Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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knabe, m.

knabe, m.
puer.
I.
Formen und verwandtschaft.
a)
mhd. knabe, ahd. nur in einer glosse des 11. jh. knabo, pusio, nondum loquens puer Schmeller 2, 367, im 12. jh. chnabe puer Graff 4, 576. fundgr. 2, 88, 13. 90, 13. ebenso selten ahd. chnappo, das mhd. nhd. als knape, knappe dem knabe zur seite steht. diese doppelte gestaltung im auslaut ist dem worte eigen von alters her, merkwürdig aber durch ihre die regel kreuzende vertheilung.
b)
nd. knave nämlich, das dem hd. knabe entspräche, führt zwar Diefenbach goth. wb. 2, 462 an, ich kann es aber nicht belegen; knafe in der hs. A von Bertholds Crane 2061. 2073 neben dem knape der andern hss. (wie 2069 knafelîn für knapelîn) ist verdächtig als blosz mitteld., wie knave Jeroschin 19005, nrh. im 16. jh. Uhlands volksl. 127. 173. 174. die herschende nd. form hat eben p, schon alts. ist nur knapo bezeugt. ebenso altfries. knapa (knappa, auch kneppa), neufries. knape, knâp, mnl. cnaepe, cnaep, nnl. knaap. auch altnorw. nur knapi, altschwed. knape, altdän. knape, diesz erweicht knabe, knaber (Molb. d. gl. 1, 442) in höfischem sinne, sie stehn unter dem einflusse des höfischen lebens das aus Deutschland kam; jetzt nur noch schwed. knape kleiner schüler, s. Rietz 333ᵇ.
c)
in England dagegen taucht die weichere form wieder auf in knave, nur noch als schurke, schelm; dafür kein knape. altengl. aber knave oder knafe, und knape, im altdeutschen sinne, ags. cnafa und cnapa (Ettm. 395). dieser nd. ags. form mit p sollte nun aber ahd. chnapfo oder chnafo entsprechen, warum auch ahd. p? s. weiter knappe.
d)
von der herkunft des wortes läszt sich nur sagen, dasz es, wie knecht, doch wol auf die wurzel zurückgeht, die lat. gr. als gen erscheint, bei uns in kind (s. d. I, d), aber in ihrer zweiten gestaltung, wie in lat. gnatus (natus), gr. γνήσιος, goth. knôds genus, s. weiter unter können und Diefenbach goth. wb. 2, 406. 462, wo auch mögliche verwandtschaften der östlichen sprachen angezogen sind (vgl. besonders altslav. chlap servus, lith. klápas puer); bedeutsam ist namentlich altkelt. gnabat filius, natus, s. knabatz 2.
e)
das nhd. wort ist eins der wenigen, welche die schwache beugung rein bewahrt haben. ein gen. des knabens, der früher erscheint, auch bei Luther (1 Mos. 21, 16. 17. 2 kön. 5, 14. richt. 13, 12. 18, 3. 15, öfter knaben), und noch bei Günther 497, ja Gellert 1785 1, 105, wie öfter im 18. jh., ist jetzt wieder ausgestoszen. der nom. knab aber, den noch Rädlein, Frisch allein ansetzen, wird wieder als blosze kürzung gefühlt, und ein falscher nom. knaben ist hier nie aufgekommen, wie doch sonst in kloben, garten, balken, glauben, samen u. s. w.
II.
Bedeutung. Es ist mit knecht ursprünglich gleich, im ganzen auch mit kind, das nur als n. beide geschlechter umfaszt; sind doch alle drei wol aus éiner wurzel.
1)
männliches kind, recht deutlich im älter englischen knavechild, 'knabenkind' (jetzt man-child); doch gilt es nicht oder nur ausnahmsweise vom verwandtschaftsverhältnis.
a)
allgemein, mas knabe, knab Dief. 350ᵇ: von meiden ode von knaben. Wolfram Parz. 470, 27 (vgl. kint 471, 1); sie ist genesen eines knabens. Jes. 66, 7; ward sie schwanger und gebar einen son und hiesz in Samuel ... bis der knabe entwenet werde, so wil ich in bringen das er fur dem herrn erscheine. 1 Sam. 1, 20. 21; da stund Abraham des morgens früe auf und nam brot und eine flasche mit wasser und legts Hagar auf ire schulder und den knaben mit. 1 Mos. 21, 14, in der nd. übers. den jungen, wie v. 17 des jungen für des knabens;
die mutter der kinder ...
und lehret die mädchen
und wehret den knaben.
Schiller 78ᵃ;
als du und ich, zwei knaben wilder art,
so brüderlich zusammen aufgewachsen.
245ᵇ;
als ich noch ein knabe war,
sperrte man mich ein.
Göthe 1, 13;
schüre die gattin das feuer, auf reinlichem herde zu kochen!
werfe der knabe das reis spielend geschäftig dazu!
1, 331;
jeder edle Venedigs kann doge werden: das macht ihn
gleich als knaben so fein, eigen, bedächtig und stolz.
1, 352;
immer verdank ich es doch in solch unruhiger stunde
meinem seligen vater, der mir als knaben die wurzel
aller ungeduld ausrisz.
40, 323.
b)
die ältere zeit sagte aber für unser knabe in dem sinne, der uns am nächsten liegt, gern junger knabe, wie junges kind (sp. 711), weil knabe und kind damals auch noch den jüngling umfaszten (s. 2): Hadal aber war ein junger knabe. 1 kön. 11, 17; wie ein fleisch eines jungen knabens. 2 kön. 5, 14. auch kleiner knabe: so bin ich ein kleiner knabe. 1 kön. 3, 7; kamen kleine knaben zur stad eraus und spotteten in. 2 kön. 2, 23. noch Schuppius nennt sich einen jungen knaben selbst als studenten, was er freilich schon im 15. jahre wurde: dasz dieser alte philosophus mich als einen jungen knaben, umb deswegen weil ich seine lectiones so fleiszig besuchte, in meinem logiment besucht hat. 817 (teutsch. Lucian); in gestalt eines jungen knabens. Winckelmann versuch einer allegorie (Dresden 1766) 65.
c)
in strengerer bezeichnung des alters unterscheiden wir kind und knabe, s. z. b. in Schillers gedicht 'die geschlechter' 85ᵃ kind, knabe, jüngling, wie ags. cild, cnapa, cniht im alter auf einander folgen (s. Ettm. 390), vgl. Göthe unter knabenhand; das kind wird knabe. Lessing 10, 321 (erz. d. mensch. § 55). Nach der andern seite wird unterschieden knabe und jüngling, während bursche, junge und früher auch knabe beide umfassen: der reichlockige knabe, der muntere jüngling, der ernste mann. Göthe 17, 211; der knabe (Friederich) ... das mittelding zwischen kind und jüngling. 18, 223.
d)
der knabe ist uns nämlich vorzugsweis der knabe in der schulzeit, der schulknabe, im strengeren sinne unterschieden von den gröszeren schülern (vgl.abeceknabe Stieler 990); so schon früher. K. Stolle z. b. erzählt von den kinderwallfahrten i. j. 1475 in Thüringen: usz der stad Arnstede liefen driehundert und xxiiij kindere, (nämlich) schulere, meidichen und knechtchen, und der schulmeister ging mit den schulern, und darnach die knaben, zuletzt die meidichen. Haupt 8, 309, die schüler sind wol die gymnasiasten, die gröszeren, aber alle werden mit kinder zusammengefaszt. doch ebenda knaben auch anders, nur mit beziehung auf geschlecht und alter: das die jungen lute, knaben und juncfrawen zwischen zwenzig und achte jaren, zu male kleine kindere zu deme heiligen blute liefen. Haupt 8, 308, zugleich jünglinge nach der bed. 2 (vgl. knabenschuh). darum werden schüler früher auch als kleine knaben bezeichnet; von Schottel erschien Wolfenb. 1648 ein neu erfundenes freudenspiel, genant friedenssieg, in gegenwart vieler chur- und fürstlicher personen zu Braunschweig 1642 von lauter kleinen knaben vorgestellet; in der ordnung der Leipziger Thomasschule von 1723 werden aber alle schüler knaben genannt, schulknaben (lat. pueri), mit einschlusz der primaner, d. h. der alte ausdruck blieb in amtlicher rede länger bewahrt.
e)
der vater spricht von seinen knaben, wenn das geschlecht mehr in frage kommt:
Geszler. ist das dein knabe, Tell? T. ja, lieber herr.
