Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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luck, lück, adj.

luck, lück, adj.
locker, mhd. lücke. das wort, jetzt für die schriftsprache ausgestorben und durch locker verdrängt, ist ein verwandter zu dem verbum liechen sp. 981, ahd. liohhan, lûhhan, goth. lûkan. ist der begriff dieses verbums theils zu ziehen, theils zu schlieszen verlaufen (vgl. auch loch sp. 1093), so geht er doch auf den des biegens zurück, der auch in locke (sp. 1102), im verbum locken (sp. 1105) und in litt. lug-na-s biegsam hervortritt; das adj. luck, lück, ein ahd. lucchi voraussetzend, hat seine bedeutung aus diesem grundbegriffe entwickelt und denselben auf alles was nachgiebig, nicht steif oder starr ist, bezogen. luck war früher verbreiteter als jetzt, wo es, durch die weiterbildung locker verdrängt (vgl. 1110 unten, 1111 oben), sich wesentlich in die bairischen (Schm. 1, 1435 Fromm. Schöpf 402) und alemannischen mundarten zurückgezogen hat (schweizerisch, elsässisch, auch schwäbisch Schmid 366), welche mundarten locker nicht kennen. über eine nebenform lock vgl. sp. 1101. luck, lück, wie locker,
1)
auf das weiche, leicht nachgebende oder leicht zu bearbeitende erdreich bezogen: er (der garten) werd denn wol gebauen und gegettet, das der grund luck und feist und weich werd. Keisersberg seelenp. 223ᵇ; da gieng es geen dem winter, der ward ganz kalt und gefror hart .. aber Ulenspiegel .. gedacht: leid waʒ du leiden kanst, so lang (bis) der finger wider in die luck erd gat. Ulensp. 40 s. 59 Lappenberg; do scharreten wir ein corpus herus, nur mit den henden, dan der grundt noch lugk was, wil es erst den tag war vergraben. F. Platter 233 Boos; ob es (das erdreich) feiszt, mager, luck, fest, feucht oder dürr sei. Sebiz 23; dann bawen und acker-ären ist nicht anders, dann das erdreich luck machen, erlupfen und beiszen. ebenda; etwan underlegt mans mit sand oder holz, nachdem der boden fest oder lück ist. Fronsperger kriegsb. 1, 72ᵃ; der sandichte (boden), weil er lück und leicht. Hohberg 1, 456ᵃ; lück und mürb (erdreich). 2, 11ᵃ.
2)
luck, vom brot und vom mehl, locker, nicht schwer: so der teig zimlich gesalzen wird, macht es das brot lucker und ringer (leichter). Tabernaem. 591; spelzenbrot ist etwas lücker und milter dann das weizenbrot. 610; lugk, erschupfet brot, aufgeschwemmet brot. Henisch 521, 32; lück und schwammechtig (brot). Hohberg 2, 88ᵇ; wann der mühlbeutel dünn und grob ist, so fellt das mehl desto schwehrer in kasten, und wird nicht so viel in dem maasz, die weilen es nicht so luck ist. 3, 1, 68ᵃ; vom schwamme und vom schwammähnlichen: luck wie ein schwam, fungosus. Dasyp.; spongeosum luck als ein schwamm. Gersdorf feldb. d. wundarzn. (1528) 98; die dütten so uff dem fleisch seind, die seind zuͦsamengelegt von wiszem klotzechtem und luckem fleisch. s. 9; ir substanz ist weich und luck. 10; inwendig mit schönen, weiszen fleisch ganz luck bewachsen. Thurneiszer erdgewächse 34; zu hinderst an der wurzel der zungen ligen zu beiden seiten trüslin, die luck und schwammecht und fleischig seind. Ryff chirurg. 56ᵃ; die meerballen, so ich C. Geszner dieweil ich disz geschriben, in henden gehebt, welche mir ausz dem meer zuͦgebracht, was in der grösze eines öpfels, lugg und tünn, gleich als mit kleinen härlinen und aglen .. zuͦsamen verwicklet. Geszners vogelbuch von Heuslin 15ᵇ; aller holder hat den namen darumb, das er leichtlich hol gemacht wird, von wegen seines lucken marks. Bock kräuterbuch 784; der stamm an disem gewächsz hat durchaus luckes mark. 786; epipetrum, ein schwammächtig und luck meergewächsz. Forer fischb. 155ᵃ; die frucht ist luck als ein schwamm. Tabernaem. 862; natterwurzwasser vertreibt auch und dorret die lucken gewächs (gedruckt ist luckengewächs, gemeint sind polypen), so am rachen zu zeiten sich anhenken und aus der nasen herfurwachsen. 822; (am lerchenbaum wächst) ein weiszer, weicher und lucker schwamm. Hohberg 1, 527ᵃ; ein versottenes bein unter kraut oder ruben, in welchem man ob tisch das mark suecht, und nichts findet, weder wasz iergend für faiste zu end der röhren, im lukken glaichknochen steckt. Rompler vorrede s. 18; vom schnee: sô der snê vellet, sô ist er lücke und mag vil lîhte die sunne dar ûf geschînen, daʒ er versmilzet. Germ. 3, 415, 23; vom gewebe: aus reinem zeug, der gedigen und nicht luck ist. Hohberg 3, 1, 73ᵇ; vom bett: das bette ist lukk, mollis est lectus. Schottel 1359.
