Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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länzen, verb.

länzen, verb.
lanceis perfodere balaenas. Frisch 1, 576ᶜ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1877), Bd. VI (1885), Sp. 189, Z. 77.

lenz, m.

lenz, m.
die verkürzung des personennamens Laurentius nach dessen lateinischer betonung (während die deutsche betonung die form Lôrenz hervorbringt); im 16. jahrh. als herkömmlich bezeugt: für Hieronymus machen etliche Gruner, für Christoph Stoffel, für Jacob Jekel, für Pancratius Cratz, für Dionysius Nys, für Egidius Gilgen, für Cyriacus Cilies, für Sylvester Fester, für Sebastian Bestel, für Laurentz Lentz, für Nicolaen Clas etc. etc. Witzel onomasticon ecelesiae (1541) bei Fromm. 6, 452; sonst waren unsere jetzige zunamen zugleich der alten vor und nachnamen. Darum lauts den Mallen- und Bottenflemming, und den plumpen Holländern so widersinnisch, dasz einer soll Diebold Angelgert oder Lenz Ochsenfusz heiszen, meinen ein Hochteutscher hab drumb zwen vätter, aber Wilhelm Wilhelms son, Erich Erichsson ist jrs verstands. Garg. 108ᵃ; 's Holtzöpffall Christes Leentze (Lenz, sohn von Christian Holzapfel). schwäb. flieg. blatt um 1633 bei Fromm. 4, 86; noch jetzt im alemannischen und bairischen sprachgebiete als taufname üblich, z. b. in Appenzell (Tobler 297ᵇ), im Aargau (Fromm. 6, 459ᵇ), in Baiern (Schm. 1, 1495 Fromm.), Kärnthen (Lexer 177); auch in Hessen (Vilmar 247). die häufigkeit der form bringt ihre verwendung als appellativum hervor, im sinne von mensch, kerl, narr oder ähnlichem (vergl. eine ähnliche verwendung von Hans theilsp. 457); in einer anrede: im Breisgaw wonet ein gar torechtiger, einfaltiger mensch, der ganz narrecht und kindisch was, hat aber dannocht von guten fromen leuten ... lernen betten, galt jm aber gleich, welches er zuvor bettet, den glauben oder das vatter unser. wann man jn dann fraget: Lenz, wie bettest du also durch einander? unser herrgott kan nit draus kumen; so antwurt er: ho, wil er nit draus kommen, so bleib er darinnen stecken. Wickram rollw. 166, 21 Kurz (überschrift ein narr kond betten u. s. w.); in zusammensetzungen: der hemedlenz, der im bloszen hemde geht, und im obscönen scherz penis Schm. 1, 1495 Fromm.; brennsuppen-lenz, mensch der schlecht, aber viel iszt. 2, 319; mit adjectiven: der gut Lenz. Frey garteng. 19ᵇ; bedacht sich der fromb Lenz. ebenda; wer war da in gröszern ängsten dann der arm Lenz. 20ᵃ; am Rhein heiszt langer Lenz eine grosze, meist magere person. Kehrein 262; ebenso in Hessen. Vilmar 247; der faule Lenz bildet sich umdeutend aus dem verbum faulenzen (einer ableitung auf -enzen von faul, vergl. gramm. 2, 341) und dem dazu gehörigen masc. faulenz theil 3, 1374, welches theils den faulen menschen, theils die faulheit bezeichnet: o du fauler Lenz, gehe zu der omeisz und lehrn von ir. Keisersberg narrensch. 259; es heiszt dem faulen Lenzen dienen: lauft lieber umbher wurst eyer und kesz samlen, und dienen also den faulen Lenzen. Kirchhof wendunm. 20ᵃ, und davon ausgehend, wird ein hauptmann Lenz aufgestellt, der die faulen commandiert: ein gesprech mit dem faulen Lenzen, welcher ein hauptmann des groszen faulen haufen ist. titel eines gedichts von H. Sachs, angeführt bei Wackernagel kl. schr. 3, 165; mir zwar ... ware sie (die ungewöhnliche grosze hitze), die wahrheit zu bekennen, so beschwerlich, dasz ich mich unzählich mal under den hauptmann Lenz underhalten lassen muste. einsmahls commandirte mich dieser gewaltige capitain, von meinem vorgenommenen spaziergang abzutretten und ohnweit unserem dorf in einen lustigen bosch .. mich daselbsthin in das frische gras under den schatten niederzulegen. Simpl. 4, 325 Kurz; ferner der faule Lenz sticht einen;
da sie nit in die schule gehen,
und dürfen die zeit lernen nicht,
das macht der faule Lenz sie sticht.
