Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)
grün, adj.
grün, adj.,
eingebettete Stichwörter in diesem Artikel
grünpurpurn · grünsaphiren · grünsilbern · grünsmaragden · grüngrauweisz · grünglänzendschwarz · grünaschfarbig · grünstichblau · grünblank · grünblasz · grünbunt · gründick · gründunkel · gründüster · grünflüssig · grüngläntzicht · grünhell · grünlänglicht · grünluftig · grünsaftig · grünspitzig · grünästig · grünbeerig · grünbeinig · grünblättrig · grünblumig · grünblütig · grünbuschig · gründämmerig · gründornig · gründuftig · grünflüssig · grünfüszig · grünglasig · grüngliedrig · grünhosig · grünkielig · grünkieszig · grünköpfig · grünlaubig · grünnachtig · grünrasicht · grünrindig · grünrostig · grünschalig · grünschilderig · grünschilfig · grünschimmlicht · grünschlammig · grünschleimig · grünstämmig · grünstrahlicht · grünstreifig · grünstriemig · grüntalig · grünwaldig · grünwogig · gründamasten · grüngläsern · grünleinen · grünmarmorn · grünpapiern · grünplüschen · grünsammeten · grünsatinen · grüntafften · grüntapeten · grüntuchen · grünkräftig · grünlebendig · grünvergnügt · grünwachs · grünbebuscht · grünbedeckt · grünbehangen · grünbekränzt · grünbekräutert · grünberaubt · grünbeschilft · grünbewachsen · grünbeziert · grüngeziert · grünbezweigt · grüngeschmückt · grüngewölbt · grünumbuscht · grünumgeben · grünumhegt · grünumschränkt · grünumwachsen · grünumwölbt · grünverschattet · grünverwachsen · grünangestrichen · grünausgeschlagen · grünbebändert · grünbehaart · grünbehangen · grünbekleidet · grüngekleidet · grünbezogen · grüneingebunden · grüngeaugt · grüngefärbt · grüngefleckt · grüngemalt · grüngepolstert · grüngerostet · grüngeschuppt · grüngesprenkelt · grüngestreift · grüngestrichen · grüngewirkt · grünglasiert · grünlackiert · grünmarmoriert · grünpoliert · grünpunktiert · grünüberzogen · grünverhangen · grünvermalt · grüngeschlitzt · grüngesenkt · grüngewachsen · grünverschlungen · grünblinkend · grünblitzend · grünblühend · gründämmernd · grünflutend · grünfunkelnd · grünglänzend · grünleuchtend · grünprangend · grünschattend · grünschillernd · grünspiegelnd · grünspielend · grünarbeit · grünbauer · grünblütigkeit · grünbruch · gründung · gründüngung · gründüngungspflanze · gründüngungsverfahren · grünerwecker · grünfiedler · grünflächen · grüngewölk · grünglanz · grüngürtel · grünhecke · grünhof · grünhüter · grünschwarte · grünspeise · grünstück · grünzaun · grünzweig · grünflachs · grünfleisch · grüngetreide · grünhafer · grünhering · grünkern · grünlein · grünmais · grünraps · grünreife · grünroggen · grünrübsen · grünsenf · grünweizen · grünwicke · grünaffe · grünalge · grünapfel · grünbirne · grünblume · grünböcklein · gründorn · grünedel · grüneder · grüneiche · grüneidechse · grünerle · grünewig · grünfeste · grünfrosch · grüngangfisch · grünhänfling · grünhühner · grünkarpfen · grünkrähe · grünlilie · grünotter · grünpapagei · grünreiher · grünrinde · grünschaub · grünschlange · grünschnecke · grünsperling · grünspinner · grünvogel · grünwickler · grünzirpe · grünempfindung · grünbleierz · grünbrand · grünbuch · grünbüttel · grüneisenerde · grüneisenerz · grüneisenstein · grünerde · grünglas · grünglimmer · grünhaar · grünhut · grünjäger · grünkalk · grünkäse · grünkönig · grünöl · grünpflaster · grünsalz · grünsäure · grünschiefer · grünschlamm · grünsirup · grüntuch · grünwachs · grünauge · grünaugenfliege · grünband · grünbärtling · grünbauch · grünbein · grünbeinchen · grünbeinlein · grünbuckel · grünbüschler · grünfusz · grünfüszel · grünhösler · grünhut · grünkehlchen · grünkittel · grünknochen · grünkopf · grünkragen · grünmantel · grünplattschnabel · grünrüssel · grünschenkel · grünschild · grünschnabel · grünschurz · grünschürze · grünschwanz · grünbeten · grünfärben · grünfassen · grüngehen · grünmachen · grünwerden
viridis, recens.
form.
1)
das adj. erscheint nur west- und nordgerm.: ahd. gruoni, asächs. grôni; mnl. groene, afries. aengl. grêne, anord. grø̀nn; ableitung zur verbalwurzel grō-, genaueres s. unter grünen form; beachtung verdienen umlautlose formen, die im alem. der älteren nhd. zeit auch schriftsprachlich bezeugt sind und spurweise noch in heutiger ma. auftreten, s. 2, 751; sie erklären sich schwerlich, wie dort vermuthet, durch anlehnung an umlautlose verbalformen gruoen, gruonen (s. grünen form), sondern eher aus der echten form des adj. germ. *grōniz heraus, die in umlautloser substantivierung auf obd. boden mundartlich heute noch lebt: 's gruen junge triebe 2, 749; gruen masc. das frische grün des frühjahrs 1, 276ᵃ; das gruen junger schöszling 1, 1001 mit älteren nachweisen; vgl. auch grummet aus gruonmât.
2)
nicht selten ist unechtes, d. h. durch miszverständnis oder entstellung anderer wörter entstandenes grün. über grün = grien s. sp. 262; namentlich bei flurnamen konnten verwechslungen dieser beiden wörter eintreten, s. schwäb. 3, 870; grün neben lachen entspringt aus miszverstandenem grienlachen, s. sp. 264; grün lachen heiszt am Rhein so viel wie widerwillig lachen verm. ged. (1869) 191; dass ich von gewissen freunden als ein solcher (eindringling) mit grünem lachen empfangen werde in: briefw. zw. J. u. W. Grimm, Dahlmann u. Gervinus 2, 322; grobgrün ist eindeutschung von gros - grain, s. sp. 412; dazu mancherlei aus den maa.: alem. grün im sinne rauh, finster, mürrisch Davos 1, 42; 2, 751 beruht auf dem stamm grunn-, ib. 749; grün meerrettig K. G. Anton Oberlaus. ist kren; vgl. ³grien sp. 264.
bedeutung.
I.
wie aus der etymologie zu folgern und aus dem sprachgebrauch zu erschlieszen, ist das adj. zunächst im sinne 'sprossend' auf jungen pflanzenwuchs angewendet worden; doch verband sich damit offenbar sehr früh der beisinn grüner farbe; jedenfalls beherrscht die beziehung auf pfanzliches, sei es unter dem gesichtspunkt der farbe oder unter dem des sprossenden, frischen die ältere sprache bis ins nhd. hinein vollkommen.
A.
allgemeinste verwendung: grün als die farbe in saft stehender pflanzen.
1)
in älterer sprache mit fühlbarer vorliebe von dem (jungen) grün, das den erdboden bekleidet: ahd. gruoniu
gramina, virecta 4, 299; ufan gruonemo grase Tat. 80, 5; al kurz grüene gras Parz. 75, 18; uber eine wiesen mit grünem grasz buch d. liebe 116ᵇ; auf dem grunen hewe cod. Tepl. 1, 53 (super viride foenum Marc. 6, 39); fallen in den grünen klee Laurin 757 Schade; auf den grünen rasen ras. Roland 1. ges. 24. str.; ein grüeniu roggensât Martina 21, 20; vgl. es kommen auch schon .. grüne spitzen aus dem sand heraus in: briefw. zw. J. u. W. Grimm, Dahlmann und Gervinus 2, 56; weiter 'mit pflanzengrün bekleidet, begrünt': kruonera epani virente planitie 4, 299; grôni wang Hel. 3135 u. ö., nur in dieser oder ähnlicher verbindung; grüeniu heide minnes. 1, 68ᵇ v. d. H.; in allen grüenen ouwen 27, 19; auf einer grünen auen ps. 23, 2; auf ein wisen grün Sigenot 26 Schade; in dem grünen anger decam. 50 lit. ver.; auf eine grüne matten ausgew. dicht. 13; her Grüener Plân minnes. 1, 46ᵇ v. d. H.; eyn groen playn pascua 415ᵃ; grun platz, gron plan vel brink viretum 621ᶜ; die grünen felder schr. 1, 31; altgebräuchlich ist auch then gruanan boum 4, 26, 49;
in eynem grünen strauch 2, 89 K.; grüne büsche verm. schr. 1, 123; ebenso: der grüene walt 122, 31; in grönem hag 4;
andere verbindungen werden erst in späterer zeit geläufig: ein grünen czweige decam. 14 lit. ver.; mit schön grünen mayen 1, 58 K.; mit grünen tannenreiszen erst. geb. 78;
mit deinem grönen krentzlin Grob. v. 33 ndr.; wann der vorrath durch einen auszgesteckten grünen strausz feil gebothen wurde polit. col. (1680) 44; (bäume) mit ihrem grünen laub 3, 6; ebenso für die bedeutung 'begrünt': des Skamander grünes ufer 1, 159 B.; am grünen gestade 11, 396 G.; ein lustig grunes thal teutsche poem. 53 ndr.; grüner berg ged. (1751) 1, 197; die grünen höhen 4, 9; auf Italiens grünen boden röm. gesch. 1, 212; die grüne erde 1, 145; durch die grünen götterwelten lieder Sineds 64; sorglos in die grüne weite fahren zaub. 1, 226: vgl. schon:
appellativ: grüner zwinger als 'lustplatz' feldbau 2; grüner hof garten hinter d. hause 1, 166; grüne furche grenz- oder wasserfurche Sanders; grüner deich im gegensatz zum steindeich u. a. 2, 169; ähnlich grüne sode 1, 181; grüner grund meergrund, der mit seegräsern bewachsen ist 320ᵃ; vielfältig in flurnamen: grüner berg, bühl, fels, graben u. s. w., in wirtschaftsnamen: grüner baum, hof, saal u. a. schwäb. 3, 870; comparierung erscheint bei diesem gebrauch erst in jüngerer zeit und meist in poetischer sprache: (die wiese) sah ... noch schöner und noch grüner aus, als .. 2, 190;
diu linde diu ist grüene
Ortn. 84, 1;
sie ging wohl in das grüne holz
13, 70;
geschmückt mit grünen reisern
B.;
13ᵃ diu welt ist ûzen schœne, wîz, grüene unde rôt
124, 37;
grüner prangen die auen
dtsche lieder 75;
den grünsten epheu haben wir gepflückt
1, 102;
aus Italiens grünsten myrtenhecken
ged. (1908) 242.
2)
grün werden, sein mit jungem pflanzenwuchs sich bekleiden, bekleidet sein: begynnen groen zu werden virere 621ᶜ; es fängt an, .. auf wiesen .. grün zu werden IV 8, 50 W.; hierher soll sie nun nicht eher kommen, bis es ganz grün und warm ist 1, 253 W.; es ist noch nid starch gruen von den
wiesen im frühjahr 2, 749; vgl. auch was grün und fruchtbar was, dasz fraszen sie (heuschrecken) alle hinweg thür. chr. (1613) 268; entsprechend: wann ... der hohen frühlingssonne strahl ... alles grün und blühend macht mildh. liederbuch 51;
das wider grün macht die zerstampften auen
6, 71.