G. hast du der kinder mehr? T. zwei knaben, herr ...
herr, beide sind sie mir gleich liebe kinder.
Schiller 536ᵇ.
f)
im gebrauch des lebens übrigens ist es jetzt wenigstens nicht heimisch, denn im nördlichen und mittleren Deutschland hat im hausdeutsch junge seine stelle, im südlichen bub, bue; ihnen gegenüber klingt knabe wie gesuchtes oder doch gewähltes hochdeutsch und wird eben darum von der bildung vorgezogen, die sich von der menge unterscheiden will, sodasz es neuerdings von den groszen städten aus wieder vordringt. woher rührt diese beschränkung? dasz sie doch nicht allgemein oder ursprünglich ist, zeigt z. b. schweiz. 'bruderknab bettelknabe' Stalder 1, 232. dasz sie aber im 17. jh. schon galt, ergibt sich aus dem Simplicissimus 1, 725 (4, 409 Kurz): also (ebenso) gebührt knab eigentlich (d. h. im genauen sinne) einem wolgezogenen vornehmen, bueb einem schlechten ungerathenen, jung einem dienenden ... sohn oder jungen mannsbild. es mochte aus dem mittelalter her höfischen klang an sich haben (s. 4, a). bettelknaben, bauerknaben, hirtenknaben, schäferknaben u. dgl. gibt es im leben nicht, nur in der auffassung der höheren sprache, wie fischerknabe in Schillers Tell im 1. und 4. aufzug.
g)
vom knaben, von kind auf, wie lat. a puero, braucht Göthe:
weil die natur vom knaben schon
mit mir es mütterlich gemeint.
18, 294.
h)
Amor heiszt der mächtige knabe Günther 929, der grosze knabe Fleming 373. 372 (303. 302 Lappenb.), der lose knabe Göthe 1, 288, der knabe der zwischen rosen spielt 1, 60, der lächelnde knabe Schiller 50ᵇ u. s. w.
2)
früher hiesz knabe auch der jüngling, der junge mann, dem noch geltenden mädchen (alem. tochter) gleich jungfrau entsprechend, gegenüber dem verheirateten mann, der frau, also zur bezeichnung der ersten männlichkeit bei keuschheit, und eben das ist vielleicht der grundbegriff; und wie mägdlein, so früher auch knäblein vom jüngling.
a)
junggesell schlechthin, 'knab, juvenis' voc. inc. teut. n 3ᵃ (und nur so): ob der knabe und diu juncfrowe ir fleisch ze einander hânt gemischet. Schwabensp. 48, 1 W. (vorher jungelinc); wenne der knab ein wîb nimet âne sîner vrûnde rât. kulmisches recht 5, 52, also auch im md., weit im nordosten, wo doch jetzt das ganze wort unheimisch ist;
ie zwischen zwein meiden gie (beim tanz)
ein knabe der ir hende vie (faszte).
Helmbrecht 102;
der schultheisz sol .. vor vasenacht, als man gewonlichen zu der heiligen ehe grifet, besechen, welche knaben und töchteren zu dem alter sint dasz si billichen wibe und man nemmen sollen, dasz er dan wibe und man gebe jeglichem sinen genoszen (an recht ebenbürtigen). weisth. 4, 470, v. j. 1411; welcher mansname ('mannsen') oder knabe unverandert (unverheiratet) ist, noch dhein eelich wib hat. 1, 409, v. 1452; vor drizehen jaren, da er ein knabe und unverandert were. 411; mit einem knaben der ein wittfrauw zur ehe nimmt. erbrecht von Flaach (schweiz.), v. j. 1658, bei Osenbrüggen rechtsalt. aus der Schweiz 2. heft s. 84. so gilt noch in der Schweiz chnab für junggesell, keuscher jüngling (Tobler 110ᵇ), die jungen burschen bilden eine geschlossene gesellschaft, die knabenschaft (Stalder 2, 113). die jungen burschen im dorf heiszen auch elsäss. noch die knaben, vgl. kirchweihknabe. tirol. knôb lediger mann Frommann 6, 298. und das war noch im 16. 17. jh. nicht blosz oberdeutsch:
doch sol dasselb (das ehrenkleid) bei man und knabn,
bei frawn und jungfrawn masze habn,
das man darin nicht allzuweit
über gebür des standes schreit.
Ringwald l. w. 95 (84);
knaben und jungfrauen. Simpl. 4, 315, 21 Kurz. noch unser heutiges alter knabe rührt daher, eig. alter junggesell (Stieler 990). berechnet wurde der knabe, junge bursche als 'halber mann', wie folg. zeigt (vgl. rechtsalt. 258):
die stadt schickt anderthalben man (zum kampfe),
das ist ein hausknecht und ein knab,
kein reicher burger kumbt herab.
Soltau 232.
b)
zuweilen wird dasselbe jung noch dazu gesetzt, wie in jungfrau, z. b.:
wo man zur freud zusamen kümpt,
frawen, jungfrawen, junge knaben.
Waldis Es. 4, 87, 37;
jungfrawen und junge knaben. Garg. 201ᵇ (374), und so oft im folg.; schon mhd. vom Helmbrecht (1069) der junge knabe, es ist etwa wie jetzt der junge mann, nur dasz diesem die frische abgeht, die knabe hinzubrachte. vgl. übrigens unter 1, b.
c)
es liegt in der sache, wenn in diesem knabe frische und lebenslust hervortreten (die keuschheit aber zurücktritt); es war lange für die jungen männer ihr ehrenwort unter den leuten, wie es ihrerzeit geselle, bub, bursche, kerl, bruder gewesen sind oder sind, doch mit mancherlei abschattungen.
α)
so schon mhd., z. b. der hôchgeborne knabe von Achilles troj. kr. 6529, ein ûʒ erwelter knabe 6555 (ebenso jungelinc das.); ein heimzogen knabe Haupt 8, 557 von einem jungen edelmann, der nie in die welt gekommen; knaben aber auch von den dorfburschen (auch dorfknaben) bei Neidhart 98, 32. 100, 6. xliii, 14. 136, 23; auch Helmbrechts gesellen heiszen knaben 1179. 1193, er selbst 151. 155. 209, es gieng eben wie kneht, meit u. a. durch alle lebenskreise, als gleiche form für alle stände.
β)
besonders entwickelt erscheint es im 15. 16. jh., im 14. 13. beginnend, namentlich in bezug auf das liebeleben der zeit:
ain knab was so hold mir,
das er on mich nit mocht geleben.
Hätzl. 227ᵃ;
das ich mir uszerwelet han
zu troste ainen knaben guͦt,
der anders nit gedenken tuͦt
dann wie er leb ze willen mir.
116ᵃ (jung man 117ᵇ);
ja, fraw, zewar, die warhait tuͦt euch zwingen,
das der knab von hinnen far (meldet der wächter).
