1, 70), verwechslung mit Judas zu grunde. ähnlich wie in diesen redensarten wird singen in folgender stelle gebraucht:
der stieffel laufft schon von den füszen (musz versetzt
werden),
und musz nun zu gevattern stehn,
was aber werd ich singen müssen,
wenn auch die lieben strümpfe gehn.
den kranz singen, um, über den kranz singen (s. oben 3, a kranzsingen):
die jungfrawen sungen den krantz
und hielten einen ringeltantz.
Rollenhagen froschm. (1595) R 5ᵃ
(es ist ein wettsingen gemeint, bei dem der preis ein kranz ist, s. Uhland volksl.² 6). im entwickelten nhd. wird in anlehnung an antiken gebrauch der gegenstand der dichtung in den accusativ gesetzt, auch wenn der gegenstand eine person ist. singen mit dem accus. einer person ist in älterer sprache unmöglich, singen mit unpersönlichem object dagegen ist der älteren sprache nicht fremd, doch ist deutlich zu sehen, dasz der gebrauch der neueren dichterischen sprache nicht an die älteren ansätze anknüpft, abgesehen von ererbten wendungen wie gottes lob singen u. ähnl.; einwirkung des lateinischen ist schon in alter zeit zu spüren:
ic mildheorđnesse and dom mihtigan drihtnes
singe and secge (ps. 100, 1).
bibl. d. ags. poesie 3, 153 Grein-Wülcker;
hier singet der propheta passionem domini.
Notker ps. 21, 1;
ego autem cantabo uirtutem tuam, aber ih singo dîna chraft. 58, 17 (aber Luther: ich wil von deiner macht singen. ps. 59, 17); misericordias tuas ... cantabo, dîne genâda singo ih. 88, 2 (ich wil singen von der gnade des herrn. 89, 2. vgl. 101, 1); deine barmhertzigkeiten will ich, o herr ewiglich singen. Kramer deutsch-ital. dict. (1702) 2, 813ᵃ;
ni man in iro gizungi,   kristes lob sungi.
Otfrid 1, 1, 116;
er nist in erdringe,   ther ira lob irsinge.
1, 11, 47;
ich wil wîbes êre
singen unde sagen
und ir herzensêre
herzeclîche klagen.
minnes. 2, 152ᵃ Hagen;
doch wölt ich geren singen
dein lob gar manigvalt.
Liliencron hist. volksl. 3, 328ᵃ (338, 1);
da gleubten sie an seine wort, und sungen sein lob. ps. 106, 12;
ir lieben christen, höret an!
grosz wunder will ich singen,
was gott der herr hat gschehen lan
in unerhörten dingen.
Uhland volksl.² 740;
die waerheit die ic u singhen sal;
van vader ende van sone
een wonderlijc gheval.
626;
ein reisig knecht vermessen
sich underwunden hat,
vom landgraven in Hessen
zu singen grosze that.
Liliencron hist. volksl. 3, 343ᵃ (342, 1);
mit gott, der allen dingen
ein anfang geben hat,
so heben wir an zu singen
ein wunderliche that.
wunderhorn 1, 133 Boxberger (ein unsicheres beispiel).
im neueren dichterischen gebrauche: singt ihre weisze haut, ihr munteres frisches betragen. Göthe 39, 44;
sing, unsterbliche seele, der sündigen menschen erlösung.
Klopstock Mess. 1, 1;
zwar sang seine geburt ein chor der himmlischen geister.
2, 502;
schon säng ich seine jüngste that.
Ramler 1, 47 (1800);
wenn er (ein märchenvogel) ritterthaten sang,
ward einem stracks nach kämpfen bang.
Wieland 18, 364 (der vogelsang);
sing', göttinn, den unsel'gen groll Achills.
Bürger 141ᵇ;
welche gefahren sang er! und welche bestandenen fehden!
244ᵃ;
neidend singen wir dein loos.
Göthe 41, 243;
anmut sangt ihr, wie Gleim, welcher Anakreons
goldnes barbiton spannt, heiteren scherz, wie einst
Hagedorn an dem becher
zur gitarre Britannias.
Voss 3, 48.
hier: was ihr sangt, war anmut, heiterer scherz; inneres leben durch das lied äuszern: die vögel in der luft und der hirt auf dem felde singen ihr entzücken. Geszner bei Adelung;
sie umtanzten, wenn die blanken sicheln
nicht mehr in den furchen
rauschten, ihren ärntetanz, und sangen
ihres herzens regung.
Hölty 50 Halm.
auch die folgende stelle ist so aufzufassen:
und wenn ich unklug muth und freiheit sang
und redlichkeit und freiheit sonder zwang,
stolz auf sich selbst und herzliches behagen,
erwarb ich mir der menschen schöne gunst.
Göthe 2, 149.
mit persönlichem object, sehr häufig bei Klopstock: und doch bist du es allein, den das volk nennt! und den der gesang singt. 9, 304;
singt den ewigen sohn durch ein göttliches leben.
Messias 1, 23;
welch hosianna vermag den wundenvollen zu singen.
8, 464;
da zu der linken: ich soll nicht zu kühn den göttlichen singen!
hier zu der rechten: ich soll ihn mit feyrlicher würdigkeit singen.
10, 5;
Hermas sang in psalmen voll wonn' und thränen den mittler.
252;
wie Gna im fluge, jugendlich ungestüm,
und stolz, als reichten mir aus Iduna's gold
die götter, sing ich meine freunde
feyernd in kühnerem bardenliede.
werke 1, 5;
oft wollt' ich dich singen.
2, 30;
ihn singen so viel mäsz'ge dichter,
ihn preisen so viel dunkle richter.
Lessing 1, 19;
wilde krieger singen,
hasz und rach und blut
in die laute singen.
ist nicht lust, ist wut.
40;
wie du mich willst ewig singen,
möcht' auch ich dich ewig singen.
56;
wenn du (Muse) Rinaldo singst.
Wieland 17, 11 (Idris u. Zenide 1, 1);
den helden sing, der lange die welt berg auf berg ab
durchzog.
4, 3 (der neue Amadis 1, 1);
ihn vor allen laszt uns singen,
der die freude schaffen soll.
Schiller 11, 359;
wartet, ich singe die könige bald, die groszen der erde,
wenn ich ihr handwerk einst besser begreife, wie jetzt.
doch Bettinen sing' ich indesz.
Göthe 1, 362.
von etwas, von einem singen: von seinem buͤlen singen. Maaler 374ᵇ; ein lied von etwas singen (redensart: davon weisz ich euch ein liedchen zu singen, das kenn ich, darüber weisz ich aus erfahrung bescheid); mein hertz tichtet ein feines lied, ich wil singen von eim könige. ps. 45, 2; (ich) singe dann ein lied von der tochter, die, ihren vater zu ehren, ihr herz zerriss. Schiller kab. u. liebe 5, 1;
forasagun sungun   fon thir saligun.
Otfrid 1, 5, 19;
sô mac mîn wirt wol singen von dem grüenen klê.
wi willen van den kerels zinghen.
Liliencron hist. volksl. 1, s. 31 (7, 1);
der marggraf macht dasz ich von im musz singen.