3)
jüngere sprache hat eine reihe typischer verbindungen bildhafter art entwickelt:
indem die erde ein grünes kleid anlegte anfangsgr. 830; vgl. ihre leiden barg das grüne grabtuch schr. u. denkw. 1, 42; vom grün der bäume: des waldes grünen saal 2, 35 W.; der apfelbaum deckt uns mit seinem grünen gewölbe w. 2, 54; in unser grünes eichenzelt ged. 9;
auf anderer linie:
die grüne nacht belaubter bäume 81, von bekrittelt, ästhet. 39 Köster, von vertheid. 112 f. in schutz genommen, seitdem bei den Schweizern, ihren freunden und darüber hinaus stehende wendung, s. 1, 36 Sauer; Neseggab 3, 292; ged. (1783) 14; noch bei 3, 253 W.; weiteres bei a. a. o. 414; auch variiert: grüne dunkelheit vier krit. ged. 68; grüne finsternisz 1, 47 Sauer; grüne dämmerung 2, 411; mit grünem schatten ged. 6 Hirz., auch dies eine wendung, die vielfach aufgenommen wurde, s. schr. 1, 109; ged. 131; verm. ged. 1, 73, und die bis ins 19. jh. weiter vererbt worden ist, s. 2, 40; ges. dicht. 5, 87;
ebenso schr. 5, 129; diese seit seiner kindheit entbehrte grüne abgeschiedenheit (des waldes) 2, 82; alle grüne lust der natur 6, 178 Gris.; ein so grüner friede w. 3, 151; sie verloren sich freilich nicht weiter in die grüne freiheit als .. hungerp. 1, 81; poetische sprache wagt gelegentlich noch kühneres:
das erdreich decket seinen staub
mit einem grünen kleide
bei 3, 398ᵃ;
kommt es nicht wie träumen
aus den grünen räumen
zu uns wallend nieder ...?
schr. 4, 194;
(jener wald, wo)
sich grüne nacht mit güldnem tage gattet
ged. 120 Hirz.;
spatzier in grüner einsamkeit
ged. 308;
so wird dein (des gartens) grund mit grünem luft
... durch ihre hand ergetzet
ndr.;
37 begrabt mich unter breiter eich
im grünen vogelsang
ged. 1, 279 krit. ausg.
4)
neben temporalen begriffen; sprichwörtlich: grüne weinachten bringen gern schneeweisze ostern d. Teutschen weish. 2, g g 8ᵇ; wiewohl man zuweilen auch grüne weynachten gehalten vollk. teutscher jäger 397; grüne ostern, weisze pfingsten lebensl. 4, 93; vgl. es ist im monat mai, acht tage nach dem grünen pfingstfeste w. 2, 166; feste verbindung ist schon in älterer sprache der grüne mai:
ebenso Grob. v. 3367 ndr.; 1, 315 B.; vgl.
ein grüner mertz bringt selten etwas gutes bauernregel, allg. haush. lex. 1, b 3ᵃ; (die heuschrecken haben) ausz dem grienen sommer ein abscheulichen winter gemacht d. tirol. adlers ehrenkr. 128; in neuerer zeit mehr poetisch: manches grünen lenzes zweig 5, 157 R.-M.; doch nicht ausschlieszlich so: während der vier monat grünen zeit, wo regen fallen
erdk. 1, 237; auf anderer linie liegt grüner donnerstag u. ä., s. u. II A 1 b.
am reyen in dem grünen meyen
Hauffen;
1, 363 (alles) fräet sich des mayen zeit,
so er in gröner varb leit
167ᵇ;
5)
in gewissen attributiven verbindungen ist das adj. terminologisch geworden, besonders grünes kraut (s. auch grünkraut); zunächst einfach (im sinne von 1) grünes blattgewächs: grün kraut olus, herba virens 709; die erde keim grüns kraut und mache samen erste dtsche bibel 3, 45; aber frühzeitig bestimmter, eszbares kraut, gemüse: ain grün krauth und dürr bratwürst darauf weisth. von 1474 bei schwäb. 3, 868;
den bock zum grünen kraute (stellen) polit. maulaffe 58; auch ganz speciell: fir wyss und grien kraut ist zalt .. schwäb. 3, 868; welches gemüse? spinat? so gewöhnlich: schneidet vom grünen kraut oder spinat die stiel hinweg georg. cur. 3, kochb. 78ᵇ; auch heute noch in dieser bedeutung, s. kraut 2 a β; anders: grüne krüt von spinet privatbr. d. mittelalters 1, 78 Steinh., d. h. die frischen blätter des spinats; in heutiger mundart auch für andere gemüse und gemüsemischungen, s. schwäb. 3, 868; grain krûd suppenkraut 84ᵇ; grüner salat bezeichnet blattsalat im gegensatz zu kartoffelsalat u. a.; anders, für valerianella olitoria, rapunze bei 427ᵃ; bratwürste mit grünem kohl 31, 139; üblicher als compos. grünkohl, s. d.; auch grüne ware bedeutet 'gemüse'; erbaggi (1799) 548; vgl. zuwachs 2, 80; von diesem ort das meiste kraut und grüne wahr nach Venedig geführet wird denkw. reisen (1678) 41ᵇ; gröne war grüne suppenkräuter holst. 2, 72; die händlerin mit grüner ware heiszt grüne frau Leipz. 126ᵇ; vgl.
hierher weiter grüne krapfen, nudlen gebäcke mit gemüsefüllung schwäb. 3, 868; der grüne markt forum olitorum 378ᵇ; in weiterem sinne victualienmarkt Würzburg. 50; ähnlich gebildet: die gruen arbait die frühjahrsarbeit im weinberg, urk. u. regest. z. gesch. Göttweichs 3, 273.
welch kind gewehnet sich hernach zum grünen kraut,
das nichts als Nekkerwein und wildgebratens schaut
sat. ged. 41 ndr.;
und nichts als brod und grüne kost zur nahrung
8, 44;
B.
an sich der grundbedeutung näher, aber heute gegenüber A zurückgedrängt ist eine gruppe von verwendungen des adj., die den begriff des treibenden, frischen, auch des jungen, neuen neben oder vor der farbvorstellung betonen: nimpt man im mayen die jungen und grünen sprosz cosm. 402; im bilde: der letzte grüne trieb .. am absterbenden stamm der kunst Winckelmann 2, 197;
das klingt auch mit bei Göthe:
vgl.
ähnlich schon mhd.:
daher verbindungen wie: nimm weinrauten, wasserpfeffer .. alles frisch und grün pferde- und viehz. 131; sie (die natur) ... in ihrer grünen frische w. 8, 415; etwas anders, 'frischbleibend': eyn (sc. ivessche) is grone winter und sommer nov. gl. 144ᵇ s. v. edera; das kraut ist langlecht, bleibt sommer und winter grün arzneib. 248. auf dieser grundlage entwickeln sich zwei prägnantere anwendungsweisen:
ach bäumchen du stehst grüne,
gott geb dir lang zu stehn
dtsche volksl. 559;
und grün des lebens goldner baum
14, 95 (Faust 2039) W.;
und hier mir sproszt des lebens grünster baum
ged. (1841) 255.
unser bluome der muoz vallen,
sô er allergrüenest wænet sîn
a. Heinr. 111;
1)
grün als gegensatz zu getrocknet, verdorrt, verwelkt: ist si (die nessel) grüene sam ê, sô geniset er wol; ist ave si erdorret, .. sô stirbet er zwei dtsche arzneib. 28,
23 Pfeiffer; grüene rôsen im gegensatz zu dürren buch der natur 345, 20; kan man das kraut nit grün haben, so nimb es treuge viehbüchl. 48; grün grasz wird auch hew floril. pol. 2, 796; zwei bi dorme fuotter und ein bi grunem fuotter weisth. 6, 101; vgl. grünfutter; groine wark im selben sinne 69ᵃ; entsprechend: einem pferd grün füttern teutsch - ital. 2, 198ᶜ; grünes gemüse frisches schwäb. 3, 868, in heutiger umgangssprache wohl allgemein; schüsseln fleisch .. von keinem halme grünem gemüse begleitet gesch. s. lebens 1, 85; gruͤn aͤrbaisz teca nov. gl. 359ᵃ; georg. cur. 3, kochb. 80ᵃ; ein wenig griener bonen privatbr. d. ma. 1, 193 Steinh.; grüne bohnen, erbsen schwäb. 3, 868; psilienkraut .., dieweil es noch grün ist flöhh. 62 ndr.; in ein grüni fygen chron. helv. 1, 232; grüne und dürre birnenschnitze 7, 193; vgl. das die gedörrten kreuter .. gleich wie ein fleisch zu achten sind, dann ihnen ist abgangen der grüne geist, das ist das leben op. (1590) 6, 27; dies grün gestattet, im gegensatz zu 2, eine gleichsetzung mit reif: wie under einer zeitigen grünen weinbeer und einer dürren ein underscheydt sprüchw. 2, 55ᵇ; weiter vom baum und seinen theilen (aber anders als unter A 1): us grünen gerten starke widen klenken Äsop 204 lit. ver.; seins grine knippel oder trockne? biberpelz (1893) 15; (er) machte im bauernkrieg den bauern geschütze aus grünen waldbäumen 2, 182; grüner zaun sepes viva 709; zwei formeln zeigen sich besonders entwickelt: grünes holz: wan einer gron holz niderhockte österr. weisth. 10, 137; der eiche grünes holz 1, 133 H.; in mancherlei sprichwörtern: grüns und dürres holtz brennen nit gleich in eim fewr sprichw. (1541) 2, 105ᵃ; vgl. florileg. polit. 1, 11; 1, 164; s. auch holz 1 a; vor allem hat eine bibelstelle, Luc. 23, 31, sich fruchtbar gezeigt: wann ob sy ditz thuͦnd an dem grúnen holtz (in viridi ligno), was geschicht an dem dúrren erste dtsche bibel 1, 322 (statt dessen then gruanan boum 4, 26, 49; vgl. Tat. 201, 5); vgl. 2, 756 f.; mancherlei bildliche verwendung knüpft daran an: das grüne holz, die frommen, die stillen, sollen hier zu lande das dürre seyn lebensl. 4, 287;
weiter grüner zweig:
(kirchenlieder) zwei jahrhunderte lang der einzige grüne zweig an dem verdorrten baum der deutschen dichtung Winckelmann 1, 236; zumal in der redensart auf einen grünen zweig kommen gedeihen, glück, erfolg haben; im 16. jh. einsetzend, dann mit zunehmender häufigkeit: wer in schulden ist, die mögen nimmer begrünen oder uf grienen zweig kumen narrensch. (1520) 67ᵈ; haben sie (die juden) .. bisz auf disen tag auf keinen grünen zweige nimer komen können erkl. d. ep. Pauli an die Römer (1566) 718; cura 75 ndr.; alle des Eli nachkommen konten auf keinen grünen zweig gerathen schr. (1663) 299; variiert:
hier natürlich im sinne A 1; entsprechend: das sie (die gottlosen) das ihre auf keinen grünen zweig bringen können Pape bettel- u. garteteufel g 8ᵃ; ungewöhnlich statt dessen: dasz ihr nicht auf grüner staude seid C. Spindler bei 1, 633ᵃ.
ach männer, männer seid nicht stolz,
als wärt nur ihr das grüne holz
ged. 152;
edles fürstenfreulein ..
grünes zweiglein von dem hause Sachsen
fortgepfl. mus. poet. lustw. 1, 227;
aber ich, armer Eulenspiegel,
kom nimmer auf ein grünen hügel
Hauffen,
2, 232 2)
grün als gegensatz zu ausgereift: eine grüne unzeytige frucht 22ᵃ s. v. acerbus; grünes obst poma viridia et immatura 1, 648; und so heute, wohl allgemein, in nd. und md. maa. (freilich: 'grünes obst macht sogar eine zweideutigkeit, indem man
oft nicht weisz, ob es dem gebackenen oder dem reifen entgegengesetzt sein soll' antibarb. 2, 79);
wann auch die gerste grün ist viehbüchl. (1667) 107; sprichwörtlich: hee eth syn körnecken grone sch. w. klugr. (1548) 26ᵇ; nim grüne unzeitige wachholderbeer arzneib. 1, 3; ein Calabrier, der den ... gast mit grünen birnen speist 4, 81;
nim baumöl, das grün und unzeitig sei confectb. 280ᵇ; von hier aus versteht sich wohl die im thür. obersächs. gangbare redensart: er bricht es gar zu grün ab er tritt keck, unverschämt auf Leipz. 126ᵇ;
der herr Willibald bricht es grün ab, gnädige mama, und setzt mich zur rede dtsche schaub. 4, 125; vgl. des ist mir zu grün zu herb, zu derb schwäb. 3, 870.
daz (korn) verwuosten si dô sâ
und sluogenz dicke grüene abe
weltchr. 18170;
(äpfel), die grün gebrochen auf dem strohe reifen
6, 116;
ey lieber pfaff, und bistu kün
und darfst es abbrechen also grün
H. Pfriem 65 ndr.;
II.
die grundbedeutung hat eine doppelte specialisierung erfahren:
A.
auf der einen seite wird das adj. in der bedeutung des frischen, jungen, neuen aus dem bereich pflanzlicher objecte in andere dingliche bezirke übertragen, was natürlich zur folge hat, dasz der beisinn grüner farbe schwindet; diese gebrauchsweise findet sich vorzüglich neben bestimmten begriffsgruppen; fürs ahd. bezeugt durch gruͦne crudum 4, 292.