8ᵃ, vorher jüngling;
mit senftem ach
begund der knab da sprechen.
35ᵇ,
er heiszt in demselben liede man, knecht, gesell, jüngling;
ich pin ain junge stolze dirn
und gee gern mit den knaben spacirn.
fastn. 738, 4;
und lasz mich gern di knaben antasten.
737, 23;
ir lieben frauen, nu hort uns knaben,
was wir euch hie zu klagen haben.
519, 3;
im meien am reien
sich freuen alle knaben und mägdelein.
Uhland volksl. 244;
soll ich ein nunn gewerden
dann wider meinen willen,
so will ich auch einem knaben jung
seinen kummer stillen.
854, v. j. 1359 (Limb. chr.);
jungfraw, ich solt euch danken (für die gelösten rätselfragen)
mit Schwaben und mit Franken (d. h. im namen der ..)
so ich die Franken nit mag haben,
so dank ich euch mit allen .... knaben.
13,
die lücke war mit dem namen des orts oder gaues auszufüllen, wo mans sang, wie z. b. mit allen Augsburger knaben, der junggesellenschaft, knabenschaft, die ihm soll danken 'helfen' im namen des gaues, landes (vgl. Neidhart 16, 2 H., Germ. 10, 142);
der knab der stuͦnd alleine:
feins lieb, du solt nit weinen.
132;
der sich uf einen distelbaum setzt
und sich uf junge knaben verläszt,
der läszt sich ein blinden leiten.
101;
der die röslein wirt brechen ab,
röslein auf der heiden,
das wirt wol tun ein junger knab,
züchtig, fein bescheiden.
111;
hübscher junger knab.
8;
der knab was seuberleich.
165 (das. jüngling);
das erhort ein junger knab,
ain waideleicher gesell.
666;
so mancher stolzer knab.
92;
do kam ain frischer junger knab,
ain jüngling her gegangen.
729;
der uns disz liedlein neuw gesang,
ein freier knab ist er genant.
122. 737;
sie stecket den knaben in die kist (verbirgt ihn vor dem mann).
735, es ist ein furman 734.
wie fest eingewachsen der ausdruck war, zeigt dasz s. 233 in einem rein nd. liede (übersetzung eines hochdeutschen s. 231) du junger knab unverändert stehen blieb, wie s. 242 in einem gleichfalls so übersetzten nd. de knabe, s. 535. 536 ebenso ich armer schwarter knab (hd. schwartenhals 534); s. 674 sogar knebelin in einem nd. liede, wie mnl. cnapelijn.
γ)
der stolze, frische, freie knab, weidelicher knabe s. 5 zeigt, in welchem sinn das wort gebraucht war. dasz z. b. stolz zum begriffe dieses knaben gehörte, zeigt eine aus jener zeit gebliebene volksmäszige rätselfrage: was ist stolzer als der knab? mit der antwort: das pferd ist stolzer als der knab. Schröer wb. der d. mundarten des ungr. berglandes 128. diesz wie andres macht glaubhaft, dasz die knaben selbst dabei an den höfischen sinn des wortes dachten (s. 4, a), s. die angabe unter 1, f aus dem Simpl.; sie machten auch anspruch auf den titel junker und von, s. M. Lindener, verf. des Katziporus in Gödekes grundrisz 375.
δ)
freilich auch die schlimmeren gesellen, von deren treiben sich das volkslied und die unterhaltungsliteratur der zeit auch nährte, führten den namen, z. b. die schlemmer:
got bhuͤt mich jungen knaben
dasz mir kein unmuͦt kum!
Uhland volksl. 583, so singt ein schlemmer;
freut euch, ir lieben knaben,
der herbst (weinernte) erzaigt sich wol.
607;
got bhuͤt die frumen knaben
die allzeit vol wöln sein.
610;
vil leicht sich geit (begiebt)
zu solicher zeit (kirchmess)
ain schnöder streit
von üppiglichen knaben.
660, es sind bauerburschen.
ε)
einige dieser verbindungen waren völlig zu einem eignen begriffe geworden (wie bei kerl 'guter kerl' u. a.). so freier knab: dann ich auch der guten gesellen einer bin, die man (jetzt) die freien knaben nennt. Katziporus a 2ᵇ (guter gesell ist der ältere, aus der mhd. zeit stammende ausdruck, 'flotter bursche', s. sp. 581 mitte);
das alter ist sogetan,
das es macht zu einem kinde manchen weisen man ...
und machet stille manchen freien knaben.
priamel des 15. jh., Germ. 3, 374.
die landsknechte waren solche freie knaben, hier zugleich mit dem nebensinn der ungebundenheit durch haus und heim (wie schon mhd. frîer buobe im Renner):
noch (dennoch) sind sie freie knaben,
trutz! wers in weren tar (zu wehren wagt).
Uhland volksl. 529.
die schlemmer, die sich selbst so nannten und sich stolz als orden bezeichneten, hieszen nasse knaben, und das hatte wieder eine entwickelung für sich, dasz es dann auch abenteurer, geriebene gesellen überhaupt bezeichnete:
bis er die nassen knaben (zechgesellen) find.
H. Sachs 1, 522ᵈ;
das ist mir ein nasser knab (der verlorne sohn),
mit spilen gwint im kainer ab.
Schmelzl verlorner sohn 22ᵃ;
die beurin er (Epple von Geilingen) fraget auf der stet,
was man vom Eppele sagen tet?
die beurin im ein antwurt gab,
der Eppele (sagte man) wär ein nasser knab.
Uhland volksl. 343. Körner hist. volksl. 198;
ein tross ohn nasse knaben (unter unfindbaren dingen). Fischart groszm. 587 Sch., bummler, landstreicher. ähnlich, wie guter gesell vorhin, auch guter knabe: indem kam ein guter vogel, ein gartknecht (unbeschäftigt umherziehender landsknecht) ... spricht sie ganz freundlich an (wie dann derselben guten knaben gewohnheit ist) umb ein zehrpfenning. Wickram rollw. 85. ähnlich frischer knabe (s. folg. sp.), frommer knabe, eig. tapfrer bursche, aber durchs leben zu ganz anderm sinn gekommen (s. 3, c), wie schon Helmbrecht 1274 seine spieszgesellen frume knaben nennt, die nichts weiter missethun als rauben und stehlen. es ist begreiflich, dasz auch knabe allein endlich schlimmen sinn haben konnte, knaben haben z. b. nach Vintler das rotwälsch aufgebracht:
so habent etlich knaben gfunden
ein neüwe sprach bei disen stunden,
und heiszet mans die rotwelsch.
Haupt 9, 104.
ähnlich nl. kurzweg hij is een knaap, ein lustiger bruder.
d)
besonders auch von kriegern, kriegsknaben gleich kriegsknechte, 'knecht oder reisknaben' Keisersberg (reisige knechte): hebts (das kind), ir lieben paten, wie die frommen cheiben die eidgnoszen iren lieben pfetterman (gevatter) könig Heinrich (von Frankreich, bei dessen taufe die eidgenossenschaft gevatter stand) ... aber botz chuͤwunden, es kost disz göttelkindlin (patchen) manchen feinen Abbezeller chnaben (in den kriegen für Frankreich). Fischart Garg. 110ᵇ (Sch. 197);
das hands verdient an kilchen brennen,
die selben Schwizer knaben.
Wolff hist. volksl. 479, vom j. 1444, spöttisch melkerknaben 485;
woluf, ir lieben Schwizerknaben,
wir wend die landsknächt vertriben!
Uhland volksl. 441;
der üns disz liedli nüws gesang,
ein guͦter Schwizerknab ist ers genant.