W. Spangenberg anbind oder fangbriefe M 5ᵃ;
do stach sie bald der faule Lenz,
und kam manch ungelerter Benz
vom adel, die da müszig lagen (ins domstift).
B. Waldis päbstl. reich 2, 3;
auch nur der lenz sticht (vgl. dazu unten das erste lenzen): dem könig David hat einmahl der lenz gestochen, deszwegen er nachmittag, langweil halber, sich niedergelegt und den polster gedruckt. Abr. a S. Clara Judas (1689) 1, 316;
das sie (des baders gesinde) etwann der lenze stech.
H. Sachs 4, 3, 67,
was veranlassung zur verwechselung mit dem folgenden lenz frühling gibt, wie die nebenform der glenz sticht ergibt, da glenz nur zu dem letzt angegebenen lenz gehört, s. dort:
also auch wer nit gerne arbeit,
der findt auch wol zu aller zeit
ursach, das sich den glenz leszt stechen,
solt ers auch von eim zaune brechen.
B. Waldis Esop 4, 37, 27;
ein treger schelm und fauler Henz,
der sich stets stechen leszt den glenz,
streckt sich dahin und wil nit thun.
3, 48, 16.
lenz heiszt im bairischen auch der mittlere kegel eines spiels, der auf manchem kegelplatze, wenn man ihn allein trifft und umwirft, drei gilt. Schm. a. a. o.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1879), Bd. VI (1885), Sp. 752, Z. 9.

lenz, m.

lenz, m.
der frühling.
1)
die älteste form des wortes erscheint als ags. masc. lencten (vernali tempore lencten-tîme glossen in Haupts zeitschr. 9, 496ᵇ; ver is lencten-tîd, seó häfđ emnihte. Bouterweck screádunga 26, 23); ahd. lengizin in lengizin-mânoth (Weinhold monatnamen 48), woneben vorkommt die form langez, langiz ver (Graff 2, 242):
dô der langez chom,
dô fuor er ze Bêthlêhem.
genesis in den fundgr. 2, 51, 24;
später umgedeutet in lengist (Dief. 611ᶜ), die auch noch im bair. längesz, längsz, längszen, längszin (Schm. 1, 1491 Fromm.) und im schweizerischen lanxi, langsi, lanzig lenz (Stalder 2, 156) nachklingt. da diese form sich auf eine iterativbildung zum adj. lang stützt, so ist schon längst die begründete ansicht vorgetragen worden, dasz der name auf das allmähliche längerwerden der tage sich beziehe. die kürzung des ahd. lengizin zeigt sich schon gegen ende des 8. jahrh.: ver lenzin voc. st. Galli 294, dem späteren mittelniederd. lenten und niederl. lenten, leinten (ver leinten Dief. 611ᶜ) entsprechend, und am Niederrhein ins femininum umgeschlagen: ver die lentzen off meye. ebenda; noch jetzt ist um Boppard und im Siegener lande die lenzen bestellen des feldes im frühjahr: ich habe meine lenzen gethan (mein feld bestellt). Kehrein 263; vergl. dazu das zweite verbum lenzen, und lenzenfeld, lenzenflur. aus jenem lenzin aber geht, vielleicht weil die form dem genitive eines schwachen masculinums gleicht, die nominativform ahd. lenzo hervor: feruentes spiritum (die heiʒmuotigin ze guote) sint sumer, nouelli in fide (niuchomin ze geloubo) sint lenzo. Notker ps. 73 (Hattemer 2, 261ᶜ); mhd. lenze, später lenz (Dief. a. a. o.); und so wird das wort ein schwaches masc., ein verhältnis, das auch im nhd. bis selbst in dieses jahrh. fortdauert: in dem winter und in dem lenzen. Megenberg 95, 20; so leszt er im lenzen gras ... aufgehen. Luther 4, 9ᵃ; wie eine schöne rosen im lenzen, wie die lilien am wasser, wie der weirauchbaum im lenzen. Sir. 50, 8; s. Urban, den die nassen vätter schmucken mit rebenbletter, und mit frischen kränzen, weil an seim tag sich end der lenzen. Garg. 50ᵃ; einst schwamm in einem frohen lenzen eine ganze flotte von nachen .. der insel zu. Geszner (1789) 2, 10;
ein jeder baum der musz sein haar, die bletter, legen,
ist tod bisz sich der west im lenzen pflegt zu regen.