1)
frisch im sinne triebkräftig, lebensvoll, blühend, also mit positiver bedeutungsrichtung; hauptsächlich von menschen; gerade hier liegt der gedanke an eine einfache, von der pflanze hergenommene metapher nahe; gleichwohl wird die wurzelhafte bedeutung im spiele sein.
a)
Carolus ein junger, grüner fürst voller krieg chron. Germ. (1538) 251ᵇ; besonders in der poet. sprache des 17. jh.s reich entfaltet:
mit besonderer note: dis sind scharfe rede dem alten Adam, sonderlich der noch grün und frisch 18, 483 W.; vgl. es gehört .. arbait darzu, wann du bist noch grien, dein natur ist noch ungedörret has im pf. c 6ᵇ; noch im 19. jh. in nachklängen: wie warst du so schön, so kindlich, so grün an Sophie Mereau 1, 207;
vgl. du bist ein kerl wie buchs, im sommer und winter grün schwäb. 3, 868; entsprechend: wann Rhom, so etwan blüend und grun gewest, ist nuͦn verdoͤrret chron. Germ. 324ᵃ; zu der zeit, als Rom am grünsten war erstes geb. 55; grün sein, werden nicht selten auch in etwas prägnanterem sinne: kräftig, leistungsfähig sein, zu kräften kommen u. ä.;
wie ich meine händel anstellen wolte, damit ich wieder recht grün würde 4, 518 lit. ver. (hier an I B 1 schlusz erinnernd); wann man nun sollte grün und wacker sein, so ist man effoetus und verlegen schwäb. 3, 869 (18. jh.); dasz wir der groszen sache würdig grün bleiben und frisch Schleiermacher II 4, 47; alem. geradezu 'zeugungsfähig' 2, 751; anders: wurdind nit mit dem wort alle verzwyfleten widrum grün (zuversichtlich) gemacht? ebda aus Zwingli; vgl.:
mit speciellerem regens:
die hüte .. mit grünem eichenlaub und die herzen mit grünen gedanken umkränzt schr. für u. an s. l. Deutschen 2, 205; namentlich in einer bestimmten formel öfter: trost und grüner muth 317 Barthel; 5, 350; sei grünes muthes! 6, 386; etwas anders: sie hatte einen grünen witz Shakespeare 9 (1833), 119 (she had a green wit, love's labour's lost I 2, Vosz übersetzt sie hatt einen grünen verstand 2, 427); unter umständen geradezu = jung: ihr jüngling grün von jahren tugendb. 418; von den grünen kindern anthrop. plut. 1, 48; ein grünes haupt tragen noch jung sein 2, 751 (quelle v. 1691);
dann in formeln wie: in grünen jünglingsjaren erstes geb. 95; grüner jahre lentz u. and. Deutschen auserl. ged. 4, 177; namentlich: in dinr grünen jugent trag. Johannes (1549) b 3; schon mhd.:
in meines grünsten alters hand sechs triumph (1578) 246, auch dies bis ins 18. jh. sehr geläufig; nur die folgenden verbindungen sind auch poetischer sprache des 19. jh. noch bekannt: gefehrten grüner jahre ged. 117; vgl. 6, 162; in der träumerischen klause seines ersten grünen lebens d. h. in der stube, die er als jüngling bewohnte s. w. 22 (1827), 227 Reimer; in seinen grünen und lustigen tagen 1, 69 H.
ein grüner mann, ein rothes weib, die farben wol zusammen
lit. ver.;
574 ist er von jahren jung und grüne von gestalt
dtsche ged. 1, 88 lit. ver.;
denn faul von euch (geschlechtern) sind selbst die grünsten
1, 10;
ir sît starc und küene,
doch enwirde ich nimmer grüene
8234;
mein hertz das wirt gruene (ich fasse frischen mut)
Ap. 3031;
die (sc. blumen) dienen euren grünen sinnen
dtsche ged. 1, 366 lit. ver.;
wer macht die liebesschmertzen
an seinen grünen hertzen?
liebes-meyen-blüml. (1654) 102;
(er was) an der jugende grüene
Marienleg. 20, 15 Pf.;
b)
eine besondere note gewinnt diese bedeutung 'frisch' in geistlicher sprache: 'erneuert, sündelos': viridis ein grunender, der da on sunde ist, grun vocab. pred. (1483) x 5ᵃ; uns vermaledeiten, verdampten menschen grün und selig gemacht hat sabb. 24; vgl.
hier wäre auch der grüne donnerstag anzureihen, wenn die gewöhnliche erklärung das rechte trifft, s. o. donnerstag 1, th. 2, 1252 f.; doch vgl. realenc. 21, 421; zu den alten nachweisen stellt sich noch an dem heiligen grünen dunrestdage pred. 118, 24; vgl. 292, 5; belege seit dem 14. jh. bei 1, 77ᵇ; zu der sitte, am gründonnerstage grüne kräuter zu essen, vgl. noch philos. colus 221; erznarren 126 ndr.; grüner sonntag palmsonntag, grüne woche woche vor ostern 1, 77ᵇ; am grünen mittwoch groszm. 22 ndr.
sin (des krisoparus) gedutnis ist gevallen
uf sie, die gote grune sint,
der werlde tummer dan ein kint
apoc. 21983;
c)
von der bedeutung 'frisch' aus begreift sich die wendung sich grün machen sich zuviel zutrauen: er macht sich grün damit; 's glück macht ihn recht grün 'übermüthig' schwäb. 3, 869; sik grön maken sich mausig machen, sich hervorthun wollen brem. wb. 2, 548; holst. 2, 74; 162ᵃ;
im sprichwort (das wohl ausgangspunkt der wendung ist): macht euch doch frey grün, dasz euch die ziegen abfressen complementierbüchl. (1649) e 10ᵇ; mache dich nicht zu grüne, oder die ziegen fressen dich Präto rius Katzenveit g 6ᵃ; bei Göthe, der das sprichwort offenbar entlehnte und falsch verstand, auch in umgekehrtem sinne:
wan er sie zu sich zihn
und reden will, spricht sie: ei macht euch nicht so grün
verm. Hel. 1, z 4ᵃ;
ich weisz nit, was es heist, er macht sich trefflich grüne
d. gr. jug. überfl. ged. 147 ndr.;
ich machte mich zu gering,
will mich aber nicht weiter schmiegen;
denn wer sich grün macht,
den fressen die ziegen
16, 114 W.
d)
die bedeutung 'frisch, lebendig' seit alters dann auch neben anderem als persönlichen leitwort: in der hohe des bergis da sint alle dinc nuwe und grune; da si vallin in zitheit, da blichin si und aldint in parad. an. intell. 115, 1 Strauch; guotiu werc diu dâ grüen wâren vor dem zarten got dtsche pred. d. 13. jh. 2, 102 Griesh.; und ist ir (der verstorbenen) ewig leben .. grüner und pluender dann unsers Carlstadt serm. v. stand d. christglaub. seelen c 3ᵃ; wie wol ettwen des römischen volcks creft .. erdorrt, so sint sy doch yetz widerumb .. grün worden spiegel (1493) j 1ᵇ; und ihm (dem meister) die grüne kraft wünschen, dasz er ... uns ... gebe, was er bereitet hat in br. v. u. a. Lobeck 1, 213 Ludwich;
das ihrige (andenken) lebt bey uns immer frisch und grün IV 41, 52 W.; E. M. Arndt liebt diesen gebrauch des adj.: da der eindruck, so dicht hinter den jahren 1814 und 1815, um so grüner seyn muszte schr. für u. an s. l. Deutschen 3, 175; vgl. 2, 205; und er verwendet ihn bisweilen sehr kühn:
vgl. 1, 168; 5, 131.
wo bleibt die grüne treu, wo der verliebte schwur
u. a. Deutschen auserl. ged. 1, 58;
neues wol blieb immer grün!
lit. ver.;
248 der nicht der väter graue ehren
begrüszt mit grünen wonnezähren,
der nicht mit vollem grünen zorn
ruft:
werke 5, 229 R.-M.;
2)
frisch im sinne unreif, unfertig, mit negativer bedeutungsrichtung; wo das wort auf menschen angewendet wird, gelegentlich deutlich als bild (von I B 2 her) empfunden: seynd die menschen alsdann nicht zeitig in der hitz der göttlichen lieb, sondern noch grün in sünden hirnschl. 519: doch ist zumal für b auch eine unmittelbare herleitung aus der wurzelhaften bedeutung zu erwägen.
a)
unreif im sinne jugendlicher unerfahrenheit und unfertigkeit; seit dem 17. jh. in schwang, bald stärker, bald gelinder scheltend oder spottend: einen grünen, unweisen, ungerechten narren dict. (1620) 326; ein noch grüner schulknapp antisymb. 2, 288; er ist jung und, wie es mir bei der unterhaltung .. vorkommen wollte, grün br. 1, 54 W.; weiszt du wohl, Heinrich, dasz du allbereits ein menschenleben auf deiner grünen seele hast? 2, 66; spielt auch der titel des romans, doppelsinnig, mit dieser bedeutung? der bearbeitung der ganz grünen auscultatoren überlassen ged. u. erinn. 1, 25 volksausg.; in gewissen verbindungen in ma. und umgangssprache als sehr starke schelte: eine bande von grünen lümmeln weber 13; so e griner junge 1, 446ᵃ; grön bengel 70ᵇ u. a.; andererseits in wendungen wie coblenz. dat mädche es mer noch zo grön rhein. antiquar. III 14, 718 einfach 'zu jung'; erweitert: du bist noch zu jung und grün umb den schnabel hist. proc. iur. 492, ein bild, hergenommen von der grünlichen haut, die junge vögel an der schnabelwurzel haben; der noch etwas grüne schnabel ged. 166;
s. auch grünschnabel; mit präpositionaler ergänzung;
wonach thorheit und grüner verstand hinschielen Shakespeare 8 (1832), 208 (folly and green minds); der fähnrich .. versuchte, sie mit seiner grünen weisheit über
pferdezucht zu unterhalten Grabenh. 1, 72; sie grüne weisheit sie! anrede an ein junges mädchen engelchen 3, 144; vgl. wo diese gedanken .. in ihrer ganzen ersten frische, aber auch in ihrer ganzen grünen unreife verbreitet wurden ders., d. mus. 2, 144; hier dein grünes buch mit den gedichten Schubart bei w. 9, 54; anscheinend nur im älteren nhd. auch von thieren im sinne 'unabgerichtet' (vgl.b): sin pfert, das etwann noch grüne unt nit ganz abgerichtet ist (15. jh.) bei verf. gesch. v. Straszb. I 506; vgl. so darf ers (der hofnarr die herzogin) wol eine grüne merch haiszen schwäb. 3, 870; solche ... noch sehr grüne, junge papageyen und agelastern der politic Pathmos 500.
