Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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gedrang, m.

gedrang, m.
verstärktes drang, mhd. gedranc, mnd. gedrang Sch. u. L. 2, 30ᵇ; nl. gedrang, doch hier als n., wie auch mhd. ein n. gedranc galt neben dem m. (wie gesanc m. und n.). ahd. zufällig unbezeugt, doch ags. geþrang, bei Grein 1, 473 als n.; daneben mit anderem ablaut alts. gethring, ags. geþring, mhd. gedrinc. s. auch bedrang, mhd. bedranc, wie gedrängnis gleich bedrängnis.
1)
gedränge, von menschen die sich drängen, z. b.:
die phaffen îlent hin zer helle,
die leien die sint alsô (ebenso) snelle
unde wellent dringen vür,
eʒ ist grôʒ gedranc zer tür (der hölle).
welsch. gast 8446.
nhd.: und weil der gedrang sehr grosz, konnte ich auf der stiegen nicht nacheilen. Schweinichen 2, 131. später auszer gebrauch kommend, wie es denn zwar noch Henisch, Stieler aufführen, aber nicht mehr im 18. jh. Aler, Rädlein, Ludwig, Steinbach, Frisch, Adelung, und doch noch landschaftlich, z. b. in Leipzig es war groszer gedrang bei der casse u. ä. ursprünglich besonders auch von kampfgedränge, gewiss auch noch im 16. jh. (vgl. gedränge 3, a).
2)
bedrängung die einem geschieht, eigentlich wenn mehrere au einen, viele auf wenige eindringen (genauer überdrang), daher auch gewalt, zwang, vermutlich ursprünglich aus dem kampfleben, z. b.: wan inen theten Reinhart, Magis ... harten gedrang. Aimon C ij. s. ebenso drang 6, das auch den sturmangriff bezeichnete, ein schlosz mit drang erobern, drang oder überfall thun, ebenso mit gedrang, mit gewalt, übergewalt, schon mhd. aus dem kampfleben auf anderes übertragen, z. b.:
waʒʒir sint gegangen
an mîn sêle mit gedrange.
Karajan 65, 6,
wie ein mit übergewalt andringender feind. zu gedrang thun übrigens ist das adv. gedrange 2 zu vergleichen.
3)
gewalt, feindseligkeit, gewaltsame beeinträchtigung, not u. ä., auch aus dem kampfleben auf das rechtsleben u. a. übertragen: Reinhart und seine brüder irem vatter und den seinen so vil gedrangs und schadens zufügten. Aimon g; wann wir .. betracht haben, das ir und andere ritterschaft in dem h. röm. reich .. getrungen werdet (in euren rechten bedrängt, verkürzt) .. haben wir daruf gedacht, als ein röm. könig, dem solcher getrang und beschwerung zu herzen gehet u. s. w. Flersheimer chron. 15, 14; angesehen den schweren getrang, überlast und berlichen (s. u. gebärlich) mutwillen, damit allermenglich .. biszher mit westvelischen gerichten (von der vehme) fürgenommen, beleidiget, beswert .. worden syn. Haltaus 604, vom j. 1488, s. auch aus dem 14. jahrh. unrechte gewalt und gedrang daselbst. noch im 17. jahrh.:
auf dasz sie mir anthett' umb so viel mehr gedrang.
Werder Ariost XX, 129, 8.
vom bedrängten selber hiesz es auch gedrang haben, wie not, das eben auch ursprünglich das kampfgedränge bezeichnet: in der welt werdet ir gedrang haben, aber in mir allein den fried. Luther 1, 92ᵃ.
4)
ins innere übertragen, wie drang, leiblich und seelisch: denn geet im der rauch in die augen, also das er ausbricht mit weinen von einem inwendigen getrang. Keisersberg pred. 7ᵇ, vergl. denselben unter gedränge 1, a; (das gebrannte wasser) ist guet für allen getrang in dem leib und für das darmgicht. Schm.² 1, 567. gedrang des gewissens, unwiderstehliches dringen, das gewalt übt über uns: solches hab ich nicht ohne ursach und gedrang meines gewissens e. chf. g. nicht unberichtet wollen lassen, damit nicht der teufel u. s. w. Myconius bei Melanchth. 3, 1040. auch in reimformel mit zwang, wie drang und zwang anthun noch im 18. jh. Rädlein 200ᵃ, z. b.: daʒ is (das recht) ein iczlich bedermann wol vornemen (verstehen) magk ane gedrang unde twang. Ortloff rechtsqu. 1, 16, ohne not und schwierigkeit.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1878), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 2033, Z. 29.