424 (92 A, 1);
wöl wir aber singen
von ainem edelman.
Uhland volksl.² 261;
das ich mag frölich heben an
von deinem wort zu singen.
bergreihen 21 neudr.;
es wern noch viel der gschicht,
davon wer wol zu singen.
45;
frölich .. wil ich singen
wol hewr zuͦ diser frist
wol von dem kuͦnig ausz Hungern.
113;
von irrenden rittern und wandernden schönen
sing, komische muse.
Wieland 4, 3 (der neue Amadis 1, 1);
wohl sänge sich ein ganzes lied
von meines blümchens kraft.
Bürger 84ᵃ;
sie singen von lenz und liebe, von selger goldner zeit,
von freiheit, männerwürde, von treu' und heiligkeit:
sie singen von allem süszen, was menschenbrust durchbebt,
sie singen von allem hohen, was menschenherz erhebt.
Uhland ged. 391 (1864).
in besonderer wendung:
ein newes lied zu diser frist
zu Aschersleb gedichtet ist,
davon so wil ich singen.
Liliencron hist. volksl. 1, 341 (69, 1);
es ist das lied selbst oder höchstens eine übertragung aus dem niederd. ins hochd., das gesungen wird. einem etwas singen, ihm etwas vorsingen, einem zu gute, zur freude etwas singen, das leicht zu ergänzende object kann dabei wegbleiben: einem stummen singen, das ist umb sunst unnd vergäbens (surdo cantare). Maaler 374ᵇ;
ich sing iu wol ze tanze.
minnes. 2, 93ᵃ Hagen;
nun singt im drein! so trinkt ers fein,
er war alzeit ein böses kind,
schlief nimmer ungesungen.
Uhland volksl.² 459;
den hirtinnen, die schon wissen
wie so süsz gott Hymen sey,
singen hirten, unter küssen,
von der segenskraft im mai.
Gotter 1, 183 (1787);
einem etwas ins herz singen:
oft hab' ich ihn gereizt, sein lied gelobt,
ihn wiederholen lassen, was er mir
in's herz zu singen wünschte.
Göthe 10, 298.
einem den Jürgen, den armen Judas singen, s. oben; einem toten die seelmesse singen: wie solte man lebenden liuten sêlemesse singen. Berthold von Regensburg 1, 332, 33;
herr, stet auf! vor allen dingen
dem Kuͤnczen, muͤst ir selmes singen.
Sachs fab. u. schwänke 1, 310 (109, 26) neudr.;
redensart: es ist ein volck, das gar nit leiden kan, es wil und musz recht haben, man sing oder weine in. Luther 14, 258 Weim. ausg.; einem süsze singen s. oben unter b. einen sang an jemanden richten, ihm zueignen:
dit leed dat is gesungen
dem forsten to guede vorwar.
Liliencron hist. volksl. 2, 172 (161, 14);
du bleibst wol unverdrungen,
hertz allerliebste mein.
der rey sey dir gesungen.
bergreihen 21 neudruck;
feindlich:
lasz ander leut in gmach!
das hab ich dir gesungen,
bin Hans von Schore gnant.
Liliencron hist. volksl. 3, 344ᵇ (342, 9);
einem singen, zu seinem preise; einem zu ehren singen:
säng' ich, mai, nicht dir zu ehren,
nicht zu ehren, liebe, dir.
Bürger 115ᵇ;
disz liedle thuͦ ich singen
zuͦ lob ainem doctor werd.
Liliencron hist. volksl. 3, 363ᵇ (350, 11).
mit und ohne object: jemandem begeisterte hymnen singen;
ich sanc hie vor den frowen umbe ir blôʒen gruoʒ:
den nam ich wider mîme lobe ze lône.
Walther 49, 12.
in arbeiten lobon ih dih, in arbeiten singo ih dir. Notker ps. 42, 4; nû singent filii chore, singet unsermo chuninge, singet imo. 46, 7; dir singo ih, dir hugesangon ih in mînero guollîchi. 107, 1; ich wil dem herrn singen, das er so wol an mir thut. ps. 13, 6; des nachts singe ich jm. 42, 9;
ich wil dem kriuze singen
und dem, der dran die marter leit.
minnes. 2, 235ᵇ Hagen;
singt frölich, saget der psalmist,
got, der allein unser sterck ist.
Sachs 18, 320, 15 Keller-Götze;
sing nach betrübtem leiden
gott, deinem herrn, mit freuden.
P. Gerhardt 17 Gödeke;
sollt ich meinem gott nicht singen.
235;
schaaren seraphim,
entzückt in fröhlichem gewimmel,
sind ganz gesang, und strömen durch den himmel;
ihr saiten schweigt! der himmel singet ihm.
E. von Kleist 1, 30 (1760).
dem herrn lob singen (schon ags. metude lof singan), zusammen gerückt lobsingen, vgl. oben theil 6, sp. 1091; dank singen, preis singen; freier:
der Gallier entführte sich
selbst da noch nicht die herzen alle,
wo er mit seinem süszern schalle
die bessre sprache längst verdrang,
und in der königlichen halle
sein erster dichter hohn uns sang.
Göckingk 1, 303 (1780).
in besonderer wendung, einem grusz singen, ihn mit gesang grüszen:
dem frühling wird, dem muthe grusz gesungen.
Tieck 1, 8.
singen in fügungen, bei denen der ton auf der wirkung des singens liegt; durch singen schaffen, hervorrufen, gewähren:
ruh, singt er, und zufriedenheit,
oft andern herzen, seinem — nimmer.
Göckingk 1, 210 (1780).
kühnere wendungen der gehobenen sprache, in denen bei singen eine richtungsbezeichnung steht:
bethörte poesie!
die mit dem Juvenal sich aus dem lande singt.
hinweg aus dieser unterwelt,
gen himmel singt sie (nominativ) meine seele.
Bürger 19ᵃ;
so wär' es wahr, dasz dich thessalische frauen,
in frevlend magischem vertrauen,
von deinem pfad herabgesungen.
Göthe 41, 153;
schätze, scheiternd hier verschlungen,
habt ihr uns herangesungen.
159;
sing ich den süszen traum
der jugend mir zurück?
Geibel 1, 55.
sehr gebräuchlich dagegen: ein kind in schlaf singen. Kramer deutsch-ital. dict. (1702) 2, 813ᵇ; die junge mutter, mit dem lächelnden säugling im arme, wandle oft hierher, ihn zu den füszen der holden göttinnen in süszen schlummer zu singen. Wieland 6, 115 (d. g. spiegel 1, 4); das beste, womit die bonzen die unschuld unsrer weiber in den schlaf sangen. 8, 210 (Danischmend 26); du hast, wie ein anderer Orpheus, die heulende bestie, mein gewissen in den schlaf gesungen. Schiller räuber 1, 2 schauspiel; wie oft mag sie versucht haben, gleich einer unvorsichtigen wärterin, ihre sinnlichkeit zur ruhe zu singen mit liedchen, die sie nur noch mehr wach halten muszten. Göthe 19, 92;
lasz mich nun versuchen, ob ich nicht
den kummer deiner brust in ruhe singen kann.