eh ihm das milchhaar noch das grüne maul bezogen
498;
ein edelmann, an weisheit ziemlich grün
22 (1796), 264;
so ein alter, dicker mann,
und noch so grün und dünn in der moral
4, 301;
b)
im sinne 'ungetrocknet, ungedörrt', überhaupt 'roh' im sinne des unbehandelten, unzugerichteten in anwendung auf gewisse gruppen von concretis: grüenez fleisch Eracl. 3389; von allerley geräuchtem, gedörrtem ... und grünem fleisch geschichtklitt. 76 ndr.; gedigens und grüns fleisch kriegsb. 1, 126ᵃ; auch heute noch, s. schneeb. (1892) 127; schwäb. 3, 869; grüne bratwurst ungeräucherte ebda; die würst .., diwyl sy noch grien sind 2, 750 (quelle v. 1581); gröne schinken brem. wb. 2, 548; grune fische Marienb. treszlerb. 432; ein grun lachs privatbr. d. ma. 1, 143 Steinh.; Luther notiert in seiner hausrechnung fisch grun neben fisch durr zs. für hist. theol. 1846, 416; nach grünen heringen sprichw. 2, 81ᵃ; gröne aale u. ä. 162ᵃ; entsprechend grüne fischer in Nürnberg diejenigen, die nur mit frischen fischen handeln durften 5, 754ᵃ; grüne klösze von rohen kartoffeln 1, 446, wo noch weiteres derart; in anderen fällen frisch im sinne unausgereift: grün ist teig, der noch nicht genug gegoren hat 2, 751 (gegensatz rīf); grünes bier das noch nicht vergoren hat 1, 1002; ³1, 504; grüner wein im gegensatz zum firnwein 4, 622ᵃ; anders: di sure milch ist kelder, die grun ist trucken Bresl. arzneib. 18; grüna milch buttermilch cimbr. 126ᵇ; die erste milch nach dem kalben schwäb. 3, 869; auszerhalb dieses bezirks der nahrungsmittel nur noch wenig anwendungsmöglichkeiten: 'grüne roszhaut bei den gerbern, die erst abgeschunden ist' 378ᵇ; vgl. 2, 167ᵇ; grüne haare welche von frisch abgezogenen fellen abgenommen sind ebda; grün vom pelzwerk = roh 11, 11; dasz kainer dorft hie das garen gren kaufen städtechron. (Augsburg 1500) 23, 435; wie diese gruppe zeigen auch einige andere terminologische verwendungen die bedeutung frisch im sinne des untrockenen, feuchten: nasser oder grüner sand (für formen in der eisengieszerei) 22, 616; nasse oder grüne (kartoffel)stärke 16, 191; vgl. grüeni flechte nasse, im gegensatz zur trocknen 2, 750; der einen dürren oder grüenen flieszenden grind hat ebda (quelle v. 1548); hierher auch ein einzelfall wie: 16. sept. erschlägt ein grünes (d. h. frisches, noch nicht ausgetrocknetes und festgewordenes) gewölbe den doctor Samuel Brandt quellen zur gesch. d. stadt Kronstadt 4 (1903), 142.
c)
neben abstractis öfter frisch im sinne (zu) jung, (zu) neu: der schmerz sei ihnen noch zu grün 3, 869 (quelle v. 1531); unsre bekanntschaft ist noch grün 3, 74 G.; wir haben ja darüber recht grüne erfahrungen an einigen neueren ... werken notwendigk. e. allg. bürg. rechts 416; ähnlich: wyr haben auch genug geschonet .., da disz ding noch zu grüne und new war 15, 449 W.; vgl. es ist noch grüne mit uns und geht langsam von statten (in dem neuen, sittigen leben) 11, 452 W.; nur in älterer sprache auch in verbindungen wie: ein grüenes (verfrühtes, unreifes) üblgefasstes fürnemen 1, 1002 (16. jh.); aber si griffens zu grüen an, die sach fält in, geriet in ir anschlag nit bayer. chr. 1, 446 Lexer.
3)
nur in spuren läszt sich eine abgezogenere bedeutung 'günstig' nachweisen:
vgl.nüd vil grüens machen keinen gewinn 2, 750; hab ich allerhand erfahren, was mir nicht grün aussieht w. 1, 138; vgl. anord. grø̀nn 'gut, nützlich', aber schwerlich, 'weil die grüne farbe der natur eine angenehme wirkung auf das auge ausübt' ( norw.-dän. et. wb. 357) eher aus der wurzelhaften bedeutung frisch, wachsend, blühend (s. o. 1) entwickelt (vgl. wörter wie ersprieszlich, gedeihlich); dazu zwei heute erstarrte formeln:
was hat dein tyrannei gewunnen?
nicht grünes, wie ich hab vernummen
dreiszigj. kr. 52;
a)
einem nicht grün sein jem. nicht wohlwollen, durchaus negativ gewendet; von haus aus md. und nd. (heute gerade in nd. maa. allgemein); erst in jüngerer zeit anscheinend infolge literarischer übertragung auch bei Oberdeutschen: er ist mir nicht grüne invisus ei sum 709; stiefväter, die ihren kindern nicht zu grüne sind (parum aequi) tischr. 4, 460 W.; wen ich neide, dem bin ich nicht grüne in: theatr. diab. 2, 72ᵇ; vgl. Simplic. 235 ndr.; christl. ritter 40 ndr.; Arm. 1, 1008ᵃ; sie ist mir nicht wieder grün geworden ritter 8, 36; dem du nicht grün gesinnt bist briefw. u. tageb. 1, 89; ganz ungewöhnlich ohne negation:
ebenso ungewöhnlich mit sächlichem object: da die muhme dem zubereiten .. solcher sachen nicht grün war 1, 306; hierher wohl auch: ich stand zuletzt nicht ganz grün beim alten herrn d. clubisten 3, 14.
du schlieszt aus meiner mine,
ich wäre dir recht grüne
ernst- scherzh. u. sat. ged. 2, 268;
b)
die grüne seite die herzseite; meint es ursprünglich die günstige, holde oder die frische, lebendige? zunächst nur in der wendung sich an jem. grüne seite setzen u. ä. (vgl. franz. s'asseoir du côté du cœur de q.):
mehrfach bei Fischart, s. seite II 2, th. 10, 1, 381; vgl. (1726) bei 1, 446ᵇ; Hazards lebensgesch. 241; mädele ruck, ruck, ruck an meine grüne seite volksl.; in jüngerer sprache auch freier: ihres mannes, der jetzt mehr vergnügen in geschäften als an ihrer grünen seite findet 4, 51; wo er .. ihn von seiner grünen seite so weit als möglich wegwünschte hungerp. 1, 202; auch die maa. haben die formel und zwar vorzüglich norddeutsche; sie denken an die linke seite (z. b. holst. 2, 73); indessen: setzen sie sich an meine grüne seite .. (eine preuszische redensart, die zur rechten bedeutet) lebensl. 4, 371; ähnlich d. schaub. 4, 484; auch bei 1, 1001; schwäb. 3, 869 als rechte seite, aber anscheinend im obd. nicht volkssprachlich.
sitz an die grüne syten min
weinsp. v. 470 ndr.;
B.
auf der anderen seite trat eine specialisierung der bedeutung nach der richtung hin ein, dasz innerhalb der vorstellung junger, sprossender pflanzentheile der farbbegriff sich isolierte und verselbständigte; dieser vorgang ist bereits im ahd. vollzogen, s. u. 1; immerhin erscheinen noch spät aus gründen der deutlichkeit zusätze geboten wie: as der (pfeffer) ouch ryff is, so is hee groyen van farwen pilgerf. 146; viridis grün von farben Decimator thes.; vgl. grünfarb.
1)
grün als farbbezeichnung schlechthin. darauf, dasz pflanzliches grün den ausgangspunkt bildet, deuten noch die im mhd., zumal in der heldenepik, ungemein zahlreichen vergleichungen grüene als ein gras, klê, seltener louch; bei auch noch andere pflanzen, vgl. zs. f. d. w. 6, 206; nhd. sehr stark zurückgehend: darumb sind sie grüner dan kleeh beschr. d. 3 principien (1682) 142. nach dem ursprung der farbbezeichnung mag man annehmen, dasz das adj. zunächst ein helleres grün bezeichnet hat, aber das ist aus dem gebrauch nicht mehr feststellbar; ahd. glossiert mit viridis, glaucus, cyaneus 4, 299, iacinthinus
(s. u. a), was z. th. auch an dunklere farbtöne denken läszt; und seit dem frühen nhd. ganz greifbar für die ganze scala vom gelbgrün bis zum schwarzgrün: ein scharpf, gryen katzengesycht Plin. 6 (glauca oculorum acie); sein (des schönen) augen schüllen ain mittelvarb haben zwischen swarz und grüen buch d. nat. 50; die grün (gewitterwolke) mit schwartz ist die bösest wetterbüchl. 6; angemerkt sei, dasz grün als bezeichnung des wassers erst im 17. jh. aufzukommen scheint: aus der grünen Oostensee fortgepfl. mus. poet. lustw. 1, 431 (gleich nachher: in das blaue meer); mit dem grünen meerwasser friedenss. 43 ndr.; seit dem 18. jh. dann ein stehendes epitheton: des meers dunkle, grüne tiefe im Athen. 3, 195; das grüne, crystallene feld 14, 50 G.; erst jüngere sprache kennt eine freiere verwendung im sinne grünlich schimmernd o. ä.: drei in grünem gold erglänzende schlänglein 1, 180 Gris.;
im einzelnen sind folgende gebrauchsweisen hervorzuheben:
ein grünes feuer, brennt er (der buchengang) grünen schein
schr. 2, 117;
(der abendstern) mit seinem grünen, mir so lieben flimmer
ges. ged. (1840) 1, 140.
a)
vielfältig als grüngefärbt von allerlei stoffen: gruone huta pelles iacinctinas u. ä. 4, 299; weiszen und grenen samat städtechron. 23, 273; ein grün lündisch tuch 21, 50 K.-G.; zimmer mit .. grünen, seidnen tapeten w. 1, 61 R.-M.; danach dann: in der grünen stube IV 1, 228 W.; namentlich im späteren mittelalter häufig von gewandstücken als mode-, fest- oder vornehme farbe: ain grenns gwannth landeshauptl. v. Tirol 48 (a. d. j. 1313); all in gren kleidt in städtechr. 23, 258; in grenen röcken 401, 10; dtsche schr. 148, 21 B.; in einem seyden, grünen wammes decam. 214 lit. ver.; so doch dem kint dise ruͦt eben so not thuͦt als brot und ein grüner rock sch. w. klugr. 173ᵃ; er sy arm oder reich, knecht oder fry ... er trag gryen oder grau klaidt d. h. vornehmes oder geringes 2, 175 ndr.; hier ist möglicherweise die redensart vom grünen esel als etwas sehr seltenem anzuknüpfen, die ja auch auf dem gegensatz von grün und grau beruht, s. 1, 514; vor kurzem bin ich .. in Hannover gewesen und habe daselbst den grünen esel gespielt br. 2, 63; freilich auch grüne kuh proverb. 1, 284; in einigen sprichwörtern im spiel mit der bedeutung I A 1: darumb ist die best schwiger, die ein grün rock anhat sprichw. 1, 36ᵃ; vgl. flor. pol. (1662) 2, 541; die farbe dient zur kennzeichnung des trägers: als ein fuhrman grün gekleidet Oct. 1, 191; vorzüglich: grien geklaidt in gestalt aines jagers Bürster bei schwäb. wb. 3, 868; unde quam .. in groen kledern mit syme jagehorne chron. 137; einen grünen jagdüberzieher biberpelz 24; vom gastwirth: mit einem grünen kappel in der gaststuben herum gehen theatr. quodl. 4, 103; eine grüne judenmütze 1, 25 S.; vom kleidungsstück auf seinen träger übertragen: grüner jäger ged. (1868) 1, 15; grüne leute mit federbüschen schr. 1, 240; plötzlich wimmelte alles .. von grünen reitern 8, 27; grün als wahlfarbe (vgl. unten 2): dasselbe abzeichen trugen seine diener auf grünem ärmel; denn grün war seine farbe s. w. 3, 388; den bey einem auflaufe der blauen und grünen die ihm entgegene parthey zu ermorden gedachte Alfred 99.
b)
auf personen angewendet, von ungesunder gesichtsfarbe: welches menschen varb grüen ist oder swarz, der ist pœser site buch d. nat. 43, 15; (der kranke) ist liht grüene under den augen zwei dtsche arzneib. 50, 11 Pf.;
hohler von augen und grüner als eine dirne, der Hymen das warten zu lange gemacht Am. 6, 11; ein grünes gesicht Aurbacher nach schwäb. 3, 870; der sieht immer grün aus ebda; als folge verschiedener affecte: Rosalie wird grün vor ärger 1, 116; auch: (er) wurde darüber vor ärger grün und gelb 4, 174 Schüdd.; ich habe sie .. grün und gelb geärgert 3, 134 Göschen; vor neid: Elisi wurde noch einmal so grün, als sie die ... herrlichkeit sah ges. schr. 2, 249; vgl.
gelegentlich sogar: von einem fulminanten grünen brief Jakobis über diese recension (des Woldemar) an Göthe briefw. 2, 268; ewer (der juristen) angesicht ist gelb und grün, schwartz, blaich und blaw durcheinander zeitk. 38ᵇ; vgl. grün und gelb unter g.
