Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

knabenkraut, n.

knabenkraut, n.
name mehrerer pflanzen.
1)
hauptsächlich die orchideen, ὄρχις, satyrion, testiculus, hodenkraut, stendelkraut, mit hodenähnlichen wurzelknollen, daher als geschlechtliches reizmittel gebraucht (vgl. Schmeller 2, 251) und als heilmittel für hodenbrüche (vgl. dazu Weigand d. wb. 1, 602), in zahlreichen arten (einige heiszen heiratswurzel), s. Nemnich 4, 779 ff.; schwarzes knabenkraut, satyrium nigrum 4, 1225, wildes knabenkraut, serapis latifolia 4, 1284:
kein keuschbaum, klosterpfeffer dienet,
das ist nur (nun?) unkraut für die braut.
bringt lieber, was für beide grünet,
hier knaben- taschen- pfenningkraut.
hochzeitged. von Morhof, unterricht (1718) 2, 125.
der name mag von den verliebten knaben herrühren, die im alten volkslied erscheinen (s. knabe 2, c). er gilt schon im 15. jahrh., knabenkrut satirion Dief. 644ᵃ, knabenkraut aphrodisia 514ᵃ, cynosorchis Fris. 361ᵃ, orchis, priapiscus Junius nom. (1577) 101ᵇ, doch s. auch unter knabe 5.
2)
ophrys, eine der vorigen verwandte pflanzenart, s. Nemnich 4, 775 ff.
3)
sedum telephium, bruchwurz, hauswurz. 4, 1273, die namen zumpenkraut, fotzzwang das. weisen gleichfalls auf aphrodisischen gebrauch. nicht anders wol 4) bupleurum rotundifolium, schoszkraut, nabelkraut, mit zusammenziehender kraft. 1, 724.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1867), Bd. V (1873), Sp. 1324, Z. 38.

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Zitationshilfe
„knabenkraut“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/knabenkraut>.

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