Ramler 2, 94 (1801);
die schmeichlerische kraft,
die meinen geist in holde träume sang.
Göthe 9, 325;
du singest
die seel' in heitern traum.
Uhland ged. 374 (1864);
aus dem schlaf singen. von singen ist ein accus. (sehr häufig das reflex. sich) mit einem prädicativen adjectiv abhängig: einen wach singen; sich müde, sich frei singen; umsonst singen sich hundert pfaffen heiser um seinetwillen. Göthe 36, 33; die beide wider alles masz lustig sind und mich fast todt singen. J. Paul uns. loge 3, 41;
singt euch berühmt an lieb und wein.
Gellert 1, 12;
und bist du endlich durchgedrungen,
hast deinen namen grosz gesungen.
Göckingk 1, 218 (1780);
hast den weg mir schon so kurz gesungen.
3, 54 (1782);
da sing ich mir die arbeit leicht.
Hölty 39 Halm;
du! nicht weiter, nicht zu fremdem strebe!
singe mir, die du dir eigen sangst.
Göthe 5, 197.
sich die stimme frei singen; sich um etwas singen, durch das singen einbüszen:
so pflegt die wahrheit insgemein
sich um den hals zu singen.
so fahrt denn fort, noch alt zu singen
und singt euch um die ewigkeit.
Gellert 1, 4 (1775).
4)
singen wird seit alter zeit von thieren gebraucht, die alte sprache ist freier in der anwendung; die neuere gebraucht singen im allgemeinen in einem engeren sinne von denjenigen vögeln, die wirkliche musikalische töne, melodieartige reihen erklingen lassen (singvögel); ihr singen wird im gebrauche der poetischen sprache völlig wie das menschliche aufgefaszt (so schon in der mhd. lyrik), beide mit einander verglichen und an einander gemessen; seltener wird singen auch in neuerer sprache von anderen thieren gebraucht:
adler. earn ætes georn, urig feđera,
salowigpada sang hildeleođ
hyrnednebba.
Judith 211;
wolf. wulfas sungon
atol æfenleođ.
exodus 164;
der hahn (eigentlich 'der sänger', vgl.canere): in therru naht êr thanne hano singe, thriiô stunt forsehhis mih. Tatian 161, 4; (hana hrukida Wulfila Matth. 26, 74. Joh. 18, 27; wopida Marc. 14, 68, im griech. φωνεῖν, bei Luther krähen); e daʒ der han singet. cod. Tepl. Matth. 26, 34; und zehant sang der han. 74. Marc. 14, 72. Luc. 22, 34. 60. Joh. 18, 27;
thu lougnis min zi ware,   er hinaht hano krahe,
in notlichemo thinge,   er thaʒ huan singe.
Otfrid 4, 13, 36;
ee der han zwirnt singe,
du vorleuckest min dri stunt.
Alsf. passion 3289;
gallus heiʒt ain han, der han hât die art, wenn er singen wil, sô sleht er die flügel zesammen. Megenberg 192, 13; aber mein gockelhan mit gar starcker stimm singend, erweckte mich vom schlaff. Schuppius 773; henne:
ein kind, ein solches kind, dasz wenn es jetzt geboren,
die mutter drüber singt (ein ei).
Logau 3, 228, 56.
eule: er (die eule) singet wider übel, aber daʒ singen hieʒe paʒ greinen und wainen. Megenberg 208, 26; eulen (werden) in jren pallasten singen. Jes. 13, 22; aber bei Grimmelshausen:
die eul auch, die nicht singen kan,
zeigt doch mit ihrem heulen an,
dasz sie gott auch thu preisen.
Simpl. 1, 28 Kurz;
rhordommel und jegel werden wonen auff jren thürmen, und werden in den fenstern singen, und die raben auff den balcken. Zeph. 2, 15; frosch: daʒ fröschel (laubfrosch) hât die art, daʒ eʒ vor hin schreit, wenn ain regen wil komen, aber ze anderr zeit singet eʒ selten oder nümmer. Megenberg 306, 16;
wie angenehme, warme sommernacht!
die frösche singen und die grillen pfeifen.
Uhland ged. (1864) 164;
heuschrecken, heimchen, bienen u. ähnl.: das ist niemand (bei den bienen) der trauert, sondern sie singen mit den vogeln und loben gott. Höfler bienenkunst (1614) 118; die hewschrecken singen drauszen, die heimeken daheime (im hause). Comenius sprachenthür übers. von Docemius (1657); singen, von den mücken gebraucht. Woeste 237ᵇ;
die mucken singen vor, eh als sie einen stechen.
Logau 2, 127, 42;
eine faule grille sang
einen ganzen sommer lang.
Gleim 3, 320;
die eule hört ich schreien und
die grillen singen.
Schiller Macbeth 2, 4.
singende vögel Maaler 374ᵇ; avium certatim canentium, ir ir tirrli tiretirlire etc., wenn sie singen, dasz es schmirrt. Corvinus fons lat. (1660) 280ᵇ; von der nachtigall: das männchen hat ein sehr starkes, schmetterndes gesang, welches man schlag nennt und wegen seiner melodie und manchfaltigkeit ungemein gern hört. sein lied hat eine menge strophen, die bald minutenlang melancholisch gezogen werden und immer stärker wachsen, bald schmettern und sanft endigen. Bechstein hat 25 dergleichen strophen unterschieden und dieselben durch sylben auszudrücken gesucht, welche alle vocale und eine menge consonanten enthalten; daher schon die alten von ihnen sagten, sie könnten griechisch und lateinisch sprechen. Barrington hat sie in noten gesetzt. Oken 7, 36 (gesang der rokokonachtigall bei Brockes 1, 48. 50); ein schwan soll, wie man sagt, singend ò mit singender stimme sterben. Kramer deutsch-ital. dict. (1702) 2, 813ᶜ; (die vögel des himmels) singen unter den zweigen. ps. 104, 12; wo etwa ein wind hauchet, oder die vögel süsse sungen unter den dicken zweigen. weish. 17, 19; (die nachtigall) singt gar ämsicleich und gar fräuenleich über ir kraft alsô grœʒleich, daʒ si sô krank wirt, daʒ si sterben muoʒ, und welt ê den tôt, ê daʒ si von irm gesang lâʒ. Megenberg 221, 4; mit müh gesuchtem futter sängen ihre vögel lieblicher. Klinger 1, 200; die singende welt der luft hing jauchzend in den morgenfarben. J. Paul Hesp. 1, 164;
vor dem walde in einem tal,
tandaradei,
schône sanc diu nahtegal.
galander unde nachtegal
ieglîcher sîne stimme sanc.
Wigalois 11, 24;
fraw nachtigal,
die sitzt auf grünem zweige,
sie singt, sie springt, ist allzeit fro,
wenn ander vöglein schweigen.
Uhland volksl.² 35;
und da ich nun erwachte,
da war es alles nichts,
es war die nachtigalle,
die sang so wonniglich.
46;
ich hort frau nachtigal singen,
sie singt recht wie ein saitenspiel.
44;
er meint es süng ein nachtigal,
da wars ein junkfraw fein,
und kan sie im nicht werden,
trauret das herze sein.
45;
dat vögelken singet sinen sank,
de sommernacht de is nicht lanc.