3)
luck, locker, nicht fest oder straff: es wachsen auch ihnen kindsmasen oder flecken under den augen, ihre augenlider werden lugk, und fallen ihnen die augen tief ein. J. Rüff hebammenb. (1581) 96; zu heisz und zu kalt macht luck zän. Fischart groszm. 140; labasco, ich bin luck, wird weich, ich heb an bewegt werden. Dasyp.; luck, weich, ficulneus. ebenda; luck und lampächtig sein, flaccescere. Maaler 275ᵃ; halb luck oder wälk, halb verrumpft, semivictus. ebenda; lucke seiler, nit gespannen, funes laxi. ebenda; jhre bänder je länger je lucker machen solte. Mauriceau (1680) s. 106; war es ihm immer, als ob der hosenträger lugg gelassen habe. Felder Nümmamüllers 52; das brett ist nur lugg, unfest. Stalder 2, 183; auch übertragen eine lugge gesundheit, stimme. ebenda; in bezug auf körperliche functionen: das süsze laxiret, zerlässet, däuet, weichet und macht luck. Hohberg 1, 569ᵇ; adverbial:
si (die metzger) wend nur pfennwerdig würst geben,
und machends dennocht als klain,
si sigind pfinnig ald rain,
und stoszens also lugg (stopfen sie so lose),
nit vil swerer denn ain mugg.
teuf. netz 9466;
etlich die hosenband luck binden.
Fischart flöhh. 1049;
zu luck entkriechts (wenn zu locker gehalten, entkriecht sie) als sinnspruch zu der abgebildeten hand, die eine schlange festhält, und als übersetzung zu dem ebenfalls dabei stehenden lat. si laxes erepit. Gargantua, titelblatt.
4)
luck, nachgibig, nachgebend, in den alemannischen formeln lugg lô, lugg gê, lugg sî, vgl. unter locken 1, sp. 1105; lugk oder ze linsz meinungen, die nit streng gnuͦg sind, sententiae molles Maaler 275ᶜ.
5)
luck, leichtsinnig: du wurdest jn für ein leichten, lucken man halten. S. Frank; stärkte diese begebenheit den wahn des gemeinen, unbesonnenen pöfels dergestalten, dasz die jenige lucke klügling (die gestern wegen der seltzamen geschicht mit dem gestohlnen geld gesagt hatten: so recht! so musz der hagel in die gröste häufen schlagen, damit das geld auch wieder unter den gemeinen mann komme!) anjetzo sich nicht schemeten zu lästern und zu sagen: also musz der teufel einen spielmann abgeben, wo man der armen schweisz verschwendet! Simpl. 3, 269 Kurz; auch in schärferem sinne, sittenlos, böse: ich wollte gerne, dasz dieses luckh gesind (die Guisen) meiner mit ihren schreiben und schmeichelreden und handlungen müszig giengen. schreiben des herzogs Christoph von Würtemberg an pfalzgrafen Friedrich von 1562 bei Schmid 366. alemannisch ein lucker mann, in den grundsätzen schwankender, unzuverlässiger. Stalder a. a. o.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1224, Z. 50.

luck, n.

luck, n.
deckel, verschlusz; im bairischen sprachgebiete; bair. luck deckel des bierkrugs, der tabakspfeife, eines gefäszes, fensterluck fensterladen Schm. 1, 1434 Fromm.; ebenso in Tirol. Schöpf 400; in Kärnthen. Lexer 181. die zu diesem worte gehörigen verwandten unter loch sp. 1093.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1226, Z. 11.

luck, n.

luck, n.,
nachgibigkeit, lockerung der fesseln (vgl. das adj. luck 3): noch weniger, ... dasz er (der teufel) erst der verdammten seele aus ihrer qual und marter in der hölle, wann er auch gleich könnte, .. so viel luck und ergetzung zuliesze, und ihr, dasz sie noch auf der welt nach ihrem ableiben, an dem ort, wo sie gesündiget herumschleiche, sich abkühlen, andere warnen, und ihr verfluchtes gut noch gleichwol, wem sie wolte, gönnen und überlassen möge, urlaub gebe. Simpl. 1 (1713) 626.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1226, Z. 16.

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Zitationshilfe
„lück“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/l%C3%BCck>.

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