443;
also zoch der ber (Bern) mit fröiden hin ..
mit sinen frischen frien knaben.
Lenz Schwabenkrieg 152ᵃ;
da was menger frischer knab (von Schaffhäusern).
127ᵃ 107ᵃ;
wie es ietz stand (stehe) in Lombardy,
und ouch von unsern knaben,
wie es in ergangen sy.
Schweizer lied von 1513, Körner hist. volksl 87;
lob und dank thetend wir sagen
gott in dem höchsten thron,
das wir unsere knaben (Schweizer zuzug)
sahend mit macht har kon (kommen).
89, wie 'unsere leute', nostros;
die Dockenburger knaben
die zugen frölich dran.
Lenz 72ᵃ;
so kompt das vendlin traben
von Zürich mit sinen knaben.
145ᵃ,
und so gewöhnlich den feindlichen knechten, landsknechten gegenüber. doch wird auch diesen der ehrentitel nicht vorenthalten, wie umgekehrt zuweilen auch von den eidgenoszen knechte gesagt wird:
domit fuͦrens iro straszen,
mancher lantsknechtischer knab.
Lenz 101ᵇ;
die welsch gard ward gesant
den von Thierstein zu hand (zu hilfe)
mit etlichen tütschen knaben.
106ᵃ.
so die hegöwischen knaben 128ᵃ, die westerrichischen knaben 150ᵃ. 105ᵇ, landsknechte aus dem Westrich (es sind reiter 151ᵃ). die teütschen knaben Soltau 214, mancher Geckenknab Uhland 501, die Armagnacs ('arme gecken'). über die geldrischen landsknechte triumphiert ein eidgenosz:
es sind lüt, heiszend gällersch knecht,
denen beschach nun (nur?) eben recht,
si warend die frischen knaben (spielten die übermütigen):
zuͦ Dornach uf der gruͤnen heid
ligends noch unvergraben.
Körner hist. volksl. 46.
e)
dieses knabe für junger mann zeigt sich aber samt dem dufte, der sich im volksliede daran gesetzt hatte, noch lange nach dem 16. jh., auch in höhern kreisen (das, was wir jetzt volkslied nennen, wirkte ja bis ins 17. jh. bestimmend auf die bildung und gedanken aller ohne ausnahme). so bei Luther, auch in der bibel: und da man sie hin zum tode füret, erwecket gott den geist eines jungen knabens, der hiesz Daniel (der den mut hat das falsche zeugnis wider die Susanna zu offenbaren). Susanna 45 (παιδάριον);
wol durch zween junge knaben
hat er sein wunder macht bekand.
Luther 8, 370ᵇ (Soltau 264);
die knaben stunden wie ein mawr,
verachten die sophisten.
das. (265) u. s. f.,
in dem liede zum preise der zwei mönche, die in Löwen 1522 als ketzer verbrannt wurden, er hielt es im ton der 'volkslieder', denn er kannte dafür keinen andern;
darumb, du knab im krausen haar,
frei nicht vor sechs und zwanzig jahr.
Ringwald laut. warh. 157 (1621);
als mancher knab von leichtem mut
im läger hin und wider thut.
81 (1597),
in Brodkorbs bearbeitung von 1700 in pursch geändert (bursche kommt noch jetzt dem begriffe am nächsten);
ganz ritterlich die bürgerschaft,
viel junger knaben auch herzhaft
theten so tapfer streben,
für ihr geliebtes vaterland (die stadt Braunschweig)
wagten sie leib und leben.
Soltau 2, 302 v. j. 1606,
es sind handwerksgesellen, die bürger und handwerkes burs s. 306;
Maria sampt dem knaben (Johannes)
beweinten freund und sohn.
Fleming 11 (23 Lapp.),
also noch im edelsten sinne; die seele ist wie eine fledermaus, wenn die verliebten knaben in den gedanken sitzen und vor ängsten das maul offen lassen, so wischt sie davon. Weise überfl. ged. (1701) 369; armen schäferknaben nennt sich in dessen erznarren c. 34 s. 343 ein verliebter in liebesversen. hochzeitsknaben, die den bräutigam geleitenden junggesellen, in einem kinderspruch Simrock kinderbuch nr. 191 s. 81, wie hochzeitsknecht. noch Kindleben studentenlex. 121 (1781) gibt an, knabe habe ehemals einen 'liebhaber' bedeutet, 'einen jungen wackern menschen der die gunst eines ehrbaren frauenzimmers suchte'.
f)
in neuerer zeit nur noch dichterisch, meist dazu in anlehnung an die alte sprache:
ein guter dummer bauerknabe,
den junker Hans eins mit auf reisen nahm (als diener) ....
ja, vater, rief der unverschämte knabe u. s. w.
Gellert 'der bauer und sein sohn', nach Waldis Esop 3, 88;
soll eine jungfer nächstens frein,
so schaut sie drin (in der quelle) den knaben,
den sie beim sechsten vollmondschein
zum bräutigam wird haben.
Langbein ged. (1788) 62;
da schlug der knab den knecht und wurde flüchtig.
Schiller 523ᵃ, Tell 1, 4,
es ist Arnold von Melchthal, bei Tschudi in der entsprechenden stelle junger mann, jüngling und diener, bei S. Frank aber auch der knecht sagt es seinem herren, der knab oder jüngling entran. Germ. chron. 1538 208ᵃ;
an der quelle sasz der knabe,
blumen wand er sich zum kranz.
Schiller, 'der jüngling am bache', v. j. 1803;
Bürger übersetzte Homers κοῦροι so (bei Voss jünglinge):
füllten die knaben den kump bis oben zum kranze mit wein an.
Il. 1, 470.
öfter bei Göthe, in liedern und im Faust:
sah ein knab ein röslein stehn ....
und der wilde knabe brach
s' röslein auf der heiden.
1, 17;
der lüsterne knabe
er winkt mir ins haus.
1, 33;
verflieszet, vielgeliebte lieder ....
kein knabe sing entzückt euch wieder,
kein mädchen in der blüthenzeit.
1, 68;
es war ein knabe frech genung ....
der hatt ein armes mädel jung
gar oft in arm genommen.
1, 181, 'der untreue knabe', nachher bube;
geh (bach), sag ihr gleich und sag ihr oft,
was still der knabe wünscht und hofft.
1, 209, 'der junggesell und der mühlbach';
stellt sich die schöne müllerin dar
dem erstaunt erzürnten knaben.
1, 216, sonst jüngling;
bleibe, schönes mädchen, ruft der knabe.
1, 244 (braut von Corinth), sonst jüngling, auch mann;
die gegenwart von einem braven knaben
ist, dächt ich, immer auch schon was.
12, 11;
da sieh mir nur die schönen knaben! ....
gesellschaft könnten sie die allerbeste haben
und laufen diesen mägden nach!
12, 49, bürgermädchen sagen es von 'schülern';
ein braver knab (Faust), ist viel gereist,
fräuleins alle höflichkeit erweist.
12, 156.
in der braut von Corinth mag ihm zugleich antiker gebrauch vorgeschwebt haben, wie denn dichter den Endymion, Narcissus, Adenis u. a. dgl. knaben nennen, nach lat. puer, gr. παῖς:
nicht stillt Aphrodite dem schönen knaben die wunde,
die den zierlichen leib grausam der eber geritzt.
Schiller 84ᵇ (nenie).
g)
grösztentheils aber ist es ausdrücklich der sprache des volkslieds entnommen, in dem dieses knabe wie anderes aus dem 16. jh. bis heute nachlebt, und zwar durch ganz Deutschland hin:
es sah ein knab ein röslein stehn,
röslein auf der haiden u. s. w.