345;
ich hort mir der liebsten frau nachtigal gesang,
sie sang so wol das ich ihr vernam,
wol zwischen zweyen pergen und einen tieffen thal
hort ich mir erklingen viel manchen edlen schal.
bergreihen 31 neudruck;
er lobt den schöpfer, hört ihm lerchen singen.
E. v. Kleist 1, 26 (1760);
die vögel sangen wunderschön
ein minnelied dazwischen.
Hölty 27 Halm;
selig preis' ich dich dann, flötende nachtigall,
weil dein weibchen mit dir wohnet in einem nest,
ihrem singenden gatten
tausend trauliche küsse gibt.
102;
auf die berge will ich steigen,
wo die dunklen tannen ragen,
bäche rauschen, vögel singen,
Heine 1, 151 Elster.
sprichwörter, redensarten u. ähnl.: die sperlinge singen auf den dächern davon, es ist allgemein bekannt. Steinbach 2, 777; ikk hebb dar een vägelken van singen hört, wenn man von etwas kunde hat, aber nicht sagen will woher. Dähnert 424ᵃ; es singt ein yeglicher vogel, als jm ein schnabel gewachsen ist. Franck sprichw. 1, 89ᵇ (1541);
der vogel singet als ime der munt
gewaczen steit tzu sange.
Sachsensp. praefatio;
auch ist uns noch ein sprichwort sagen,
ein ider vogel sing all frist,
wie im sein schnabel gwachsen ist.
H. Sachs fastn. sp. 2, 36 neudruck,
in gleichem sinne: es singt ein ieglich vogel sein gesanck. Geiler von Keisersberg narrensch. 89ᵃ (1520). wie die alten (vögel) sungen, so zwitschern die jungen:
was die alten pfeifen,
das wird ein kind ergreifen,
was die väter sungen,
das zwitschern muntere jungen.
Göthe 3, 130;
sonst wie die alten sungen,
so zwitscherten die jungen;
jetzt wie die jungen singen,
soll's bei den alten klingen.
47, 234;
anders gewendet: as de ollen singen, leren de jungen springen. Dähnert 424ᵃ. gesang des menschen wird am vogelsang gemessen: sie singt wie eine nachtigal; so ist alles vergebens, wann er gleich daher sünge wie ein zeiszle. Gretter erkl. d. ep. Pauli an die Römer (1566) 36;
sy tuͦt mich vil betôren
und das sy als ain zeisel sung.
O. von Wolkenstein 109, 3, 11;
he singt as'n hêmke. Wander sprichw.-lex. 4, 570, 144; as'n knütitje. 145; as'n rubintje. 146; in höherem sinne:
ich singe wie der vogel singt,
der in den zweigen wohnet;
das lied, das aus der kehle dringt,
ist lohn, der reichlich lohnet.
Göthe 1, 179.
zur characterisierung schlechten singens: er singt wie ein altes pferd hustet, wie die katze, wenn man ihr auf den schwanz tritt, wie der vogel, der borsten trägt, wie der kanarienvogel, der muh schreit u. a. Wander a. a. o. 4, 569—570. vom 'gesang' der ente, scherzhaft:
ja, du trinkst und singst dazu.
neider nennen es zwar schnadern.
Lessing 1, 67.
als schlechte sänger gelten von alter zeit her der ochs und der esel:
swer lobt des snecken springen,
und des ohsen singen,
der quam nie dâ der lebarte spranc,
und dâ diu nahtegale sanc.
Freidank 139, 20;
der esel gurret ûf den wân,
er wænet wol gesungen hân.
140, 8;
vgl. über den eselssang Luthers sprichwörters. s. 168 Thiele; wenn die katzen gar zu traurig singen, stirbt bald jemand im hause. Birlinger volksth. aus Schwaben 1, 117, 174.
5)
übertragen auf das tonbildende organ: die kehle, der mund singt:
schon singt euren gesang rosiger mädchen mund.
Voss 3, 48;
man hörte eine weiche altstimme in der ferne ein lied singen. übertragen auf das innere, dessen empfindungen im gesange ausströmen: meine ganze seele singt, wenn ich bei ihr bin;
neiʒwie der munt, ir herze sanc.
Erec 9689 (vgl. Haupts anmerkung).
singen im sinne von dichten:
ich weisz nicht, wie's geschieht,
dasz, was mein herz auch singt,
mir immerdar in's lied
ein klang der liebe klingt.
Geibel 1, 55;
auch von der empfindung selbst:
glück, freud' und wonne
blitzt aus dem grün und singt in allen tönen.
Tieck 1, 404.
von instrumenten:
horn stundum song
fûslîc fyrd-leóđ.
Beowulf 1424;
ähnlich in neuerer sprache mit poetischer freiheit:
mir gab er die singende leyer, und redliche freunde.
Klopstock 3, 30 Hamel;
schon waren die saiten
klage zu singen verstumt.
3, 97;
du mein getreues clavier, singe die tage hinweg,
die nächten gleich mit schwarzen flügeln fliehn.
Zachariä (1761) 421.
in engerem sinne von instrumenten, wenn ihnen töne entlockt werden, die an die menschliche stimme erinnern: das klavier singt unter seinen händen; die geige, das cello hat einen singenden ton;
und ich streich' die alte geige,
dasz es hell im wandern klingt;
schaut der fink vom baum hernieder:
'ei herr vetter, wie das singt!'
Storm ged. 186.
uhr, glocke singt: sie (die uhr) wurde vielmehr wieder lebendig und fing gleich an recht lustig zu schnurren, zu schlagen und zu singen. Hoffmann 1, 201;
wie leider tag vor tag so manche glocke singt (wie man leider täglich erfahren kann).
die quelle: das laub rührte sich grade wie sonst, und wenn er schwieg, sang der quell weiter. Freytag 8, 322; der sturm, die brandung singen ihr altes lied. es ist just, wie wenn der ganz' kleeacker leben und die blumen singen thäten. Auerbach dorfgesch. 1, 142; die natur richtet ihren gesang an die göttliche gewalt:
schall' o maigesang, erschalle!
töne, Cypris hochgesang!
hört ihr? singen ihr nicht alle
fluren, alle wälder dank?
Bürger 115ᵇ;
der geist der nacht ist aufgewacht,
er singt in dunklen zungen.
Geibel 3, 7.
kühne verwendung des part. präs. (vgl. unter 6) bei J. Paul: ich marschiere unter dem glockengeläute (am sonntagsmorgen) ... in den singenden schloszgarten. Quint. Fixl. 198; durch sumsende thäler, über singende hügel. Hesp. 1, 167; in jedem singenden gipfel. 3, 194; gondeln flogen singend ins weite. Titan 4, 160; (er genosz) den weiten singenden tag. flegelj. 1, 90. übertragen auf lied, dichtung, klang, zum theil mehr in dem sinne von künden: ja gott unnd die heiligen musten auch wie der psalm singt, ex auro et argento sein. Mathesius Sar. (1571) 45ᵇ;
in herzen hugi thu inne   waʒ thaʒ fers singe.
Otfrid 1, 12, 26;
waʒ forasagon zellent   joh uns thie selmi singent.