sie wart grün und bleich
und seig zu der erden nider
gott. zuk. 3396;
beisz dir nur die grünen lippen
blutig nicht, du hast nur galle
Dreizehnl. ¹³⁶129;
c)
vielfach mehr oder minder terminologisch in der sprache naturbeschreibender disciplinen, in wissenschaftlicher ebenso wie in volksmäsziger redeweise; geographisch: grünes vorgebürge cabo verde in Westafrika Noel Chomel 4, 1381; 1, 107; grüne bank le banc à vert Noel Chomel 4, 1380 und anderes derart; nicht eigentlich terminologisch: das grüne Erin Irland w. 9, 84; auch schlechthin die grüne insel genannt; ähnlich: der grüne Rhein ged. ⁹382; ges. w. (1906) 1, 3. zoologisch: grüne schlange; grüne springer eine art raupen Noel Chomel 4, 1380; grüner frosch 1, 1381; lacerta ein grüner heydochs XI ling. 786ᵃ; melolontha ein gruen wefer, grien roszkefer 355ᵃ; mit den cantharides und grünen käferlein op. (1616) 2, 545 H.; vgl. 182ᵇ s. v. cantharis; grüner rüsselkäfer curculio viridis 3, 514, woselbst vieles andere derart; grüne fliegen ges. w. 3, 42; groner speht merops 4, 299; nov. gl. 189ᵇ s. v. gaulus; ich bin genant der groene specht geschützinschrift von 1572 bei H. 26; vgl. grünspecht; grüner girlitz, kernbeiszer u. a. 3, 514; botanisch: grüne reiszken pilzsorte; grüne freude 'eine art von kräutern' Noel Chomel 4, 1380; grüner faulbaum 1381; grünes ebenholz = Guajakholz 5, 757ᵃ; grün holz pinus sylvestris et montana oder genista tinctoria 212; der grüne Borsdorfer apfel 7, 711; mineralogisch: creta viridis grün ärdtrich 1387ᵇ; dafür grüne erde 709, grüne kreide Noel Chomel 4, 1380; grüne asche 2, 166ᵇ; grüner galmey, vitriol 2, 167ᵇ; vgl. vitriolum ... ist als grune steyn 624ᵃ; grüner eisenstein, glimmer, granit, kalkstein u. a. 5, 754ᵇ; grüner marmor malaquitte Noel Chomel 4, 1350; röm. gesch. 5, 268; vgl. schon ahd. gruone gimma so smaragdus ist 1, 196 P.; allero steino gruonesto 4, 299; hierher weiter ein alchymistischer ausdruck wie grüner löwe portraits (Lpz. 1779) 34; vgl. leu schlusz, th. 6, 826; vgl. auch grüne verrostung (an kupfergefäszen) feldb. 434; grün angelaufen (von einem messingbecken) Pansner schimpfwb. xxxiii; 'da viele grüne mineralien, namentlich farbmittel, giftig sind, gilt grün gelegentlich als farbe des giftes schlechthin' Sanders; gift ist grüner als das grüne gras 25, 179 S.; vgl.
optisch: grüner strahl Noel Chomel 4, 1381; schöne grüne ... spectra II 1, 25 W.; medizinisch: grüne galle (im unterschiede von der schwarzen) Noel Chomel 4, 648; vgl. 7, 523; die grien gelsucht 641ᶜ s. v. yctericia; vor den grünen siechtagen kräuterb. (1664) 19; 335; der grüne staar glaucoma arzneiwb. 2, 82ᵇ.
sein leib ward (vom gift) grün als ain gräzz
gr. Alex. 6125 Guth;
d)
ebenso terminologisch vielfach in der sprache der gewerke und gewerbe: grünes glas die geringste sorte 2, 168ᵃ; entsprechend grüne hütte wo nur
solches hergestellt wird 2, 167ᵇ; grüne farbe (als farbstoff), verschiedene arten bei 5, 752ᵇ ff.; liesz den soller .. grien malen (Augsburg 1368) städtechr. 5, 133; grüne beize 5, 752ᵇ; grüne dinte 2264; grüne glasur (bei den töpfern) 5, 754ᵃ; grüne vergoldung 19, 537; grünes feuer in der feuerwerkerkunst Noel Chomel 3, 1588; das grüne licht das seitenlicht an steuerbord, vgl. seemannsspr. 331 f.; in der sprache der apotheke: mit dem grünen wuntpflaster chir. (1497) 79ᵃ; ein gut grün dürrpflaster recept bei roszarznei (1618) 64; grüne butter eine kräutersalbe 1673; grüne salbe unguento fatto de herbe medicinali teutsch-ital. 2, 418ᵇ; mit den selblin, welches die wundärtzte das grün nennen arzneib. 104ᵃ; vgl.koz grüne waldsalbe! ein fluch schwäb. 3, 868; schon Ulr. v. Lichtenstein kennt eine salbe noch grüener denn der klê frauend. 103, 6; grünes wachs als medicament conv. lex. ⁷6, 1337; aber auch als altbeliebter siegelstoff: ein grune wais in: parad. an. intell. 78, 5; abgelöst durch grünes siegellack 5, 757ᵃ; vorzeit man siegelt grün der Teutschen weish. 2, )( )( 7ᵃ; in der sprache der küche: grüne eier mit petersilie hergestelltes eiergericht Noel Chomel 3, 1261; eine grüne sosze weisth. 4, 136 (15. jh.); vgl. allg. haush. lex. 3, 69; grüner käse nomencl. lat. germ. (1634) 369; 709; er frist das grüne brot schimliges sat. ged. 45 ndr. (vgl. mucida caerulei panis .. frusta Juv. 14, 128); grüne seife teutsch-ital. 2, 758ᵇ; 2, 370 E.; grüner magenaquavit Noel Chomel 4, 1381; vgl. sein gläschen grüns Gotthelf nach 2, 750; grüner schnupftoback 5, 756ᵃ.
e)
auch auszerhalb dieser anwendungskreise mannigfach in specifischem gebrauch: bei den meistersingern grün ton gemerkb. d. H. Sachs 10 ndr.; vgl. briefw. 1, 13; die grüne fahne (des propheten) Ibr. sultan 22; eine grüne censur die schlechteste Berl. kunstausst. i. j. 1846, 6; der grüne wagen für den gefangenentransport in Berlin, auch grüne Minna genannt rinnsteinspr. 63; grüner Heinrich schubwagen (Wien) ebd.; das grüne gewölbe in Dresden; verschiedene bedeutung hat der grüne tisch, an sich nur der mit grünem tuch behangene tisch 23, 124 W.; aber gewöhnlich mit besonderem sinn; spieltisch: bald war der grüne tisch und die karten in thätigkeit 15, 50; zaub. 4, 62; gerichts-, verhandlungstisch: du warst der schlaueste teufel, der je vor einem grünen tische stand 2, 199; Roland 2, 153; bei der ministerkonferenz .. kam nichts raus, wie an den grünen tischen nie was raus kommt Isegrim 1, 115; vgl.grüner teppich gericht iudicium aulicum Angliae gloss. nov. 258; heute ist der grüne tisch symbol des wirklichkeitsfremden denkens und arbeitens, namentlich von behörden: neigung, .. vom grünen tisch aus zu reglementieren ged. u. erinn. 2, 235 volksausg.; bedürfnis des soldaten, vom grünen tische weg zu kommen Boyen 1, 269; schweiz. bezeichnet grüner sessel die amtsstelle 2, 750; auch die grüne brille, an sich ganz unverfänglich ( II 1, 25 W.), hat einen beisinn gewonnen: die grüne brille der pedanterei aufsetzen w. 11, 230. in der deutschen spielkarte: grün folia chartae lusoriae frondibus notata 709; das lob (laub) an dem griennen wol zusehen ist schwäb. 3, 868; grün ist gewehlt jocoseria (1611) 2, nr. 241; den grünen scharwentzel erznarren 169 ndr.; vgl. lyr. ged. 443 Palm; in redensarten der volkssprache: ei du grine neine! u. a. 1, 446ᵇ.
f)
grün in stereotyper verbindung mit anderen farben; namentlich gesellen sich benachbarte farben; grün und gelb: salzfleisch, das vor alter grün und gelb geworden erzähl. a. d. Ries 1, 75; grün, gehl und jämmerlich von farben, die nicht zusammenpassen Posen 69; ähnlich Leipz. 126ᵇ; gern von den spuren von schlägen:
der ... herr schlug mich grüner und gelber als ... 4, 46 H.; so auch mundartlich, z. b. 1, 446ᵃ; schwülen, .. die tags darauf grün und gelb aussahen schwäb. 3, 870; ich voll blauer, grüner und gelber flecke wurde Leipz. avanturieur 1, 35; bloszes grün ungewöhnlich: wenn du ihm .. einen grünen rücken machen könntest hans d. Chüjer (1899) 30; mir wird (ist) grün und gelb vor den augen mir wird schwül, mir vergehen die sinne, gelegentlich auch als ausdruck des ärgers (wo der gebrauch B 1 b hereinkreuzt): ich weisz nit wie es kumpt, mir ist grün und gel vor den augen emeis (1517) 56ᵇ; diesem ward (vor zorn) ... grün und gelb vor den augen, weil ihn die eifersucht ohn das zuvor eingenommen Simpl. 170 ndr.; ein unerhörter sprachgebrauch, bei dem mir grün und gelb vor den augen wird I 5, 334; vielfältig in den maa.; vgl. Posen 69; 161ᵃ; ungewöhnlich ist bloszes grün engl. kom. u. trag. (1624) h h 5ᵃ; 2, 133 Gris.; vgl. wie rot sein im die augen worden! yetz ist es grün, was er sihet dtsche schr. 2, 99 (ut viridis exoritur colos ex temporibus atque fronte menaechmi 828); auch es geht mir grün und gelb vor augen sprichw. 62; vgl. lux. ma. 153ᵇ; doch geht ihm grün und gelb vor seinen augen um d. habspurg. Ottobert (1664) e 2ᵇ; noch anders bei schwäb. 2, 263; eigen: das alle die, die der unküscheit anhangend, bleich, ellend, grien und geel umb den schnabel seind, wie die jungen gensz im meygen post. 4, 30ᵇ; vgl. gelb th. 4, 1, 2, 2882; grün und blau: schon mhd. wird grüene und weitîn gern verbunden kl. schr. 1, 167; jener bawer, den man uberredt, grün were blaw floril. pol. (1662) 1, 347 (vgl. Ulensp. hist. 68); gleich wie der schatten an der wandt, ist weder blaw noch grün op. (1616) 2, 403 H.; in flammen blau und grün dram. w. 2, 13; 2, 18; auch dies gern in festen formeln: grün und blau schlagen, ärgern schwäb. 3, 870; 1, 276ᵃ; Gockel ... wurde vor zorn .. ganz grün und blau und roth 5, 24; es war mir vom vielen lugen ganz grün und blau vor den augen 2, 750 aus Jonas Breitenstein; vgl. 16, 25 W.; vgl. blau 1 th. 2, 81; im alem. ist üblich: es war dem doctor grün und schwarz vor den augen Lienh. und Gertr. 2, 170; einsamk. 1, 269; vgl. 216ᵇ.
bist du der selb,
der mir min man macht grün und gelb?
weinsp. v. 2607 ndr.,
2)
grün in der farbensymbolik: grün, die farbe des frühlings, ist sinnbild für frohsinn und freude; vgl. schon bei Wolfr. v. Eschenbach:
in diesem gedicht erscheint grün als lieblingsfarbe einer dame; vgl. mercks Wien 63, wo es als die angenehmste farb auftritt; es ist verständlich, wenn diese symbolik sich immer wieder erneuert: auf dem grünen lande der glückseligkeit pol. redner 493;
tintenfässl .. gefüllt .. mit grüener (tinte) voller freud Schwabe volleingesch. tintenfässl, titelbl.; die grüne fahne Olbia olymp. frühl. (1914) 2, 5; ebenso verständlich, wenn grün dem mittelalter den anfang der liebe bezeichnet:
vgl. 2, 20, 97; weim. jahrb. 2, 105, 13 f. wird breiter davon gehandelt; vgl. auch in: meisterl. d. Kolm. hs. 568 Bartsch; es bezeichnet weiter auch ein anfangenwollen:
vgl. kl. schr. 1, 203. 205;
grün ledig, unverheirathet 2, 751 (doch vielleicht auch von II A 1 a zu verstehen); hat es symbolische bedeutung, wenn der held der Ulingerballade einen grünen schild trägt? hoch- u. nd. volksl. 142 Uhland; auch der junge Alebrant des jg. Hildebrandsliedes führt einen solchen; frau Minne erscheint gelegentlich grüngewandet:
vgl. 45, 1; eine andere bedeutung hat grüne farbe und gewandung in alter geistlicher symbolik, vgl. 1, 185 f.; dagegen liegt die symbolik von grün als wappenfarbe auf der hauptlinie, vgl. wapenkunst (1694) 61; grün als farbe der hoffnung läszt sich erst seit dem nhd. nachweisen (nur als liturgische farbe schon früher in diesem sinne, vgl. 1, 181): teutsche poem. 111 ndr.; die grüne hoffnung friedenss. 17 ndr.; das hertz ist grün und in frischer hoffnung ges. 1, 77; das grüne banner der hoffnung 1, 203; für das mittelalter ist gelb und grün auch farbensinnbild des neides, s. 1, 166 f.; daher man sich auch den teufel grün dachte, sei es von körper oder von gewande: dasz sich der teufel gern in grünen kleidern sehen lasse 1, 362 Keller; hie bringen wir die mutter zum grünen teufel rufen soldaten, als sie eine frau ins wasser werfen 3, 528; schwarz und grün hat der teufel gesehen schwäb. 3, 868; vgl.grüner jäger umgehender geist volksth. 1, 16; über grün als farbe des giftes s. o.
dâ von mîn grüeniu vreude ist val
Parz. 330, 20;
die grün (varwe) erträgt uns frölich leben
ring 2 lit. ver.;
grön macht die welt fräden vol
2, 20, 68;
grön ist ain lust dem herzen
103;
grüne freude ...
wächset wie die maulbeerblätter
vollk. teutsch. jäger (1719) 8;
grön ist der mynn ain anfangk
2, 19, 9;
grüns ist ain anfang;
wen lieb von lieb nie bezwang
von mine (l. minne) noch von frowen,
der lat sich in grünem schowen u. s. w.
lieders. 1, 153 Laszberg;
grüne farb freihait,
damit ich junger pin peclait u. s. w.
fastnachtsp. 1, 774 K.
frou Liebe treit ein grüen kleit
29, 34;
III.
substantivierungen.