Opitz 2, 106;
keine rose mag im lenzen
dir gleich, schöne blume, glänzen.
Gerhard 254, 7 Gödeke;
sah Belisander jüngst die weisze blüthe
verschiedner bäum im lenzen an.
Brockes 2, 171;
weil mir ihr (der blumen) prächtiges und frisches glänzen
nicht den vergangnen nur, nein auch den künftgen lenzen
so noch, als schon, zugleich vor augen stellte.
409;
ihr freundinnen des lenzen.
E. v. Kleist (1765) 201;
wie unsre fluren glänzen!
wir freuen uns des lenzen.
Overbeck ged. 97;
ein schönes kind, das mit dem nächsten lenzen
erst sechzehn zählt.
Wieland 21, 182;
schmücke doch, du hand des lenzen,
schmücke diese fluren doch.
Rückert ges. ged. 3, 53.
daneben entwickelt sich schon zeitig, durch die seit dem 15. jahrh. allgemein übliche gekürzte nominativform lenz (lentz ver. voc. inc. theut. m 3ᵃ) gestützt, die starke form: da war es recht im lenz, das es daher grünet. Luther 4, 42ᵇ, die später, und zumal in der 2. hälfte des vorigen jahrh. allgemein wird:
du west, der auf dem lenz die lust der felder heget.
Opitz 2, 226;
die natur, die nie stets winter macht,
stets sommer, oder lenz, stets regen oder nacht.
274;
Belinde, die im frühen lenze (: kränze)
das erste veilchen noch entzückt.
Gleim 2, 30;
blüthen des lenzes.
Stolberg 1, 359;
der hauch des lenzes weckte
die schlafende natur.
Gotter 1, 26;
weitere beispiele im folgenden. auch das ags. lencten hat sich engl. zu lent gekürzt, wie die altniederländ. form jetzt im holländischen zu lente geworden ist.
2)
neben lenz läuft eine spät mhd., und noch im 16. jahrh. nicht unhäufige form glenz, wol collectivbildung zu der ersteren und demnach aus ge-lenze entstanden; der bildung entsprechend zunächst neutrum: das glenz was guet und warm. d. städtechr. 5, 311, 28; das glenz was küel bisz in den maien. 326, 10; aber auch wie lenz selbst, masculinum (vergl. dazu unter dem vorigen lenz gegen ende): do sich der glenz all erst anvieng. d. städtechr. 5, 66, anm. 1, vgl. auch Dief. 611ᶜ; in vielen fällen ist das geschlecht nicht näher zu bestimmen:
im glenz ich wider fürher zeuch (sagt die spinne).
H. Sachs in Wackernagels leseb. 2², 106, 40;
im glenz und im meyen grün.
B. Waldis Esop 3, 83, 1;
desz alters früling, glenz und meyen.
Fischart dicht. 3, 204, 34 Kurz;
auch als fem. erscheint glenz, da auch das einfache lenz, wenigstens in gegenden die ans niederdeutsche rühren, sich dem femininen geschlecht zuneigt, vgl. oben unter 1 und vor sente Peters tage cathedra den man nennet in der lentze. niederhess. urk. von 1445 bei Vilmar 247, sowie die beispiele im mnd. wörterb. 2, 666ᵇ fg.:
er wünschet das die glenz ankehm,
und jm denselben kummer bnehm.