3, 7, 45;
diser psalme singet, mit was tuͦgenten rechtschaffene burger des himels sœllen geziret sein. Melissus psalmen (1572) E 6ᵃ; und doch bist du es allein, den das volk nennt! und den der gesang singt. Klopstock 9, 304;
welch hosianna vermag den wundenvollen zu singen.
Messias 8, 461.
sausen, klirren der waffen (s. oben unter 1); schwert, beim schreiten an der rüstung klirrend:
hring-îren scîr
song in searwum.
Beowulf 322.
gewöhnlich das im hiebe sausende:
bítia þér þat sverđ
er þu bregđir,
nema sjálfum þér
syngvi um höfđi.
Helg. Hund. II, 31
(vgl. So. Egilsson lex. poet. s. v. J. Grimm kl. schr. 5, 362); klirrende brünne:
bærst bordes lærig and seo byrne sang
gryreleođa sum.
Byrhtnot 284;
da hört man, wie die helmen klungen,
was die wehr für ein liedlein sungen.
Fuchs mückenkrieg 3, 353.
von einer durch die luft sausenden rute: würd euch das lachen wol vergeen, wenn ir die rutten hörten singen. Sachs 22, 42, 5 Keller-Götze. singen .. als eine spiszruthe in der lufft, wann man sie schnell beweget und schwinget. Frisch 2, 278ᵇ; die geschütze singen (vgl. singerin):
die büchsen und cartaunen sungen.
Liliencron hist. volksl. 2, 528ᵇ.
kugeln:
weit auf steht des verderbens thor,
die todeskugeln singen.
Grillparzer² 2, 146.
die oren singend (heut: klingen), sausend oder pfeysend mir. Maaler 374ᵇ; oarnsingin Lexer kärnt. wb. 233ᵃ;
demnach, so hatt' er, stracks als ihm sein ohr gesungen,
mit seiner ritterschaft zu pferde sich geschwungen.
Wieland Oberon 3, 48.
die telegraphendrähte singen, wenn sie in regelmäszige schwingungen geraten. von klängen und geräuschen, die beim brennen, kochen und braten entstehen: (leg das gericht zum feuer) biʒ daʒ eʒ singe und rôt werde. buch von guter speise 11, 27 (vgl. J. Grimm kl. schr. 5, 364). knistern:
dô sungelt unde sanc
von gänstern ir zöphe lanc.
Parzival 104, 3;
dat water, de flamme singt. ten Doornkaat Koolman 3, 184ᵇ. Danneil 192ᵇ; vom langgezogenen ton, den grüne scheiter im feuer von sich geben. Hunziker 242. der topf, der theekessel singt:
indesz ....
der kessel stundenlang nach mir
auf deinem kohlenbecken singt.
Göckingk 2, 5 (1781);
nun singt in allen pfannen
der fette siegesbrei.
Keller 10, 105.
6)
in einigen verbindungen wird das part. präs. passivisch oder medial gebraucht: das singende lied, mit singenden chören. Kramer deutsch - ital. dict. (1702) 2, 813ᶜ; samt angehencktem singenden possenspiele. kunst über alle künste V Köhler; singende messe, singendes amt, hochamt (im gegensatze zur stillen messe). sent Salvatoirs capelle, dairin gestichtet is zo den ewigen dagen alle dage ein singende misse mit discant. d. städtechron. 13, 392, 30; hof an eine singende misse. quelle bei Schiller-Lübben 4, 212ᵃ; mit einer singenden villighe und mit einer singenden selemissen. nachtr. 261ᵇ; ein singendes amt. Kramer a. a. o. zu vergleichen ist die neuere scherzhafte bildung singendes butterbrod (nach thé dansant, tanzender thee); über den gebrauch von ungesungen s. unter diesem worte.
7)
für das fortleben der alten allitterierenden formel singen und sagen sind schon oben theil 8, sp. 1659 belege gegeben worden; hier musz genauer auf diese verbindung eingegangen werden, ähnliche formeln, deren eines glied singen ist, mögen sich anschlieszen. die formel singen und sagen begegnet nur auf westgermanischem gebiete (auf das fehlen der formel im got., das überhaupt sagen nicht belegt, ist natürlich kein gewicht zu legen; und im nordischen fehlt wieder singen als bezeichnung einheimischer vortragsweise); ags. nachweise s. bei Bosworth-Toller s. v.;
that scoldun sea fiori thuo   fingron scriƀan,
settian enti singan   endi seggean forth.
Heliand 33
(hier liegt eine vermischung zweier formeln vor, settan and secgan belegt Sievers in seiner anm. zu dieser stelle aus dem Beowulf 1697 þurh runstafas rihte gemearcod, geseted ond gesæd, beurkundet). dasz Otfrid die heidnische formel singen und sagen meidet, kann auf absicht beruhen, gleiches beobachtet E. Schröder bei spell. über die deutschen mittelalterlichen belege vgl. Lachmanns abhandlung 'über singen und sagen' (kl. schr. 1, 461), W. Grimm kl. schr. 4, 2. 319. 541; heldensage 374 ff. Müllenhoff-Scherer denkm.³ 2, 205 ( xxxiv, 10). Kögel litteraturgesch. 1, 143. die alten zeugnisse reichen nicht hin, um festzustellen, ob die bildung der formel in eine zeit zurückreicht, in der singen und sagen zwei bestimmt unterschiedene vortragsweisen bezeichneten; die möglichkeit, dasz nach E. Schröders vermutung die formel ursprünglich auf den vortrag des zauberliedes sich bezogen habe, bei dem der epische eingang 'gesagt', die wirkende formel 'gesungen' worden sei, ist nicht zu bestreiten (zeitschr. f. d. alterth. 37, 259). sicherlich bezeichnet die formel in den ältesten zeugnissen einen einheitlichen vortrag, schlechthin den vortrag des epischen sängers, für den im Beowulf auch singen allein gebraucht wird (ebenso im deutschen, vgl. oben unter 1 Annol. 1. Orendel 20. heldenb. 1, s. 288. Laurin 1044). vermutlich dachte man bei singen an die besondere vortragsart des scop, bei sagen an das mittheilen des stofflichen, daher ist im exodus sagen durch zellen ersetzt:
daʒ man mohte spellen   singen unde zellen.
146, 7,
und Otfrid braucht im sange sagen (5, 23, 19. 22). das höfische epos des mittelalters war für das lesen und vorlesen bestimmt, in der dichtung der fahrenden, der erben des scop, lebt die formel fort (vgl. Lachmanns abh.). der vortrag dieser art der erzählenden poesie wird bezeichnet mit singen allein, oder mit singen und sagen, beide ausdrücke meinen dieselbe vortragsart, der musikalische character tritt mehrfach scharf hervor (Volker und Horant sind als epische sänger zu denken):
dar nâch sach man für gân
zwêne wol singende man,
zwêne guote sprechære.
hovelîchiu mære
si sungen vor den fürsten vil;
daʒ was ir kurzwîle unde ir spil.
si huoben an sô süeʒeʒ sanc
daʒ eʒ in dem berge erklanc.