A.
das neutrum zeigt sich erst seit dem 16. jh. entfaltet, wenn auch ältere spuren nicht fehlen: grun gramina ahd. gl. 1, 371, 68 (12. jh.) vgl. gruoniu gramina 1, 373, 1; virecta 308, 62; 317, 41; swaz gruͦnes Milst. exod. (s. u.); mndl. ist im 13. jh. dat groene, groen bereits gebräuchlich 2, 2154, mnd. nicht vor dem 15. jh. bezeugt, vgl. nd. jahrb. 28, 136; älterer vertreter des substantiv. adj. ist hd. das subst. ahd. gruonî, mhd. grüene s. die grüne f. die verschiedenen flexionsarten zeigen unterschiede nach bedeutung und gebrauch.
1)
substantivische flexion (beachte flexionslose formen wie wegnehmen des gr. II 5, 2, 131 W. gemäsz dem älteren gebrauch, farbbezeichnungen u. dgl. als indeclinabel zu behandeln, vgl. lehrgeb. 1, 660; daher noch in moderner sprache der dat. fast stets flexionslos dem grün, doch s. u.).
a)
als reine farbbezeichnung.
viror, viriditas, das grün Alberus Q q 2ᵇ; 194ᵃ;
das gruͦn vom regenbogen praktik 23 neudr.; ... geben verschiedene schattierungen von gr. techn. wb. 5, 749ᵇ; dasz ... das prismatische blau und gelb ... ein gr. machen II 2, 225 W.; wo seine schatten nicht nachgedunkelt haben ... ist sein gr. von groszer wahrheit s. w. 9, 23; das gras hat in England ein so schönes gr., wie man es nirgends findet Engl. u. Ital. (1785) 1, 1, 94; jung (vgl. II B 1) in verwendungen wie: der meeresfluten gr. Shakespeare (1797) 1, 248; das tiefdunkle gr. des wassers
s. w. 5, 15; ... in seinem (des sees) feuchten gr. s. w. (1901) 1, 155; das schwache trübe gr. des südlichen himmels 4, 1, 126; in der sehr üblichen anwendung auf vegetatives grün mit 2) verrinnend: wie die grüne saat ... die zarten spitzen aus dem schnee empor hebt, und das weisz mit sanftem gr. vermischet schr. 1, 29;
auf grüne kleidung bezüglich (vgl. II B 1 a) s. u. 2 a: wann mancher mit gr. ist peklait fastn. 2, 775 Keller; die gute jungfraw, so in gr. gekleidet schiltw. A 5; zwölf knaben, alle in gr. (1794) 4, 13; Gabrielle ... ganz in gr. gekleidet s. w. 9, 29; in volksläufigen wendungen mehrfach, vgl. brem. wb. (1767) 2, 547; schles. 31ᵃ; sprichw. 2, 155; in formelhafter verbindung mit dem adj. schon früh: die teppich ... gr. geweben, die wänd gr. (adj.) in gr. (subst.) lobr. v. w. d. meyen 38 Strauch; die Ludmer folgte ... in das zimmer gr. in gr. ritt. v. geiste 3, 20; als umgangssprachliche redensart, vielleicht vom kartenspiel (s. unter A 1 b β) hergeleitet: das is dasselbe (dieselbe kullör), nur in gr.! 1, 446ᵇ; am neujahrstag ist dieselbe couleur in gr. F. Mendelssohn in fam. Mend. 3, 91; schles. sprichw. 388ᵇ; vielfach auch von farbstoffen: Braunschweiger, Bremer, Chinesisch, Schweinfurter, Veroneser, Wiener gr. u. a. ähnlich schon im ält. nhd. spens grone viride hispanum nov. gl. 383ᵃ, genaueres unter grünspan; Schweitzergrün 18ᵇ; nach der grundsubstanz: blattgrün (chlorophyll), chromgrün, kupfergrün, mangangrün, saftgrün u. s. w., steingrün s. unter grünstein; gelegentlich auch pluralisch: als besäszen diese grüne (diese arten grün) nicht jene gesundheitsschädlichen eigenschaften Zerr handb. d. farbenfabr.³ 466.
gleich wie ein welscher han von rot
und jer aff starb von grün zu todt
Eulensp. 2691 H.;
von unten glänzet uns, an blumenvollen wegen,
der pomeranzen gold aus frischem grün entgegen
lit. dkm.
221 b)
hauptgebrauch im sinne der bedeutung des adj. I A von grün als vegetation.
α)
mehr collectiv; erst mit dem 18. jh. voll einsetzend und hier offenbar metaphorischen charakters der farbeindruck für das object gesetzt; älternhd. nur in einer präpositionalen verwendung für den begrünten erdboden, allgemeiner 'die freie natur': alle heydnische gewonheit als ... spacieren ins gr. zeitb. (1585) 3, 295; da will jedermann ins gr. gehen lobr. v. w. d. meyen 38 Strauch; ich will ein weil nausz in das gr. und zuhörn dem voglgesang 3, 1707 Keller;
doch bleibt oft die flexivische einreihung unsicher; vgl. die dative: im grünen (sp. 658), entsprechend dem acc. jüngerer sprache: ins grüne; daher mundartlich: ins grüen fahren, gesellschaftsspiel mit karten 1, 276ᵃ; int grön gahn (s. aber unten 2 b), zum ersten sommerfest der schulkinder ins freie ziehen; abgeleitet: een grön holen ein solches fest abhalten; weesengrön das fest der waisenkinder idiot. hamb. 82, vgl. 1, 1002; bei mutter gr. schlafen im freien (1873) 26; ich hab bei der mutter gr. bankarbeit gemacht Frischbier preusz. sprüchw.² 100; dän haͦn se uff mutter grin gesotzt aus dem hause gejagt schles. sprichw. 156ᵃ; ein ausdruck der gaunersprache 43; vergleichbar ist die verwendung in flur- und ortsnamen, grüen 'waldungen im Rheingebiet, welche ... zur grasnutzung versteigert werden': s Balzener grüen u. s. w. 1, 276ᵃ, vgl. flurnamenb. 92; so schon früh in siedlungsnamen nachweisbar: et quatuor lehen ... et nemus dictum Hegeholcz inter Ernphoriczgrun (Irfersgrün) et Bertolsgrun (Pechtelsgrün) situatum (v. 1266) urkundenb. d. vögte v. Weida, Gera u. Plauen (1885) 1, 71; oft nicht sicher von grien abzugrenzen (vgl. sp. 640) die flurnamen bei schwäb.
3, 870; in jüngerer liter. sprache klingt die unbildliche verwendung im sinne 'bodenvegetation' gelegentlich nach: wer die ersteigung über gr. gering zu schätzen gewöhnt ist ... nördl. Kalkalpen 144. jedenfalls sind fälle wie die folgenden anders empfunden:
erst die poetische sprache des 18. jh.s gibt dem worte breiteste anwendung für pflanzlichen wuchs aller art (daher gewöhnlich nicht die vorstellung des vegetativen als vielmehr die der farbe im vordergrund steht); mit vorliebe in genitivischen verbindungen:
das gr. ... dieser gefielde reise 8, 30; weder im blau des himmels noch auf dem gr. der erde 11, 120 R; ganz formelhaft wurde: des waldes gr. ged. (1794) 35, vgl. w. (1836) 3, 130 Koch; das üppigste gr. reicher waldungen erdk. 1, 583; der zweige gr. 11, 288 G.;
vielfach mit einem adj. verbunden, das die qualität des farbtons oder den gefühlseindruck des beschauers charakterisiert: nach dem schwarzen gr. der welschen bäume w. 15/18, 570 H.; das dunkle gr. des sommers verl. handschr. (1864) 1, 63;
rote blumen ... winkten aus dem smaragdenen gr. ges. schr. (1891) 2, 430; buntes gr. w. 1, 479;
der kontrast zwischen lebendigem gr. und starrem gestein ist es nördl. Kalkalpen 29; ständen diese ufer auch in gr. Fontane im 'daheim' (1887) 13, 787ᵇ;
überhaupt ist die umgebung sehr öde, dürr, zeigt nur wenig gr. erdk. 2, 664.
kom, Myrta ..., dich zu mir auf das grün zusötzen
ged. 1, 483 F.;
er (Amor) warf seinen köcher hin
sambt dem bogen in das grün
Königsb. dichterkr. 123 neudr.
dort, wo durch das beblühmte grün
zween kleine bäche murmelnd flieszen
1, 30;
unter demselben blau, über dem nehmlichen grün
wandeln die nahen und wandeln vereint die fernen geschlechter
spazierg. 199) G.;
11, 91 (... und ein fest erblüh uns auf dem grüne
(1869) 12, 225.
der wiesen frisches grün stand mehrenteils befloszen
4, 39;
das mädchen sitzet
an ufers grün
G.;
11, 290 der hügel grün, das grünere der matten
W.;
16, 277 ach sie entschwand im grün der gartenlaube
ged. (1793) 31;
ein matter wolf ... betrat ...
das feld, und sah in dem bethauten grün
ein feistes füllen weiden
fabell. 2, 502;
der eichenbüsche sonnenhelles grün
Litzm.;
1, 174 (blumen) weisz und blau und stilles grün
w. 1, 77;
kein quell, kein grün, von leben keine spur!
Koch;
2, 102 β)
die vorstellung des vegetativen grüns kann sich nach verschiedenen richtungen verengern und concretisieren; 'laub, blattwerk, strauchwerk':
mannichfaltige blumen und verschiedenes gr. 3, 250 Sch.; mit den ... mit gr. überzogenen ruinen briefw. 2, 259 Körte;
so als fachausdruck des gärtners: in gärtnereien wird der baum überall ... gezüchtet ... als gr. für blumensträusze Schlechtendal flora v. Deutschl.⁵ 10, 195; für den kranz selbst:
hierher: grün = laub im kartenspiel, s. th. 6, 289 und grün adj. sp. 652; gr. ist windiger art theatr. diabol. (1575) 438ᵇ; so weisz das kleinste kind, obs eicheln oder gr., hertz oder schellen sind deutsch. Däd. (1675) 1, 377; das sicht ja aus wie lauter herz und schellen. da ist ja gar kein gr. ges. schr. 2, 86.
weiter von den jungen trieben des frühjahres; das gruen umlautlos, allg. in obd. maa. s. grün, form 1, sp. 640; im els. masc.: im früejohr, wenn der gruen kummt 1, 276ᵃ, vgl. 1, 1001; schles. 31ᵃ; Gretchen küszte das erste gr. und betaute es mit ihren thränen lebensl. 3, 1, 6;
vgl. schon groen herba, olus, gramen etym. 162; gr., grünes kraut, blühend, herba, olus, gramen virens 1761; groin n. 'grünes futter' 69ᵃ; sonst in dieser bedeutung grünes, das grüne (s. u. 659); jung grön 'frische gartenkräuter' 162ᵃ; sprichwörtlich: das schönste gr. wird auch heu weish. a. d. gasse 62.
wer gab das grün den zweigen?
trutzn. 89 B.;
wenn martinswind, wenn wehest du
und wehest grün und blätter ab?
anm. S.;
25, 203 (beete) umwunden mit dunkelm grüne
27, 41;
wo nehmet ihr in dieser wüstenei
das bischen grün zu euern kränzen her?
dram. w. ernster gattung 5, 150;
winde mir ländliches grün
s. ged. (1825) 3, 29;
(er) trägt sie (die goldene krone) leicht, als wie von grün umlaubt
W.
