Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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honig, m. und n.

honig, m. und n.
mel. der Gothe übersetzt griech. μέλι Marc. 1, 6 mit miliþ: alle späteren dialekte haben gleichmäszig das heutige wort, für das sich in den urverwandten sprachen nichts übereinstimmendes findet: altnord. hunang, schwed. honing, dän. honning; ags. hunig, engl. honey; altnfr. honog, alts. honeg, hanig, niederl. honigh (Kilian), honing; althochd. honac, honec, honic und honang, mhd. honec, honic, doch erscheint auch nasaliertes honing mel noch spät (Dief. 354ᵃ), und hung neben honig bei Maaler 230ᵈ kann sich daran anlehnen; auch umgelautete formen zeigen sich, hünic und hönic (Lexer 1, 1334), welche letztere sich lange hält: es werden viel häring ausz Seeland kommen, viel hönig ausz der Eifel. Fischart groszm. 129; das hönig. Otho 4; ein groszen last hönig und wax. Schuppius 736; ausz dem hönig meth kochen. ebenda;
so leck ich lieber hönig denn wagenschmier.
fastn. sp. 736, 18;
die (wespen) fliegen für der bienen hausz,
und fressen ihn das höng herausz.
das neutrale geschlecht ist das frühest bezeugte und herscht auch im nhd. noch lange, so bei Luther: was kan sie (die rose) dazu, das ir süszes honig der spinnen zu gift wird? 6, 316ᵃ; das er das honig von des lewen asz genomen hatte. richter 14, 9; seine speise aber war heuschrecken und wild honig. Matth. 3, 4; und später: die immen machen ein gutes nutzlichs honig darvon. a. weiszh. lustg. 727; um in ermangelung des corsischen honigs, unser gemeines honig mit zerquetschten buxbaumblättern oder blüthen abzureiben. Lessing 8, 127. das männliche geschlecht erscheint bei Keisersberg: der honig. Marie himelfart 10ᵃ, manche schriftsteller schwanken zwischen ihm und jenem: der oder das honig, mel. Maaler 230ᵈ; das honig. Hohberg 3, 2, 289ᵃ und den honig. 290ᵇ;
da schwärmen hummeln um den strauch, ein frisches honig auszustechen.
dem Periander schmeckt der honig von der brust,
die ihm Melissa reicht, noch süszer als von bienen.
1064;
ei! verschmähet ihr so den honig, den mancher begehret?
Göthe 40, 23;
sparet das honig für andre.
38.
heute darf das neutrale geschlecht in der schriftsprache als völlig veraltet gelten. Von der bereitung des honigs durch die bienen werden bilder genommen: mit denen (epicurischen schriften) wir aber ümbgehen müssen wie bienen, welche ihr honig aus den gesunden blumen saugen, und die giftigen kräuter stehen lassen. Opitz poeterei 11; aus nichtswürdigen blumen .. das schönste honig saugen. Plesse 3, vorrede. der honig als bild für süszes, angenehmes in manigfachem gebrauch (vergl. eine anzahl der folgenden compositen): dein wort ist meinem mund süszer, denn honig. ps. 119, 103; deine lippen, meine braut, sind wie triefender honigseim, honig und milch ist unter deiner zungen. hohel. 4, 11;
dan der Griech an weiszheit sehr grosz,
von dessen zung der honig flosz.
doch musz ich etwas davon sammeln, als ein süszes honig, unsere seelen mit trost zu erquicken. Scriver seelensch. 1, 510; um bei ihr den kuss zu suchen, dem das verbot und die entbehrung wieder den honig gab. J. Paul Tit. 3, 167; der junge honig der liebe. 5, 161; nur aber wär er unter solchem honig (einer so angenehmen beschäftigung) erstickt. leb. Fib. 82;
fraw, wo man ewern namen nent,
der suszt fil pasz in dem herzen mein,
den regent es eitel honig dar ein.
Rosenblut in den fastn. sp. 1143;
ach der weiber freundligkeit
ist das honig dieser zeit.
süszer kan auf erden
uber sie nichts werden.
Rist Parn. 470.
