Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

habig, häbig, adj.

habig, häbig, adj.
continens, tenax, dives.
1)
die eigentliche sinnliche bedeutung ist, vom verbum haben (sp. 50) ausgehend, haltend, zusammenhaltend, wie sie im ahd. erscheint: die zesamine habige erda continens terra, mit fasthabigemo biʒʒe tenaci morsu Graff 4, 738, und wie sie im compositum anhabig (1, 364), ferner in vasthäbig, bestendig, pertinax (Dasyp.) noch haftet. in Ulm sagt man ein häbiges (dauerhaftes) tuch. Schmid schwäb. wb. 252, im bair. unhäbig, ungehäbig nicht zu halten, böse, ungestüm (Schm. 2, 136), kärntnisch unhabik zudringlich, beschwerlich Lexer 129. daraus entwickelt sich namentlich für das alemannische sprachgebiet
2)
der begriff zähe, sparsam, karg: tenax häbig, hebnig Diefenb. 577ᵇ; tenax häbig, zehe, karg Dasyp.; häbig, karg oder kündig, restrictus et tenax Maaler 204ᵈ; er ist etwas häbiger oder geitiger. das.; zum andern findest du menschen, die verbergen iren geiz mit reichlichem auszgen (l. auszgeben), si seind nit zäch oder häbig, si gebend ausz, das ist gleich das widerspil, aber si suͦchen darin wider nutz einzunemen. Keisersb. siben hauptsünden (1510) ee 4ᵇ; wo mainstu das es herkomme, das wir also hebig und also genau und zäh sind gegen den armen menschen? schiff der penit. 75ᵇ. auch Steinbach 1, 662 kennt häbig tenax als vocem non ubique usitatam.
3)
habig, häbig, begütert, wolhabend, reich, lehnt sich nicht wie das vorhergehende unmittelbar an haben, sondern an das subst. habe an, wie goth. audag-s, ahd. ôtac an aud schatz, gut, ahd. ôt: mhd. habec Ben. 1, 602ᵇ; ein man so häbig gewest in seinem leben. weisth. 2, 165; mit leuten oder varenden gütern, daran sie hebig seien. Haltaus 769; geltreich, häbig pecuniosus Dasyp.; habig Frankf. reform. II, 16 § 6;
wiewol die wiber mit geferden
die geuch berupfen, dennocht werden
under tusend frouwen nit
ein rich gnug, habig domit.
Murner geuchmatt, bei Scheible 8, 947;
wer .. fünftzigjährig ist nicht fleiszig,
und reich an gelt, gut oder land,
der wirt sehr schwerlich hie auf erden
schön, stark, weisz oder häbig werden.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1868), Bd. IV,II (1877), Sp. 94, Z. 7.

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Zitationshilfe
„häbig“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/h%C3%A4big>.

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