Laurin 1045 ff.;
vgl. Lachmann a. a. o. 469. die wendung singen, sagen und seitenspil faszt alle seiten der vortragskunst zusammen:
singen sagen und seitenspil
tuͦnt vrumen und schaden vil.
renner 5887.
alle drei getrennt:
hie vor was vröude und êre
geminnet alsô sêre,
swa ein höfsch man ze hove quam
daʒ man gerne von im vernam
seitspil singen oder sagen.
Amis 1 ff.
aber das volksthümliche epos unterliegt mehr und mehr dem einflusz des buchepos und wird in folge dessen auch gesagt oder vorgelesen (Lachmann a. a. o. 471), letzteres ergab sich von selbst, wenn einzelne lieder zu gröszeren dichtungen, die die fahrenden nicht mehr im gedächtnisse behalten mochten, zusammengefaszt wurden; vergl. im einzelnen Lachmanns ausführungen. daneben gab es kürzere erzählungen, schwänke, novellen, die von vornherein auf das sagen, declamieren eingerichtet und in dieser vortragsweise von den fahrenden verbreitet wurden. in der von Lachmann 476 aus dem Laurin angeführten stelle (beidiu singen unde sagen), sind die beiden verschiedenen vortragsweisen bezeichnet, die formel also aufgelöst, in einer stelle aus dem frauendienste des Ulrich von Lichtenstein tritt noch das vorlesen hinzu (Lachmann a. a. o. 469). merkwürdiger ist die verbindung singen unde lesen in einer ebenda angeführten stelle:
swer in freuden welle   und in kurzwîle wesen,
der lâʒe im von dem buoche   singen unde lesen
von einem künicrîche.
Ortnit 2, 2 (heldenbuch III).
die verbindung singen und lesen, die sich auf den vortrag gottesdienstlicher stücke bezieht (Lachmann 462, vgl. auch Berth. v. Regensburg 1, 444, 31), bei der doch der gegensatz des eigentlichen priestergesanges und des gehobenen, halbsingenden vorlesens empfunden wird, kann hier nicht herangezogen werden. daher empfiehlt es sich, die lesart der Ambr. handschr. oder (für unde) einzusetzen. vergl. die stelle des jüngeren Titurel, die Lachmann 479 anführt (die eʒ lesen und hœren, und der eʒ sage oder in dem dône singe). es ist lohnend und für die bedeutungsentwickelung von singen und sagen instructiv, die von Lachmann gewiesenen wege durch das spätere mittelalter zu verfolgen, so weit die volksthümliche, auf weite verbreitung rechnende erzählende dichtung in frage kommt. im allgemeinen ist die strophische erzählung streng von der in reimpaaren gedichteten geschieden; erstere wird als lied (der uns das liedli hat gesezt. Liliencron hist. volksl. 2, 394ᵇ; ein hüpsch lied .. gestellt durch einen jungen ehrlichen eidgnossen. 4, 27; Gilgenschein ist ers genennet, der uns das liedlin dicht. 1, 528ᵇ; Vit Weber hat dis lied gemacht, 2, 95ᵇ) bezeichnet, gesungen, oder gesungen und gesagt (vergl. oben unter 1):
Erasmus gesungen hat (schluszformel).
Liliencron 3, 261ᵇ (320, 15);
sie hand von hocher arte
erwelt ain romschen küng,
sein titel ich hie sing.
229ᵃ (309, 1);
wol her ir lieben gsellen,
ich sing uͤch nuͤwe mer.
93ᵃ (275, 1);
do mit dis lied ein ende hat ...
dem edlen keiser Maximian,
hab ichs zuͦ eren gesungen.
103ᵇ (277, 36);
ein huͤpsch lied von der schlacht zuͦ Capell .. in seiner eigenn melodei zu singen. 4, 27 (428); singen und sagen:
man hat gesagt und gesungen,
in allen landen wol vernumen.
1, 421ᵃ (91, 1);
hiemit so hat dis lied ein end,
mein sagen und mein singen.
1, 539ᵇ (115, 53);
wat hort man singen und sagen
in maniges fursten land?
de hern sin utgetogen
gerovet und gebrant
wol up den bischop van Hildesheim.
2, 152ᵃ (156, 1).
nur der zweite beleg bezieht sich geradezu auf den vortrag des dichters, beim ersten und dritten kann auch schon die allgemeinere bedeutung der formel, kunde verbreiten (s. unten) vorliegen. bescheiden setzt ein dichter geschwetz für das sagen ein:
damit will ichs beschlieszen,
dasz es nit werd zuͦ lang.
dasz niemants hab verdrieszen
ab meinem geschwetz und gesang.
3, 196ᵇ (299, 26).
beide begriffe können im gesungenen liede getrennt werden; ein lied beginnt:
ick wil di seggen wat geschach
up Gudensdach na sant Margreden dach.
1, 403ᵃ (84, 1),
und schlieszt:
de uns dit nie leitken sang,
ein rüterknecht was he genant.
404ᵇ;
merkent ir guͦt gesellen,
was ich euch nuͤwes sag.
3, 68ᵃ (267, 2),
nit me so wil ich singen;
dich well behuͤten got.
73ᵃ (267, 38);
newe mer will ich euch sagen.
445ᵃ (375, 1),
dar bei wil ichs lon beleiben
und singen iez weiter nit.
446ᵇ (375, 12).
vgl. die besondere wendung:
ain newes liedlin will ich euch erzehlen.
Uhland volksl.² s. 544 (269, 1).
singen neben dichten:
der uns dis lied nuͤw gesang,
von nuͤwem gedichtet hat,
dasz hat gethan ein kriegsman guͦt.
Liliencron 4, 252ᵇ (508, 39);
er hats zum ersten gsungen
und dicht mit ganzem flysz.
473ᵇ (574, 17);
die ons dit liedeken dichte
ende eerst gesongen haet.
4, 204ᵇ (486, 10);
Hans Probst zuͦ Schwaz hat das gedicht,
er kanns nit besser singen.
3, 28ᵇ (257, 21);
von selzamen geschichten
singt iezund iederman,
ein ieder man wil dichten,
niemant wil müszig stan.
3, 471ᵃ (381, 1).
doch auch diese singbaren lieder konnten durch die schrift verbreitet, gelesen und vorgelesen werden, genau wie es Lachmann bei den ältern fahrenden beobachtete; darauf weisen zahlreiche stellen hin:
hort to, gi Christen alle,
ik singe ju ein niges led,
wowol et den gottlosen Danskern
wert brengen ein grot vordret,
jedoch so wil ik et wagen,
wat ik to vorlesen hebbe.
Liliencron 3, 553ᵃ (401, 1);
am schlusz:
dit led is uns gesungen
van enem studenten gud.
558ᵇ
(singen wird fest gehalten, denn das lied ist up de Panzenaurische weise gedichtet). singen neben schreiben:
zuͤ lob und auch zuͦ eren
der ganzeu christenheit,
auch allen teutschen herren
bin ich iezunt bereit,
ein newes lied zuͦ singen.
3, 30ᵃ (258, 1);
nun wil ich fürbasz singen
vom keiser Maximilian.
32ᵇ (str. 24);
dar bei ichs nun lasz bleiben,
got geb ym glück und heil!
von ym wil ich nit schreiben.