B. Waldis Esop 2, 93, 5.
3)
im 16. jahrh. wird lenz noch, nicht nur in der gehobenen, sondern auch in gewöhnlicher rede verwendet: bei jnen (den juden) ist der erste mond und des jars anfang der april, das ist, wenn der april new wird, wenn der lenz kompt und alle ding new werden. Luther 4, 238ᵇ; umb unser frawen liechtmes tag, ... wenn der lenz daher bricht und zeit wil werden zu erbeiten und bawen. ebenda; die blumen sind erfür komen im lande, der lenz ist er bei komen. hohel. 2, 12; das wasser Tygris, wenn es ubergehet im lenzen. Sir. 24, 35; aber mit dem vordringen des wortes frühling, seit dem 17. jahrh., ist lenz der gewöhnlichen sprache entfremdet und nur noch der dichterischen eigen, vergl. unter frühling 1, a, theil 4¹, sp. 295:
zwar eine jungfrau tregt mit ihren weichen händen
von der gemahlten zier desz lenzen aller enden,
da blaue, dorte gelb, hier weisze blumen ein,
setzt sie dem liebsten auf, wann sie gewunden sein.
Opitz 2, 41;
ein röslein, wenns im lenzen lacht
und in den farben pranget.
Gerhard 12, 64 Gödeke;
lenz, sommer, herbst und winter kommen
durchs nah und ferne sonnen-licht.
Brockes 2, 517;
wechsellos blühet
ewiger lenz.
Stolberg 1, 224;
drum, o gutes mädchen, freue
deiner jugendfreuden dich,
und mit jedem lenz erneue
der empfindung blüthe sich!
2, 62;
die vögel singen dir,
sobald der lenz beginnt.
Hölty 120 Halm;
wo pflückt sie (die geliebte), wenn der lenz beginnt,
die ersten maienglocken?
171;
in des lenzes heiterm glanze.
Schiller klage der Ceres;
so wohl thut nicht der sonne blick im lenz,
als freundes angesicht in solcher stunde.
Wallensteins tod 3, 10;
o wie achtet ich sonst auf alle zeiten des jahres;
grüszte den kommenden lenz, sehnte dem herbste mich nach!
Göthe 1, 372;
aus diesem lenz, inkräftiger keime voll.
Uhland ged. 382.
in diesem sinne ist der plur. selten (gegen unten no. 6):
traurig flüchteten die lenze
nach Elysium.
Schiller triumph der liebe;
unter ihrem (der planeten) cirkel flohn
tausend bunte lenze schon.
melancholie an Laura;
in deine gläser sind gebannt
die düfte von des ostens lenzen;
du bietest feil am Nordseestrand
Natoliens salben und essenzen.
Freiligrath dicht. 1, 17 (die Griechin auf der messe).
es heiszt der laue, blumige lenz:
ich sahe jüngst mit lust im lauen lenzen
auf einem garten-bett viel hyacinthen glänzen.
Brockes 2, 24;
wie herrlich heiszet gott, jetzt im beblühmten lenzen,
das farbenreiche heer der schönen tulpen glänzen.
50;
im bunt-beblümten lenzen.
168;
komme, blumiger lenz!
Stolberg 1, 218;
und, mit persönlichen adjectiven, der liebe, holde, schöne, frohe, junge lenz:
sobald der schöne lenz wird blumen ohne zahl
durch seinen westerwind auszseen überall.
Opitz 2, 164;
in dem frohen lenzen.
Brockes 2, 5;
sie warten auf den lieben lenzen.
520;
der junge lenz bemale dein gestade
mit regenbögen, lieber bach.
Hölty 125 Halm;
unter wonnemelodien
ist der junge lenz erwacht.
Bürger 1ᵃ;
ist der holde lenz erschienen?
Schiller klage der Ceres;
das leben, das
mir wie ein lachender lenz erschienen war.
Platen 311ᵃ;
wie auch sonst der lenz häufig persönlich gedacht erscheint:
komm, liebes kind, komm, komm; der lenz kömpt auch gegangen.
Opitz 2, 34;
denkt nach den kühlen zeiten,
dem winter, den der lenz in kurzem wird bestreiten.
73;
nektarflaschen glänzen
aus kühlem eis, das hier im reich des lenzen
des winters bild, allein zur lust, erregt.
Wieland 17, 125 (Idris 2, 99);
soll ich die kinder des lenzes nach glanz, nach farben und düften
reihen.
Stolberg 1, 424;
die schönste rose, die der lenz gebar.
Hölty 46 Halm;
mancher, der .. dich, o blumengeber
lenz besungen hätte!