gedrange, gedrang, adv. und adj.

gedrange, gedrang, adv. und adj.,
gedrängt, mit drang und zwang, eng, klamm u. ähnl.; vgl. drange.
1)
mhd. gedrange als adv. zu dem adj. gedrenge (s. gedränge), wie zu dem adj. enge als adv. ange, zu senfte adj. sanfte adv.; doch ist im nhd. das bewusztsein dieses verhältnisses verloren gegangen (s. 3). aber das adv. reicht bis in die gegenwart: stecke birkene knüttel, ellentief, gedrang in die erden. Hohberg 1, 137ᵃ;
sein (des hochstrebenden) fusz hat nirgends raum, bis er im grabe steht,
denn lehret ihn die noth schmal und gedrange liegen.
Günther ged. 1724 s. 489, 1730 s. 445,
nachher in gedrenge geändert, vermeintlich gebessert, z. b. 1739 s. 671; gedrang in einander gefügt, coarctatus. Aler 856ᵇ; gedrang in einander sitzen. das.; mitten in der ebene lag das dorf Preysingen rund und gedrang zusammen. Stilling jüngl. (1778) 80;
sie selber, sagt er, schlang
sich um den halb erfrornen so gedrang.
Wieland 18, 78;
und Fatme so gedrang an Scherasmin sich fügte.
22, 231.
im östlichen md. noch mit voller endung, wie bei Günther vorhin: es gehet hier gar gedrange (oder gedränge) her, la foule est ici bien grande. Rädlein 329ᵇ.
2)
dazu einem gedrange (gedrang) tun, ihn bedrängen.
a)
dasz dazu das adv. diente, beweist die ursprünglich volle form: er besatte (belagerte) die umbe gelegenen vesten mit ritterschaft und det in mit tegelichem kriege so getrange, daʒ die burgere nüt herus mohtent kumen noch ieman von uszen hinin. Closener 49, 16; und dotent in so getrange, daʒ sie muͦstent fliehen. 80, 23;
der winter tuͦt getrange
vil manigem herzen guͦt.
Hätzl. 87ᵇ.
es ist wie einem wol tuon, eigentlich machen dasz im wol ist, wie jetzt z. b. einem bange machen (s. dazu unter gedohn 3).
b)
das muszte sich im sprachgefühl freilich mit dem subst. gedrang kreuzen, nachdem das -e verloren gieng, s. dort unter 2 und 3 einem harten gedrang thun, gedrang anthun; aber das adv. wird noch später deutlich durch zugesetztes so, fast (sehr) u. ähnl.: dasz der hirsch disem waldholder, gleich wie auch dem nachtschatten, fast gedrang thun (so). Bock kräut. 785; diser frucht thun die haselhuͦner im winter fast gedrang. 786; wie ihm die misgunst so getrang thät. Simpl. 1685 1, 189 (I, 2, 21);
wir schussen sie mit Steffans pfeil ..
das tet den Gecken also trang,
iren keiner wolt im graben bleiben.
Uhland 507,
welches trang gleich gedrang sein kann, wie treng gleich gedränge ist (s. sp. 1606 fg.); vergl. II, 1335, wo W. Grimm so trang thun ebenso unter das adv. hätte stellen sollen, wie er zu trang thun dahin gestellt hat. s. auch Günther unter dem adj. gedränge.
c)
manche fälle sind schwankend zwischen adv. und subst., für uns wie wol schon für jene schriftsteller, z. b.: diser wurzel thun im winter die meus gedrang. Bock kräut. 136; hat uns furbracht, wie du im gedrang und eintrag tuest an seinem ampt und rechten. urk. k. Friedrichs III. an gr. Diether von Ysenburg vom jahre 1448. aber noch im 17. jh. in voller form:
fürwahr, ihr redet oft, viel, prächtig, frei und lange
(thuts euern ohren wol, thuts fremden doch gedrange).
Logau 2, 3, 59 (s. 68);
doch ist da trotz des wol eine andere kreuzung, mit dem adj. (s. 3), wahrscheinlich, vgl. II, 1335 aus Werder es einem so eng und drange machen.
3)
denn auch als adj. erscheint nachher das ursprüngliche adv., nachdem für das gefühl der unterschied beider verloren war, wie auch in nhd. sanft, hart u. a. der umlautlose, reine vocal aus dem adv. ins adj. eingedrungen ist: dahergegen mancher ... ihnen alles getrange herzenleid würde angethan haben. Simpl. 1685 1, 250, in den unechten zuthaten, man sagte gewiss auch mir ist im herzen gedrange, daher die wendung, vgl. nachher Günther 183;
vergebens wündscht, wer schon in den gedrangen schranken
des rauen todes lauft.
mit der vernunft gedrangen zügeln.
Lohenstein Ibrah. Bassa 2, 345;
er kämpft mehr als beherzt in den gedrangen schranken.
so ächzet die gedrange brust.
in dem gedrangen schranken,
auf dem der männer fusz den ehren-berg ersteigt.
981;
die gedrangen schuhe.
Stoppe Parn. 59;
eine gedrange stube. Steinbach 1, 300; du machst es gedrange, adimples locum. das.; gleich den gedrangen heuschreckenschwärmen. Wekhrlin graues ungeh. 1784 horn. s. 155, s. Heynatz antib. 2, 12, der auch eine gedrange kirche (gedrängt volle) u. a. beibringt;
da sperren, auf gedrangem steg,
zwei mörder plötzlich seinen weg.
Schiller Ibycus.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1878), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 2034, Z. 15.