13, 178 die felder decken sich mit neuem grün
G.;
13, 258 das junge grün empfängt die blühnden glieder
Walther (1879) 202;
c)
ungewöhnlicher ist die substantivierung bei der bedeutung II A 1 'lebensvoll, blühend':
mit der farbvorstellung zusammenlaufend:
wie die rosengluth und das frische gr. seiner gesundheit unter den gelben maroden ... glänzt 22, 37 R.; mundartlich besser bewahrt: ein kranker hats gr. wieder erreicht schwäb. 3, 869; ins grüen gseh 'noch etwas trost und hoffnung haben' 2, 749; zu grün kommen: er is ... wieda zgroan kemma tannenh. u. ficht. 143.
ich verwelke schon
in bester jugend grün
S.;
24, 414 im grün der jugend flammte hoch der muth
Athen. 3, 1;
ach möchte doch ... der hofnung geistig grün
die frohe seele zieren
5, 31;
d)
einzelnes: im 16. jh. als name verschiedener krankheiten, z. th. umdeutung von grien s. dort sp. 264; darumb muͦsz der bischof dick ... purgieren, dann es ist für das gr. gut sat. u. pasqu. 3, 190 Schade; das gr. der kinder ist, wann sie binst gesogen haben, so gewinnen sie grosze krimmen und reiszen im leib, un gehet grüne materi im stulgang hinweg kräuterb. 427; für giftstoffe s. adj. II b 1 c und grüne f.; virosus vol griensz, gifts 622ᵇ; rotw. grün = silberwerck (1687) rotw. 167 (vgl. 169).
2)
schwache flexion nach dem artikel: das grüne; da bis in das 18. jh. hinein auch das grün schwach flectiert werden kann (vgl. lehrgeb. 1, 660), bleibt in älteren belegen die zugehörigkeit der obliquen formen doppeldeutig.
a)
das grüne als die grüne farbe schlechthin bis in das 18. jh. möglich:
das lob (laub der spielkarte) an dem griennen wol zusehen ist (16. jh.) nach schwäb. 3, 868; die vier farben ... die vier jahreszeiten bedeuten als das grüne den früling frauenz. gesprächsp. 4, 350;
(der nominat. bei Brockes durchaus das grün!); wodurch jede art dieses grünen von den andern abzusondern s. w. 1, 415; so noch bei Göthe: das grüne der weinflaschen entsteht II 1, 218 W., vgl. II 1, 187 u. 2, 226; in gegenwärtiger sprache nur noch in bestimmten verbverbindungen
üblich: die sache ... schiene ihm ins grüne zu fallen s. w. 4, 62;
ein goldener saum verliert sich ... ins grüne schr. (1765) 3, 146; so auch: die farbe hat einen stich ins grüne; gelegentliche concretisierungen: das grüne am kupfer verde di rame teutsch-ital. 1, 572ᵇ; nimm drey gute hände voll das grüne von den welschen nüssen pferde- u. viehz. (1658) 150.
dat grone dat is en herdent lank;
alle dat lichte grone untspringet ...
nd. jahrb. 28, 136;
wie sich der sonnen gold in ihnen (den blättern)
mit dem so zarten grünen ... (verbindet)
2, 301
die schmeicheläuglein spielen ins grüne
w. 2, 36 E.;
b)
in der anwendung auf vegetatives grün ist nur die präpositionale fügung ins grüne, im grünen seit dem älteren nhd. breit entfaltet; zuweilen in begrenzterem sinne 'grasboden': (Siegfried) legte sich ein wenig ... ins grüne volksb. v. geh. Siegfr. 85 ndr.; dasz sie einander nicht ins grüne legeten theatr. amor. 1, 182;
so auch: er hat sein schäfchen aufs grüne gebracht sprichw. 377; vgl. das grüne grüne weide schwäb. 3, 868; und ihre zwey pferdgen im grünen herumb weiden lieszen drei kl. leute 134; befahl daselbst im grünen das mittagsmahl anzurichten hist. rer. pruss. 1, e 4ᵃ; es paaret sich alles im grünen (in den bäumen) und auf der erde 1, 210 Heuer; das niedrige still im grünen gelegene häuschen ges. w. 1, 178; mit vorliebe ganz allgemein 'in die grüne, freie natur': item dat, wenn de kinder yntt groene gan (vgl. sp. 655) Hambg. schulbest. v. 1569, zeitschr. f. hambg. gesch. 11, 269;
die kinder ... in das grüne führen schr. (1663) 918; ich ging vor die stadt ins grüne 1, 127; da will jedermann ... im grünen spatzieren, im grünen essen und oft im grünen schlafen lobr. v. w. d. meyen 38 Strauch, vgl. 1 b α;
mit dem wunsch alle ... nach überstandnem winter im grünen zu sehen IV 29, 3; sie (die bäuerin) untersteht sich sogar, im grünen zu gebären hist. u. pol. aufsätze 1, 477; seltener mit anderen präpositionen: under dem grienen in der kiele zu spacieren 154 Heyd; (ein lachen) das rings aus dem grünen tönte ges. w. 6, 67;
auf die frische luft, auf das grüne ... ist sie ganz erpicht samml. v. schausp. (Wien 1764) 1, 3; daneben auch in anwendungsformen, für die heute das grün (s. 1 b) geläufig ist, aber je später je ungewöhnlicher: kieme ... ist das grüne, so aus dem körnlein wechset dtsche rechtschr. 89; öfter bei Göthe:
nur das grüne fehlt hier dem frühling IV 9, 204; auch nd. ganz gewöhnlich, für das mnld. vgl. 2, 2154; dat gröne der wischen (1585) 50; t gröne brekt ü̂t 1, 695ᵃ; daher: int gröne gaan ins feld gehen 162ᵃ; terminologisch: jungfer int gröne, name des schwarzkümmel (nigella damascena) 2, 494, sonst dierndel im grünen schwäb. 3, 869 u. s. w., vgl. 247, s. grete 3 a (sp. 201); das grüne am schiff (sonst auch bart) 'die grünen ... gewächse, die sich ... an den boden des schiffes festsetzen' seewb. 320ᵃ; älternhd. auch im sinne des gebrauchs 3, doch anscheinend nur in einer bestimmten verwendung: in das grüen stellen die pferde mit grüner gerste purgieren; weyl sie (die pferde) so lang das grüen (apocopiert?) geessen;
wann mans hernach ausz dem grüenen nimpt hippiatr. (1588) 92; vgl. die grüne geben (s. u.).
setzt er sich neben ihr ins grüne
poet. vers. 2, 166;
und ... fort ins grühne grühne güng
Rosemund 17 ndr.;
es ist zeit hienausz zue schawen,
und sich ... in dem grünen zue ergehn
poeterei 26 ndr.;
ein gang im grünen
ged. 106 Halm;
wenn er nun durchs grüne drauszen reist
w. 3, 125;
unter des grünen
blühender kraft
1, 81 W.;
3)
artikelloser gebrauch der pronominal flectierten form: grünes; seit alters von vegetativem grün:
noch kein grúnes keimet erste dtsche bibel 4, 227; nichts griens mag wachsen dô pilgerb. 22 Birl.; ein rund lustheusle ... mit grienem uberwachsen 154 Heyd;
nun wurde die forelle aufgetragen, mit grünem bekränzt ges. w. 5, 16; die formel dürres und grünes (s. sp. 644) im sinne 'alles': die schrift versagt inen durrs und grünes S. Franck bei schwäb. 2, 507; dürres und grüenes versagen aqua et igni interdicere 1762; hauptgebrauch: vegetabilien als nahrungsmittel: auch grünes ... verzehren sie (die krähenraben) nat. d. vögel 2, 60; entweder gemüse, grünzeug für die küche, suppengrün, gewürzkräuter u. dgl. oder grünfutter fürs vieh: item den hauszdiern wer in auf ... frisch grienesz (frisches gemüse) oder düers ... leicht (16. jh.) österr. weisth. 6, 266, 34; an den festtagen hat sie nichts anders zu machen, als ... ein grünes und eine mehlspeis samml. v. schausp. (1764-69) 6, 64; will er wieder grünes vom markt einholen? herzenserg. (1797) 254; einrichtungen ... um ... etwas grünes wie gemüse zu ziehen erdkde 5, 593; mundartlich hd. und nd. sehr verbreitet: obd. neben ein grünes sogar das grüns für suppengrün, gemüse 1, 1002; 2, 749; für kräuter, gemüse und futter ebda, schwäb. 3, 869; 1, 276; 2, 494; rheinisch: grünes gelüsten nach grünfutter lust haben, dann übertragen: 'keinen verstand haben' (wie das vieh) lux. ma. 153ᵇ; vgl. schon: es gelüstet ihm etwas grünes gli viene voglia di qualche cosa verde, cive una voglia strana, curiosa, impertinente teutsch-ital. 1, 572ᵇ; anders: gröns belöste auf eine sache nicht eingehen 69ᵃ; übertr. bedeutungen: groͤngs 'etwas unzeitiges, albernes' Aach. ma. 75; grüens 'vorteil, gewinn' 2, 750; selten von anderen als pflanzlichen objecten:
sein gläschen grüns (likör) Gotthelf bei 2, 750.
(die heuschrecken fraszen) swaz gruͦnes indir was,
ez wære holz oder gras
Milst. exod. 149, 1 Diemer;
die mit blumen auf dich streiten
und mit grünem ganz bespreiten
L.; vgl. 511;
1, 347 man sieht nichts grünes, keinen baum
W.;
14, 89 davon er nu grünes trait (d. h. grünes gewand trägt)
lieders. 1, 153 Laszberg;
B.
das masc. der grüne, ein grüner vielfach in volksmäsziger sprache von grün uniformierten soldaten, polizisten, aufsehern u. a., vgl. grünrock, grünspecht; die grüne zu pferd (1792) 1, 1002; 2, 750; schwäb. 3, 868; 1, 446ᵇ; zs. f. dtsche wortf. 3, 94; neuerlich die schutzpolizisten (in Berlin und anderorts); 'der teufel' (als jäger) 1, 1002 (s. sp. 654), vgl. grünmantel; der grüne gesellschaftsname im palmenorden neuspr. teutsch. palmb. (1668) 233; nach grün II A 2 a, der grüne = 'rekrut' sold. spr. 14; seltener von grünen thieren: 'grünspecht' 2, 750; 'grüne eidechse' kärnt. 125; für einen wein 448.
IV.
grün- ist als compositionsbestandtheil in zahlreichen, zumeist jüngerer sprache angehörenden bildungen vertreten, die theils gelegentliche (poetische), theils fachsprachlichterminologische oder alltagssprachliche zusammensetzungen darstellen; die folg. übersicht der compositionstypen notiert nur die weniger entwickelten wörter, ausgebreitetere s. an alphabet. stelle.