33ᵃ (schluszstrophe);
mit freuden wil ich singen
iezund ein new gesang.
231ᵃ (310, 1);
darbei lasz ichs beleiben,
das lied ein ende hat,
ich mocht nit weiters schreiben.
234ᵇ (schluszstrophe);
ich muͦsz ein wenig singen.
4, 32ᵃ (429, 1);
hie wil ichs lan belyben
und bringen zuͦ dem end,
nun nit me darvon schryben.
33ᵇ (schluszstrophe);
der uns das liedlein hat gemacht,
der gwint sein brod fast bei der nacht,
er hats gar frisch gesungen,
geschrieben mit seiner eigenen hand.
91ᵇ (452, 19);
der kurz disz liedlen hat gesungen,
geschriben mit aigner hand.
385ᵇ (543, 20).
niemals wird singen vom vortrage oder der dichtung der in reimpaaren abgefaszten stücke gebraucht, immer sagen, sprechen, reden:
ir solt horen, was ich euch sag.
Liliencron 2, 185ᵃ (163, 1);
mit got so wil ich heben an
und wil uch sagen, was ich erfarn han.
253ᵃ (171, 3);
ich sorg wann ich sag dis gedicht, ...
so möcht es manchem nit gevallen.
3, 133ᵇ (284, 5);
schluszformeln:
als Hanns Schneider gesprochen hat.
2, 306ᵇ (181, 198); vgl. 568ᵇ (250, 244); 3, 21ᵇ (255, 190); 35ᵇ (259, 94) u. öfter;
also spricht Hanns Glaser von Urach.
2, 522ᵇ (237, 341);
das hat Jörg Graff gesprochen zu eren
dem groszmächtigen Maximilian.
3, 216ᵇ (306, 188);
dit hebbe ik van Henneken spraken.
Uhland volksl.² 753 (171², 79);
dichten und sprechen:
der das gedicht und gesprochen hat.
Liliencron 3, 132ᵇ (283, 233);
reden:
also redt uns Peter von Rez.
1, 160ᵇ (39, 236).
eine solche erzählung in reimpaaren heiszt spruch (abgesehen von dem neutralen ausdruck gedicht):
got sei gelobt, sprecht alle amen,
dises spruchs dichter hot keinen namen.
2, 486ᵇ (228, 276);
darmit tuͦn ich uͦch disen spruch nuͦ hie enden.
2, 288ᵇ (177, 303);
do mit hat sich diser spruch geendt,
der dichter bleibt hie ungenent.
338ᵇ (190, 224);
hiemit hat der spruch ein end,
Pochsfleisch ist der tichter genent.
363ᵇ (196, 261);
rede: Johannes Engelmares red vom concili zu Costniz. 1, 258;
hiemit hat dise red eîn end,
got uns fürbasz als übel wend.
271ᵇ (55, 205); vgl. 2, 432ᵇ (211, 160); 513ᵇ (235, 370);
da mit so wil ich dis red beschliszen.
3, 157ᵇ (287, 151);
nun merket all zuͦ diser zeit,
was dise rede uns bedeut.
2, 132ᵃ (151, 2).
der dichter bezeichnet sich selbst als redner, vgl. 2, 536ᵇ, Hans Schneider nennt sich der k. majestat sprecher. 2, 545. bei diesen gedichten ist es nicht auffällig, wenn die dichter von ihrem schreiben reden, vgl. 2, 224ᵃ (166, 17); 506ᵃ (234, 237); 3, 518ᶜ (395, 3); 552ᵇ (400, 445);
ich wil nu nicht schriven mer,
men hirmit min gedichte besluten.
3, 516ᵇ (394, 88);
ich hadde binahe to vele geschreven,
will schluten mein gedichte.
3. 24ᵃ (256, 122);
man soll es sich selbst lesen oder vorlesen lassen:
leser, ich dich guͤtiglich lesen bit,
lisz bisz an das end, urteil die weil nit.
3, 348ᵃ (344, 1);
wer wissen wöll, wie die sach stand
iez in dem Würtenberger land,
der kouf und les den spruch zuͤ hand,
er ist der arm Conrat genant.
3; 139 (285);
dat biddic hem allen, diet horen lezen.
2, 249ᵇ (169, 25).
es ergibt sich, dasz in der volksthümlichen erzählenden poesie des späteren mittelalters singen allein und in der formel singen und sagen nicht verblaszt ist, wenn es sich um dichterisches schaffen oder den vortrag handelt, überall ist mindestens die möglichkeit wirklichen gesanges vorhanden, und wo singen sich dem begriff des dichten nähert, ist immer die vorstellung des vortragen mit inbegriffen. das alles entspricht dem sonstigen gebrauch von singen im älteren nhd., die dichterische thätigkeit an sich wird nicht mit singen bezeichnet, diese anwendung entstammt, wie schon oben bemerkt wurde, aus der antike und wird erst im laufe des 17. jahrh. üblich. die durch die allitteration gefestete formel singen und sagen lebt in allgemeinem gebrauche weiter, man kann bemerken, wie allmählich die damit verbundene vorstellung unbestimmter wird, singen und sagen heiszt nun einfach weit und breit bekannt geben, auf irgend eine art, durch wort und weise oder auch durch blosze erzählung, der begriff sagen tritt hervor, der begriff singen zurück. auch werden häufig die beiden begriffe von einander getrennt, ohne dasz die bestimmte vorstellung zweier verschiedener vortragsarten dabei festgehalten wird. in neuerer zeit wird dann die klangvolle formel wieder in anlehnung an den alten gebrauch in poetischer sprache verwandt. in der folgenden sammlung von beispielen, die diese entwickelung veranschaulichen soll, ist keine weitere eintheilung versucht, da die übergänge oft unmerklich sind: ich hab lieber gehort suntlich und eytel ding, als singen und sagen, dann göttlich ding. quelle bei Schm. 2, 312; das Troja, da so viel singens und sagens von ist. Kramer deutsch - ital. dict. (1712) 2, 813ᶜ; da ist viel singens und sagen davon. weil die alten die tahten der dapfern leute immer besungen, und annoch auf den plätzen und märkten sonderbare geschichten abgesungen worden, scheint dieses sprichwort davon entstanden zu seyn, hoc in ore est omni populo. Frisch 2, 278ᵇ (er kennt die formel nur in dieser festen wendung, also in ganz verblaszter bedeutung); daar is niks kien singen nog seggen van. brem. wb. 4, 790 (man hört gar nichts davon); Adelung führt 'die im gemeinen leben übliche redensart: da hilft kein singen noch sagen, d. i. kein verbieten' an, kennt aber im übrigen singen und sagen nur aus dem mhd. und älteren nhd.; das auch die kinder auff der gassen davon singen und sagen. Luther 1, 368ᵇ; er lesst ein solch gerücht von uns (über uns) ausgehen, lesst von uns singen und sagen. 4, 522ᵃ; ich habe dir diesen trotz gegeben, auff das die gantze welt davon zu singen und zu sagen habe. 16, 136 Weim. ausg., predigen, singen und sagen. 178; das kind soll ausgepreit werden ynn alle volcker, man soll von yhm singen und sagen. 20, 257; singen, sagen und schreiben. 16, 344; künig David singts, sagts und schreibts. Aventinus werke 1, 176, 29; was ist es, das sy von Christo nichts dann den bloszen namen behalten haben, christen heiszen, und tag und nacht von jm gleich singen und sagen. Franck chron. (1531) 462ᵃ; nun sind etliche gleichwol so unverschampt, dasz sie nicht allein solchs mit der that beweisen, sondern singen und sagen auch, dasz sie räuber seyen. Kirchhof wendunm. 1, 347 Österley; davon ehrliebende gewissenhaffte biderleutte heutiges tags singen und sagen, schreyen und klagen. Philander 2, 12; sintemal solches in dem verwichenen langwierigen krieg so gemein und bekandt worden, dasz alle welt genug darvon zu singen und zu sagen weisz. Simpl. 3, 14 Kurz; wenn man von jugend auf von nichts andern hat singen und sagen hören, als geld ist die losung. ehe eines mannes 4; ich singe und sage von meinem Jesu, wie süsz er sei. H. Müller erquickstunden 38; von der ewigen höllen-quaal und straffe der gottlosen, predigen, singen und sagen hören. Felsenburg 2, 395; ganz natürlich, .. dasz diese geschichten in gesängen und liedern von einem geschlechte zum andern übergehen; und dasz man desto mehr davon singt und sagt, je weiter sich die nazion von jenem heldenalter entfernt. Wieland 14, 350; dasz von ihnen nie gnug zu singen und zu sagen war. Herder 24, 379 Suphan; die göttliche kraft der liebe, von der man nicht aufhört zu singen und zu sagen. Göthe 38, 111;
so wolt ich auch vil eren bejagen,
das man von mir must singen und sagen.