Herder volksl. (1778) 2, 151, 'aus der mündlichen sage' s. 307;
und da es war um mitternacht,
dem könig träumts so schwere,
dasz es fürwahr ein schön jung knab
bei seiner tochter wär.
Herders nachlasz 1, 162, aus Göthes eigner samml. von 1771 aus dem Elsasz;
es wollt ein knab spazieren gehn.
das. 172;
der jung knab weckts braun Annelein.
173;
dasz mir der lose knab
nicht kommt an meine hand.
174;
allweil wir beid einen knaben lieb haben,
ach gott, wie wollen wir theilen!
E. Meier schwäbische volksl. 374;
es hatt ein knab ein mägdlein lieb.
wunderhorn 4, 71, niederrh. (von H. Heine aufgezeichnet);
es gieng ein knab spazieren,
spazieren bei der nacht.
4, 73, aus Schlesien;
schön dank, schön dank, mein feiner knab.
4, 307, nrh.;
ein junger knab gassaten gieng.
Erk liederhort s. 303, aus Franken;
da begegnet ihr derselbige knab,
der des nachts bei ihr geschlafen hat.
302, aus Hessen;
es war ein edler knab,
der freit eine arme magd.
Hoffmanns schles. volksl. s. 64 (s. 4, a);
zu Wesel auf der schanz
da stand ein junger knabe (einer von Schills officieren 1809).
Soltau 2, 445.
daher auch noch bei neueren dichtern und vermutlich für immer im tone jener lieder:
der knabe sprach zur jungfrau schön
nach süszem liebesscherz.
Arndt ged. (1860) 65;
doch immer hüpften ihren tanz
im abendroth, im sternenglanz
die knaben und die dirnen.
und als ich kam zum eisgen see,
hab ich einen knaben gefunden,
es flosz wol über den winterschnee
sein blut aus tiefen wunden.
Geibel ged. 112 (1850).
h)
auszerdem nur in herabsetzendem sinn, im munde älterer, wie junge: Miller (zu Ferdinand). zurück! weg! greife nicht an das vaterherz, knabe! Schiller 208ᵇ (cab. u. liebe 5, 2);
Philipp. wo ist don Carlos, mein infant? der knabe
don Carl fängt an mir fürchterlich zu werden.
252ᵇ;
Philipp. diese memmen weinen,
von einem knaben (Carlos) weich gemacht.
302ᵇ;
Attinghausen (zu Rudenz). lern dieses volk der hirten kennen, knabe!
526ᵃ.
so spricht Bürger (1824) 6, 193 von poetenknaben, unreifen dichtern (weim. jahrb. 6, 93).
3)
einzeln für mann überhaupt.
a)
alter knabe ist zwar eigentlich alter junggeselle, wird aber wie nordd. alter junge, engl. old boy auch ohne diese beschränkung gebraucht, scherzhaft oder mit ganz eigenem nachdruck, ungefähr wie alter bursche, alter kerl, denn beide bezeichnen eig. auch frische jugend- und manneskraft:
die rennhuͤt muͦsz man haben
zum ritterschimpf (turnier) allein,
dienen nit den alten knaben.
bergreien nr. 16, 5 s. 40 Schade,
sie sind nur für die jungen knaben, die im volksliede die helden in liebe und kampf sind;
sie (die alte) wird dir recht, du alter alter knab.
H. Sachs 3, 75 Göz;
sie führen ihn zum markt. hier fand er seine brüder ...
'triumph, schrein sie, triumph, triumph, victoria!
er ists, er ist es selbst! der alte knab ist da!'
Zachariä renommist 2, 36;
man kömmt. ruhig, alter knabe, ruhig! Lessing 2, 180, Odoardo Galotti sagt es zu sich selbst, im 4. auftritt des 5. aufzugs, um seine aufregung zu dämmen und fassung zu gewinnen, es fällt damit auf die aufregung zugleich ein schein des jugendlichen, er bevatert sich damit gleichsam selbst; gut, alter knabe, gut: ich verstehe dich. du warst so ein guter mann u. s. w. 11, 747, im selbstgespräch mit seinem gegenwärtig gedachten vater, der seinen zorn begütigt; Sophie gibt dem alten knaben nunmehr seine abfertigung. Hermes Soph. reise 2, 468, einem nicht mehr jungen bewerber;
top! riefen die ritter, der alte knabe spricht
wie ein orakel!
Wieland Amadis (1771) 1, 208,
in burschikosem übermut von einem triton, wassergott gesagt (der alte wassermann s. 212), wie unter b mhd.
b)
überhaupt war knabe (wie knecht) früh auch in dem allgemeinen gebrauch wie kerl und das viel später entstandene, aber gleich entwickelte bursche. so schon mhd. der michel knabe Iw. 5056, der ungefüege knabe Er. 5552 von riesen, 'der grosze kerl, bursche', vergl. der helleknabe vom teufel Frauenlob spr. 163, 15;
er (her Dünnehabe, Schmalhans) ist zer welt ein müelich knabe.
ir milten, helfet mir des bœsewihtes abe!
Süszkind von Trimberg MS. 2, 178ᵇ. MSH. 2, 259ᵇ;
ir fulen knaben, lônd üch lingen (macht schnell).
Mone schausp. d. m. 2, 298;
wer hat ain rechten frummen kandt,
der tugent (gen.) nit entgolten (schaden davon gehabt) hab?
ach gott, wi mancher pöser knab
oft posheit (gen.) durch gewalt geneüszt (davon genusz hat).
ein böser knab blosz als vollerer ausdruck für ein böser, wie vorher ein frummer;
ja het ich allweg bare
ain gulden in der hand,
als oft die weiber fahren
nach flöhen unters gwand,
ich würd ain reicher knabe (reicher kerl),
het ain köstlichen zoll.
flöhlied in Fischarts flöhhatz, kloster 10, 901, Kurz 2, 113;
wies selbst gieng den klugen manthiern (menschen),
da sie wolten regiment führn,
darin ganz frei allerlei knaben
solten zu thun und rathen haben.
froschmeus. Z 3ᵇ,
kerle aus jedem stande, Heinz und Kunz wie es vorher heiszt, krethi und plethi. einzeln noch jetzt, z. b. der ehrliche knabe von einem manne, traulich burschikos, bei Arnim: Kugler und seine (junge) frau kamen jetzt zu ihnen, um abschied zu nehmen. das that dem ehrlichen knaben (dem Kugler) gar weh. kronenw. 1, 385 (Berthold 1817 s. 338).
c)
besonders auch mit ironie oder bitterkeit (wie geselle, bursche, bruder, monsieur auch, die alle von gutem, ehrendem sinn aus in das gegentheil umschlugen):
Jhesus ist ein rechter knab.
Mone schausp. d. mitt. 2, 314;
so find ich noch die rechten knaben
die by dem narrenschiff umb traben.
Brant 103, 3;
aber diser frummer knab
schluckt die speisen ganz hinab (nimmt es nicht so genau)
und kan es alles sampt verdouwen,
und günt der ganzen gmein sein frouwen.
Murner narrenbeschw. o 7,
von einem ehemann, der seine frau auf ehebruch ausschickt, um geld für seine schlemmerei zu verdienen;
wann einr (ein pfaff) eim ehemann schänd sein haus
durch ehebruch, so ward nur daraus
ein fein gelecht, von solchen knaben
must er den spott zum schaden haben.
Alberus bei Gödeke elf bücher d. d. 1, 98ᵇ;
der siebend war ein feiner knab,
stoszt dkugel vor dem bulfer nab.
