Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

kanapee, n.

kanapee, n.,
s. canapee, verdient genauere betrachtung. es ist nach franz. canapé im 18. jh. aufgenommen (vgl. Diez 85); engl. canopy ist noch baldachin (daher dichterisch vom himmelsgewölbe), canopy-couch kanapee. auch zu uns kam das wort als ruhebett mit einem himmel: von dem an der (früheren) bleiche angelegten hügel kann man jetzt zwei kirchthürme sehen, und man sitzt dort auf einem chinesischen canape worüber sich ein sonnenschirm von verguldetem bleche befindet. Möser phant. (1778) 2, 335. ja auch die decke allein findet sich kanapee genannt, so in dem jägerliede 'auf auf zum fröhlichen jagen' das im 18. jh. aufgekommen ist, str. 8 (L. Erk volkslieder 1. heft s. 48):
das moos ist unser bette,
der wald ist unser haus ...
kann man dem schlaf nicht weichen,
so ruht man auf dem klee,
das laub der hohen eichen
ist unser kanapee.
doch bald allein vom ruhebett:
ihm dient ein weiches canapee
so gut und besser noch, als im geheimen haine
beblümtes gras und sanfter klee.
Uz (1768) 1, 148;
auf einem canapee, mit rosen überstreuet,
lag sie in leichter tracht nachläszig hingestreckt.
Zachariä verwandl. 2, 342;
die gnädge frau war blasz aufs canapee gesunken.
ders. schnupft. 5, 33;
des thals gebüsch, der wiese klee
gewährt ihm süszre rast,
als himmelbett und kanapee
im fürstlichen palast.
Hölty 16;
hier und dort wo wir gehn: in der blauen stub' und der gelben,
wo dein kanapee stand, wo du im sofa geruht.
Voss, an Agnes (1825 3, 37);
er (Werther) lag an der erde, den kopf auf dem kanapee. Göthe 16, 177. Wieland braucht es als masc.:
auf einen kanapee von moos und dürren blättern,
den längst ein sturm für sie gepolstert.
4, 192 (Amadis 10, 3);
der weichste kanapee.
9, 107.
sache und wort, anfangs vornehm, ja fürstlich (gepolsterte sitze waren noch im anfang des 18. jh. luxussache, im 17. jh. ungebräuchlich) kamen bald in bürgerliche geltung; jetzt sind sie deshalb durch sofa verdrängt, das aber selbst schon dem divan zu weichen begonnen hat.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1864), Bd. V (1873), Sp. 157, Z. 55.

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Zitationshilfe
„kanapee“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/kanapee>.

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