ein anmutiges land ist in der bibelsprache ein land, darinnen milch und honig fleuszt. 2 Mos. 3, 8, und oft; das gott selbs ein erdtrich hat geheiszen mit honig und milch flieszende. Frank weltb. 142ᵇ;
o land, durch welches milch und mildes honig rinnt!
A. Gryphius 1698 2, 22.
Sprichwörtlich: der böse geist hat ein verleckert maul, frist gern das allerbest, das niedlichst, das auszerweltest, wie der beer das honig. Luther 1, 495ᵃ; schmierte ihm derowegen honig ins maul, und gab ihm galle zu trinken; denn es war nichts dahinter. Schweinichen 1, 104; dasz sie (die zauberer bei der Passauer kunst) das h. creuzzeichen so oft und vielfältig hierzu miszbrauchen, geschicht zu keinem andern ende, als dasz es bei den einfältigen das honig sei, damit man den kindern den ranft an einem geschirr bestreicht, auf dasz man ihnen den bittern trank vor die würm dardurch desto füglicher beibringen könne. Simpl. 4, 187 Kurz; das maul mit honig beschmieren. Schottel 1115ᵃ; ich besorge, wir gewinnen auch als vil ere an diser erbeit als der honig im sprachhause (abtritt) sucht. Schade sat. u. pasqu. 2, 257, 10; honig im munde, galle im herzen. honig im mund, schermesser in der hand. kein honig ohne gift. wer honig will, musz der bienen sumsen leiden. wer honig lecken will, musz der bienen stachel nicht scheuen. der honig ist nicht weit vom stachel. theurer honig, den man aus dornen musz lecken. honig essen ist gesund, zuviel macht speien (vergl. spr. Sal. 25, 16). wer viel honig schleckt, musz viel wermut fressen. mit einem löffel honig fängt man mehr fliegen als mit einem fasz voll essig. honig ist der mücken tod. wer sich zu honig macht, den benaschen die fliegen. es ist zu gewinnen, wie honig von wespen. Simrock sprichw. s. 260;
nicht schlaue ränke sind sein (des preuszischen volkes) witz,
es trägt nicht honig auf der zung, und gall im herzen.
Ramler 2, 32;
handelt einer mit honig, er leckt bisweilen die finger.
Göthe 40, 131 (Reineke fuchs 8; nicht im niederdeutschen original).
Man unterscheidet weiszen und gelben honig; gezeidelten und geseimten honig (öcon. lex. 1067); zuckerhonig, jungfernhonig; geläutertes honig, mel liquatum, quod nullam habet spurcitiem. Frisch 1, 465ᵇ; gesponnener honig, ausgelassener honig, der sich fadenförmig zieht: andere (neapolitanische knaben) suchen einen kleinen gewinn, indem sie obst, gesponnenen honig, kuchen und zuckerwaare einkaufen. Göthe 28, 260. in Oberhessen bezeichnet honig nicht nur den eigentlichen honig, sondern auch das aus baumfrüchten gekochte mus (compott). Vilmar 174.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1875), Bd. IV,II (1877), Sp. 1786, Z. 4.

honig, adj.

honig, adj.
aus honigig gekürzt (vergl. unten honigt aus honigicht): dasz er honige worte zum troste ihren ohren zusandte. vom k. Artus u. von dem ritter Wieduwilt (1786) s. 108.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1875), Bd. IV,II (1877), Sp. 1787, Z. 38.

honigt, adj.

honigt, adj.
honigreich, mit honig versehen: an honigtem wein solls euch nicht fehlen. v. Stein Dido 11;
säuselt hinaus, ihr bienen, ihr kinder des honigten frühlings.
Herder zur litt. 10, 81.
honigt gekürzt aus honigicht (eine bildung wie steinicht, holzicht aus stein, holz u. ähnl.); vergl. melleus honethtig Dief. 354ᶜ, für honechtig, was mit ähnlicher kürzung aus honigechtig entstanden ist, und oben honig adj. aus honigig.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1875), Bd. IV,II (1877), Sp. 1792, Z. 76.

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Zitationshilfe
„honigt“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/honigt>.

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