Haupt 3, 254.
d)
auszerdem besonders wo eine gesamtheit zu bezeichnen ist, eine landsmannschaft, eine partei u. dgl., im anschlusz an die 'knabenschaft' u. 2, a, vgl. die Augsburger knaben sp. 1314 mitte. eigentlich die jungen bursche als ganzes und als berufene vertreter der ehre ihrer heimat in ernst und spiel. so nennt Fischart die theilnehmer der Straszburger fahrt auf dem glückhaften schiffe, wie gesellen, die gesellschaft, in ehrendem sinne auch knaben v. 323, die Züricherknaben 835. 1103, es sind aber ratsherren, herren der zweihundert, und bürger (man sehe die liste am ende des gedichts). ebenso die Dockenburger knaben bei Lenz:
die Dockenburger knaben
die zugen frölich dran,
mit iren frischen knechten
hielten si gute hut.
Schwab. 72ᵃ,
'die Toggenburger mit ihren kriegsknechten'; auch die Schwizer knaben unter 2, d gehören zugleich hierher, 'die Schweizer' wie wir jetzt kahler sagen. in einem polit. liede des 16. jh. werden die Polen so angeredet:
dank habt, ihr stolzen polischen knaben,
ein solchen könig wolt ir haben.
Ambr. lb. 152, 33.
deshalb übersetzt J. Spreng Il. (1625) 262ᵃ Λύκιοι (12, 315) gut deutsch die Lycianer knaben (sonst die Lycier), es stimmt aber auch völlig zu κοῦροι Ἀχαιῶν gleich Ἀχαιοί bei Homer selbst. Daher auch von parteien. in den religionswirren von Solothurn i. j. 1533 heiszt die reformierte partei (die Lutherschen, den alten gegenüber) auch die Lutherschen knaben:
ze Solenthuren wol in der stat,
do die Lüterschen knaben mit irer rot
die alten tätend schmächen.
Soltau 2, 143;
zu Rottemburg hat es sich angespunnen (der bauernkrieg),
ist mancher bawr (viele bauern) zusamen kumen
mit iren klugen sinnen,
sam (als ob) werens evangelisch knaben.
107.
e)
auch, ganz wie kerl, durch vermenschlichung auf thiere und dinge angewandt; der wolf spricht zum hirsch:
wol auf, wol auf, du dürrer knab,
du must in meinen magen.
jägerschrei nr. 22,
in einer andern fassung du dürrer knecht weim. jahrb. 3, 346; die schwarzen knaben von den flöhen Fischart flöhhatz 771 Sch.;
so lang sie (die bienen) aber ihren könig haben,
sein sie mutig wehrhafte knaben.
Rollenhagen froschm. Gg 8ᵃ;
darümb sie (die dronen) auch kein stachel haben,
und sind durchaus wehrlose knaben.
8ᵇ;
vgl. der nachtigallknab, das nachtigallmännchen Voss 3, 35.
f)
ebenso gemeint obscön der glatzete knabe, wie auch kerl, knecht (s. ebenso knabenbube):
ich wolt dir leihen mein glatzeten knaben.
fastn. sp. 732, 24. 346, 30.
4)
die stellung des jünglings in der familie brachte es mit sich, dasz er dem hausherrn gegenüber bis zur eigenen reife das verhältnis des dienenden einnahm; daher wie lat. puer, gr. παῖς, fr. garçon, engl. boy knabe als dienender, gleichmäszig im adelichen wie im bürgerhause und bei den bauern. ganz gleichgeltend sind hier wieder knappe und knecht, früher auch kind; nur die bedeutung servus, sclave, wie knecht, hat knabe nicht entwickelt, obwol in mhd. zinsknabe, schultknabe (wb. 1, 850ᵇ), in dienstknabe unter c auch davon spuren aufzutauchen scheinen.
a)
bei hofe war knabe der edle jüngling, so lang er noch nicht den ritterschlag hatte, im dienst eines ritters als kriegsknecht oder im hofleben als page, edelknabe wie es heute noch heiszt gleich älterem edelknecht.
α)
mhd. sind knabe, knappe, kneht, kint auch in diesem sinne ursprünglich gleich:
Êrec tet als in der knabe bat,
des was der kneht frô.
Er. 3540;
Êrec sprach ze dem knehte
'knabe, ir sult von rehte
etelîchen lôn emphân'.
3557.
im Parz. 345, 12. 18 heiszt der fürstensohn Meljanz, der einem vasallen seines vaters zur erziehung anvertraut wird (der junge künec das. 28), kurz hintereinander knabe und knappe, in Mai und Beaflor 81, 9. 83, 4 nennt sich der könig Mai selbst kneht, weil er den ritterschlag noch nicht hat, obwol er schon krone trägt, er reitet im turnier mit den knappen 82, 38. daher zusammenfassend: ritter, knaben unde wîp. Engelh. 2251, gleich al diu werde hoveschar 2244;
alle künige, vürsten, herren, ritter, knaben, knehte.
MSH. 3, 63ᵃ.
β)
so knabe im hofdienste und zugleich zur ausbildung im höfischen wesen, erst seit dem 17. jh. durch page verdrängt: ime (herzog Karl von Burgund) wurden auch aus andern landen vill fürsten, graven und herrn kinder zu knaben geschickt. Wilwolt von Schaumburg 18; darnach schlueg die kais. maj. etwan (d. i. ziemlich) vill irer knaben ritter (bei der krönung). 9; von den edeln knaben in der purg, des kaisers knaben. Behaim Wiener 66, 29. 30; ein kamer (in der burg zu Nürnberg) ... dorin des keisers knaben lagen (wohnten). Tucher baumeisterbuch 300, 28;
so warten auf zween edle knaben,
so kammerschreiberempter haben.
froschm. Ff 1ᵇ;
sie (die königin) spricht zum pagen 'du läufst einmal
und holst mir den beutel zum spiele' ...
der knabe der eilt so behende,
war bald an des schlosses ende.
Göthe 1, 221 ff.;
sie hat ehebruchs sich schuldig gemacht, ihren mann vergiftet durch ihren knaben. der knab hat sich selbst gerichtet, der mann ist todt. 8, 160. 42, 222, es ist Adelheid von Weislingen, der knabe ist Franz, ihr page. vgl. auch kammerknabe.
γ)
sie verrichteten u. a. botendienste, auch z. b. Neidhart 12, 7 nennt seinen boten vil lieber knabe (wie 38, 35 kint), es ist gewiss ein knappe, vgl. den kleinen boten Reinmars frühl. 175, 13; Nib. 1376, 4. 1396, 4 heiszen Werbelin und Swemmelin knappen (vgl. dazu oben 2, 272). so noch im 15. 16. jh., auch bei wichtigen gesandtschaften: zur abfertigung Jorgen Gloachers, unsers gnädigen herrn knaben. Krenner bair. landtagshandl. 7, 207, v. j, 1464; hat ietlicher knab (als gesandter des schwäb. bundes an herz. Ulrich v. Wirtenberg) ain offen brief in der kluppen gefürt, aber herr Jörgen von Früntsperg knab, mit dem der herzog von Wirtenberg allain gesprech gehalten, hat drei brief ... gefürt. des schweb. punds hörzug u. s. w. A 1ᵇ. knabe könnte da geradezu als gesandter gefühlt sein. daher vielleicht auch bei Luther: fürcht dich nicht fur den worten die du gehort hast, mit welchen mich die knaben des königes zu Assyrien geschmecht haben. Jesaia 37, 6 (vgl. 2 kön. 19, 6), das hebr. wort entspricht genau unserm knabe, lat. puer, die LXX aber übersetzen πρέσβεις, gesandte, es ist der erzschenk mit seinen leuten;
zwen knaben thet er (den Benzenauer) schicken
zum kunig Maximilian,
das schlosz (Kufstein) wolt er aufgeben (übergeben)
und wolt ziehen darvon.