fastn. sp. 105, 9;
vom himel hoch da kom ich her,
ich bring euch gute neue mer,
der guten mer bring ich so vil,
davon ich singen und sagen wil.
Luther (liederb. aus d. 16. jh. 195 Gödeke-Tittmann);
darvon sie schreiben, singen und sagen.
Sachs 16, 407, 8 Keller-Götze;
alle hertzen, so nach dir fragen,
und dein heil liebn, singen und sagen,
mit groszem jubel und geschrey:
der herre hochgelobet sey.
18, 173, 25;
dasz sie guthertziglich forthin
singen und sagn von gottes wort.
472, 11;
lisz, sing und sag, der tugent preisz.
Schwarzenberg 124ᵇ (1535);
mit uns einstimme früh und spat
und frölich sing' und sage:
gelobet sey! gelobet sey
sein väterlich gemüthe.
Fleming 2, 561, 37 Lappenberg;
der held, von dem wir singen und sagen.
Wieland 21, 7 (liebe um liebe, prolog);
wir singen und sagen vom grafen so gern,
der hier in dem schlosse gehauset.
Göthe 1, 195.
singen und sagen einander gegensätzlich, zunächst zwei verschiedene vortrags- und dichtungsarten bezeichnend (vgl. Lachmann a. a. o. 474. Schm. 2, 312); dann auch unbestimmter: gott wird etwas thun, das niemand gleubt, man singe odder sage es. Luther 7, 239 Weim. ausg.; ich muste einmal wieder zu pferd, gott geb was meine sackpfeiffe sang oder sagte. Simpl. 1, 19, 2 Kurz;
das iemant singet oder sait
von got und von der cristenhait.
Liliencron hist. volksl. 1, 46ᵃ (12, 1);
junkfraw, so merkt mich eben!
ich will euch ein frag aufgeben,
wann ir mirs singen oder sagen,
ewer krenzlein solt ir lenger tragen.
Uhland volksl.² 9 (3, 6);
gott gibt viel hübscher gabe,
ein mensch sols nicht gar han.
einr singt, der ander kan sagen.
bergreihen 42 neudruck;
ist nit zu singen noch zu sagen.
Waldis Esop 3, 93, 244 Kurz;
wæn mainstuͤ dær im grabe
sing oder sag vorabe
deim namen lob uͦnt dank.
Melissus psalmen B 7ᵃ (1572);
das soll, bey gott! von Artus rittern nicht
gesungen werden noch gesagt im fremden lande.
Wieland 18, 18 (Geron der adeliche);
es hilft kein singen und sagen, singen oder sagen, es hilft nichts, man sing oder sage (s. oben die stelle aus Adelung), da hilft kein bitten und reden; was man auch versuchen mag, es ist umsonst; die formel verblaszt in diesen wendungen mehr und mehr; im neueren gebrauche ähnlich da hilft kein singen und kein beten. alles singen und sagen ist umsonst, der bauer bleibet auf seinen neun augen. baurenst. lasterpr. 145;
eyn narr alleyn uff pfiffen acht,
man sing und sag, man flöh und bitt,
ab syn elff ougen kumbt er nit.
Brant narrenschiff 54, 32 (s. oben auge 23, theil 1, sp. 800);
ich sol und mus sie lassen,
ich far uber alle strasse,
man sing odder sage davon.
bergreihen 40 neudr.;
da hilfft kein singen oder sagen.
Waldis Esop 4, 93, 38 Kurz;
druͤmb hilffet hier kein singn noch sagn,
halt nur das maul und pack dich weg.
Wichgrevius Cornelius releg. K 3ᵃ.
singen und sprechen:
ir tuot leider wê
al mîn sprechen und min singen.
minnesangs frühling 123, 19;
mîn sprechen und mîn singen
mîn lieb und ouch mîn stæte
möcht mir daʒ alleʒ bringen
ein liebeʒ ende.
durch frauen tut man sper zuprechen,
durch frauen tut man singen und sprechen.
fastn. sp. 151, 26;
und als man singet und als man spricht.
Uhland volksl.² 747 (132³);
singen und heben an:
was wöllen wir singen und heben an?
das best das wir gelernet han,
ein newes lîed zu singen.
273 (139 B, 1); vgl. 285 (144, 1). 348 (173, 1).
singen und preisen:
gottlob! dasz ich singen und preisen kann:
zu singen und preisen den braven mann.
Bürger 36ᵃ.
reimende formeln; singen und springen:
springst und singst und holest wieder
mit den engeln süsze lieder.
P. Gerhardt 29 Gödeke.
singen und klingen: gottes dienst ... so ym alten testament durch die leviten und senger ym tempel mit singen und klingen geschach. Luther 15, 196 Weim. ausgabe;
ich selbst werde wie ganz neue,
sing und klinge deine treue
meines lebens einges ziel,
auf der harf und psalterspiel.
P. Gerhardt 148 Gödeke;
was klinget und singet die strasz' herauf.
Uhland ged. 211 (1864).
dor is nich singen orer klingen wedder von em kamen, er ist verschollen; dor is nich singen orer klingen, von einem hause, wo die uhr fehlt. nd. korrespondenzbl. 14, 22.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1901), Bd. X,I (1905), Sp. 1067, Z. 14.

singen, verb.

singen, verb.
mit der singe (lange angelschnur) aale fangen. Frischbier 2, 341ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1901), Bd. X,I (1905), Sp. 1090, Z. 14.

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„gesungen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gesungen>.

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