51;
wecke, kehrest du lenz, wecke die nachtigall
hier zu klagegesang.
58;
diese erd ist so schön, wann sie der lenz beblümt.
107;
die rose, die der unschuld farbe trägt,
sah jeder lenz vor alters hier entblühn.
Matthisson ged. (1794) 60;
er hüpft daher auf schwanken ästen,
der lenz, in blüten eingehüllt.
Gerstenberg verm. schrift. 2, 195;
D. welch heitrer anblick! welche schöne auen!
O. der lenz hat sie mit seinem schmuck bedeckt.
Schiller Demetrius, 2. aufz., v. 369.
4)
lenz übertragen auf die jugendzeit eines menschen, wie frühling theil 4¹, sp. 296:
wann nimbst du deine ruh? ist dann von wiegen an,
vom lenzen deiner zeit, noch nicht genug gethan?
Opitz 2, 17;
so eben betrat er die grenzen
des wollustathmenden lenzen
der ewigen jünglingschaft.
Wieland 10, 25;
dein lenz schwindet auf neidischer
weste fittig!
Stolberg 1, 27 (an Lais);
im frühen lenze des lebens.
404;
in meinem lenz.
Gotter 1, 368;
indesz ein frühes grab,
in ihrem lenz, von kind und gatten
die gute hausfrau trennt.
387;
ihr (der einsamkeit) liebt ich, im lenze
des lebens, am hain
schon veilchen in kränze
zum opfer zu weihn.
Matthisson ged. 75;
und sie, die schon im lenze
der goldnen kinderzeit
sich bis zur dunkeln grenze
des lebens mir geweiht.
52;
noch in meines lebens lenze
war ich, und ich wandert aus.
Schiller der pilgrim;
auch mir hat die natur
an meiner wiege freude zugeschworen; ..
doch thränen gab der kurze lenz mir nur.
resignation;
wie lenz und jugend verbunden werden:
wer wollte sich mit grillen plagen,
so lang uns lenz und jugend blühn?
Hölty 203 Halm;
o lenz, o jugend, komm zurück!
Gotter 1, 439.
5)
lenz, die blütezeit von etwas:
ach, allzuschnell nach kurzem lenze
entfloh die schöne liebeszeit!
Schiller die ideale;
in der tonkunst nie verblühtem lenze.
Körner ged. 71;
dann auch, was sonst blüte (theil 2, 177), das beste, schönste oder jugendkräftigste irgendwessen:
was klaget doch so sehr des volkes lenz, die jugend,
der tag verlaufe sich, und sei zu kurz zur tugend?
Opitz 1, 58;
wein um unsre rosenfreuden,
deren lenz so schnell entwich.
Götting. musenalm. 1777 s. 145.
6)
nach lenzen wird die jugendzeit gezählt (vergl. frühling theil 4¹, sp. 297):
auf deinen (eines kleinen mädchens) wangen keimet schon
ein sanftes morgenroth,
das, wenn zwölf lenze dir entflohn,
mit schönen fesseln droht.
Hölty 123 Halm;
warum auch flöhe sie, ein kind von vierzehn lenzen,
dem roth die lippe schwillt, dem blau die augen glänzen?
Freiligrath dicht. 2, 37;
so dasz lenz wie jahr steht:
in jener fünften, schönen, hellen nacht
des neunten lenzes meiner bösen zeit,
und meiner festern anschauung, stand ich
auf jenem kleebewachsnen anger.
Gleim 6, 24;
lasz — ich fühls — lasz, Laura, noch zween kurze
lenze fliegen — und diesz moderhaus
wiegt sich schwankend über mir zum sturze.
Schiller melancholie an Laura.
7)
schlesisch heiszt lenz auch freude, lärmender jubel: einen lenz verführen; das war ein lenz! Weinhold schles. wb. 53ᵃ; lustbarkeit, fest: alle tänze und länze, kirchmessen ... abzuschaffen und dagegen busz an zu stellen. Schickfusz schles. chronica 3, 177;
immer der fröhlichste geist, anführer der jungen zum lenze.
Geisheim ged. 1, 297 bei Fromm. 4, 176.
vgl. dazu das verbum lenzen 3.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1879), Bd. VI (1885), Sp. 753, Z. 15.

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„länzen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/l%C3%A4nzen>.

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