Soltau 2, 50, Uhland volksl. 461.
δ)
seltener im kriegsdienste, wo knecht früh vorwaltete: das war das erste banzer und harnisch das ich (als ritter) anthet, sonst war ich für ein jungen ('als junge') zimlich versucht und gebraucht worden in kriegen und anders, doch in knaben weis. Götz v. Berl. 47, die stelle ist bemerkenswert für das verhältnis von junge und knabe, jenes die bezeichnung die Götzen doch schon am nächsten lag, dieses der höfische titel; in Göthes Götz ist so von knaben öfter die rede, s. z. b. 8, 44. 42, 55. 278. 282 (knecht 42, 58 gleich knabe 8, 46); ein edler knab zu fuesz (als krieger) der hat .. ein vergultes rapir mit weiszsameter schaid, ein solchen dolchen. Westenrieder beitr. 5, 168. daher auch ritter und knaben, wie sonst ritter und knechte:
der lantgrâve im welte sie (diejenigen),
die er mit im wolte haben (zu dem überfall),
werde ritter, freche (kecke) knaben.
Ludwig des frommen kreuzfahrt 6117;
tausend ritter und tausend knaben.
Ulrich von Reichenthal bl. 94 (Schm. 2, 368);
und seine gwardi (garde, guardia) bei sich haben,
die allerbesten ritter und knaben.
froschm. Gg 6ᵃ.
altengl. sind knihtes and knaves ritter und knechte.
ε)
der begriff greift übrigens auch hier, wie unter 3, über die jugend hinaus:
ich bitte den könig mit seinen knaben,
er wolte mir nichts für übel haben.
Gryphius P. Squenz (1663) 26,
der könig mit dem ganzen hofstaat, freilich im munde des meister Bullabutän, sodasz es vermutlich komisch ungeschickt klang. aber im folg. sind edle knaben nicht blosz junge adeliche, auch edelleute überhaupt:
das noch kein has hat freien pass
für den lewen und edlen knaben.
froschm. Z 2ᵃ.
so im 15. jh. reitersknaben für ritter überhaupt:
man will si wol hanthaben (schützen)
die frischen reitersknaben
mit ritterlicher kraft.
Hätzl. 285ᵇ,
in einem bitteren spruche wider der edeln reiter orden, die raubritter, die bei den fürsten schutz finden. so wechselt in einem volksliede bei Uhland reiter s. 368 mit reitersknaben 365. 366. genauer sind freilich mit reutersknaben wol noch knappen gemeint, z. b. 368 (knecht 369). 380. 435, rittersknaben Lenz Schwab. 115ᵇ, der zusatz sollte sie von kriegsknechten aus unedlem stande unterscheiden, die sich früh auch knaben nannten (s. 2, d). die landsknechte zogen freilich auch das wieder an sich (wie sie überhaupt ihr thun und wesen als ritterlich behandelten), z. b. der dichtende reutersknabe Soltau 2, 275 musz ein landsknecht sein, s. str. 35 und 31.
ζ)
überhaupt ahmte man ja in bürgerlichen kreisen dem höfischen wesen möglichst nach. in folg. ist wol knabe eine solche nachahmung: ain prewtigam mag ain knecht oder knaben zu im claiden (s. sp. 1076). Baader Nürnb. polizeiordnungen 82. vgl. auch 'kammerknabe' als kriegsknecht in städtischem dienste.
b)
im bürgerlichen leben entspricht der geselle und der lehrling bei den gewerken (auch geselle war mhd. in höfischem gebrauch); aber knabe, knappe, knecht galten auch hier gleich.
α)
geselle: item es soll ein ieder knecht oder knabe ein schurz oder leiprock von éiner farwen tragen in der werkstatt. bundesartikel der schneiderzünfte in 14 rheinischen städten v. j. 1520 in Mones anz. 8, 285 ff. § 3, es ist freilich schwer zu unterscheiden ob nicht mit dem knaben der lehrling gemeint ist, denn es ist zuweilen vom knecht allein die rede (z. b. § 1. 14. 16. 26. 30, geselle § 2), meist knecht oder knabe, knecht noch knabe. aber § 34 kann nach der sache mit beiden wol nur der geselle gemeint sein: soll sollichem meister (der unehelich geboren wäre) kein knecht oder knabe arbeiten. doch der lerknabe § 18 heiszt wiederum auch lerknecht § 35, allerdings beim auslernen: wo ein lereknecht uszzoch (uszzöge, fortwanderte), sein hantwerk zu treiben vermeint, soll er ein brief .. bringen, wu er gelernet hab. webergesellen nennen sich webersknaben Uhlands volksl. 703 (der meister redet einen das. lieber knecht an), 704 knappen, gesellen; bergknappen heiszen hauersknaben 206, erzknaben Lenz Schwab. 115ᵇ, bergknaben P. Wigand beitr. für gesch. und rechtsalt. u. s. w. (1858) s. 267 aus dem 18. jh., ebenso bergburs froschm. Aa 5ᵇ (Gödeke eilf. b. 1, 119, 43) wie reiterburs für reiterknabe (das. 120, 17), denn bursch trat, von den studenten ausgehend, ganz in die kraft von knabe, knecht ein.
β)
doch wird auch klar unterschieden zwischen knecht geselle und knabe lehrling, bursche, z. b. in einer schneidertaxe aus Luzern v. j. 1472: und sol man (für arbeit im hause) eim meister zum tag ze lon geben ij plap. (plappart), ouch eim meisterknecht ij plap., und sust eim (d. i. einem andern) knecht ij β. (schilling) und von eim knaben viij angster. anz. des germ. mus. 1859 sp. 54; einich fleischhackerknecht oder knab. Nürnb. poliz. 241, zum viehhüten gebraucht, 'geselle oder lehrling'; soll kein meister ... ein lehrknaben under vier jahren das handwerk zu lernen annemmen, und das auch der knab ehelich geboren sei. goldschmiedordnung zu Heidelberg v. j. 1563, Mones zeitschr. 3, 164.
γ)
in seestädten auf schiffen von den matrosen, so im Hamburger stadtr. v. 1605: es soll kein schiffer seinem knaben .. urlaub geben .. also soll auch kein knabe seinen herrn verlassen. das ist aber verhochdeutschung des nd. knape, s. knappe 3, b.
δ)
das alles stimmt genau zu der höfisch ritterlichen einrichtung (ob blosz nachgebildet oder gemeinsam aus älterer zeit?); auch der erwähnte meisterknecht beim handwerk, der erste gesell, obergesell, ebenso der meisterknecht auf bauerhöfen, in fabriken der aufseher über die arbeiter (brem. wb. 2, 821) ist ganz dasselbe was der meisterknappe (Parz. 59, 30. 105, 2) unter den knappen eines ritters; auch meisterknabe wird von beiden gegolten haben, vgl. knappmeister. auch der lehrling heiszt knabe schon in der mhd. zeit, denn Wate wird Gudr. 361, 4 schermknabe genannt, da er von einem schermmeister das schirmen, kunstfechten lernt; vgl. lêreknabe vom schüler (wb. 1, 850ᵇ. Renner 159ᵇ).
ε)
auch im älteren englisch ist knave knappe, page, und knecht, diener, schottisch heiszt noch der mühlknappe so; die bed. 2 zeigt sich in 'knave out of doors', das spiel kämmerchen vermieten.
c)
diener überhaupt, wie knecht, wie es jetzt noch bei den bauern heiszt (s. engl. knave vorhin): dienstknabe, verna. voc. rerum Dief. 613ᵇ.