1)
adjectiva.
a)
grün- vor einem zweiten adj. der farbbezeichnung, entweder angebend, dasz die hauptfarbe ins grüne spielt, seltener, dasz die betr. sache beide farben nebeneinander
aufweist, läszt sich nicht vor dem 16. jh. nachweisen, s. grünblaulicht, -gelb, -schwarz, -weisz an alph. stelle; im ganzen jünger sind: grüngrau: eine kleinere art (von affen) gr. mit rothem gesicht erdk. 3, 763; entsprechend: die ... rispe ... ist grüngraulicht v. Schlechtendal flora v. Dtschl.⁵ 7, 197; du und dein grüngräulicher mantel s. w. 2, 496;
unter ihrem (der wellen) grünpurpurnen gewölbe 49, 108 W.; anders zu fassen als verkürztes 'grün wie ein saphir':
grünsilberner haare bebüschung (von weidenbäumen) s. ged. 2, 198; als gelegenheitsbildung statt 'smaragdgrün'
b)
grün- mit einem adj. zusammengerückt, der bedeutung des zweiten adj. den farbbegriff beifügend, schon im 17. jh. nicht selten:
dieser grünbunte teppich jahresz. 1, 6; in älterer sprache gern suffixal erweitert: mit einer neuen grünbuntlichen dekke forts. d. pegn. (1645) 4;
c)
grün- mit substantiven zusammengesetzt, die durch -ig, -icht adjectiviert sind; grün- gibt hier die farbqualität des adject. subst. an; bereits im 16. jh. bezeugt, aber meist jüngere bildungen: grünaderig Dtschl. flora 1, 355;
mit grünästigen bäumen chron. türck. nation (1590) 465, schon im 17. jh. häufiger:
die guldene sonne beleuchtet die welt,
begläntzet der bäumen grünästiges zelt
Diana (1661) 2, 121;
von einem grünblättrichten baumzweige dtsch. Dädal. (1675) 1, 140; die grünblättrige pflanze chemie 4, 1521;
frosch, grünhosiger gesell erzähl. u. schr. 1, 267 nach: grünhosende frösch mercks Wien 41; vgl.grünhöslete frösch tändlmarckt (1734) 136;
dieses metallertz wird in schieferigen flötzwercken, das grünkieszig ist, gewürcket Valentinus
chim. schr. (1677) 2, 191;
alle grünschaligen samen pract. ack. 467; die grünschaalichte (schildkröte) allg. deutsche bibl. 94, 161;
ein fast schwarz und grünschimmlichtes stück (alterthum) neuest. a. d. anmuth. gelehrs. 1, 408;
84;
d)
grün- in verbindung mit einer durch -en adjectivierten stoffbezeichnung; seit dem 17. jh. gebräuchlich: grünatlassen: in grünatlassener weste w. 20/23, 61 H.;
e)
selten ist die zusammensetzung von grün- in der bedeutung I B 2 oder II A 1 mit sinnverwandten adjectiven, als intensivierung empfunden: grünfrisch: so grünfrisch-poetisch sah der bursche aus ges. schr. 8, 199;
2)
participia präteriti.
a)
composition mit einem zumeist schon als adj. empfundenen partic. prät., bei der grün im sinne von I A des adj. die pflanzlich-grüne qualität des im verbum steckenden subst. charakterisiert oder substantivisch wie A 1 b anstelle einer präpositionalen verbindung 'mit, von grün' (selten statt eines gen.) das handlungsmittel ausdrückt; seit dem 17. jh., besonders in poetischen bildungen reicher entwickelt, vgl. grünbelaubt an alph. stelle; grünbeblumt, -geblumt: die grünbeblumte bahn frauenz. gesprächsp. 6 C c 3ᵃ; die natur sasz auf einem grüngeblumten stule Arminius (1689) 1, 1403ᵇ;
der grünbezierten gärten frauenz. gesprächsp. 7, xxviiᵇ;
in den grüngezierten auen
poet. sinnenfr. 9 absond. buch;
b)
stark entwickelt sind zusammensetzungen adjectivischen charakters, in denen grün die farbe des im verbum liegenden subst. bezeichnet oder selbst substantivisch als 'grünes farbmittel, grüner stoff' (vgl. A 1 a) gefaszt wird;
ein ... grünbekleidter jüngling frauenz. gesprächsp. 7, 53; grüngekleideten närrinnen Arminius 1, 470ᵃ;
c)
zusammenrückung des adjectivs grün- (vgl. adj. 1 b) mit einem adj. partic., wobei grün die farbqualität des subst. bestimmungswortes angibt: grünerstarrt: aus einem grünerstarrten meer von eis ged. (1900) 94;
3)
participia präsentis.
meist bestimmt grün- den verbalbegriff nach der chromatischen seite hin: grünansteigend: (in) sanften, grünansteigenden weiden s. w. 4, 1, 176;
die brust ... gr. schwarz nat. d. vögel 7, 512; bildlich: in der grünglänzenden saftzeit w. 11/14, 55 Hempel;
4)
substantiva.
a)
grün- bestimmt den hauptbegriff dahin, dasz er sich auf pflanzliches grün bezieht; meist entspricht grün dem subst. in der bedeutung A 1 b; als adjectivisch empfundenes compositionselement tritt die form grüne gelegentlich auf: grüne-sode technischer ausdruck der deichbauer deichb. 1, 181; grünesuppe Leipz. ma. 126ᵇ; auch als subst.: bey einer lust- oder grünefahrt (d. h. 'ins grüne') seelensch. 2, 109.
grünanlagen: junger ausdruck für gärtnerische anlagen;
moderner städtebaulicher begriff, der ring von gärtnerischen anlagen um einen stadttheil;
grasdecke der deiche, in allg. bedeutung auch 'grasanger' deichb. 1, 181; vgl.gronswarden (v. 1384) 2, 152ᵇ;
der mangel einer weiten aussicht ... wird ... durch die angenehmen nahen grünstücke ersetzt verm. schr. 3, 399;
b)
grün- erläutert das angeschlossene subst. in den bedeutungen von I B 'unreif, roh, frisch'; meist landwirtschaftlicher terminologie entstammend; grünbier: jungbier, das bier vor der nachgärung Brockhaus¹⁴ 8, 445ᵃ;
frisches rindfleisch rhein. volksk. 143 (vgl. sp. 648), gryenfleisch schon Mainz. hof. 22 Michelsen;
c)
reich entwickelt sind zusammensetzungen in appellativen bestimmungen, durch die meist aus einer gruppe von dingen eine durch grüne farbe charakterisierte abart ausgesondert wird; besonders gern terminologisch in fachsprachlichen ausdrücken der naturwissenschaften und volksthümlichen bezeichnungen;
'epheu, wintergrün' (hess.) idiot. 139, vgl. 282 pirola, ebd. 139 vinca minor; -ewig wohl = eppich s. th. 3, 680 u. 177;
ranocchia verde gialla teutsch-ital. 1, 426 c; der ehrliche grünfrosch marschenb. 1/2, 112;
gruͦngangfisch albulae nobiles (auch gangfisch) thes. (1587) 1013ᵇ (aus grundgangfisch entstellt?);
d)
in gleicher verwendung auch in ausdrücken der technischen und mineralogischen fachsprache und anderen meist appellativen bezeichnungen (selten entspricht grün- dem subst. in der bedeutung A 1 a wie in grünblindheit Brockhaus¹⁴ 8, 445ᵃ;
ausdruck der diplomatensprache, actenveröffentlichung in grünem einband Meyer lex.⁷ 1, 1092;
(der grüne könig im kartenspiel): die ... constellation des grünkönigs wurde ... gekreuzt Reckenburg. 1, 151 vgl. grünkönigkarten 311ᵃ und grünober, grünunter 1, 447; ebenso auch: gründame, -bube, -zehn, -daus etc.;
e)
als besondere gruppe haben die possessiven composita zu gelten, bei denen ein als grünfarbig hervorstechender theil dem ganzen seinen namen gibt; besonders entwickelt in naturwissenschaftlichen, meist terminologisch gewordenen bezeichnungen und als bezeichnung für personen in volksthümlicher redeweise; z. th. mit ableitungssilben -ler, -ling, -lein, -chen versehen:
grünader kohlweiszling papilio napi 237, 57;
er ... schauete den grünhut an (mensch mit grünem hute) w. 26, 100 H.; terminologisch im Voigtlande für die Salzburger schweineschneider Klingner samml. z. dorfrechte (1749 ff.) 3, 802, grünhütl für waldgeister sudetendt. volksk. 114, vgl. 2, 1793;
1) grünkehlige baumklette certhia gutturalis dtsch.-franz. wb. 1, 581; 2) fliegenfänger muscicapa viridis ebd.;
1) eine drossel, turdus philippensis dtsch-franz. wb. 1, 581; 2) eine art merlen, merula viridis ebda:
der grünmantel ... ist der unternehmer des theaters Sch.; ein waldgeist volksth. a. Schwab. 1, 15; vgl. 3, 882;
6, 102 5)
verbum.
die zahl der compositionen ist hier spärlich und der wechsel zwischen verbundener und unverbundener schreibung nicht ohne willkür; nur bei subst. inf. ist die zusammenrückung regelmäszig; grün- tritt in seinen verschiedenen bedeutungen auf:
grünfärben der baumwolle ein keim) blickt bescheiden nach dem grünfärbenden lichte 11, 31 W.;
20, 215; (
technischer ausdruck im braugewerbe: man nennt das abziehen mit mehr hefe das 'grünfassen' lex. d. ges. techn. 2, 404;
diejenigen (lichter) ... nenne ich ... grünmachend II 2, 209 W.; kupfersalze ... zum grünmachen von conserven chemie 4, 1950; dazu grünmachung: zu grünmachung des orts jagd- u. weidb. (1681) 283;
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4,5 (1925,1931), Bd. IV,I,VI (1935), Sp. 640, Z. 30.
Im ¹DWB stöbern
a | b | c | d | e | f | g | h | i |
j | k | l | m | n | o | p | q | r |
s | t | u | v | w | x | y | z | - |
← güsthirt … |
- güstkindelbeer, adj.
- güstknecht, adj.
- güstkohl, adj.
- güstkuh, adj.
- güstland, adj.
- güstling1, m.
- güstling2, m.
- güstpflaster, adj.
- güstpflügen, adj.
- güstvieh, adj.
- güstware, adj.
- güstweide, adj.
- güsz, m.
- güszbett, f. u. n.
- güszbett, n.
- güszvogel, m.
- güszwasser, n.
- gütchen1, n.
- gütchen2, n.
- gütchenshaar, n.
- gütchenzopf, m.
- güte1, f.
- güte2, f.
- güteklasse, adj.
- gütel1, n.
- gütel2, n.
- güteln, vb.
- gütemasz, n.
- güten, vb.
- güterabtretung, f.
- güteranschlag, m.
- güterarbeit, f.
- güterbahnhof, m.
- güterballen, m.
- güterbeschauer, m.
- güterbesitz, m.
- güterbesitzer, m.
- güterbesitzung, f.
- güterbestattung, f.
- güterbestäter, m.
- güterfülle, f.
- gütergefahr, f.
- gütergemeinschaft, f.
- gütergewerb, m.
- gütergülte, f.
- güterhalle, f.
- güterkauf, m.
- güterkäufer, m.
- güterlehre, f.
- güterlos, adj.
- gütermakler, m.
- gütermark, f.
- gütermarkt, m.
- gütermasse, f.
- gütermeier, m.
- gütermäkler, m.
- gütern, vb.
- güterpachter, m.
- güterpächter, m.
- güterrecht, n.
- güterrechtlich, adj.
- güterreich, adj.
- güterreichtum, m.
- güterschaden, m.
- güterschaft, f.
- güterschiff, n.
- güterschifffahrt, f.
- güterschlächter, m.
- güterschlächterei, f.
- güterstein, m.
- gütersteuer, f.
- güterstrasze, f.
- güterstück, n.
- gütertausch, m.
- güterteilung, f.
- güterumsatz, m.
- güterverkehr, m.
- güterverlust, m.
- güterverteilung, f.
- güterverwalter, m.
- güterverwaltung, f.
- güterwagen, m.
- güterwert, m.
- güterzille, f.
- güterzins, m.
- güterzug, m.
- gütesorte, f.
- güteverhältnis, f.
- güteversuch, m.
- gütevoll, adj.
- gütig, adj., adv.
- gütigen, vb.
- gütigkeit, f.
- gütiglich, adv., auch als adj. gebraucht
- gütlein1
- gütlein2, n.
- gütler, m.
- gütlich, adj., adv.
- gütliche, f.
- gütlichheit, f.
- gütlichkeit, f.
- gütsch, m.
- gütterlein, n.
- gütvogel, m.
- gützbetterin, f.
- gütze1, f.
- gütze2, f.
- gützeln, vb.
- gützen, vb.
- gützer, m., nomen agentis
Zitationshilfe
„grun“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gr%C3%BCn>.
Weitere Informationen zum Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)
- Überblick
- Erstbearbeitung des DWB [Projektinformation auf bbaw.de]
- Neubearbeitung des DWB [Projektinformation auf bbaw.de]
- Digitalisierung der Erstbearbeitung [Projektinformation auf uni-trier.de]
- Quellenverzeichnis des ¹DWB