getrang, m.

getrang, m.,
oberdeutsche nebenform zu gedrang (vgl. sp. 2033): haben wir (kaiser Sigismund) daruf gedacht, als ein röm. könig, dem solcher getrang und beschwerung zu herzen gehet. schreiben der kaiserlichen kanzlei, vgl. Flersheimer chronik 15, 14; da der von einer groszen menge der feind getrang vnd not litte, warff er den adler in das bollwerck. Ringmann Caesar (1588) 52ᵇ; das gebränte wasser ist guet für allen getrang in dem leib und für das darmgicht. Schmeller² 1, 567.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 12 (1897), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4416, Z. 16.

getrange, getrang

getrange, getrang,
adverb., oberdeutsche nebenform zum adverbium gedrange (sp. 2034), das secundär sich auch zum adjecctiv entwickelte:
1)
ausz ursach, das der schmerz also getrang gehet, und wo er also ein hüli findt oder das geäder auffschwelt, da sammlet sich das entzündt ding. Paracelsus chirurg. schrift. (Straszburg 1618) 527 B.
2)
und besatte die umbe gelegenen vesten mit ritterschaft und det in mit degelichem kriege so getrange, daz die burgere nüt herus mohtent kumen. (Closener) d. städtechr. 8, 49 u. a.; sie thaten ihnen so getrang, dasz sie von dem stürmen lassen muszten. Rihel Livius 342; das rubigo den gerührten früchten zu vollem monschein getrang thue. Tabernaemontanus kräuterbuch (1588) 684. vgl. auch aus der Hätzlerin und dem Simpliciss. oben sp. 2034.
3)
drey getrange stücke erfordert die natur von einer schönen .. getrange, eng und schmal die hüffte, maul und schoosz. zeitvertreiber 335; ser getrange predigt. Birlinger schwäb.-augsburg. wb. 194.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 12 (1897), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 4416, Z. 24.

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Zitationshilfe
„getrang“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/getrang>.

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