α)
so mhd. und später gleich unserm junge. in Gahmurets aufzug sind unter dem gesinde garzûne, köche und ir knaben Parz. 18, 23, ebenso im Wig. 226, 35 ff. in einem aufzug köche, der garzûn, dann sîn gesellen und die knaben der man zer kuchen ouch bedarf, küchenjungen. der landsknecht hat im felde einen knaben zu seinem dienst, s. Uhland volksl. 517. 524.
β)
aber auch von jünglingen und erwachsenen, z. b. zollknaben in den zollstätten am Rhein 1480, s. Mones zeitschr. 9, 36, sonst zollknechte das. 32, die dri zolldiener 36, die knechte des zollschribers. rossknabe, pferdeknecht. baderknecht:
das bad das ward ihm (dem pfaffen) zugericht,
ein badknecht wolt er haben.
es solt aber niemand wissen nicht,
was er het für ein knaben (nämlich eine dirne).
Ambraser liederb. 135, 10.
zwar, wir könten uns auch wenden
auf das schöne Schönefeld,
und den knaben vor uns senden,
der uns alles wolbestellt.
Fleming (1642) 424.
γ)
besonders oft und manigfaltig in Luthers bibel, im hausleben der patriarchen: er aber lief zu den rindern und holet ein zart gut kalb und gabs dem knaben, der eilet und bereitets zu. 1 Mos. 18, 7; und Boas sprach zu seinem knaben, der uber die schnitter gestellet war. Ruth 2, 5. 6; ich habe meinem knaben geboten, das dich niemand antaste, und so dich dürstet, so gehe hin zu dem gefesz und trinke da meine knaben schepfen. 2, 9; du solt dich zu meinen knaben halten, bis sie mir alles eingeerndtet haben. 2, 21, also wie jetzt knecht. nach Luthers grundsätzen bei der übersetzung müszte knabe damals noch bei den bauern Mitteldeutschlands so gegolten haben oder doch noch nicht ganz erstorben gewesen sein. denn sicherlich nannten auch die bauern ihre knechte einst knaben, wie bürger und ritter, vgl. dorfknabe sp. 1314 (α). ebenso von hirten: die rinder pflügeten und die eselinnen giengen neben inen an der weide. da fielen aus Reicharabia her ein und namen sie und schlugen die knaben mit der scherfe des schwerts. Hiob 1, 14. 15 (LXX ποιμένες); das fewr gottes fiel vom himel und verbrand schaf und knaben. 1, 16, ebenso in v. 17 kamelhirten knaben, vgl. richter 19, 3. 9. 1 Sam. 9, 3. 7. ebenso hat er den gebrauch seiner oder der jüngstvergangenen zeit im sinne, wenn er, wie oft, die diener der könige und helden des A. T. knaben nennt, da ihm wie seiner zeit jene in ritterlichem lichte erscheinen muszten: Gideon mit seinem knaben Pura. richter 7, 11; da rief Abimelech eilig dem knaben, der sein waffen trug. 9, 54; Jonathan der son Saul sprach zu seinem knaben, der sein waffentreger war. 1 Sam. 14, 1, vgl. 16, 17. 18. 2 Sam. 13, 28. 29; die knaben der landvögte. 1 kön. 20, 14. 15. 17. 19, als kriegsknechte, in v. 19 heiszt es da aber die knaben der landvögte waren ausgezogen und das heer inen nach, wol wie 'reitersknechte'; da sprachen die knaben des königes die im dieneten 'man suche dem könige junge schöne jungfrawen'. Esther 2, 2. 6, 3, LXX διάκονοι; sprich ein wort, so wird mein knabe gesund. Luc. 7, 7, παῖς, vorher eines heubtmans knecht, seinen knecht v. 2. 3, δοῦλος.
δ)
in neuerer zeit nur noch dichterisch, denn im leben heiszt es bursche, junge, oder bedienter, kellner, marqueur u. a.:
zünde mir licht an, knabe! 'noch ist es hell, ihr verzehret
öl und docht nur umsonst. schlieszet die läden doch nicht!
Göthe 1, 280 (röm. eleg. 14);
lasz mich jetzt, geliebter knabe.
2, 215. 223, der schenke;
du guter knabe hast mir eingeschenkt.
5, 227,
er hatte übrigens dabei gewiss das puer der röm. dichter im sinne. aber eigner weise auch in Werthers leiden, Werthers bedienter wird meist knabe genannt (einzeln auch bursche, junge), s. 16, 185. 186 (1775 s. 215. 216. 217), vergl. mit 162. 181, wie geht das zu?
5)
oben 2, 413 ist aufgeführt (ohne beleg) bruchknabe hode, die zwen stolzen knaben die hoden; jenes müszte von brûch hose sein (2, 410), gemeint wie knabe penis unter 3, f (vgl. der knecht in der bruͦch). aber der voc. theut. 1482 q 8ᵇ gibt 'knab, hernia vel tumor, geswulst oder auszflus des ingewaids', also der bruch, hernia selbst knab genannt. vgl. mhd. gil hernia mit geile hode? das knabenkraut könnte von knabe testiculus genannt sein, es heiszt übrigens auch bruchknabenkraut, bruchkraut, hodenkraut. wenn anders diese bed. von knabe sicher ist, könnte man sie mit umgehung jenes scherzes in unmittelbare beziehung bringen zu der urbedeutung der wurzel 'zeugen'.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1867), Bd. V (1873), Sp. 1311, Z. 40.

knaben

knaben,
nagen, selten, aber wichtig: des nachts kriechen sie (die wanzen) heraus in die bette und knaben einem am leibe. Colerus oecon. (1640), hausbuch 220. Man darf es als das mutterwort zu knabbern ansehen, das hier in einem späten reste auftaucht. gestützt wird es durch anderwärts auftauchende reste, nur mit leichter abweichung in den lautstufen: engl. knab, knabbern, knuppern, nagen (auch knabble), das im auslaut zu hd. knappern stimmt, wie engl. knapple knabbern bei Halliw. zu hd. knaffern. Im anlaut mit andrer stufe (wie oft in der ganzen verwandtschaft) götting. gnâben, gnâwen nagen Schamb. 65ᵇ, wohinter altes gnaven liegt, wie noch dän. gnave nagen, schwed. dial. gnava, stark, im praet. gnov Rietz 204ᵃ (wie mhd. genagen, genuoc). daher auch hd. gnaben, bei einem Norddeutschen: indem sie (die maus) die bretter am schiffe zu beiszen und zu begnaben angefangen. Olearius pers. reise (1696) 299. ebenso altengl., doch mit p (wie in knapple) gnappe knabbern Halliwell 405ᵇ, aber auch 'gnave gnawed' 406ᵃ, ags. gnafan Ettm. 438. wieder auch nd. gnapsen, gnuppen kratzen Danneil. s. weiter knagen, knauen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1867), Bd. V (1873), Sp. 1323, Z. 23.

knabern

knabern,
s. knabbern.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1867), Bd. V (1873), Sp. 1326, Z. 58.

verknapen, verb.

verknapen, verb.
vermummen?
ich wil dir lösen dein gedancken,
die du vom munchskleid hast gehabt,
wie du gern seltzam wert verknapt (vielleicht verdruckt für verkapt)?
Fischart dicht. 1, 196, 2504 Kurz.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1891), Bd. XII,I (1956), Sp. 669, Z. 32.

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Zitationshilfe
„knabe“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/knabe>.

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